Lichtspieltheater Wundervoll kurz vor der Wiedereröffnung
Traditionsreiches Programmkino findet im ehemaligen Metropol ein neues Zuhause
1. Juli 2012, von Andre
Große Geschichten auf einer noch größeren Leinwand, tragische Helden und komische Situationen, entspannte oder angespannte Stunden und überall raschelt jemand mit Popcorn: Das alles macht die Magie des Kinos aus. Und bald können Rostocker Filmfreunde die cineastischen Sternstunden auch wieder im Lichtspieltheater Wundervoll, kurz Li.Wu., erleben, denn das Programmkino steht kurz vor seiner Wiedereröffnung im Barnstorfer Weg.

Damit bündelt sich mitten in der KTV ab Mitte Juli gleich doppelte Kinogeschichte. Denn das neue Zuhause des Li.Wu. beherbergte bereits ab 1911 das Filmtheater Metropol – lange, bevor die ersten Tonfilme die Leinwand eroberten. Trotz großer Beliebtheit in der Bevölkerung konnte sich das Haus jedoch nicht halten und wurde geschlossen. In den letzten Jahren versuchten ein Café, ein Indoor-Spielplatz und ein Fitness-Center am Standort Fuß zu fassen – alles jedoch ohne Erfolg.
Die Gesichte des Lichtspieltheaters Wundervoll begann im Oktober 1993 in der Stephansstraße. Das Haus im Gebäude des ehemaligen Institut Français machte schnell von sich reden, denn fernab von Mainstream und Hollywood-Blockbustern bekam man dort viele unbekannte Filmperlen zu sehen, oft sogar im Originalton mit Untertiteln. Einer der ersten Programmzettel stand unter dem Motto „Wenn Cineasten ein Kino eröffnen …“ und diese Einstellung und Liebe zu dem, was sie da tun, merkt man auch heute noch allen Beteiligten an.

Nach dem Auszug in der Stephansstraße kam das Li.Wu. in zwei Sälen im Hansa-Filmpalast unter. Dort lief es gut und im letzten Jahr konnte mit über 40.000 Kinogängern sogar ein Besucherrekord aufgestellt werden. Doch der Mietvertrag wurde nicht verlängert und so musste man nach einem zweijährigen Intermezzo erneut einen neuen Standort suchen und fand durch einen Zufall das Metropol.
Doch von der einstigen Filmbühne war nicht mehr viel übrig. „Das Kino war nur noch eine Hülle und wir mussten sehr viel Arbeit reinstecken“, erzählt Li.Wu.-Chefin Anne Kellner. Seit Anfang Mai wird rund um die Uhr im Haus gearbeitet. Die Mannschaft des Kinos wird dabei von vielen Helfern unterstützt, ohne die der Umzug gar nicht möglich gewesen wäre, da so die Kosten deutlich geringer gehalten werden können.

Auch gestern gab es wieder einen Arbeitseinsatz, denn die Bestuhlung, die aus fast 150 alten Theatersesseln besteht, musste in den neuen Saal gebracht werden. Die Resonanz war wieder unglaublich groß. Über 20 Helfer versammelten sich im Barnstorfer Weg und bildeten eine lange Kette, um die Einzelteile von den Transportern in den Innenraum zu bringen. Dort mussten sie erst einmal zwischengelagert werden, denn die Stoffbespannung der Decke war noch nicht fertig und so musste der Saal noch frei bleiben. Nur drei Reihen wurden zum Test aufgebaut und plötzlich fühlte man sich wirklich schon fast wie im Kino.
Bis es jedoch am 11. Juli mit einem Kurzfilmprogramm losgeht, muss noch viel getan werden. Momentan fehlt noch die Leinwand, einige Stellen müssen noch gestrichen und die Kinotechnik muss eingebaut werden. Danach gilt es vor allem, die Räumlichkeiten sauber zu bekommen. „Wir haben schon drei Staubsauger durch den feinen Staub kaputt bekommen. Wer da also noch einen hat, kann ihn uns gerne bringen“, berichtet Anne Kellner.

Wie lange das Li.Wu. im Metropol bleibt, steht noch nicht fest. Ende 2013 soll die Frieda23 fertig sein, ein Kulturzentrum, in dem auch zwei Kinosäle für das Li.Wu. vorgesehen sind. „Wir wollen erst mal abwarten, wie das Kino hier angenommen wird und wie wir über den Winter kommen – die Vormieter haben da von großen Temperaturproblemen berichtet“, so die Li.Wu.-Chefin. Doch wenn alles gut klappt, könne sie sich auch sehr gut vorstellen, dass man versucht, den Standtort im Barnstorfer Weg zu erhalten: „Es wäre schade, wenn die ganze Arbeit nur für so kurze Zeit Bestand hätte.“
All das ist jedoch noch Zukunftsmusik. Erst einmal gilt es nun, alles bis zum 11. Juli fertigzustellen. Dazu sind auch hilfsbereite Rostocker und Rostockerinnen jederzeit willkommen. Spezielle Termine kann man in einem Umzugsblog nachlesen. Der erste Film, auf den sich Kinofreunde freuen dürfen, ist „Das Haus auf Korsika“, ein französisches Drama. Neuen cineastischen Sternstunden steht also fast nichts mehr im Weg.