Justin Cronin: „Der Übergang“
Zweisprachige Bestseller-Lesung bei Thalia
16. September 2010, von Elina
Ich hab mittlerweile ja echt schon einiges erlebt bei Rostock-Heute, aber eine zweisprachige Lesung war selbst für mich etwas ganz Neues. Umso gespannter war ich, als ich gestern Abend die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße betrat.
Den Ort der Lesung selbst hätte ich dann fast gar nicht gefunden, so versteckt, wie die wenigen Stuhlreihen hinten im Café-Bereich waren.

Ganz anders bei meinem letzten Besuch, als Star-Journalist Günter Wallraff die gesamte Buchhandlung gefüllt hatte.
Autor Justin Cronin ist in seinem Heimatland, den USA, auch schon so etwas wie ein Star. Seine ersten beiden Romane wurden bis jetzt zwar noch nicht ins Deutsche übersetzt, doch aller guten Dinge sind schließlich drei und so ist es kein Wunder, dass sein drittes Buch endlich den Sprung über den Teich geschafft hat.
Begleitet wurde der Autor von Schauspieler Heio von Stetten (kam mir tatsächlich irgendwie bekannt vor) und einer Dolmetscherin, die gleichzeitig die Moderation übernahm.

Das Ungewöhnliche an „Der Übergang“ (Originaltitel „The Passage“) beginnt schon bei seiner Entstehungsgeschichte.
Im Jahr 2005 hatte die damals 8-jährige Tochter von Justin Cronin bemängelt, dass sie seine bisherigen Bücher langweilig fände. Also beschlossen sie, zunächst nur als Spiel, sich gemeinsam eine neue Geschichte auszudenken.
Während der Vater also joggte und die Tochter nebenher mit dem Fahrrad fuhr, entwickelte sich ganz nach den Wünschen der Kleinen über drei Monate eine ungewöhnliche Story über ein rothaariges Mädchen, das die Welt rettet (denn die Tochter von Cronin hat auch rote Haare).
Nach dem unerwarteten Erfolg des daraus entstandenen Romans beteiligte Cronin sie natürlich am Gewinn, wie der Autor lächelnd erzählt: Mit der Finanzierung des College und einem eigenen Pferd.

Ganz so einfach lässt sich der Inhalt des 1024 Seiten dicken Romans jedoch nicht zusammenfassen, denn mit den Fantasien eines kleinen Mädchens hat es eigentlich erschreckend wenig zu tun.
Etwa fünf bis 15 Jahre in der Zukunft haben die USA aus kriegsstrategischen Gründen mit Hilfe von Mikrobiologie und Virologie menschenähnliche Waffen erfunden, die stark an die blutrünstigen Vampire aus der Zeit vor Twilight & Co. erinnern.

Für diese Versuche wurden zwölf Häftlinge aus der Todeszelle ausgewählt und – als 13. Testperson – die kleine Amy, die eigentlich so gar nicht ins Schema passt. Bei den Experimenten geht aber natürlich etwas schief, sodass die mutierten Vampirbestien entkommen und die gesamte Erdbevölkerung dem Untergang geweiht ist.
Wie man das altbekannte Weltuntergangs-Szenario auf so einen dicken Wälzer ausdehnen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Tatsächlich ist „Der Übergang“ sogar auch erst Teil eins einer insgesamt dreiteiligen geplanten Reihe.
In den USA ist Cronins Roman jedoch schon so ein großer Erfolg, dass die Rechte an der Verfilmung bereits verkauft wurden, nämlich an Regisseur Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator, Hannibal, …).
Das Drehbuch dazu ist bereits fertig gestellt, der Film wird dann vielleicht schon 2012 erscheinen, gemeinsam mit dem zweiten Band des Romans.