Ostsee-Theatersporttournee im Rostocker Stadthafen
Wettkampf der Improvisation vor maritimer Kulisse
2. August 2010, von Elina
Sommer ist Urlaubs- und Ferienzeit. Bei den Studenten wird zwar offiziell immer nur von „vorlesungsfreier Zeit“ gesprochen, aber insgeheim läuft es wohl auf dasselbe hinaus. So kam es auch, dass meine liebe Schwester nach der stressigen Prüfungszeit endlich wieder in die Heimat aufbrechen durfte und mir nun bei den kommenden Terminen etwas zur Seite steht.
Diese Motivation und Unterstützung konnte ich gestern auch gleich ganz gut gebrauchen, denn dank der unberechenbaren Regenschauer drohte unsere freudig erwartete Veranstaltung sprichwörtlich ins Wasser zu fallen.
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Dennoch fuhren wir mit unerschütterlichem Optimismus zum Rostocker Stadthafen, wo die Ostsee-Theatersporttournee auf dem Traditionssegler „Wytske Eelkje“ (nahe den Silos) stattfinden sollte. Na ja, glücklicherweise nicht direkt auf dem Schiff, sondern auf dem rettenden Ufer unmittelbar davor.
Der gelegentlich einsetzende Regen hatte nicht alle Schaulustigen vom Stadthafen vertrieben. Bei unserer Ankunft wartete noch ein anderes Pärchen auf den Beginn der Show, kurz darauf waren wir schon fast ein Dutzend Zuschauer.
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Wegen des unberechenbaren Wetters sollte das eigentliche Programm – ein Improvisationswettstreit zwischen zwei Theatergruppen aus Rostock und Bern – nicht stattfinden. Stattdessen wurde frei nach dem Motto „Alles muss weg“ nach der beendeten Tour sämtliches überflüssige Schiffsinventar an die neugierigen Passanten versteigert und nebenbei ein wenig improvisiert.
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Von sogenannten Holzbänken für das nächste Gartenfest, dem passenden Grill, über Getränke, Campingstühle und leuchtend orangen Schwimmwesten war vermutlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Weil sich das zurückhaltende Publikum zunächst noch nicht richtig für die angepriesenen Sachen erwärmen konnte, wurde auf ein einfaches Mittel gesetzt: ein Sechserpack Bier in Plastikflaschen wurde für schlappe fünf Euro angeboten – und fand prompt einen neuen Besitzer.

Scheinbar in Kauflaune gekommen landete gleich auch die „sprechende Kühlbox“, als sehr zutrauliches und steuerfreies Haustier angeboten, zusammen mit zwei Kühlelementen beim Bierbesitzer.
So viel Glück hatten die beiden Töpfe mit Basilikum allerdings nicht. Obwohl sie momentan noch einem „Dschungel nach dem Kahlschlag“ ähnelten, hatten sich die zwei seetauglichen „Basilica maritima“ nach der Überfahrt von Dänemark schon sichtlich erholt. Trotzdem fanden sie keinen freiwilligen neuen Besitzer, sodass sie nach und nach als Gratis-Zugabe zu anderen Auktionen dazu gegeben wurden.
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Da die Auktionen insgesamt eher mäßig liefen, dafür aber der Regen endlich aufgehört zu haben schien, wurde uns schließlich doch eine kleine Kostprobe aus dem ursprünglichen Improvisationsprogramm geboten.
Dazu traten jeweils zwei Schauspieler vom TAP aus Bern und von den Hasplern aus Rostock in unterschiedlichen „Disziplinen“ gegeneinander im Wettkampf an. Die Rolle des Schiedsrichters übernahm Auktionator Roland, ebenfalls vom Schweizer Theater am Puls.
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Die erste Disziplin war das sogenannte „Counting Words“, bei dem das Publikum immer jeweils eine Zahl vorgibt und der Schauspieler, der gerade an der Reihe ist, einen Satz mit der genannten Anzahl an Wörtern sagen muss.
Als Gegenstand wurde das (zu dem Zeitpunkt noch vorhandene) Basilikum-Töpfchen ausgewählt, welches einen Leuchtturm symbolisieren sollte. Dabei entstand von den einfallsreichen Schweizer Schauspielern ein kurzes aber sehr kreatives Stück, das das inzwischen angeheiterte und aufgelockerte Publikum in seinen Bann zog.
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Aber auch die Rostocker „Haspler“ kamen gleich darauf beim „ABC-Spiel“ zum Zug. Über den Namen einer Zuschauerin wurde der Buchstabe S ausgewählt. Beide Schauspieler mussten nun beim S beginnend den jeweils ersten Satz ihres Sprechparts mit nacheinander allen Buchstaben des Alphabets beginnen. Das kleine Stück begann also mit dem Wort „Sauna“ und endete mit „Rummmms“.
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Das Lustige an den improvisierten Szenen war dabei vor allem, dass sich keines Bühnenbildes und (fast) keiner Requisiten bedient wurde, es kam also ganz auf die Fantasie von Schauspielern und Zuschauern an. Passende Hintergrundgeräusche und -melodien wurden von einem einzigen Musiker auf Saxophon und Mini-Keyboard improvisiert.
Da die Sitzbänke fast die gesamte Breite des Weges einnahmen, blieben bald immer mehr Schaulustige stehen und auch die Sitzgelegenheiten wurden langsam knapp.
Zum krönenden Abschluss wurde ein Lied für die Rostocker improvisiert. Trotz gelegentlicher Regenschauer war die letzte Veranstaltung des TAP-Segelsommers also ein voller Erfolg, das hart gesottene Publikum wird diesen Abend jedenfalls bestimmt nicht mehr so schnell vergessen.