Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

„Das Weiberregiment“ – Ein Shakespeare nach Aristophanes

„Das Weiberregiment“ – Ein Shakespeare nach Aristophanes

Wenn sich zwei streiten, so heißt es, freut sich der Dritte. Das scheint für Künstler allerdings nicht zu gelten. Wenn sich Shakespeare und Aristophanes, sein Schriftstellerkollege aus der Antike, darum streiten, wessen Stück sich besser für eine Aufführung eignen würde, wird einfach ein Kompromiss geschlossen. Shakespeares „Verlorene Liebesmüh“ wird kurzerhand mit Aristophanes‘ „Lysistrate“ verkuppelt. Natürlich ist der Streit Teil des Stücks „Das Weiberregiment“, das Torsten Malter und Karsten Schuldt zusammen mit dem TJC1 gestern Abend zum ersten Mal vor Publikum zeigten. Tatsache ist aber, dass ihr Theaterstück wirklich aus den beiden Handlungssträngen der oben genannten Werke zusammengesetzt ist.

1. April 2011 | Weiterlesen
JobAct präsentiert „MACHTSPIEL“

JobAct präsentiert „MACHTSPIEL“

„Willkommen im Machtspielpark“, ertönt es aus den Lautsprecherboxen der BÜHNE 602. Auf der Bühne befinden sich junge Menschen, die ganz alltägliche Dinge tun: Musik hören, Zeitung lesen, joggen, mit dem Hund spielen und, und, und. Über den Lautsprecher ertönt wieder die Stimme: „Wusch!“ Alle erstarren. „Wusch!“ Sie wachen auf und verhalten sich feindselig. Noch ein „Wusch!“ und alles ist wieder wie gewohnt. Die Stimme kommt von zwei Schwestern, die Gut und Böse repräsentieren. Um die Menschen beeinflussen zu können, hatten sie sich eine Truhe anfertigen lassen und in diese den freien Willen der Menschheit eingesperrt. So entschieden sie schon Tausende von Jahren, wie sich die Menschen verhalten sollten. Da sie sich nun darüber streiten, wie die Welt für die nächsten 1000 Jahre sein soll, rufen die beiden einen Wettstreit zwischen Gut und Böse aus. Um die Teilnehmer zu ködern, versprechen sie, dem Sieger einen Wunsch zu erfüllen. Also ziehen acht Menschen, die bisher unbeeinflussbar waren, los und treffen im „Vulkanhaus“ aufeinander, um in Spielen wie Tauziehen oder Schwertkampf gegeneinander anzutreten. Immer wieder klingen ernste Themen an, die am Ende in einer Videoinstallation gipfeln, die einen nachdenklich nach Hause gehen lässt. Ist der freie Wille wirklich besser als die Beeinflussung oder nicht? Die Beeinflussung der Menschen wurde zum Beispiel durch Werbetexte demonstriert, die zwischen den Szenen aus den Lautsprechern schallten. Wir alle sehen, hören und lesen tagtäglich Werbung an Hauswänden, im Radio und im Fernsehen. Um die Beeinflussung durch ein solches Medium zu verdeutlichen, wurden die Werbetexte überspitzt dargestellt und ins Sinnlose gezogen. So wurde man zum Beispiel zum Kauf von Plastikorchideen angehalten, die auch tatsächlich wie Plastik aussehen und nach ekligen Dingen riechen. Aber auch die unterbewusste Beeinflussung der Protagonisten durch Gut und Böse in deren Träumen zeigte deutlich den Gedanken hinter der Geschichte. „Sind Sie beeinflussbar?“, lautete die Frage, die sich das Publikum stellen sollte. Auch das Bühnenbild war gelungen, wenn auch einfach. Es bestand aus Kartons, die erst durch ihre Beschriftung zu dem wurden, was sie sein sollten. Aus einem einfachen Pappquader konnte so eine Bank oder ein Mülleimer werden. Auch das könnte man als eine Anspielung auf unsere Beeinflussbarkeit begreifen. Gib etwas einen Namen und wir glauben, dass es existiert. Woran die jungen Theatermacher vor allem glauben sollten, war ihr eigenes Können. „Hätten Sie den Mut gehabt?“, fragte die stellvertretende Geschäftsführerin des Hanse-Jobcenters, Denise Kraetsch, das Publikum zu Beginn. Gemeint war der Mut, der nötig ist, sich in einer Gruppe von völlig fremden Menschen zu öffnen, sich ohne Erfahrung an ein Theaterstück zu wagen und dieses zu präsentieren. Denn genau das taten die 15 jungen Rostocker, als sie sich aus freiem Willen dazu entschieden am Projekt JobAct teilzunehmen. Sieben Monate lang beschäftigten sie sich mit der Gestaltung eines Theaterstücks, bei dem es vor allem darauf ankam, im Team zu arbeiten und selbstbewusst genug zu sein, um die Meinung zu sagen. Sie mussten zusammen nicht nur die Idee entwickeln, sondern auch die Texte schreiben, das Bühnenbild gestalten und sonst alle wichtigen Dinge erledigen, die es für eine Theatervorführung braucht. Hilfe bekamen sie dabei von der Theaterpädagogin Kim Lukacs von der Projektfabrik, die ihnen helfend zur Seite stand. Neben all diesen Aktivitäten kümmerten sich die 15 außerdem um ihre Zukunft. Sie absolvierten Vorstellungstermine und beschäftigten sich mit der Frage, was sie denn eigentlich mit ihrem Leben anfangen wollen. Genau das ist nämlich der Gedanke hinter dem Projekt. Die jungen Menschen sollen erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden, nachdem sie vorher einige Probleme damit gehabt hatten. Auch hierfür hatten sie während der sieben Monate eine Ansprechpartnerin in Ilona Eckhardt vom Bildungsträger IBS, die zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen half. Nach dem das Theaterstück nun auf die Bühne gebracht wurde, folgt die zweite Phase des Projekts, bei der alle Teilnehmer ein viermonatiges Praktikum absolvieren werden. Im Sommer beginnen sie dann hoffentlich alle eine Ausbildung. „Das Stück war super“, stellte Heidi Brandt, Arbeitsvermittlerin für die unter 25 jährigen im Hanse-Jobcenter fest. Sie kannte die Teilnehmer noch von vorher, als sie vor ihr im Hanse-Jobcenter gesessen hatten. „Das Projekt ist gut, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, sagte sie. „Das sind Leute, die es nicht so leicht haben und heute erleben sie, dass es auch anders geht.“ Auch die Teilnehmer schienen mit sich zufrieden. „Wir sind alle auf jeden Fall selbstbewusster geworden. Man kann jetzt offener auf Menschen zugehen“, erzählte Yvonne Heinemann. Auch mit der Zukunftsplanung ginge es voran, verriet Anne Graap: „Vorher war ich ziemlich orientierungslos, jetzt will ich Restaurantfachfrau werden“, erzählte sie. Außerdem traue sie sich nun auch zu, dieses Ziel zu erreichen. Das Ergebnis spricht also für sich und das nicht nur in Rostock. Seit nun sechs Jahren gibt es das Projekt in ganz Deutschland und es erhält Zuspruch aus Wirtschaft und Politik. So stellte das Finanzinstitut J.P. Morgan eine Millionensumme zur Verfügung, um das Projekt noch größer aufziehen zu können. Schirmherrin der ganzen Sache ist die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Zum bereits dritten Mal fand das Projekt nun auch in Rostock statt und wird wohl nicht zum letzen Mal jungen Menschen behilflich sein, ihren Weg zu finden. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies heute Abend um 19 Uhr an der BÜHNE 602 tun, wenn das Stück noch einmal aufgeführt wird.

31. März 2011 | Weiterlesen
Radioaktiver Themenabend im Haus Böll

Radioaktiver Themenabend im Haus Böll

Kaum ein Mensch auf der Welt wird nichts von den schrecklichen Ereignissen in Japan mitbekommen haben. Und noch ist nicht mal klar, welche Ausmaße die Tragödie im Atomkraftwerk Fukushima wirklich hat. Vor allem in Deutschland wird als Konsequenz über die weitere Verwendung von Atomkraft diskutiert. Dass dieses Thema die Menschen bewegt, zeigte sich gestern im Haus Böll. Zur Ausstellungseröffnung „Strahlende Zukunft“ und dem anschließenden Vortrag „Mythos Atomkraft“ waren viele Besucher gekommen und hatten Fragen und Unsicherheiten mitgebracht. Lisa-Marie Wuttke ist die Macherin der Ausstellung. Im Rahmen ihres Studienganges „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ hatte sie die Idee, die atomaren Endlagerstätten in Deutschland zu besuchen und fotografisch festzuhalten. Herausgekommen sind insgesamt 17 Plakate mit je vier Fotos sowie ein Prolog und ein Epilog. Zu jeder der vier Endlagerstätten – Gorleben, Morsleben, Asse 2, Schacht Konrad – hat sie außerdem Informationen gesammelt und diese anhand eines Zeitstrahls präsentiert. „Es sieht ein bisschen aus wie in einem Schrebergarten“, berichtete die Macherin ihren Ersteindruck von der Endlagerstätte Asse 2. Asse 2 ist ein ehemaliges Salzbergwerk in Niedersachsen, in dem zwischen 1967 und 1978 radioaktive Abfälle eingelagert wurden. Im Laufe der Zeit fiel den Betreibern ein, dass dies vielleicht nicht die beste Idee sei, da schon der Schacht Asse 1 eingestürzt und voll Wasser gelaufen war, sodass man momentan überlegt, die Abfälle wieder aus dem Schacht zurückzuholen. Man merkte Wuttke an, dass sie das Thema sehr gepackt hat. Sie erzählte, dass sie sogar richtiges radioaktives Material fotografiert hat. „Es ist eine beklemmende, bedrückende Stimmung unter Tage. Keiner weiß so richtig, was er mit den Abfällen machen soll.“ Ziel der Ausstellung ist es, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Auf keinem der Bilder sind Personen abgebildet, weil die Künstlerin dem Thema kein Gesicht geben wollte. Die Bilder und Zustände, wie mit einem so hochbrisanten Stoff umgegangen wird, sollen für sich selber sprechen. Der anschließende Vortrag wurde von Gerd Rosenkranz gehalten. Er ist Leiter von Politik und Presse bei der Deutschen Umwelthilfe. Bevor er diesen Job antrat, war er Redakteur beim Spiegel im Bereich der regenerativen Energien. Ursprünglich waren sowohl Vortrag als auch Ausstellung anlässlich des 25. Geburtstages der Katastrophe von Tschernobyl geplant, vor dem aktuellen Hintergrund ging Rosenkranz aber auch vermehrt auf die Ereignisse rund um Japan ein. Auch wenn das Thema „Mythos Atomkraft“ hieß, sind es doch mehrere Mythen, die sich um die Energie aus radioaktiver Quelle ranken. Allen voran natürlich der Mythos, dass Atomkraft sicher sei. Dass dies eben nur ein Mythos ist, davon kann sich seit zwei Wochen jeder selbst ein Bild in den Medien machen. Aber auch Europa stand in den letzten Jahren mehrmals vor einer Katastrophe mit unabsehbaren Folgen. So gab es im Juli 2006 einen Kurzschluss im schwedischen Kraftwerk Forsmark, der auch zu einem Ausfall des Kühlsystems führte. Weitere Mythen, mit denen Rosenkranz aufräumte, waren unter anderem die ausschließlich friedliche Nutzung der Technologie, die gesicherte Endlagerung und die positiven Auswirkungen von Atomkraftwerken auf den Klimaschutz. Daraus ergab sich die zentrale Frage: Wie schnell könnte Deutschland aus der Atomenergie aussteigen? Laut einer Studie des Ökoinstituts könnte man schon bis 2013 einen Großteil der noch aktiven Atomreaktoren abschalten, ohne Einbußen bei der Energieversorgung hinnehmen zu müssen. Der weitere Übergang würde dann noch mal einige Jahre dauern, aber man könnte spätestens im Jahr 2020 in Deutschland komplett auf Atomkraft verzichten. Jedoch könne es aufgrund der bisherigen „katastrophalen Fehlleistungen der aktuellen Regierung“ auch noch einige Zeit länger dauern. Im Anschluss an den Vortrag wurde noch eine ganze Zeit unter der Leitung vom Johann-Georg Jaeger, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Rostock, weiterdiskutiert und Fragen gestellt. So gab Rosenkranz auf Wunsch der Gäste eine Einschätzung der Lage in Fukushima. „Es weiß wohl niemand auf der Welt, was im Moment im Reaktorgebäude passiert. Aber wenn eine Schmelze nicht schon läuft, stehen die Chancen gut, dass diese auch nicht passiert.“ Bis zum 5. April können sich Interessierte die Ausstellung von Lisa-Marie Wuttke noch im Haus Böll anschauen. Als besonderer Service wird die Präsentation von Gerd Rosenkranz in den nächsten Tagen auf der Homepage der Böll-Stiftung zum Download bereitstehen. So kann sich jeder selbst ein ausführliches Bild von den Mythen der Atomkraft machen.

