Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

8. Europaweiter „Safer Internet Day“ sorgt für Aufklärung
„Es wurde ein Virus verifiziert!“ Oh mein Gott, muss mein Computer jetzt zum Arzt? Nein – keine Panik – Euer Computer muss nicht zum Arzt. Doch Ihr habt die Chance, solchen Viren schon im Voraus den Garaus zu machen. Wie so etwas vonstattengeht oder aber, wie überhaupt ein solcher Befall passieren kann, lernten gestern Nachmittag neun Damen und drei Herren, einer Generation entstammend, die nicht mit (oder aber im?!) Internet groß geworden ist. Mutig ist dies allemal – Grund für mich, mir die Sache einmal genauer anzuschauen. Als Erstes sollte angegeben werden, wie sehr das Internet bereits, denn eine gewisse Basis wurde vorausgesetzt, in den täglichen Tagesablauf involviert ist. Doch hier entstanden Angaben zwischen noch nie und mehrere Stunden täglich, bunt gemischt also. Doch sicher vor eventuellen Gefahren zu sein, das wollten sie alle. Wie sagt man doch so schön: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Und auch Dozentin des Frauen-Technik-Zentrums in der Rostocker Südstadt Wera Straßburg weiß, dass sich Gefahren auf den ersten Blick sehr schlecht erkennen lassen – gerade für Laien. „Das persönliche Sicherheitsbedürfnis eines jeden Individuums überträgt sich auch auf sein Verhalten im Internet. Leute, die abends jedes Fenster schließen und alles verriegeln, neigen statistisch gesehen auch zu erhöhtem Sicherheitsbedürfnis in den Weiten der Onlinewelten.“ Hatten sich einige der Teilnehmer vorher schon mit Postfächern und Geldgeschäften im Internet befasst, so wurden natürlich auch Fragen nach der Sicherheit von Passwörtern gestellt. Ist Online-Banking, welches in den letzten Jahren immer mehr Benutzer hinzugewinnen kann, wirklich sicher? Oder behalte ich doch lieber meinen Sparstrumpf unter dem Kopfkissen und bezahle alles in bar? Natürlich kann niemand eine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten, doch konnten gestern zumindest einige Unklarheiten beseitigt werden. Passwörter dürfen nämlich niemals (!) ein Wort, das so auch im Duden steht, enthalten. Am besten geeignet sind Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und vielleicht sogar einigen Sonderzeichen. Ihr habt das alles schon gewusst, denkt Ihr jetzt? Vielleicht, aber so geht es eben nicht allen. Und das ist überhaupt nicht schlimm oder beschämend. Wir alle können noch voneinander lernen, da bin ich mir sicher. Auch zum Lernen gekommen war Rainer Wickborn (61). Der Fast-Rentner ist schon fleißig im Netz tätig. Seien es die Überweisungen, die noch zu erledigen sind, die Einkäufe oder aber einfach nur der „Weg“ zum Postfach – alles ist im Internet möglich. Und er nutzt diese Angebote fast täglich – ein Grund jedenfalls, sichergehen zu wollen. „Ich möchte hier einfach mehr erfahren, als ich bisher schon weiß.“ Und genau das ist das Ziel dieses 8. „Safer Internet Days“: das Bewusstsein zum Thema sichere Internetnutzung und ständige Aufmerksamkeit beim Surfen durch die verschiedensten Seiten zu schärfen. Ganz sicher und ohne Eingabe von Passwort oder Kontonummer, liest sich übrigens unser Online-Blog über Rostock.
9. Februar 2011 | Weiterlesen
Benefizkonzert im jüdischen Theater „Mechaje“
Was ursprünglich in der Langen Straße 9 einmal eine Gaststätte war, ist seit Mai letzten Jahres der Musik-Theater-Salon des jüdischen Theaters Mechaje bzw. soll es einmal werden. Das Ensemble an sich existiert bereits seit 1997 und tritt regelmäßig in verschiedenen Theatern in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus auf. Mit dem Musik-Theater-Salon ist nun eine Spielstätte im Herzen der Stadt Rostock am entstehen. „Wir müssen jüdische Kultur in die Mitte der Gesellschaft bringen. Das kennen die meisten Leute nicht, aber da gibt es ganz tolle Sachen zu entdecken“, fasst Dr. Manfred Hilsner, der Vorsitzende des Trägervereins des jüdischen Theaters, die Motivation hinter dem Vorhaben zusammen. Der Standort des Salons dürfte dafür ideal sein. Allerdings fehlt es dem Mechaje, wie vielen anderen Spielstätten auch, am Geld für die Renovierung. Vieles wird daher in Eigenregie durchgeführt und mit Spenden finanziert. Doch bis die neue Spielstätte endlich komplett fertiggestellt ist, wollen die Betreiber nicht warten, weshalb bereits eine Reihe von Benefizkonzerten in den neuen Räumlichkeiten veranstaltet wird. Die latente Baustellenatmosphäre trägt ihren Teil zur Atmosphäre bei – und das ist keineswegs negativ gemeint. Das erste Konzert der Reihe war im Oktober des letzten Jahres, das zweite folgte heute Abend. Dabei spielten Jens Hoffmann am Klavier und Frank Thoenes am Kontrabass – eine Kombination, die man so sicherlich nicht jeden Tag zu hören bekommt. Gespielt wurden Stücke aus ihrem Programm „Tiefflug – Höhenflug“. Für die beiden Lehrer der HMT war es der erste gemeinsame Auftritt in dieser Kombination, weitere sollen folgen. Gespielt wurden zunächst Stücke von Henry Eccles und Reinhold Glière, Frank Liszt sowie dem finnischen Komponisten Teppo-auto Aho. Frank Thoenes kommentierte die Stücke jeweils zuvor und gab kleine Anekdoten über die Komponisten weiter. Nicht fehlen durfte natürlich auch je ein Klavier- und Kontrabasssolo. In der zweiten Konzerthälfte wurden dann Opernstücke von Giovanni Bottesini, Nicoló Paganini und Nino Rota aufgeführt. Letzterer dürfte vielleicht einigen von Euch durch seine Filmmusik für Francis Ford Coppolas Klassiker „Der Pate“ bekannt sein. „Das Mechaje hat ja immer besondere kulturelle Veranstaltungen“, freute sich Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens anschließend über ein sehr schönes Konzert. Auch Hans Kreher hatte Gefallen daran gefunden: „Es war sehr beeindruckend. Kontrabass in der Art habe ich noch nie gehört und auch das Klavier dazu war sehr schön“, schwärmte der Landtagsvizepräsident. „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Beitrag vielleicht auch etwas anschieben können, was zum Gedeihen der Rostocker Kultur beiträgt“, gab sich Frank Thoenes am Ende des Konzertes dagegen bescheiden. Es bleibt dem Mechaje zu wünschen, dass es weiter gedeiht und damit die Rostocker Kulturlandschaft ein Stück weit bereichert. Das nächste Benefizkonzert wird aller Voraussicht nach im März oder April stattfinden. Zuvor wird aber noch im Theater am Stadthafen die Theaterrevue „Tante Minja oder der Exodus“ aufgeführt. Eine gute Gelegenheit, um mal einen Blick zu riskieren.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Ferientheater: Der Kuckuck und der Esel
Fröhliche Kinderstimmen, lustiges Gemurmel und wild umherspringende, in schillernden Farben gekleidete, Gestalten. Das war mein erster Eindruck, als ich heute Vormittag die Bühne 602 im Rostocker Stadthafen betrat. Es sind Ferien in der Hansestadt – und das bedeutet nicht nur, dass die Großen endlich mal nicht von Hausaufgaben geplagt sind, sondern auch, dass die Kleinsten der Rostocker beschäftigt sein wollen. Und was eignet sich da besser als ein Theaterstück?! Doch heute war es nicht nur irgendein Theaterstück – nein, es war eine Mischung aus Musik, Unterhaltung und Lehrprogramm. Sicherlich kennt jeder die Geschichte vom Kuckuck und dem Esel, die sich streiten, weil jeder von beiden der bessere Sänger sein will. Doch selten habe ich die Geschichte so bunt und voller Lebensfreude gesehen, wie sie Sabine Zinnecker vom Dorftheater Siemitz heute verkörpert hat. Selbst zum Mitmachen inspiriert, verfolgten gespannte Kinderaugen die Reise durch die Welt von Simsalabim, dem Kuckuck, und Huckepack, dem Esel. Beide Figuren sangen und tanzten auf der Bühne, um sich gegenseitig zu übertrumpfen und zeitgleich die Kinder in die Welt der Fabeln zu entführen. Waren am Anfang noch nicht alle mutig genug, ihre Stimmen zu erheben, so stimmten spätestens bei dem Lied „Heut ist ein Fest bei den Fröschen am See, Ball und Konzert und ein großes Diner“ alle mit ein und der Saal erwachte. Doch auch die konzerthungrigen Frösche vermochten es nicht, den Streitenden zu sagen, wer besser sänge. Erst der musikalische Riese Timpetu, den sie nach mehreren Strapazen wie durch ein Wunder erreichten, hatte die Stärke, das Problem von Kuckuck und Esel zu klären. Fast wie bei einem Casting, mussten beide ihr Können unter Beweis stellen. Dann waren die Kinder gefragt – wer singt nun besser? Doch so eine Entscheidung zu fällen, ist nicht immer leicht. Das merkten auch die Kinder, denn zeitweise sympathisierten sie mit Simsalabim und dann wiederum mit Huckepack. Und dass ein Streit sich gerade wegen solcher Lappalien nicht lohnt, sahen dann doch alle ein. Letztendlich entschied Timpetu, dass doch beide keinen Deut besser wären als der jeweils andere. Sollten sie sich doch lieber zusammentun, um gemeinsam zu musizieren. Gemeinschaft ist eben doch wichtiger als Zwietracht. Noch immer ganz fasziniert vom Theaterstück, berichtete mir die kleine Annelie (3) hinterher, dass ihr Lieblingslied das mit dem Kuckuck und dem Esel war. Dieses stimmte sie mit ihrer Oma und mir auch gleich noch einmal an. „Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit …“ Später, so verriet sie mir dann noch, möchte sie einmal eine richtige Tänzerin mit Mikrofon werden und auch vor so vielen Leuten auf der Bühne stehen, wie sie es heute gesehen hat. Dann wünsche ich ihr hiermit für diesen frühen Berufswunsch alles Gute und hoffe, sie bald einmal auf statt vor der Bühne zu sehen. Vielleicht verkörpert sie ja selbst einmal eine Figur im Theater der Compagnie de Comédie am Ufer der Warnow. Dann werden Dutzende Kinderaugen fasziniert zu ihr aufschauen, aber das ist eine andere Geschichte …
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Alexandre Tansman - Ausstellung und Konzert in der HMT
Ich gebe es zu: Alexandre Tansman war mir bis vor Kurzem kein Begriff. Allerdings bin ich mir relativ sicher, dass es nicht nur mir so geht. Denn Hand aufs Herz, wer von Euch ist wirklich mit dem Werk des Komponisten vertraut? Nicht umsonst trägt die neue Ausstellung in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) den Titel „Berühmt und wieder vergessen – Das Schicksal des Komponisten Alexandre Tansman“. Diese wurde am Sonntagnachmittag eröffnet, gefolgt von einem Klavierkonzert. Konzipiert wurde die Ausstellung von einer Gruppe von HMT Studenten um Stefanie Schliebe, die sich seit März des vergangenen Jahres mit Leben und Musik Tansmans auseinandergesetzt hatte. Das Ergebnis kann nun in den Kreuzgängen der HMT betrachtet werden. Die verschiedenen Lebensabschnitte Tansmans sind dabei farblich voneinander abgegrenzt. Musik darf natürlich ebenfalls nicht fehlen und so gibt es eine Auswahl an Hörbeispielen, die sich die Ausstellungsbesucher in aller Ruhe anhören können. „Die Musik verfemter Komponisten ist wichtig, aber das ist nur das Eine. Dahinter stehen Schicksale“, betonte Professor Christfried Göckeritz, der Rektor der HMT, das Anliegen der Ausstellung in seinen einleitenden Worten. Betrachtet man die Biografie Tansmans, dann ist es eigentlich unverständlich, dass dieser in Vergessenheit geraten konnte. Er gewann 1919 gleich die drei ersten Preise des nationalen Kompositionswettbewerbes in seinem Geburtsland Polen, ging wenige Jahre später erstmals auf Amerikatournee und wurde sogar einmal für einen Oskar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert. Allerdings musste Tansman aufgrund seiner jüdischen Herkunft auch vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen, wobei ihm seine Bekanntschaft mit Charlie Chaplin bei der Flucht in die USA eine große Hilfe war. Zuvor war ihm nur zwei Tage vor der deutschen Invasion die Flucht von Paris nach Nizza gelungen. Nach Kriegsende kehrte er mit seiner Familie wieder nach Paris zurück. Während seines Lebens schrieb der virtuose Pianist eine ganze Reihe Sinfonien und Orchesterwerke, die es wert sind, in Erinnerung gerufen zu werden. „Es ist nicht ganz nachzuvollziehen, dass er vergessen wurde“, äußerte sich auch Volker Ahmsel, der Leiter des Zentrums für verfemte Musik an der HMT, über das Schicksal Tansmans. Darüber hinaus beschrieb er dessen Musik als sehr geistreich, spritzig, romantisch, jazzig und schön. Und damit die Gäste auch in den Genuss kommen konnten, diese live zu hören, wurde im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gleich noch ein Klavierkonzert im Kammermusiksaal der HMT gegeben. Dort spielten zunächst die beiden elfjährigen Rebecca Krause und Nguyen Hai Thao My, beides Schülerinnen am Konservatorium „Rudolf Wagner-Régeny“ Musikschule Rostock, vierhändig das Stück „En Tour la T.S.F.“. Jeder Teil des Stücks repräsentiert dabei verschiedene Radiostationen, zwischen denen gewechselt wird. Anschließend spielte Aya Matsushita, die Klavier an der HMT studiert, das Stück „5 Capricen pour piano“. Die folgenden Stücke wurden von den Zwillingsschwestern Susan und Sarah Wang aufgeführt, wobei ein weiteres Stück von Tansman und je eines von Igor Strawinsky und Darius Milhaud gespielt wurde. Die beiden Pianistinnen, die 2010 beim internationalen Musikwettbewerb der ARD den 3. Platz belegt hatten, begeisterten mit ihrem virtuosen Spiel das Publikum. Zwischendurch führte Volker Ahmsel kurze Gesprächsrunden mit Mireille Tansmann, der Tochter Alexandre Tansmans, die extra zur Ausstellungseröffnung angereist war. Dabei erzählte sie unter anderem aus Kindheitserinnerungen an ihren Vater. Wer die Ausstellungseröffnung verpasst hat, der hat noch bis zum 28. Februar die Möglichkeit, in der HMT vorbeizuschauen.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Abguss-Sammlung antiker Plastik der Universität Rostock
