„Fräulein oder Demoiselle?“

Ausstellungseröffnung im Kulturhistorischen Museum

27. März 2010, von
Liane Melzer und Steffen Stuth - „Fräulein oder Demoiselle?“
Liane Melzer und Steffen Stuth - „Fräulein oder Demoiselle?“

Vom 26. März bis 11. Juli 2010 findet im Kulturhistorischen Museum eine neue Ausstellung statt. Worum geht’s? Nun, der Titel lautet: „Fräulein oder Demoiselle? Adlige und bürgerliche Damen in den Klöstern Ribnitz und Rostock“. Gezeigt werden Exponate aus der nachreformatorischen Klosterzeit und der darin lebenden Stiftsdamen. Warum ist das eine Ausstellung wert?

Während der Reformation gingen die Kirchengüter an die Landesherren. Das heißt, dass alle Klöster geschlossen wurden. Doch wo sollten jetzt all die vielen Töchter hin, die es im Adel und im gehobenen Bürgertum zuhauf gab? Neben den Konventen Dobbertin und Malchow blieben in Mecklenburg auch die beiden Klöster in Rostock und Ribnitz erhalten. Bis zum Ende der Monarchie 1920 gehörten sie als Damenstifte für unverheiratete Frauen zu den bedeutenden Einrichtungen Mecklenburgs.

Liane Melzer - Ausstellungseröffnung im Kulturhistorischen Museum
Liane Melzer - Ausstellungseröffnung im Kulturhistorischen Museum

Die Ausstellung, die am Donnerstag von der Kultursenatorin Liane Melzer feierlich eröffnet wurde, „widmet sich erstmals den beiden mecklenburgischen Damenklöstern vom 16. bis 20. Jahrhundert.“

Die Entscheidung, beide Klöster in einer Ausstellung zu vereinen, war naheliegend, da das Kloster Ribnitz zwei Plätze an Rostocker Stiftsdamen vergab und insgesamt knapp 20 beherbergte.

Die Eröffnung selbst war überraschend gut besucht. Immer mehr Interessenten fanden sich in dem kleinen Raum ein, sodass sogar zu Klappstühlen gegriffen werden musste, die eigentlich für eine Fotoausstellung im hinteren Teil des Klosters bereitstehen und nicht unbedingt zum Verweilen einladen.

Was aber wird denn gezeigt?

Alex Attula, Heidrun Lorenzen und Steffen Stuth
Alex Attula, Heidrun Lorenzen und Steffen Stuth

Dr. Heidrun Lorenzen und Dr. Steffen Stuth, Leiterin und stellvertretender Leiter des Museums Rostock, sowie Axel Attula, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Ribnitz, führten eine kleine Pressegruppe, und ganz nebenbei auch noch die letzten Bauarbeiter, am Eröffnungstag vorab durch die Kreuzgänge und lieferten neben vielen Informationen auch witzige Anekdoten.

In den Kreuzgängen des Klosters zum Heiligen Kreuz sind zahlreiche Zeugnisse aus den vier Jahrhunderten zu sehen. Gemälde, kunsthandwerkliche Objekte, Urkunden und Handschriften, Stücke aus dem Schatz des Klosters zum Heiligen Kreuz, aber auch Belege für die Alltagskultur.

Ausgestellt werden beispielsweise Straußeneier, ein Geflügelbuch, Türen oder Deckenplatten, um nur ein paar der zahlreichen Exponate zu nennen. Eher ungewöhnliche Ausstellungsstücke, das muss man zugeben. Doch im Zusammenhang gesehen gar nicht so grotesk.

Straußeneier
Straußeneier

Straußeneier sind ein Christus-Symbol und wurden über Jahre hinweg von den Stiftsdamen aufgehängt. Das Geflügelbuch ist genau das, was es bezeichnet: eine schriftliche Aufzeichnung über das Geflügel im Kloster und damit auch über das tägliche Leben und Leiden. Und der Rest? Das sollten Sie sich selbst mal anschauen. Es lohnt sich!

Im wunderschönen Kloster zum Heiligen Kreuz, dessen mittelalterliche Größe bei der Renovierung wiederhergestellt wurde, sind die wertvollen Exponate zu sehen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Am kommenden Sonntag (28.03.10) findet um 11 Uhr eine Sonderführung mit Dr. Stuth statt und jeden Dienstag um 15 Uhr sind öffentliche Führungen geplant, die noch mal viel mehr verraten als auf den Museumstafeln zu lesen ist. Also unbedingt empfehlenswert.

Gucklöcher im Kloster zum Heiligen Kreuz
Gucklöcher im Kloster zum Heiligen Kreuz

Worauf die Museumsleiterin Dr. Lorenzen in ihrer Rede nochmals eindringlich verwies, sind sogenannte Gucklöcher, die einen überaus interessanten Blick in die Geschichte zulassen. Allerdings gehen diese als große, rote Pfeiler bei der durchgängig rot gehaltenen Ausstellungsstruktur etwas unter. Die Gucklöcher zeigen Fotos vom historischen Kloster und stehen an genau den Stellen, an denen der Fotograf gestanden hat, um sein Bild zu machen. Das bedeutet für den Betrachter, dass optische Vergleiche zwischen damals und heute gezogen werden können, ohne dass man sich vom Fleck rühren muss. Trauen Sie sich und riskieren Sie den Blick!

Im Anschluss an die Rostocker Ausstellung werden auch in Ribnitz Klosterexponate aus der Zeit zwischen dem 16. Und 20. Jahrhundert gezeigt. Laut Alex Attula vom Kloster Ribnitz sollte der neugierige Besucher beide Ausstellungen anschauen, um ein wirklich klares Bild der gemeinschaftlichen Geschichte zu bekommen. Na ja, ein bisschen Eigenwerbung muss sein!

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