Heidi Schneekloth - Fotografien bei Berlitz
Blühende Landschaften aus Flora und Fauna – Zweite Dekade
29. März 2010, von Vanessa
Eine Sprachschule dürfte nicht unbedingt der Ort sein, an dem man eine Kunstausstellung erwartet. Dennoch wurde genau hier, im Berlitz Sprachcenter in der Kröpeliner Straße, am Donnerstag eine neue Ausstellung eröffnet.
Auf den zweiten Blick durchaus passend, sind Kunstwerke doch ein gutes Mittel, um den sonst so nebligen Lernsmog aus den Fenstern in die frische Frühlingsluft zu verbannen. Wenn dann noch lokale Künstler unterstützt werden, ist das ja immer eine feine Sache.

Unter dem Titel „Blühende Landschaften aus Flora und Fauna – Zweite Dekade“ zeigt die Rostocker Fotografin Heidi Schneekloth in den Lehrräumen des Sprachcenters ihre neuesten Werke. Diese sind chronologisch angeordnet, die Räumlichkeiten am Eingang beherbergen ältere Werke und im hinteren Teil des Centers sind die jüngsten Fotografien zu bestaunen.
Ihr Mentor und ehemaliger Dozent von der FH Wismar, Prof. Knut Maron, hielt die Eröffnungsrede. In der für Professoren typischen Vorlesungsart bog er unsere Betrachtungsweise schon etwas, wie er selbst es nannte, indem er bereits auf Interpretationsarten hinwies. Begeistert sprach Maron von Schneekloths kunstvollen Fotografien und verwies mehrfach auf ihre Gruppe „Absage an die Wirklichkeit“, in der sie eine von neun Künstlern ist. „Eine fantastische, surreale Auffassung des Realen“ steht als Leitmotiv im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit dieser Gruppe.

Die Auswahl des Themas, dessen Interpretation im Motiv und die Farbinterpretation im Labor seien alles subjektive Vorgänge. Diese Subjektivität stünde bei ihr im Vordergrund. Sie schaffe intime Atmosphären auf Vertrauensbasis, sodass die menschlichen Motive vor der Kamera sich nicht für diese verstellen. Schneekloth ist somit in der Lage, die Menschen in ihrer natürlichen Art und Umgebung festhalten zu können.
Die Künstlerin selbst hielt sich während der Eröffnungsrede des Professors mit einem sympathischen Lächeln eher im Hintergrund. Nachdem ich mir selbst ein paar Eindrücke ihrer Fotografien gemacht hatte, ergriff ich die Chance, und stellte ihr ein paar Fragen, die sie spontan und wohlwollend beantwortete.

Ob sie ihre Arbeit an sich, ihre Werke, ihre Intentionen in ein einzelnes Wort packen könne, war natürlich schon eine etwas gemeine Frage, vor allem für einen Bildkünstler. Sie kämpfte stark mit einer Antwort, meinte „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ und beschrieb ihre Arbeiten letztlich als „Farben und Licht“.
Für die Bilderreihe „Am See“, ihre jüngsten Fotografien, hat sie sich vom Winter inspirieren lassen. Allgemein wäre die Natur die größte Vorlage und Inspiration, die sie bekommen kann. Sie versucht, die Sensibilität der verschiedenen Farbstimmungen einzufangen und die Vielfalt wiederzugeben. Der leicht verschwommene Effekt, der die kahlen Äste wie gemalt erscheinen lässt, sei bewusst gewählt. Der Gegenstand auf dem Bild wird damit unwichtig. Nur die Formen und Farben zählen. Die Stimmung. „Wie man in eine Seele sieht.“
Die Bilder erinnerten sie, und sicherlich alle, die schon mal eines seiner Werke gelesen haben, an Edgar Allen Poes Geschichten – durch eine nahezu identische mythische Grundstimmung.

Außerordentlich packend in der atmosphärischen Darstellung sind die älteren Bilder, die sie auf einem Segelschiff im Atlantik gemacht hat. Die vielen Farben, die schönen Motive und die lachenden Gesichter strahlen Freiheit, Freude und Lebenslust aus. Sie reißen den Betrachter mit auf das Schiff und man glaubt, die Personen auf den Bildern schon seit Jahren zu kennen.
Als außenstehender Kunstlaie konnte man sich voll und ganz bei der Betrachtung ihrer Bilder fallen lassen. Alle Vernissagebesucher schienen gleichermaßen beeindruckt und gefesselt. Schneekloth schafft es, ihre eigene subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit festzuhalten, aber so darzustellen, dass jeder seine eigene subjektive Wahrnehmung in ihren Bildern wieder findet.

Auffällig wichtig schienen ihr die Bilder der Wagenburg zu sein, die sie immer wieder ins Gespräch brachte und die auch von ihrem Professor in seiner Rede hervorgehoben wurden. Sie seien ein politisches Statement und vielleicht auch ein Appell, sich vom kapitalistischen Gesellschaftssystem zu lösen.
Es werden sehr intime Momente gezeigt, die durch diese Intimität wieder den Anschein des Kenn-ich haben. Ihre Intention bei diesen Werken sei gewesen, dass Schneekloth mal jemanden überhört hätte, der diese Menschen als unsoziale Penner bezeichnet hätte. Sie wollte diese unfairen Vorurteile vernichten und kreierte „blumige Bilder“.
Noch bis September 2010 sind die „Blühenden Landschaften aus Flora und Fauna“ im Berlitz Sprachcenter auf der Kröpeliner Straße 48 zu sehen. Warten Sie also nicht zu lange und lassen Sie sich einfangen von „Farben und Licht“.