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh das Gute liegt so nah,“ bemerkte schon der gute alte Goethe und er hatte mal wieder recht. Um antike Figuren zu sehen, könnte man natürlich nach Rom, Paris oder London fahren. Auch in den Museen in München und Berlin gibt es beachtliche Sammlungen. Aber eigentlich muss man keine weiten Reisen auf sich nehmen. Denn Büsten antiker Philosophen und Politiker oder Statuen griechischer und römischer Götter aus dem klassischen Altertum können dreidimensional und aus unmittelbarer Nähe auch in Rostock betrachtet werden. Gut, es handelt sich hier nicht um Originale aus Marmor, sondern „nur“ um Gipsabgüsse, die im ehemaligen Hörsaal 4 in der Ulmenstraße 69 ausgestellt werden. Aber „man kann direkt am Stück studieren. In mancherlei Hinsicht ist das schon von Vorteil“, unterstreicht Marcel Pantke die Bedeutung der Abguss-Sammlung des Heinrich Schliemann-Instituts der Universität. Der 33-Jährige hat in Rostock klassische Archäologie studiert und weiß die Sammlung zu schätzen. „Man geht auf jeden Fall anders an die Abbildungen heran und fährt auch eher zu den Originalen“, erklärt der Altertumswissenschaftler, der die meisten Stücke früher nur aus Büchern kannte. Aber auch an der Universität Rostock war es bis vor Kurzem nicht so einfach, die antiken Plastiken so nebeneinander und übersichtlich zu betrachten wie jetzt in dieser Gesamtschau. Auf dem Dachboden des Hauptgebäudes, auf den Fensterbänken der Seminarräume – an vielen verschiedenen Orten waren die wertvollen Stücke verteilt und teilweise sogar schon fast in Vergessenheit geraten. Nun präsentiert das Heinrich Schliemann-Institut erstmals alle Bestände umfassend, und zwar nicht nur für Studenten, Professoren und Mitarbeiter der Universität. Immer freitags zwischen 14 und 16 Uhr ist es auch anderen Interessierten möglich, die Ausstellung in dem etwa 300qm großen Saal zu besuchen. Sie können hier an den zumeist schneeweißen Exponaten entlangwandeln, sie studieren oder einfach nur ihre Schönheit genießen. Was man ihnen auf den ersten Blick nicht unbedingt ansieht: Auch die Kopien haben größtenteils schon eine lange und bewegte Zeit hinter sich. So begann man in Rostock bereits um 1872, Abgüsse antiker Originale herzustellen. Erheblich erweitert wurde der Rostocker Bestand durch eine Schenkung des Großherzogs im Jahre 1919. In Greifswald wurde sogar schon ab 1845 eine Abguss-Sammlung gegründet. Allerdings ist sie während des Krieges und in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gänzlich zerstört worden. Auch die Rostocker Sammlung musste durch Kriege und auch später noch schmerzliche Verluste verkraften. So wurde 1958 ein Großteil an die Humboldt Universität in Berlin abgegeben, wo die meisten Stücke verloren gingen. Ab 1992 begann schließlich die Sanierung der verbliebenen Stücke, neue Stücke wurden dazu gekauft und sogar einige wenige Gipsabgüsse aus Berlin konnten wieder zurückgeholt werden. Heute umfasst die Sammlung zudem Abgüsse des mittlerweile geschlossenen Instituts für Altertumswissenschaften der Universität Greifswald. Vor allem als didaktisches Instrument für Studenten der Kunstgeschichte oder Archäologie dienten die Gipsfiguren ursprünglich. Aber auch wohlhabende Bürger schmückten sich gern mit Kopien antiker Skulpturen. „Im 19. Jahrhundert wollte jeder einen Pompeius haben“, erzählt Marcel Pantke, der die Ausstellung während der Öffnungszeiten beaufsichtigt. Besonders stolz ist das Heinrich Schliemann-Institut auf seine „Aphrodite von Melos“. Die originale Marmorstatue aus dem 2. Jh. v. Chr. könnt ihr im Louvre in Paris bewundern. Hier in Rostock seht ihr die Göttin der Liebe in Gips. Ebenfalls etwas Besonderes dürfte der Wagenlenker von Delphi sein, eine der wenigen Bronzeabgüsse der Sammlung. Zum Original aus der Zeit der frühen Klassik gehörten ursprünglich auch noch ein Wagen und ein Pferdegespann. Die wurde bei einem Erdbeben zerstört. Der Wagenlenker ist erhalten geblieben und steht heute im Museum von Delphi. Aber wie gesagt, warum nach Paris und Delphi reisen, wenn ihr den Wagenlenker von Delphi, die Aphrodite von Melos und noch viele weitere Abbilder antiker Persönlichkeiten auch in Rostock in der Abguss-Sammlung betrachten könnt.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Leuchtturmrock in Warnemünde
Bratwürste, Glühwein, unerschrockene Winterschwimmer, Pferde – das Warnemünder Wintervergnügen 2011 bot seinen Besuchern dieser Tage so allerhand. Doch nicht nur tagsüber gab es Programm, auch für die Abendstunden hatten sich die Veranstalter etwas ausgedacht. Und so wurde am Freitagabend ab 20 Uhr in verschiedenen Bars rund um den Leuchtturm Livemusik unter dem Motto „Leuchtturm Rock“ dargeboten. Nachdem im Vorjahr bereits in vier Bars Musik zwischen Pop, Rock und Blues gespielt wurde, beteiligten sich in diesem Jahr gleich sechs Bars an der Veranstaltung. Doch der Reihe nach. Im Steakhaus Hurricane spielte die ostfriesische Band „Level One“ auf, die nach eigener Aussage alles spielt, was Spaß macht, von Rammstein bis Rosenberg – eine bunte Mischung also aus Pop, Rock und Klassikern. Die Mischung kam jedenfalls an und es dauerte keine drei Lieder, bis die ersten Gäste begannen, das Tanzbein zu schwingen. Die Band, die zwischen 120 und 140 Konzerte im Jahr spielt, ist übrigens alles andere als ein Neuling hierzulande. Bereits 28 Mal, Freitag mit eingeschlossen, spielten sie schon in Rostock und Umgebung, einmal sogar in der Rostocker Stadthalle. Es dürfte nicht der letzte Auftritt gewesen sein, wenn man den Aussagen der Band Glauben schenkt: „Wir kommen zwar von der Nordsee, aber wir lieben die Ostsee.“ Im Alabama spielten „Alabama Boogie Kings“ Blues und Southern Rock. Die erst vor einem Jahr formierte Band um Christian Eckermann beherrschte ihre Instrumente glücklicherweise besser als ihren Bandnamen, kündigten sie sich nach der Pause doch als Louisiana Boogie Kings an. Eckermann (rechts im Bild) ist in der Rostocker Musikszene auch über die Band hinaus engagiert, da er über zahlreiches Equipment verfügt und überschüssiges Material günstig an Nachwuchsbands verkauft, ohne wirklich etwas daran zu verdienen. Im Cubar gab es dagegen lateinamerikanische Rhythmen von Mario Fuentes zu hören, wobei sich hier und da auf Wunsch der Gäste auch alles andere als lateinamerikanisches Liedgut einschlich, wie etwa „Über den Wolken“. Fuentes bemerkte dazu scherzhaft: „Mein Vater würde mich umbringen, wenn er das hören würde.“ Vom Cubar ging es weiter ins Cooast, wo Olaf Hobrlant von der Band Spill gemeinsam mit Karolin Hinz Country Songs, unter anderem von Johnny Cash, spielte. Andreas Buhse, Betreiber des Cooast, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Abends. „Es geht darum für Warnemünde etwas zu machen, damit was los ist“, betonte er die Bedeutung der Veranstaltung. Auch nebenan in Kläusis Kartoffelstube wurde musiziert. Christian „Jack“ Hänsel gab auf der Gitarre Musik aus den 60er und 70er Jahren zum Besten, wobei das Hauptaugenmerk auf Songs der Beatles lag. Inhaber Klaus Jannsen äußerte sich in ähnlicher Weise wie Andreas Buhse: „Die Leute sollen wissen, dass bei uns nicht nur geschlafen wird im Winter.“ Zuletzt stand noch das Gosch auf dem Programm. Dort hatte die Band „Van Sander“ gespielt. Hatte? Ja, denn leider war der Auftritt bereits zu Ende, als ich schließlich dort angekommen war, was besonders schade ist, da die Band an diesem Abend erstmals die eigens für das Warnemünder Wintervergnügen komponierte Hymne „Hand in Hand“ gespielt hat. Doch auch ohne Hymne war es ein sehr abwechslungsreicher Abend mit jeder Menge guter Musik verschiedenster Stilrichtungen. Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein – mit oder ohne Hymne.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Neuer Fähranleger für die Linie Rostock-Gedser
„Eine Fähre soll so einfach zu benutzen sein wie eine Brücke“, sagte der Staatssekretär vom Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Sebastian Schröder heute bei der Vertragsunterzeichnung für den neuen Fähranleger im Rostocker Hafen. Zusammen mit zwei neu gebauten Fähren ermöglicht dieser Anleger der Reederei Scandlines schnellere Verbindungen und höhere Transportkapazitäten von und nach Dänemark. Nach langjährigen Bemühungen sei dies ein enorm wichtiger Abschluss für die Entwicklung unseres Landes. Schnelle, gute und vor allem einfache Erreichbarkeit Rostocks sei das Ziel dieser Vertragsunterzeichnung. „Rostock befindet sich nicht am Rande Deutschlands, sondern im Herzen Europas.“ Die Meeresautobahn zwischen Rostock und Gedser ist ein großes Projekt mit hoffentlich ebenso großem Erfolg. Scandlines Aufsichtsratsvorsitzender Bengt Pihl glaubt fest an die zunehmende Bedeutung des östlichen Korridors mit unserer Hansestadt als Standort. Außerdem freue er sich sehr über die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO), bei der Unterzeichnung vertreten durch Geschäftsführer Dr. Ulrich Baumeister, die in das gesamte Projekt 24 Millionen Euro investieren will. Scandlines habe mit den neu entwickelten Fährtypen versucht, effizient und energiesparend zu bauen. So könne man zum Beispiel bei 130 Prozent mehr Volumen mit nur 35 Prozent des sonstigen Energieverbrauches fahren. Außerdem wurden die Ruder und der Rumpf so überarbeitet, dass die Fährschiffe auch in flachen Gewässern keinen Behinderungen ausgesetzt seien. Das Schiff passt sich quasi an die äußeren Gegebenheiten an. Innovation und Modernität sind jedoch nicht nur im Bereich der Schiffe zu erkennen, sondern auch an der geplanten Hafenanlage. Dr. Ulrich Baumeister freut sich, berichten zu können, dass neuartige Rampen das Be- und Entladen der einzelnen Fähren zeitgleich ausführen lassen. So werde nicht nur die Ladezeit verkürzt, sondern auch gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, die Anzahl der Fahrten zu erhöhen. Im Jahr 2010 transportierte die Reederei auf ihren insgesamt neun Routen 16 Millionen Passagiere, 3,7 Millionen Pkw und über eine Million Lkw und Trailer. Gerade weil Rostock ein Knotenpunkt der Schifffahrt wischen Zentraleuropa und Skandinavien ist, sei dieses Projekt auch „psychologisch wahnsinnig wichtig“. Dies stellt Rostocks Position als einen der führenden Fährhäfen Europas auch für die Zukunft sicher. Mit einen Lächeln im Gesicht, sich freuend auf die kommende und hoffentlich erfolgreiche Partnerschaft und Zusammenarbeit, unterzeichneten Bengt Pihl und Dr. Ulrich Baumeister anschließend im Beisein des Staatssekretärs und der Pressevertreter den Vertrag und beschlossen damit endgültig den geplanten Ausbau des Fähranlegers am Liegeplatz 54. “Wir erweisen damit nicht nur uns selbst einen Dienst, sondern auch der Stadt Rostock und der Umgebung.”