31. März 2011 | Weiterlesen
2. Kinderkonzert der Norddeutschen Philharmonie Rostock

2. Kinderkonzert der Norddeutschen Philharmonie Rostock

Schwungvoll, aber nicht fliegend brauste Dirigent Manfred Hermann Lehner auf einem Reisigbesen am Sonntagnachmittag auf die Bühne des Katharinensaals der Hochschule für Musik und Theater (HMT). „Das wirkliche Fliegen können wir euch zwar nicht zeigen, aber wie man mit Klängen und Tönen zaubert“, versprach er den rund 150 kleinen und großen Besuchern des 2. Kinderkonzertes. Unter dem Motto „Eins, zwei drei – alles Zauberei“ stellte die Norddeutsche Philharmonie Rostock drei kurze Stücke vor, in denen es um Hexen und Zauberei geht. Denn nicht nur Kinder sind von übernatürlichen Kräften und Magie fasziniert. Auch Komponisten haben sich von alten Märchen und Zaubergeschichten inspirieren lassen. Eine der bekanntesten dürfte wohl „Hänsel und Gretel“ sein. Das Märchen diente Engelbert Humperdinck am Ende des 19. Jahrhunderts als Vorlage für seine gleichnamige Oper. Wo es Hexen gibt, ist auch ein fliegender Besen nicht weit, erfuhr das Publikum. Gemeinsam mit dem Dirigenten stimmte es das Lied „Der Besen, der Besen, was macht man damit“ aus dem ersten Bild der Oper an, bevor das Orchester schließlich im „Hexenritt“ dessen Flugbewegungen musikalisch einfing. Damit die Kinder auch genau wussten, wie die Musiker diese Zauberei vollbrachten, stellte Manfred Hermann Lehner zuvor die Themen und die Instrumente kurz vor. Mit Leichtigkeit erkannten die jungen Zuhörer Klarinetten, Oboen und Geigen, letztere waren für das Windsäuseln zuständig. Sogar Tamburin und Kastagnetten waren ihnen nicht neu. Schwieriger war es jedoch das tiefe Blasinstrument im nächsten Stück „Die Schöne und das Biest“ von Maurice Ravel zu bestimmen. Es ist kein Horn, auch keine Tuba, ein Cello erst recht nicht – nein, es ist ein Kontrafagott, welches das Biest musikalisch darstellt, löste der Dirigent das Ratespiel auf. „Man hört schon im Biest ist nichts Böses drin, denn in Wirklichkeit ist es ja ein Prinz“, regte er die Kinder zum Ohrenspitzen an. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dann dem wohl magischsten Moment des Stückes: der Erlösung des Prinzen, welcher durch das zarte Harfenglissando und den sanften Triangelschlag unverkennbar ist. „Zauberei kann ganz leise und freundlich sein“, wusste Manfred Hermann Lehner. „Aber auch witzig“, leitete er zum nächsten Stück über und erzählte die Geschichte des „Zauberlehrlings“, der sich in einer Zeit, als es noch keine Wasserhähne gab, die mühsame Arbeit des Wasserschleppens mit einem Zauberspruch erleichtern wollte und dabei mächtig baden ging. Auch in dieser Geschichte spielen Besen eine besondere Rolle. Wie sie musikalisch dargestellt werden, zeigten zwei Musiker am Kontrafagott und der Bassklarinette, bevor das Orchester wie schon bei den Konzerten für Teens, das gesamte Werk des französischen Komponisten Paul Dukas spielte. Wie die Besen im „Zauberlehrling“ zerholzt werden, hat Lilly am Besten gefallen, erzählt sie anschließend. Die Neunjährige spielt selbst Geige und war nicht zum ersten Mal bei einem Konzert. Im Gegensatz zu ihren sechsjährigen Zwillingsbrüdern Otto und Fritz, mit denen sie das gut einstündige Konzert besucht hatte. Die nächste Gelegenheit für junge Klassikfans die Norddeutsche Philharmonie Rostock zu hören, bietet sich am 22. und 23. Mai beim 3. Kinderkonzert. Dann wird die Musik von Johann Sebastian Bach und seiner Familie im Mittelpunkt stehen.

30. März 2011 | Weiterlesen
16. Rostocker Schultheatertage 2011

16. Rostocker Schultheatertage 2011

„Es ist unser wichtigster Auftrag mit Jungendlichen und für Jugendliche zu spielen“, sagte der Intendant des Rostocker Volkstheaters Peter Leonard zur Eröffnung der 16. Schultheatertage. Dass wieder so viele junge Menschen ins Theater gefunden hatten, um ihre Stücke zu präsentieren, zeige, dass wir hier durchaus eine junge Theaterlandschaft vorzuweisen haben, so Leonard weiter. Bei den Schultheatertagen, einer Zusammenarbeit von Volkstheater und staatlichem Schulamt, geht es darum, dass sich Schüler aller Schulformen mit ihren Theaterprojekten auf der Bühne des Volkstheaters präsentieren. Ganz nebenbei können sie während der drei Tage in Workshops auch noch etwas dazulernen. In diesem Jahr gibt es vier dieser Workshops, die jeweils am Morgen vor den Präsentationen der Theaterstücke angeboten werden. Neben einem Tanzworkshop des Tanztheaters, einem „Schwarzlichttheater“-Workshop und einem zum Thema Rhythmus, gibt es auch einen zum Thema „Improvisation“, um den sich Schauspieler vom Theater am Ring kümmern. „Wir wollen das ein bisschen stummfilmmäßig zum Thema „Warten“ machen“, verriet Karsten Voigt, der schon seit vier Jahren an den Workshops beteiligt ist. Er ist gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird: „Es kommt immer darauf an, was uns die Schüler geben. Entweder sie ziehen mit oder man geht auf die Vorschläge ein, die sie einbringen.“ Die Ergebnisse der Workshops werden dann ebenfalls auf der Bühne im Stadthafen präsentiert. Danach geht es mit den eigentlichen Theaterstücken los. „Das hier ist der Höhepunkt eines ganzen Jahres Arbeit“, sagte Torsten Malter, Koordinator für Darstellendes Spiel vom Schulamt. „Es ist schön, dass die Schüler außerhalb ihrer Schulen zeigen können, was sie gemacht haben.“ Dass es bei der ganzen Sache aber nicht ausschließlich ums Präsentieren geht, weiß Janny Fuchs, Kinder- und Jugenddramaturgin am Volkstheater. „Sie spielen nicht nur für ihre Eltern, sondern auch für andere Gruppen“, sagte sie. „So kann man auch mal gucken, wie die anderen so arbeiten.“ Deswegen werden auch nicht nur die bereits fertigen Stücke gezeigt, sondern auch Ausschnitte von noch nicht abgeschlossenen Arbeiten, damit alle die Chance bekommen auf der Bühne zu stehen. Gestern waren bereits die ersten Stücke zu bestaunen. Den Anfang machten die Schüler der fünften Klasse der Kooperativen Gesamtschule in der Südstadt, die einen Ausschnitt aus „The Wizard of Oz“ komplett in Englisch vortrugen. Auch das Stück „Die gestohlene Uhr“ von Schülern der achten und neunten Klasse der Gesamtschule der Südstadt überzeugte mit seinen gereimten Dialogen. Neben einer modernen Fassung von „Romeo und Julia“ der neunten Klasse des Erasmusgymnasiums, gab es außerdem die ersten beiden Versionen von „Der Herr der Fliegen“ zu sehen. Zufälligerweise gibt es davon nämlich gleich drei in diesem Jahr. Mit einem Ausschnitt präsentierten sich zum Beispiel Schüler der achten und neunten Klassen vom Schulcampus Evershagen. Ihr Stück „Inselparadies“ wird sich zwar aus mehreren Stücken zusammensetzen, beginnt aber mit dem Stranden auf einer einsamen Insel. „Wir waren schon sehr aufgeregt, weil wir das so vor Publikum das erste Mal gemacht haben“, verriet Manuela Koslowski, eine der Schülerinnen aus Evershagen. Die Europäische Wirtschafts- und Sprachenakademie musste ihre Version von „Der Herr der Fliegen“ etwas abwandeln, weil sich nur weibliche Schauspielerinnen fanden. Kurzerhand wurden so aus den männlichen Rollen einfach Frauen. Den krönenden Abschluss des gestrigen Tages bot das Stück „Kann denn Schlager Sünde sein?“, das von der zwölften Klasse des Gymnasiums „R. Wossidlo“ in Ribnitz-Damgarten präsentiert wurde. Basierend auf Berthold Brechts „Die Sieben Sünden der Kleinbürger“ inszenierten sie eine Reise durch Amerika, die von Schlagermusik begleitet wurde. Nicht nur das Schauspiel, sondern auch die Tanzszenen und die Musiker, die eigens dafür auf der Bühne standen, begeisterten durch und durch. Man darf also gespannt sein, was die nächsten zwei Tage noch für Perlen bereithalten. Ausschnitte aus Stücken wie „Herzsalat“ vom Theaterjugendclub 3 oder der dritten Version vom „Herrn der Fliegen“, „Das Heer der Fliegen“ vom Theaterjugendclub 2, stehen auf dem Programm. Den Abschluss der Schülertheatertage wird die öffentliche Generalprobe des Stücks „Das Weiberregiment“ des Theaterjugendclubs 1 bilden. Wer also Lust hat sich einen Eindruck der jungen Theaterlandschaft in Rostock und Umgebung zu verschaffen, kann das heute und morgen ab 16 Uhr im Theater im Stadthafen tun. Das Programm findet sich auf der Homepage des Volkstheaters.

29. März 2011 | Weiterlesen
Antiquariat und Galerie in der Altstadt-Drogerie

Antiquariat und Galerie in der Altstadt-Drogerie

Neues Leben ist in die historischen Räumlichkeiten der Altstadt-Drogerie in der Wollenweberstraße 44 eingezogen. Wo früher Heiltinkturen, Cremes und Putzmittel verkauft wurden, stehen heute antike Bücher in den Regalen. Astrid Stelter hat hier am Samstag ihr Antiquariat eröffnet. „Bis vor vier Jahren war ich Lehrerin an einem Gymnasium bei Neubrandenburg. Nachdem ich drei Jahre den Vorruhestand genossen habe, fühlte ich mich nicht mehr ausgefüllt und habe den Laden mit meinem Partner eröffnet“, erzählt die 59-Jährige. Etwa 10.000 Bücher bietet sie nun zum Verkauf an. Viele von ihnen haben schon einige Lenze hinter sich gebracht und sind teilweise über hundert Jahre alt. Eine wahre Fundgrube für bibliophile Leseratten und Sammler. Besonders stolz ist sie auf eine Erstausgabe von Ernst Barlachs „Der tote Tag“ aus dem Jahre 1912, die sie geschützt in einer Glasvitrine aufbewahrt. Aber auch andere Schätze lassen sich hier finden. Das Sortiment reicht dabei von Belletristik über Sachbücher aus den Bereichen Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte, Verkehr oder Politik. Auch Kinderbücher befinden sich in der beeindruckenden Sammlung. Ob für Studenten, die vielleicht preisgünstige Bücher brauchen oder Kunden, die eine besonders schöne und historisch wertvolle Ausgabe als edles Geschenk weitergeben wollen – die Buchhändlerin ist auf viele Wünsche eingestellt. „Gerade für Medizinstudenten haben wir viele Bücher von früher“, wirbt Astrid Stelter. Passend zum hohen Alter ihrer Ware, ist auch der kleine Laden mit den originalen deckenhohen Holzregalen der Altstadt-Drogerie eingerichtet. Auf den vielen Schubladen zeugen noch heute kleine Schildchen vom früheren Gebrauch als Kräuterdepot. Im hinteren Bereich des urigen Ladens befindet sich eine Galerie mit Malereien und Grafiken. Im Gegensatz zu den vielen anderen Galerien in der Östlichen Altstadt ist hier jedoch keine zeitgenössische Kunst zu sehen. Werke von Elisabeth Büchsel, Hedwig Holtz-Sommer und anderen regionalen Künstlern werden in dem kleinen weißen Raum ausgestellt. „Wir haben bewusst gesagt, was uns interessiert, ist Mecklenburger Malerei aus dem 19. und 20. Jahrhundert“, beschreibt Dr. Jan Cremer die Auswahl der Kunstwerke, die somit ebenfalls zum antiken Flair der Altstadt-Drogerie passt. Für die Zukunft plant der Kurator und Partner in der Altstadt-Drogerie auch Vernissagen mit einführenden Vorträgen zu den gezeigten Kunstwerken.

28. März 2011 | Weiterlesen
Baumbepflanzung „Am Markt“ in Warnemünde übergeben

Baumbepflanzung „Am Markt“ in Warnemünde übergeben

Unsere Stadt soll schöner werden. Ein Motto, dem wahrscheinlich viele Bürger zustimmen würden, doch nur wenige tun auch wirklich etwas dafür. Anders in Warnemünde. Dort wurden für die neu gepflanzten Bäume Paten aus der Bevölkerung gefunden, die sich künftig um die Pflege der Ulmen kümmern werden. Heute wurden die Bäume offiziell übergeben. Neu bepflanzt wurde der Parkplatz „Am Markt“. Es wurden sechs Beete angelegt, in denen sich je zwei Bäume befinden. Um das Stadtbild noch weiter zu verschönern, wurden die Beete mit insgesamt 280 Bodendeckerrosen aufgefüllt. Und auch wenn man davon noch viel sieht, stehen die Chancen gut, dass die Blumen dort bald herrlich blühen. Da natürlich immer auch kritische Stimmen zu hören sind, betonte Stefan Patzer vom Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege, dass für die Bepflanzung keine Parkplätze weichen mussten. Einzig durch die Umsetzung eines Papiercontainers wurde eine Stellfläche belegt. Dies sei aber nur eine temporäre Lösung, ein neuer, besserer Standplatz werde schon gesucht. „Warnemünder ist immer besonders in alle Richtungen. Da sind die Leute teilweise uneinsichtig und zerstritten. Aber sie sind auch sehr kooperativ und setzen sich für ihre Belange ein“, sagte Patzer. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 33.525 Euro. Umgesetzt wurde die Bebauung nach Ausschreibung durch die Stadt von der Rostocker Firma GALABAU. Treibende Kraft hinter der Aktion und auch mit 7.633 Euro finanziell beteiligt ist der Gemeinnützige Verein für Warnemünde. Dieser Verein hat das Anliegen, die Stadt ein bisschen schöner werden zu lassen. Die Baumbepflanzung „Am Markt“ ist die bisher größte Aktion des Vereins sagte der Vorsitzende Hans-Joachim Richert. Zwar war die Patensuche Neuland für den Verein, trotzdem waren die Zwölf Paten schnell gefunden. Sie werden die Bäume zukünftig mit Wasser versorgen und die Beete von Unrat befreien. Jeder Pate hat neben einer Patenschaftsurkunde auch eine Gießkanne spendiert bekommen, um sofort loslegen zu können. An den Baumhalterungen wurden auch Plaketten angebracht, die zeigen, dass es sich um ein Gewächs in Patenschaft handelt. Einer dieser Paten ist Hannes Haßmann. Der Entertainer macht seit 50 Jahren Musik und ist ein echter „Warnemünder Jung“. „Mit der Patenschaft kann ich etwas für die Stadt machen. Es sieht manchmal schon schlimm aus, da ist es gut, dass man selbst etwas dagegen tun kann“, sagte er. Haßmann taufte seinen Baum auch später noch auf den Namen Hannes, wobei fraglich ist, ob der Schnaps positive Auswirkungen auf das Wachstum hat. Insgesamt war es also ein gelungener Tag für die Stadt und den Verein. Jedoch gab es auch Anwohner, die betonten, dass noch viel Nachbesserungsbedarf bestünde. So müsse auch auf der Stellfläche Unkraut beseitigt werden und auch die Gehwegbepflasterung lasse zu wünschen übrig. Die Vorschläge wurden vom Verein aufgenommen und werden bei der nächsten Ortsbeiratssitzung diskutiert. Eine Sache unterstrich Hans-Joachim Richert am Ende noch einmal: „Auf den Warnemünde Verein ist Verlass!“ Damit dürfte den zwölf neuen Baumpatenschaften nichts mehr im Weg stehen.

