Kraftklub und Vierkanttretlager im Rostocker Moya
Nach anfänglicher Zurückhaltung im Publikum gibt’s im Moya doch noch eine heiße Party in der ausverkauften Konzerthalle
27. Oktober 2012, von Andre
Da war sie wieder, die typische Rostocker Konzert-Zurückhaltung. So musste Kraftklub-Sänger Felix Brummer am Freitag nach den ersten Liedern im Moya attestieren: „Rostock, ihr geht sehr wenig ab im Vergleich zu den anderen Städten der Tour.“ Und das bei einer seit Monaten ausverkauften Halle! Doch die Ansage verfehlte ihre Wirkung nicht und Rostock wachte auf.
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Schon der Start des Abends war etwas holperig. Als die Vorband Vierkanttretlager die Bühne betraten, stand ein Großteil der Gäste noch draußen in der Schlange.
Die vier Musiker aus Husum, die passend zur Ostseenähe ein Segelschiff auf der Bühne aufgebaut hatten, versuchten ihr Möglichstes, um den immer voller werdenden Club in Stimmung zu versetzten. Beim Lied Fotoalbum, mit dem sie nach eigener Aussage die Würde des Akkordeons wiederherstellen wollen, schunkelten einige Konzertbesucher sogar. Aber als die Husumer mit Schluss aus raus die Bühne verließen, war die große Halle einfach noch nicht richtig heiß.
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So wurde zur Eröffnungsnummer Ritalin/Medikinet von Kraftklub zwar schon fleißig von den zahlreichen weiblichen Fans gekreischt, die Bewegung spielte sich aber noch hauptsächlich auf der Bühne ab. Die Band gab von Anfang an volle Energie. Immer wieder trat er an den Bühnenrand und wirkte wie ein Prophet, der die Massen von seiner Botschaft überzeugen wollte.
Und schließlich gelang es ihm auch. Spätestens bei Zu jung waren die Fans im Moya wach und ließen sich von der Partystimmung anstecken. Sie tanzten, sprangen und sangen mit. Auch der Frontmann nahm das zur Kenntnis und urteilte versöhnlich: „Ich sehe Menschen schwitzen und springen, so muss das sein. Ihr habt es noch gerettet.“
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Die Brüder Felix und Till Krummer, Karl Schumann, Steffen Israel und Max Marschk spielten am Freitagabend alle Songs von ihrem Album „Mit K.“ Dazu kam eine deutsche Version des Ramones-Klassikers Blitzkrieg Bop gemeinsam mit Vierkanttretlager, der Song Juppe von der „Songs für Liam“ EP und drei Lieder von der „Adonis Maximus“ EP. Highlight dabei war das Lied „Randale.“ Dazu teilte der Kraftklubsänger, passend zu seiner prophetischen Haltung, das Publikum in zwei Hälften und ließ es zu einer sogenannten „Wall of Death“ aufeinander zustürmen.
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Den Abschluss des Abends markierte der bisher größte Hit der fünf Musiker. Eingeleitet von einem Akustikvorspiel wurden zu Songs für Liam noch einmal alle Energiereserven angezapft. Das Moya bebte, doch kurz vor Schluss war auf einmal der Gesang weg und die Gitarre aus – Stromausfall. Die Jungs wirkten selbst sehr verwirrt, bedankten sich artig und gingen von der Bühne.
Jetzt waren es die Fans, die sich damit nicht zufriedengeben wollten. Sie sangen mehrere Minuten den Refrain von Karl-Marx-Stadt und schließlich kamen Kraftklub wieder auf die Bühne. Es stellte sich raus, dass eine der Verteilersteckdosen zu viel Wasser abbekommen hatte. „Ist jetzt auch egal“, sagte der Sänger und stimmte die fehlenden zwei Refrains einfach a cappella an.
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Hellauf begeistert war auch Lena, die extra aus Hamburg gekommen war, da es dort keine Karten mehr gab. „Es war das erotisierenste Erlebnis, das ich jemals hatte“, schwärmt die 28-jährige. Am Ende des Abends blieben ihr viele blaue Flecke als Erinnerung an das Konzert. Vierkanttretlager verpasste sie leider, doch Kraftklub entschädigten sie: „Es war nur leider viel zu kurz. Darum sollen die Jungs doch bitte nächste Woche noch mal wiederkommen!“
Komplette Setlist vom gestrigen Abend:
1. Ritalin/Medikinet
2. Melancholie
3. Liebe
4. Juppe
5. Eure Mädchen
6. Zu jung
7. Schlagerstars
8. Mein Leben
9. Blitzkrieg Bop (mit Vierkanttretlager)
10. Wieder Winter
11. Randale
12. Karl-Marx-Stadt
13. Ich hau rein
14. Lieblingsband (Oh Yeah)
15. Kein Liebeslied
16. Scheissindiedisko
17. Ich will nicht nach Berlin
18. Songs für Liam