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Lebenstanz – Malerei und Zeichnungen von Ute Laux
Das trübe Wetter will kein Ende nehmen. Schon seit Tagen dämpft eine dicke Wolkendecke das Sonnenlicht. Wie soll sich da Farbenpracht entfalten? Was bleibt, ist ein gräulich graues Grau und die Hoffnung auf den Frühling. Wer nicht so lange warten mag und vorher schon nach visueller Aufheiterung giert, dem sei ein Besuch im Haus Böll empfohlen. Noch bis zum 18. Februar stellt Ute Laux hier eine Auswahl ihrer Malereien und Zeichnungen der letzten dreizehn Jahren aus. Darunter mehr als ein Dutzend großformatige Gouache-Bilder, die schon bei der Betrachtung aus der Ferne durch ihre satten, freundlichen Farben Lebendigkeit und Wärme ausstrahlen. Von wegen Winterstarre – in den Bildern von Ute Laux pulsiert das Leben. Malereien mit Titeln wie „Die Tür in die Welt“, „Das Ei“; „Junger Stier im Frühling“ oder „Jugend“ strotzen vor Aufbruchstimmung. Energie und Bewegung strömen dem Betrachter in „Pochendes Herz“ oder „Der Rote Fluss“ entgegen. Ihre Formensprache bewegt sich dabei im Spannungsfeld von Abstraktion und Abbildung. Aber vor allem die Farben sind es, die die Kraft haben, positiv auf die Stimmung zu wirken. Kunst als Therapie gegen den Winterblues, das dürfte wohl auch im Sinne der Malerin sein. Denn neben der künstlerischen Arbeit ist für Ute Laux seit Langem auch die kunsttherapeutische Arbeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene von großer Bedeutung. Nach ihrer Berufsausbildung zur Feinkeramikerin und ihrem Studium an der Kunsthochschule in Halle zog es die gebürtige Leipzigerin nach Schwerin. Seit 1998 ist sie hier freiberuflich tätig und kann auf eine Reihe von Ausstellungen stolz sein. Für die Ausstellung in Rostock hat sie, neben den Gouache-Bildern, auch etwa zehn Tee- und Pinselzeichnungen ausgewählt. Im kleineren Format und farblich auf das Minimalste reduziert, strahlen aber auch sie nicht weniger Lebensfreude aus. Hier sind es die Motive und schwungvollen Formen, die diesen Eindruck vermitteln. Besonders ins Auge fällt dabei das Triptychon im Eingangsbereich des Hauses. „Lebenstanz“ ist eine Darstellung des Tanzes zu den Königsliedern aus dem Hohelied Salomo und hat der Ausstellung ihren Namen gegeben. Ein Dokumentarfilm über die Tänzerin Gret Palucca hatte Ute Laux zu dieser Arbeit inspiriert. „Ich habe mich so stark in ihrer Ausdruckskraft, in ihrer Bewegung, ihrer Körperlichkeit wiedergefunden, dass ich danach unbedingt diese Tuschezeichnungen machen musste“, erzählt sie über die Entstehung von „Lebenstanz“. „Das Hohelied Salomon ist ein Text, der mich schon lange beschäftigt. Ich liebe den Text. Zur Liebe und zum Leben gibt es, glaube ich, keine schöneren Worte. Insofern habe ich dann aus den Tuschezeichnungen zu Gret Palucca die passenden Ausdrucksformen zusammengesetzt, um diese Bilder zu schaffen.“ Ein Prozess, der sich bereits über Jahre fortsetzt und Ute Laux nicht loslässt: „Für mich ist das einfach ein Zeichen für authentisches Leben: so pur sein wie möglich mit ungeheurer Kraft und Lebensfreude sich selber, den Menschen und dem Leben begegnen mit allem Wert, den es hat und allen Ausdrucksformen.“ Dass es die Malerin versteht, dieses Lebensgefühl mit ihren Bildern zu vermitteln, davon überzeugt euch am Besten selbst. Die Ausstellung kann noch bis zum 18. Februar montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr im Haus Böll besucht werden.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
2. Benefizkonzert der Universität Rostock
Das verheerende Erdbeben in Haiti löste zu Beginn des letzten Jahres weltweit eine Welle der Hilfsbereitschaft unter den Menschen aus. Angesichts der humanitären Katastrophe organisierte auch die Universität Rostock spontan ein Benefizkonzert, um Spenden für die Opfer auf der Karibikinsel zu sammeln. 5000 Euro spendeten damals die Besucher des Volkstheaters, nachdem sie einen Abend den Klängen des Freien Studentenorchesters Rostock (FSOR) und des Chors Celebrate gelauscht hatten. Das Geld wurde der Caritas übergeben, die dafür Decken und andere Materialen, die dringend benötigt wurden, kaufte. Auch bei der zweiten Auflage ist die katholische Hilfsorganisation wieder Partner der Spendenaktion der Universität. Jedoch sollen die Gelder diesmal nicht weit weg in die westliche Hemisphäre fließen, sondern hier vor Ort, in unserer Hansestadt, für den guten Zweck eingesetzt werden. Pflegekindern in Rostock ein neues Zuhause geben, war das Anliegen des diesjährigen Benefizkonzertes. „Die Caritas kümmert sich um Pflegekinder in Rostock und versucht sie in Familien zu vermitteln, schult diese Familien und unterstützt die Pflegekinder“, informierte der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Schareck, zu Beginn des Konzertabends. Seit 2008 unterhält die Organisation ein Pflege-Familien-Zentrum in Rostock, in dem sie über 100 Kinder betreut. In den vergangenen zwei Jahren konnten 30 Kinder in Pflegefamilien vermittelt werden. Die Spendeneinnahmen des Benefizkonzertes sollen dazu beitragen, dass es noch mehr werden. Einen großen Dank sprach der Rektor daher auch den Akteuren auf der Bühne aus, die unentgeltlich ihr musikalisches Können zur Verfügung stellten und so für zwei unterhaltsame Stunden sorgten. Den ersten Teil übernahm wieder das Freie Studentenorchester, ein sinfonisch besetztes Orchester aus Studenten verschiedener Fachrichtungen der Universität und der Hochschule für Musik und Theater. Unter der Leitung von Henning Ehlert, Kapellmeisters des Theaters Vorpommern, präsentierten die jungen Hobbymusiker klassische Musik aus dem 19. Jahrhundert von Guiseppe Verdi, Jean Sibelius, Georges Bizet und Johann Strauss. Der zweite Teil des Konzertes wurde vom Rock-Pop-Gospelchor Celebrate gestaltet. Gut 60 Sänger, viele von ihnen Studenten, boten ein energievolles Programm aus traditionellem Gospel, Rock-Balladen und heiteren Popsongs. Am Ende gab es für die Musiker und Sänger großzügigen Applaus vom Publikum, das so zahlreich erschienen war, dass zusätzliche Stühle in den Saal gestellt wurden. Diese Großzügigkeit wünschten sich die Initiatoren auch hinsichtlich der Spendenbereitschaft. Wie viel letztendlich durch die Veranstaltung, deren Eintritt kostenlos war, gesammelt wurde, muss nun ausgezählt werden.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Reiten beim 2. Warnemünder Wintervergnügen
Ihr liebt Pferde, die Ostseeküste und Euch können auch kleinere Orkanböen nichts anhaben? Dann wart Ihr gestern in Warnemünde genau richtig. Im Mittelpunkt des Samstagnachmittags standen nämlich sie – die Pferde. Große, kleine, dicke, dünne, einfarbige und bunte Vierbeiner kamen gestern aus dem Großraum Rostock direkt an den Strand „getrabt“. Das Meer ruft und die Pferdefreunde folgen. Um sich dem Seebad zu präsentieren, begann die Veranstaltung mit einem großen Umzug durch Warnemünde. Begleitet von der Freiwilligen Feuerwehr und einem Polizeiauto, fühlten sich auch die kleinsten Ponys und Reiter unter den Umherziehenden dazu bereit, den Alten Strom entlang zu reiten. Dann einmal rings herum um die Kirche und zurück zum Hauptaustragungsort der Veranstaltung – an den Strand. Hier stand ein Dressurviereck für alle Teilnehmer bereit, wie es sonst nur auf „richtigen“ Turnieren zu finden ist. Im Folgenden zeigten die verschiedensten Gruppierungen von Pferden, Reitern und teilweise sogar Hunden ihre Talente. Ob extra für diesen Tag einstudiert oder mit einem Auszug aus dem aktuellen Trainingsprogramm, blieb dabei jedem selbst überlassen. Das Publikum wurde Zeuge kleinerer Kunststücke, die es sonst nur im Zirkus zu bewundern gibt. Hund und Kind zusammen auf dem Pferd, Rücken an Rücken auf dem edlen Ross sitzend oder mal eben einen Handstand auf der Kruppe des Tieres zu vollführen, waren dabei keine Seltenheit. Gezeigt wurden jedoch nicht nur englisch-gerittene Pferde (für alle die, die damit nichts anzufangen wissen, ist dies in etwa der Begriff dafür, was Ihr Euch vermutlich unter ganz normalem Reiten vorstellt), sondern auch richtige Westernpferde. Hierbei konnten die Zuschauer sogar noch einen kleinen Exkurs in die englische Sprache erleben. Was auf Deutsch „antraben“ bedeutet, hieß nun: „Jog your horse, please, jog your horse!“ Das weckt doch glatt den Cowboy in uns, oder?! War diese Einlage zum Angewöhnen an die Westernreiterei gedacht, so zog das tempogeladene Wettrennen um Strohballen herum die Begeisterung des Publikums endgültig auf sich. Wehende Mähnen und Mäntel ließen Einheimische und Urlauber laut applaudieren. Neben Actioneinlagen durften aber auch harmonische Beiträge nicht zu kurz kommen. So wurde bei einem Pas de deux (französisch: „Schritte zu zweit“) vor allem verlangt, dass möglichst viele Figuren synchron ausgeführt werden. Wind und Wetter hatten zwar auch hierbei ihre Finger im Spiel, doch die Teilnehmer ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Apropos Ruhe – obwohl die Veranstaltung so groß angelegt war, herrschte überall ein angenehmes Gemeinschaftsgefühl. Auch Christina Boesel war von der Stimmung angetan. „Dass so viele Pferde an einem Ort zusammen sind, Kinder und Hunde dazwischen herumtollen und nichts passiert, ist wirklich etwas Besonderes. Wo hat man so etwas auf größeren Turnieren schon mal?“ Sie selbst nahm auf ihrem bunten Pferd „Pointy“ am Umzug teil und stellte danach ihr Dressurkönnen im Viereck unter Beweis. Die Höhepunkte der Veranstaltung waren verschiedene Rennen, die direkt dort stattfanden, wo die Wellen an den Strand schlugen. So versuchte zum Beispiel ein Auto schneller zu sein als ein galoppierendes Pferd – doch ohne Chance. Vier Hufe sorgen im tiefen und nassen Strandsand eben für einen wesentlich besseren Halt, als es die vier Winterreifen tun. Mir bleibt jetzt nur noch eins zu sagen: Danke an die Veranstalter und vor allem die Teilnehmer für dieses gelungene Spektakel. Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder…
6. Februar 2011 | Weiterlesen
Atomkraftgegner machen gegen Castortransport mobil
