Neptun-Brunnen in Warnemünde eingeweiht
Auf dem Kirchenplatz im Seebad Warnemünde wurde heute der Neptunbrunnen von Thomas Jastram eingeweiht – finanziert wurde er komplett durch Spenden
25. Juni 2022, von Olaf
„Wasser marsch“, lautete am Nachmittag das Kommando auf dem Kirchenplatz in Warnemünde, wo der neue Neptunbrunnen feierlich eingeweiht wurde. Zusammen mit den drei „Nereiden“ Nina, Lydia und Swantje enthüllte Bildhauer Thomas Jastram unter den Augen zahlreicher Schaulustiger das von ihm geschaffene Wasserspiel. Die jungen Damen standen dem Künstler dafür Modell und konnten sich heute über ihr lebensgroßes, bronzenes Ebenbild freuen.
Bereits 2012 gab es die ersten Überlegungen, an dieser Stelle einen Brunnen zu errichten. Viele Jahre hat sich Alexander Prechtel dafür starkgemacht und das Projekt dank zahlreicher Spender unter der Schirmherrschaft des Rotary Clubs umgesetzt. „Du bist der Spiritus Rector dieses Ganzen“, lobte Noch-Senator Holger Matthäus das Engagement des ehemaligen Ortsbeiratsvorsitzenden.
Neptunbrunnen ohne Neptun
„Da ist sein Dreizack, da ist sein Netz, aber Neptun ist nicht da“, verweist Prechtel auf das leere Podest im Brunnen. Und warum fehlt ausgerechnet der Meeresgott in seinem Brunnen? Vielleicht ist er gerade im Neptun-Hotel oder auf der Neptun-Werft? Bereits jetzt ranken sich viele Mythen um sein Verschwinden.

Es lag nicht am Geld, stellt Prechtel jedoch klar. Auch dass vor der Kirche kein anderer, heidnischer Gott stehen soll, ist nicht der Grund, schmunzelt er. Eine Erklärung, auf die viele angebissen hätten, sei, dass die drei Nixen den alten Mann in Zeiten der Frauenpower nicht mehr brauchen.
Ganz leer ist das Podest übrigens nicht. Neben Netz und Dreizack stehen dort auch die leeren Sandalen von Neptun, in die jeder hineinschlüpfen darf und soll. „Da werden die Touristen stehen und Neptun sein wollen“, ist sich Prechtel sicher. Hat der Meeresgott im Zeitalter der sozialen Medien seinen Platz für einen Fotopoint geräumt?
„Es gibt auf der Welt viele Neptunbrunnen, aber es gibt nur einen ohne Neptun“, ist der Hauptgrund für Prechtel ein anderer: „Der Brunnen ist einzigartig – so wie Warnemünde.“

Senator Holger Matthäus erzählt eine andere Geschichte: Zwischen Prechtel, Jastram und ihm hätte es Streit gegeben, wer von ihnen Neptun wird. Am Ende habe der Künstler ein salomonisches Urteil gefällt: „Wenn sich alle streiten, dann ist jeder der Gott, jeder darf sich da reinstellen.“
„Nicht so furchtbar wichtig“, war es dem Künstler selbst, „irgendwelche symbolisch-inhaltlichen Dinge da reinzubrummen“. Alle 50 Nereiden (Meeresnymphen und Begleiterinnen des Meeresgotts Poseidon in der griechischen Mythologie) darzustellen, hätte allerdings doch das Budget gesprengt. Es soll ein Brunnen sein, „der zur Beseelung des Ortes beiträgt“, sagt Jastram. Vielleicht kann der Pastor den Brunnen sogar als Taufbecken benutzen.
„Es soll schön sein, es soll Freude machen, mehr soll es gar nicht sein“, sagt der Bildhauer bescheiden. „Es gibt einen Satz in der deutschen Aufklärung“, so Jastram: „Wer nach Schönheit strebt, strebt auch nach Frieden“ – wichtig in diesen Zeiten.
Neptun-Brunnen komplett durch Spenden finanziert
Über 260.000 Euro Spendengelder wurden in nur 15 Monaten gesammelt. Spenden kamen nicht nur von Unternehmen, Vereinen und Einwohnern des Seebads, sondern auch aus Hamburg, Berlin, Sachsen oder Bayern. Neben ein paar Großspenden wurden zahlreiche Kleinbeträge gespendet.
Über 250 Überweisungen sind auf dem Spendenkonto eingegangen. Auf einer Stele neben dem Brunnen finden sich 128 Plaketten mit den Namen der Spender, die mindestens 500 Euro gegeben haben. Doch es gab nicht nur Großspenden, sondern auch „ganz, ganz viele kleine“, freut sich Alexander Gatzka, Präsident des Rotary Clubs Warnemünde. So sind allein durch eine Sammeldose in der Apotheke 3.000 Euro zusammengekommen.

Im Dezember 2020 wurde mit dem Spendensammeln begonnen, damals lag das Ziel noch bei 150.000 Euro, erinnert sich Gatzka, doch „die ursprünglich kalkulierten Kosten kannten nur eine Richtung und die zeigte nach oben.“ Trotzdem konnte genug Geld gesammelt werden.
„Dies ist nicht der Brunnen von irgendjemand, der den uns hier hinstellt“, betont Prechtel, „das ist unser Brunnen – ein Brunnen der Warnemünder für Warnemünde“. Als Geschenk geht er in die Obhut der Stadt über. Die Bürgerschaft hat dem bereits zugestimmt. „Ich verspreche, dass wir diesen Brunnen hegen und pflegen“, sicherte Matthäus zu.
Wasser abgestellt, Fugen müssen noch trocknen
Wer den Brunnen in Aktion erleben möchte, muss sich ein wenig gedulden. Das Wasser wurde kurz nach der Einweihung wieder abgestellt Die Arbeiten an den Granitplatten wurden erst gestern abgeschlossen, die Fugen müssen noch ein paar Tage durchtrocknen. Auch drei Sitzbänke sollen noch aufgestellt werden, die zuständige „Bankbeauftragte“ der Stadt ist derzeit im Urlaub.