Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

„Sahnehäubchen“ von Anne Hertz
“Wir lesen aus Sahnehäubchen und das passt zum Weltfrauentag – denn es geht um einen Mann“, scherzte Wiebke Lorenz gestern Abend in der Universitätsbuchhandlung Weiland. Und um was für einen Mann es da geht – was keineswegs im positiven Sinne gemeint ist. Dwayne F. Bosworth ist nämlich nicht nur durch und durch ein Macho, sondern auch ein Bestsellerautor aus Texas. Gerade sorgt er mit seinem Buch „Ich kann sie alle haben“ für Aufsehen. Durch einen klitzekleinen Fehler seines Verlages, landet die PR Kampagne in Deutschland allerdings nicht bei zielgruppengerechten Männermagazinen wie dem Playboy, sondern bei einer Reihe von Frauenmagazinen. Nach einer gehörig misslungen Demonstrationen seiner Fähigkeiten als Profi-Aufreißer und entsprechend negativer Berichterstattung in der Folge, ist es nun die Aufgabe von Ninas PR Agentur die Wogen zu glätten. Die Lösung: eine Lesereise quer durch Deutschland nur für Männer. Soweit zum Inhalt von „Sahnehäubchen“ von Anne Hertz, das gestern Abend im Rahmen der Lesereihe Weiland Live vorgestellt wurde. Hinter Anne Hertz verbergen sich eigentlich die beiden Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz, die seit 2006 unter diesem Pseudonym schreiben. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit, arbeiten sie zudem als Journalistinnen in Hamburg. Eine Tätigkeit, die auch die Inspiration für das aktuelle Buch lieferte. Die Geschichte aus „Sahnehäubchen“ ist schließlich nicht einfach aus der Luft gegriffen. Die Idee dazu entstand nämlich, als Wiebke Lorenz für eine Zeitschrift mit einem selbst ernannten „Pick-up Artist“ unterwegs war, also einem Mann, der es zur regelrechten Kunstform oder doch wenigstens zum Sport erklärt hat, Frauen aufzureißen. „Na dann soll er mal zeigen was er kann“, dachte sie sich daraufhin und nahm ihn mit auf die Reeperbahn. Was der Profi Macho allerdings konnte, war so ziemlich nichts. Immerhin diente er mit seinem Auftritt am Ende als Blaupause für Dwayne F. Bosworth. Was die beiden Schwestern im Rahmen ihrer Lesung den Zuhörern gestern Abend nun boten, ging ein gutes Stück über das Standardrepertoire derartiger Veranstaltungen hinaus. So betritt Bosworth beim ersten Auftritt seiner Lesereise im Buch als John Travolta Verschnitt, im Stile eines Saturday Night Fever, rechts und links flankiert von Go-go-Girls, die Bühne. Die folgende Karaoke Performance von Lady Gags „Pokerface“ wurde von Wiebke Lorenz einfach daraufhin persönlich aufgeführt, wenn auch ohne Go-go-Girls. Und auch Wolfgang Petrys Hit „Wahnsinn“ wurde direkt als Karaokeversion intoniert. Beim Publikum sorgte das im ersten Moment für ein paar Fragezeichen auf den Gesichtern, anschließend aber für umso mehr Spaß. Als Zugabe wurde am Ende noch ein Kapitel aus „Trostpflaster“, dem Vorgängerbuch zu „Sahnehäubchen“, gelesen. Natürlich durfte hier eine kleine Gesangseinlage ebenfalls nicht fehlen. Dass die Lesung beim Publikum auf Gegenliebe stieß, war schon den zahlreichen Lachern anzumerken, die die beiden Autorinnen ihren Zuhörern entlocken konnten. Yvonne Lehmann sprach anschließend etwa von einem „sehr kurzweiligen“ Abend. „Mir hat das total gut gefallen. So wie die beiden sind, sind die Bücher auch. Da kann ich mir vorstellen, dass man abends im Bett liegt und laut loslacht“, äußerte sich dagegen Heike Erdmann. Weltliteratur ist „Sahnehäubchen“ natürlich nicht, wer aber eine kurzweilige, etwas überdrehte Geschichte zur Unterhaltung sucht, der dürfte gut bedient sein.
9. März 2011 | Weiterlesen
„Frauen lesen ander(e)s“ in der „anderen buchhandlung“
Auch am 100. Internationalen Frauentag hat es mit der Gleichberechtigung der Frauen noch immer nicht wirklich geklappt. Dafür befand sich gestern die „andere buchhandlung“ fast ausschließlich in weiblichen Händen. Nur ein einziger Mann war im Publikum zu finden. Zum nun bereits siebenten Mal fand die Veranstaltung „Frauen lesen ander(e)s“ in der Buchhandlung statt. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Rostock, Petra Schulz, hatte es wieder geschafft, Mitarbeiterinnen der Uni auf dem kleinen Podest im Laden zu versammeln. Da es sich um einen so privaten Rahmen handelte, hatte man jegliche Titel unter den Tisch fallen lassen. Sie sollten einfach nur als Frauen dort sitzen und Bücher vorstellen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Dabei ging es nicht nur darum, dem Publikum Bücher vorzustellen und sie zum Lesen anzuregen. „Ich finde es wichtig, dass Frauen an diesem Tag zusammenkommen und auch mal fragen, was denn eigentlich mit der Gleichberechtigung ist“, meinte Angelika Wüstemann, Mitarbeiterin der „anderen buchhandlung“. So hatten sich auch fast alle sieben Frauen der Universität den 8. März zum Thema gemacht, als sie ihre Bücherauswahl trafen. Petra Schulz las im Laufe des Abends aus gleich drei Büchern vor. Mit dem Buch „Der Koffer meines Vaters“ von Orhan Pamuk, in dem er über sein Leben als Schriftsteller schreibt, startete die Theologin die Lesung. Mit einem Auszug aus dem Buch „Meine Preise“ von Thomas Bernhard schloss sie sie am Ende ab. Zwischendurch las sie aus dem Buch „Schlaf“ von Haruki Murakami vor. Sie wisse auch nicht so richtig, warum sie es so faszinierend fand. Es würde die ganze Zeit von einer Frau erzählt, die nicht schlafen kann und dann käme ein ganz merkwürdiger Schluss, erzählte Schulz. „Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, auch wenn ich nicht weiß warum.“ Während keins ihrer vorgestellten Bücher so richtig auf den Frauentag gemünzt war, hatten sich die anderen Frauen mehr mit dem Thema Frau beschäftigt. Petra Meier von der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät las unter anderem aus einem Buch von Iris Berben und Nicole Maibaum vor. In dem Buch „Frauen bewegen die Welt“ berichten die beiden Autorinnen über 24 Frauenschicksale. Meier sagte, sie fand der Titel würde gut zum Abend passen: „Auch wenn es Themen sind, die viele von uns lieber verdrängen würden.“ So las sie einen Auszug über eine Frau, die ihren Sohn im Irakkrieg verloren hatte. Danach wollte sie nicht eher ruhen, bevor sie mit dem Mann sprechen dürfe, der den Krieg angezettelt hatte, George W. Bush. Durch ihre Willensstärke wurde sie zur Symbolfigur der Friedensbewegung. „Es geht um Frauen, die trotz Trauer und Schmerz wieder stark geworden sind, um anderen zu helfen“, sagte Petra Meier. Ein ganz ähnliches Buch stellte Carina Hojenski vor, die in einem Frauenprojekt der Uni tätig ist. In „Guten Morgen, du Schöne“ von Maxie Wander geht es auch um die verschiedensten Frauen aller Altersklassen, deren Geschichte aufgeschrieben wurde. „Das Buch begleitet mich schon mehr als 20 Jahre und hat an Aktualität keineswegs verloren“, so Hojenski. Was dann im Umkehrschluss ja heißt, dass sich die Rolle der Frau nicht wesentlich verändert haben kann, seitdem das Buch erschienen ist. An diesen Gedanken knüpfte das zweite Buch, das sie vorstellte, an. Passte sozusagen wie die Faust aufs Auge. Bascha Mikas „Die Feigheit der Frauen“ befasst sich genau mit der Frage, die man sich am Frauentag stellen kann oder vielleicht auch sollte. „Warum ist es, wie es ist?“ Es handelt sich hierbei zwar um ein sehr umstrittenes Buch, aber der vorgelesene Textausschnitt war gar nicht so unwahr. Und ob man nun mit der Autorin übereinstimmt oder nicht, die aufgeworfene Frage kann man sich ja trotzdem stellen. Dass es auch in Romanen um das Thema Frau gehen kann, bewiesen Annette Meier, Gabriele Linke und Daniele Brennecke mit ihren vorgestellten Büchern. Der gemeinsame Nenner aller Bücher waren die Hauptprotagonisten, die wie sollte es anders sein, natürlich starke Frauen sind. In Annette Meiers Favoriten „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ von Alina Bronsky, geht es zum Beispiel um eine Matriarchin, die alle in ihrer Familie unter ihrer Fuchtel hat. In „Red Dust Road“, das Gabriele Linke vorstellte, geht es um Jacky Kay, eine schwarze, lesbische Schottin, die auf der Suche nach ihren Wurzeln ist, da sie adoptiert wurde. „Eine seltsame Biografie, wie wir zweifellos daraus sehen konnten“, sagte Linke, nachdem sie ein Kapitel daraus vorgelesen hatte. Auch in „Die Schneiderin von Pernambuco“ von Frances de Pontes Peebles, geht es um zwei starke Frauen, die ihren Weg gehen. Vorgestellt wurde es von Daniele Brennecke. Neben den bereits erwähnten Büchern stellte Margit Rinck außerdem „Dinge, die wir heute sagten“ von Judith Zander vor. Weitere Bücher an diesem Abend waren: „Such dir was aus, aber beeil dich! Kind sein in zehn Kapiteln“ von Nadia Budde, „Frühling, Sommer, Herz und Kinder“ von Hansgeorg Stengel und „Reim und Zeit“ von Robert Gernhardt. Ob nun alle Frauen im Publikum einzig und allein gekommen waren, um den Frauentag zusammen zu verbringen oder einfach neue Bücher entdecken wollten, sei dahingestellt. Evelyn Bülow jedenfalls ginge es vor allem um die Buchvorstellungen, erzählte sie mir. „Ich lese eigentlich immer und erhoffe mir hier ein paar neue Bücher zu finden“, sagte sie. Außerdem sei es sehr interessant für sie, zu sehen, was andere Frauen lesen würden. Ein weiteres Highlight des Abends war die musikalische Untermalung jedes Buches durch Anne Kretschmar, die mit ihrer Querflöte die jeweilige Stimmung der Geschichten aufgriff und vertonte. Eins ist jedenfalls klar, auch in diesem Jahr hatte die Veranstaltung wieder einen großen Zuspruch. So wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich am 8. März Frauen aller Altersklassen in die „andere buchhandlung“ drängten. Wer weiß, was für Buchschätze sich im nächsten Jahr auftun, wenn es wieder heißt: „Frauen lesen ander(e)s“.
9. März 2011 | Weiterlesen
Kurhaus Warnemünde soll zu Ostern wieder öffnen
Solange das Wetter mitspielt, soll das Warnemünder Kurhaus zu Ostern wieder eröffnen. Das plant zumindest sein neuer Mieter Torsten Klingbeil, der zu Beginn des Jahres das Kurhaus für die nächsten zehn Jahre übernommen hat. Frost hatte bei der Ausbesserung der Klinkerfassade in der letzten Zeit zu Verzögerungen geführt. Ende April soll die Gastronomie aber nach umfangreichen Außen- und Innensanierungen wieder in Betrieb genommen werden. „Alle, die es von früher kennen, werden es wahrscheinlich nicht wieder erkennen“, kündigt der neue Betreiber an. Eine Millionen Euro haben er und sein Partner Guido Greifenberg für die Instandsetzung des Hauses investiert, so Torsten Klingbeil. Geboren in Bad Sülze, pendelt der Gastronom heute zwischen Warnemünde und Berlin, wo er die Geschäfte mehrerer Restaurants führt. Im Erdgeschoss wird es ein Kaffeehaus mit eigener Torten- und Eisproduktion geben. Oben entsteht ein Restaurant mit mediterraner und regionaler Küche. Auch hier legt Torsten Klingbeil Wert auf Selbstgemachtes und Bodenständigkeit. „Alles wird frisch zubereitet“, verspricht der 49-Jährige. Für den Saal gibt es ebenfalls schon Nutzungspläne. Bevor er jedoch wieder in neuem Glanz für kulturelle und gesellschaftliche Ereignisse zur Verfügung steht, „muss dringend was gemacht werden“ – das hat sich der neue Betreiber für die nächste Saison vorgenommen. Solange das Große Haus des Volkstheaters Rostock nicht bespielbar ist, könnte sich Klingbeil hier auch Aufführungen vorstellen – dies habe er dem Volkstheater bereits angeboten. Bedarf für Verschönerungsmaßnahmen sieht er auch noch im Kurhausgarten. Hier seien bereits 25 Konzerte mit der Tourismuszentrale abgestimmt. „Los geht es zum Muttertag am 8.Mai“, verrät Bettina Krüger von der Tourismuszentrale. Bis Ende September wird dann ein vielfältiges Programm im Pavillion oder in der Konzertmuschel aufgeführt. „Wir hoffen natürlich, dass alles schön wird und sich die Gäste wohlfühlen“, blickt Bettina Krüger zuversichtlich auf die kommenden Sommermonate. Mit dem Hotel Neptun gebe es ebenfalls Gespräche über weitere Veranstaltungen. Eine eigens dafür eingerichtete Abteilung im Unternehmen soll zukünftig für die Vermarktung und das Management des Veranstaltungsortes zuständig sein. Das Warnemünder Kurhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil der Neuen Sachlichkeit entwickelt und 1928 als Restaurant- und Cafébetrieb mit Kurhausgarten eröffnet. Seither wurden auch kulturelle Veranstaltungen im Kursaal und im Kurhausgarten durchgeführt. Auch ein Casino ist in dem Gebäude untergebracht. Die letzte große Sanierung des gesamten Kurhauskomplexes wurde Ende 2002 abgeschlossen. Der Gaststättenbetrieb war im Februar letzten Jahres vom Betreiber Ripka Catering überraschend eingestellt worden. Seitdem war die Eigentümerin, die DKB PROGES ZWEI GmbH, auf der Suche nach neuen Investoren.