Voraussichtlich am 17. Februar soll wieder ein Castortransport in Richtung Lubmin bei Greifswald rollen. Hier sollen dann 140 sogenannte Glaskokillen aus der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe zwischengelagert werden. Bei dem Atommüll handelt es sich um 60 Kubikmeter einer hoch radioaktiven Plutonium-Uran-Flüssigkeit, die in Glas eingeschmolzen und verfestigt wurde. Die Vorbereitungen für die Absicherung der Überführung laufen bei der Polizei bereits auf Hochtouren. Auch die Atomkraftgegner machen mobil und läuteten heute ihre Proteste gegen den Transport mit einer Demonstration in Rostock ein. Es gilt als wahrscheinlich, dass in gut zwei Wochen hier der Zug mit den fünf hoch radioaktiven Behältern durchfährt. Bereits beim letzten Castortransport ins vorpommersche Seebad Lubmin vor zwei Monaten führte die Strecke durch unsere Hansestadt. Schon damals zeigte sich, dass sich die Atomkraftgegner nicht durch widrige Wetterbedingungen von ihrem Protest abbringen lassen. So trotzten auch am heutigen Samstagnachmittag etwa 200 Aktivisten dem stürmischen Wetter und versammelten sich am Rostocker Hauptbahnhof. Ausgestattet mit bunten Fahnen, angemalten Gesichtern und einigen Transparenten hatten sie nicht nur dem grauen Himmel etwas entgegenzusetzen, sondern auch der Atompolitik der Bundesregierung. „Ich finde es wichtig, dass wir hier demonstrieren“, sagte Tobias Lerche. „Ich habe den Eindruck, die Leute haben viel zu lange gedacht, im Nordosten oder Mecklenburg-Vorpommern sei es ruhig, da passiert nichts und diese Zeiten müssen vorbei sein.“ „Es geht um mehr als nur um den Castor“, rief Daniel Holtermann vom Anti-Atom Bündnis NordOst den Demonstranten zu. „Die Transporte sind unnötig. Es gibt keine sicheren End- und Zwischenlager“, meint der Aktivist in seiner Ansprache und bezeichnete das Hin- und Hergeschiebe des radioaktiven Abfalls als „Atomtourismus“. Begleitet von Musik und Anti-Atom-Rufen, zogen die Demonstranten lautstark, aber friedlich, zum Neuen Markt und im Anschluss durch die Kröpeliner Straße zum Doberaner Platz. Vor allem junge Erwachsene, aber auch viele Ältere und Kinder beteiligten sich an dem Protest. Unter ihnen auch der neunjährige Bjarne und der achtjährige Vali. Die beiden Freunde trugen, wie viele andere auch, eine grüne „Atomkraft? Nein Danke“-Fahne und fanden es wichtig „dabei zu sein“. Auch Josefine Springer wollte ihren Unmut auf der Demonstration zum Ausdruck bringen. „Atomkraft birgt Risiken, die ich einfach nicht akzeptieren kann.“ Neben den „gruseligen Bedingungen beim Uranabbau“ befürchtete die 25-jährige Studentin vor allem, dass sich immer mehr Atommüll ansammelt. „Andere Länder machen es uns nach, in denen die Sicherheitsstandards nicht so hoch sind. Wir haben Verantwortung Vorreiter zu sein und auszusteigen.“ Sofortiger Ausstieg und eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, war eine der Kernforderungen der Demonstranten. In Mecklenburg-Vorpommern werden bereits heute schon 51 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien hergestellt. Das müsse weiter ausgebaut werden, forderte Ulrich Söffker, Landesgeschäftsführer der Grünen und wies auf das Energiesparen und den Wechsel des Stromanbieters als Möglichkeiten hin, selbst aktiv zu werden. Die nächste Möglichkeit gegen Atomkraft zu demonstrieren, gibt es am 12. Februar um 14 Uhr auf dem Marktplatz in Greifswald.
5. Februar 2011 | Weiterlesen
Eis frei: Die Rostocker Seehunde gehen baden
Hatte ich gestern noch von wenigen Besuchern beim Zweiten Warnemünder Wintervergnügen berichtet, so wurde ich bereits heute Vormittag eines Besseren belehrt. Bei weiterhin eisigen Temperaturen und einem noch kräftiger wehenden Wind als gestern pilgerten bereits zu früher Stunde viele Interessierte an den Strand. Nicht etwa, um sich gemütlich mit einem Handtuch und einem guten Buch in den weichen Sand zu legen – nein, sie kamen wegen der Rostocker Seehunde. Und diese sind nicht etwa animalischen Ursprungs. Sie dürften wohl zu den Mutigsten und Waghalsigsten unserer Region gehören. Sie trotzen Sturm und Nässe genauso wie ich, doch sie tun es in der Ostsee. Ihr habt richtig gehört – IN der Ostsee. Der Deutsche Wetterdienst meldete fröstelnde 3,1 °C Wassertemperatur, doch keiner ließ sich davon abschrecken. Auch ein paar mutige Besucher ließen sich dazu überreden, ins kühle Nass zu tauchen. Denn immerhin winkte nach dem Überleben ein Erlass der Kurtaxe für das gesamte Jahr 2011. Begleitet (zumindest bis zum Wasserrand) von den heißen Samba-Trommel-Rhythmen der Sambucus percussionGroup, begaben sich Dutzende Verkleidete in Richtung Meer. Der Fantasie schien bei der Kostümierung rein gar nichts im Weg gestanden zu haben. So reihten sich zum diesjährigen Thema „Tanz auf dem Meer“ Teufelsgestalten neben Prinzessinnen und Bienen an. Ein richtiges Kuddelmuddel. Monika Hogh-Lehner (54 – aber gefühlte 45) hielt es indessen ganz anders. Die in Lichtenhagen Ansässige „lebt für und mit Warnemünde“. Seit 15 bis 16 Jahren praktiziert sie zusammen mit den Seehunden das Eisbaden, doch ihr diesjähriges Schwanenkostüm war ihr dann für die Fluten doch zu schade. So entschied sie sich für einen Tanz im Adams- bzw. in diesem Falle eher Eva-Kostüm. „Wenn ich Flügel hätte, würde ich gewiss abheben!“ beteuert sie. Dies zu glauben fällt mir, gerade auch wegen des Kostüms, nicht schwer. Gerade noch im Rausch von Monika Hogh-Lehners Euphorie, sprachen mich zwei echte Sachsen-Anhaltiner an. Voller Enthusiasmus mussten sie unbedingt loswerden, wie begeistert sie von der Showeinlage im Wasser waren. Immer wieder hörte ich: „Einfach klasse, Wahnsinn!“ Jedes Jahr verbringt Familie Giese einige Tage an unserer schönen Ostseeküste. Dieses Mal ist Warnemünde der Zielort, wo sie seit Mittwoch Quartier bezogen haben. Und es habe sich für sie definitiv gelohnt, versicherten sie mir. Angesteckt von der Begeisterung drehe ich mich noch ein letztes Mal um und lasse meinen Blick durch den bunt zusammengewürfelten Haufen aus knalligen Farben und Formen streifen. Der 77 Mitglieder zählende Verein, der seit 1988 besteht, hat es tatsächlich geschafft, die Besucherzahl von gestern zu verdrei- oder sogar zu vervierfachen.
5. Februar 2011 | Weiterlesen
Auftakt zum 2. Warnemünder Wintervergnügen 2011
Der Geruch von Bratwurst und Glühwein steigt mir in die Nase. Links neben mir sehe ich einen Mutzenstand und die klimatischen Verhältnisse am Ostseestrand lassen nicht daran zweifeln, dass Winter ist. Jedoch schlendere ich heute nicht über den Rostocker Weihnachtsmarkt, wie es vielleicht durch die vielen Buden und das kleine Karussell den Anschein erwecken mag, sondern über das Areal zwischen Warnemünder Leuchtturm, Strand und Promenade. Bis auf die Höhe des Hotels Hübner stehen hier kleinere und größere Buden. Ich bin also mitten im 2. Warnemünder Wintervergnügen, dem Saison verlängernden Ereignis für Groß und Klein. Von heute bis Sonntag sollen sich hier Interessierte und Neugierige tummeln. Doch leider scheinen die Besucheranstürme zu Beginn auszubleiben. Mehrere Imbissbudenbesitzer erzählen mir, dass ihnen das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung gezogen habe. Sie können ihre Stände nicht vollständig ausbreiten oder müssen einen Teil davon sogar wieder zuhängen, damit der Wind die verschiedensten Verkaufsstücke oder Servietten und Plastikbesteck nicht wegwehen kann. Es ist eben Sturm an der norddeutschen Küste. Doch genug mit dem Verbreiten von negativen Eindrücken. Einige von Euch haben sich trotz des Wetters (denn bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter – nur unpassende Kleidung) auf den Weg nach Warnemünde gemacht. Und darüber war nicht nur ich froh, sondern vor allem auch Schausteller und Veranstalter waren es. Immerhin haben sie ein dreitägiges Ereignis organisiert, das Besucher aus ganz Mecklenburg-Vorpommern dazu animieren soll, Warnemünde zu erkunden. Eigens deswegen haben sogar die Geschäfte bis zum Sonntag geöffnet. „Schusters Strandbar“ verwandelt sich in die „Winterlounge“ und Rostocker Feuerwehrleute sorgen dafür, dass den treuen Besuchern nicht – auf gut Deutsch gesagt – der Hintern abfriert. Insgesamt werden zwei Strandfeuer errichtet, sodass jeder Platz genug hat, sich warme Gedanken zu machen. Für weitere Gemütlichkeit sorgen 19 aufgestellte Strandkörbe, die zur Strandoase gehören. Hier drinnen können sich die Fröstelnden unter uns wieder vollständig aufwärmen. Mit Glühwein und Tee in Hand und Kehle ist man dann auch noch ein weiteres Mal dazu breit, sich hinauszuwagen. Und es lohnt sich. Wer heute schon Gast des Spektakels war, konnte sich davon überzeugen, dass es sich morgen erst richtig lohnen wird, an den Strand zu pilgern. Die Pferdefreunde der Ostseeküste gaben kleinere Kostproben, um morgen dann richtig durchzustarten. Dann steht nämlich der große Umzug durch Warnemündes Altstadt an. Anschließend werden sie die Zuschauer mit den Tricks der Reitkunst im Viereck verzaubern. Und siehe da, je später der Nachmittag und je größer das Feuer, desto mehr Menschen werden es, die es wagen, sich dem Sturm auszusetzen. Endlich lächeln auch einige derer wieder, die sich während der drei Tage unserer Verköstigung verschrieben haben. Und vielleicht kann ich morgen dann von vollen Straßen und einer Menge Schaulustiger am Strand berichten, wenn es unter anderem heißt: Eis frei für die Rostocker Seehunde.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle eröffnet
In unserer modernen, leistungsorientierten Gesellschaft hat das Thema Tod im Alltag keinen Platz. Wir wissen zwar, dass wir alle eines Tages sterben müssen, verdrängen unsere Sterblichkeit aber gerne, wollen nichts davon wissen. Der Tod wird regelrecht tabuisiert. In der Kunsthalle wurde nun eine neue Ausstellung mit dem Titel „Noch mal leben“ eröffnet, die Tod und Sterben nicht verdrängt, sondern in den Mittelpunkt rückt, wobei die Ausstellungsmacher sehr behutsam und respektvoll mit dem Thema umgegangen sind. Zu sehen sind 26 Schwarz-Weiß Portraits von Menschen, die zum Zeitpunkt des Portraitierens ihrem Tod bereits sehr nahe waren. Dabei entstand jeweils ein Foto in der Zeit vor und eines unmittelbar nach dem Tod. Neben den Porträts von Walter Schels gibt es Texte von Spiegel Reporterin Beate Lakotta zu lesen, in denen die Sterbenden noch einmal zu Wort kommen. Die Ausstellung möchte dabei in keinster Weise bloßstellen oder schockieren, sondern vielmehr das Thema Sterben und Tod, das zunehmend in die Krankenhäuser verlegt wird, in das öffentliche Bewusstsein zurückholen. „Wir können das nicht ignorieren“, äußerte sich Christine Kruz vom Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V. vor Beginn der Ausstellungseröffnung am gestrigen Abend. Damit brachte sie das Anliegen der Rostocker Hospizdienste (Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V., Ambulanter Kinderhospizdienst Rostock und Ambulanter Hospizdienst Rostock), die die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle nach Rostock geholt hatten, auf den Punkt. In ihren einleitenden Worten betonte sie zudem den lebensbejahenden Aspekt der Ausstellung, die auch dazu anregen soll, bewusst zu leben. Die Besucher sollen die Ausstellung verlassen können und sagen: „Diesen Tag möchte ich noch mal leben.“ Auch Walter Schels betonte diesen Aspekt: „Was ich in der Hospiz gelernt habe, das ist das Hinhören, als wäre es das letzte Mal.“ Weiterhin ging er auch auf die von der NNN im Vorfeld der Ausstellung aufgeworfene Frage „Ist das noch Kunst?“ ein. Er verwies dabei auf das Zitat eines alten Rabbiners, der einmal zu ihm gesagt hatte, Kunst komme nicht von Können, sondern von Kunde, eine Kunde bringen aus einer anderen Welt. „Dieser Satz, den würde ich jetzt hier übertragen auf die Bilder. Insofern erlaube ich mir zu sagen: Das ist Kunst.“ Neben Dr. Jörg-Uwe Neumann, dem Leiter der Kunsthalle, der von einer sehr bewegenden Ausstellung sprach, richtete auch Staatssekretär Nikolaus Voss einige Worte an die Gäste. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Hospizarbeit in unserer heutigen Gesellschaft, die er als eine der bedeutendsten Bürgerbewegungen Deutschlands würdigte. Über die eigentliche Ausstellung hinaus wird es auch ein Begleitprogramm geben, das sich über die kommenden Wochen erstreckt. So wird es jeweils mittwochs Vorträge, einen Spielfilm, sowie ein Konzert von Studenten der HMT geben. Zudem wird den Rostocker Hospizen und dem ökumenischen Trauernetzwerk Rostock Gelegenheit gegeben sich vorzustellen. Die Ausstellung selbst wird noch bis zum 20. März zu sehen sein.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Alf Ator, Vater von Gott, zu Gast in Rostock
