Kriminalbiologe Mark Benecke zu Gast in der Stadthalle
„Der Herr der Maden“ stellt auch 2012 seine Arbeit wieder in Rostock vor
7. Januar 2012, von Andre
„Wenn ich zu einem Tatort gehe, stelle ich mein Gehirn auf erwachsene, schwangere Schmeißfliege.“ Mit diesem Vorgehen überprüft Kriminalbiologe Mark Benecke, wo die Insekten ihre Eier ablegen könnten und wo somit Maden zu erwarten sind. Mit Hilfe von Insekten und Spinnen kann er zum Beispiel die Liegedauer von Leichen bestimmen und so zur Aufklärung von Todesfällen beitragen. Bei seinem Vortrag in der Stadthalle gab er den Zuschauern einen spannenden Einblick in sein Arbeitsleben.

Bevor jedoch die ersten Leichen gezeigt wurden, zeigte der Wissenschaftler den Ablauf eines typischen Tages. Es beginnt ganz normal mit Frühstück (mit einer Madentasse, ein Geschenk aus Rostock), dann folgt der Weg ins Labor, dort wird experimentiert und dann folgt auch schon die Zugfahrt nach Rostock. Dass den Kriminalbiologen selbst Kleinigkeiten interessieren, bewies er mit einem Foto von einem Kothaufen in einem Gleisbett: „Da frage ich mich doch, wie der da hingekommen ist!“
Schon im ersten Teil stellte er, ganz nebenbei, die wichtigsten Arbeitsregeln und Prämissen eines Kriminalbiologen vor. „Ich bin ein Universaldilettant und daher ist Neugier auch sehr wichtig.“ Um alles gut erkennen zu können, muss man nah rangehen und Sachen einsammeln oder fotografieren, die von Bedeutung sein könnten. Und die wichtigste Regel, die Benecke regelmäßig wiederholte, ist keine Annahmen anzustellen. Man muss das Denken abstellen und nur hinterfragen, was da ist. „An einem Tatort macht nichts Sinn, weil die Täter fast immer spinnen.“

Für den zweiten Teil durfte das Publikum dann ein Thema auswählen. Da jedoch gleichviele Gäste für „Mord im Museum“ und für „Insekten und Leichen“ waren, musste die Münze entscheiden. So kamen die Rostocker in den Genuss von Käsefliegen, Spinnen, Schmeißfliegen und natürlich Maden. „Maden und Insekten sind meine stillen Assistenten. Mit ihnen arbeite ich schon 15 bis 20 Jahre zusammen.“
Benecke erklärte anhand von verschiedenen Leichen, was Insekten an Tatorten verraten, aber auch, was sie verschleiern. So können scheinbare Kratzspuren einer Leiche im Wald auch von Nacktschnecken kommen, die Hautschichten beim Rüberkriechen abraspeln. Ein besonders skurriler Fall handelte von einer toten alten Frau. Auf ihrem Bein war eine offene, inzwischen schwarz abgefaulte Stelle, in der auch tote Maden lagen. Das war merkwürdig, denn Maden verlassen den Ort, wo sie gefressen haben. Es stellte sich raus, dass die Dame schon vor dem Tod eine kranke, von Maden befallene Stelle am Bein hatte. Da sie nicht wollte, dass die Insekten in der Wohnung umherkriechen, band sie das Bein mit einer Plastiktüte ab. Die Maden starben und das Bein entzündete sich schlimmer, woran die Frau dann starb.

Da der Wissenschaftler viele verschiedene Vortragsthemen hat, kann man auch immer wieder kommen. Henni Donner und Dschaaan aus Rostock haben Mark Benecke auch schon fünfmal live erlebt. „Es ist immer wieder spannend, da er sich in einer Stadt auch nie wiederholt. Er schafft es, eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge zu zeigen“, sagt Henni. Sie und Mark haben sich über ein Internetradio kennengelernt und sind inzwischen befreundet. „Wir kommen nicht nur des Vortrags wegen, sondern auch, um Mark einfach mal wiederzutreffen.“
Wer jetzt auch Lust hat, in die Welt der Maden und Leichen abzutauchen, kann sich den 18. September vormerken. Dann ist Mark Benecke im Moya zu Gast. Außerdem steht auch schon ein Termin für das Jahr 2013 fest. Am 4. Januar wird er dann wieder in der Stadthalle vortragen. Bis dahin kann man einen Blick in eins der zahlreichen spannenden Bücher der Kriminalbiologen werfen.