Warnemünder Hotel wird Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete
Das ehemalige Best-Western-Hanse-Hotel in der Warnemünder Parkstraße wird vorübergehend zur Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete – bis Freitag soll der erste Teil bezogen werden
5. April 2022, von Olaf
Im ehemaligen Best-Western-Hanse-Hotel in der Warnemünder Parkstraße wird fleißig gearbeitet. Kartons werden ausgepackt, Betten und Möbel geschleppt. Zahlreiche freiwillige Helfer richten Zimmer für Geflüchtete her. Am Freitag sollen die ersten Familien hier einziehen.
Bei der Besichtigung des leergezogenen Komplexes vor einem Monat sei daran kaum zu denken gewesen, erinnert sich Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen. Der Komplex wurde vom bisherigen Pächter etwas zu „besenrein“ übergeben – teilweise fehlten Waschbecken, Toiletten oder Steckdosen. Immerhin war die Feuermeldeanlage noch vorhanden und intakt. So gab es schnell „Grünes Licht“ für die Unterbringung von Geflüchteten.
Hotel wird Gemeinschaftsunterkunft mit 71 Zimmern
Insgesamt bietet das frühere Hotel in 71 Zimmern Platz für Flüchtlinge, nicht nur aus der Ukraine. Vorrangig sollen hier Familien und Menschen mit besonderem Schutzbedarf untergebracht werden. Es gibt sowohl kleine Einzelzimmer als auch größere Räume. Das Gebäude ist weitgehend barrierefrei, rollstuhlgerecht sind allerdings nur wenige Zimmer. Ein Problem, da auch viele Menschen mit Behinderungen geflüchtet sind.

Die ersten 32 Zimmer wurden gestern übergeben und werden jetzt möbliert. Vorausgegangen war am Wochenende eine große Reinigungsaktion von „Rostock hilft“. Läuft alles nach Plan, sollen die restlichen 39 Zimmer noch vor Ostern bezugsfertig sein. Im Haus gibt es eine große Gemeinschaftsküche und zwei Spielzimmer. Betrieben wird die Anlage vom Malteser Hilfsdienst, seit heute ist auch ein Wachschutz vor Ort.
Ampelsystem für die Unterbringung
Bei der Unterbringung Geflüchteter setzt die Stadt auf ein Ampelsystem, erläutert Madsen. Rot steht dabei für eine Unterbringung in Notunterkünften, wie der Hansemesse. Menschen sollen hier möglichst nur wenige Tage untergebracht werden. Gelb steht für Gemeinschaftsunterfünfte, zu der auch das Warnemünder Hotel gehört. Hier können die Bewohner auch mal die Tür hinter sich zu machen, haben Privatsphäre und mehr Lebensqualität, sagt der Oberbürgermeister.

Ziel sei die Ampelfarbe Grün, eine dauerhafte Unterbringung in eigenen Wohnungen. Dies stelle jedoch eine große Herausforderung dar, so Madsen.
Spenden und Helfer weiter willkommen
Etwa 250.000 Euro investiert der Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE) ins ehemalige Hotel, sagt dessen Sprecherin Josefine Rosse. Viel konnte durch Spenden und ehrenamtliches Engagement realisiert werden. So sind Handwerksfirmen kurzfristig zu moderaten Preisen eingesprungen, eine große Möbelkette hat spontan Möbel und Betten geliefert. Dazu kam die Unterstützung zahlreicher Freiwilliger bei der Reinigung und Einrichtung.

Spenden und Helfer werden weiterhin gesucht. Was an welcher Sammelstelle genau benötigt wird, findet ihr auf der Webseite www.rostock.de/ukraine.
2.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Rostock
Stand heute leben knapp 2.000 aus der Ukraine Geflüchtete in Rostock, sagt Anika Leese, kommissarische Leiterin des Amtes für Jugend, Soziales und Asyl.
579 Personen sind in der Hansemesse untergebracht. Etwa 100 leben derzeit im Blue Doors Hostel am Werftdreieck sowie in der Gemeinschaftsunterkunft Langenort.
Mit gut 1.000 Menschen sind die meisten in privaten Wohnungen untergekommen – bei Angehörigen, ehrenamtlichen Helfern und teilweise auch mit eigenem Mietvertrag.

Wohnheim der Warnow Werft, FDGB-Heim und WTC Rostock
Erbaut wurde der Komplex in der Parkstraße 51-53 Ende der 1950er Jahre. Knapp drei Jahrzehnte diente er als Ledigenwohnheim für Arbeiter der Warnow Werft. Anfang 1987 wurde das Objekt vom Feriendienst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) übernommen und als FDGB-Heim „Willi Grünert“ für die Unterbringung von Urlaubern genutzt.
Kurz nach der Wende schloss die Hansestadt Rostock einen Pachtvertrag mit der World Trade Center Ruhrgebiet GmbH (inzwischen umfirmiert in die Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft mbH, kurz Gelsen-Log), einer kommunalen Tochter der Stadt Gelsenkirchen. Ein Handelscenter mit angeschlossenem Hotel sollte hier unter dem Namen „WTC Rostock“ entstehen.
Mit lediglich 100.000 Euro Jahrespacht ein ziemlich schlechtes Geschäft für die Rostocker. Als „grob unwirtschaftlich“ stufte das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern den Pachtvertrag 2009 ein und empfahl die Prüfung einer vorzeitigen Vertragsauflösung. Gespräche blieben jedoch ebenso erfolglos wie Klagen durch alle Instanzen bis zum Bundesgerichtshof. Immerhin ergab sich vor Gericht eine maximale Vertragslaufzeit von 30 Jahren und Rostock konnte den Vertrag zum 1. Februar 2022 kündigen. Ursprünglich waren Verlängerungsoptionen seitens des Pächters bis 2041 vorgesehen.
Vor dem Ukraine-Krieg hatte sich der Ortsbeirat Warnemünde im Januar 2022 altersgerechtes und betreutes Wohnen als Nachnutzung für den Komplex gewünscht.