Konzerte mit Playback sind furchtbar. Man will sehen, wie ein Sänger live klingt und ob er die Stimmung des Konzertes aufnehmen kann. Eine Lesung mit Playback dagegen ist eine geniale Idee und das Markenzeichen von Alf Ator, Mitglied der Band Knorkator. Doch bevor diese im Frühling wieder das Land unsicher macht, gab es am Donnerstag noch einen Solobesuch in Rostock. Mit dabei: viele Requisiten, ein weites Gewand und viele vorgesprochene Aufnahmen. Vor einigen Monaten begeisterten schon Stumpen und Buzz Dee von Knorkator im M.A.U. mit vielen verrückten Einfällen und einer ganz besonderen Lesung. Doch Alf Ator muss seinen Bandkollegen in nichts nachstehen. Denn schon zu Beginn des Programms „Das Geheimnis meiner Schönheit“ wird klar, was so besonders ist. Man hört Jubel und Schritte, dann betritt der Künstler die Bühne, barfuß und ganz in Weiß und begrüßt seine Gäste. Alles, was wir hören, kommt vom Band und bildet so ein obskures Gesamtkunstwerk. Denn Ator bewegt seinen Mund bewusst nicht synchron und auch die Schritte stimmen nicht immer überein. Und trotzdem wirkt das Ganze nicht zu perfekt. Denn auch Verhaspler und Spiele mit dem Medium Playbacklesung sind mit eingebaut. So kann es schon mal passieren, dass die Kassette einen Hänger hat oder zu schnell abgespielt wird – zur Begeisterung des Publikums von einer unglaublichen Lockerheit Ators begleitet. Auch seine Bühnenpräsenz ist wirklich enorm, aber das ist ja auch logisch. Muss er sich doch keine Texte merken oder wird von ungeplanten Situationen überrascht. „Der Vorteil einer Playbacklesung liegt doch klar auf der Hand – man kann sich vor der Show betrinken, ohne dass einer etwas merkt!“ Ab und zu griff er dann aber doch live zum Mikrofon. Besonders wenn er am Polylux Platz nahm. Denn wo andere Künstler mit Beamer und Laptop arbeiten, wird Ator fast ein bisschen nostalgisch und wirft ganz altmodisch Folien an die Wand. Zu sehen sind dabei vor allem von Bildern unterstütze Wortspiele, die auch schon in Büchern erschienen sind. Wer es verpasst hat, kann es dann auch bald im neuen Buch „The Best of fast allen Comics“ nachlesen. Wie von einem Mitglied der Band Knorkator nicht anders zu erwarten gab es auch Musik zu hören, allerdings ins Konzept der Playbacklesung eingepasst. Um wenigstens den Anschein einer Band zu haben, suchte sich der gebürtige Schweriner Leute aus dem Publikum, die sich dann mit lustigen Instrumenten zur Musik bewegen mussten. Und wenn einige anfangs auch etwas zaghaft waren, geweigert hat sich niemand. Einige Gäste kamen sogar mehrfach dran und durften ihr Können auch in Playbacktheaterstücken beweisen. Eine besondere Rolle hatte Juliane Levermann. Die Abiturientin wurde für ein Lied als Schlagzeugerin rekrutiert. Ihr Drumstick war dabei eine große Gummikeule und die Trommeln die Köpfe der anderen Zuschauer. Man hat ihr deutlich angesehen, dass sie Spaß daran hatte, den Gästen auf den Kopf zu hauen. Und es hat sich auch niemand darüber beschwert. „Mir hat es echt klasse gefallen!“ sagte die Abiturientin. Sie war auch schon bei Stumpen, fand hier aber die Einbindung des Publikums besonders gut. „Es war angenehm peinlich!“ Sie wird auch zwei Konzerte der Band im April besuchen, eines in Potsdam und eines wieder im M.A.U. Club. Dafür gibt es jedoch leider keine Karten mehr. Halb so schlimm, steht im Herbst doch eine weitere Tour auf dem Programm und auch an den von Stumpen versprochenen Auftritt bei der Hanse Sail sei an dieser Stelle noch mal erinnert. Und vielleicht verrät Alf Ator dann auch endlich das Geheimnis seiner Schönheit. Denn dieses Rätsel blieb am Donnerstag leider ungelöst.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Element of Crime Tour 2011 in Rostock
Tatort: Rostocker Stadthalle, 2. Februar 2011. Angeklagt: Die Band Element of Crime mit Violinist Christian Komorowski. Das Verbrechen: Verbreitung von Romantik, Anstiftung zur Freude und mutwillige Herbeiführung von Gänsehaut. Bei ihrer Tat wurden sie von ungefähr 1000 Zeugen beobachtet. Hier der genaue Polizeibericht. An einem kalten Mittwochabend hat sich ein sehr bunt gemischtes Publikum in der Stadthalle eingefunden, um dem Auftaktkonzert der zweiten Tourneehälfte von Element of Crime beizuwohnen. Element of Crime befindet sich schon im 26. Jahr der Bandgeschichte. Anfangs noch ausschließlich auf Englisch, findet sich auf ihrem aktuellen Album (wenn man das Coveralbum „Fremde Federn“ außen vorlässt), das auch wie die Tour „Immer da wo du bist bin ich nie“ heißt, nur ein englischer Song. Jeder erfolgreiche Kriminelle braucht einen Komplizen. So kündigte Sänger und Gitarrist Sven Regener zu Beginn die Künstlerin Maike Rosa Vogel an. Diese hatte die etwas undankbare Aufgabe, das Publikum in Stimmung zu bringen. Undankbar deshalb, weil wir Nordlichter ja immer etwas länger brauchen, um aufzutauen. So wurden die vier Song zwar artig beklatscht, aber die schönen Texte und die an Judith Holofernes erinnernde Stimme nicht genug gewürdigt. Vielleicht war die Bühne auch einfach zu groß für so eine zierliche Person. Vielleicht war das aber auch nur ein Ablenkungsmanöver. Denn nach einer erfreulich kurzen Umbaupause betraten Regener, Schlagzeuger Richard Pappik, Gitarrist Jakob Ilja und Bassist David Young die Bühne. Ein weiterer Komplize war Christian Komorowski an der Geige, der auch nicht davor zurückschreckte, das Instrument wie eine Gitarre zu spielen. Was man sofort merkt: Der Sound ist super. Man versteht fast jedes Wort vom Gesang und die Instrumente waren trotzdem nicht zu leise. Auch das Licht muss gelobt werden. Denn es unterstrich die gute Atmosphäre und es gab (bewusst oder unbewusst) einen schönen Schattenwurf an der Wand. Das Publikum war gut durchgemischt, jedoch war die ältere Generation klar in der Überzahl. Sicherlich waren viele Fans der ersten Stunde im Saal und nach einer kleinen Aufwärmphase sprang dann auch der Funken über und es wurde frenetisch geklatscht, mitgesungen und sogar ein bisschen getanzt. Die Berliner hatten dafür auch die passenden Lieder im Gepäck. Schon das Eröffnungsstück „Kopf aus dem Fenster“ war bestens dazu geeignet. Aber eigentlich schätzen die Fans vor allem die ruhigeren Töne. Besonders wenn Regener zur Trompete greift, ist Gänsehaut garantiert. Der ganze Abend stand übrigens unter dem Schlachtruf „Romantik!“ – nach dem Album von 2001. So wundert es auch nicht, dass die Liebe ein zentrales Thema des Abends war. Typisch für „Rockstars“ verließen die Musiker irgendwann die Bühne, um dann von den Zugaberufen angefeuert noch einmal auf die Bühne zu kommen. Drei Mal spielten sie das Spiel mit dem Publikum. Wollten sie sich damit vielleicht ein Alibi verschaffen? Wenn ja, war es nicht sehr erfolgreich. Denn bei der dritten Zugabe begangen sie ein weiteres Verbrechen. Diebstahl. Eiskalt haben sie sich den Pet Shop Boys Hit „You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk” zu eigen gemacht und zum Schein in ein neues musikalisches Gewand gepackt. Erwischt! Für das perfekte Verbrechen muss die Band also wohl noch einige Jahre Musik machen. Dafür setzen sich auch die „Kronzeugen“ Claudia und Rene Both sowie Marco Sestu und und Sandra Kunkel ein. Um beim Prozess dabei sein zu können, reisten sie extra aus Wismar an. Die Verbrecherkarriere von Element of Crime begleiten sie schon seit ihrer Jugend, „also mindestens 15 Jahre!“ Und trotzdem waren sie das erste Mal live dabei. Und ihr Urteil: „Auch wenn wir gerne noch „Rote Rosen“ oder „Bring den Vorschlaghammer mit“ gehört hätten, hat es uns super gefallen. Für heute kommt die Band also mit einer Bewährungsstrafe davon. Aber nur unter den Bedingungen, weiter so gute Musik zu machen und bald wieder für ein Konzert nach Rostock zu kommen.
3. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Pimaldaumen“ eröffnet
„Das runde ist die Idealform der Natur“. So beginnt der Inspirativtext zur Ausstellung „Pimaldaumen“, den Anna Silberstein bei deren Eröffnung am gestrigen Abend den Gästen vorstellte. Weiterhin heißt es: „Um Ordnung in diese Welt zu bringen, umgibt sich der Mensch mit Zahlen, doch mitunter sträubt sich die Natur gegen 100-prozentige Berechenbarkeit“. Bei der Kreiszahl Pi ist das beispielsweise der Fall. Mehr als 2,7 Billionen Dezimalstellen wurden bereits berechnet – kein Ende in Sicht. Wie die zehn ausgestellten Künstler das Thema „rund“, für das das Pi im Titel steht, interpretieren, kann nun besichtigt werden. Bei den Künstlern handelt es sich neben Anna Silberstein, um Felix Fugenzahn, Andrea Schürgut, Elvira Krüger, Felix Teredow, Susanne Lilienthal, Erdmute Blach, Silke Paustian, Asta Rutzke und Kathrin Jakobs. Die ausgestellten Werke können übrigens auch käuflich erworben werden. Vor Beginn der Eröffnung hatte sich um 19 Uhr schon eine Schar Interessierter vor dem Artquarium versammelt. Gegen die Kälte wurde Glühwein ausgeschenkt. Bevor die Türen aber geöffnet wurden, gab es noch eine Tanzperformance zu bewundern. Andrea Krüger-Bernstein, die auch Tanzlehrerin am Tanzland ist, zeigte zunächst ein Schattenspiel im Fenster der Galerie und führte anschließend einen Tanz auf der Straße vor. Nun wurde es Zeit der Kälte zu entfliehen und die Galerie zu betreten, die bei der Gästeschar aus allen Nähten zu platzen schien. Zu Beginn verlas Anna Silberstein noch besagten Inspirativtext, bevor die Gäste die Ausstellung erkunden konnten. Auf eine Laudatio wurde bewusst verzichtet. Wenn die Werke von zehn verschiedenen Künstlern aufeinander treffen, kann mit einer großen Vielfalt gerechnet werden. Das ist auch hier der Fall und so gibt es Malerei neben Schmuck oder Objekte neben Fotografie oder beispielsweise auch Siebdrucke zu sehen. Letztere stammen von Felix Fugenzahn, der zuvor ein Jahr lang an seiner Werkstatt gearbeitet hat, um die Technik einsetzen zu können. „Marmelade und Käse I und II“ sind nun erste Ergebnisse dieser Arbeit. „Ich liebe ungegenständliche Sachen und musste mich dann ungegenständlich dem Thema Pimaldaumen nähern“, beschreibt er den Entstehungsprozess. Und so stehen in den beiden Bildern einmal ein runder Gegenstand einer eckigen Welt und einmal ein eckiger Gegenstand einer runden Welt gegenüber. Ursprünglich sollten die beiden Drucke entsprechend auch „angeeckt und abgerundet“ heißen, was Fugenzahn letztlich aber zu plakativ erschien, woraufhin der neue Titel entstand. Schließlich handelt es sich bei Marmelade und Käse auch um zwei Dinge, die „sich eigentlich nicht so grün sind, die aber trotzdem viele Menschen essen.“ Wer nun neugierig geworden ist und die Ausstellung besichtigen, oder vielleicht sogar etwas kaufen möchte, der sollte sich beeilen, denn sie wird nur für einen Monat im Artquarium zu sehen sein.