28. März 2011 | Weiterlesen
Effi Briest Premiere im leeren Volkstheater Rostock

Effi Briest Premiere im leeren Volkstheater Rostock

Über 10.000 Zuschauer – so viele dürfte das Rostocker Volkstheater wohl noch nie bei einer Premiere eines Theaterstückes gezählt haben. Doch die 530 Plätze im Großen Haus, wo Matthias Brenners Bühnenfassung von Fontanes „Effi Briest“ aufgeführt wurde, blieben leer, aus Sicherheitsgründen. Die Zuschauer nahmen stattdessen vor dem Bildschirm Platz oder bei Public Viewings – wie etwa im MAU-Club oder in der „anderen buchhandlung“ – vor einer kleinen Leinwand und verfolgten das Bühnenstück weltweit via Internet. Diese Vorführungen waren natürlich technisch nicht so beeindruckend ausgestattet wie im Kino. Sollten sie auch nicht. Denn das Provisorium soll schließlich keine Schule machen. Das Schauspielensemble hatte sein Kunstwerk vielmehr in den Dienst des Protests für eine funktionstüchtige Spielstätte gestellt. Die Aufführung, die ihr Publikum mittels Live-Stream erreichte, sollte einen „würdigen Abschluss“ der Erarbeitung des Stückes darstellen, welches für die Bühne im Großen Haus konzipiert wurde, so Regisseur Matthias Brenner. Über Nacht war es am 22. Februar geschlossen worden. Doch angesichts der außergewöhnlichen Vermittlung des Theaterstückes, die unweigerlich auf die desolate Situation des Hauses aufmerksam macht, wäre es bedauerlich, wenn all die Aufregung darüber den Blick auf die eigentliche künstlerische Arbeit verstellte. Dabei war es sehr sehenswert und bewegend, was das Team auf und hinter der Bühne vollbrachte. In der Hauptrolle glänzte Lisa Flachmeyer als unbekümmerte und lebenshungrige Effi. Viel zu jung heiratet sie den für sie viel zu alten Baron von Instetten, dargestellt von Ulrich K. Müller, und zieht mit ihm in die pommersche Provinz. Hier lebt sie in seinem gruseligen Haus und verbringt ihre Abende in eher langweiliger Gesellschaft. Eine Affaire mit Major Crampas (Paul Walther) lässt sie kurzzeitig wieder aufblühen. Doch auch sie ist bald wieder vergessen, bis Instetten nach Jahren Liebesbriefe der beiden entdeckt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Unglücklichsein und nichts dagegen tun können – so geht es nicht nur Effi. Auch die anderen Schauspieler stellen dies eindrücklich mit ihren Figuren dar. Obwohl die historischen Kleider an die Entstehungszeit der literarischen Vorlage aus dem Jahre 1894 erinnern, dürfte dieses Gefühl auch heute nicht unbekannt sein. Die Mitarbeiter des Volkstheaters können sicherlich ebenfalls ein Lied davon singen. Und obwohl das Stück insgesamt Fontanes Roman sehr treu geblieben ist, darf dann auch eine kleine Anspielung auf die aktuelle Situation des Hauses nicht fehlen. So schimpft Peer Roggendorf als Kruse: „In diesem Haus will auch gar nichts brennen“, als er vergeblich versucht ein Feuerzeug zu zünden. Das Publikum in der „anderen buchhandlung“ reagierte darauf natürlich mit verständigem Schmunzeln. Für regelmäßige Erheiterung sorgten auch die Auftritte von Dirk Donat als Gieshübler. Einen weiteren beeindruckenden Auftritt hatte Michael Ruchter. Auf dem (Lauf-)Steg sang er als Marietta Trippelli die Ballade „Herr Oluf“ von Carl Loewe, welche von Jewgenij Potschekujew am Klavier begleitet wurde. Nicht nur der Pianist auch die Norddeutsche Philharmonie, die zuvor ihre Stücke eingespielt hatte, trugen mit Werken von Patrick O’Beirne zur musikalischen Untermalung der Inszenierung bei. Eingefangen wurden die Szenen von drei Kameras und zahlreich versteckten Mikrofonen, die Augen und Ohren für das fehlende Publikum im Großen Haus ersetzten. Das hatte natürlich den Vorteil, dass man zumindest visuell den Darstellern sehr nahe kam und so ihr feines Mimenspiel genauer beobachten konnte. Auch für Theaterbesucher ungewöhnliche Blickwinkel auf das Geschehen wurden so möglich. Ein interessanter Zugang, den der Zuschauer bereits aus Filmen kennt, die im Theater mögliche freie Betrachtung aber durch den Bildregisseur (Stefan Brunst) nochmals einschränkt. Auch um das pittoreske Bühnenbild von Nicolaus-Johannes Heyse war es schade. Seine durch vier weiße Bögen und eine große Projektionsfläche erzeugte Dreidimensionalität konnte erwartungsgemäß auf den kleinen Bildschirmen und Leinwänden nicht ausreichend zur Geltung kommen. Dass zum richtigen Theatererlebnis auch die mal mehr oder mal weniger subtile Interaktion zwischen den Menschen auf und vor der Bühne gehört, mussten die Darsteller spätestens beim Schlussapplaus deutlich spüren. Zunächst per Handy ins Große Haus eingespielt, holten sich die Schauspieler dann anschließend im MAU-Club den ungefilterten Zuspruch der Zuschauer. Etwa 200 Gäste hatten hier die rund dreistündige Übertragung der Premiere, die durch die ehemalige Rostocker Chefdramaturgin Johanna Schall und Theaterkritiker Michael Laals moderiert wurde, verfolgt. In der „anderen buchhandlung“ hatten sich etwa 40 virtuelle Theaterbesucher die Aufführung angeschaut. Hier sorgten anfangs Übertragungsstörungen für etwas Nervosität, die sich dann aber schnell zerstreuten. Ilka Walljes hat die Atmosphäre zwischen Leinwand und Bücherregalen jedenfalls gefallen. Erst zwei Tage zuvor in unserer Hansestadt angekommen, hatte sich die begeisterte Theaterbesucherin gleich die Bühnenfassung eines ihrer Lieblingsbücher vorgenommen. „Natürlich ist es kein Ersatz fürs Theater. Aber als Demonstrationsveranstaltung um ein Zeichen zu setzen, finde ich es super“, lautete ihr positives Fazit. Im April wird Matthias Brenners „Effi Briest“ dann doch noch unmittelbar mit spontanen Reaktionen, dem kreativen Hauch und allem, was zu einem „richtigen Theaterbesuch“ dazugehört, in Rostock zu erleben sein. Allerdings in einer adaptierten Fassung in der Nikolaikirche, die bei allen Vorzügen leider wohl auch keine professionelle Theaterbühne ersetzen kann.

28. März 2011 | Weiterlesen
Jimmy Kelly & Band im Theater im Stadthafen

Jimmy Kelly & Band im Theater im Stadthafen

Er hat amerikanische Wurzeln, wurde in Spanien geboren und lebte lange in Irland. Das macht sich auch bei der Musik bemerkbar, die Jimmy Kelly, Spross der Kelly Family, heute macht. Mit den Folkklängen von Geige, Akkordeon und Co. entschwebte das Publikum im Theater im Stadthafen gestern zum Beispiel auf die grünen Hügel Irlands und zu den weiten Landschaften Amerikas. Bevor das Konzert im vollgepackten Theater jedoch losgehen konnte, baten die Künstler darum, das Fotografieren zu unterlassen. Nicht etwa aus kommerziellen Gründen, sondern um die Barriere zwischen Band und Zuschauern aufzubrechen. Der Abend sollte vielmehr eine große Party anstelle eines Konzertes werden. Dabei behilflich war neben dem Enthusiasmus, mit dem die fünf Künstler auf der Bühne standen, auch das heimelig anmutende Ambiente auf der Bühne. Eingerahmt von kleinformatigen Straßenlaternen, die mit bunten Lichterketten verbunden waren, fand sich ein Arsenal an Musikinstrumente. Diese wurden im Laufe des Abends immer wieder im fliegenden Wechsel umverteilt und mit erstaunlicher Leidenschaft zum Klingen gebracht. Zum Auftakt des Abends standen zunächst nur Jimmy Kelly und seine Frau Meike auf der Bühne und sangen zusammen „The Long Black Veil“. Bevor dann auch der Rest der Truppe hinter dem roten Samtvorhang hervorkommen konnte, erzählte Jimmy erst noch, wie er überhaupt zu seiner Band gekommen war. In einem Sommer hatte er, wie so oft, seine Gitarre eingepackt und war in Aachen in die Fußgängerzone gegangen, um zu musizieren. Plötzlich seien die Drei auf ihn zugekommen und hätten gefordert, dass er sofort ihren Platz räumen solle. Ein Lied gestanden sie ihm dann aber doch noch zu und mussten feststellen, dass er ja „ganz nett“ sei. Irgendwie ergab sich daraus eine Zusammenarbeit, die nun schon seit vielen Konzerten andauert. Mit voller Unterstützung ging das Programm dann so richtig los. Auf der kleinen musikalischen Weltreise ging es mit Liedern wie „Old Dan Tucker“ und „Texas Rivers“ nach Amerika und ohne in den Flieger steigen zu müssen, gleich weiter nach Spanien. Bei Liedern wie „Madre Tan Hermosa“, „Ojos Negros“ und „Brincan“ spürte man förmlich die warme Luft eines spanischen Abends durch den Saal wehen. Schwerpunkt der Musikreise war aber ganz eindeutig Irland. Mit Liedern wie „Tell Me Ma“ und „Dooley“ brachte das energiegeladene Quintett das Publikum zum Kochen. Die irischen Klänge fuhren allen direkt in Hände und Beine und so wurde ausgelassen geklatscht und getanzt und das trotz Bestuhlung. Mit Liedern, wie dem unvergesslichen „Rivers Run Free“, das einem eine Gänsehaut bescherte, zeigten sie aber auch die ruhige Seite der grünen Insel. Der gesamte Auftritt bezauberte nicht nur durch Jimmy Kellys einzigartige Stimme, sondern wurde gleichermaßen durch den herrlichen Gesang seiner Frau untermalt und von den Instrumenten getragen. So wäre ohne Bärbel Ehlerts grandioses Geigenspiel, Johannes Vos‘ Einsatz an Bass und Sousaphone und Philip Kees‘ Gitarren- und Banjo-Klänge der Zauber nicht derselbe gewesen. Nach rund zweieinhalb Stunden des Hüpfens, Tanzens und Musizierens wollte das Publikum immer noch mehr. So setzten die Fünf mit „Cover the Road“, „The Fields“ und einem mexikanischen Schlager noch eins drauf und verließen danach sichtlich erschöpft aber glücklich die Bühne. „Das war live viel besser als auf der CD“, lautete Susanne Kollwitz‘ Urteil. Sie hatte Jimmy Kelly im letzten Jahr auf der Kröpeliner Straße musizierend entdeckt und dann sofort die CD gekauft, um sie ihrer Freundin Stefanie Prange zu schenken. So waren die beiden dann auch zum Konzert gekommen. „Es ist total gut“, verkündeten sie. Wer auch auf eine musikalische Reise entführt werden möchte, der sollte im Sommer unbedingt die Augen offen halten. Denn vielleicht packt Jimmy Kelly seine Gitarre mal wieder ein und besucht mit ihr die Kröpeliner Straße.

27. März 2011 | Weiterlesen
„Azubis on Ice“ in der Eishalle Rostock

„Azubis on Ice“ in der Eishalle Rostock

„Azubis on Ice“, das klingt erst mal wie der Titel einer Eisrevue, bei der Auszubildende auf Kufen durch die Eishalle fegen. Weit gefehlt. Es handelte sich dabei um eine Kooperation der Agentur für Arbeit mit Antenne MV und den Norddeutschen Neuesten Nachrichten. Mit Eis hatte das Ganze nur insofern zu tun, dass der Schauplatz der gestrigen Veranstaltung tatsächlich die Eishalle in der Schillingallee war. „Wir suchen immer Möglichkeiten, das Signal zu senden, dass es hier Arbeitsplätze und auch Ausbildungen gibt“, erzählte Christoph Möller, Leiter der Agentur für Arbeit Rostock. „Und wir suchen immer Möglichkeiten, das für junge Menschen interessant zu machen.“ „Es ist wichtig, der Jugend zu zeigen, welche Möglichkeiten wir hier haben“, sagte Karina Jens, Präsidentin der Bürgerschaft. „Man muss nicht mehr aus Mecklenburg-Vorpommern weggehen, um eine Ausbildung zu bekommen!“ Und so sei es natürlich gut, da hinzugehen, wo die jungen Menschen ohnehin sind und ihnen dort einen Teil der Möglichkeiten zu zeigen. In diesem Fall also die Eishalle, in deren Fluren sich gestern interessierte Schülerinnen und Schüler über Ausbildungsplätze informieren konnten. Von morgens um 10 bis abends um 10 präsentierten sich 15 Aussteller mit den Möglichkeiten, die ihre Unternehmen zu bieten haben. Neben Firmen wie Liebherr, REWE und Thyssen Krupp, präsentierte sich auch das Unternehmen Wockenfuß Hörakustik. „Wir haben eigentlich Ausbildungsplätze, die wir gerne anbieten würden, aber es gibt nicht genug Bewerber“, erzählte René Thimm, Filialleiter in Roggentin. „Es gibt zu wenig passende Bewerber“, erklärte Geschäftsinhaber Tobias Wockenfuß diesen Umstand. „Man muss mit Leuten umgehen können, auf sie zugehen, aber auch die Anforderungen an die Schulausbildung sind relativ hoch. Mindestens einen guten Realschulabschluss, wenn nicht sogar Abitur.“ Das erfülle nun einmal nicht jeder der Bewerber. Um neben den ganzen ernsthaften Themen den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen, konnte jeder Schlittschuhe mitbringen und seine Runden auf dem Eis drehen. Um die Wischpausen jedoch so effektiv wie möglich zu nutzen, gab es speziell in diesen Zeiten ein Programm. Firmeninterviews zu Themen wie dem Vorstellungsgespräch und Auslandsaufenthalten, aber auch Vorstellungen von konkreten Ausbildungsplätzen. Durchzogen wurde der ganze Tag außerdem von Auftritten des Eislaufvereins und der Schülerband „Laid back rats“. Eric Janssen war nicht wegen des kostenlosen Schlittschuhlaufens gekommen. Er habe zwar bereits eine Bewerbung verschickt, aber noch keine Antwort bekommen. In der Zwischenzeit wollte er sich noch ein wenig umsehen. „Ich hab auch schon allerhand gefunden, was mich interessieren würde“, sagte er. Natürlich sei das aber alles nicht seine erste Wahl. Wie viele der anderen Schüler nun in die Eishalle gingen, um sich zu informieren und nicht einfach nur eiszulaufen, sei dahingestellt. Eine originelle Idee war es auf jeden Fall und es wird sicherlich nicht die einzige Initiative der Agentur für Arbeit bleiben, um die freien Ausbildungsstellen an den Schüler zu bringen.