9. März 2011 | Weiterlesen
E-Learning-Angebot der Stadtbibliothek geht online
Die Stadtbibliothek in der Kröpeliner Straße 82 hat nun auch den Sprung in die Onlinewelt gewagt. Heute Morgen gab es gleich zwei Premieren zu feiern, denn es ging sowohl die neue Internetseite als auch das E-Learning Angebot online. Der neue Webauftritt war zwingend notwendig, um überhaupt das E-Learning anbieten zu können. Zum Glück hatte die Bibliothek in Katharina Waack eine geeignete Mitarbeiterin für die anfallenden Aufgaben in diesem Bereich. Der Gedanke hinter dem E-Learning ist ganz klar der, die Bibliothek in die neue Medienwelt zu integrieren. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit Onlinebücher anzubieten, aber das wollte man nicht. Um das Angebot der Bibliothek zu erweitern, ging man lieber in Richtung Fortbildung. Der große Vorteil gegenüber dem Onlinebuch ist der, dass es pro Kurs 500 Lizenzen anstelle von nur einer gibt. Statistisch gesehen sei es noch nie vorgekommen, dass so viele Menschen gleichzeitig denselben Kurs herunterladen wollten, sagte Raik Writschan, der für die technische Seite des E-Learning zuständig ist. Da die Kosten für ein solches Unterfangen zu hoch wären, um sie alleine zu tragen, schloss man sich einem Kontingent aus mehreren großen Bibliotheken in ganz Deutschland an. Neben Städten wie Berlin, Dresden, Hamburg, Frankfurt am Main, Karlsruhe, München und Stuttgart hat Rostock bei Weitem die kleinste teilnehmende Bibliothek. „Wir haben zwar nicht das Geld, wie die andern, aber das Know-how“, sagte Manfred Heckmann, Leiter der Bibliothek. Innerhalb der Gruppe aus Bibliotheken waren sie für die innere Kommunikation zuständig. Kosten entstehen natürlich trotzdem. Während die Nutzung völlig kostenfrei ist, bezahlt die Bibliothek 10.000 Euro. Da das E-Learning aber auch für das Land Mecklenburg-Vorpommern eine wichtige Rolle spielt, wird das Ganze mit über 8.000 Euro bezuschusst. So soll zum Beispiel die Stadtverwaltung schon bald das Angebot nutzen, um ihre Mitarbeiter für „Windows 7“ fit zu machen. Außerdem eröffnen sich vielleicht neue Möglichkeiten für die Betreuung an Ganztagsschulen. Prinzipiell beruht das System des E-Learning auf dem von Anbietern wie Amazon. Der Kunde kann sein Produkt auswählen und es in den Warenkorb legen. Einen bedeutenden Unterschied gibt es aber doch, das E-Learning Angebot ist schließlich kostenfrei. Einzige Voraussetzung zum Nutzen der Lernangebote ist das Besitzen eines Bibliotheksausweises. Dadurch, dass das Grundgerüst für die Seite nur übernommen ist, seien einige Dinge noch nicht so ganz perfekt, aber das werde nach und nach behoben, so Heckmann. Wenn man sich mit seiner Ausweisnummer und dem Passwort ins Portal eingeloggt hat, kann man sich aus einer Vielzahl von Kursen das Richtige raussuchen. Das Angebot reicht von EDV- über Wirtschafts- bis hin zu Sprachkursen. Wenn man sich für einen der Kurse entschieden hat, legt man ihn in den Warenkorb und kann ihn dann herunterladen. Nachdem dies geschehen ist, steht er einem 90 Tage lang zur Verfügung. Während dieser 90 Tage kann man dann den gesamten Kurs durchlaufen oder aber einfach nur die entsprechenden Abschnitte bearbeiten, bei denen ein Wissensbedarf besteht. Die Kurse sind so aufgebaut, dass einem zunächst alles erklärt und auch gezeigt wird. Zu diesem Zweck wird nicht nur alles auf dem Bildschirm simuliert, sondern auch vorgelesen. Anschließend ist man dann selbst dran und muss das zuvor Gezeigte selber umsetzen. Das neue Angebot soll natürlich nicht als Ersatz für Bücher angesehen werden, eher als eine weitere Möglichkeit sich Wissen anzueignen. Auch andere Lehrangebote seien nicht in Gefahr, so Heckmann. Es gäbe nach wie vor Menschen, die sich die Dinge lieber von einem Lehrer vermitteln ließen. Dafür ist das E-Learning natürlich kein Ersatz. Der große Vorteil am E-Learning ist jedoch der, dass man von überall auf der Welt darauf zugreifen kann. Der große Nachteil im Moment der, dass man viele Anwendungen mit Apple- und Linux-Systemen nicht benutzen kann. Auch einige alte Rechner, die noch nicht den Adobe Flash Player installiert haben, müssten erst mit Updates versehen werden. Um den Nutzern den Weg dahin zu erleichtern, wird es eine Hotline geben, an die man sich mit Fragen wenden kann. In der Bibliothek selbst sollen in Zukunft zusätzliche Computerplätze eingerichtet werden, an denen man das Angebot nutzen kann. Bis das Ganze ausgereift ist, vergeht wohl noch ein bisschen Zeit, aber der Anfang ist gemacht.
8. März 2011 | Weiterlesen
Uwe Johnson-Gesellschaft begrüßt 100. Mitglied
Gut ein Jahr ist es nun schon her, dass sich die Uwe Johnson-Gesellschaft in Rostock gegründet hat. Mit Tagungen, Vor-/Lesungen, Radtouren oder Publikationen hat sie in den letzten zwölf Monaten die Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller Uwe Johnson gefördert. Seither schließen sich immer mehr Fans des preisgekrönten Autors der Gesellschaft an. In den USA, wo Johnson selbst für einige Zeit lebte und dessen Hauptroman „Jahrestage“ teilweise dort spielt; in England, wo der Schriftsteller 1984 starb; aber auch in Kanada, Frankreich, Italien und der Schweiz sind ihre Mitglieder zu Hause. Sogar bis nach Japan reicht mittlerweile die Bekanntheit der Gesellschaft, wo es bereits ein Mitglied und viele weitere Interessenten gibt. Die meisten kommen jedoch aus Deutschland. Bunt gemischt ist die Zusammensetzung der Gesellschaft. Sowohl Leute, die sich aus beruflichen Gründen mit Literatur beschäftigen, als auch klassische Literaturliebhaber sind darin zu finden. Erstaunlich viele junge Leute gebe es in der Gesellschaft, informiert Professor Dr. Holger Helbig. Er ist einer der beiden Vorsitzenden der Gesellschaft und Inhaber der Johnson-Professur an der Universität Rostock. Das hänge zum einen damit zusammen, dass von der Gründung an ein hoher Anteil an Studenten dabei war und zum anderen, dass „wir gleich versucht haben, Programm für junge Leute zu machen und an Schulen zu gehen“, erklärt Holger Helbig. Die Frage, weshalb junge Leute den Autor interessant finden könnten, spielte hierbei eine zentrale Rolle. „Uwe Johnson hat eine sehr beeindruckende Art zu schreiben“, antwortet André Kischel darauf. Er gehört zu den jüngeren Gesellschaftsmitgliedern. Im letzten Jahr hat er sein Germanistik- und Geschichtsstudium abgeschlossen und möchte nun über Uwe Johnson promovieren. Kennengelernt hat er den Autor 2007 bei einem Seminar an der Rostocker Uni. „Mutmassungen über Jakob war das erste Buch, was ich sehr intensiv gelesen habe und das mir den Zugang zu Uwe Johnson eröffnet hat“, erinnert sich der Germanist. Vor allem die dynamische Sprache der frühen Werke habe ihn begeistert und dazu geführt, dass er auch später noch weitergelesen hat. „Die Gegenstände, über die er schreibt, sind gerade für Studenten der Germanistik und Geschichte immer wieder relevant.“ Aber nicht nur aus historischem Interesse schätzt er den Autor. Auch persönlich fühlt er sich mit ihm verbunden, gingen doch sein Vater und Uwe Johnson auf dieselbe Schule, das John-Brinkman-Gymnasium in Güstrow. Als der Vater durch Gespräche mit seinem Sohn davon erfuhr, wurde es für ihn interessant. „Ich kenne die Plätze, die in Johnsons Werk beschrieben werden“, erzählt Dr. Erwin Kischel. Als Barlach-Verehrer wurde der Autor für ihn durch die Beschäftigung mit Barlachs Romanfragment „Der gestohlene Mond“ noch interessanter. Und auch die anderen Werke Johnsons haben bei dem promovierten Landwirt einen starken Eindruck hinterlassen. „Ich bewundere seinen Stil und die Objektivität seiner Darstellungsweise. Er beschreibt keine Typen, sondern Menschen in Verhältnissen ohne irgendwelche Ideologien zu bevorzugen“, erklärt der begeisterte Johnson-Leser. Eine ganz wichtige Schrift ist für ihn der zehnseitige „Versuch eine Mentalität zu erklären“. „Dort beschreibt er, wie DDR-Bürger, die in den Westen gegangen sind, sich verhalten und wie deren Verhalten zu beschreiben ist. Das ist auch heute noch von höchster Aktualität“, betont Erwin Kischel. „Ich halte es für enorm wichtig, nicht nur Johnson als Literat wahrzunehmen, sondern auch als Helfer bei der Verarbeitung der eigenen Geschichte meiner Generation“, fasst er die Bedeutung des Schriftstellers zusammen. Deshalb findet der Rentner aus Satow es wichtig, Uwe Johnson bekannter zu machen. Nicht nur im eigenen Bekanntenkreis, sondern auch darüber hinaus, möchte er sich dafür einsetzen. Da er dieses Ziel mit der Uwe Johnson-Gesellschaft teilt und hier weitere Anregungen für die Beschäftigung mit dem Autor erhält, hat er sich dazu entschlossen, ebenfalls Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Mit Dr. Erwin Kischel konnte die Gesellschaft Anfang März nun ihr 100. Mitglied in ihren Reihen begrüßen. Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der noch jungen Gesellschaft.
8. März 2011 | Weiterlesen
„Sie & Er“ von Eva Gritzmann und Denis Scheck
Sie und Er. Bereits vor ein paar Jahren befassten sich Jürgen von der Lippe und Monika Cleves in ihrem Buch „Sie und Er. Botschaften aus parallelen Universen“ mit diesem Thema. Nebenbei wurde „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ nicht nur zum Bestseller sondern sogar verfilmt. Mario Barth gelang es sogar, ganze Stadien mit der Thematik zu füllen. Wurde damit also alles gesagt? Nicht wenn es um das Thema Ernährung geht, dachten sich wohl Eva Gritzmann und Denis Scheck. Das Ergebnis ihrer Recherchen, bezüglich der verschiedenen Ernährungsweisen von Männern und Frauen, ist nun in ihrem Buch „Sie und Er. Der kleine Unterschied beim Essen und Trinken“ zu finden. Einen wissenschaftlichen Anspruch erheben die Autoren, die eigentlich Ärztin und Literaturkritiker von Beruf sind, dabei natürlich nicht. Was die Lebensmittelindustrie nicht daran hinderte, bereits vor der Veröffentlichung des Buches anzuklopfen, um die Ergebnisse der „Nachforschungen“ zu erwerben, was allerdings vergebliche Liebesmüh war. Ihre Ergebnisse stellten die beiden Autoren am gestrigen Abend in der Universitätsbuchhandlung Weiland der Rostocker Leserschaft vor. „Beim Essen sind wir alle Experten“, unterstrich Denis Scheck dabei zunächst. Schließlich nehme jeder Mensch bis zu seinem 40. Lebensjahr etwa 40.000 Mahlzeiten zu sich. Aber wo liegen nun die Unterschiede im Essverhalten von Männern und Frauen? Und außerdem: „Wenn Männer und Frauen unterschiedlich essen, warum gibt es dann im Restaurant keine getrennten Speisekarten für Männer und Frauen?“, fragte sich Denis Scheck. Denn wenn der Kellner im Restaurant ein Kristallweizen und Kohlrouladen bringt, geht fast jeder davon aus, dass es die Bestellung eines Mannes ist, während der Salat mit Putenstreifen mit ziemlicher Sicherheit an eine Frau geht. Bei den Kochbüchern geht es weiter, da gibt es Bücher für Frauen mit Titeln wie „Mal was leichtes“, während es beim Mann dann schon „Mal was richtiges“ sein soll. Allerdings bietet das Buch noch deutlich mehr als die humoristische Aufarbeitung des unterschiedlichen Essverhaltens von Männern und Frauen. Zum Beispiel wird auf die Frage eingegangen, warum es bei Mutti immer noch am besten schmeckt und selbst ein Sternekoch zähneknirschend eingesteht, nicht mit seiner Mutter konkurrieren zu können. Darüber hinaus werden zahlreiche Anekdoten aus kulinarischen Selbstversuchen geschildert, wie etwa ein Murmeltieressen oder Experimente mit Geschmacksumkehrern wie Miraculin. Letzteres bewirkt, dass alles was eigentlich sauer ist, auf einmal süß schmeckt – und das mitunter über einen Zeitraum von mehreren Stunden. „Macht keinerlei Sinn, ist aber sehr, sehr lustig“, erinnerte sich Denis Scheck an den Selbstversuch. Zudem enthält das Buch zahlreiche interessante Fakten, auf die die beiden Autoren bei ihren Recherchen gestoßen sind. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass es Kooperationen zwischen Modeunternehmen und Mineralwasserherstellern gibt? Neben all dem Humor, werden aber auch kritische Töne zur Lebensmittelindustrie, etwa bezüglich der Massentierhaltung und auch zur Ernährungsweise der Deutschen angeschlagen. Nicht nur dass der Deutsche im Schnitt 70 – 80 Tiefkühlpizzen im Jahr verdrückt – und das freiwillig – nein, viele Menschen geben tatsächlich mehr Geld für Katzen- oder Hundefutter aus, als für ihre eigene Ernährung. Insofern möchten die Autoren nicht nur unterhalten, sondern auch ein wenig aufklären und zu einer bewussteren Ernährungsweise auffordern. Eine Frage ist aber noch offen: Wie schmeckt denn nun eigentlich Murmeltier? „Nach Steinzeit“ meinte Eva Gritzmann, „murmeltierig“ dagegen Denis Scheck. So wirklich bringt uns das aber auch nicht weiter. Da hilft wohl nur eins: selbst probieren. In diesem Sinne: guten Appetit.
