„Sie & Er“ von Eva Gritzmann und Denis Scheck
Lesung über den kleinen Unterschied beim Essen in der Universitätsbuchhandlung Weiland
7. März 2011, von Phillip
Sie und Er. Bereits vor ein paar Jahren befassten sich Jürgen von der Lippe und Monika Cleves in ihrem Buch „Sie und Er. Botschaften aus parallelen Universen“ mit diesem Thema. Nebenbei wurde „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ nicht nur zum Bestseller sondern sogar verfilmt. Mario Barth gelang es sogar, ganze Stadien mit der Thematik zu füllen. Wurde damit also alles gesagt?
Nicht wenn es um das Thema Ernährung geht, dachten sich wohl Eva Gritzmann und Denis Scheck. Das Ergebnis ihrer Recherchen, bezüglich der verschiedenen Ernährungsweisen von Männern und Frauen, ist nun in ihrem Buch „Sie und Er. Der kleine Unterschied beim Essen und Trinken“ zu finden. Einen wissenschaftlichen Anspruch erheben die Autoren, die eigentlich Ärztin und Literaturkritiker von Beruf sind, dabei natürlich nicht. Was die Lebensmittelindustrie nicht daran hinderte, bereits vor der Veröffentlichung des Buches anzuklopfen, um die Ergebnisse der „Nachforschungen“ zu erwerben, was allerdings vergebliche Liebesmüh war.

Ihre Ergebnisse stellten die beiden Autoren am gestrigen Abend in der Universitätsbuchhandlung Weiland der Rostocker Leserschaft vor. „Beim Essen sind wir alle Experten“, unterstrich Denis Scheck dabei zunächst. Schließlich nehme jeder Mensch bis zu seinem 40. Lebensjahr etwa 40.000 Mahlzeiten zu sich.

Aber wo liegen nun die Unterschiede im Essverhalten von Männern und Frauen? Und außerdem: „Wenn Männer und Frauen unterschiedlich essen, warum gibt es dann im Restaurant keine getrennten Speisekarten für Männer und Frauen?“, fragte sich Denis Scheck. Denn wenn der Kellner im Restaurant ein Kristallweizen und Kohlrouladen bringt, geht fast jeder davon aus, dass es die Bestellung eines Mannes ist, während der Salat mit Putenstreifen mit ziemlicher Sicherheit an eine Frau geht. Bei den Kochbüchern geht es weiter, da gibt es Bücher für Frauen mit Titeln wie „Mal was leichtes“, während es beim Mann dann schon „Mal was richtiges“ sein soll.
Allerdings bietet das Buch noch deutlich mehr als die humoristische Aufarbeitung des unterschiedlichen Essverhaltens von Männern und Frauen. Zum Beispiel wird auf die Frage eingegangen, warum es bei Mutti immer noch am besten schmeckt und selbst ein Sternekoch zähneknirschend eingesteht, nicht mit seiner Mutter konkurrieren zu können.

Darüber hinaus werden zahlreiche Anekdoten aus kulinarischen Selbstversuchen geschildert, wie etwa ein Murmeltieressen oder Experimente mit Geschmacksumkehrern wie Miraculin. Letzteres bewirkt, dass alles was eigentlich sauer ist, auf einmal süß schmeckt – und das mitunter über einen Zeitraum von mehreren Stunden. „Macht keinerlei Sinn, ist aber sehr, sehr lustig“, erinnerte sich Denis Scheck an den Selbstversuch.
Zudem enthält das Buch zahlreiche interessante Fakten, auf die die beiden Autoren bei ihren Recherchen gestoßen sind. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass es Kooperationen zwischen Modeunternehmen und Mineralwasserherstellern gibt?

Neben all dem Humor, werden aber auch kritische Töne zur Lebensmittelindustrie, etwa bezüglich der Massentierhaltung und auch zur Ernährungsweise der Deutschen angeschlagen. Nicht nur dass der Deutsche im Schnitt 70 – 80 Tiefkühlpizzen im Jahr verdrückt – und das freiwillig – nein, viele Menschen geben tatsächlich mehr Geld für Katzen- oder Hundefutter aus, als für ihre eigene Ernährung. Insofern möchten die Autoren nicht nur unterhalten, sondern auch ein wenig aufklären und zu einer bewussteren Ernährungsweise auffordern.
Eine Frage ist aber noch offen: Wie schmeckt denn nun eigentlich Murmeltier? „Nach Steinzeit“ meinte Eva Gritzmann, „murmeltierig“ dagegen Denis Scheck. So wirklich bringt uns das aber auch nicht weiter. Da hilft wohl nur eins: selbst probieren. In diesem Sinne: guten Appetit.