27. März 2011 | Weiterlesen
Gregor Sander: „Winterfisch“

Gregor Sander: „Winterfisch“

Freitagabend. Volles Programm im Peter-Weiss-Haus. Im großen Saal findet eine Buchvorstellung im Rahmen der Antirassistischen Aktionswoche statt. Und auch das Literaturhaus hat zu einer Lesung geladen. Im Möckelsaal präsentiert Gregor Sander seinen neuen Erzählungsband „Winterfisch“. Gregor Sander ist gebürtiger Schweriner. Von 1990 bis 1992 lebte er in Rostock und begann ein Medizinstudium, welches er nach drei Semestern abbrach. Im Jahr 2002 veröffentlichte er seinen ersten Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren“, fünf Jahre später folgte der erste Roman „Abwesend“. Einen Tag nach der Buchpremiere in Berlin war Rostock nun also die erste Station der Lesereise. Doch bevor der Autor zwei Geschichten vorlas, gab Lektor Thorsten Ahrend noch eine kurze Einführung. Die Besonderheit von „Winterfisch“ ist, dass alle Geschichten im Ostseeraum spielen. Heiligendamm, Rerik, Kiel und auch Rostock sind die Kulissen für die neun Erzählungen. Die titelgebende Geschichte des Buches wurde vor zwei Jahren bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. „Weiße Nächte“ war die erste Geschichte, die Sander am Freitag las. Diese Geschichte ist deshalb besonders, weil sie auf der Ostsee spielt, während eines Segeltörns. Es ist die Geschichte zweier Freunde. Beide haben diesen Trip von ihren Frauen geschenkt bekommen. Und auch wenn scheinbar nicht viel passiert auf dem Schiff und auch im Verlauf der Geschichte, berührt sie doch sehr. Das liegt vor allem an der sehr genauen und glaubhaften Charakterzeichnung des Autors. Einer der Freunde ist Alkoholiker und es wird in Rückblenden der Umgang mit diesem Thema erzählt. Im Gespräch mit dem Lektor verriet Sander, dass bei dieser Geschichte zum Beginn des Schreibprozesses das Ende nicht klar war. „Ich habe der Geschichte einfach ihren Lauf gelassen.“ Entstanden ist „Weiße Nächte“ wirklich auf einem Segelausflug, den der Autor mitgemacht hat. Die zweite Geschichte war von Anfang an für die Lesung in Rostock gesetzt. Sie trägt den Titel „Stüwes Tochter“ und spielt im Rostock der 90er Jahre. Alles beginnt wie eine typische Liebesgeschichte. Der Protagonist Adam sucht eine Wohnung und findet ein Zimmer in der Wollenweberstraße bei Andrea, in die er sich sofort verliebt. Das Problem ist, dass es da noch einen Mann gibt, der um ihr Herz buhlt, nämlich Helge, der eine Wohnung im Dach der Nikolaikirche bewohnt. Adam erfährt, dass Andreas Vater bei der Stasi war und auch seine Tochter überwachen ließ, was zu einem Bruch von Vater und Tochter führte. Aus der Liebesgeschichte wird eine Geschichte, die den Umgang mit Altlasten aus der DDR thematisiert. Den Höhepunkt markiert ein Gespräch zwischen Adam und dem Vater, während gerade das neue Dach auf die Petrikirche gesetzt wird. Winterfisch ist das ideale Buch für den Strand, auch wenn es momentan vielleicht noch ein bisschen zu kalt ist. Neun nicht zu lange Geschichten, die toll erzählt sind und von ihren einzigartigen Figuren leben. Dazwischen kann man den Blick immer wieder über die Ostsee wandern lassen und nachvollziehen, warum sie sich so perfekt als Kulisse eignet.

27. März 2011 | Weiterlesen
Erster Lufthansa-Linienflug Frankfurt/Main - Rostock-Laage

Erster Lufthansa-Linienflug Frankfurt/Main - Rostock-Laage

Wenn am Flughafen der rote Teppich ausgerollt wird, gilt dieser feierliche Empfang meist prominenten Gästen. Neben den Passagieren, die gestern in Rostock-Laage begrüßt wurden, war jedoch eher die Maschine der eigentliche Star, eröffnete die Boeing der Lufthansa doch am Morgen die neue Flugverbindung nach Frankfurt am Main. Als besonderes Bonbon der Fluggesellschaft sogar einen Tag früher als üblich, tritt der Sommerflugplan der Lufthansa traditionell doch erst am letzten März-Sonntag in Kraft. Am Rhein-Main-Flughafen noch bei wolkigem Wetter gestartet, landete die Lufthansa-Maschine bei strahlendem Sonnenschein auf dem Regionalflughafen Rostock-Laage. Auch für Flugkapitän Michael Jung, Flottenchef der Boeing 737 bei Lufthansa, ein besonderes Ereignis. Als „beeindruckend“ beschrieb er den herzlichen Empfang, den er so zum ersten Mal erlebte. Er komme gerne wieder, zumal er Rostock und die Umgebung auch landschaftlich sehr interessant finde. Und schließlich sei der einzige Flughafen in Deutschland mit gemischter militärisch-ziviler Nutzung auch kein ganz gewöhnlicher Regionalflughafen, betonte Jung. So nutzte die Crew der Lufthansa gleich die Möglichkeit, mit dem hier stationierten Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ auf Tuchfühlung zu gehen. Schließlich teile man sich auch den Kranich als Symbol, wie Markus Krammel, Kommodore des Jagdgeschwaders, bemerkte. Geflogen wird die Verbindung zwischen Rostock-Laage (RLG) und Frankfurt am Main (FRA) mit einer Boeing 737-500, die 106 Passagieren Platz bietet. 70 Minuten beträgt die Flugzeit, Hin- und Rückflug sind ab 99 Euro zu haben. Mindestens bis zum Ende des Sommerflugplans bedient die Lufthansa ab sofort jeden Samstagmorgen und Sonntagabend die Strecke von Frankfurt nach Rostock und wieder zurück. Die Chancen für einen dauerhaften Erhalt der Linie stehen gut. Die Strecke werde angenommen und es liegen bereits mehr als 1.300 Buchungen vor, wie Dr. Alexis Graf von Hoensbroech, Leiter Hubentwicklung und Kapazitätsmanagement Frankfurt der Deutschen Lufthansa AG, bekannt gab. Er sehe ein hervorragendes Potenzial für die Zukunft, vor allem im touristischen Bereich, aber nicht nur dort. „Unser Ziel ist es, die Ostsee als Wochenend- und Urlaubsdestination für das Rhein-Main-Gebiet zu entwickeln“, erklärte der Lufthansa-Vertreter. Darüber hinaus möchte er aber auch „mehr und mehr Geschäftsreisende auf diese Strecke kriegen.“ Und die Lufthansa verstärkt ihr Engagement am Rostocker Flughafen. Zeitgleich mit der neuen Verbindung erhöht die Fluggesellschaft die Zahl der Flüge auf der Strecke nach München (MUC) auf drei pro Woche. Auch Maria Muller zeigte sich als Geschäftsführerin sehr erfreut über die verstärkte Einbindung ihres Flughafens in das Streckennetz der Lufthansa. Mit der neuen Linie nach Frankfurt/Main erhält Rostock Anschluss an den größten Flughafen Deutschlands und eines der wichtigsten internationalen Drehkreuze. Für Staatssekretär Sebastian Schröder aus dem Verkehrsministerium „ein gutes Angebot für Kurzurlauber aus Bayern und dem Rhein-Main-Gebiet hier nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen“, wobei es natürlich gern auch ein längerer Aufenthalt sein dürfe. Aber auch für die Fluggäste aus unserem Land sieht Schröder mit den nun insgesamt fünf Wochenverbindungen der Lufthansa eine „deutliche Verbesserung mit bisher nie da gewesenen Umsteigemöglichkeiten.“ Zusammen mit von Hoensbroech und Ilka Lochner-Borst, Bürgermeisterin von Laage, durchschnitt Schröder das symbolische Band und eröffnete die Strecke damit offiziell. Zu den ersten Gästen, die das neue Angebot in Richtung Mainmetropole nutzten, gehörte auch Jochen Bruhn, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung des Rostocker Flughafens. Allerdings „in rein privater Mission“, wie er betonte. Geht es über das Frankfurter Drehkreuz für ihn doch weiter in den Urlaub nach Lissabon.

27. März 2011 | Weiterlesen
FreitagNachtFoyer im Theater im Stadthafen

FreitagNachtFoyer im Theater im Stadthafen

Improvisation war das oberste Gebot des gestrigen FreitagNachtFoyer des Volkstheaters. In insgesamt fünf Spielen improvisierten sich die Volkstheaterschauspieler Jörg Schulze, Michael Ruchter, Caroline Erdmann und Laura Bleimund durch die Nacht. Bevor es jedoch losgehen konnte, begrüßte Laura Bleimund zunächst die Zuschauer, die wieder zahlreich erschienen waren. Bei der Generalprobe von Effi Briest im Großen Haus war ihr bewusst geworden, wie wichtig die Beziehung von Schauspielern und Publikum sei. Bei ihren Ausführungen zur Schließung des Theaters und ihrer Meinung dazu, verzettelte sie sich ein wenig, bekam am Ende dann aber doch die Kurve und erklärte, wie wichtig die Reaktion des Publikums für die Schauspieler sei. Deswegen müsse auch ordentlich applaudiert werden. Damit das nicht schief gehen konnte, führte sie einen Lachknopf ein. Immer wenn sich einer der Vier am Ohrläppchen zupfte, war dies das Zeichen für die Zuschauer, frenetisch zu applaudieren. Wenn sie sich dann an den Knöchel fassten, durfte wieder aufgehört werden. Als das geklärt war, konnten die Spiele beginnen. In Spiel Nummer eins ging es darum, eine Geschichte zu erzählen, deren Überschrift das Publikum ausgesucht hatte. Der Clou an der Sache: Jeder der drei auf der Bühne stehenden Schauspieler musste einen Teil zu der Geschichte beitragen, ohne zu wissen, wo die ganze Sache hinführen würde. So hangelten sich Michael Ruchter, Jörg Schulze und Caroline Erdmann zum Thema „Syphilis in Nordfriesland“ durch eine aberwitzige Erzählung. „Markus stand am Deich“, startete Michael Ruchter die erste Runde. Durch ein Klatschen von Laura Bleimund wurde der Wechsel des Erzählers angezeigt. Wer der Nächste sein sollte, entschied sie willkürlich durch einen Fingerzeig. So entsponnen sie die Geschichte rund um Markus, den 14-jährigen Jungen, der an der Grenze zum Mann werden steht, der sich auf den Weg zur Gräfin Orsina begibt. Diese lebt in einem, laut Jörg Schulze, 200 Meter hohen, gestreiften Leuchtturm. Als die Gräfin eines Tages wieder auf der Spitze ihres Turmes sitzt, sieht sie Markus, wie er mit heruntergelassener Hose ihren Turm anstarrt. Nachdem die Schauspieler zeitweise weder „und“ noch „aber“ sagen durften, ohne vom Publikum mit „Uhhhhhhhhhh“-Rufen gestraft zu werden, fand die Geschichte ihr Ende. Markus hatte es nach etlichen Schwierigkeiten doch endlich geschafft, auf den Turm zu klettern und dort taten die beiden das, was keiner aussprechen wollte. „So juckten sie sich bis an ihr Lebensende“, schloss Caroline Erdmann die Geschichte ab. In Spiel Nummer zwei ging es dann weiter mit dem „Genremix“. Laura Bleimund, Jörg Schulze und Michael Ruchter spielten zuerst eine Szene aus „Die fetten Jahre sind vorbei“ nach, um diese dann spontan in verschiedenen Genres neu zu interpretieren. Das Publikum entschied sich zunächst für die Musicalfassung und so tanzten und trällerten die Drei über die Bühne. Im nächsten Versuch wurde die Streitigkeit zwischen Michael Ruchter und Jörg Schulze ganz science-fiction-like mit Laserschwertern geschlichtet und die Konversation verlief auch etwas anders als sonst. Während Laura Bleimund nur Piepgeräusche von sich gab, redete Michael Ruchter in alter Yoda-Manier. Bei „Toaster“, dem dritten Spiel, ging es weiter mit dem Geschichtenerzählen. Diesmal durfte Jörg Schulze eine kleine Pause machen und beschränkte sich auf das Klatschen. Denn wie bereits im ersten Spiel bedeutete dieses wieder einen Wechsel auf der Bühne. Die drei Anderen standen völlig willkürlich einzeln oder in Gruppen auf und spielten eine Geschichte. Wenn dieselben Personen ein weiteres Mal zusammen aufstanden, mussten sie die begonnene Szene weiter spinnen. So spielte zum Beispiel Michael Ruchter alleine den schwulen Pierre, Caroline Erdmann präsentierte all ihre Wehwehchen und Laura Bleimund erklärte irgendein Phänomen, das mit Wasser zu tun hatte. Wenn alle drei zusammen aufstanden, befanden sie sich ganz plötzlich auf einem Casting für ein Musical. Mit den Geschichten war es auch in Spiel Nummer vier noch nicht vorbei. Während einer der Schauspieler nach draußen gehen musste, suchte das Publikum fünf Gegenstände aus, die dann auf der Bühne platziert wurden. Nach eingehender Betrachtung der bereitgelegten Utensilien wurde dann ein Titel für die Gegenstandsgeschichte erdacht. Den Anfang machte Laura Bleimund, die mit geschlossenen Augen reingeführt wurde und dann mit dem Rücken zu den fünf Gegenständen stand. So fing sie an, nach und nach ein rosa Plüschtelefon, einen Plastikpantoffel, eine Klobürste, einen Engelshaarreifen und ein Holzschwert aufzuheben und dazu die Geschichte vom „Frühlingsputz im Puff“ zu erzählen. Jörg Schulzes Geschichte handelte von einer durch Bionade beschwipsten Großmutter, die angeblich ihren Daumen durch den Biss eines Nussknackers verloren hatte. Das verbunden mit einer fehlenden Brille, einer Taschenlampe und einem weißen Regenschirm, entführte die Zuschauer auf einen „Kindergartenausflug“ der anderen Art. Den Abschluss des Abends machte ein Spiel namens „Freeze“, bei dem immer zwei Personen auf der Bühne standen und durch ein Klatschen in ihrer Szene einfroren. Der Klatscher musste dann einen der beiden Eingefrorenen austauschen und in derselben Position eine neue Szene spielen. So kam es, dass aus zwei sich lausenden Affen verzweifelte Wanderer wurden, die die Kopfhaut nach Nahrung absuchten. Aus den Wanderern wurde dann ein Kopfhautkonzert, auf das ein etwas umständliches Kopfkratzen folgte. Die letzte kopflastige Szene, die sich daraus ergab, war das Haareziehen bei einer Prügelei. Das Publikum wischte sich echte, nicht improvisierte Lachtränen aus den Augen und applaudierte bereitwillig, wann immer der Lachknopf von einem der Schauspieler betätigt wurde. Das FreitagNachtFoyer war also wieder ein voller Erfolg. Und auch das nächste, das am 29. April um 22 Uhr im Theaters im Stadthafen stattfinden wird, verspricht Großes. Dort wird dann unter dem Motto „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da! – Der heitere Liederabend“ lustig musiziert werden.