7. März 2011 | Weiterlesen
Finale des „7. Rostocker Koggenzieher“ 2011
Mit einem lachenden und einem – vom vielen Lachen – weinenden Auge, wohnte das Publikum gestern dem Finale des Kabarett-Wettbewerbs „Rostocker Koggenzieher“ an der BÜHNE 602 bei. Bereits Donnerstag, Freitag und Samstag (3. – 5. März) fanden die drei Vorrunden des „7. Rostocker Koggenzieher“ statt. Zwölf Kabarettisten waren an den Start gegangen, um einen der vier Preise mit nach Hause zu nehmen. In jeder Vorrunde traten vier der Künstler gegeneinander an und jeweils einer schaffte es, sich für das Finale zu qualifizieren. Gestern standen dann die drei Gewinner der Vorabende noch einmal auf der Bühne und präsentierten sich von ihrer besten, bei Weitem nicht immer nettesten, Seite. Schließlich reden wir hier von Kabarett, da darf man ja nun mal kritisch daher kommen. Aus Runde eins gab Timo Wopp noch einmal seine Lebenstipps zum Besten und präsentierte sein politisch-wirtschaftliches Jonglier-Kabarett. Dabei machte er um politisch korrekte Äußerungen meist einen großen Bogen und zeigte dem Publikum eine zuweilen ganz neue Sicht auf viele Dinge. Was er da auf der Bühne sage, sei seine Wahrheit, betont er. Er sei wie die Bibel: „Am Ende heißt es: Augen zu und dran glauben.“ Nach ihm betraten Moritz Neumeier und Jasper Diedrichsen die Bühne, die als „Team & Struppi“ das Programm zeigten, mit dem sie am Samstag die Vorrunde für sich entschieden hatten. Vor allem gesellschaftlich kritisch schwangen sie Reden oder sangen ihre Lieder. Dass sie dabei gerne mal die gängigen Normen über Bord warfen und Dinge aussprachen, die man sich heutzutage eigentlich verkneift, machte gerade ihren Charme aus. Sie nahmen kein Blatt vor den Mund und bildeten sich ihr ganz eigenes Urteil über unsere heutige Gesellschaft. Nicht ganz so kritisch, sondern vor allem ironisch, kam FiL daher. Im wirklichen Leben heißt er eigentlich Philip Tägert und sagt über sich, dass er eigentlich kein Wettbewerbstyp sei. Nichtsdestotrotz war er beim Koggenzieher angetreten und stellte sich dem Publikum als politischer Songwriter vor. Zum Singen kam er dann aber eher weniger während seines halbstündigen Auftritts. Immer wieder schien er von seinem roten Faden abzuweichen, um über etwas ganz anderes zu reden, das ihm gerade in den Sinn kam. Etwas unvorbereitet wirkend konnte man doch erkennen, dass wohl System dahinter steckte. Während in den Vorrunden das Publikum noch an der Entscheidung beteiligt war, konnte im Finale lediglich über den Publikumspreis abgestimmt werden. Wer welchen der drei „Koggenzieher“ mit nach Hause nehmen durfte, lag ganz in der Hand der Jury. Diese bestand wieder aus Martina Bade (Volkstheater Rostock), Manfred Nicke (Vorpommernhus), Christoph Gottschalch (Schauspieler und Regisseur) und Dietrich Pätzold (Kulturredaktion der Ostseezeitung). Schon an den Vorabenden hatten diese Vier ihre Stimmen vergeben. Am Finalabend musste jeder von ihnen eine eigene Rangfolge für sich festlegen. Am Ende wurden die Platzierungen wie Punkte zusammengezählt. „Wer dann die geringste Punktzahl hatte, der hatte den ersten Platz“, erzählte Christoph Gottschalch. Während die Jury sich beriet, konnte das Publikum die vorher ausgeteilten Stimmzettel ausfüllen. „Unser Favorit ist ganz klar Timo Wopp“, erzählte Annekathrin Kraft, die bereits am Donnerstag mit ihrem Mann Tino Kraft für Wopp gestimmt hatte. Damit standen die beiden anscheinend nicht alleine da. Während die Jury ihn auf Platz drei wählte, war er ganz klar der Publikumsliebling. So durfte er neben dem „Bronzenen Koggenzieher“ auch den Publikumspreis mitnehmen. Der „Silberne Koggenzieher“ ging an Team & Struppi. Folglich ging der „Goldene Koggenzieher“ an FiL. Bei seinem Auftritt hatte dieser noch Witze darüber gemacht, dass er den „Bronzenen Koggenzieher“ gewinnen würde. So war er umso überraschter, am Ende dann doch den goldenen in Händen zu halten. Damit hätte er nicht gerechnet, sagte er. Hatte er doch extra das Gedicht über den dritten Platz eingebaut, damit er am Ende mit erhobenem Kopf aus dem Ganzen herausgehen könne. „Das war sozusagen eine Nervenabsicherung“, erzählt er mir. Heute Abend um 20 Uhr wird er mit seinem Programm noch einmal auf der BÜHNE 602 auftreten. Wer sich also selbst ein Bild von dem Berliner Künstler machen möchte, sollte unbedingt versuchen, noch einen Platz zu bekommen.
7. März 2011 | Weiterlesen
„Frühlingslicht“ in der Galerie Klosterformat
Was in so eine kleine „Bude“ (so nannte man die Wohnhäuser der Stiftsdamen auf dem Hof des Klosters zum Heiligen Kreuz) alles so hineinpasst? Gedichte, Glasmosaike, Lieder, Malereien, Romanauszüge, Schalen, Zeichnungen, etwa dreißig Personen und nicht zu vergessen schönstes „Frühlingslicht“ – all das gab es heute in der Galerie Klosterformat. Anlass war die Eröffnung der neuen Ausstellung der Rostocker Künstlerin Grit Sauerborn und des Glasgestalters Bernd Lichtenstein aus Bremen. „Frühlingslicht“ war nicht nur der Titel dieser Ausstellung, Frühlingslicht schien auch durch die Galeriefenster und erzeugte vielfältige Farbbrechungen in den faszinierenden Glasobjekten von Bernd Lichtenstein. Neben schönen und auch praktischen bunten Glasschalen und Dosen hat der Glasgraveur auch 3D-Mosaike mit nach Rostock gebracht. Besondere Lebendigkeit wird ihnen durch die eingeschlossenen Blasen verliehen. Sie vermitteln die Illusion eines fließenden Innenlebens der Würfel. Doch alles ist erstarrt. Nicht natürlich, sondern eher künstlich wirkt die ungewöhnlich gleichmäßige Verteilung dieser kleinen Luftkügelchen. Und tatsächlich „Die Anordnung der Blasen ist steuerbar“, verrät der Kunsthandwerker das Geheimnis. Es sei alles eine Frage der richtigen Temperatur und der Zeit. „Die Temperatur darf nicht zu heiß sein, sonst sprudeln sie weg“, erklärt Bernd Lichtenstein. Eine ruhige Hand braucht man für die Herstellung dieser raffinierten Objekte. Schicht für Schicht wird das Glas aufgetragen, mal klares, mal blaues, dann wieder weißes. Je nach Lichteinfall und Perspektive des Betrachters spiegeln sich die Farbflächen und erhalten so ihre lebendige Wirkung. Dazu tragen auch die vergoldeten oder metallischen Oberflächen bei, die in die Glaskörper eingeschlossen werden. Die unterschiedliche Gestaltung mit Farben und Formen verleiht so jedem Glasobjekt eine individuelle Note. „Frühlingslicht“ konnte man auch in den Malereien und Zeichnungen von Grit Sauerborn finden. Zumindest erinnerten die hellen und zarten Farbtöne an die noch zaghafte, aber unaufhaltsam zurückkehrende Farbenpracht in der Natur. Ihre Inspiration holt sich die Malerin unter anderem auf Reisen. Für die Ausstellung in der Galerie Klosterformat hat sie vor allem Bilder ausgewählt, die in Litauen entstanden sind. „Dort war ich auf den Spuren, die man in der Natur sieht, und habe dort viel gearbeitet und viel gezeichnet.“ Die Landschaftseindrücke, die Grit Sauerborn malerisch zum Ausdruck gebracht hatte, waren Grundlage für die Gedichte, welche die Autorin Daniela Boltres den Gästen der Ausstellungseröffnung vorlas. Außerdem präsentierte sie einen heiter-makaberen Auszug aus ihrem Roman „Sakuska“, an dem sie derzeit gerade arbeitet. Deutsch und Rumänisch sind die Sprachen, in denen die Autorin ihre Texte verfasst und auch bei der Frühlingslicht-Lesung vortrug. Mit Melodien aus Finnland, Russland und Mazedonien bereicherten hingegen Matthias Spehr an der Gitarre und Gennadi Ustyugov am Akkordeon das Programm der Ausstellungseröffnung. Gewürzt waren sie mit teils recht derben und direkten Texten, in denen es zum Frühling passend um Liebe, Lust und Leidenschaft ging, die aber auch seltene Themen behandelten. Die „Ode an die Schwerkraft“ war eines davon, welches auch beim Publikum ausgesprochen gut ankam. Es wurde geschmunzelt, gelacht und zum Abschluss kräftig geklatscht. Eine heitere Eröffnungsveranstaltung an einem heiteren Frühlingstag. Die Verkaufsausstellung kann noch bis zum 30. April immer dienstags bis samstags von 11 bis 18 Uhr in der Galerie Klosterformat auf dem Hof des Klosters zum Heiligen Kreuz besichtigt werden.
6. März 2011 | Weiterlesen
„Gut gegen Nordwind“ in der Kleinen Komödie
Wie viel Nähe braucht es, um Liebe zwischen zwei Menschen entstehen zu lassen? Im Fall von „Gut gegen Nordwind“ ist damit nicht nur die körperliche, sondern vor allem die räumliche Nähe gemeint. Können sich zwei Personen ineinander verlieben, obwohl sie sich noch nie gesehen oder tatsächlich gesprochen haben? Emmi Rothner (Sandra-Uma Schmitz) schreibt eine E-Mail, um das unliebsam gewordene Abonnement der Zeitschrift „Like“ zu kündigen. Ihr rutscht allerdings ein „e“ mit hinein, sodass aus „Like“ ganz plötzlich „Leike“ wird. So landet ihre Mail nicht bei der Redaktion der Zeitschrift, sondern bei Leo Leike (Alexander Flache), einem Kommunikationswissenschaftler. Dieser antwortet zunächst nicht, was Emmi, die immer noch glaubt an die richtige Adresse zu schreiben, auf die Palme bringt. Leo ist gar nicht begeistert, irrtümlich von einer fremden Person beschimpft zu werden. Nachdem das Missverständnis aufgeklärt ist, landen dann aber weitere E-Mails von Emmi in seinem Postfach. Bald entsteht daraus eine Korrespondenz, die zunächst noch distanziert bleibt, aber schnell eine gewisse Vertrautheit entstehen lässt. Dabei schreiben die beiden eigentlich nie über Persönliches und bekommen sich auch nie zu Gesicht. Trotzdem kommen nach und nach Gefühle auf, mit denen die beiden nicht gerechnet haben. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist, ob sie sich sehen sollten oder nicht. Emmi ist eigentlich verheiratet und sieht die E-Mail-Bekanntschaft als ihre außereheliche Welt an, in der sie ganz sie selbst sein kann. Auf keinen Fall will sie irgendetwas tun, das ihr diese Welt entreißt. Eine gewisse Neugierde bleibt aber doch bestehen. So schlägt Leo ein Treffen vor, bei dem sie zur gleichen Zeit in einem Café sein werden, ohne zu wissen, wie der andere aussieht. So könne jeder sein eigenes im Kopf entstandenes Bild des anderen suchen, ohne die Distanz zu verlieren. Die beiden müssen nach dem Treffen feststellen, dass sich ihr Interesse am jeweils anderen dadurch nicht gemindert hat. Im Gegenteil, die Spannung scheint sich sogar noch erhöht zu haben, jetzt wo sie eine Ahnung haben, wie die Menschen hinter den Computermonitoren aussehen. Das ändert aber nichts daran, dass Emmi verheiratet und somit nicht frei für Leo ist. Das spannende an der Inszenierung ist, dass das Buch von Daniel Glattauer einzig und allein aus E-Mails besteht. Selbst das Treffen der beiden im Café wird erst im Nachhinein für den Leser greifbar, als sie in ihren Mails darüber schreiben. So stellte sich also im Vorfeld die Frage, wie das von Ulrike Zemme und Daniel Glattauer für die Bühne verfasst und von der Regisseurin Sonja Hilberger inszeniert werden würde. Schon die Darstellung der entstehenden Bindung zwischen Leo und Emmi war dabei sehr gelungen. Die Texte, bei denen die beiden sich praktisch noch fremd waren, wurden aus dem Off gesprochen. Personen ohne Körper, die nichtssagende Texte schrieben, beziehungsweise vorlasen. Erst als dann durch ihre Art zu schreiben eine Vorstellung des jeweils anderen entstand, traten die Schauspieler auf die Bühne. Der gesprochene Text bestand aus den E-Mails, die Daniel Glattauer in seinem Buch niedergeschrieben hatte. Die Schauspieler lasen diese aber nicht einfach nur vor. Sie passten Tonfall und Körperhaltung den Emotionen an, die in jeder E-Mail hintergründig vorhanden sind. Weil sich die beiden Schauspieler nie direkt ansahen, blieb der E-Mail-Charakter jedoch erhalten. Schließlich schreiben sich Emmi und Leo ihre Dialoge nur, ohne diese im eigentlichen Sinne auszusprechen. Besonders das Treffen, das ja eigentlich erst im Nachhinein beschrieben wird, bekam durch die Schauspieler noch mal eine ganz andere Dimension. So spielten sie die in den E-Mails beschriebenen Momente nach, während sie diese vortrugen. Dass sie dafür durchs Publikum liefen, machte noch einmal deutlich, dass sie sich in der richtigen Welt befanden. Denn der Bühnenraum, der aus schwarzen Flächen mit Matrixmuster bestand, war der „luftleere Raum“, in dem sie sich während des Schreibens befanden. „Ich bin total begeistert, wie man mit zwei Personen so eine Spannung aufbauen kann“, sagte Premieren-Zuschauerin Juliane, die durch ihre Fernbeziehung mit Freund Ralf selbst Erfahrung mit der „virtuellen Beziehungswelt“ gemacht hat. So konnten sich die beiden zumindest mit dem E-Mail schreiben identifizieren. „Aber wir wussten immerhin, wie wir aussehen“, stellte sie fest. Wer vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder einfach nur neugierig geworden ist, der sollte sich auf jeden Fall eine Karte für „Gut gegen Nordwind“ besorgen. Aber auch allen, die das Buch schon gelesen haben, kann ich nur empfehlen, sich die Bühnenfassung anzusehen. Auch wenn man die Handlung schon kennt, gehen Witz und Spannung nicht verloren. Weitere Vorstellungen finden am 17., 24. und 25. März und am 9. und 23. April um 20:00 Uhr in der Kleinen Komödie in Warnemünde statt. Weitere zwei Termine am 3. und 24. April finden jeweils um 16:00 Uhr statt. Fotos: Dorit Gätjen, VTR
