Datenschätze auf OpenData.HRO
Neues Online-Portal ermöglicht Zugriff auf die Datensammlung der Rostocker Stadtverwaltung
20. Februar 2013, von Stefanie
Wem auf seinen Streifzügen durch Rostock mal die Blase drückt, der ist froh, eine Toilette in der Nähe zu wissen. Fehlt diese Information und man gehört zu den etwa 30 Millionen Menschen in Deutschland, die ein Smartphone besitzen, könnte es demnächst Erleichterung geben: eine App, die alle öffentlichen Toiletten der Hansestadt anzeigt.
Die Rohdaten dafür stellt die Rostocker Stadtverwaltung jedenfalls ab Freitag im Internet auf der Seite www.opendata-hro.de zur Verfügung. Und nicht nur die. Wem der Weg zum nächsten WC zu weit sein sollte, kann eventuell auch gleich mal schauen, welche Naturdenkmäler er besser meiden sollte.
Informationen zur Bevölkerung, Bildung und Wissenschaft, Geodaten, Transport, Verkehr, Arbeit oder Verbraucherschutz werden auf dem neuen Online-Portal in 14 Kategorien bereitgestellt. Über 90 Datensätze, die die Rostocker Stadtverwaltung für eigene Zwecke erhoben hat, sind nun frei verfügbar, können verändert und verbreitet werden. Kostenlos, auch zu kommerziellen Zwecken – das ist die ausdrückliche Absicht des Angebots. „Man darf mit den Daten alles machen, solange man den Urheber angibt“, erläutert Sebastian Schwarz die Lizenzbedingungen von OpenData.HRO. Als Mitarbeiter im Sachgebiet Regionale Geoinformationssysteme betreut er auch die Onlineportale Klarschiff.HRO und http://www.geoport-hro.de . Nach einem Bürgerschaftsbeschluss hat er in den letzten dreieinhalb Monaten mit einem Team den Prototypen des Rostocker OpenData-Portals entwickelt, das in den nächsten Monaten eine Testphase durchläuft.
Otto-Normal-Verbraucher, der nach Schlaglöchern auf Rostocks Straßen sucht, hatten die Entwickler dabei jedoch weniger im Auge. „Dieses Portal ist nicht zur Präsentation anschaulicher Diagramme und Dokumente oder zur Darstellung von Zusammenhängen gedacht“, erläutert Projektleiter Dr. Detlef Neitz. Die Daten, die bei Verwaltungsvorgängen gesammelt wurden, werden unbearbeitet in ihrem Urzustand meist in Form einfacher Tabellen bereitgestellt.
Vorrangig richtet sich OpenData.HRO daher an Softwareentwickler, die auf Grundlage dieser Daten interessante Anwendungen entwickeln wollen. In diesem Sinne versteht sich das Angebot als Wirtschaftsförderung.
Auch wenn beispielsweise ein Träger einer Kindertagesstätte beabsichtigt, in eine neue Betreuungseinrichtung zu investieren, kann er sich zuvor auf Grundlage dieser Daten über die Bevölkerungsentwicklung eines Stadtteils in den letzen Jahren informieren.
Wissenschaftler und Forscher sowie Journalisten, die das Portal zum Recherchieren nutzen und die Informationen für ihre Leser aufbereiten wollen, sollen ebenfalls von dem Angebot profitieren.
Allerdings geht es der Redaktion bei der Auswahl der zur Verfügung gestellten Daten nicht um Masse. Die Inhalte, die zukünftig noch ergänzt werden sollen, richten sich nach der Nachfrage. Dafür besteht die Möglichkeit, Datensatzanfragen zu stellen. „Es muss auch nicht bei Daten aus der Stadtverwaltung bleiben“, kündigt Detlef Neitz an. Vorstellbar wären auch Daten kommunaler Betriebe. Insbesondere am Nahverkehr der RSAG bestehe bereits großes Interesse.
„Es geht darum, Transparenz und Offenheit zu schaffen und Entlastung für die Verwaltung“, sagt Ulrich Kunze, verantwortlich für die Informationsstelle im Rathaus. Er hofft, dass sich mit diesem Linktipp etwa 80 Prozent der Anfragen an die Verwaltung erledigen.

Durch die übersichtliche Struktur und schnelle Zugriffsmöglichkeit der Datenbank versprechen sich die Entwickler auch für die Behörden selbst eine Verbesserung des Datenbestands. Besonders im Bereich Infrastruktur. „Wenn es hier Fehler gibt, sind wir dankbar, wenn sie uns gemeldet werden“, ruft Detlef Neitz zur Mitarbeit auf.
Vorbei sollen die Zeiten sein, als eine Adressänderung mühevoll an verschiedenen Stellen eingepflegt werden musste. Wurden einige dabei übersehen, waren sie schon nicht mehr aktuell.
Mit der Programmierschnittstelle, dem Herzstück von OpenData.HRO, kann der Datenfluss so strukturiert werden, dass Anwendungen direkt auf die Datenbank zugreifen können und die Informationen so automatisch auf dem neuesten Stand sind.
Möglich wird dies durch Datensätze, die in unterschiedlichen offenen, maschinenlesbaren Standardformaten zur Verfügung stehen. Die Software des Portals basiert dabei auf der Open-Source-Software CKAN, die von der Open Knowledge Foundation gepflegt und weiterentwickelt wird – einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung von offenem Wissen. CKAN hat sich bereits international als Datenpublikationsplattform durchgesetzt.
Pünktlich zum internationalen Open Data Tag am 23. Februar schließt sich Rostock mit OpenData.HRO der Open-Data-Bewegung an. Was in anderen Ländern wie den USA und Großbritannien schon lange praktiziert wird, hält nun auch in Deutschland nach und nach Einzug. So startete heute auch das neue zentrale Datenportal des Bundes GovData, mit dem auch das Rostocker Portal verbunden ist. Aufgrund der großen Nachfrage war der Server gleich am ersten Tag nicht erreichbar.