26. März 2011 | Weiterlesen
Eisbären-Hochzeit im Rostocker Zoo

Eisbären-Hochzeit im Rostocker Zoo

Gerade erst erschütterte der Tod des vierjährigen Besucherlieblings Knut im Berliner Zoo die vielen Eisbärenfans in Deutschland, da gibt es aus dem Rostocker Zoo positive Nachrichten zu vermelden. Auf der Außenanlage der „Bärenburg“ im Zoo unserer Hansestadt erfolgt derzeit die „Hochzeit“ zwischen den Eisbären Blizzard (4) und Vienna (22). In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurde im letzten Jahr ein internationaler Tiertausch vorgenommen. Die im Dezember 2002 von Vienna geborene Eisbärin Vilma wurde an den Zoo in Wuppertal abgegeben, wo sie auf ihren Artgenossen Lars traf, dem Vater von Knut. Als Ausgleich kam Mitte Dezember Eisbär Blizzard über das Zuchtprogramm aus Italien in den Zoologischen Garten Rostock. Er wurde 16. Dezember 2006 im Zoo von Pistoia geboren. Mit Blizzard möchte man in der Hansestadt an die langjährigen Zuchterfolge anknüpfen. Die hiesige Eisbärenzucht besitzt eine lange und erfolgreiche Tradition. Über dreißig Eisbären wurden seit 1963 hier geboren und aufgezogen, seit 1980 wird das internationale Eisbärenzuchtbuch in Rostock geführt. Nicht umsonst ist der Eisbär das Wappentier unseres Zoos. In den vergangenen drei Monaten erfolgte die Eingewöhnung hinter den Kulissen. Seit Januar hatten die beiden Eisbären bereits Gelegenheit, sich am Sichtschieber kennenzulernen. Nun durften sie erstmalig gemeinsam die Außenanlage der „Bärenburg“ erkunden. Obwohl Vienna mit ihren 22 Jahren und sechs aufgezogenen Jungtieren bereits eine erfahrene Dame ist, scheint es zwischen ihr und dem halbstarken Italiener zu funken. Die Chancen stehen gut, dass Vienna den jungen Blizzard als neuen Partner akzeptiert. Somit können der Rostocker Zoo und seine Besucher auf erneuten Eisbärennachwuchs hoffen. Fotos: Kerstin Genilke/Zoo Rostock

25. März 2011 | Weiterlesen
„Fête de la Musique“ am 21. Juni 2011 in Rostock

„Fête de la Musique“ am 21. Juni 2011 in Rostock

„Wir sind eine Stadt der Musik und wollen das auch sein“, verkündete Karina Jens, Präsidentin der Bürgerschaft. Aus diesem Grund unterstützt sie in diesem Jahr das Institut franco-allemand und den Deutsch-Französischen Club bei der Organisation der „Fête de la Musique“. Bereits 1992 und 2009 gab es Versuche, das Fest in Rostock zu etablieren, die jedoch scheiterten. Mit der Hilfe der Stadt wird es diesmal größer aufgezogen und soll so dauerhaft in den Kalender aller Rostocker Einzug halten. Ursprünglich kommt das Fest aus Frankreich und findet seit 1982 traditionell am 21. Juni statt. Inzwischen finden sich in über 340 Städten auf der ganzen Welt Bürger zusammen, um unter dem Motto: „Musik von jedermann für jedermann“ einen Tag voller Musik zu verleben. Neben rund 20 anderen Städten in Deutschland soll das nun auch hier in Rostock seine Umsetzung finden. „Wir wollen, dass alle Bürgerinnen und Bürger ihre Instrumente einpacken und auf dem Marktplatz wieder auspacken!“, so Jens. So sollen am längsten Tag des Jahres von 15 bis 22 Uhr so viele Menschen wie möglich in die Innenstadt kommen, um dort zu musizieren oder einfach nur den Klängen zu lauschen. „Wir versuchen auch ganz bewusst die aufzurufen, die das nicht professionell machen, einfach mal den Mut aufzubringen und hinzugehen und zu spielen“, so Matthias Hermann, Vorsitzender des Clubs franco-allemand. „Wenn dann mal was schief geht, ist das ja nicht schlimm.“ Natürlich sind aber auch alle professionellen Musiker herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Generell dürfen sich Musiker aller Stilrichtungen, die die Möglichkeit wahrnehmen möchten, sich vor Publikum zu präsentieren, angesprochen fühlen. Um das Ganze organisatorisch zu bewerkstelligen, müssen sich alle Künstler bis zum 10. Mai per E-Mail, Telefon oder auf der Internetseite des Festes anmelden. Da das Ganze für die Besucher kostenfrei sein wird, gibt es für Musizierende keine Gage. Bisher stehen schon der Neue Markt, der Universitätsplatz und der Platz rund um das Kröpeliner Tor als Veranstaltungsorte im Freien fest. Weiterhin hat die HMT zugesagt, ihr Haus für Musiker und Besucher zu öffnen und stellt auch selbst Künstler aus den eigenen Reihen sowie der Young Academy. Nun würde noch alles dafür getan, ein paar Restaurants mit ins Boot zu holen und sie davon zu überzeugen, ein paar der Künstler bei sich spielen zu lassen, so Karina Jens. Auf dem Neuen Markt wird es eine große Bühne geben, die von der Eventagentur Goliath beigesteuert wird. Diese soll vor allem von Schul- und Studentenbands und anderen Ensembles genutzt werden. Auf dem Universitätsplatz ist dann genug Raum für alle, die ohne akustische Verstärkung Musik machen wollen. Am Kröperliner Tor werden das MAU und der Radiosender Lohro das Publikum mit von ihnen ausgewählten Künstlern beschallen. Im MAU soll im Anschluss dann auch die After-Show-Party stattfinden. Neben Musikern werden vor allem auch weiterhin Kooperationspartner gesucht, die sich an der Organisation beteiligen. Bisher unterstützt beispielsweise die Stadtdruckerei Weidner den Druck von Flyern, Postern und ähnlichen Dingen. Ob Jung oder Alt, alle Bürger aus Rostock und Umgebung sind gefragt, den 21. Juni zu einem Erlebnis für sich und alle anderen zu machen. Denn „Je mehr mitmachen, desto schöner wird es!“, so Matthias Herrmann.

25. März 2011 | Weiterlesen
„TOP-Ausbildungsbetrieb 2010“ - Preisverleihung der IHK

„TOP-Ausbildungsbetrieb 2010“ - Preisverleihung der IHK

Es ist kein Geheimnis, dass sich Deutschland in einem demografischen Wandel befindet. Immer weniger Kinder werden geboren und das bereits seit Jahren. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich dieser Prozess auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Noch vor etwa fünf Jahren gab es ein Überangebot an Schulabgängern, die auf den Arbeitsmarkt drängten und um die Ausbildungsplätze kämpfen mussten. Die Ausbilder konnten sich die Besten aussuchen und auch hohe Anforderungen stellen. Bereits 2007 kristallisierte sich zunehmend heraus, dass diese Zeit vorbei ist. Immer weniger Schulabgänger suchen nach einem Ausbildungsplatz und viele von ihnen haben nicht die ausreichende Qualifikation, um überhaupt eingestellt zu werden. Denn auch wenn nicht mehr alle Stellen belegt werden können, werden die Anforderungen an die zukünftigen Auszubildenden natürlich nicht geringer. Um dem Vorurteil entgegenzuwirken, die Betriebe würden zu wenig ausbilden und deswegen seien so viele Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz, zeichnet die IHK seit 2007 die besten Ausbildungsbetriebe mit einem Preis aus. „Außerdem wollten wir Unternehmen, die lange Jahre gut ausgebildet haben, auch mal der Öffentlichkeit präsentieren“, sagte Wolfgang Hering, Präsident der IHK zu Rostock. So werden die Gewinner auch auf der Internetseite des Preises und im IHK-Magazin „WIR“ vorgestellt. „Öffentlichkeitsarbeit für ein hohes Ausbildungsengagement ist für uns als IHK selbstverständlich“, so Hering. Es soll eine Marke daraus werden, mit der sich die Firmen zukünftig auf dem Arbeitsmarkt verkaufen können. Schließlich sei es für die Schüler lange schon kein Angebotsmarkt mehr, sondern ein Nachfragemarkt. Wer einen guten Schulabschluss hat, kann sich prinzipiell aussuchen, in welchem Betrieb er seine Zukunft beginnen will. Deswegen ist es natürlich auch wichtig, das Angebot hier im Land Mecklenburg-Vorpommern in seiner ganzen Fülle aufzuzeigen. „Bei vielen jungen Menschen sind die Möglichkeiten in unserem Land nicht auf dem Schirm“, so Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn viele der Schulabgänger in anderen Bundesländern nach einer Ausbildung suchen. Auch diesem Trend soll mit dem Preis „TOP-Ausbildungsbetrieb“ entgegengewirkt werden. Bewerben können sich grundsätzlich alle Unternehmen in Rostock, die durchgängig fünf Jahre ausbilden und besondere Aktivitäten nachweisen können, die während der Ausbildung stattfinden. „Das kann zum Beispiel der Erfahrungsaustausch der Azubis untereinander sein, verschiedene Standorte, die zusammenarbeiten. Oder auch Auslandserfahrungen und Projekte“, erklärte Wolfgang Hering. In den letzten vier Jahren, in denen es den Wettbewerb jetzt schon gibt, habe sich die Zahl der Bewerber, aber auch die der Gewinner kontinuierlich gesteigert. Es seien auch viele Unternehmen dabei, die bereits mehrmals den Preis bekommen haben: „Wer einmal dieses Niveau erreicht, versucht das natürlich auch zu halten“, so Hering. Natürlich soll der Preis aber auch ein Anreiz für andere Unternehmen sein ihre Ausbildung noch besser zu machen. In diesem Jahr gab es rund 80 Bewerber, die sich zuvor bei der IHK unter Angabe der besonderen Leistungen beworben hatten. Eine sechsköpfige Jury unter der Leitung von Wolfgang Hering hatte dann zu entscheiden, wer die Preise verdiente. Hierzu vergaben sie Punkte, die dann darüber entschieden, ob ein Betrieb es unter die TOP-Ausbildungsbetriebe schaffte oder nicht. Ein Jurymitglied war Nancy Sommer, Auszubildende im arcona Hotel Sonne, die auch etwas von ihren Erfahrungen als Auszubildende erzählte. Als sie sich vor drei Jahren um eine Ausbildung beworben hatte, so erzählte sie, war das alles andere als leicht gewesen. „Es gab kaum eine feste Größe, an der man sich orientieren konnte“, so Sommer. Deswegen sei der Preis sehr wichtig, um eine Orientierung für die Bewerber zu schaffen. Unter den 66 Preisträgern befanden sich in diesem Jahr neben Betrieben wie  EURAWASSER Nord, der AOK Mecklenburg-Vorpommern und der Ostseespakasse Rostock auch die AIDA Cruises. Vertreten waren diese durch Steffi Harder: „Wir bieten attraktive Perspektiven für Fach- und Führungslaufbahnen an Bord an. Unsere Auszubildenden werden an Land ausgebildet, haben aber auch praktische Einsätze an Bord, bei denen sie weltweit auf den Schiffen in verschiedenen Teams arbeiten.“ Dass die Leistungen der Betriebe nicht nur der IHK positiv auffallen, sondern auch der Politik, zeigte Minister Jürgen Seidel in seinem Grußwort. „Das Engagement der Betriebe zeigt auch ihren Weitblick“, so Seidel. „Sie handeln strategisch für die Zukunft durch gute Ausbildung. Denn man hat nichts Wichtigeres als Mitarbeiter in einem Betrieb.“ Und so wird auch in den kommenden Jahren weiter daran gearbeitet, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