2. Februar 2011 | Weiterlesen
1. Journalistischer Saisonauftakt in Rostock 2011
Noch liegen Rostock und Warnemünde im Winterschlaf. Der Saisonauftakt steht jedoch kurz bevor, auch der journalistische. Diesen stellten heute Vertreter der lokalen Tourismuswirtschaft vor. Worum es sich bei diesem journalistischen Saisonauftakt handelt, erläuterten im Rostocker Rathaus Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern und Holger Bellgardt, Chef der Hanse Sail. Zuerst verdeutlichte Tobias Woitendorf die Dringlichkeit eines Anwachsens der Tourismusbranche. Diese stehe deshalb unter so hohem Erneuerungsdruck, da sie zurzeit einen kleinen Abrutscher auf Landesebene in den negativen Bereich erleiden musste. Doch 2011 werde das Jahr sein, in dem der Tourismus zurück in die Wachstumszone gelange, versprach er. Immer wieder betonte er die Ungewöhnlichkeit des Vorhabens, doch eben diese sei so erfolgsversprechend. Man wolle eine Nord-Süd-Verbindung schaffen, und somit den Tourismus Mecklenburg-Vorpommerns bis nach Bayern und Österreich ausdehnen. So würden Schaulustige und Schifffahrtsbegeisterte spielerisch in unser schönes Bundesland gelockt. Rostocks Oberbürgermeister wies darauf hin, dass auch im Vorfeld schon viel für die Kontaktknüpfung zwischen Bayern und Mecklenburg getan wurde. „Früher sorgte der FC Hansa Rostock oft für Reisende zwischen den beiden Bundesländern. Aber da müssen wir wohl noch ein Jahr warten.“ Bis dahin wird die Partnerschaft aber auch durch die Direktverbindung der Fluglinie zwischen Rostock-Laage und München aufrecht erhalten, betonte das Stadtoberhaupt. Ebenso spaßig gelaunt, ließ sich Holger Bellgardt zu diesem Thema aus. „Immerhin sind A9 + A10 = A19; somit ist die Infrastrukturfrage dieser ‚Nachbarschaft‘ bereits geklärt“. Mit Chiemsee und Ostsee verbindet die beiden Bundesländer auch im Wassersport so einiges. Der Höhepunkt dieser Veranstaltung, die vom 29. April bis 2. Mai geplant ist, wird eine Segelregatta sein zwischen dem Rostocker Dreimastschoner „Santa Barbara Anna“ und dem Ex-Schlepper aus Dierkow „Tolkien“, der dann für Bayern an den Start geht. „Mit der Traditionsschifffahrt haben wir auch in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Sail-Chef. Das 40 bis 50 Tausend Euro teure Vorhaben verspricht, zwischen 60 und 80 Medienvertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an die norddeutsche Küste zu bewegen. Vielleicht sind es ja sogar noch mehr, wenn der 2. Journalistische Saisonauftakt nächstes Jahr in Bayern stattfindet.
2. Februar 2011 | Weiterlesen
6. LOHRO-Klubnacht
Samstagsnacht, wenn es dunkel ist, schwirren sie durch Rostocks Straßen: die Nachtschwärmer. Am letzten Samstag waren mal wieder besonders viele unterwegs – trotz frostiger Temperaturen. Gleich elf Rostocker Klubs lockten nicht nur mit ihrem wärmenden Licht. Vor allem die Live Musik zog die etwa 2600 jungen Besucher der LOHRO-Klubnacht an. Bereits zum sechsten Mal fand dieses Partyereignis des Rostocker Lokalradios statt. Das Praktische daran: Mit nur einem Ticket öffneten sich die Türen zu einer, mit irdischen Kräften, nicht zu bewältigen Vielfalt an Liveacts. Es war natürlich auch nicht das Ziel der Klubnacht alles abzugrasen. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein und so musste man sich vorher schon einen Plan machen, um das Beste nicht zu verpassen. „Party-Plan“ dürfte wohl das Wort des Abends gewesen sein, das ich bei Erik und Martin bei den Les Bummms Boys im Klock 8 aufschnappte. Dieser sollte die beiden später noch zum Rockalicious Club mit den DJs Flo und Richy in den Bunker und ins Mau führen. Hier im Jugendklub am Stadthafen begann übrigens auch die Party- und Konzertnacht kurz vor 9 Uhr mit der Londoner Band The Domino State, deren Musik gemeinhin als epischer Indie Pop beschrieben wird. Sphärisch, fetter Sound, weittragende Melodien – ja das war ein schöner Einstieg in eine lange Nacht. Als die Gitarren und Drums der sechs britischen Musiker gegen die Synthesizer der Berliner Elektropunkband Egotronic ausgetauscht waren, hatte sich vorm MAU mittlerweile schon eine lange Schlange gebildet. Als die drei Jungs dann mit ihrem expressiven Sprechgesang die Bühne punkrockten, hopste auch das begeisterte Publikum fröhlich mit. Zeit für mich zu gehen und den nächsten Klub aufzusuchen. Mir war irgendwie nach Weltmusik. Mit Daniel Kahn and the Painted Bird versprach die Klubnacht „abgefahrene Klezmer-Musik“. Also ab ins JAZ. Hier hatte mein Plan die erste Bewährungsprobe zu bestehen. Nachdem ich eine halbe Stunde länger auf den Auftritt warten musste als angekündigt, blieb leider nur noch Zeit für einen Titel. Dann packte mich nämlich ein seltsames „Muggebedürfnis“ und ich steuerte meinen Weg schnurstracks ins Klock 8, wo die Les Bummms Boys mit Gute-Laune-Rock’n’Roll für Partystimmung sorgten. Noch mal eben bei Movimento selbst ein paar heiße Sambarhythmen mitgetrommelt und dann durfte es nach so viel handgemachter Musik auch wieder etwas elektronisch werden. Im Zwischenbau fand ich James Yuill, der gerade an seinen Keyboards und Reglern eine Mischung aus Songs und Dancemusic zum Erklingen brachte, wie der Engländer seine Musik selbst beschrieb. „Fantastic“ lautete sein Fazit nach seinem Auftritt bei der LOHRO-Klubnacht. Er hatte gar nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen würden. Ein guter zweiter Tag auf seiner zehntägigen Tournee. Zum Abschluss noch etwas Kontrastprogramm. Als ich den Meli Club betrat, schlug mir gleich ziemlich animalisch anmutendes Männergebrüll an meine Ohren. Hier ging es also etwas derber zu. Hardcorepunk bei einer guten Flasche Bier wurde in den verwinkelten Räumlichkeiten des Meli genossen. Boikott schrammelten dazu ordentlich ihre Gitarren – schnell, brachial und intensiv. Mit diesen Eindrücken beendete ich meine Tour durch die 6. LOHRO-Klubnacht. Mein Party-Plan war erfüllt. Einiges wäre da noch zu erkunden gewesen. Aber schon mit dieser Auswahl habe ich eine weite musikstilistische Bandbreite mit der dazugehörigen Jugendkultur erlebt. Internationale Musiker und Local Heros haben für Party-Stimmung gesorgt.
1. Februar 2011 | Weiterlesen
Eine Gedenktafel für sozialen Wohnungsbau in Rostock
Sozialer Wohnungsbau. Schön und gut, denkt Ihr Euch? Aber was ist das eigentlich? Mit eben dieser Leitfrage im Hinterkopf begab ich mich vorhin in die Dornblüthstraße. Hier fand heute nämlich die offizielle Einweihungsfeier der Erinnerungstafel für sozialen Wohnungsbau in Rostock statt. Wenn Ihr Euch jetzt sagt, dass das nicht sehr spannend klingt, kann ich Euch versichern, dass ich zu Beginn auch so gedacht habe. Jedoch wurde ich eines Besseren belehrt. Es ist ein Thema, über das wir uns – meiner Meinung nach – viel zu wenig Gedanken machen. Oder habt Ihr Euch schon einmal gefragt, was an Eurem heutigen Wohnen so alles alltäglich ist? Schlicht betrachtet, hätten wir da das Schlafzimmer (klar, so eines braucht jeder), das Wohnzimmer (wegen der Gemütlichkeit) und natürlich Bad und Küche (Hat doch jede Wohnung, oder?). Alles selbstverständlich – eben. Für uns schon, jedoch nicht für die arbeitende Bevölkerung des frühen 20. Jahrhunderts. Wo ein Arbeiter nur etwa eine Mark die Stunde verdiente, war eine Wohnung mit eigenem geräumigen Badezimmer und einer in hellen Tönen gehaltenen Wohnküche bislang nur eine von vielen utopischen Fantasien. Und das alles für etwa 52 Mark im Monat. Für Initiator Dr. Peter Schulz, der selbst von 1930 bis 1947 in dieser Gegend lebte und auch dort geboren wurde, ist dies „eine kleine Sensation“. Und ich finde, dass er recht hat. Bedenkt man nur seine kleine Geschichte am Rande, so kann sich jeder vorstellen, dass es eine dort lebende Gemeinschaft war, die aus ganzem Herzen Dankbarkeit zeigte, weil es so etwas in Rostock gab. Herr Schulz hatte damals nämlich einen Nachbarn. Natürlich war der Tapezierer Karl-Heinz genauso heiß auf „nicht genehmigte“ Informationen, wie es auch sämtliche andere Bewohner jener Zeit waren. Da hieß es schon einmal Obacht zu halten, wenn BBC durch einen „seltsamen“ Zufall lief. Dennoch krabbelte der damals zwischen 12 und 13 Jahre alte Peter zu ihm herüber und lauschte ebenfalls der fremden Welt. Bis eines Tages ein Paar Stiefel hinter ihnen auftauchte. Das jedoch war nicht alleine gekommen, sondern hatte einen grimmig dreinschauenden Polizisten im Schlepptau. Erschrocken und ein wenig ängstlich schauten die beiden zu ihm auf, doch der Polizist riet ihnen zum Glück nur, die Türe zu schließen, wenn sie schon BBC hörten. Glück gehabt. Aber zurück zur Gedenktafel und zum „Roten Block“, wie der Wohnkoloss aufgrund von Farbe und Bewohnern liebevoll genannt wurde. Hauptsächlich beherbergte er nämlich die „Sozis“, so Peter Schulz – Menschen der SPD, des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) und der Kongressgenossenschaft. Der im Innenhof liegen gebliebene Findling erinnert an einen von ihnen. Franz Starosson, einem der in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts einflussreichsten sozialdemokratischen Politikern Mecklenburgs. Stein und Gebäudekomplex sind seit Juni 1994 denkmalgeschützt. Dank der großzügigen Unterstützung der WIRO und der Albert-Schulz-Stiftung können sie nun endlich die ehrenwerte Erinnerungstafel tragen. Davon gibt es mittlerweile, durch den Verein der Rostocker Geschichte organisiert, schon über hundert Stück in der Hansestadt. „Sie machen unsere Altstadt lebendiger“, betont Prof. Dr. Ernst Münch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Rostocker Geschichte und auch die Senatorin für Soziales und Kultur Dr. Liane Melzer ist begeistert von der Initiative zur Erhaltung solcher Bauten. Vielleicht schaut auch Ihr einmal vorbei und überzeugt Euch selbst davon.
