FC Hansa Rostock - Wege aus der Krise
Geht nicht – gibt’s nicht: Wie der FC Hansa zurück in die 2. Liga möchte – Strategien eines Fußballvereins
21. Januar 2011, von Phillip
An Krisen mangelte es in den letzten Jahren nun wirklich nicht. Auf die Finanzkrise folgte die Eurokrise und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht ist.
Von nicht ganz so globaler Bedeutung, aber für viele Rostocker Fußballfans umso schmerzhafter dürfte da die Krise gewesen sein, in die der FC Hansa Rostock in der letzten Saison gestürzt ist. Eine Krise, an deren Ende nach den verlorenen Relegationsspielen gegen den FC Ingolstadt der Abstieg aus der zweiten in die dritte Liga stand.
Wie der Verein sich aus dieser Krise wieder herauskämpfen möchte bzw. sich bereits herausgekämpft hat, darum ging es im Vortrag von Hansa Manager Stefan „Paule“ Beinlich im Plenarsaal des Oberlandesgerichtes am gestrigen Abend. Für Beinlich alles andere als eine Routinesituation, da „Wege aus der Krise – Strategien eines Fußballvereins“ erst der zweite Vortrag war, den er in seiner Funktion als Manager hielt.
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Nach einer kurzen Begrüßung durch den Präsidenten des Oberlandesgerichtes, Burkhard Thiele, war es an Beinlich, den zahlreich erschienen Gästen – es mussten sogar noch zusätzliche Stühle organisiert werden – diese Strategien zu erläutern. Den Schwerpunkt legte der ehemalige Profifußballer dabei bewusst auf den sportlichen Aspekt des Unterfangens.
Zuvor schilderte er allerdings einige der Gründe für das schlechte Abschneiden in der vergangenen Saison.
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Da wäre natürlich zum Einen, dass der Verein zwar über gute Einzelspieler verfügte, diese aber keine Einheit auf dem Platz darstellten.
„Ich denke, man hätte mit dieser Mannschaft nicht absteigen müssen“, brachte Beinlich diesen Umstand auf den Punkt. Darüber hinaus gab es aber auch eine unzureichende Pflege der Sponsoren und zu wenig Gewinn aus der Nachwuchsarbeit, aus der z.B. auch Toni Kroos, der inzwischen beim FC Bayern spielt, entstammt. Gute Nachwuchsspieler wurden weder im Verein gehalten, noch gewinnbringend verkauft. Ein großer Verlust, vor allem wenn man bedenkt, dass die A-Jugend im vergangenen Jahr deutscher Meister wurde, was für die hervorragende Jugendarbeit in Rostock spricht.
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Als Beinlich im Juni 2010 seinen Posten antrat, fand er entsprechend einen Trümmerhaufen vor. Lediglich sechs Spieler waren nach dem Abstieg noch unter Vertrag, es gab kein Trainerteam, kein Scouting (am 20.Mai 2007 gab es die letzten Beobachtungen durch einen Scout) und nur noch fünf Prozent der Sponsoren waren übrig geblieben.
Außerdem waren aufgrund der finanziellen Lage betriebsbedingte Kündigungen unumgänglich und die Angestellten entsprechend enttäuscht und verunsichert. „Das war das Schwerste, was ich bisher tun musste, einem Mitarbeiter zu sagen, dass er zwar super gearbeitet hat, aber trotzdem nicht weiter beschäftigt werden kann“, erinnert sich Beinlich an die ersten Wochen als Hansa Manager.
Zudem musste alles sehr schnell gehen, denn innerhalb von zwei Wochen galt es, Trainer und Mannschaft aus dem Hut zu zaubern – kein leichtes Unterfangen ohne Scouting Team. Gut, dass bei Beinlich das Motto „geht nicht – gibt’s nicht“ großgeschrieben wird: „Für mich ist es häufig zu einfach, wenn man sagt: geht nicht.“
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Das Ziel war es nun, zunächst neben dem unerfahrenen Manager Beinlich, einen in Liga zwei und drei erfahrenen Trainer zu installieren, was mit Peter Vollmann auch gelungen ist. Um die Mannschaft zu vervollständigen, wurde zunächst im eigenen Verein in der Jugendarbeit und der zweiten Mannschaft gesucht und erst anschließend wurden weitere Spieler verpflichtet.
Dabei wurde das Spielsystem (für alle Fußballexperten: ein 4-4-2 mit Raute oder flacher vier im Mittelfeld) im Vorfeld festgelegt und die geeigneten Führungsspieler und Spieler, die sich von diesen führen lassen, gesucht. Wobei die Mannschaft natürlich flexibel genug aufgestellt ist, um bei Bedarf auch andere Spielsysteme einzusetzen.
Gleichzeitig wurde der ehemalige Co-Trainer Thomas Fink damit beauftragt, das Scouting System neu aufzubauen. Bei der Jugendarbeit wurden trotz geringerem Vereinsbudget keine Kürzungen vorgenommen, um das hohe Niveau auch in Zukunft halten zu können.
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Dass hinter der Vorgehensweise ein handfestes sportliches Konzept steckt, beweisen die aktuellen Erfolge der Mannschaft. Und auch was die Sponsoren angeht, ist der Verein heute auf dem Niveau von vor dem Abstieg. Dank einem gelungenen Neuanfang könnte die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga gelingen.
Die abschließenden Worte gingen schließlich an Admiral Jürgen Mannhardt, der den FC Hansa auf einem guten Weg sieht und nach Beinlichs Vortrag wieder einmal richtig Lust darauf bekommen hat ins Stadion zu gehen. Vielleicht ja gleich morgen beim Spiel gegen Erfurt.