Neues Konzept gegen unschöne Graffiti

Maler sollen künftig schnell ausrücken, um Graffiti zu beseitigen – das neue Konzept soll zuerst in der KTV umgesetzt werden

25. Juni 2014, von
Graffiti in Rostocks Innenstadt
Graffiti in Rostocks Innenstadt

Es ist zum Haareraufen: Die Baugerüste stehen noch und schon prangt auf der frisch gestrichenen Hauswand ein unschönes Graffiti. Die Stadt will dem Einhalt gebieten und den illegalen Sprayern verstärkt den Kampf ansagen. Insbesondere der Ortsbeirat der KTV, der den Zustand im Stadtteil so nicht mehr hinnehmen will, hatte in dieser Sache massiv Druck gemacht.

Am Freitag beschäftigt sich daher der kommunale Präventionsrat mit einem Konzept, das bereits in Pforzheim erfolgreich erprobt wurde. Das Rezept: Die Schmierereien sollen schnellstmöglich von Malern entfernt werden. Dieser Ansatz beruht auf der sogenannten Broken-Window-Theorie. „Dort, wo eine gewisse Unordnung herrscht, kommt – wenn man diese Unordnung nicht beseitigt – mehr Unordnung hinzu. Ordnungswidrigkeiten und Kriminalität folgen, irgendwann ändert sich auch der Charakter eins Stadtgebietes“, erklärt der Vorsitzende des kommunalen Präventionsrates Hans-Joachim Engster. „Das heißt: Nichts tun, wäre falsch.“

Nach dem Pforzheimer Modell soll der Malerinnung eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Graffiti zukommen. Maler sollen schnell über Schmierereien informiert werden und dann zur Beseitigung ausrücken. Ein Hinweis auf ihrem Fahrzeug „Graffitibeseitigung im Einsatz“ zeigt, dass sich diese Firma für die Sauberkeit in der Stadt engagiert. Neben dieser Werbemaßnahme sollen auch die Kosten für die Farbe übernommen werden.

Bei der Anti-Graffit-Mauer am Kröpeliner-Tor-Vorplatz hat sich die Wirkung noch nicht so richtig entfaltet.
Bei der Anti-Graffit-Mauer am Kröpeliner-Tor-Vorplatz hat sich die Wirkung noch nicht so richtig entfaltet.

Die Gelder dafür werden nicht aus Steuermitteln erbracht, sondern aus Spenden und Bußgeldern. „Es wäre rechtlich nicht vertretbar, wenn die Stadt mit Steuergelder Graffiti an privaten Häusern entfernen lassen würde. Der Stadthaushalt bleibt davon unberührt“, erklärt Hans-Joachim Engster.

Darüber hinaus werden in Pforzheim erwischte Straftäter von Gerichten zu Sozialstunden verurteilt, in denen sie Graffitis entfernen müssen. Ob dies auch in Rostock möglich ist, darüber will am Freitag der Präventionsrat gemeinsam mit dem Ortsbeirat und Wohnungsgesellschaften beraten.

Unterstützung kommt auch vom City-Kreis Rostock e.V. „Das Problem betrifft jeden Gastronomen und Einzelhändler in der Innenstadt. Jeden Morgen versuchen sie – möglichst vor Geschäftseröffnung – die Graffitis zu entfernen“, berichtet Dr. Peter Magdanz. Er begrüßt, dass die Beseitigung nun organisiert passieren soll und hofft, dass damit nicht nur die großen Häuser, die es sich leisten können, sauber werden, sondern auch die kleineren in den Nebenstraßen.

Ein schneller Malereinsatz soll Graffiti beseitigen und so neue verhindern.
Ein schneller Malereinsatz soll Graffiti beseitigen und so neue verhindern.

„Es ist uns wichtig, dass es schnell passieren kann, weil die Aufmerksamkeit gewollt ist. Je länger es da ist, desto größer die Aufmerksamkeit“, setzt Peter Magdanz auf einen frustrierenden Effekt, wenn jemand Zeit und Geld auf ein Graffiti verwendet und das um 9 Uhr wieder weg ist.

„Es geht um das Beseitigen, nicht um das Bestrafen“, betonen beide. Für die Strafverfolgung – rechtlich gesehen handelt es sich bei nicht genehmigten Graffiti um Straftaten – sind in Rostock die Bundes- und Landespolizei zuständig.

Die häufigsten Graffiti-Formen in Rostock sind die sogenannten Tags an frisch gestrichenen Wänden. Ziel ist, mit seinem Namenszug im Stadtbild zu dominieren. Fußball und Musik bestimmen im Wesentlichen die Inhalte. Hans-Joachim Engster berichtet von verschiedenen Graffiti-Szenen in Rostock. Die Jüngeren würden es vor allem als Mutprobe betrachten. Es gibt aber auch eine Gruppe von Erwachsenen, die immer wieder, auch nach Jahren auftauchen, und die sich mit größeren Bildern im Stadtbild verewigen.

Die Graffiti-Beseitigung ist nur ein Aspekt, mit dem sich der kommunale Präventionsrat aktuell beschäftigt, erklärt deren Koordinatorin Marlen Schmidt. Um schon die Ursachen zu bekämpfen, werden Jugendprojekte gefördert. Auch bei der Planung neuer Gebäude und Flächen spiele das Thema zunehmend eine Rolle.

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