Das älteste Gold der Welt im Kulturhistorischen Museum
Ausstellung zeigt Schatz aus Varna mit dem ältesten bearbeiteten Gold und Kupfer der Welt
29. November 2018, von Stefanie
Ein ganz besonderer Schatz ist ab morgen im Kulturhistorischen Museum zu sehen: das älteste Gold der Welt.
In den 1970er Jahren wurde es in kupferzeitlichen Gräberfeldern in der Nähe von Varna am Schwarzen Meer entdeckt. Vor etwa 6500 Jahren – so die Erkenntnis archäologischer Forschung – wurden hier verstorbene Stammesführer und Priester mit Grabbeigaben aus Kupfer und später aus Gold bestattet. Diese zählen heute zu den ältesten bekannten Schmuckstücken der Welt. „Wir haben hier das älteste bearbeitete Gold und Kupfer der Menschheitsgeschichte. Es zeigt, dass einer der wesentlichen Kristallisationspunkte unserer Zivilisation im Bereich des Balkans, im Bereich von Varna gelegen hat“, unterstreicht Museumsdirektor Dr. Steffen Stuth die Bedeutung der Exponate.
Nachdem die Funde unter anderem bereits in Bulgarien, Frankreich, den Niederlanden, Italien, Israel, Kanada und Japan gezeigt wurden, kommt die Ausstellung nun zum ersten Mal nach Deutschland. Über 2000 Leihgaben, darunter zahlreiche originale Goldobjekte und weitere spektakuläre archäologische Funde, hat das Regionalmuseum für Geschichte in Varna an die Ostseeküste nach Rostock geschickt. „Wir sind sehr froh, dass Varna unsere Partnerstadt ist und dass wir im Jubiläumsjahr so eine Ausstellung für Rostock generieren konnten“, zeigt sich Oberbürgermeister Roland Methling beglückt. Sie soll Geschmack auf das in Rostock geplante Archäologische Landesmuseum machen. Bei einem Besuch der bulgarischen Partnerstadt im Jahr 2007 sei die Idee für diese Ausstellung entstanden, erzählt Methling.
Den drei Ausstellungsräumen vorangestellt ist daher auch ein Bereich, in dem die Stadt Varna und das Museum selbst vorgestellt werden. Vom „ältesten Gold der Welt“ sei jedoch nur etwa ein Drittel des gesamten Schatzes zu sehen, ordnet der bulgarische Archäologe Vladimir Slavchev vom Museum in Varna, der die Ausstellung mitkonzipiert hat, ein.
Gleich im ersten Raum befindet sich die Nachbildung eines bedeutenden Fürstengrabes. Das Skelett ist aus Kunststoff, die reichlichen Grabbeigaben sind originale Fundstücke. Ringe, Ketten, Gefäße, Werkzeugteile und eine wohl zur offiziellen Bekleidung gehörende Penisröhre aus Gold, Kupfer, Muscheln und Feuerstein gehören dazu. Handelt es sich bei dem Verstorbenen um den ersten König der Menschheitsgeschichte? „Zumindest haben wir hier das erste Mal den Nachweis, dass es ein Oben und ein Unten in einer differenzierten Gesellschaft gegeben hat“, erläutert Steffen Stuth.
Eine Tierfigur im zweiten Raum veranschaulicht, wie kunstfertig in der Mitte des 5. Jahrtausends vor Christus schon Goldblech geschnitten wurde. Noch älter ist die Kette gegenüber. Aus dünnen und schmalen Goldblechstreifen wurden 31 Perlen gefertigt und diese zu der wohl ältesten Goldperlenkette der Welt gereiht.
Aber nicht nur Gold, auch Muscheln, Terrakotta und Keramik wurden damals ästhetisch geformt.
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Ein besonderes Beispiel dafür ist der Tonkopf im dritten Raum: der Kopf der Göttin aus dem See. Er war bei den archäologischen Untersuchungen in einer überfluteten Siedlung am Grunde des Varna-Sees aufgetaucht. Löcher in Ohren und im Mundbereich lassen vermuten, dass die Figur – ähnlich wie Totenmasken – an diesen Stellen mit Goldschmuckstücken verziert war, die jedoch nicht mehr zugeordnet werden konnten. Eines ist jedoch klar, so der Museumsdirektor: Die Göttin aus dem See sei eines der frühesten menschlichen Antlitze.
Noch bis zum 28. April 2019 kann die Ausstellung „Das älteste Gold der Welt“ im Kulturhistorischen Museum besucht werden. Der Eintritt kostet drei Euro.