„Me and my Boy“ vom Theater am Ring
Turbulente Musicalkomödie feiert Premiere in der Bühne 602
28. April 2012, von Andre
Vom Erasmus-Gymnasium in Lütten Klein zur Bühne 602 im Stadthafen und von da direkt weiter ins ländliche England – das neue Stück vom Theater am Ring macht es möglich. Zum zweiten Mal nehmen uns die Schauspieler mit nach Windermere. Dort, wo vor vier Jahren noch ein scheinbares Gespenst sein Unwesen trieb, gibt es im neuen Stück „Me and my Boy“ eine Gartenparty zu bestaunen, die in einem turbulenten Chaos endet – ganz zur Freude der Zuschauer.
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Vor über 20 Jahren gründete der Lehrer Torsten Malter das Theater am Ring, damals noch als Schultheater. Seitdem gab es über 40 Inszenierungen, darunter Märchen, große Klassiker wie Schiller und Shakespeare, aber auch immer wieder eigene Stücke. In so einer langen Zeit verändert sich natürlich auch immer wieder das Ensemble, irgendwann arbeitet man und gründet eine Familie und macht Platz für Jüngere. Für „Me and my Boy“ sind einige alte Schauspieler aber wieder zurückgekommen, sogar Mitglieder der ersten Besetzung aus dem Jahr 1989. So ist das aktuelle Stück mit 29 Rollen auch eines der umfangreichsten der letzten Jahre.
Noch eine weitere Besonderheit bietet das diesjährige Sommerstück: Es ist das erste richtige Musical der Theatergruppe. Zwar gab es früher auch gelegentlich Lieder, doch waren diese eher schmückendes Beiwerk. Bei „Me and my Boy“ wird über die Musik, die hauptsächlich vom Studenten Erik Malter stammt, die Geschichte vorangetrieben. Und das funktioniert erstaunlich gut. Die Stücke, die auch gesanglich gut und voller Inbrunst vorgetragen werden, fügen sich nahtlos in das restliche Geschehen ein und führten bei mir dazu, dass ich am liebsten aufstehen und mittanzen wollte.

Doch nicht nur die musikalische Inszenierung überzeugt, auch die Geschichte ist herrlich abgedreht. Ausgangspunkt ist die erste Gartenparty der Saison auf Evenly Castle. Alles soll perfekt laufen, doch wie das immer so ist, geht gerade dann auch alles schief. So führt eine wortwörtliche Schnapsidee dazu, dass ein junger Mann die Rolle eines englischen Adligen einnimmt. Gleichzeitig muss eine Dienstmagd eine junge Adlige spielen. Die Irrungen und Wirrungen lassen nicht lange auf sich warten.
Dazu kommt noch ein intriganter Nachbar, ein Künstler mit einem Gipsbein, ein Reisebus voller amerikanischer Touristen, zwei Klatschreporter und ein totes Pferd. Irgendwann steht ein halb nackter Mann im Garten und auch im Schlafzimmer der Hausherrin Lady Amalia taucht einer auf. Eine Mutter erscheint unerwartet und es werden seltsame Kekse konsumiert. Sogar George Clooney soll irgendwo zwischen der feinen Gesellschaft gesehen worden sein.
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Die knapp zwei Stunden vergehen wie im Flug und gerade in der zweiten Hälfte bleibt einem kaum Zeit zum Luftholen, weil alles Schlag auf Schlag geht. Großartige Requisiten oder ein besonders detailliertes Bühnenbild braucht die Gruppe nicht, wodurch man sich besser auf die Dialoge und die toll gespielten und oft schrulligen Figuren konzentrieren kann. Dazu kommen liebevoll ausgewählte Kostüme, die mit schicken Anzügen, edlen Kleidern, Lackschuhen und diversen Hüten ein adliges Lebensgefühl vermitteln.
„Me and my Boy“ feiert heute in der Bühne 602 seine Premiere, jedoch ist die Vorstellung schon seit Wochen ausverkauft. Am 12. Mai gibt es die Möglichkeit, das von P.G. Wodehouse inspirierte Musical im Theater im Stadthafen zu sehen. Anschließend tritt es im Sommer die Nachfolge vom „Sommernachtstraum“ als Freilichtstück im Klostergarten an. Spätestens dann solltet ihr euch dieses wirklich unterhaltsame Musical anschauen, es lohnt sich!