6. März 2011 | Weiterlesen
Marie Bloch - Ausstellung im Max-Samuel-Haus
Erinnert sich vielleicht noch jemand an „Tante Mieze“? Wenn ja, dann sicherlich nur die älteren unter unseren Lesern. Denn „Tante Mieze“ wirkte bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Rostock. Aber vielleicht ist man ihrem bürgerlichen Namen, Marie Bloch, schon einmal begegnet. Am Beginenberg beispielsweise, wo eine Kindertagesstätte nach ihr benannt wurde oder vor dem Haus in der Paulstraße 5, wo ein Stolperstein an sie erinnert. Eine Ausstellung der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Rostock im Max-Samuel-Haus widmet sich noch bis zum 7. Juli dem Leben und Wirken der Rostocker Reformpädagogin und Kindergärtnerin Marie Bloch, die auch liebevoll „Tante Mieze“ genannt wurde. Kuratorin und Historikerin Steffi Katschke hat zahlreiche Dokumente, Briefe, Fotos und auch altes Spielzeug aus Archiven und von Privatpersonen zusammengetragen, um Marie Blochs Leben von der Geburt, über ihre Kindheit, Ausbildung und Tätigkeit in Rostock bis zu ihrem Tod nachzuzeichnen. Geboren 1871 als fünftes von sieben Kindern des Verlagsbuchhändlers Adalbert Bloch, wuchs sie in wohlhabenden Verhältnissen auf. Sie ließ sich an einem Lehrerinnenseminar ausbilden und absolvierte später eine Weiterbildung zur Kinderpflegerin am Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin. Nach Rostock kam Marie Bloch 1908. Hier kümmerte sie sich zunächst um den Haushalt ihres Bruders und die Versorgung seiner Kinder. Zwei Jahre später gründete sie ihren eigenen Kindergarten mit angeschlossener Kinderpflegerinnenschule in der Paulstraße 5. „Herausragend daran war, dass sie schon früh Kindergärtnerinnen modern nach den Prinzipien des Pädagogen Fröbel ausbildete“, erzählt Steffi Katschke. Ihre Arbeit überzeugte. Ab 1919 war Marie Bloch Oberleiterin der städtischen Kinderfürsorge und engagierte sich im Rostocker Frauenverein. Mit ihrer Schule konnte sie jungen Frauen eine gute Ausbildung bieten. Bis Mitte der 1930er Jahre leitete sie ihre Einrichtung erfolgreich. Dann sah sie sich zunehmend den Ausgrenzungen durch die nationalsozialistische Gesetzgebung ausgesetzt, hatte mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und musste das Haus verkaufen. Am 11. November 1942 wurden sie mit anderen Rostocker Juden in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort starb sie im April 1944 im Alter von 73 Jahren. Der Deportationsbefehl zählt zu den bedeutsamsten Exponaten in der Ausstellung, so die Kuratorin. Aber auch die persönlichen Briefe haben bei Steffi Katschke während der Vorbereitung einen starken Eindruck hinterlassen. Neu war für sie die Entdeckung, dass Marie Bloch bereits ein halbes Jahr nach ihrer Geburt evangelisch getauft wurde und nicht, wie bisher angenommen, erst viel später. Da drei ihrer vier Großeltern jedoch jüdisch waren, galt sie in der NS-Zeit als Voll-Jüdin und musste ein grausames Schicksal ertragen. Aber auch Jahrzehnte nach ihrem Tod ist Marie Bloch noch bei vielen Rostockern, die ihren Kindergarten besuchten oder sich ausbilden ließen, in guter Erinnerung. Zu ihnen gehört auch die heute 87-jährige Emmi Kaminski. Als 14-Jährige hatte sie die Pädagogin kennengelernt. „Sie hat sich gleich mit Tante Mieze vorgestellt. So wurde sie von allen genannt und wollte sie auch genannt werden“, erinnert sich Emmi Kaminski an die damals schon ältere „Omi“. Ein halbes Jahr ging sie bei ihr zur Schule und ließ sich zur Kindergärtnerin ausbilden. Als lieb, nett, mütterlich, aber auch streng beschreibt die ehemalige Schülerin ihre Lehrerin. „Ein herzensguter Mensch“, der auch ihre eigene Arbeit in besonderem Maße geprägt hat. „In Ruhe und in Güte erreicht man manches – das war mir selber als Kindergärtnerin wichtig“. Von weiteren Erinnerungen an „Tante Mieze“ wird voraussichtlich Ende Juni die Großnichte erzählen, informiert Steffi Katschke. Bis dahin kann die Ausstellung dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung besichtigt werden. Der Eintritt kostet zwei Euro. Bis zum 18. Lebensjahr ist er frei. Am 8. und 30. März findet jeweils um 16 Uhr eine Führung mit der Kuratorin Steffi Katschke statt, die vier Euro kostet. Die Ausstellung zu Marie Bloch gehört zu einer Reihe über jüdische Persönlichkeiten aus Rostock. Zuvor hatte es bereits eine zum Namensgeber des Hauses Max Samuel gegeben. Voraussichtlich ab August ist eine weitere über Richard Siegmann geplant.
6. März 2011 | Weiterlesen
Chapeau Claque im MAU-Club
Ein Chapeau Claque ist ein Zylinder, den Magier klassischerweise dafür benutzen, um weiße Kaninchen oder Blumensträuße daraus hervorzuzaubern. Chapeau Claque ist aber auch der Name einer jungen Band aus Erfurt, die am Donnerstag im MAU konzertierte. Einen Strauß lieblicher Songs zauberten auch sie, Maria Antonia Schmidt und ihre vier Musiker, auf die Bühne. Umfasst von einer seidenen Elektro-Pop-Schleife enthielt dieser einen musikalischen Mix von chilligen und melancholischen Liedern bis zu sehr tanzbaren Nummern wie dem funkigen „Zum Tanz“. Von Anfang an sorgte Sängerin Maria Antonia Schmidt für Intensität und Leidenschaft auf der Bühne. Im leichten Seiden-Tops und kurzer Shorts schaffte sie es im eher kühlen MAU-Club das Feuer bei ihren überwiegend weiblichen Fans zu entfachen und entledigte sich für „Pale Blue“ sogar ihrer warmen Stiefel. Ein Song, der ihr „sehr am Herzen liegt“, verriet sie den Zuhörern und pries auch gleich das neue Album „Hab und Hut“ an, auf dem das gute Stück zu finden ist. Darauf auch der nächste Titel „Platte an“, welches dann „noch mehr zum Tanzen“ animierte. Zum Tanzen, oder eher zum Schweben, war auch gleich einer der ersten Titel „Unsere Liebe – ein Storch“, in dem die Sängerin auf einem Bein stehend und mit den Armen schwingend wie ein Vogel abzuheben schien. Eine Pose, die sie im Laufe des Konzerts noch öfter einnehmen sollte. Sie passt schließlich zu den zumeist sommerluftig-leichten Melodien der Band, die Maria Antonia Schmidt mit ihrer klaren und sanften Stimme vortrug. Beeindruckend, wie sie es verstand, diese von zuckersüß und flauschig bis eindringlich und leidenschaftlich je nach Stimmung im Song zu modulieren. Da machte es auch gar nichts, dass die sympathische Frontfrau von Chapeau Claque mit ihren Moderationen nicht so zufrieden war (ist ja eh nur Nebensache) und etwas verlegen vom Wal (Grüße an LOHRO) zum kleinen Vögelchen und dem neuen Titel „Knallt ein Spatz“ überleitete. Unüberhörbar hingegen hatte sich die Sängerin bei den Lyrics ihrer Songs bemüht, die vor allem auf Deutsch aber auch auf Englisch verfasst wurden. Bildgewaltig und nachdenklich setzt sich die Band darin mit dem Hier und Jetzt auseinander. Ja klar, Liebe spielt natürlich eine wichtige Rolle – wäre ja auch enttäuschend, wenn nicht – aber auch aufmerksame Beobachtungen aus dem uns umgebenden Mikro- und Makrokosmos spiegeln sich wider. Wie der Klimawandeltitel „25 Grad im November“ vom Vorgänger-Album „Fabelweiss“. Davon gab es übrigens auch noch das aufgeregte „Rot“ und das sehr gefühlvolle „Last Dance“ zuhören. Nicht fehlen durfte natürlich auch „Pandora Kiss Miss Tragedy“, der bisher größte kommerzielle Erfolg von Chapeau Claque, die mit Northern Lite mit dem Titel „Enemy“ bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest 2007 den sechsten Platz belegten und so vielleicht dem Fernsehpublikum bekannt sein dürften. Als letztes Lied des Rostocker Konzerts spielte Chapeau Claque „Froschtod“. Dabei musste dann schließlich auch das Publikum noch einmal deutlichen Einsatz zeigen. Mit der hymnischen Zeile „Dass wir uns im Himmel wiedersehen“ bildete es darüber hinaus einen passenden Abschluss für den Abend im MAU-Club.
5. März 2011 | Weiterlesen
27. Hallensportfest der Rostocker Schulen 2011
Samstagmorgen 9 Uhr, Zeit für ein gemütliches Frühstück? Nicht für die Schüler der 1. bis 8. Klassen diverser Rostocker Schulen. Denn diese hatten sich um diese Zeit bereits in der Rostocker Stadthalle versammelt, um bei den Wettkämpfen des mittlerweile 27. Hallensportfests der Rostocker Schulen gegeneinander anzutreten. Nachdem das Hallensportfest letztes Jahr aufgrund der Wetterkapriolen von Januar auf März verlegt werden musste, ließen es die Veranstalter in diesem Jahr gar nicht erst so weit kommen. Der Termin wurde einfach direkt auf den 5. März gelegt. Einem dreifachen „Sport frei!“ stand also von Anfang an nichts im Wege. Organisationsleiter Gerhard Schumacher, der bereits seit 1992 dabei ist, betonte zudem, dass jede Schule freiwillig an dem Wettbewerb teilnimmt. Umso bemerkenswerter, dass sich heute etwa 2000 Schüler und Schülerinnen aus gut 40 Schulen aus Rostock und Umgebung in der Stadthalle eingefunden hatten. „Das ist in dieser Art schon einmalig in Deutschland“, bemerkte Schumacher nicht ohne Stolz. Gesponsert wurde die Veranstaltung wie im Vorjahr durch die Ostseesparkasse und die AOK Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem Moderator Jürgen Koeppe die Kinder auf dem Hallenboden um sich herum versammelt hatte, war es an Oberbürgermeister Roland Methling die Veranstaltung zu eröffnen. Dieser fasste sich bewusst kurz: „Ich will euch gar nicht lange vom Sport abhalten. Ich glaube ihr seid schon ganz heiß.“ Schließlich habe er es früher auch immer kaum erwarten können, bis es endlich losging. Nach einem weiteren „Sport frei!“ konnte also unverzüglich das Aufwärmprogramm beginnen, um auch das letzte bisschen Müdigkeit zu vertreiben, bevor die eigentlichen Wettkämpfe starteten. Den Auftakt machte die Umkehrstaffel, bei der die Schüler einen „Erdball“ durch die Halle manövrierten. Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, wenn man selbst teilweise nicht viel größer als der Ball ist. Dennoch meisterten die Erst- und Zweitklässler diese Herausforderung bestens. Einige Schulen hatten die Bälle im Vorfeld der Veranstaltung sogar ausgeliehen, um trainieren zu können. Ob es geholfen hat, kann ich allerdings nicht beurteilen. Am Ende war es, wie im Vorjahr, die Grundschule Schmarl, die das Rennen machte. Auf Platz zwei folgte die Grundschule Lütt Matten vor der Grundschule Werner-Lindemann. Im Verlauf des ganzen Tages wurde noch eine Vielzahl von weiteren Wettbewerben ausgetragen. So gab es Rundenstaffeln, Hindernisläufe, Seilspringen, Dreierhopp (Weitsprung auf einem Bein) und Medizinballwerfen. Nach so viel Sport waren viele der Teilnehmer am Ende sicherlich müde und froh, die Beine hochlegen zu können. Damit auch in den Pausen keine Langweile aufkommen konnte, dafür sorgten verschiedene Rostocker Sportvereine. Während der SG Fiko Rostock beispielsweise vorturnte, führte der SV Warnemünde – „Perlen aus Groß Klein“ einen Tanz auf. Für die Veranstalter und Schüler dürfte es auf jeden Fall erneut eine gelungene Veranstaltung gewesen sein und dafür lässt man dann doch auch mal ein gemütliches Frühstück sausen.
