Bootsbauworkshop am Museumshafen zur 20. Hanse Sail
Wie ein historisches Segelschiff entsteht, kann während der Hanse Sail im Museumshafen erlebt werden
4. August 2010, von Andreas
„Wir begreifen die Hanse Sail als Freilichtmuseum.“ Maik Springmann, Organisator des „IV. International boatbuilding workshop“, weiß, dass es teilweise nicht gut steht um das Wissen von oft nur mündlich überlieferter Schiffbauertradition. Sogar Experten müssen das nötige Know-how, um einen richtigen „Haffkahn“ (ein Binnensegelschiff) zu bauen, mehr oder weniger neu erfinden.
Zum Beispiel war früher durchaus bekannt, wie man ein Segel unter Verwendung von natürlichen Stoffen „schimmelfest“ bekommt – dies muss heute erst wieder neu herausgefunden werden. Solche und andere Wissenslücken führen dazu, dass bei einem der ausgestellten Boote fraglich ist, ob es stabil genug für eine Fahrt auf der Warnow wäre.
Viele der Techniken sind schlichtweg in Vergessenheit geraten. Der ein oder andere mag jetzt denken „Na und, es gibt doch genug neue Methoden, Boote zu bauen!“, aber gerade im Zeitalter von YouTube und Wikipedia ist es wichtig, „Nachhaltigkeit in die ‚Copy-and-Paste-Gesellschaft‘ zu bringen“, wie Maik Springmann es ausdrückt. Museen sollten einerseits nicht unterschätzt werden, denn sie sind „Verkaufseinrichtungen für Informationen“. Andererseits müssen diese sich natürlich auch nach neuen Wegen umsehen, wie sie die multimedial verwöhnten Leute erreichen.
Dieses Anliegen ist auf einer Veranstaltung wie der Hanse Sail, auf der sowieso Schiffe unterschiedlichster Zeiten erlebbar sind, besonders gut umsetzbar. So erfüllt der Workshop auf der Hanse Sail einen doppelten Zweck: Geschichte soll interaktiv erlebt werden können und junge Leute sollen für die handwerkliche Tradition begeistert werden.
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Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass es sich bereits um den vierten internationalen Workshop handelt – die Ergebnisse der vorangegangenen Treffen können ebenfalls im Museumshafen bestaunt werden. Neben dem deutschen Boot sind auch Polen, Schweden und Litauen mit eigenen „Hafffahrzeugen“ vertreten. Es sind Versuche, Boote nach dem Vorbild des Schiffbauerhandwerks des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu bauen. Bereits vor Ort ist ein kleines schwedisches Boot, welches fast nur unter Verwendung von Originalteilen restauriert wurde, wie mir Karin Vierth und Jonas Widaas vom Blekinge Museum berichten.
Aber es wird mehr geboten, als nur die Ergebnisse bisheriger Workshops, denn natürlich soll auch die Hanse Sail in Rostock greifbare Ergebnisse hervorbringen. So werden ein Netzmacher, eine Segelmacherin, ein Reepschläger, ein Schmied und weitere Handwerker gemeinsam an einem Haffkahn, dem „Rostocker Kahn“ arbeiten, an dem man exemplarisch den Übergang vom Einbaum zum Plankenboot sehen wird. Vorbild ist ein Kahn von 1890. Alle Gewerke können bei ihrer Arbeit begutachtet werden und den einen oder andere Handgriff darf man selbst ausprobieren. Zwei Mal am Tag kann man zum Beispiel dabei sein, wenn Planken gedämpft werden.
Wenn alles gut geht, kann das Endprodukt am Ende der Hanse Sail zu Wasser gelassen werden. Also dann, Mast- und Schotbruch und schaut mal vorbei bei den historischen Bootsbauern!