Ideenwettbewerb „Rostocker Moschee“
„Rostocker Moschee“ – Siegerehrung im Rathaus
22. Februar 2010, von Daniela
In der Rathaushalle wurden heute die Gewinner des studentischen Architekturwettbewerbes „Rostocker Moscheenbau“ ausgezeichnet.
Der Wettbewerb wurde vom Rostocker Amt für Stadtentwicklung, dem Islamischen Bund Rostock e.V. und der Hochschule Wismar ausgelobt und lieferte viele eindrucksvolle Ergebnisse, die noch bis zum 10. März in der Halle des Rathauses Rostock öffentlich zugänglich sind.
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Oberbürgermeister Roland Methling eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede und lobte die große Professionalität der eingereichten Ideen und deren Umsetzung.
Er wies darauf hin, dass der Zweckbau in der Schlesinger-Straße, welcher der islamischen Gemeinde bisher als Moschee diente, bereits seit langer Zeit abrissreif sei und ganz und gar nicht in die Vision von einer modernen Rostocker Stadt der Wissenschaften passe. Daher stand die Stadt dem Vorschlag eines Neubaus und dem dazugehörigen Ideenwettbewerb sehr aufgeschlossen gegenüber. Methling betonte weiterhin, wie schwer es war, im Auswahlverfahren aus den eingereichten Arbeiten den Siegerentwurf zu bestimmen.
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Dr. Ahmed Maher Fakhouri, Vorsitzender des Vereins Islamischer Bund Rostock, sprach in seiner Rede von einem „wichtigen Tag für die islamische Gemeinde Rostocks‟, da nun die Zeit der „Hinterhof-Moschee‟ zuende sei. Er bedankte sich für die große Offenheit und Unterstützung durch die Stadt Rostock und die Bürgerschaft. Die große Zustimmung für einen Neubau, auch aus der Bevölkerung, sei ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Weltanschauungen. Rostock begegne der islamischen Gemeinde auf Augenhöhe und sei so auch deutschlandweit ein gutes Vorbild. Dr. Fakhouri hofft, dass der Bau der Moschee nun möglichst schnell umgesetzt wird.
Als Dritter gab Prof. Joachim Andreas Joedicke, Dozent an der Hochschule Wismar einen kurzen Einblick in die Arbeitsweise der Teilnehmer und der Jury. Von den 20 Gruppen, die zum Wettbewerb zugelassen wurden, hatten 16 ihre Arbeiten eingereicht. Der Wettbewerb wurde „wie im richtigen Leben“ gestaltet und durchgeführt. In einem anonymen Verfahren und nach intensiven Diskussionen kamen fünf bis sechs Arbeiten in die engere Wahl. Dann erst wurde die Reihenfolge der Sieger und die Preisbildung festgelegt.
Da man auch als Architekt nicht jeden Tag mit dem Bau einer Moschee betraut wird, hatten die teilnehmenden Studenten der Hochschule Wismar die Möglichkeit zusätzliche Seminare zu Grundlagen des Islam und Besonderheiten im Moscheenbau zu besuchen. Die besondere Herausforderung des Wettbewerbs bestand darin, einen angemessenen Rahmen für die Religionsausübung der zweiten und dritten Generation der Muslime in Deutschland zu finden. Aus diesem Grund wurden gerade junge Leute mit der Ideenfindung betraut.
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Nach der Urkundenvergabe an alle anwesenden Teilnehmer stürzte sich die Presse auf die Gewinnerin des ersten Preises, Cathleen Hofbauer. Der Studentin war der ganze Trubel um sie herum sichtlich unangenehm, doch ihr Entwurf hatte die Jury des Wettbewerbes am 28.02.2010 in Wismar überzeugt. Die Begründung: „Die Moschee ist deutlich erkennbar. Die Atmosphäre in der Moschee ist durch das starke Licht- und Schattenspiel angenehm und warm. Das Minarett entwickelt sich dem Prinzip des Gebäudes folgend wie selbstverständlich aus dem Haus heraus und gibt dem Haus auch in der Vertikalen Spannung.“
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Da die Gewinnerin von allen Seiten umzingelt war, und man nur noch „Fotos vom Foto“ machen konnte, nutzte ich die Gelegenheit, mit einem weiteren Preisträger ins Gespräch zu kommen. Jonathan Zimmermann hatte zusammen mit seinem Kommilitonen Markus Jahnke einen zweiten Platz belegt und sagte, dass es nicht nur ums Gewinnen ginge. Wichtig sei, dass man überhaupt die Möglichkeit hätte, mit der eingereichten Arbeit die eigenen Fähigkeiten zu zeigen.
Ebenfalls mit einem zweiten Preis und jeweils 500 Euro wurden die Entwürfe von Stefanie Viecenty und Janine Tiede sowie von Christina Glaß ausgezeichnet. Mit einem Ankauf in Höhe von 250 Euro wurde der Moschee-Entwurf von Franziska Häßler und Christina Lamprecht gewürdigt.
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Am Beispiel des Moscheen-Neubaus kann man auch die soziale Dimension der Architektur sehen, handelt es sich dabei doch um ein immer wieder aktuelles und – auch unter den teilnehmenden Studenten – ein viel diskutiertes Thema.
Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbes sind noch bis zum 10. März in der Rathaushalle zu bestaunen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich die verschiedenen Entwürfe einmal näher anzusehen.
Auch wenn es nur einen ersten Platz gab, zeigen doch alle Modelle, wie professionell sich die Wismarer Architektur-Studenten mit dem Thema auseinander gesetzt haben und dass es einen Moscheen-Neubau geben wird, auf den die islamische Gemeinde Rostock und die Stadt selbst Stolz sein kann.