1. Februar 2011 | Weiterlesen
2. Warnemünder Wintervergnügen lockt an den Strand
Na, habt Ihr heute schon einmal aufs Thermometer geschaut? Richtig, es ist immer noch zu kalt, um an den diesjährigen Frühling zu denken. Trotz der schneelosen letzten Tage, an denen uns sogar das Fräulein Sonne wieder einmal beglückt hat, haben wir Anfang Februar des Jahres 2011. Das wiederum bedeutet nach meinem Kalender, dass wir uns immer noch in der Jahreszeit Winter befinden. Naja, nicht zu ändern … Und an was denkt Ihr, wenn Ihr das Wort Winter hört? Oder könnt Ihr es vielleicht gar nicht mehr hören? Naja, ich jedenfalls denke an Gemütlichkeit, schnell dunkel werdende Abende und einen schönen Becher mit Glühwein in meiner Hand. Das ist es, was Ihr Euch ebenfalls vorstellt? Dann habe ich hier einen exklusiven Tipp für Euch, um in dieser Wintersaison noch einmal auf warme Gedanken zu kommen. Ab Freitag findet in Warnemünde das Zweite Warnemünder Wintervergnügen statt. Rund um den traditionsreichen Warnemünder Leuchtturm und den angrenzenden Strand soll es dem Winterherz an nichts fehlen. In Ständen, Buden und Zelten wird sich mit Speis und Trank um Euer leibliches Wohl gekümmert. Gebrutzelt werden Würste und Steaks, ausgeschenkt werden Glühwein und Tee und Hunderte Menschen feiern miteinander den vergangenen oder aber bald zurückkehrenden Winter– wer weiß das schon?! Natürlich darf bei einem solchen Spektakel auch ein Strandfeuerchen nicht fehlen – wegen der Gemütlichkeit ;-) Damit nicht nur Magen und Kehle, sondern auch das Gemüt vergnügt sind, steht für alle Schaulustigen dieser Tage ein umfangreiches Showprogramm, wie es auf Neudeutsch so schön heißt, zur Verfügung. Die bunt durcheinandergewürfelten Reiter des Vereins der Pferdefreunde Ostseeküste e.V. werden ab Samstag Nachmittag einen Umzug durch die Gässchen Warnemündes veranstalten und anschließend ihr reiterliches Können am Warnemünder Strand unter Beweis stellen. Vorher jedoch werden andere „animalische“ Künstler das Publikum beeindrucken. Oder könntet Ihr Euch heute vorstellen, an diesem Wochenende in die Ostsee zu springen? Nein, nicht mit einem thermogefütterten, wasserdichten Neoprenanzug – nur Ihr selbst (vielleicht mit einer Badehose oder einem Bikini bekleidet). Seht Ihr, ich auch nicht. Eigentlich ist die Luft draußen ja schon zu kalt, um den gemütlichen Kaminplatz auf dem Sofa zu verlassen. Seid Ihr aber trotzdem genauso gespannt auf die Rostocker Seehunde, wie ich es bin? Dann kommt doch ebenfalls am Wochenende nach Warnemünde spaziert, gefahren oder meinetwegen auch gerodelt und begleitet mich durch das bunte Treiben des Zweiten Warnemünder Wintervergnügens! Ich hoffe, wir sehen uns … Noch ein Tipp: Wer sich zwischendurch ein wenig aufwärmen möchte, weil ihm das Strandfeuer vielleicht nicht heiß genug ist, der kann durch zahlreiche kleinere und größere Restaurants, Kneipen und Cafés schlendern. Nicht nur einfach so zum Spaß, sondern um echte und vor allem selbst gemachte Musik hautnah zu erleben. An diversen Orten in Warnemünde gastieren an diesem Wochenende verschiedenste Rockmusiker. Also, seid gespannt!
1. Februar 2011 | Weiterlesen
Rostock kreativ 2011 in der Kunsthalle
Rostock ist kreativ. Das bewiesen etwa 400 Freizeitkünstler aus Rostock und der Umgebung an diesem Wochenende bei „Rostock kreativ“, einer Veranstaltung der Kunsthalle Rostock und der Ostseezeitung. So viele Bilder und so viele Besucher hat das Rostocker Museum für zeitgenössische Kunst selten in einer Ausstellung gesehen. Waren es im letzten Jahr noch 3000, die sich für die 300 ausgestellten Arbeiten bei „Rostock kreativ“ interessierten, kamen in diesem Jahr über 5500 Neugierige, um Malereien und Plastiken in Augenschein zu nehmen, so der Kunsthallenchef Dr. Jörg-Uwe Neumann. Thematisch geordnet hatten Kuratorin Heike Heilmann und ihr Team die abgegebenen Kunstwerke dicht an dicht an den Wänden der Kunsthalle angebracht. Landschaften, Blumen, Tiere und Menschen zählten zu den beliebtesten Motiven der Künstler, die sie meist sehr gegenständlich, aber auch abstrakt mit unterschiedlichen Techniken auf die Leinwand brachten. Neben den vielen Malereien wurden aber auch einige Plastiken, Textilarbeiten und Collagen ausgestellt. Eine Collage mit dem Titel „Die Wissende“, hatte für Adelheit Birnbaum eine besondere Bedeutung. Sie wurde von ihrer 25-jährigen Enkelin Denise Beyer angefertigt. Sichtlich stolz ist sie, dass das Werk der Hobbymalerin nun in der Rostocker Kunsthalle „gut eingeordnet“ ausgestellt wurde. „Ich habe noch Bilder aus ihrer Kindheit, als sie anfing“, erinnert sich die Oma, die selbst auch einmal gezeichnet hatte, später aber keine Zeit mehr dafür fand. Seit 1998 hat hingegen Hans Werner Alshuth genug Zeit zum Malen. „Nach dem Ausstieg aus dem Schuldienst waren die Winterabende mit Fernsehen und Rätsel zu lang“, erzählt der ehemalige Lehrer. Zunächst widmete er sich Lüneburger Landschaften, die er von Fotografien abmalte. „Jetzt bin ich dazu übergegangen mir eigene Motive auszudenken“, sagt er über die Landschaften in seinen Bildern, in denen immer noch gut seine Mecklenburger Heimat zu erkennen ist. Auch das Bild „Farbwechsel“, welches er für „Rostock kreativ“ ausgewählt hatte, ist eine ausgedachte Herbstlandschaft in sanften bunten Farben. Rot dürfte für Hans Werner Alshuth seit heute wohl eine besondere Bedeutung erhalten haben. Waren doch überall die Ampeln auf Rot gestellt, als er nachmittags die gut 60 Kilometer zur Kunsthalle mit dem Auto zurücklegte, wo er zwar „vollkommen aus der Puste“, aber noch rechtzeitig ankam, um den Publikumspreis von „Rostock kreativ“ entgegen zu nehmen. Denn sein Bild konnte die meisten der über 4000 abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und wurde deshalb mit einem Katalog der aktuellen Ausstellung „Portfolio Berlin 01“ und einer Jahreskarte für die Kunsthalle belohnt. „Ich habe zum ersten Mal teilgenommen. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Bild so gut ankommt“, bedankte sich der Hobbymaler für diese Anerkennung. Auch wenn nur einer den Publikumspreis erhalten konnte, seien alle Gewinner, betonte Jörg-Uwe Neumann zum Abschluss der Ausstellung und bedankte sich bei allen Beteiligten und für die positive Resonanz der zahlreichen Besucher. „Rostock kreativ ist ein Kunstvolksfest geworden, das wir uns erträumt hatten“, schwärmt der Kunsthallenchef, der solche Besucherzahlen normalerweise nicht gewohnt ist. „Es ist einzigartig“, lobte er, „so eine Fröhlichkeit im Haus zu erleben, so viel Geselligkeit und Diskussion.“ Aufgrund des großen Andrangs werde die Aktion im nächsten Jahr auf eine Woche ausgeweitet, verkünden die Veranstalter. Noch am Abend begann der Abbau der Ausstellung. Nachdem die rund 400 Nagellöcher wieder zugespachtelt sind, bereitet sich das Haus auf die nächste Ausstellung vor.
30. Januar 2011 | Weiterlesen
Thorarolle hält Wiedereinzug in die Rostocker Synagoge
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebten im gesamten Gebiet der ehemaligen DDR nur noch weniger als 4000 Juden. Es sah so aus, als ob es hier keine jüdischen Gemeinden mehr geben würde. Allen Umständen zum Trotz entstanden dennoch neue Gemeinden, so auch in Rostock. Allerdings wurde die hiesige jüdische Gemeinde 1989 aufgelöst – zu diesem Zeitpunkt bestand sie bereits nur noch aus einem Mitglied. 1994 fand schließlich die Neugründung statt und heute zählt sie in Rostock 697 Mitglieder, in Schwerin sind es sogar 900. Warum erzähle ich Euch das alles? Weil für die jüdische Gemeinde Rostocks heute ein besonderer Festtag war. Seit über zwei Jahren hatte die Gemeinde Spenden für den Erwerb einer eigenen Thorarolle gesammelt, wie etwa 2008 bei einem Benefizkonzert in der HMT. Eine Thorarolle enthält die fünf Bücher Mose und ist damit so etwas die das Handbuch der jüdischen Lebensweise. Im Frühjahr 2010 war schließlich genug Geld zusammengekommen, zwar nicht um eine neue Thorarolle zu erwerben, aber um eine alte Rolle zu restaurieren. Diese, zudem aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Thorarolle, zog am heutigen Nachmittag in einer feierlichen Zeremonie, unter den Augen von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering, wieder in die Synagoge ein. Landesrabbiner William Wolff führte durch die Zeremonie und ließ sich auch durch einige kleine Regiefehler nicht aus dem Konzept bringen. „Wozu ist eine Rolle da? Dass man aus ihr vorliest“, und um diesen Worten auch Taten folgen zu lassen, las Wolff aus dem 25. Kapitel des zweiten Buch Mose vor. Anschließend wurde die Thorarolle hochgehoben und der Gemeinde gezeigt. „Ich hoffe, dass derjenige, der sie hochheben wird, ordentlich zu Mittag gegessen hat“, scherzte der Rabbi zuvor, da die gesamte Gemeinde 24 Stunden fasten muss, sollte die Thora auf den Boden fallen. Glücklicherweise war das nicht der Fall – wäre auch schade um das Buffet gewesen. Damit die Rolle koscher wird, mussten noch zwei Buchstaben am Ende hinzugefügt werden, bevor der Gottesdienst fortgesetzt wurde. Nach Predigt und Nachmittagsgebet war es schließlich an der Zeit für die Ehrengäste, einige Grußworte an die Gemeinde zu richten. Als Erstes trat Ministerpräsident Erwin Sellering ans Mikrofon. Sellering sprach von einem Tag der Freude für die jüdische Gemeinde und einem „Meilenstein für das wiedererstandene jüdische Leben“. „Eine eigene Thorarolle, zumal aus Mecklenburg-Vorpommern, ist für die Gemeinde ein sichtbares Zeichen, dass sie an alte Traditionen anknüpfen kann“, bekräftigte Sellering und betonte zudem, dass der jüdische Glaube und die jüdische Kultur zur Vielfalt in unserer Gesellschaft beitragen, in der Rechtsextremismus, Hass und Gewalt keinen Platz haben dürfen. Neben Oberbürgermeister Roland Methling war es an Stephan Kramer, dem Generalsekretär des Zentralrates der Juden, einige Worte zu äußern. In seiner Rede erinnerte er an das Leid der Juden im Dritten Reich und insbesondere an die Reichskristallnacht. Dabei betonte er, dass es auch heute noch wichtig ist, die Erinnerung als „Warnung für die Zukunft vor dem Ungeist der Vergangenheit“ am Leben zu erhalten, da gewaltbereite Extremisten leider nach wie vor in unserer Gesellschaft zu finden sind. In diesem Sinne sollen die abschließenden Worte Ministerpräsident Erwin Sellering gehören: „Ich wünsche mir, ich wünsche uns allen, dass jüdischer Glauben in Mecklenburg-Vorpommern nie wieder aufhören mag, bis ans Ende der Welt.“
30. Januar 2011 | Weiterlesen
Zwo, Eins, Risiko! - Rostocks-Offene-Bühne-Show!
