Hochleistungssport und Studium passen gut zusammen
Als Flossenschwimmer und Orientierungstaucher sind die Zwillinge Frank und Uwe Etzien erfolgreich im Wasser unterwegs, an der Rostocker Uni schreiben sie gerade ihre Masterarbeit
22. Juni 2012
Immer mal abtauchen: Was sich viele Menschen für ihren Alltag wünschen, ist für die Zwillingsbrüder Frank und Uwe Etzien, die an der Universität Rostock studieren, Realität. Fast jeden Morgen stehen sie am Beckenrand – und tauchen ab. Die beiden sind Flossenschwimmer und Orientierungstaucher und messen sich seit Jahren mit der internationale Spitze im Tauchen. Sie trainieren seit ihrem neunten Lebensjahr fast täglich, denn sie haben es mit ihrem Hobby bis in den Bundeskader und die Nationalmannschaft der Orientierungstaucher geschafft. Uwe bereitet sich derzeit auf die Europameisterschaften im Orientierungstauchen in Spanien vor, während Frank sportlich etwas kürzer tritt. „Ich mache nur noch mit, wenn die Mannschaft mich braucht“. Er spielt jetzt Fußball beim SV Post Rostock.
Die Beiden haben fast alles erreicht, sind u.a. mehrfache Deutsche Meister im Flossenschwimmen und Orientierungstauchen. Seit nun mehr acht Jahren starten sie in den jeweiligen Weltcup Serien. Neben den mehrfachen EM- und WM-Teilnahmen feierte Uwe 2006 mit dem Gewinn des Europameistertitels in der Disziplin Mannschaftstreffübung (MTÜ) seinen größten Erfolg.
Für Trainer Hartmut Winkler sind die Brüder regelrechte Vorzeigeathleten. „Sie sind ehrgeizig, haben immer ein Ziel vor Augen.“ Vor allem aber schätzt der Trainer ihre Hilfsbereitschaft jüngeren Sportlern gegenüber. Wenn die beiden nach ihren Trainingseinheiten wieder auftauchen, mischen sie sich im Hörsaal und Seminarraum unter ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Die Zwillingsbrüder studieren Wirtschaftsingenieurswesen an der Universität Rostock. Tauchen ist ein aufwendiges Hobby, aber eben am Ende doch nur eine Freizeitbeschäftigung. Die Etziens wissen, wenn sie ihr Studium abgeschlossen haben, tritt der Sport in den Hintergrund.
Doch Studium und Hochleistungssport, verträgt sich diese Kombination? „Ja“, sagen die Brüder unisono. Dass sie beides unter einen Hut bekommen, macht auch eine Kooperationsvereinbarung möglich, die die Universität Rostock, das Studentenwerk, der Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern, der Olympiastützpunkt MV und der allgemeine Hochschulsportverband geschlossen haben. „So wird eine duale Karriere zwischen Sport und Studium möglich“, ist Andreas Kriehn, Laufbahnberater am Olympiastützpunkt MV, überzeugt. Für ihn sind die Brüder Etzien ebenfalls „Vorzeigesportler, die über ein ausgetüfteltes Zeitmanagement verfügen“.
Die zwei Athleten kennen nur eine Antwort: „Aktiv Sport treiben, das bedeutet nicht nur Freude haben, das ist auch Quälerei.“ Morgens am Beckenrand zu stehen, das heiße manchmal auch, den inneren Schweinehund zu überwinden. Das gelingt ihnen offenbar auch beim Studium. Sie haben trotz Hochleistungssport die Regelstudienzeit eingehalten und sitzen derzeit über ihrer Masterarbeit. „Durch Sport ist uns der Leistungsgedanke auch beim Studium immer allgegenwärtig“, sagt Uwe.
Sein Professor, Dr. Dr. Theodor Nebl, schätzt die Brüder Frank und Uwe Etzien. „Beide gehören seit dem Beginn ihres äußerst anspruchsvollen Studiums Wirtschaftsingenieurwesen zu den leistungsstärksten Studenten. Sie zeichnen sich durch Fleiß, Zielstrebigkeit und einen besonderen Leistungsanspruch aus. Ihre sehr guten Ergebnisse erzielen sie durch die Arbeit in Studentengruppen auf der Grundlage einer ausgezeichneten Organisation des Studiums“, würdigt der Professor. Die Zwillinge geben den Ball zurück. „Alle Professoren haben uns unterstützt, so dass wir beispielsweise in den Semesterferien Prüfungen nachholen konnten, weil wir zum offiziellen Termin Wettkämpfe hatten.“
Uwe sieht seine Zukunft in der Großmotorenindustrie, wohl auch deshalb schreibt er seine Masterarbeit zu diesem Thema. Frank liebäugelt beruflich mit der Automobilindustrie oder der Energiewirtschaft. Professor Nebl ist überzeugt, dass diese Wünsche wahr werden: „Die Brüder sind bereits in herausgehobenen Funktionen des Verbands deutscher Wirtschaftsingenieure tätig, über die sie stets Kontakt zu den Lehrkräften halten.“ Uwe Etzien arbeitet am Institut von Prof. Nebl als wissenschaftliche Hilfskraft. „Auch hier zeichnet er sich durch eine hohe Leistungsbereitschaft und beachtliche Ergebnisse seiner Tätigkeit aus.“ Sein Bruder Frank Etzien steht ihm in diesem Punkt nicht nach und war ebenfalls bis zum Beginn seiner Masterarbeit für zweieinhalb Jahre wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Unternehmensrechnung und Controlling.
Quelle: Universität Rostock, Foto: privat