5. März 2011 | Weiterlesen
Perspektiven der Offshore-Windenergie in MV
Um unseren Energiehunger zu stillen, wird derzeit heftig gestritten, welche Rolle dabei die Atomenergie spielen soll. Auch in unserer schönen Hansestadt wurde das Thema angesichts der jüngsten Castortransporte nach Lubmin, die auch durch Rostock führten, immer wieder auf die Straßen gebracht. Während jetzt wohl das Bundesverfassungsgericht darüber urteilen muss, ob die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke rechtens ist, konzentriert man sich hierzulande verstärkt auf die erneuerbaren Energien. Mittlerweile wird der Strom in Mecklenburg-Vorpommern zu 51 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen. Die wichtigste Ökostromquelle ist dabei die Windkraft. Die Windenergiebranche ist kräftig im Aufwind, sowohl regional als auch international. Erst letzte Woche wurde die Einrichtung einer Stiftungsprofessur Windenergie an der Universität Rostock vertraglich besiegelt. Dass die Windenergieerzeugung nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat, unterstreicht der Arbeits- und Wirtschaftsminister des Landes Jürgen Seidel: „Mecklenburg-Vorpommern ist auf industrielle Arbeitsplätze angewiesen. Die Windenergie nimmt hier speziell im Bereich der erneuerbaren Energien eine besondere Rolle ein.“ Gab es vor zwei Jahren noch 2000 Arbeitsplätze in dieser Branche, hat sich die Zahl gegenwärtig auf etwa 4000 verdoppelt. Und es können noch mehr werden. Nach dem Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energie (NAP) sollen bis 2020 zehn Giga-Watt Offshore-Windenergieanlagen vor Deutschlands Küsten in Betrieb gehen. Das entspräche einem Investitionsvolumen von 30 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren. Da will Mecklenburg-Vorpommern natürlich mitmischen und sich auch auf dem internationalen Markt gut positioniert wissen. Vor diesem Hintergrund haben die Landeswirtschaftsfördergesellschaft „Invest in MV“, das Windenergiebranchennetzwerk „Wind Energy Network Rostock e.V.“ sowie die Logistikinitiative Mecklenburg Vorpommern e.V. eine Studie in Auftrag gegeben. Das international tätige Beratungsunternehmen GL Garrad Hassan (GLGH) hat darin untersucht, welche Perspektiven die Offshore-Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern hat. Gegenstand der Untersuchungen waren die vier Häfen Rostock, Wismar, Sassnitz und Lubmin. Vor Ort überprüften die Mitarbeiter von GLGH die technischen Voraussetzungen in Bezug auf die logistischen Anforderungen der Offshore-Windenergie. Laut Studie wurden Kriterien wie die Breite der Hafenzufahrt, Wassertiefen, Kailängen, Voraussetzungen für den Einsatz schwerer Kräne, Transportmöglichkeiten, Lagerflächen, Verkehrsanbindungen oder Produktionseinrichtungen vor Ort in hohem Maße erfüllt. „Gerade im Vergleich zu Häfen in Großbritannien und Irland, wo es ähnliche Studien gibt, ist die Position aus technischer Sicht sehr gut“, bestätigte Daniel Argyropoulos von der GLGH, der am Mittwoch die Studie präsentierte. Um die Wettbewerbsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommerns zu bewerten, wurden darauf aufbauend die Logistikkosten rund um die Herstellung und Installation wichtiger Komponenten von Windkraftanlagen über einen Zeithorizont der nächsten zehn Jahre in verschiedenen Kombinationen verglichen. Dafür wurden die Deutsche und Britische Nordsee, die Schottische Ostküste und auch die Irische See einbezogen. Der Steigerung der Transportkosten aufgrund längerer Strecken wurden die Kosteneinsparungen durch Herstellung in MV gegenübergestellt. „Dabei sind die vergleichsweise niedrigen Lohnkosten ein durchaus wichtiger Faktor“, machte Daniel Argyropoulos einen Wettbewerbsvorteil deutlich. Jedoch wird dieser bis 2020 geringer, wenn die Lohn-Preis-Entwicklung dem Trend der letzten zehn Jahre folgt. Aus Sicht der GLGH müsse das Land in den kommenden Jahren weitere Maßnahmen ergreifen, um den Standort in der Offshore-Industrie zu stärken. Dazu gehört die Ansiedlung weiterer Hersteller und Zulieferer sowie die Anbahnung von Industriepartnerschaften, um Synergieeffekte zu nutzen. Für Michael Kremp von der Logistikinitiative Mecklenburg-Vorpommern und Chef des Seehafens Wismar ist dies jedoch kein Problem. „Die Häfen sind gut aufgestellt. Ich denke, wir können dieser Herausforderung sehr gut entgegentreten“, zeigte er sich optimistisch. Auch Andreas Wulf, dessen Firma Otto Wulf GmbH die Komponenten für eine Windkraftanlage auf See bringt, wird zukünftig die Studie seinen Kunden immer auf den Tisch legen. Besagt sie doch, dass die Logistikkosten insgesamt nicht so teuer seien. Doch „nicht nur die Lohnkosten machen uns wettbewerbsfähig, sondern es geht auch darum, wie die Leute arbeiten, die Einstellungen der einzelnen Leute und Behörden“, sagt er und betont, dass es die Vorschriften seien, „die das Ganze irrsinnig teuer machen.“ International gesehen spielt Mecklenburg-Vorpommern jedoch noch nicht die Rolle, die es gerne spielen möchte, machte Jürgen Seidel deutlich. Die Studie solle nun auch Grundlage dafür sein, Argumente für den Standort Mecklenburg-Vorpommern zu liefern und so für Rückenwind in der Windenergiebranche unseres Landes sorgen.
4. März 2011 | Weiterlesen
7. Rostocker Koggenzieher 2011 an der Bühne 602
Gestern Abend war es endlich wieder so weit, der siebente „Rostocker Koggenzieher“ startete an der Bühne 602. Für alle, die die Veranstaltung noch nicht kennen, hier eine kleine Erklärung. Es handelt sich um einen Kabarett-Wettbewerb, bei dem insgesamt zwölf Künstler an den Start gehen. In drei Vorrunden treten jeweils vier von ihnen gegeneinander an, um die Zwerchfelle des Publikums zu strapazieren. Am Ende entscheidet die Jury, wer am besten war. Um bei genau vier Jurystimmen zu vermeiden, dass keine Entscheidung zustande kommt, darf das Publikum auch mit abstimmen. So werden also insgesamt fünf Stimmen abgegeben und wer die meisten bekommen hat, der ist in der nächsten Runde, also dem Finale. Dieses findet am Sonntag (06.03.) statt. Alle drei Gewinner der Vorrunden treten noch einmal auf und ein letztes Mal wird entschieden, wer den „Goldenen Koggenzieher“ verdient hat. Auch das Publikum darf noch einmal abstimmen und den Publikumsliebling wählen. Der erste Teilnehmer der Endrunde steht bereits fest, auch wenn die Auswahl gar nicht so leicht war. Alle vier Kabarettisten des gestrigen Abends hatten sich immerhin schon gegen rund 60 Bewerber durchgesetzt. So war zu erwarten, dass ein Feuerwerk an Pointen gezündet werden würde. Alle nutzten ihre 25 Minuten auf der Bühne, um den Zuschauern einen amüsanten Abend zu bereiten. Den Anfang machte Joachim Zawischa, der für das Duo Dalila Abdallah und Peter Marty einsprang, die aus Krankheitsgründen leider absagen mussten. Er lieferte eine Pointe nach der anderen und verknüpfte diese so geschickt, dass dem Zuhörer gar nicht auffiel, dass er schon wieder das Thema gewechselt hatte. So erzählte er zum Beispiel von seinem allmorgendlichen Spiel, in dem er die Statements der Politiker im Horoskop der Bild-Zeitung suche. Als er dies demonstrierte und in einem Horoskop alle Personalpronomen durch „wir“ ersetzte und einen Politiker-Tonfall anschlug, kochte das Publikum. Nach ihm betrat Nicolic, „die goldene Stimme Kreuzbergs“, die Bühne. Er sang sich mit Opernmelodien, denen er selbst einen Text hinzugefügt hatte, durch den Abend. Anfangs kam sein Programm etwas schleppend voran, nahm zum Ende dann aber an Fahrt auf. Besonders sein Lied über Siegmund Jähn, den ersten Weltraumkosmonauten der DDR, dessen Text er nicht selbst geschrieben hatte, blieb in Erinnerung. So sang er mit Ukulele bewaffnet, dass Jähn auf den Mond geflogen war, um so aus der DDR zu fliehen. Besonders der Wechsel von russischem zu sächsischem Akzent brachte Schwung in die Sache. Kabarettist Nummer drei war der Berliner Lesebühnengründer Andreas „Spider“ Krenzke. Durch seinen Lesebühnen-Hintergrund war es kaum verwunderlich, dass er lustige Geschichten vorlas. Diese waren aus dem Leben gegriffen, zumeist aus seinem, so sagte er, und zeigten eine zum Schreien komische Sicht auf die Dinge des alltäglichen Lebens. Besonders eine Geschichte, bei der sich ein kleiner Junge im Bad einschließt und die Tür nicht mehr aufbekommt, hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Es sind immer Situationen, die wahrscheinlich fast jeder so oder so ähnlich schon einmal erlebt hat, aber nicht auf die Idee gekommen ist, den Witz darin zu suchen. Erst durch Krenzkes Erzählungen erhielten selbst die banalsten Situationen Komik. Der letzte Künstler des Abends war Timo Wopp. Er balancierte auf einem schmalen Grad zwischen Witz und Geschmacklosigkeit. Man musste immer überlegen, ob man nun lachen sollte, oder doch lieber bestürzt drein gucken. Letztlich blieb einem dann aber einfach gar nichts anderes übrig, als zu lachen. Zunächst erteilte er Lebenstipps, mit denen jeder besser durchs Leben kommen könne. Ob nun für den Umgang mit nervigen Mitmenschen oder die Kindererziehung, für alles hatte er eine Strategie parat. Als er dann anfing zu jonglieren und die kuriosesten Tricks mit wirtschaftlichen und politischen Ereignissen zu verstrickte, hatte er das Publikum vollkommen von sich überzeugt. So ging er dann auch als Sieger aus der ersten Runde des „Rostocker Koggenzieher“ hervor. Wer gegen ihn am Sonntag antritt, entscheidet sich heute und morgen Abend ab 20 Uhr in der Bühne 602. Wer Lust bekommen hat, sich ebenfalls einen Abend lang bespaßen zu lassen, der sollte versuchen, noch eine Karte für die Vorrunden oder auch das Finale am Sonntag zu ergattern. Es lohnt sich in jedem Fall, denn nicht nur die Teilnehmer sorgen für gute Stimmung. Auch die Moderatoren „DIETRICH & RAAB“, die in den Umbaupausen mit Pointen geradezu um sich werfen, sind einfach zum Schießen.
4. März 2011 | Weiterlesen
Sanierungskosten fürs Große Haus des Volkstheaters
Das vom Volkstheater Rostock beauftragte Ingenieurbüro legte heute eine erste Grobschätzung zu den voraussichtlichen Kosten für die Sanierung der Brandschutzmängel im Großen Haus des Volkstheaters vor. Für die erforderlichen Baumaßnahmen zur Beseitigung der Brandschutzmängel sind demnach etwa zwei bis drei Millionen Euro erforderlich. Dieser Betrag umfasst u.a. den Einbau von Brandschutztüren, Brandschutzmauern und -schottungen sowie die Sicherung von elektrischen Leitungen. Die genauen Planungen sollen bis zum Mai abgeschlossen sein. Die Auftragsvergaben könnten laut Stadtverwaltung im August/September erfolgen, die Arbeiten selbst könnten dann bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Frühestens zum Jahreswechsel 2011/2012 wird das Große Haus des Volkstheaters Rostock somit wieder bespielbar sein. Wie es weitergeht, wird auch Thema der Bürgerschaftssitzung am kommenden Mittwoch sein. Es geht darum, wie sinnvoll es ist, die erforderlichen Beträge in das insgesamt marode Gebäude zu investieren. Denn der Theaterneubau soll spätestens zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2018 stehen – darüber herrscht in der Bürgerschaft weitgehend Einigkeit. Allein die Standortfrage und die Finanzierung sind bislang ungeklärt. Jetzt muss abgewogen werden – zwischen den Sanierungskosten und dem entstehenden Mehraufwand für die Anmietung von Ersatzspielstätten, sofern diese überhaupt verfügbar sind. Auch die Anmietung eines Theaterzeltes wird weiterhin geprüft, wie der Aufsichtsrat der Volkstheater Rostock GmbH heute bekannt gab.
3. März 2011 | Weiterlesen
Germany's Next Top Model 2011 mit Luise aus Rostock
Schöne Mädels im 50er-Pack, Tränen, Glamour, Zickenterror und aus den Lautsprechern der Fernsehgeräte begrüßt uns die Moderatorin mit der wohl lieblichsten Stimme im gesamten deutschen Fernsehen. Richtig, wenn all das zusammenkommt, beglückt uns ProSieben mal wieder mit einer neuen Staffel von Germany’s Next Top Model (GNTM). Bereits zum sechsten Mal startet heute Abend Heidi Klums Model-Show. Rund 14.000 Kandidatinnen haben sich in 21 Städten dem Casting gestellt, 50 dieser Mädchen haben es bis in die Show geschafft. Zu den Top 50 gehört in diesem Jahr auch Luise Will aus dem Raum Rostock. Die 16-jährige Schülerin konnte die Jury im Oktober beim GNTM-Vorausscheid in Rostock von sich überzeugen und kann nun von einer Model-Karriere träumen. Wer weiß, vielleicht heißt Germany’s Next Topmodel 2011 ja tatsächlich Luise und kommt aus Rostock? Daumen drücken ist angesagt! Wer den heutigen Abend dennoch nicht vor dem Fernseher verbringen möchte, dem bieten sich in Rostock gleich zwei interessante Alternativen: Im M.A.U. Club sorgt die Erfurter Band Chapeau Claque ab 20 Uhr für gute Stimmung und gleich um die Ecke, an der Bühne 602, startet zur selben Zeit der VII. Rostocker Koggenzieher – strapazierte Zwerchfelle dürften dort garantiert sein. Aktualisierung (3. März 2011, 22:45 Uhr):Für Luise ist er aus, der Traum von Germany’s Next Top Model. Von der einzigen Kandidatin, die es aus unserem Bundesland unter die Top 50 schaffte, gab es in der ersten Folge der Model-Show nicht viel zu sehen. Und auch die Jury konnte sie beim Lauf über den wackligen Swimmingpool-Laufsteg wohl leider nicht von sich überzeugen. Immerhin die Hälfte der 50 heute angetretenen Mädchen kann weiter von einer Top-Model-Karriere träumen können.