25. März 2011 | Weiterlesen
Live-Stream-Premiere von Effi Briest im VTR

Live-Stream-Premiere von Effi Briest im VTR

Theater gehört ins Theater – so lautete heute die einhellige Meinung bei den Proben zu dem neuen Bühnenstück „Effi Briest“ des Rostocker Volkstheaters. Zum Theater gehört gemeinhin auch Publikum. Trotzdem werden die Premierenzuschauer nicht ins Theater kommen, sondern sich die Vorführung am Samstagabend vor dem Bildschirm anschauen. Seit gut zwei Monaten probt das Schauspielensemble die Bühnenfassung des Romans von Theodor Fontane. Dramatisiert wurde es vom Thüringer Schauspieler und Regisseur Matthias Brenner, der es für das Große Haus des Rostocker Volkstheaters auch inszeniert hat. Kurz vor der Premiere kam jedoch das Aus für die reguläre Erstaufführung. Die Bühne wurde aus brandschutztechnischen Gründen für Theaterbesucher geschlossen. Was also tun? Viel Arbeit war bereits in die Produktion von „Effi Briest“ investiert worden. Nicolaus-Johannes Heyse hatte ein aufwendiges Bühnenbild entworfen. Und das alles für leere Stuhlreihen? Wenn das Publikum nicht in das Theater kommen kann, kommt das Theater zum Publikum, dachte man sich nun im Volkstheater und organisierte innerhalb von nur drei Wochen alles Nötige für eine Live-Stream-Übertragung der Premiere im Internet. Mit drei Kameras wird nun die Aufführung aufgezeichnet. Das Bildmaterial wird direkt ins Internet eingespeist und kann am kommenden Samstagabend von den Zuschauern am Computerbildschirm verfolgt werden. Zuständig für die Übertragung sind René Koch und Michael Nau. Letzterer hat bereits 2001 Erfahrung mit einem derartigen Projekt sammeln können. Damals übertrug das Volkstheater „Die Zauberflöte“ im Internet. „Wir waren die Ersten weltweit, die das gemacht haben“, erinnert sich Michael Nau. „Vor zehn Jahren haben wir dasselbe jedoch mit 30 Leuten in drei Monaten auf die Beine gestellt“, erzählt er. Dieses Mal musste alles in viel kürzerer Zeit, mit weniger Leuten umgesetzt werden. „Das hier ist eine Lebensrettungsmaßnahme für das Produkt, damit es überhaupt einmal gezeigt wird“, betont Matthias Brenner. „Wir haben mit den Kameraleuten und dem Bildregisseur Stefan Brunst verabredet, dass die Schauspieler nichts anderes tun, als das, was sie machen würden, wenn Leute im Saal wären. Es gibt keine Blicke in die Kamera.“ Trotzdem sei es ein komisches Gefühl vor leeren Reihen zu spielen, erzählte Darsteller Jörg Schulze. „Eine total absurde Situation, weil Theater ja eigentlich ein Kommunikationsmedium ist. Es ist, als wenn man mit sich selber ein Gespräch führt.“ Für ihn ist dieser Moment aber auch spannend, eine Möglichkeit sich auszuprobieren. „Ich bin gespannt auf die Stimmung und wie es aufgenommen wird.“ Der Vorhang öffnet sich im Internet am Samstag, den 26.03.2011 um 19:30 Uhr unter www.volkstheater-rostock.de. Wer auf die Geselligkeit eines Theaterbesuches nicht verzichten möchte, kann sich einem Public-Viewing anschließen, wie es zum Beispiel in der „anderen buchhandlung“ und im MAU-Club stattfinden wird. Dort findet nach der Aufführung auch die Premierenfeier statt.

24. März 2011 | Weiterlesen
27. Evangelischer Kirchbautag 2011 in Rostock

27. Evangelischer Kirchbautag 2011 in Rostock

Schon von Weitem erkennt man Städte und Dörfer an ihren Kirchtürmen. Nicht nur für Christen sind sie daher wichtige Identifikationsorte. Allein das Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs zählt 580 Dorf- und 84 Stadtkirchen. Fast alle stehen unter Denkmalschutz. Aber welche Rolle sollen Kirchengebäude heute noch spielen in einem Land wie Mecklenburg-Vorpommern, wo rund 80 Prozent der Bevölkerung konfessionslos sind? Um die Marienkirche und die Universitätskirche in Rostock brauchen wir uns keine Sorgen machen, beruhigt Professor Dr. Thomas Klie, Theologe an der Universität. „Aber was machen wir mit den vielen kleinen Dorfkirchen?“, stellt er als Frage in den Raum. Mit dieser Frage wollen sich vom 23. bis zum 25. Juni zahlreiche Experten auf dem 27. Evangelischen Kirchbautag in Rostock beschäftigen. Aus dem ganzen Bundesgebiet kommen dann Architekten, Künstler, Denkmalpfleger, Kirchbaufachleute der Landeskirchen und Theologen zusammen. Mit etwa 400 Teilnehmern rechnet Dr. Ludwig Seyfahrt, der die Veranstaltung des Instituts für Kirchbau und kirchliche Kunst der Gegenwart hier vor Ort koordiniert. Aber auch für andere Interessierte sei die Tagung offen, so der Pastor i.R. In Vorträgen, Gesprächsforen und Workshops soll die Frage nach dem Erhalt der Bausubstanz unter dem Motto „Kirchenraum – Freiraum – Hoffnungsraum“ beleuchtet und auch schon konkrete Vorschläge präsentiert werden. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Situation in Mecklenburg. Thomas Klie, der auch Mitglied im Präsidium des Kirchbautages ist, weist hier auf einen interessanten Widerspruch hin, welchen er gerade erforschen lässt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mecklenburger mit großer Selbstverständlichkeit Mitglied in Kirchbauvereinen sind, die sich für den Erhalt ihrer Dorfkirche einsetzen, aber nicht Mitglied der Kirche sind.“ So gebe es hierzulande die größte Dichte von Kirchbauvereinen und die geringste Kirchenmitgliedschaft. „In unserer besonderen Situation“, verweist Landessuperintendent Dr. Matthias Kleiminger auf den enormen Reichtum an kirchlichen Bauwerken, „sind wir auch in gewisser Weise Vorreiter, die sich darüber klar werden wollen, wie wir mit unserem Erbe umgehen.“ Einen kleinen Einblick in Mecklenburgs Reichtum an Kirchen und Kapellen bietet auch der 27. Evangelische Kirchbautag. So können die Teilnehmer nicht nur die Kirchen Rostocks erkunden, auch Ausflüge zu ausgewählten Orten Mecklenburgs stehen auf dem Tagungsprogramm. Haupttagungsort ist das Kirchliche Zentrum St. Nikolai in der Rostocker Altstadt. Eine Kirche, die bereits umgewidmet wurde und heute als kultureller Veranstaltungsort dient.

23. März 2011 | Weiterlesen
Gäste aus Riga trugen sich ins Gästebuch der Stadt ein

Gäste aus Riga trugen sich ins Gästebuch der Stadt ein

Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Riga Karin Jaanson und der Vorsitzende des Ausschusses für Europäische Beziehungen Prof. Dr. Janis Vucans trugen sich heute in das Gästebuch der Stadt ein. Sie waren aufgrund eines „Transnational Training Modules“ (TTN) des Projektes „Baltic Sea Region – Innovation in Region“ (BSR-InnoReg) zu Gast in Rostock. Darüber hinaus verbindet Rostock und Riga eine Partnerschaft, die bereits seit 1961 besteht. Das Projekt „BSR-InnoReg“ startete im Februar 2009 und läuft noch bis Juni dieses Jahres. Es soll vor allem dazu beitragen, in den ländlichen Regionen des Ostseeraums eine Innovationsstruktur zu entwickeln und zu fördern, um sie wirtschaftlich den städtischen Ballungsräumen ebenbürtig zu machen. Ziel ist es deshalb, den ländlichen Regionen das Wissen zur Entwicklung einer Wirtschaftsstruktur zu vermitteln. Stellvertretend für die ländlichen Regionen der sechs Partnerländer Finnland, Lettland, Estland, Litauen, Deutschland und Polen haben sich 18 Institutionen am Projekt beteiligt. Diesen sollte zunächst geholfen werden, sich selbst zu strukturieren und sich dann das nötige Wissen anzueignen, um vor allem mittelständischen und kleinen Unternehmen zur Seite zu stehen. Vier dieser Institutionen sind hier in Deutschland angesiedelt. In Rostock finden sich das Hanseatic Institute for Entrepreneurship and Regional Development (HIE-RO) und das Innovations- und Trendcenter Bentwisch (ITC). Letzteres war heute durch Dr. Manfred Grigo im Rathaus vertreten. Darüber hinaus beteiligen sich die Zukunftsagentur Brandenburg und die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming als deutsche Partner am Projekt. Neben der Förderung der Projektpartner sollen durch das Projekt auch lokale und regionale Entscheidungsträger zusammenkommen, um sich über globale Herausforderungen für die ländlichen Regionen zu unterhalten. Daraus soll dann ein „Innovation Policy Memorandum“ entstehen, das alle Informationen und Erfahrungen beinhalten soll, um ländlichen Regionen beim Aufbau der Innovationsstruktur zu helfen. In dieses Memorandum fließen auch die Erkenntnisse der „Transnational Training Modules“ (TTN) mit ein. Diese sind außerdem dazu da, die 18 Partnerorganisationen im Hinblick auf die Erschaffung der Innovationsstrukturen zu unterstützen und einen Austausch untereinander zu ermöglichen. Das TTN in Rostock war bereits das vierte Treffen dieser Art und fand in den vergangenen zwei Tagen statt.

23. März 2011 | Weiterlesen
„Kannst du von 224,97 € im Monat leben?“

„Kannst du von 224,97 € im Monat leben?“

„Möchtest du, dass Behörden darüber entscheiden, ob du krank bist?“, so lautete eine der Fragen, die mehrere junge Leute am Dienstag auf dem Uniplatz stellten. Das taten sie, indem sie beschriftete Pappschilder hochhielten. Das gute Wetter unterstützte sie dabei, denn so gab es viel Publikum, das wissen wollten, worum es geht. Ja, worum ging es denn eigentlich? Ausgangspunkt der Kampagne ist der bundesweite Aktionstag Abolish, mit dem Ziel, das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) abzuschaffen oder zumindest auf die eklatanten Missstände hinzuweisen. In diesem Gesetz ist geregelt, welche Leistungen Flüchtlinge erhalten und welche Rechte und Pflichten sie besitzen. Inhaltliche Bestandteile sind zum Beispiel die überwiegende Heimunterbringung und ein festgesetzter Betrag zum Leben von momentan 224,97 Euro im Monat. Darüber dürfen die Personen aber häufig nicht frei verfügen, sondern sie bekommen in der Regel Lebensmittelmarken für bestimmte Läden zugewiesen. Arbeiten dürfen die Flüchtlinge nur dann, wenn die Arbeit für keinen anderen Arbeitssuchenden infrage kommt. In Rostock gibt es ein Asylbewerberheim. Dies liegt relativ dezentral in der Satower Straße. Positiv an dem Rostocker Haus ist, dass es von Sozialarbeitern betrieben wird, die sich aktiv für die Belange der Flüchtlinge einsetzen. Dies ist nicht die Regel, häufig sind es unausgebildete Mitarbeiter von privaten Sicherheitsfirmen, die oftmals keine sachkundige Beratung anbieten können, wie auch viele Medienberichte zu Zwischenfällen in den Heimen beweisen. Darüber hinaus müssen sich Flüchtlinge oft über mehrere Jahre hinweg ein Zimmer mit anderen, zum Teil fremden, Personen teilen. Organisiert wurde die Aktion auf dem Uniplatz von einer Gruppe von Leuten, die sich seit dem Frühjahr 2010 ehrenamtlich für dieses Thema engagieren. Im Mittelpunkt ihres Interesses liegt das Asylbewerberheim in der Satower Straße, in dem sie eine Hausaufgabenhilfe und Sprachkurse für die Bewohner anbieten – Letzteres in Zusammenarbeit mit Studenten der Universität Rostock. Dorothea Engelmann von der Initiative berichtet, dass sie sich schon lange mit dem Thema beschäftigt. Dies sei auch ein politischer Grund, da Asylbewerber eine sehr schwache soziale Gruppe sind, bei denen sich menschenunwürdiges Verhalten besonders deutlich zeigt. „Ziel war es, mit dieser Aktion einen Hingucker zu erreichen und mit den Fragen die Menschen auch direkt anzusprechen. Die Menschen sind oft interessiert, vielen fehlt aber auch das Hintergrundwissen“, sagt sie. Den Eindruck hatte ich auch. Viele Menschen blieben stehen und schauten sich die Plakate an, ohne aber zu wissen, worum es geht. Dafür wurden Flyer verteilt, die das Anliegen genauer beschrieben. Kaum einer konnte sich vorstellen, mit nur 220 Euro im Monat zu leben. Jedoch bleibt die Frage, wie viele Leute nachhaltig von so einer Aktion angesprochen wurden. Es schien aber schon eher so, dass viele die Aktion mehr als gelungene Abwechslung beim Eis essen ansahen und sich nicht weiter inhaltlich damit beschäftigen wollten. Einer, der im Rahmen der Antirassistischen Aktionswoche auf das Thema aufmerksam wurde, ist Felix Leipoldt. Der Student aus Rostock war am Montag schon bei einer Veranstaltung im Peter-Weiss-Haus, bei der die ehemalige Moderatorin Mo Asumang ihren Film Roots Germania vorstellte. Auf dem Uniplatz war er nur zufällig, fand die Aktion aber sehr gut. „Wenn die Politik nichts macht, ist der beste Weg, selbst etwas in die Hand zu nehmen.“ Der angehende Politikwissenschaftler geht nebenbei arbeiten und wird von seinen Eltern unterstützt und kann so nachvollziehen, wie schwer es für Asylbewerber sein muss. „Die dürfen ja nicht mal arbeiten!“ Im Rahmen der Antirassistischen Aktionswoche finden am Donnerstag und Freitag noch weitere Veranstaltungen im Peter-Weiss-Haus statt. Zum einen eine Infoveranstaltung zum Feindbild Islam, zum anderen eine Lesung zum Thema „50 Jahre afrikanische (Un-) Abhängigkeiten“, die gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund spannend sein dürfte.

