Literatur- und Weinlese in der Weiland Buchhandlung
Rostocker Buchhändler stellen Romane vor, die man im Herbst lesen sollte
21. Oktober 2011, von Andre
Der Herbst ist da, das streitet wohl niemand ab. Es wird kälter, die Tage werden kürzer und die Bäume verlieren ihre Blätter. Die ideale Jahreszeit, um mal wieder zu einem Buch zu greifen. Bei der Auswahl von jährlichen Neuerscheinungen ist es schwer, etwas Passendes zu finden. Zum Glück gibt es kompetente Buchhändler und Buchhändlerinnen, die bei der Entscheidung helfen können. Sechs von ihnen stellten gestern in der Weiland Buchhandlung ihre Leseempfehlungen für die kalte Jahreszeit vor.
Für einen passenden musikalischen Rahmen sorgten Andreas Pasternack und Christian Ahnsel. Sie spielten Jazz und Swing, aber auch bekannte Hits zum Mitwippen. Die Gäste nutzten die Zeit, um sich – passend zum Thema „Literatur- und Weinlese“ – mit einem Glas Wein in der „Lunch Box“ zu versorgen, die seit Frühjahr dieses Jahres für die Verpflegung in der Buchhandlung zuständig ist.

Für 200 Gäste waren Plätze aufgebaut und schon vor 20 Uhr waren alle Stühle besetzt. Florian Rieger, Leiter der Buchhandlung, zeigte sich sehr zufrieden: „Das ist nun die 10. Weinlese und es kamen immer mehr Leute. Wir sind froh, dass die Veranstaltung so gut angenommen wird.“
309.885 Bücher wurden auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vorgestellt, zwölf davon wurden den Rostocker Lesern präsentiert. Den Anfang machte Franziska Fritze, die mit „Sumobrüder“ und „Den Mond aus den Angeln heben“ zwei Titel mit Kindern in der Hauptrolle präsentierte. Besonders der zweite Roman hat es ihr angetan: „Ich bin froh, dass ich mit diesem Familienroman ein neues Lieblingsbuch entdeckt habe.“

Auch Ruth Jauer bestätigte, wie schwer es für sie war, aus der Fülle von Neuerscheinungen zwei auszuwählen. Sie entschied sich letztlich für „Goethe ruft an“, eine Schriftstellergeschichte, die eher lustig geschrieben ist und „Engel des Vergessens“ von Maja Haderlap. Die Autorin erhielt für dieses Buch den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sie beschreibt darin das schwere Schicksal einer Familie, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs lebte.
Carolin Pries war für die Krimis zuständig. „Letzte Losung“ sei vor allem für Tatortliebhaber geeignet. „Das Buch ist ein klassischer deutscher Krimi, der in Vorpommern spielt.“ Auch sehr spannend klang „Plan D.“ In diesem fiktiven Roman hat die DDR nie aufgehört zu existieren und es wird gezeigt, wie es aussehen könnte, wenn es die Mauer auch heute noch geben würde.

Daniela Pieper stellte wieder zwei Jugendromane vor. „7 Minuten nach Mitternacht“ ist dabei gruselig und auch sehr traurig. „Mir sind stellenweise Tränen über das Gesicht gelaufen, aber das Buch hat es gleichzeitig geschafft, wieder Halt zu geben“, sagte die Buchhändlerin. „Fennymores Reise“ ist dagegen wieder lustiger. Das zeigt schon die Tatsache, dass der Roman ein Rezept für Dackel im Salzmantel beinhaltet.
Nicole Busch begann ihre Vorstellung mit einer längeren Leseprobe. So konnte man einen sehr guten Eindruck von der eigentümlichen Sprache des Protagonisten in dem Roman „Raum“ bekommen. Dieser ist fünf Jahre alt und lebt mit seiner Mutter in einen einzelnen Raum eingesperrt. Ihr zweiter Tipp war „Flussfahrt.“ Dieser Roman war die Grundlage für den bekannten Film „Beim Sterben ist jeder der Erste“ mit Burt Reynolds und erschien in diesem Jahr in einer neuen Übersetzung.
Der einzige Mann in der Runde war Fridtjof Melms. Für erste Lacher sorgte die Aussage, dass sein Spezialgebiet Garten- und Esoterikratgeber seien. Zum Glück entschied er sich aber doch für die Vorstellung zweier Romane. „Deadwood“ ist ein klassischer Western, der geschickt historische Personen mit fiktiven Erzählsträngen kreuzt. Seine zweite Empfehlung war „Der Friedhof von Prag“ von Umberto Eco. Mit einer sehr präzisen Sprache zeichnet der Bestsellerautor ein Panorama von Europa im 19. Jahrhundert.

Nach den Empfehlungen der Buchhändler gab es noch etwas ganz Besonderes, nämlich eine Premiere im doppelten Sinne. Ralph Westerhoff stellte nicht nur seinen ersten Krimi vor, es war für ihn sogar die erste öffentliche Lesung überhaupt. „Ich war sehr aufgeregt, aber das Publikum war sehr dankbar“, sagte der Autor im Gespräch. „Kalte Fluten“ ist ein Titel aus der Reihe „Küsten Krimi“ des Emons Verlags.
Und Rostock wurde nicht zufällig für die Premierenlesung ausgewählt. Hauptfigur des Buches ist Wiebke Sollich, Kommissarin der Rostocker Kripo, die eine Mordserie aufklären muss, die unter anderem auch auf die Neptun-Werft führt. Doch nicht nur im Beruf geht es hoch her, auch privat gerät die Polizistin in einige Turbulenzen.
Man merkt dem Autor dabei die Faszination für Rostock an. Immer wieder erkennt man Straßen oder Plätze wieder und fühlt sich wie zu Hause. Auf die Frage, welchen Roman Ralph Westerhoff für den Herbst empfehlen würde, antwortete er: „Alles was ich sage, kann gegen mich verwendet werden. Jedes Buch ist es wert, gelesen zu werden!“
Damit setzt der Schriftsteller einen passenden Schlusspunkt unter einen gelungenen Abend. An Büchern dürfte es für die nächsten Wochen nicht mangeln, nur wo soll man die ganze Zeit für all die tollen Romane hernehmen?