3. März 2011 | Weiterlesen
Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs 2011
„Bücher gehören zu den Sachen, die lange tot geglaubt wurden, genauso wie Schallplatten“, stellte Jan-Dirk Zimmermann, Schulleiter des CJD Rostock, fest, als er den Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs in der neuen Bibliothek der Schule eröffnete. Dass dies aber nicht zutreffe, zeige die Anwesenheit der Schüler, die sich am Wettbewerb beteiligten, so Zimmermann weiter. Damit hatte er im Prinzip auch schon den Gedanken hinter dem Ganzen auf den Punkt gebracht. Denn die Idee des Vorlesewettbewerbes ist es, Schüler zum Lesen zu motivieren. Die neun Schüler, die sich mit ihren Büchern in der Bibliothek eingefunden hatten, waren zuvor beim Klassen- und Schulentscheid ihrer Schulen angetreten. Dort hatten sie sich gegen ihre Mitschüler durchgesetzt. „Denkt dran, ihr seid alle schon Schulsieger, es gibt heute also keine Verlierer“, erinnerte Ingelore Runge, die Schulbibliothekarin, die Kinder noch einmal. Schließlich sollte es nicht hauptsächlich um den Wettbewerb gehen, sondern um das Lesen. Auffallend war, dass es nur einen Jungen in der Runde der Sechstklässler gab. „Das ist eigentlich erstaunlich, sonst sind es immer mehr Jungen“, versicherte mir Ingrid Werz, Deutschlehrerin und Teil der Jury. Im letzten Jahr hatte sogar ein Junge den Bundesausscheid in Frankfurt gewonnen. Bevor die Kinder anfangen konnten zu lesen, musste erst einmal eine Reihenfolge ausgelost werden. So konnte sich keiner vorsätzlich benachteiligt fühlen. Außerdem wurden die Namen der Schulen, von denen die Vorleser kamen, nicht erwähnt, um die Unvoreingenommenheit der Jury zu gewährleisten. Als alle wussten, wann sie lesen sollten, konnte es losgehen. In der ersten Runde stellten die Kinder ein mitgebrachtes Buch vor und lasen einen selbst ausgewählten Abschnitt daraus. Dieser sollte vor allem so ausgesucht werden, dass es dem Zuhörer Lust auf mehr machen würde. Eine Buchauswahl fiel dabei besonders ins Auge. Während alle anderen ein Kinderbuch ausgewählt hatten, las Eva aus dem Buch „Schönhauser Allee“ von Wladimir Kaminer vor. „Ich fand das Buch einfach so gut“, sagt sie. Besonders durch den Titel war sie darauf aufmerksam geworden: „Ich habe früher zwei Straßen weiter gewohnt.“ Auch sonst liest sie viel, erzählt sie. „Meine Mutter liest die Bücher vorher und fragt mich, ob ich sie nicht auch lesen will.“ In der zweiten Runde mussten die Kinder dann aus einem ihnen unbekannten Buch vorlesen. Dieses hatte der „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“, der Initiator des Wettbewerbs, ausgesucht. „Die zweite Runde ist am spannendsten“, sagt Ingrid Werz. „Für die erste Runde haben sie bestimmt alle so viel wie möglich geübt.“ Das konnte auch Jule bestätigen, die im letzten Jahr bis in den Bundesentscheid gekommen war und nun einen Platz in der Jury innehatte. „Dann saß die ganze Familie in der Wohnstube und ich habe vorgelesen“, erzählt sie. Der zweite Teil des Wettbewerbs war also im Grunde aussagekräftiger, wenn man es so will. Neben Jule und Ingrid Werz saßen außerdem noch Andrea Krause (Mitarbeiterin der Stadtbibliothek), Rico Brandt (Deutschlehrer) und Hans-Ulrich Mordhorst (Leiter der Evangelischen Buchhandlung hier in Rostock) in der Jury. Sie vergaben ihre Punkte nach Textgestaltung und Lesetechnik. In der ersten Runde ging es außerdem um das Textverständnis. Also zum Beispiel darum, ob die Schüler eine gute Textstelle ausgesucht hatten. Fünf Punkte waren dabei die beste Bewertung. Am Ende wurden alle Wertungen der Jurymitglieder zusammengetragen und addiert. Die höchste Punktzahl erreichte dabei Helene, die genau wie ihre Vorgängerin Jule, auch Schülerin des CJD Rostock ist. Sie wird im Mai zum Landesentscheid in Schwerin fahren. Sollte sie auch dort gewinnen, geht es im Juni weiter nach Frankfurt zum Bundesentscheid. Auf jeden Fall bekam sie zusätzlich zu dem Buch, das alle Teilnehmer bekamen noch ein zweites Buch als Preis. Das Buch scheint also nicht tot zu sein. So können wir wohl auch im nächsten Jahr wieder gespannt sein, welche Bücher die Schüler der zukünftigen sechsten Klasse so sehr faszinieren, dass sie daraus vorlesen wollen.
2. März 2011 | Weiterlesen
Verlage vor Ort - Bücher aus Mecklenburg-Vorpommern
Märchen, Rosa, aber nicht doof – so lautet ein Ansatz, den der Hinstorff Verlag mit seinen Kinderbüchern verfolgt. Und der Erfolg gibt ihm recht. „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte“ entspricht diesen drei Kategorien und ist im letzten Herbst erschienen. Inzwischen erfreut es sich bei den Lesern einiger Beliebtheit und ist zu einem regelrechten Bestseller für den Verlag avanciert. Hohe Verkaufszahlen sind für einen Verlag natürlich wünschenswert, aber nicht das einzige Ziel. „So ein Buch traut sich nicht jeder“, sagt Dr. Florian Ostrop vom Hinstorff Verlag und öffnet ein Bilderbuch von Jens Thiele. In „Wenn auf den grünen Hügeln“ geht es um Gefühle. Das Besondere daran sind die ausdrucksstarken Collagen, die für viele wohl etwas ungewohnt aussehen dürften. Aber auch schon bei der Ausgabe von „Hänsel und Gretel“ kamen Zweifel über die Kindertauglichkeit der Aufmachung auf. Doch Florian Ostrop, der selbst zwei Kinder hat, winkt ab: „Es funktioniert.“ Das dachten sich auch die Juroren des Deutschen Jugendliteraturpreises und zeichneten es als bestes Bilderbuch 2008 aus. Aber nicht nur mit künstlerischen Kinderbüchern erreicht der traditionsreiche Rostocker Verlag überregionale und nationale Aufmerksamkeit. Bildbände und niederdeutsche Literatur gehören ebenfalls zu dessen Spezialitäten. Eine Auswahl von Hinstorff-Klassikern und Neuheiten wird jetzt in der Universitätsbuchhandlung Weiland ausgestellt. Unter dem Motto „Verlage vor Ort“ präsentieren sich im Erdgeschoss des Hauses in der Kröpeliner Straße noch weitere Buchhersteller wie der Rostocker Verlag Redieck und Schade, der Steffen Verlag aus Friedland, der Demmler Verlag aus Ribnitz-Damgarten, der Stralsunder Mückenschwein Verlag oder der Klatschmohn Verlag, der in Bentwisch ansässig ist. Die Leipziger Buchmesse steht kurz bevor. Damit könne man zwar nicht konkurrieren, sagt Weiland-Filialleiter Florian Rieger mit einem Augenzwinkern, dennoch „wollen wir die Verlage, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten, die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren.“ Es gebe eben mehr als Gefäßstützen und Windräder, die in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt werden. Dazu gehören auch „schöne, ästhetische Sachen“ wie Bücher, möchte der Buchhändler nicht vergessen wissen. Der Hinstorff-Verlag dürfte wohl zu den größten und bekanntesten Verlagen unseres Bundeslandes zählen. Von nur einer Frau und einer „kleinen Hilfskraft“ hingegen wird der BS-Verlag gestemmt. Angelika Bruhn hat seit 2000 460 Titel verlegt. Vor allem regionale Bücher, historische Romane, Seefahrerbücher und plattdeutsche Literatur zählen zu ihren Spezialitäten. In diesem Jahr wird sie 45 neue Titel auf der Leipziger Buchmesse vorstellen. Dann gibt es bestimmt auch ein Wiedersehen mit ihren Kollegen der anderen Verlage aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Ausstellung bei Weiland wird noch bis zum 30. Juni zu sehen sein. Am 27. Mai bei der Langen Nacht der Bücher werden sich noch einmal Vertreter aller Verlage zu einem Podiumsgespräch zusammenfinden.
2. März 2011 | Weiterlesen
8. Physiktag der Universität Rostock 2011
„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest“, sagte einst Albert Einstein. Und Zeit war auch das Motto des achten Physiktages der Universität Rostock. Schüler von der neunten bis zur zwölften Klasse waren eingeladen, einen Tag Universitätsluft zu schnuppern und ihr Physikwissen zu präsentieren. Im Mittelpunkt stand wie jedes Jahr der Wettstreit um den Wanderpokal „Rostocker Leuchtturm“. Dieses Jahr hatten sich 18 Schulen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern angemeldet, um ihre Schüler ins Rennen zu schicken. Der Startschuss für den Vorausscheid fiel um Punkt 08:23 Uhr, eine doch etwas irritierende Zeit. „Das war ein kleiner Gag, weil das Thema ja die Zeit ist“, erzählt Viola von Oeynhausen, die das Ganze organisiert hatte. Zunächst mussten alle Schüler einzeln ein paar Fragen beantworten, die mit der physikalischen Größe der Zeit zu tun hatten. Auf dem Flur des Audimax in der Ulmenstraße bangte Ute Albrecht mit ihren Schülern vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald mit. Sie waren die Sieger des letzten Jahres und hofften nun darauf, den Leuchtturm wieder mitnehmen zu können. „Alle anderen haben bisher auch immer zweimal gewonnen“, erzählt sie. „Es wäre schön, wenn wir das auch schaffen würden.“ Während dann die Fragebögen ausgewertet wurden, lauschten Schüler und Lehrer einer Schauvorlesung, die von Physikstudenten gestaltet und auch gehalten wurde. Um das junge Publikum in den Bann der Physik zu ziehen, hatten sich die Studenten überlegt, eine Folge der Simpsons zu inszenieren. So verstrickten sie die Handlung rund um Springfield mit den Experimenten, die Lust auf mehr machen sollten. Schließlich war der Grundgedanke des Physiktages der, mehr Studenten für das Physikstudium zu gewinnen. Tatsächlich hätten sich die Zahlen der Anfänger auch wirklich erhöht, erzählt Viola von Oeynhausen. Nachdem die Simpsons jeglichen Flüssigstickstoff verbraucht hatten, der zu finden war, ging es weiter im Programm und die vier besten Schulen wurden bekanntgegeben. Neben den Titelverteidigern vom Humboldt-Gymnasium schafften es außerdem noch das CJD aus Rostock, das Goethe-Gymnasium aus Stralsund und das Albert-Einstein-Gymnasium aus Neubrandenburg ins Finale. Vier Schüler aus jeder Schule traten dann in vier Aufgaben gegeneinander an. Sie mussten physikalische Phänomene erklären oder im Vorfeld prognostizieren. Und das Ganze dann möglichst so, dass es jeder verstehen konnte. Nachdem alle Punkte für Richtigkeit und Originalität vergeben waren, ging es an die Siegerehrung. Und tatsächlich blieb die Zwei-Siege-Tradition bestehen, wenn auch nur knapp. Der Leuchtturm trat seine Reise zurück nach Greifswald an und die Schüler des Humboldt-Gymnasiums können sich nun überlegen, wohin es mit ihrem Gewinn gehen soll. Dieser besteht nämlich aus einem Gutschein für eine Reise zu einem Science Center irgendwo in Deutschland. Nicht nur die Gewinner, sondern auch alle anderen, konnten danach vor Ort noch ein bisschen Wissenschaft entdecken. So fanden mehrere Vorträge zum Thema Zeit statt, die neben der physikalischen Seite auch die philosophische beleuchteten. Wer sich nicht einfach nur berieseln lassen wollte, der konnte aus drei interaktiven Angeboten wählen. So durfte zum Beispiel gleich noch mehr experimentiert werden. Tja und dann war die Zeit auch schon wieder rum. Ob sie einem nun kurz oder lang vorkam, ist dann wohl relativ, wie Albert Einstein sagen würde. Inzwischen ist der „Rostocker Leuchtturm“ ein fester Termin in den Kalendern der Schulen geworden. So werden sich wohl auch im nächsten Jahr wieder die Schüler der neunten bis zwölften Klassen treffen und sich praktisch mit Physik auseinandersetzen.
1. März 2011 | Weiterlesen
15. Rostocker Sportlerehrung 2011
Das Sportjahr 2011 ist zwar bereits in vollem Gange, doch heute Abend wurde noch einmal auf ein erfolgreiches Sportjahr 2010 zurückgeblickt. Im Rahmen der mittlerweile 15. Sportlerehrung im Marmorsaal des Hallenschwimmbades Neptun wurden Sportler, Trainer und Sportfunktionäre, die sich im letzten Jahr um die Hansestadt Rostock verdient gemacht haben, für ihre Leistungen ausgezeichnet. Dass 2010 ein erfolgreiches Sportjahr für Rostock war, unterstreichen schon allein die Zahlen. Mehr als 40.000 Mitglieder zählten die 185 Rostocker Sportvereine im letzten Jahr. 103 Sportlerinnen und Sportler konnten entweder eine deutsche Meisterschaft oder einen Platz unter den ersten drei bei internationalen Wettbewerben erringen. Da es allerdings den Rahmen der Veranstaltung gesprengt hätte, alle dieser Sportler und Sportlerinnen zu ehren, wurden eine Reihe ausgewählter Leistungsträger stellvertretend für alle geehrt. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Musik durch die Norddeutsche Philharmonie, der Oberbürgermeister Roland Methling angesichts der schwierigen Zeiten für das Volkstheater Rostock besonders für ihren Auftritt dankte. In seiner Ansprache betonte Methling, dass es im vergangenen Jahr „Erfolge in der gesamten Palette der Rostocker Sportwelt“ gegeben hat. Rostocks Sportler und Sportlerinnen lobte er als Botschafter und Sympathieträger der Hansestadt Rostock bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. Auch auf die Verantwortung der Stadt gegenüber dem Sport ging der Oberbürgermeister in seiner Rede ein: „Es war das erste Jahr, in dem wir unsere Verpflichtungen gegenüber dem Sport unabhängig vom Haushalt durchgesetzt haben.“ Auf diese Weise konnten 2010 zahlreiche Sanierungsmaßnahmen, wie beispielsweise die Generalsanierung der Drei-Felder-Sporthalle Möllner Straße und Investitionen, wie etwa eine Gebäudeerweiterung der Eissporthalle, durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden über 750.000 Euro in die Förderung der Sportvereine und -verbände investiert. In diesem Jahr sollen zudem erstmals 20.000 Euro zur Förderung der Olympiateilnehmer 2012 bereitgestellt werden – unter Vorbehalt der Entscheidung der Bürgerschaft. Nach der Ansprache war es schließlich soweit und die Ehrungen konnten beginnen. Dr. Liane Melzer, Kultur- und Sportsenatorin der Hansestadt, übernahm jeweils die Laudatio, während Oberbürgermeister Roland Methling, Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und Herbert Pankau, Präsident des Stadtsportbundes, die Auszeichnungen übergaben. Geehrt wurden Sportler aus den Bereichen Schwimmen, Eiskunstlauf, Rudern, Fußball, Leichtathletik, Wasserspringen, Kung-Fu und Tauchen. Außerdem wurden Holger Sund (HSG Warnemünde) und Franka Götzke (SG Fiko Rostock) für besonderes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Neben den sportlichen Leistungsträgern wurden zudem jeweils deren Trainer geehrt, die schließlich einen nicht ganz unerheblichen Anteil am Erfolg ihrer Schützlinge haben. So wurde beispielsweise Torwart Kevin Müller von den A-Junioren des FC Hansa Rostock und seinem Trainer Michael Hartmann die Ehre zuteil, ihre Meistermannschaft zu repräsentieren. Anschließend wurden weitere Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement in Form von Ehrennadel verliehen. Elke Braun (SV Nord-West Rostock 74), Klaus-Georg Hagen (HSG Warnemünde), Renate Vogel (HSG Universität Rostock), Clemens Müller (Stadtsportbund Rostock), Dr. Elke Losand (Baltic Night Fever Marathon) und Astrid Geron (Wasserspringerclub Rostock) durften sich jeweils über eine Auszeichnung freuen. Zu guter Letzt war es an der Zeit, auch den Nachwuchs zu ehren. Melanie Domesle (2. Vorsitzende der der Sportjugend Rostock) rief dazu die Jugendmeister nach vorne, „auf die wir, die Sportjugend, mächtig stolz sind.“ Und da Sportler bekanntlich viel auf Wettkampfreisen sind, bekam jeder von ihnen einen Kulturbeutel überreicht. Damit dürfte den nächsten Wettbewerben ja nichts mehr im Wege stehen. Nach so vielen Ehrungen und einem erfolgreichen Sportjahr 2010 bleibt uns nur noch, den Sportlern und Verantwortlichen ein mindestens genauso erfolgreiches und vor allem verletzungsfreies Sportjahr 2011 zu wünschen.