23. März 2011 | Weiterlesen
Nachlese zur Leipziger Buchmesse 2011

Nachlese zur Leipziger Buchmesse 2011

Alle 30 Sekunden wird irgendwo auf der Welt ein Buch veröffentlicht. Da ist es schon sehr schwer, immer den Überblick zu behalten. Man kann unmöglich alles lesen und gerade heutzutage ist Zeit ja auch ein knappes Gut. Zum Glück gibt es aber Menschen, die das Lesen zu ihrem Beruf gemacht haben. Zwei von ihnen, Evelyn Röwekamp, stellvertretende Filialleiterin der Thalia Buchhandlung in Rostock und NDR 1 Radio MV Kulturchef Ernst-Jürgen Walberg, haben am Montag in der Thalia Buchhandlung neue Literatur vorgestellt. Seit zehn Jahren stellen beide nun schon Bücher für den Kunstkaten auf NDR 1 Radio MV vor. Dieses Mal haben die beiden Moderatoren die Leipziger Buchmesse Revue passieren lassen. 163.000 Besucher haben sich vom 17. bis zum 20. März insgesamt 2.000 Veranstaltungen mit 1.500 Autoren angesehen – und nebenbei hat natürlich noch jeder Verlag sein neues Programm vorgestellt. Auch wenn die ausgewählten Bücher sehr breit gefächert waren, gab es doch Motive, die immer wieder aufgegriffen wurden. Ganz zentral waren auf der diesjährigen Messe Familienkonflikte. Besonders die Beziehung von Vater und Sohn stand immer wieder im Mittelpunkt der Literatur. So beschreibt Arno Geiger in seinem autobiografischen „Der alte König in seinem Exil“ von den Erfahrungen und Erlebnissen mit seinem Vater, der an Alzheimer leidet. Herausgekommen ist ein sehr emotionales, aber auch sehr schönes Buch, welches das Vergessen als neue Ebene der Kommunikation erschafft. Das Buch „Veit“ von Thomas Harlan ist ein direkter Brief an den verstorbenen Vater. Veit Harlan hat in der NS-Zeit Filme gedreht, wie den ausländerfeindlichen Jud Süß. Doch es ist nicht nur der reine Brief, der „Veit“ so besonders macht, sondern auch die historischen Anmerkungen. „Für mich ganz klar Schulliteratur“, sagte Walberg. Die NS-Zeit war auch ein häufig vertretenes Thema. So hat Daniel Blatman mit seinem Buch „Die Todesmärsche 1944/45“ ein neues Standardwerk geschaffen, das die Geschichte und auch Geschichten hinter den Todesmärschen aufzeigt, von denen heute noch viele Mahnmale zeugen. Auch ein bekannter Autor wie Hans Fallada hat sich mit der Zeit beschäftigt. Sein „Jeder stirbt für sich allein“ wurde nach einem großen internationalen Erfolg auch bei uns wieder neu aufgelegt. Darin beschreibt er den Widerstand im Nationalsozialismus. Neben solch ernsten Büchern gab es natürlich auch die klassische Belleristik und Kinderbücher wie „Riesling und Zwerglinde“. Zwei der vorgestellten Autoren werden sogar noch in dieser Woche in Rostock lesen. Einer von ihnen ist Tim Binding, der am Donnerstag aus seinem bitterbösen Roman „Fischnapping“ bei Thalia liest. Am Freitag kann man im Literaturhaus Rostock den gebürtigen Schweriner Gregor Sander erleben, der in seiner Roman „Winterfisch“ in einem typischen „norddeutschen Trott“ Geschichten von der Küste erzählt. Nach dem Abend wusste ich gar nicht, was ich zuerst lesen soll. Mit den vorgestellten Büchern kann man locker die Zeit bis Oktober überdauern und dann ist ja auch schon wieder Frankfurter Buchmesse. Und sicherlich gibt es dann auch wieder neue Buchtipps von Röwekamp und Walberg. Auszüge aus der Nachlese zur Leipziger Buchmesse kann man am 3. April im NDR 1 Kunstkaten nachhören.

23. März 2011 | Weiterlesen
„Sheketak – Rhythm in Motion“ in der Stadthalle

„Sheketak – Rhythm in Motion“ in der Stadthalle

Eine Mischung aus Tanz, Gesang, Musik, Schauspiel, Humor und Multimedia-Elementen erwartete gestern das Publikum in der Stadthalle. Sheketak, das ist eine Gruppe von Künstlern aus Tel Aviv, die sich 1997 gegründet hat. Aus anfangs fünf Tänzern ist inzwischen ein Ensemble aus 20 Künstlern geworden, das bereits mehrere Shows auf die Bühne gebracht hat. Gestern Abend waren sie mit ihrem Programm „Rhythm in Motion“ in der Stadthalle zu Gast. Im Paket enthalten waren acht der Sheketak Künstler, drei Musiker und jede Menge Energie. Gleich zu Beginn traten die vier Frauen und vier Männer auf die Bühne und zeigten vollen Körpereinsatz. Sie tanzten, sprangen und verbogen sich zu den Klängen, die sie mit ihren Füßen auf der Bühne machten oder durch das Trommeln auf ihren Körpern erzeugten. Nach diesem kleinen Vorgeschmack fiel dann der schwarze Stoffhintergrund von der Decke und gab ein Gerüst frei, auf dem sich die drei Musiker platziert hatten. Unter ihrer Begleitung mit Gitarre, Schlagzeug und Keyboard, zeigten die acht Künstler, was tanztechnisch in ihnen steckt. Neben Hip-Hop und Breakdance vollführten sie außerdem Stepptanz und von Zeit zu Zeit auch lateinamerikanische Elemente. Aber auch ohne die Musiker konnten sie sich ganz gut selbst begleiten. So trommelten sie nicht nur auf Eimern, Töpfen, Pfannen, Kuchenformen und ähnlich Skurrilem, sondern auch auf stinknormalen Trommeln, dem Bühnenboden und wie schon erwähnt, ihren Körpern. Auch mit ihrer eigenen Stimme brachten sie den ein oder anderen Ton hervor, der im Chor aus acht Mündern auch eine Art Musik darstellte. Wirklich kurios waren aber die Klänge, die von kleinen, bunten Vogelhandpuppen kamen. So war auf der Bühne ein Turm aus verschieden großen Würfeln, in denen jeweils ein Loch war, aufgebaut worden. Aus diesen Löchern lugten eine nach der anderen die Handpuppen heraus, die jede für sich ein anderes, nervtötendes Quietschen von sich gab. Wenn sie jedoch in einer Art Melodie zusammen quietschten, war das entstandene Geräuschkonzert plötzlich gar nicht mehr nervig, sondern einfach nur noch originell. Ganz zu schweigen von dem Bild, das dieser Turm mit den schrill-bunten Vögeln abgab. Und das war nur eine der vielen humoristischen Showeinlagen, die sich durch das ganze Programm zogen. Ein weiteres Highlight neben der Komik war aber auch die multimediale Schattenbox in der Mitte der Bühne, in der die Künstler zu tanzen schienen. Es sollte so aussehen, als stiegen sie hinein und würden von Licht angestrahlt werden, um dann als schwarze Gestalten sichtbar zu sein. So tanzten zum Beispiel Schattenfigur und echter Mensch synchron auf der Bühne nebeneinander. Auch dem Publikum schien diese Mischung zu gefallen. Sabine Leddin und ihre beste Freundin Kerstin Lindgreen wussten zwar im Vorfeld nicht, was auf sie zukommen würde, aber: „Man lässt sich immer aufs Neue überraschen“, sagte Sabine Leddin. „Das war wirklich ein ganz tolles Geburtstagsgeschenk“, stellte Kerstin Lindgreen fest. „Ja, es ist supergeil“, stimmte ihre Freundin zu. Man sollte also vielleicht doch öfter mal einen Blick nach links und rechts werfen und nicht immer nur dem Bekannten eine Chance geben. Sonst verpasst man solche Highlights, wie das Programm von Sheketak, womöglich.

21. März 2011 | Weiterlesen
Wiedereröffnung des Botanischen Gartens Rostock

Wiedereröffnung des Botanischen Gartens Rostock

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“, heißt es in Goethes Osterspaziergang. Gestern war zwar noch nicht Ostern, aber einer der ersten schönen Frühlingstage in diesem Jahr. Und passend dazu wurde der Botanische Garten der Universität Rostock endlich wieder eröffnet. Rund 600 Besucher strömten um 14 Uhr herbei, um das zu feiern. Eine wahre Überraschung, wenn man bedenkt, dass mit nur 150 Gartenfreunden gerechnet wurde. „Sonst haben wir immer um 10 Uhr angefangen, aber diesmal wollten wir etwas anderes ausprobieren und auch eine andere Klientel ansprechen“, erklärte Bernd Springer, technischer Leiter des Botanischen Gartens, die enorme Besucherzahl. Neben der Wiedereröffnung gab es auch noch ein paar Neuerungen zu bestaunen. „Wir haben keinen Winterschlaf gehalten“, scherzte Prof. Dr. Stefan Porembski, Direktor des Botanischen Gartens. Während die Türen für Besucher verschlossen waren, hatten sich die Mitarbeiter zum Beispiel um eine neue Wegeführung gekümmert und das neue Kaltgewächshaus eingerichtet. Dieses war Ende 2010 fertiggestellt worden. Bevor jedoch der Rundgang auf dem Gelände losgehen konnte, musste natürlich zuerst einmal der Frühling feierlich begrüßt werden. Zu diesem Zweck hatte man traditionell eine Bank mit Blumen geschmückt und hinter einem Bretterverschlag versteckt. „Wir wollen heute den Winter vertreiben, symbolisiert durch diese Bretter“, verkündete Bernd Springer. Nachdem beherzte Besucher die Blumen befreit hatten, wurde die Bank an ihren neuen Bestimmungsort gebracht. Der Umzug aus Blumenbank-Trägern und Besuchern wurde angeführt vom neunjährigen Raoul, der einen Stab mit 99 Glocken in der Luft schwenkte. Das sei ein alter Brauch um den Winter zu vertreiben, erzählte Springer. „Einige der Glöckchen sind 101 Jahre alt“, sagte er stolz. Nachdem die Bank ihren neuen Platz gefunden hatte, wurden drei neue Fahnen, die vom Verein „Freundeskreis Botanischer Garten Rostock e.V.“ gestiftet wurden, mit Girlanden eingeweiht. Diese zeigen die Aufschrift vom Freundeskreis, von der Universität Rostock und vom Verband Botanischer Gärten. Nächste Station war die Präsentation der Pflanze des Monats. Passend zum Frühlingseinläuten gab es einen einheimischen Frühblüher zu bestaunen. Die Kornelkirsche, ein gelbblühender Busch, der sich hinter dem Loki-Schmidt-Gewächshaus befindet, wird in einigen Tagen dann wohl auch komplett erblüht sein. Aus den Früchten des hartholzigen Gewächses kann man im Spätsommer zum Beispiel Liköre, Weine und Marmelade machen. Von Letzterer gab es für die Besucher eine kleine Kostprobe. „Es schmeckt gut, hat aber einen bitteren Nachgeschmack“, stellte Dr. Nadja Riedinger, die Mutter von Raoul fest. „Hat was von Erdbeere.“ Eine weitere Attraktion des Tages war, wie schon erwähnt, das neu gebaute Kaltgewächshaus. In diesem werden nun die Pflanzen aus den Winterregenklima-Gebieten untergebracht. Dazu gehören zum Beispiel Gewächse aus dem Mittelmeerraum. Ein ganz besonderer Dank ging hier an die Pflanzen, die immer noch so schön wuchsen und gediehen. Immerhin hatten fast alle von ihnen schon ein sehr bewegtes Leben. Vor zwei Jahren waren sie aus den ehemaligen Gewächshäusern in der Doberaner Straße in einen Gartenhandel umquartiert worden, um nun wieder in den Besitz der Universität zurückzukehren. Natürlich bedankte sich Stefan Porembski auch bei der Universität selbst, sowie beim Betrieb für Bau und Liegenschaften. Auch den Mitarbeitern des Botanischen Gartens sprach er seinen Dank aus, die so viel Zeit in die Pflanzen investiert hatten: „Pflanzen wachsen nicht einfach, man muss mit ihnen reden, sie gießen und manchmal auch beschneiden“, so Porembski. Ein letzter Programmpunkt sollte die feierliche Übergabe des Reetdachhauses im Japangarten an das Projekt „Unigarten trifft Schule“ des Freundeskreises sein. Dieser ging allerdings im Massenansturm auf das Gewächshaus etwas unter. Dr. Anja Berndt, die Projektleiterin, erzählte mir trotzdem ein wenig über ihr Vorhaben: „Bisher sind viele ältere Leute hier und wir wollen das jetzt Schülern zugänglich machen.“ So wird es für Schulen bald möglich sein, jeden Mittwoch eine Unterrichtsstunde in den Botanischen Garten zu verlagern, um in der Natur etwas über die Natur zu lernen. „Wir möchten gerne, dass die Kinder eine Butterblume von einem Vergissmeinnicht unterscheiden können“, erklärte Hannelore Schaller, die ebenfalls zum Freundeskreis gehört. Um den Tag ausklingen zu lassen, gab es zu Kaffee und Kuchen ein Programm des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack-Rostocker 7“. Wer sich auch eine Portion Frühling holen möchte, sollte schleunigst einen Abstecher in den Botanischen Garten machen. Öffnungszeiten und Termine für Veranstaltungen finden sich wie gewohnt auf der Homepage des Gartens. Ab dieser Woche gibt es auch wieder Führungen durch den Botanischen Garten. Ab dem ersten Aprilwochenende wird es aber auch eine Orientierungshilfe für alle die geben, die auf eigene Faust durch den Garten schlendern möchten. In Form von kleinen Metallblumenschildern wird der „Weg zur Pflanze“ gekennzeichnet sein, sodass man auch alleine all die wunderbaren Gewächse finden kann.

