Ex-Völkerfreundschaft-Kreuzfahrtschiff „Astoria“ morgen in Rostock

Unter dem Namen „Astoria“ läuft morgen das frühere DDR-Urlauberschiff „Völkerfreundschaft“ den Überseehafen Rostock an – in Warnemünde liegen die MSC Magnifica und die Norwegian Getaway

3. Juni 2017, von
Kreuzfahrtschiff „Astoria“ (Ex-Völkerfreundschaft) in Rostock-Warnemünde
Kreuzfahrtschiff „Astoria“ (Ex-Völkerfreundschaft) in Rostock-Warnemünde

Sie gilt als ältestes Kreuzfahrtschiff der Welt, die Astoria, die seit ihrem Stapellauf im Jahr 1946 schon etliche Namen an ihrem Bug trug. Vielen Rostockern dürfte der Kreuzliner, der aktuell für den britischen Anbieter „Cruise & Maritime Voyages“ (CMV) im Einsatz ist, aber eher als das frühere DDR-Urlauberschiff „Völkerfreundschaft“ bekannt sein.

Mit ihren Daten kann die vergleichsweise kleine Astoria heute kaum noch beeindrucken: 160 Meter lang, 21 Meter breit und maximal 550 Passagiere an Bord – unter all den neuen, großen Kreuzlinern, die Tag für Tag Tausende Touristen in den Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde bringen, wirkt sie fast schon zierlich. Vielmehr ist es die Geschichte, die dieses Kreuzfahrtschiff so besonders macht und Schiffsfans nostalgisch werden lässt.

1946 auf der schwedischen Werft Götaverken in Göteborg vom Stapel gelaufen, fuhr das Passagierschiff ab 1948 als „Stockholm“ im Transatlantikverkehr. 1956 kollidierte sie nach dem Auslaufen aus New York mit der „Andrea Doria“, einem gut doppelt so großen italienischen Luxusschiff, das nur Stunden nach dem Unglück mit schwerer Schlagseite sank. 51 Menschen kamen dabei ums Leben. Die stark beschädigte „Stockholm“ konnte nach New York zurückkehren und wurde repariert.

1959 kaufte die DDR das ‚Unglücksschiff‘, benannte es in „Völkerfreundschaft“ um und schickte es ab Anfang 1960 als Urlauberschiff des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) auf Kreuzfahrt. Bereedert wurde die „Völkerfreundschaft“ vom VEB Deutfracht/Seereederei Rostock (DSR). Bis zu ihrem Verkauf im Jahr 1985 waren jeweils bis zu 568 Passagiere bei den zahlreichen Reisen an Bord. 25 Jahre lang war Rostock Heimathafen der „Völkerfreundschaft“.

Ex-Völkerfreundschaft-Kreuzfahrtschiff „Astoria“ in Warnemünde, dahinter die „Costa Favolosa“
Ex-Völkerfreundschaft-Kreuzfahrtschiff „Astoria“ in Warnemünde, dahinter die „Costa Favolosa“

Zwischenzeitlich unter dem Namen „Fridtjof Nansen“ in Oslo als Unterkunft für Asylbewerber genutzt, begann 1992 der komplette Umbau, bei dem nicht viel mehr als der stabile Rumpf des Schiffes erhalten blieb. Trotzdem gilt der Kreuzliner als das älteste noch im Einsatz stehende Transatlantik-Schiff der Welt. Für zusätzlichen Auftrieb und zum Stabilitätsausgleich erhielt das beim Umbau deutlich schwerer gewordene Schiff seinen charakteristischen „Entenschwanz“ („Ducktail“) am Heck. Nach einer weiteren Modernisierung war der Kreuzliner von 2005 bis 2012 als Athena unterwegs. 2013 in Azores umbenannt, ist das in Madeira (Portugal) registrierte Kreuzfahrtschiff seit dem 26. Januar 2015 für den britischen Kreuzfahrtanbieter „Cruise & Maritime Voyages“ (CMV) im Einsatz und ersetzt dort die MS Discovery, seit 2016 unter dem Namen Astoria.

Neben der auch als „V1“ betitelten „Völkerfreundschaft“ fuhren zwei weitere Urlauberschiffe, wie die Kreuzfahrtschiffe in der DDR offiziell hießen, für den FDGB über die Meere. Die 1960 auf der Mathias-Thesen-Werft Wismar gebaute „Fritz Heckert“ war bis 1970 im Einsatz und wurde 1999 verschrottet. Die zuvor als ZDF-Traumschiff „MS Astor“ bekannte „Arkona“ fuhr ab 1985 für die DDR und ist heute unter dem Namen Saga Pearl II unterwegs. Sie war zuletzt am 17. Mai in Warnemünde zu Gast.

Die Astoria wird morgen früh gegen 7 Uhr aus Travemünde kommend im Überseehafen erwartet. Voraussichtlich gegen 16 Uhr wird sie Rostock in Richtung Stettin wieder verlassen.

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