1. März 2011 | Weiterlesen
Weisz auf Schwarz – Literaturzeitschrift made in Rostock
Was ist WAS? WAS ist die Kurzform von „Weisz auf Schwarz“, der Name einer „zeitschrift für herbarisierte vergänglichkeitsformen“, wie es in der Titelzeile so schön heißt. Dahinter verbirgt sich eine Sammlung literarischer Texte und Essays, die halbjährlich von einem jungen Redaktionsteam in kleinen privaten Lesezimmern in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV) zusammengestellt wird. Die Idee dazu entstand vor etwa vier Jahren. „Wir waren total unzufrieden damit, dass, was Literatur angeht, in Rostock zu wenig passiert. Wir haben angefangen, die wildesten Ideen zu entspinnen, was wir alles machen könnten, um Literatur präsenter zu machen und dann sind wir relativ schnell bei der Zeitschrift gelandet“, fasst Redaktionsmitglied Ole Krüger die Entstehung von WAS zusammen. Frisch gedruckt und liebevoll per Hand mit einem originellen Loch im Titelblatt versehen, liegt mittlerweile die elfte Ausgabe vor. Gemeinsam mit den Redakteuren, ähm … Redaktionären, wie sie sich selbst lieber nennen, durfte ich schon einmal einen Blick hineinwerfen. „Diesmal sind wir viel breiter geworden. Wir haben noch nie so viel alleine an einer Ausgabe gearbeitet“, macht Steffen Dürre, Chefredakteur und Herausgeber der WAS neugierig. Beim Durchblättern der weißen Seiten fällt schon einmal auf, dass neben den schwarzen Texten auch Bilder eine bedeutende Rolle spielen. Diese haben es in sich, sind sie doch weit mehr als bloße visuelle Auflockerung und Dekoration. Gezielt auf die Texte zugeschnitten, sollen sie diese in einem anderen Licht beleuchten, aber nicht darin eingreifen. Sie stehen sowohl illustrativ als auch für sich allein neben dem geschriebenen Wort. Eine ganze Bildergeschichte fand in der neuen Ausgabe Platz. Und auch für die „Photosynthese“ in der Mitte des Heftes wurde viel Arbeit für ein aufwendiges Setting am Strand hineingesteckt. Im Mittelpunkt des Interesses von WAS steht aber ohne Zweifel das Wort. Bei der Auswahl der Texte geht es immer um Wagnisse, sowohl thematisch als auch sprachlich, sagt Steffen Dürre. Beides treffe auf Eckard Sinzig zu, der mit einem Auszug aus seinem Roman „Die Jungfrauenhatz. Eine Horrorburleske“ vertreten ist. „Sinzig ist interessant, weil er teilweise sehr akademisch erzählt. Aber unter der Oberfläche ist er ein massiv anstrengender, bösartig moderner Zeitgenosse“, stimmt der Chefredakteur schon einmal auf die Lektüre ein. Mit 82 Jahren fällt Sinzig jedoch aus dem eigentlichen Alterskanon heraus, dem sich WAS vorwiegend widmet. Denn der Anspruch der Redaktion ist es, junge und experimentelle Literatur zu fördern. Doch „es geht uns primär nicht um junge Autoren, sondern um junge Sprache. Es geht um jungen Esprit, den die Sprache ausstrahlt; ob der etwas zu sagen hat“, macht Steffen Dürre deutlich. Diesen jungen Esprit glauben die sieben Redaktionäre in Gedichten von Klavki, Michael Zoch oder Robert Monat gefunden zu haben. Aber nicht nur Lyrik, auch Prosa und Essays werden in der WAS abgedruckt. So hat der Jungdramatiker Oliver Kluck der Rostocker Literaturzeitschrift einen theoretischen Text überlassen. Darin gibt er Einblick in seine Ideen, wie man das Theater verändern müsste, um es für das Publikum attraktiver zu machen. Nicht ganz uninteressant, wenn man an die jüngsten Erfolge seiner Aufführungen denkt, für die er mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet wurde. Der letzte Gewinner dieses Preises Wolfram Lotz konnte übrigens ebenfalls für die neueste WAS Ausgabe gewonnen werden. Aber nicht nur Nicht-Rostocker, sondern auch einige Local-Heroes der Poetenszene unserer schönen Hansestadt haben Texte beigesteuert. Martin Stegner ist nur einer davon. Vor drei Jahren wurde er auf einer Lesebühne entdeckt und gehört nun zum WAS-Team, das nicht nur gern liest, sondern auch selbst Texte verfasst. „Ich fühle mich extrem gefördert. Das hier ist eine Anlaufstelle für Leute, die Lust haben über Literatur zu diskutieren und sich über Texte austauschen wollen, die sie selbst geschrieben haben“, schwärmt der junge Autor und studierte Zoologe. Auch Martin Badenhoop, Zweiter bei der letzten Rostocker Lyriknacht, verstärkt die Redaktion der Literaturzeitschrift und ist mit dem Gedicht „Wahlweise gestern“ im neuen WAS-Heft zu finden. Na, neugierig geworden? Dann wollt ihr bestimmt wissen, wie ihr „Weisz auf Schwarz“ selbst einmal in euren Händen halten könnt. Für vier Euro könnt ihr die Zeitschrift in der anderen Buchhandlung, in der Universitätsbuchhandlung Weiland, im Literaturhaus, im Pressezentrum oder in der Produzentengalerie artquarium erwerben. Auf der WAS-Website ist es zudem möglich, sich die Zeitschrift per Post direkt nach Hause zu bestellen. Die nächste Ausgabe ist übrigens für den Sommer geplant. Die Veröffentlichung soll dann wieder mit einem Textfest gefeiert werden. Bereits im letzten Jahr fand dieses unter dem Titel „drinnen=draußen“ großen Anklang.
1. März 2011 | Weiterlesen
Theaterrevue des jüdischen Theaters Mechaje
In der Langen Straße 9 entsteht derzeit der neue Musik-Theater-Salon des jüdischen Theaters Mechaje. Erst in den letzten Tagen hat der Zentralrat der Juden zusätzliche finanzielle Unterstützung zugesagt. Da die Räumlichkeiten aber noch nicht fertiggestellt sind und für die Theaterrevue „Tante Minja oder Der Exodus“ wahrscheinlich auch etwas zu klein sein dürften, wurde das Theater im Stadthafen als Austragungsort ausgewählt. Die Premiere fand allerdings bereits im Dezember des letzten Jahres im Ateliertheater des Volkstheaters statt. Um Punkt 18 Uhr begann schließlich vor gut gefülltem Haus die Vorstellung, nachdem zuvor noch schnell die Kopfhörer auf ihre Funktion überprüft worden waren. Kopfhörer im Theater? Ja Ihr habt richtig gelesen, denn das Stück wurde in russischer Sprache aufgeführt und über die Kopfhörer für alle diejenigen ins Deutsche übersetzt, die der russischen Sprache nicht mächtig waren – mich eingeschlossen. Also Kopfhörer aufgesetzt und los ging’s. Zunächst kam eine Stimme aus dem Off, die aus den zehn Geboten vorlas: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten aus der Knechtschaft geführt hat.“ Anschließend betrat Michael Beitman-Korchagin, der bei dem Stück Regie geführt hatte, die Bühne und richtete sich an das Publikum: „So steht es in der Thora. Doch wie zieht man aus der Sowjetunion aus, nach Israel, Deutschland oder die USA?“ Inhaltlich ging es folglich um die Situationen verschiedener jüdischer Personen, die auf der Suche nach Glück aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland, Israel oder die USA ausgewandert waren und darum, auf welche Unwägbarkeiten, aber auch Freuden sie dabei gestoßen sind. Da gab es beispielsweise den Schriftsteller, der in die USA geht. Dort bekommt er die Chance auf ein Fernsehinterview, das allerdings zur reinen Werbeveranstaltung verkommt. Eine andere Szene handelt von einem Ingenieur, der nach Deutschland kommt. Da seine Ausbildung aber als veraltet angesehen wird, muss er auf die Möglichkeit für eine Umschulung warten. Bis dahin vertreibt er sich lieber die Zeit damit, den idealen Bohrer zu finden, um ein Bild an der Wand aufzuhängen, was nach drei Wochen auch endlich gelingt. Aber wer ist denn nun diese Tante Minja? Tante Minja ist eine Hochzeitsvermittlerin, die noch im Alter von 75 Jahren beschließt, nach Israel auszuwandern. Kaum dort angekommen, macht sie mit genau dem weiter, was sie offensichtlich am besten kann: Menschen miteinander verkuppeln. Warum sollte sie auch etwas ändern, denn sie weiß: „Solange du mit deinem Leben unzufrieden bist, wird es an dir vorbeiziehen.“ Auch wenn das Stück sehr humoristisch ausgerichtet ist und zahlreiche amüsante bis ein wenig verrückte Szenen aufweist, werden auch immer wieder ernste Momente eingestreut, die der Vorführung Tiefe verleihen. „Die künstlerische Qualität ist uns sehr wichtig“, betonte Regisseur Michael Beitman-Korchagin anschließend auch den eigenen Anspruch des Ensembles. Beim Publikum stieß die Theaterrevue auf Gegenliebe. Der 89 jährigen Charlotte Rösler hatte die Aufführung jedenfalls gut gefallen, zudem betonte sie, dass sie immer wieder gerne zu Stücken des jüdischen Theaters Mechaje gehe. Dr. Manfred Hilner, Vorstandsvorsitzender des jüdischen Theaters, war ebenfalls zufrieden: „Am besten hat mir die Persiflage auf die amerikanische Szene gefallen.“ Wer sowohl die Premiere als auch die Aufführung im Theater im Stadthafen verpasst hat, der hat am 6. März noch einmal die Chance das Stück zu sehen. Dafür müsst Ihr dann allerdings nach Schwerin in das Theater E-Werk fahren. Die nächste Aufführung des Mechaje in Rostock (Splitter der Kristallnacht) wird dann erst im November, ebenfalls im Theater im Stadthafen, stattfinden. Zuvor ist das Ensemble aber nicht untätig, denn es ist unter anderem in Bayern und Hessen zu Gastspielen unterwegs.
