Leiser Klimastreik in Corona-Zeiten
Statt lautstark auf der Straße hat „Fridays for Future“ heute aufgrund der Corona-Krise zum digitalen Netzstreik fürs Klima aufgerufen – in Rostock gibt es zusätzlich eine Plakat-Installation
24. April 2020, von Olaf
Noch vor wenigen Monaten traten – vorwiegend junge – Menschen am Freitag in Rostock in den Klimastreik. Auf der ganzen Welt demonstrierten Hunderttausende mit lautstarken Protesten gegen die Klimakrise und für einen besseren Klimaschutz.
In Zeiten von Corona jedoch ist alles anders. Demonstrationen sind mit Mindestabstand und Kontaktverbot kaum möglich, größere Versammlungen wurden verboten. Dies trifft auch die weltweite Bewegung „Fridays for Future“, die für heute eigentlich zum nächsten globalen Klimastreik aufgerufen hatte. Nun wurde dieser kurzerhand von der Straße ins Internet verlegt.
Digitaler Netzstreik fürs Klima
Beim ersten globalen digitalen Klimastreik sollen Protestschilder gut sichtbar in Fenstern oder an anderen Orten aufgestellt und ein Foto mit dem Hashtag #NetzstreikFürsKlima in den sozialen Medien gepostet werden. Zusätzlich läuft seit Mittag ein Livestream mit Wissenschaftlern, Künstlern und Prominenten auf YouTube.
Klimaprotest mit Plakat-Installation
Nur beim digitalen Protest wollte es das lokale Klimaschutzbündnis „Rostock for Future“ jedoch nicht belassen. Um den Klimastreik in die reale Welt zu bringen, wurden in den vergangenen Tagen Plakate gesammelt und heute unterhalb der Petrikirche aufgestellt, direkt an der verkehrsreichen Straße „Am Strande“.
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Mehr als 100 Plakate und zahlreiche große Banner sind zusammengekommen, freut sich Neele Hänler, die bei der Organisation der Plakat-Aktion geholfen hat. Neben bekannten Motiven gab es auch neue Schilder mit Bezug zur Corona-Krise, etwa „Flatten the Climate-Curve“. Denn die Klimakrise dürfe trotz der Corona-Krise nicht vergessen werden, auch wenn diese „in den Medien derzeit stark im Vordergrund stehe“.
Obwohl Corona- und Klimakrise kaum zu vergleichen sind und man nicht jede Folge des Klimawandels so schnell bemerkt, fordert die Schülerin von den Politikern auch beim Klimaschutz so „viele und schnelle Maßnahmen“. Die Corona-Pandemie zeige, welche Schritte in kürzester Zeit ergriffen werden können. „Jetzt gibt es auch bei der Klimakrise keine Ausrede mehr“, ist die 14-Jährige überzeugt.
„Wir wollen, dass jede Krise wie eine Krise behandelt wird“, findet auch ihr Mitstreiter Moritz Mönkemeyer und fragt: „Warum wird bei Corona auf die Wissenschaft gehört und beim Klima nicht?“
Eine kleine Demo, die seit dieser Woche für bis zu 50 Leute wieder erlaubt ist, sei für „Rostock for Future“ übrigens keine Option gewesen. „Einerseits haben wir mit der Organisation der Plakat-Aktion schon lange vorher begonnen, anderseits hätten wir dann ganz viele ausschließen müssen“, erklärt Neele. „Sobald die Corona-Krise vorbei ist, sind wir jedoch wieder auf der Straße und machen richtig Krach“, bekräftigt die Schülerin.