Kreuzschifffahrt-Test im Stadthafen scheitert an Wassertiefe
Von der EU gefördertes Projekt untersucht Attraktivität von Ostseehäfen für kleinere Kreuzfahrtschiffe
4. August 2017, von Stefanie
Vor einem Dilemma steht die „Horyzont II“. Das polnische Forschungsschiff befindet sich gerade auf einem zweiwöchigen Törn durch die südliche Ostsee. Doch Gegenstand der Forschungen sind bei dieser Fahrt nicht Strömungsverhältnisse oder spezielle Umweltdaten. Das 56,34 Meter lange Schiff soll demonstrieren, wie attraktiv eine Ostseekreuzfahrt auch an Bord kleinerer Schiffe sein kann. Mit seinem Tiefgang von über fünf Metern kann das Schiff derzeit jedoch nicht den Rostocker Stadthafen ansteuern. Deshalb machte es heute Nachmittag am Warnemünder Passagierkai fest.
Das große Ziel bleibt aber, mit kleineren Kreuzfahrtschiffen den Stadthafen anzulaufen. Bis zu 500 Gäste, so Projektkoordinatorin Constanze Benzel, stelle man sich dafür auf den Schiffen vor. Die „Horyzont II“ sei jedoch dafür kein Maßstab. „Während die jungen Studenten der Seefahrt-Akademie Gdynia navigieren lernen, nutzen wir dieses Schiff, um zu erproben, wie kommt man in den Hafen rein, wer muss mit wem kommunizieren, wie lange dauert es, gibt es gegebenenfalls Probleme“, erläutert sie das Ziel des „Pilot Tour“ genannten Trips. Den Rahmen dafür bildet das auf die Belebung historischer Innenstadthäfen ausgerichtete und von der Europäischen Union geförderte Projekt Johann für das knapp 2,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Aus Wismar kommend geht es morgen Abend in Richtung Sassnitz, Stralsund, Szczecin, Karlskrona und Kalmar weiter.
Als Ergebnis dieser Fahrt sollen Produkte für kleinere Kreuzfahrtschiffe im Ostseeraum entwickelt werden. „Es gibt eine Klientel, die möchte mit 300 Leuten überschaubarer reisen und auch gerne für mehr Geld bessere und individuellere Angebote haben“, meint Robert Uhde von der Agentur Sphinx ET, die das Rostocker Landprogramm gestaltet. „Wir wollen mit Geschichte, Schlössern und Gutshäusern auch vor den Toren der Stadt punkten. Wir versuchen Pakete zusammenzustellen, mit denen wir unser Kulturerbe diesen Touristen schmackhaft machen.“ Nach einem Stadtrundgang in Warnemünde und einem Restaurantbesuch in der Östlichen Altstadt heute, stehen morgen für die Testfahrer alte Baudenkmäler in der Mecklenburgischen Schweiz auf dem Programm.
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„Wir möchten das gern mit unserem Projekt anschieben. Sind da aber von den Häfen abhängig. Mit der Ausbaggerung steht und fällt alles für Rostock“, weist Constanze Benzel auf die Voraussetzungen hin.
Robert Temme von Sartori und Berger bestätigt: „Der Bedarf ist ganz real da.“ Vor zwei Jahren habe der Schiffsdienstleister bereits mit dem Hafenamt versucht ein Kreuzfahrtschiff in den Stadthafen zu bringen. Es scheiterte jedoch an den immensen Kosten. Denn drei Schlepper wären nötig und damit ein Anlauf nicht mehr wirtschaftlich attraktiv genug.
„Der Rostocker Stadthafen ist natürlich ein längerer Weg und eine schwierigere Zufahrt als Warnemünde – aber möglich“, betont der Manager. Es komme darauf an, wie gut ausgebaggert wird. Ganz große Schiffe wie die Costa Favolosa werden nie in den Stadthafen kommen, weil durch den Warnowtunnel eine Barriere gegeben ist. Um diese sicher zu passieren, kann ein Schiff maximal 6,50 Meter tiefgehen. Moderne Schiffe, so Robert Temme, werden im Vergleich zur „Horyzont II“ flacher gebaut. Für die küstennahen Bereiche würden aber auch Binnenkreuzfahrtschiffe infrage kommen.
Was es für die Rostocker an zusätzlicher Feinstaubbelastung bedeutet, wenn Kreuzfahrtschiffe in den Stadthafen fahren, kann im Rahmen dieses Projektes erörtert werden, heißt es vage von den Organisatoren dieses Projektes.
Vage bleibt auch der Zeitpunkt der Warnowausbaggerung. Während die Stadtverwaltung mitteilt: „Nach Ausbaggerung der Wasserstraße soll dies aber im kommenden Jahr wieder möglich sein“, gehen andere Experten davon aus, dass diese Maßnahme nicht vor der Seekanalvertiefung angegangen wird, die 2020 starten soll.