21. März 2011 | Weiterlesen
Ernesto Cardenal und Grupo Sal in der Nikolaikirche

Ernesto Cardenal und Grupo Sal in der Nikolaikirche

2011 ist das Jahr der Revolution in Afrika. Ägypten, Tunesien und auch Libyen sind Beispiele für Länder, in denen die Menschen nicht mehr unter der dort herrschenden diktatorischen Führung leben wollen. Ernesto Cardenal hat selbst eine Diktatur und eine Revolution in seinem Heimatland Nicaragua miterlebt. Es war für ihn eine prägende Zeit. Seine Eindrücke hat er in zahlreichen Texten verarbeitet. Am Sonntag war er zu Gast in Rostock und las in der Nikolaikirche eine Auswahl seiner Gedichte. Ernesto Cardenal wurde 1925 geboren und kann heute auf ein ereignisreiches Leben zurückschauen. Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaft und schlug anschließend eine kirchliche Laufbahn ein, im Rahmen derer er 1965 auch zum Priester geweiht wurde. Nach der Revolution in seinem Heimatland war er für acht Jahre Kulturminister. In dieser Zeit erfolgte der Bruch mit der katholischen Kirche. Als Folge daraus wurde ihm 1985 der Priestertitel aberkannt. Seitdem setzt er sich weiterhin politisch ein und gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Südamerikas. In seinen Texten betrachtet er aber nicht nur kritisch Themen wie Revolution oder das Wertesystem der Menschen, sondern auch Liebe, Religion und weltliche Angelegenheiten. Der Autor ist aber nicht allein auf Lesereise durch Deutschland. Ihn begleitet die Grupo Sal. Das sind sechs Musiker aus Südamerika, Deutschland und Portugal, die seit fast 30 Jahren als Stimme Lateinamerikas gelten. Sie gaben dem Abend mit ihren vertonten Gedichten, feuriger, lateinamerikanischer Musik und spannenden Klangcollagen eine besondere Note. Mit Ernesto Cardenal verbindet sie eine langjährige Freundschaft und ein gemeinsames Interesse für humanitäre Projekte, was schon zu mehreren deutschlandweiten Konzertreisen führte. Die vom Verein Talide organisierte Veranstaltung in der Nikolaikirche war sehr gut besucht. Etwa 1000 Gäste wollten Ernesto Cardenal einmal live lesen hören. Dabei ist natürlich fraglich, wie viele von ihnen wirklich die spanischen Ausführungen des Autors verstehen konnten. Zum Glück übersetzte Roberto Deimel von der Grupo Sal die Ausführungen von Cardenal. Die übersetzten Texte wurden von dem Schauspieler Klaus Götte vorgelesen. Die Texte, die der 86-jährige ausgewählt hatte, gaben einen guten Überblick über sein gesamtes Schaffen. Er begann mit einem Auszug aus seinem Werk Cántico cósmico. Dieser Gedichtband mischt wissenschaftliche Themen der Astronomie mit einer philosophischen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Ebenen des menschlichen Seins. Auch wenn ich kein Wort spanisch kann, war die Art, wie Cardenal den Text vortrug, schon sehr beeindruckend. Immer wieder verarbeitete der Autor auch sehr persönliche Erfahrungen in Gedichten. So berichtete er lyrisch von seiner Zeit in Costa Rica und wie er das Verhältnis von Gott und Politik im Kapitalismus sieht. Nach einer Pause ging ein Korb durch das Publikum, mit dem die Gäste um Spenden für humanitäre Projekte in Peru und Nicaragua gebeten wurden. Dass es vielen Menschen dort schlecht geht, veranschaulichte das Gedicht „Das Handy“, welches auf die Ausbeutung von Abertausenden Menschen im Kongo aufmerksam macht. Dort wird, teilweise von Kindern, das Mineral Coltan abgebaut, was zum Bau von Mobiltelefonen benutzt wird. Die Arbeit findet unter menschenunwürdigen Bedingungen statt und es geht wie so oft auf der Welt nur um den Profit. Die Musik der Grupo Sal funktionierte als Kontrast sehr gut. Rhythmus-, Zupf- und Saiteninstrumente vermischten sich mit dem Gesang zu einem beeindruckenden Klangerlebnis, welches teilweise an den Buena Vista Social Club erinnerte. Den Titel des Abends „Den Himmel berühren“ las Cardenal in einem Gedicht von Novalis. Und wo könnte man besser den Himmel berühren, als in einer Kirche. Leider war die Akustik nicht so himmlisch, sodass vor allem bei den Lesepassagen viel Konzentration notwendig war. Aber das schien die Leute nicht weiter zu stören, gab es doch am Ende des Abends lang anhaltenden Applaus und sogar stehende Ovationen für die Künstler.

21. März 2011 | Weiterlesen
Wir sind Helden – „Bring mich nach Rostock“

Wir sind Helden – „Bring mich nach Rostock“

„Wie haben sie denn 10.000 Leute hier hereingebracht?“, fragte sich Judith Holofernes angesichts des lautstarken Gesangs des Publikums im MAU-Club. So viele waren es natürlich nicht. Aber mit etwa 800 Gästen war das Wir sind Helden Konzert ausverkauft und die begeisterten Fans machten ordentlich Stimmung. Dabei hatte die Sängerin das Konzert mit einem zarten und kurzen „Forever young“ an der Ukulele eröffnet. Nahtlos leitete die vierköpfige Band, die an diesem Abend von zwei weiteren Musikern verstärkt wurde, dann in den ersten eigenen Titel „The Geek shall inherit“ über. Das Heldenkonzert konnte beginnen. Mitgebracht hatte die Berliner Band für ihr „Bring mich nach Rostock“-Konzert eine ausgewogene Songmischung aus den letzen elf Jahren ihrer Bandgeschichte. War der Sound früherer Alben noch stark von elektronischen Klängen geprägt, kommen auf ihrem neuesten „Bring mich nach Hause“ eine Reihe traditionellerer Musikinstrumente zum Einsatz. So griffen gleich für den nächsten Titel „23:55 – Alles Auf Anfang“ Jean Michel Tourette zum Akkordeon und Mark Tavassol zum Banjo und brachten damit das Publikum in Tanzlaune. Aber nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne wurde sich immer wieder gern zur Musik bewegt. Nur Mark Tavassol ließ sich wegen einer Blase – oder war es ein umgeknickter Fuß? – vom Tanzen entschuldigen. Dafür überzeugten Jean Michel Tourette und Pola Roy, der extra dafür seine Drums verließ, umso mehr, als sie sich gemeinsam in einem Steh-Blues wiegten. Da „sieht die Konkurrenz ganz schön alt aus“, musste auch Judith Holofernes anerkennen und jetzt ratet mal, welcher Titel darauf folgte … Mit „Endlich ein Grund zur Panik“ lieferten „Wir sind Helden“ einen weiteren energievollen „Aerobic-Titel“, bei dem das Publikum so richtig abging. Ebenfalls sehr heftig jumpten die Fans bei „Denkmal“ mit, einer von vielen Songs, den sie von Anfang an textsicher mitsangen. Aber auch leisere Töne schlug die Band an. „Bring mich nach Hause“, das dem neuen Album seinen Namen gab, war so ein Lied. Ebenfalls neu war das elektrisierende „Im Auge des Sturms“, das durch ein Gitarrensolo von Jean Michel Tourette glänzte. Viele weitere stille und tanzbare Titel hatten die Helden noch im Programm. Und trotzdem konnte das Publikum am Sonntagabend nicht genug bekommen. Auf vier Zugaben ließ sich die Band schließlich noch ein. Bei der dritten – „Nichts was wir tun können“ – stand Judith Holofernes schließlich allein mit der Gitarre auf der Bühne, bevor mit der letzten Zugabe „Zeit heilt alle Wunder“ wieder die gesamte Band die Rostocker Fans nach Hause schickte. „Das waren eineinhalb Stunden Gefühlskonzentrat“, resümiert Christoph Lenz den Abend. Seit dem ersten Album ist er Fan der „sympathischen Band“ und nun also das erste Heldenkonzert. „Die Band hat viel interagiert und auch alle Hits waren dabei“, zählt er zufrieden auf. Nur seinen Lieblingstitel vom neuen Album „Die Ballade von Wolfgang und Brigitte“ hat er vermisst. Naja, fürs nächste Mal muss ja auch noch was bleiben.

21. März 2011 | Weiterlesen
Solidarität mit Japan! Fukushima heißt abschalten!

Solidarität mit Japan! Fukushima heißt abschalten!

Fast genau 25 Jahre nach dem Super-GAU in Tschernobyl im Jahr 1986 kam es aufgrund eines Tsunami zu Störungen im japanischen Kernkraftwerk Fukushima. Noch ist das denkbar Schlimmste nicht eingetreten, aber die Gefahr ist noch nicht gebannt. Wieder einmal zeigte sich, dass wir Menschen uns da mit einer Technologie eingelassen haben, die wir nicht kontrollieren können. Auch hier in Deutschland sind wir gegen solche Störfälle nicht gefeit. Natürlich könnte man einfach sagen, dass Japan sowieso ein unsicheres Gebiet ist und dass man mit so etwas hätte rechnen müssen. Die Realität sieht aber anders aus. Man hatte mit fast allem gerechnet, aber eben nicht mit dem Unfassbaren, nämlich einem Erdbeben mit einer solchen Stärke. Auch hier in Deutschland wäre es möglich, dass etwas Unfassbares passiert, mit dem wir heute noch nicht rechnen. Eine Bewegung gegen die Atomkraft gab es schon immer. Aber seit dem letzten Freitag sind neue Stimmen hinzugekommen. Sei es aus Sorge oder aus neuerlich gewonnener Überzeugung – das Thema Atomausstieg hat jedenfalls wieder seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden. Um ihr Mitgefühl für die Opfer in Japan zu zeigen und eine Wende in der deutschen Atompolitik herbeizuführen, trafen sich deswegen gestern rund 500 Menschen in der Rostocker Innenstadt. Zunächst gab es eine Andacht in der Marienkirche, bei der gesungen, gebetet und geredet wurde. Der Pastor bekundete sein Beileid und ließ keinen Zweifel daran, dass er selbst auch gegen die Atomkraft ist. Er rief alle auf, sich an der anschließenden Demonstration zu beteiligen, die von einem Bündnis aus Parteien, Vereinen und Initiativen ins Leben gerufen wurde. So beteiligten sich neben dem Anti-Atombündnis Nordost auch der Landesverband des Bundesverbandes Windenergie e.V., der Verein Ferien für die Kinder von Tschernobyl e.V., die Energiewende Nord e.V. und der BUND. Aus der politischen Ecke waren das Bündnis 90/Die Grünen, die SPD, Die Linken und auch die Jusos und die Grüne Jugend dabei. Und natürlich darf die Evangelische Innenstadtgemeinde nicht vergessen werden, die die Andacht abhielt. Als die Andacht vorbei war, ging es weiter zum Universitätsplatz. Dort hatten sich schon ein paar Demonstranten eingefunden und hielten ihre Banner in die Luft. Das vom Anti-Atombündnis Nordost fiel dabei besonders ins Auge. Zwei Mitglieder hatten sich in weiße Ganzkörperanzüge gehüllt und Gasmasken aufgesetzt. Auf Stelzen stehend hielten sie so ein riesiges Totenkopfbanner in die Luft. „Atomkraft ist einfach zu gefährlich. Eine Energieform, die wir uns nicht leisten können“, sagte Christoph Redwitz, der ebenfalls zum Anti-Atombündnis gehört. Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Geschehnisse in Japan eröffnete Daniel Holtermann vom Anti-Atombündnis Nordost die Kundgebung. Er erinnerte daran, dass auch, wenn momentan alle Parteien mit dem Unglück in Japan versuchten, Wahlkampf zu betreiben, die Folgen von Atomkraft weiter gingen als eine Wahlperiode. „Wir sind seit 30 Jahren für die Abschaffung der Atomkraft, was muss denn noch alles passieren?“, fragte Holtermann. „Es geht hier um Menschen und nicht um Macht und Geld!“ In Anbetracht der Häufigkeit der Störfälle – hochgerechnet gäbe es jeden dritten Tag einen – sei der einzig richtige Weg die sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke. Denn, so betonte er: „Es gibt kein sicheres Atomkraftwerk!“ Welche Folgen eine atomare Katastrophe haben kann, wusste Ursula Timm vom Verein „Ferien für die Kinder von Tschernobyl e.V.“ zu berichten, die auch schon in der Kirche gesprochen hatte. Etliche Dörfer in der Ukraine sind verlassen oder sogar begraben worden. Es lebten jedoch immer noch rund eine Million Menschen in der Gefahrenzone, bei denen die strahlenbedingten Krankheiten deutlich zum Vorschein kämen. Die Katastrophe damals sei viel zu schnell wieder in Vergessenheit geraten: „Fukushima ist wie ein Paukenschlag, ein Aufschrei zum 25. Jahrestag von Tschernobyl, der sagt: Schränkt euch ein!“, stellte Ursula Timm fest. Auch Dr. Ursel Karlowski vom BUND erinnerte sich ganz genau an die Geschehnisse von vor 25 Jahren. Damals war die radioaktive Wolke bis nach Deutschland gekommen und es herrschte eine große Unsicherheit, was man noch essen und trinken durfte. „Das war eine wirklich beängstigende Zeit“, sagte sie. Und nun würden wir wieder hilflos zugucken, wie man in Japan versuche, gleich vier Kernschmelzen auf einmal zu verhindern. „Diese Risikotechnologie ist schon lange ein Auslaufmodell“ und gehöre deshalb sofort abgeschaltet, so ihr Plädoyer. Natürlich meldeten sich auch Vertreter aus der Politik zu Wort. Steffen Bockhahn, von den Linken, stellte fest: „Der Kern der Kernpolitik ist Intransparenz.“ Es würde immer alles runtergespielt und verschwiegen. „Transparenz muss her!“, forderte er, stellte aber gleichzeitig auch klar: „Das Abschalten der Atomkraftwerke ist unumgänglich.“ Ingrid Bacher von der SPD stellte die Frage, warum erst eine solche Katastrophe geschehen müsse, um die Regierung von ihrem Kurs abzubringen: „Es braucht nicht eine solche Jahrhundertkatastrophe, um zu zeigen, dass diese Technik nicht zukunftsweisend ist!“, so ihre Aussage. Natürlich bräuchte es aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft, um schnellstmöglich aus der Atomenergie auszusteigen. Für das Bündnis 90/Die Grünen trat Johann-Georg Jaeger auf die Bühne. Er warf der Regierung vor, dass die Abschaltung der sieben Meiler bisher rein wahltaktisch sei. Vor allem aber griff er ihre Aussage an, dass wir noch nicht ohne die Atomkraft auskämen. Laut Greenpeace sei es bereits im Jahr 2015 durchaus möglich, komplett auf alternative Energien umzusteigen. Nachdem alle Worte gesprochen waren, folgten Taten. Der Zug aus Demonstranten zog – unter lauten „Atomkraftwerke aus! Atomkraftwerke aus! Stellt den Müll Frau Merkel vor das Haus!“-Gesängen – in Richtung Neuer Markt. Von dort aus ging es weiter auf die Lange Straße und am Kröpeliner Tor vorbei wieder zurück zum Universitätsplatz. „Ich bin schon, seit ich 16 bin, gegen Atomkraft“, verriet Kira Ludwig, die sich gestern auch unter den Demonstranten befand. „Wir haben das alles doch schon die ganze Zeit gewusst. Es ist kein Restrisiko, sondern ein Risiko vorhanden. Es Restrisiko zu nennen, bedeutet doch nur, damit zu leben und es zu ignorieren.“ Wer das genauso sieht, kann sich am nächsten Samstag, dem 26. März, den bundesweiten Kundgebungen und Demonstrationen anschließen. Um 8:15 Uhr wird eine Gruppe vom Rostocker Hauptbahnhof nach Berlin aufbrechen, der man sich anschließen kann. Außerdem wird am Montag (21. März) um 18 Uhr eine Mahnwache auf dem Doberaner Platz stattfinden.

20. März 2011 | Weiterlesen