Forschungsprojekt: Autonome Warnow-Fähre
Ein Forschungsprojekt zwischen der Rostocker Straßenbahn AG und der Universität Rostock soll untersuchen, wie eine Fähre auf der Warnow autonom fahren kann.
1. April 2025
Wir wagen einen Blick in die Zukunft: Eine autonom fahrende Fähre, die die Fahrgäste über die Warnow bringt? Wäre das denkbar? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich ein neues Forschungsprojekt rund um die Automation auf dem Wasser.
Die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) hat gemeinsam mit dem Institut für Automatisierungstechnik der Universität Rostock Fördermittel des Bundes für ein Forschungsprojekt zur Automatisierung im Wasserverkehr eingeworben. Im Mittelpunkt steht die Elektrofähre „Warnowstromer“, die zwischen Gehlsdorf und Kabutzenhof im Ein-Mann-Fahrbetrieb unterwegs ist. Nach einer erfolgreichen Vorbereitungsphase startet das Projekt „Warnowstromer AI“ am 1. April 2025 offiziell und läuft bis zum 31. Dezember 2027. Das Forschungsprojekt wird mit rund 1,3 Millionen Euro von der Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen gefördert.
„Das Projekt hat nicht zum Ziel, dass unser Warnowstromer am Ende ohne Schiffsführer über die Warnow gleitet. Dafür steckt das Thema autonomes Fahren auf dem Wasser noch zu sehr in den Kinderschuhen. Aber die E-Fähre ist ein ideales Testobjekt, um Daten zu sammeln für mögliche Automatisierungsansätze“, erklären die RSAG-Vorstände Yvette Hartmann und Jan Bleis.
„Bei unserem Projekt geht es um die Erprobung und Validierung automatischer Assistenzsysteme auf dem Wasser. Die Fähre auf der Warnow ist für uns ideal, weil sie das ganze Jahr über im regulären Betrieb fährt und ein erfahrener Schiffsführer immer an Bord ist, um die Systeme zu überwachen“, erläutert Dr. Björn Kolewe vom Institut für Automatisierungstechnik der Universität Rostock. „Die gesammelten Daten helfen uns für die Weiterentwicklung entsprechender Assistenzsysteme, mit denen wir die Sicherheit erhöhen, die Effizienz eines Schiffes verbessern und das Personal entlasten können.“
Auch der zuständige Senator Dr. Chris von Wrycz Rekowski ist gespannt auf die Projektergebnisse: „Mit dem Schiffsneubau der Elektrofähre haben wir immer auch das Ziel verfolgt, ein besonderes Zeichen der Innovation und Modernität im Stadthafen zu setzen. Dass unser ‚Warnowstromer‘ nun selbst wortwörtlich zum Vehikel wissenschaftlicher Forschung wird, freut uns umso mehr. Die Zukunft des Fährverkehrs ist nicht nur emissionsfrei und klimafreundlich, sondern auch smart. Daran wirken wir gerne mit.“
Zahlreiche Herausforderungen auf dem Wasser
Verglichen mit automatischen Systemen an Land unterliegen Automatisierungsanlagen auf Schiffen deutlich erhöhten Anforderungen: Es gibt ständig wechselnde Wellenbewegungen und Strömungsverhältnisse, andere Schiffe, schwimmende Personen, Vögel, Treibholz und auch unterschiedliche Wetterverhältnisse. All diese Einflüsse gilt es zu erfassen und zu analysieren.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wird auf der E-Fähre eine entsprechende Mess- und Rechnertechnik eingebaut. Die zahlreichen Sensoren erfassen u.a. das An- und Ablegeverhalten der Schiffsführer (z. B. Geschwindigkeit, Winkel beim Anlegen), Witterungsbedingungen wie Windrichtung und Temperatur sowie die Hindernisse auf dem Wasser. Dank dieser Daten kann die Software optimiert und die Sicherheit künftiger Assistenzsysteme verbessert werden.
„Wenn das Projekt im Laufe des Jahres in der Umsetzungsphase angekommen ist, werden wir im Fahrgastraum der E-Fähre auch einen Bildschirm installieren, der den Streckenvorschlag fürs Anlegen von der Software im Abgleich mit den Echtdaten zeigt“, informiert Anke Krocker, Projektleiterin und Fährkoordinatorin bei der RSAG.
Quelle: Rostocker Straßenbahn AG, Foto: Joachim Kloock