Küsten- und Klimaforscher legen im Rostocker Stadthafen an
Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Geesthacht informieren an Bord ihres Forschungsschiffes Ludwig Prandtl über Klimawandel in der Ostseeregion
9. Juli 2019, von Stefanie
Supersommer 2018, Temperaturrekord-Juni 2019, der Klimawandel ist spürbar und wird „heiß“ diskutiert. Kühle Fakten dazu hatten Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht auf ihrer Schiffsreise „Forschung vor Anker“ an Bord. Gestern machten sie zum Auftakt ihrer elften Infotour mit ihrem Forschungsschiff „Ludwig Prandtl“ im Rostocker Stadthafen fest. An der Kaikante ergänzte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) das Informationsangebot.
Viele Open-Ship-Besucher nutzten am Nachmittag die Gelegenheit die Forscher in Gespräche über Monsterwellen, Schiffsabgase, Wassergütemessungen und weitere spannende Themen zu verwickeln.
Ein Schwerpunktthema: der Klimawandel in der Ostseeregion und wie überhaupt Aussagen über die Zukunft darüber gemacht werden können. Mithilfe von Klimamodellen, erläutert Hendrik Weidemann. Dabei handelt es sich um Computermodelle, die die physikalischen Wechselwirkungen von Atmosphäre, Ozean und Land nachbauen. „Wenn wir in die Zukunft schauen wollen, drehen wir an der CO2-Schraube und berechnen so verschiedene Szenarien.“ Einig sei sich die Wissenschaft hinsichtlich der Temperaturentwicklung und folglich, dass der Meeresspiegel ansteigt. Was die Entwicklung von Wind und Niederschlag betrifft, seien jedoch noch viele Fragen offen. Zu komplex sei das System, als das es am Computer schon hundertprozentig nachformbar wäre.

Doch nicht jedes extreme Wetterereignis kann als menschgemacht interpretiert werden, wie es immer öfter passiere, merkt Hans von Storch an. Der renommierte Klimaforscher und Meteorologe ist ebenfalls an Bord. Gerade den jüngeren Menschen werde immer weniger bewusst, dass es auch auf natürliche Weise zu Extremereignissen kommt, bedauert der Professor. Jeder Einzelfall müsse daher genau überprüft werden.
Was das CO2 betrifft, sei jedoch klar: „Ja, die Erwärmung ist deutlich höher, als das, was wir von natürlichen Entwicklungen erwarten würden“, stellt Hans von Storch fest. Eine Erklärung sei also nötig. Veränderungen der Sonne, Schwebteile oder Verstädterung haben zwar eine gewisse Bedeutung, sind als Erklärung aber nicht ausreichend. Ein wesentlicher Faktor seien die Treibhausgase, die sich durch den menschlichen Einfluss erhöht haben und so zum Klimawandel beigetragen.
Dieses und andere Themen werden auch morgen in Stralsund in Vorträgen im Ozeaneum aufgegriffen. Danach geht es weiter in Richtung Rügen, wo die Tour der Helmholtz-Crew in Lauterbach am Freitag ihr Ende findet.