Ausstellung: „Studieren im Mittelalter“

Das Kulturhistorische Museum im Kloster zum Heiligen Kreuz zeigt, wie Studenten im mittelalterlichen Rostock lebten und lernten

20. September 2012, von
Museumsleiter Dr. Steffen Stuth
Museumsleiter Dr. Steffen Stuth

Das Kulturhistorische Museum im Kloster zum Heiligen Kreuz ist fest mit der Rostocker Geschichte verbunden. Es zeigt archäologische und künstlerische Relikte aus der Historie der Hansestadt, die seit 1419 auch eine Universitätsstadt ist.

„Heute gehören die Studenten und die Universitätsgebäude ja ganz selbst verständlich zum Stadtbild. Wir haben uns gefragt, wie das Studieren im Mittelalter funktioniert hat“, erläutert der Museumsleiter Dr. Steffen Stuth die Motivation für die neue Sonderausstellung „Studieren im Mittelalter. Doctrina multiplex – veritas una.“ Während des Rundgangs lernt der Besucher die Entstehungsgeschichte der Universitäten in Europa im Allgemeinen und die Historie der Universität Rostock im Besonderen kennen: Wie haben die Studenten gelernt? Was haben sie gelernt? Wo haben sie gelebt? Wie sah ihr Alltag aus?

Diese Fragen werden anhand einiger Exponate beantwortet. „Wir haben hier eine kleine, feine, sehr hochrangig mit Leihgaben ausgestatte Ausstellung der Stadtgeschichte“, ist der Leiter stolz und dankbar für die Auslagen der Universitätsbibliothek und des Archivs der Universität Rostock. Zu den geborgten Stücken der 1569 gegründeten Bibliothek gehört deren allererstes Buch. Bis zu diesem Zeitpunkt lernten die Studierenden in den Häusern der Professoren, die aus den eigenen Bücherbeständen vorlasen. Erst Nathan Chyraeus kam auf die Idee, eine zentrale Bibliothek anzulegen, nachdem er Ähnliches auf seinen Reisen gesehen hatte.

Die Studierenden schworen auf die Statuten. Der dunkle Fleck kommt von unzähligen Zeigefingern
Die Studierenden schworen auf die Statuten. Der dunkle Fleck kommt von unzähligen Zeigefingern

Neben einigen mittelalterlichen Büchern stellt das Museum auch die ersten Statuten der Universität aus. Die Statuten sind so ähnlich wie eine Verfassung: in ihr werden Finanzierung, Aufgabenverteilung, Rechte, Pflichten und Strafen geklärt, falls sich ein Universitätsangehöriger nicht so sittsam verhält wie er es sollte. Neben den Statuten finden sich auch die Zepter des Rektors. Heute wie damals werden sie bei feierlichen Anlässen, wie zum Beispiel der Immatrikulation in der Marienkirche präsentiert. Die Zepter sind noch die originalen aus dem Jahr 1419, die dem ersten Rektor Petrus Stenbeke überreicht wurden. „Und das macht es noch besonders wertvoll und fragil: Sie sind einzigartige Goldschmiedewerke und eigentlich auch Kunstwerke“, zeigt sich Steffen Stuth beeindruckt.

Das Vorlesungsverzeichnis von 1520
Das Vorlesungsverzeichnis von 1520

Bemerkenswert und einzigartig ist auch das über ein Meter lange gedruckte Vorlesungsverzeichnis aus dem Jahr 1520. Um eines Tages Jurist, Mediziner, Theologe oder Philosoph zu werden, mussten die Studenten – wie heute – Seminare, Übungen und Vorlesungen besuchen, deren Plan als Plakat aushing. Die Sonderausstellung zeigt das einzige erhaltene Exemplar Deutschlands, auf dem die Veranstaltungen der Universität Rostock aufgelistet sind. Für die Besucher wurde das lateinische Original ins Deutsche übersetzt.

Die ehemaligen Fakultätsstandorte. Die Kirche ist die Marienkirche
Die ehemaligen Fakultätsstandorte. Die Kirche ist die Marienkirche

Abseits von all den Lehrbüchern und Verfassungen der Universität findet sich in der Ausstellung auch ein Raum, der sich mit dem Leben als Student beschäftigt. Dort veranschaulicht ein großes Bild die früheren Standorte der Fakultäten und die Wohnhäuser der Studierenden. „In diesen Bursen, die in Rostock Regentien genannt wurden, haben die Studenten, Magister und Doktoren zusammen gelernt – aber auch gegessen, getrunken, gefeiert und getrauert“, fasst Steffen Stuth zusammen.

Die Ausstellung ist vom 21. September bis 11. November jeweils von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr geöffnet. Als zusätzliche Angebote gibt es Führungen und Vorträge. Der Eintritt ist wie immer kostenlos.

Schlagwörter: Ausstellung (240)Geschichte (90)Kulturhistorisches Museum (51)Mittelalter (8)Universität Rostock (346)Universitätsarchiv (2)Universitätsbibliothek (5)