28. Februar 2011 | Weiterlesen
Familientag in der Kunstschule Rostock
Bereits im Eingangsbereich der Kunstschule erkennt man das Thema des diesjährigen Familientags. Die Türen sind mit blauer Folie beklebt und lassen den dahinter liegenden Raum in einem schummrigen Licht erscheinen. Auch das Café im ersten Stock befindet sich ganz in der Gewalt der Blautöne. „Nur das mit dem Blaubeerkuchen hat nicht geklappt“, erzählt Karin Vogel, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Kunstschule. In drei Projekten konnten sich die Kinder ausprobieren und neue Dinge entdecken. Im „Dia-Forschungslabor“ hatte Iris Thürmer allerhand Bastelmaterial zusammengetragen. Die Kinder konnten zum Beispiel mit Hilfe von Folie (natürlich überwiegend blauer) und Farbe kleine, transparente Bilder gestalten. Diese wurden dann mit einem Diaprojektor an die Wand geworfen. „Ich wollte die Kinder dazu anregen die verschiedensten Materialien zu erforschen“, sagt sie. Einen Raum weiter fand sich das „Fotolabor“. Hier hatte Janet Zeugner, die sonst einen experimentellen Fotografie-Kurs für Jugendliche und Erwachsene leitet, schon etliche Behälter mit ominösen Flüssigkeiten aufgestellt. Die Kinder konnten mit Hilfe von Fotochemikalien Bilder auf spezielles Papier malen und dann anschließend durch mit weiteren Chemikalien gefüllte Schalen ziehen. Durch das einfallende Licht färbten sich die Bilder mit ein bisschen Glück blau ein. In einer weiteren Station konnten die Kinder unter Anleitung von Wanja Tolko Bilder drucken. Zunächst mussten sie ihre vorgezeichneten Motive in Linoleum-Platten ritzten. Anschließend wurden diese dann mit Farbe bestrichen, die, wie sollte es anders sein, zumeist blau war. Die siebenjährige Annalena-Pauline verriet mir: „Das macht Spaß“. Sie war mit ihrer Mutter, Nicole Christel, extra aus Rostock-Schmarl gekommen. „Da unsere Fotos leider nichts geworden sind, nehmen wir auf jeden Fall die Sachen mit, die Annalena heute macht“, erzählt diese. Besonders das Druck- und das Fotolabor sollten den Besuchern näher gebracht werden. „Es wäre ganz schön, wenn wir ein bisschen Interesse dafür wecken könnten. So könnten wir vielleicht wieder ein paar neue Sachen ins Kursprogramm aufnehmen“, erklärt Karin Vogel. Neben den angebotenen Projekten gab es außerdem eine Ausstellung mit Bildern in den Fluren zu bestaunen. Diese stammen aus den Kursen der Kinder von drei bis dreizehn. „Dann können Oma und Opa auch mal gucken und die Kinder sind immer sehr stolz“, erzählt Christian Elgert, der sich um die Ausstellung gekümmert hat. „Und natürlich sehen die Kinder dann schon mal, wie so etwas an der Wand wirkt. Dann fühlen sie sich gleich noch ein bisschen mehr wie kleine Künstler.“ Besonders ins Auge stach dabei der große, bunte Engel, der im Treppenflur aufgehängt wurde. „Der ist in meinem Kurs entstanden“, erzählt Elgert. „Ich habe ihn vorgemalt und dann in einzelne Stücke zerlegt. Die Kinder konnten ihn dann ausmalen, ohne zu wissen, an welchem Stück sie gerade arbeiten. Erst zum Schluss hat man dann gesehen, wo was hingehörte.“ Die Kunstschule steht allen Interessierten von Montag bis Freitag immer von 10:00 bis 18:00 Uhr offen. Informationen zum Kursangebot finden sich auf der Homepage der Schule.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Marteria und Special Guests im M.A.U. Club
An Marteria kommt man hierzulande derzeit praktisch nicht vorbei, schließlich ist um den Rostocker Rapper im letzten Jahr ein regelrechter Hype entstanden. Nicht ganz unwesentlich dürfte dabei die Tatsache gewesen sein, dass auf dem 2010 erschienen Album „Zum Glück in die Zukunft“ so namhafte Künstler wie Jan Delay oder Peter Fox Gastauftritte hatten. Nachdem Marteria schon im letzten Jahr im Rahmen seiner „Zum Glück in die Zukunft“ Tour und als Special Guest bei der Tour der Fantastischen Vier in ganz Deutschland unterwegs war, folgt in diesem Jahr nun die Fortsetzung in Form der „Verstrahlt“ Tour. Diese machte gestern Abend auch in Marterias Heimatstadt Rostock Halt. Und wie das in Hip-Hop Kreisen so üblich ist, war Marteria, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Marten Laciny heißt, natürlich nicht alleine unterwegs. Bevor er aber die Bühne betrat, durfte erst einmal der Rostocker Rapper Ostmaul das Publikum schon ein wenig aufwärmen und zeigen, was er so drauf hat. Das Publikum stand zu diesem Zeitpunkt allerdings teilweise noch vor dem ausverkauften MAU, da der Einlass nur sehr schleppend voran ging. Aus diesem Grund verzögerte sich auch Marterias Auftritt, schließlich sollten alle Fans eine Chance haben, die Show zu sehen. Den Auftakt machte schließlich Kid Simius, der auch Teil der Band of Robots ist, die Marteria auf seiner diesjährigen Tour begleitet. Kid Simius, der 2009 das erste Laptop Battle in Berlin gewonnen hatte, überzeugte mit einer ganz eigenen Mischung aus Hip-Hop, Electro, Dub Step und noch so manchem mehr. Darüber hinaus produziert er derzeit das neue Marsimoto Album. Marsimoto ist ein weiteres Projekt Martin Lacinys. Danach war es endlich für Marteria an der Zeit, die Bühne zu betreten. Nach einem A-cappella-Intro bestehend aus „Praise you“ von Fatboy Slim ging es direkt mit den Songs des Erfolgsalbums „Zum Glück in die Zukunft“ los, das den musikalischen Schwerpunkt des Abends bildete. Zwischendurch schlüpfte Marteria aber auch in sein Alter Ego Marsimoto und gab mit grüner Alienmaske und hochgepitchter Stimme einige Songs zum Besten. Zum Abschluss durfte der Hit „Verstrahlt“ natürlich nicht fehlen, der leider aber auch schon das Ende des Konzerts bedeutete. Unterstützt durch die in Roboterkostümen verkleidete Tourband lieferte er eine souveräne Show ab. Weitere Unterstützung erfuhr er dabei von Yasha und dem Rapper Chefkut, der 2009 den zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft im Freestyle Rap belegt hatte. Am Ende des Konzerts bedankte sich Marteria bei seinem Publikum und betonte, dass das Konzert in Rostock bislang der Tourhöhepunkt für ihn war. Beim Publikum, wie beispielsweise bei Hajo, Linda und Dirk, die von einem großartigen Konzert sprachen, kam der Auftritt ebenfalls gut an. Einige Fans bemerkten allerdings, dass das MAU etwas überfüllt war und es besser gewesen wäre, vielleicht 20 bis 30 Karten weniger zu verkaufen. Gundula und Michael Zacher dagegen zeigten, dass Marteria nicht nur bei der jungen Generation gut ankommt. Gundula Zacher bezeichnete sich selbst sogar als Fan. Nach Ende des Konzertes war der Abend natürlich noch nicht vorbei, denn wer wollte, der konnte bei der After-Show-Party im Zwischenbau mit DJ Mas Massive und Special Guests ab 24 Uhr noch bis in die Morgenstunden weiterfeiern.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Ateliereröffnung in der Erich-Schlesinger-Straße
Das künstlerische Treiben auf dem Gelände des ehemaligen Dieselmotorenwerks erhält Kreativitätszuwachs. Sechs Künstler haben sich zusammengetan und die erste Etage in der Erich-Schlesinger-Straße 62 bezogen. Am Freitagabend fand die House-Warming-Party statt, bei der Freunde und Bekannte einen Blick in die Arbeitsräume werfen durften. Der Einzug erfolgte zwar schon im Januar, aber wie das nun mal so ist, stand bei der offiziellen Einweihungsparty noch nicht alles an seinem Platz. So will Janet Zeugner in ihrem Atelier noch eine Dunkelkammer abtrennen. Neben dem großen Waschbecken, in dem die Filme entwickelt werden sollen, stehen aber schon die Wände. Sie müssen nur noch aufgestellt werden, damit das lichtempfindliche Material optimal geschützt werden und die Arbeit richtig beginnen kann. Die 33-jährige Künstlerin hat an der Hochschule in Heiligendamm und Wismar Design studiert und sich auf experimentelle Fotografie spezialisiert. „Auf Basis der Fotografie mit Doppelbelichtung und Chemie male ich sozusagen auf den Bildern. Es ist ein Zwischending zwischen Malerei und Fotografie“, erklärt Janet Zeugner ihre Methode. Im Moment beschäftigt sie hauptsächlich das Thema Erinnerung. Aus ihren Erinnerungen an ihre rumänische Herkunft schöpft auch die Ateliernachbarin Daniela Boltres. Seit etwa einem Jahr versucht sich die 39-Jährige hauptberuflich als Autorin. Zwar hat sie schon zuvor Lyrik und Prosatexte verfasst – sowohl in ihrer Muttersprache Rumänisch als auch in ihrer Vatersprache Deutsch – nun aber arbeitet sie konzentriert an eigenen Drehbüchern und Übersetzungen. Der Raum, den sie sich mit der Drehbuchautorin Barbara Zuber Goldstein teilt, soll ihr dabei helfen, die nötige Disziplin aufzubringen. Und es scheint zu funktionieren. In den letzten beiden Wochen habe sie vier Kapitel ihres ersten Romans geschafft, erzählt sie stolz. Ihr Debütroman ist Daniela Boltres derzeitiges Hauptprojekt. Sie hat ihn nach der rumänischen Kultspeise „Sakuska“ benannt. Die Geschichte, die sie darin erzählt, hat auch viel mit ihrer eigenen Immigrationsbiografie zu tun. „Es gibt einige kulturelle Codes, die einem begegnen, wenn man immigriert, die man entziffern lernen muss. Auch wenn man die Sprache beherrscht, kann einem trotzdem vieles entgehen“, umreißt die Autorin das Thema von „Sakuska“. Ausgangspunkt der Geschichte ist die Sprachlosigkeit der Hauptfigur zu Beginn ihrer Immigration. „Sie ist stumm. Sie kann nicht über sich und ihre Gefühle sprechen, sondern nur über ihre Erinnerungen erzählen“, verrät Daniela Boltres. Wer jetzt wissen will, ob und wie die Hauptfigur ihre Sprache wiederfindet, der muss sich noch bis zur Veröffentlichung des Buches gedulden. Einige Auszüge las die Autorin jedoch den Gästen der Einweihungsparty schon einmal vor. Diese hatten sich dafür in dem wohl beeindruckendsten Atelier des Hauses versammelt. Ein großer heller Raum unter dem Dach, in den von oben und zwei gegenüberliegenden Seiten Tageslicht einfallen kann. Hier arbeiten der Fotograf Tim Kellner sowie die Maler und Grafiker Wanja Tolko und Tanja Zimmermann. Die beiden Herren sind aus der Rostocker Kunstschule hierhergezogen. Tanja Zimmermann arbeitete bisher auf dem Land in einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Sie sagt, dass die Sehnsucht nach der Stadt sie zu dem Schritt bewogen habe, das Atelier mit dieser Gemeinschaft zu teilen, von der sie sich viele neue Anregungen erhofft. Obwohl es in dem Raum verschiedene Tische und Pulte gibt, bevorzugt die Künstlerin es, auf dem mit Folien ausgelegten Fußboden zu arbeiten. So entstehen dann ihre Malereien, in denen sie sich im Moment vor allem mit „Leere und Fülle“ beschäftigt. Einige ihrer Werke hatten die bildenden Künstler für die Eröffnungsfeier an den Wänden der Räume und Fluren ausgestellt. Auch ein Gang, der in eine größere Halle führt, wurde mit Fotoarbeiten und Malereien ausgestattet. Ob die Künstler hier schon mal ihre Fühler ausstrecken wollen, um Neuland zu erobern? Es bleibt ihnen auf jeden Fall viel Inspiration und Schaffenskraft dabei zu wünschen.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Schillers Räuber feiern Premiere im Theater im Stadthafen
Das Licht ist noch an und das Publikum in Gespräche vertieft, als man plötzlich lautes Trampeln hört. Auf einmal kommen alle elf Schauspieler vom Eingang hinter den Zuschauerplätzen hervor und drehen zwei Runden im Laufschritt. „Erster Akt. Erste Szene. Franken. Saal im Moorischen Schloss“, kommt es aus allen elf Mündern gleichzeitig. Dann treten fünf von ihnen auf die Bühne, ziehen sich den Reißverschluss ihrer blauen Bundeswehr-Trainingsjacke bis ganz oben zu: „Franz“, erklären sie. Ein weiterer Schauspieler (Björn-Ole Blunck) tritt auf die Bühne und verkündet: „Der alte Moor“. So wird die erste Szene des Stücks „Die Räuber“ von Friedrich Schiller im Theater im Stadthafen eingeleitet. Franz, einer der beiden Söhne vom alten Moor, hat einen Brief, von dem er behauptet, er enthalte Nachrichten über seinen Bruder Karl. Dieser befindet sich in Leipzig zum Studieren. Dass Franz keine positiven Gefühle seinem Bruder gegenüber hegt, wird dem Zuschauer schnell klar. Die fünf Karls spucken seinen Namen geradezu aus und wenden ihren Kopf in einer geringschätzigen Bewegung ab. Eine Intrige bahnt sich an. Franz will seinen Bruder schnellstmöglich loswerden und seinen Vater lieber heute als morgen im Grab sehen. Erst dann kann er das Leben führen, das ihm seiner Meinung nach zusteht. Durch den Brief hofft er, beides zu erreichen. Er tut alles, um seinen großen Bruder wie eine Schande für die Familie dastehen zu lassen. Und tatsächlich, der Vater schenkt ihm Glauben und verstößt Karl. Franz hofft nun, dass der Kummer darüber der letzte Nagel zum väterlichen Sarg sein wird. So nimmt die Handlung ihren Lauf. Karl bekommt einen von seinem Bruder verfassten Brief. Er kann nicht fassen, dass ihn sein Vater verstößt. Daraufhin wird er der Hauptmann einer Räuberbande, die es sich auf die Fahnen schreibt, den Unterdrückten und Armen zu helfen. Franz‘ Plan trägt also zur Hälfte schon Früchte. Jetzt ist er zwar der einzige Sohn, aber noch kein Erbe. Ist sein Vater doch aus härterem Holz geschnitzt, als er zunächst angenommen hat? Der inszenierte Tod von Karl scheint der einzige Weg, ihm den letzten Stich zu versetzen. Mit Erfolg – so scheint es. Franz wähnt sich am Ziel seiner Bemühungen. Denn nun ist auch Amalia frei, die eigentlich Karl liebt, und dieser sie. Er sieht seine Chance gekommen, sie ebenfalls an sich zu reißen. Doch sie währt sich mit Händen und Füßen. Auf keinen Fall wird sie ihren Karl aufgeben, sei er tot oder nicht. Währenddessen geht auch bei Karl nicht alles nach Plan. Die Handlungen seiner Räuberbande laufen immer weiter aus dem Ruder, weil sein Freund Spiegelberg in eine ganz andere Richtung arbeitet als er. „Stehlen, morden, huren, balgen heißt bei uns nur die Zeit zerstreun. Morgen hangen wir am Galgen, drum lasst uns heute lustig sein“, ist ihr neues Motto. Zum Schluss heißt es für alle, aus ihren Taten die Konsequenzen zu ziehen und auch zu tragen. Dazu sei an dieser Stelle nur verraten, dass es eine Menge Tote gibt. All das wird auf eine doch eher ungewöhnliche Weise inszeniert. Jeder Schauspieler schlüpfte im Laufe des Stücks in die verschiedensten Rollen. Zudem werden die Personen häufig durch eine ganze Gruppe dargestellt, die zumeist den Text im Chor vorbringt. Geschuldet ist das sicherlich der Fülle an Personen, die untergebracht werden mussten. Warum nicht einfach weniger Schauspieler genommen wurden, lässt sich jedoch ganz einfach erklären. Es handelt sich bei „Die Räuber“ um eine Koproduktion des Volkstheaters mit der Hochschule für Musik und Theater. Im jeweils dritten Semester bekommt der gesamte Jahrgang der Schauspielstudenten die Möglichkeit, sein Können auf einer Bühne des Theaters zu präsentieren. In diesem Jahr sind es zehn Jungschauspieler, die es auf ein Stück zu verteilen galt. Hier liegt vielleicht auch die Wahl der Kostüme begründet. Alle tragen einen originalen, blauen Bundeswehrtrainingsanzug. Dieser kann mit ganz einfachen Mitteln umgewandelt werden, um aus einer uniformen Masse einzelne Charaktere herauszuarbeiten. So lässt sich Franz daran erkennen, dass er die Jacke bis ganz oben zuzieht. Der alte Moor hat sie zum Teil geöffnet, Karl komplett. Die Räuber tragen eine Mütze und Amalie trägt offene Haare. Während der alte Moor immer von Björn-Ole Blunck verkörpert wird, kann man den Jungschauspielern der HMT keine einzelne Rolle zuweisen. Jeder verkörpert im Laufe des Stücks jeden, zumindest was die männlichen Rollen angeht. Amalia bleibt ganz den fünf Studentinnen vorbehalten. Außerdem wurde Spiegelberg kurzerhand ebenfalls zu einer Frauenrolle gemacht. Wie hätte man das auch anders lösen sollen, ist doch laut Schiller nur eine Frauenrolle zu vergeben. Wem das bisher alles zu modern klingt, dem sei gesagt, dass zumindest an den Großteil des Textes keine Hand angelegt wurde. Außer ein paar kleinen Einkürzungen und einigen kleinen Änderungen kann man die volle Pracht von Schillers Sprache erleben. Ich für meinen Teil fand es jedenfalls sehr gelungen. Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie sich die Jungschauspieler schlagen, der kann sich eine von weiteren sechs Vorstellungen ansehen. Diese werden am 1., 3. und 5. März, sowie am 7., 14. und 20. April stattfinden. Über etwaige Änderungen der Spielstätte kann man sich auf der Homepage des Volkstheaters informieren.
26. Februar 2011 | Weiterlesen