Herbstlaub 2010 in der anderen buchhandlung

Buchempfehlungen von Manfred Keiper und Klaus-Dieter Kaiser

22. November 2010, von

Ein typischer Novembertag. Es ist ekliges Wetter, regnerisch und windig, die Blätter verstopfen die Abflüsse und lassen so riesige Pfützen entstehen und es wird schon um 16 Uhr dunkel. Ein idealer Tag also, um mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Doch welches von den ungefähr 100.000 Neuerscheinungen im Jahr soll man lesen? Ihre persönlichen Tipps gaben am Samstagabend der Inhaber der anderen buchhandlung, Manfred Keiper und Klaus-Dieter Kaiser.

Manfred Keiper und Klaus-Dieter Kaiser
Manfred Keiper und Klaus-Dieter Kaiser

Kaiser ist Theologe, Pastor und seit sechs Jahren der Leiter der Evangelischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern. Zudem ist er ein Vielleser, wie Keiper verriet. Er zeigte sich erstaunt, wie man neben einer wichtigen geistlichen Tätigkeit noch Zeit hat, um jede Woche zwei bis drei Bücher zu lesen.

Die Vorstellung war in drei Abschnitte eingeteilt. Da das Team der anderen buchhandlung ein reichhaltiges Büffet vorbereitet hatte, konnten nur 60 Gäste an dem Abend teilnehmen. Laut Keiper hätte er aber noch 20 Karten mehr verkaufen können, so groß sei das Interesse gewesen.

Herbstlaub 2010 in der anderen buchhandlung
Herbstlaub 2010 in der anderen buchhandlung

Zu Anfang bekam jeder Gast eine Liste mit den 20 empfohlenen Büchern, von denen aber aus Zeitgründen nicht alle besprochen wurden. Den ersten Abschnitt kann man mit dem Thema amerikanische Autoren zusammenfassen. Vor allem Südamerikaner waren häufig vertreten. Der erste Tipp des Buchhändlers war „Das Kaninchenhaus“ von Laura Alcoba. Die Argentinierin erzählt aus der Sicht eines siebenjährigen Mädchens, wie die Militärdiktatur die Menschen verändert hat.

Argentinien war in diesem Jahr Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse, was das gesteigerte Interesse an der Literatur des Landes erklärt.

Die vorgestellten Bücher bei Herbstlaub 2010
Die vorgestellten Bücher bei Herbstlaub 2010

Kaiser empfahl zuerst zwei Bücher des chilenischen Schriftstellers Roberto Bolano. Die Bücher „2666“ und „Lumpenroman“ sind posthum erschienen, Bolano starb 2003. Das erste Buch ist mit über 1000 Seiten ein richtiger Wälzer, mit dem man alleine schon fast die dunkle Zeit überstehen kann. Der Lumpenroman ist dagegen mit knapp 100 Seiten recht kurz aber durchaus kurzweilig.

Das reichhaltige Büffet in der anderen buchhandlung
Das reichhaltige Büffet in der anderen buchhandlung

Es folgten noch einige Krimis, zum Beispiel „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell. Mit seinem Debütroman sorgte er schon für einiges Aufsehen. Nicht umsonst steht auf dem Buchrücken: „So zynisch als hätte Tarantino bei Dr. House Regie geführt.“ Nebenbei verriet Keiper auch, dass in diesem Jahr erstmals mehr Krimis als „normale“ Romane auf dem deutschen Buchmarkt erschienen sind.

Klaus-Dieter Kaiser stellt "Der verirrte Messias" vor
Klaus-Dieter Kaiser stellt "Der verirrte Messias" vor

Nach der ersten Pause, in der sich die Gäste am wirklich sehr guten Büffet stärkten, ging es mit Sachbüchern weiter. Empfohlen wurde zum Beispiel „Die Stabilisierungsmoderne“ von Heinz Dieter Kittsteiner. Das Buch sollte den Anfang einer sechsteiligen Reihe bilden, wird aber nach dem unerwarteten Tod des Autors allein für sich stehen bleiben müssen. Betrachtet wird die Geschichte Deutschlands im Dreißigjährigen Krieg aus der Sicht eines Söldners. Keiper sagte: „Dieses Buch hat meine Neugier wirklich angefacht – Lektüre für den bildungsbürgerlichen Haushalt.“ Es wurden noch einige weitere Sachbücher vorgestellt, doch richtig spannend wurde es dann noch einmal im dritten Teil.

Nach der zweiten Pause eröffnete der Buchhändler: „Wir haben ein kleines Zeitproblem. Eigentlich wollten wir Sie jetzt schon verabschieden.“ Trotzdem besprachen die Männer auch die letzten Bücher, die vor allem amüsantere Lektüre beinhalteten, noch gründlich. So empfahl Kaiser zum Beispiel „Der verirrte Messias“ von Peter Henisch. „Dieses Buch ist irre, ein wirklich abgefahrener Roman“, urteilte der Pastor. Es geht, kurz gesagt, um eine Literaturkritikerin, die einen Mann kennenlernt, der sich für Jesus hält, was zu einigen komischen Situationen führt.

Manfred Keiper stellt "Mein erstes Auto war rot" vor
Manfred Keiper stellt "Mein erstes Auto war rot" vor

Das letzte Buch des Abends war „Mein erstes Auto war rot“ von Peter Schössow, ein Kinderbuch, das dem Buchhändler nur zufällig auf der Buchmesse in die Hände gefallen war. Er verliebte sich jedoch sofort und kaufte gleich drei Exemplare, eines für sich, die anderen für seine zwei Söhne. Dieses Buch ist für Kinder eigentlich viel zu schade, so Keiper und er riet, es Kindern vorzulesen, um auch selbst Freude daran zu haben.

Wer den Abend verpasst hat und unter den hier vorgestellten kein Buch für sich entdeckt hat, der kann natürlich einfach in die andere buchhandlung gehen und sich dort von den sehr freundlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beraten lassen.

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