Hans-Olaf Henkel: „Die Abwracker“
Brisante wirtschaftspolitische Diskussionsrunde bei Thalia
19. Januar 2010, von Dirk
Zu Gast in der Thalia-Buchhandlung Rostock war gestern Abend kein geringerer als der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel. Die Lesungsreihe seines mittlerweile sechsten Buches „Die Abwracker“ fand in Rostock ihren Auftakt.
Gelesen wurde zwar nicht wirklich, aber wortgewandt und sympathisch ehrlich zog Hans-Olaf Henkel auch so die Hörer in seinen Bann. Die stellvertretende Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung Rostock in der Breiten Straße, Evelyn Röwekamp, begrüßte die Gäste und bereitete das Podium vor.
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Hans-Olaf Henkel ist in Wirtschaftsfragen eine Institution. Wohl auch deshalb war die Veranstaltung so gut besucht, dass kurz vor Beginn noch allgemeines Stühlerücken angesagt war. Der auslandserfahrene ehemalige Manager begann mit einer Anekdote aus seinem Leben in den Vereinigten Staaten. Dort habe er innerhalb von 20 Monaten aufgrund eines Immobilienverkaufs 20.000 $ verdient. Knapp 20 Jahre später war das Haus dann sogar das Zehnfache wert.
Mit solchen Geschichten oder auch Gleichnissen versuchte er die Wirtschaftskrise aus seiner ganz persönlichen Sicht zu schildern. Sein Buch nannte Henkel „Die Abwracker“, weil die Abwrackprämie symptomatisch für die Politik sei.
Letztes Jahr wurden Unmengen an Autos verkauft und produziert, nun jedoch steht die Automobilbranche vor einem „großen Loch“. Immer wieder benutzte er bei seinen Erklärungen das Wort „Blase“, die sich allzu oft weit aufbläht und dann irgendwann einfach platzen muss.
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So gelang es ihm, die schwierigen Zusammenhänge der Bankengeschäfte und Hintergründe plausibel darzustellen. Den großen Erfahrungs- und Wissensschatz verdankt er seiner langjährigen Tätigkeit in verschiedenen Positionen und Aufsichtsräten. Absolut bemerkenswert waren Beispiele von Gesprächen mit Fidel Castro und Josef Ackermann.
Am ehemaligen Bundes-Finanzminister Peer Steinbrück ließ er kein gutes Haar. Verständlich erklärte Henkel: „Es ist nötig das System zu ändern“ und dringend sei eine „globale Regulierung“ für das Finanzwesen erforderlich.
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Nach seiner knapp einstündigen Präsentation schloss sich eine ebenso lange, teils hitzige Diskussionrunde an. Viele gut fundierte Fragen wurden gestellt und in bester Manager-Manier von Henkel überzeugend beantwortet.
Ein Zuschauer jedoch nutzte die Gunst der Stunde, um wirre Verschwörungstheorien loszuwerden. Die übrigen Anwesenden ermahnten ihn zur Ruhe, bis Hans-Olaf Henkel endlich einschritt „Nun hören Sie doch auf mit dem Quatsch“.
Zukünftig sieht der Vater von vier Kindern eine mögliche Inflation auf Deutschland zukommen. Dann beruhigte er die Anwesenden jedoch, dass es auch ganz anders kommen könne.