„Ich möchte über Tiere sprechen. Wir hatten jetzt Kinderlieder, hier wird eine Kanone gebastelt. Da kann man auch mal über Tiere sprechen.“ Tiere? Kinderlieder? Kanonenbastelei? Wie passt das denn bitte zusammen? Normalerweise gar nicht, aber was ist schon normal im FreitagNachtFoyer des Theaters im Stadthafen, denn dort fand gestern zum zweiten Mal „Zwo, Eins, Risiko – Rostocks-Offene-Bühne-Show“ statt. Wie bereits im Oktober vergangenen Jahres führte Rawman unter Assistenz von Beautiful Sweatlana und Ugly Katharina durch den Abend. Eröffnet wurde die Show erneut mit dem Song „Zwo-Eins-Risiko“ und natürlich sollte das Publikum auf die Frage „Rostock are you happy?“wieder mit einem „happy, happy, happy“ antworten. Als erster Gast des Abends betrat Jim die Bühne. Rawman erzählte dazu zunächst, wie Jim ihm, Beautiful Sweatlana und Ugly Katharina das Leben vor einem Bären gerettet hatte, als sie gerade nach Deutschland gekommen war – und zwar mit einer Kartoffelkanone! Diese doch reichlich ungewöhnliche Waffe, die in erster Linie aus Abflussrohr besteht, wollte er im Laufe der Show nachbauen und am Ende demonstrieren. Während Jim mit der Konstruktion beschäftigt war, begrüßte Rawman den nächsten Gast auf der Bühne. Dabei handelte es sich um Peter Thiers, der auch schon im Oktober mit von der Partie war: „Den ersten Text hab ich heute Morgen um halb sieben fertig geschrieben. Das macht aber gar nichts, der war ja davor schon bescheuert.“ In besagtem Text ging es um ein Telefonat, das man so eigentlich niemals führen möchte. Der zweite Text war weniger abgedreht, konnte das Publikum aber ebenfalls überzeugen. Zur Belohnung gab es Pfeffi von Ugly Katharina. Der nächste Gast, war ebenfalls ein Wiederholungstäter, denn bereits im Oktober hatte Theresa die Bühne betreten und eine Diskussion zum Thema Trash eröffnet. Das Thema sollte das gleiche bleiben, allerdings ging es dieses Mal um Theresas Weg zu selbigem. Und so verwandelte sie sich auf der Bühne zur Trash Queen, was dem Publikum einige Lacher entlockte. Zur Belohnung, ihr ahnt es, gab es Pfeffi. Anschließend war Publikumsbeteiligung gefragt, denn es wurde „Wer bin ich?“ gespielt. In Runde eins spielten Lisa als David Hasselhoff und Björn als Spiderman gegeneinander. Björn tendierte zunächst in Richtung Tarzan. Zwar schwingt dieser von Baum zu Baum, ähnlich wie Spiderman durch den Großstadtdschungel, dennoch war Lisa am Ende schneller am Ziel und konnte die Runde gewinnen. In Runde zwei standen sich Julia (Alf) und Eike gegenüber und obwohl letzterer Silvio Berlusconi zunächst im Dschungelcamp vermutet hatte, deckte er seine Identität als Erster auf. Italien ist ja auch naheliegender als Melmak. Da es ein besonderes Anliegen von Rawman ist, die Welt ein bisschen besser zu machen, wurden im nächsten Beitrag Kinderlieder gesungen, denn wo ist die Welt besser als in Kinderliedern? Marie sang zunächst „Ich hab mich verlaufen“ von Rolf Zuckowski und Jörg „Jule wäscht sich nie“ von Gerhard Schöne. Und weil es so schön war, gab es im Anschluss noch ein Duett. Ein herrlich schräger Auftritt, der natürlich wieder mit Likör belohnt wurde. Nun war es Zeit, wie eingangs erwähnt, über Tiere zu sprechen. Im ersten Beitrag von Jens, einem Gedicht, ging es um einen Pandabären, hier ein kleiner Auszug: „Sein Blick schweift über Bambusstiele, die hat er alle ausgelutscht.“ Von den Pandas ging es weiter zu den Löwen in der Kurzgeschichte „Wie ich zu meinem Löwen kam“. Ein völlig überdrehtes, urkomisches Werk über eine Zeitreise ins antike Rom und wieder zurück. Die Zeitreise erfolgte in diesem Fall übrigens nicht etwa per De Lorian oder Telefonzelle, sondern: „Ich reiste per Fön und demgemäß spürte ich einen warmen Luftzug.“ Und auch im nächsten Beitrag wurden die Lachmuskeln strapaziert. Jörg, der zuvor bereits Kinderlieder gesungen hatte, spielte ein Stück, in dem es um die Erweckung des Lazarus von den Toten ging. Dabei verkörperte er gleich eine ganze Reihe von Personen im fliegenden Wechsel, die als Schaulustige gekommen waren um das Wunder zu sehen. Anschließend wurde es Zeit für das große Finale: Herzblatt! Drei Kandidatinnen aus dem Publikum mussten, wie im Original, Fragen beantworten, um den männlichen Kandidaten, Paul vom Ton, von sich zu überzeugen. Die Antworten wurden am Ende selbstverständlich von Susie noch einmal zusammengefasst. Das Rennen um den einsilbigen Paul machte Marie, die sich gegen Samira und Christin durchsetzte. Damit war der letzte Beitrag zu Ende und der Abend so gut wie vorbei. Doch halt, nicht so schnell! Da war doch noch diese Kartoffelkanone. Und genau die wurde nun vor dem Theater demonstriert: Ein wenig Feuerzeugbenzin eingefüllt, Kartoffel in den Lauf gestopft und Feuer. Verblüffend, wie gut das Ding funktioniert! Bei der anschließenden Versteigerung gab Jan mit 15 € das Höchstgebot ab und durfte sich über eine nagelneue Kartoffelkanone inklusive einem Sack Munition, äh Verzeihung, einem Sack Kartoffeln, freuen. Die Show von Rawman (Michale Ruchter vom Volkstheater) und Beautiful Sweatlana (Janny Fuchs, Dramaturgin) konnte erneut das Publikum begeistern, das sich bestimmt schon auf das nächste Mal freut. Das wird im März sein und wer auch einmal auf der Bühne bei „Zwo-Eins-Risiko“ stehen möchte, der schreibt einfach eine E-Mail an Janny Fuchs vom Volkstheater Rostock mit einer Beschreibung des geplanten Auftritts.
29. Januar 2011 | Weiterlesen
Mozarts Zauberflöte im Rostocker Volkstheater
Schafft sie es oder schafft sie es nicht: das hohe F in der Arie der Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“? Die Koloratur mit den höchsten Tönen im klassischen Opernrepertoire ist wohl für jede Sopranistin eine anspruchsvolle Herausforderung. Gern holen sich Theater deshalb externe Verstärkung von erfahrenen Sängerinnen, wenn sie diese Rolle besetzen. Es dürfte also eine Besonderheit des Rostocker Volkstheaters sein, eine Königin der Nacht im Ensemble zu haben, zumal Lisa Mostin diesen Part zum ersten Mal übernimmt. Zwei Jahre hat die junge Belgierin dafür gearbeitet. Am letzten Samstag war schließlich die Premiere im ausverkauften Großen Haus des Rostocker Volkstheaters und … sie hat es geschafft. Eingefasst in einen goldenen Rahmen und ausgestattet von Falk von Wangelin mit leuchtenden Farben und klaren Formen erzählt Regisseurin Babette Bartz das berühmte Zaubermärchen. Obwohl Kostüme und Bühnenbild stark symbolisch gestaltet sind, gelingt es den Darstellern, ihren Figuren einen vielschichtigen Charakter zu verleihen. Sie bewegen sich zwischen Aberglaube und Weisheit, Gefühl und Verstand. Um seine geliebte Pamina (Jamila Raimbekova) zu befreien, wird Tamino (Garrie Davilism) von ihrer Mutter, der Königin der Nacht, zu Sarastro (Mikko Järviluoto) geschickt, der das junge Mädchen entführt hat. Doch bevor die beiden im Happy End zueinanderfinden, müssen sie noch drei Prüfungen bestehen. Um den jungen Helden vor Gefahren zu schützen, erhält er von den drei Damen eine Zauberflöte. Pamino zur Seite steht Papageno. Der volksnahe Vogelfänger wird von James J. Kee mit einer bemerkenswerten Präsenz dargestellt und ist ein echtes Highlight dieser Inszenierung. Eine herausgehobene Rolle in der Rostocker Inszenierung spielen aber auch die drei Knaben, dargestellt von Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Sie treten nicht nur musikalisch in Erscheinung, sondern agieren oft auch stumm auf der Bühne. Wer sie sind und zu wem sie gehören, bleibt ein Rätsel. Gemeinsam mit Julia Ebert, ebenfalls Studentin der HMT, die eine erfrischende Papagena darstellt, ernten sie nach der Premiere den meisten Applaus des erfreuten Publikums. Überzeugt hat auch die musikalische Begleitung der Norddeutschen Philharmonie unter der Leitung des Dirigenten Manfred Hermann Lehner, die bei der Premiere auch mit fliegenden Vogelkeschern im Orchestergraben souverän umzugehen wusste. „Die Zauberflöte“ gehört zu den meist gespielten Opern. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte sie 1791. Das Libretto stammt von Emanuel Schikaneder. Auch in Rostock wurde sie schon oft aufgeführt. Weitere Vorstellungen wird es am 5. Februar, sowie am 5., 10., 20. und 24. März im Großen Haus des Rostocker Volkstheaters geben. Fotos: Dorit Gätjen/VTR
29. Januar 2011 | Weiterlesen
Neujahrskonzert der DSR 2011
Beim diesjährigen Neujahrskonzert der Deutschen Seereederei (DSR) wurden wieder fleißig Spenden gesammelt. Die Gelder kommen der Horst-Rahe-Stiftung zugute, die damit die jungen musikalischen Talente der Young Academy Rostock (YARO) unterstützt. 14 Musiker und Musikerinnen zeigten einen Querschnitt dieses Internationalen Zentrums für musikalisch Hochbegabte. Im voll besetzten Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT) kamen an diesem Abend etwa 5000 Euro zusammen. Dass die Einnahmen gut angelegt werden, bewies Eva Gasparyan. Die junge Flötistin des YARO-Netzwerkes ist bereits eine gute Bekannte auf dem traditionellen Neujahrskonzert. Spielte sie doch bereits im letzten Jahr vor diesem großen Publikum, was sich für sie als Glücksfall erweisen sollte. Denn durch die großzügigen Spenden der Konzertbesucher konnte ihr Wunsch nach einer neuen Querflöte erfüllt werden. „Vielen Dank für diese wunderschöne Flöte. Ich spiele viel und gern darauf“, bedankte sie sich brav bei den großzügigen Geldgebern, nachdem sie das Instrument mit einem Flötenkonzert von Joseph Joachim Quantz vorgestellt hatte. Eva Gasparyan war aber nicht die einzige junge Stipendiatin der Horst-Rahe-Stiftung, die sich an diesem Abend präsentierte, auch die Pianistin Rebecca Krause vom Rostocker Konservatorium gab einen Einblick in ihr herausragendes Können. Mit einer Klaviersonate von Mozart eröffnete sie das diesjährige Neujahrskonzert. Den Wunsch, an der Young Academy zu studieren, hegt auch die zehnjährige Oksana Goretska. Dafür legt sie so oft wie möglich den weiten Weg aus der Ukraine nach Rostock zurück. Und das ist gar nicht immer so einfach. So hatte sie die letzten drei Tage vor dem Konzert im Konsulat in Kiew verbracht und auf ein Visum gewartet. Nur wenige Stunden, bevor sie am großen Flügel des Katharinensaals saß und „Aus dem Karneval“ von Edvard Grieg spielte, war sie erst angekommen. Eine weitere Kandidatin, die sich um ein Stipendium der Horst-Rahe-Stiftung bewirbt, ist die junge Pianistin Kärt Rubel. Sie stellte sich mit einem Auszug einer Sonate von Sergej Prokofieff vor. Ihre Zwillingsschwester Triin Ruubel wird bereits von der Stiftung unterstützt. Gemeinsam gestalteten sie an der Violine und am Flügel mit der Carmen-Fantasie von Pablo de Sarasate den Abschluss des Konzertabends. Aber nicht nur Anwärter und Neulinge der Horst-Rahe-Stiftung wirkten am Neujahrkonzert mit. Ravi Shankar Domingues gab mit einem Stück von Antonio Pasculli seine Abschiedsvorstellung. Der Oboist aus Brasilien ist nur noch ein paar Wochen für die Abschlussprüfungen in der Hansestadt. Dann wird er in sein Heimatland zurückkehren, wo ihm ein Orchester nach einem Gastspiel im Sommer auf der Stelle ein festes Engagement angeboten hatte. Den besonderen Anspruch der Young Academy Rostock, junge Talente von weither zu fördern, unterstrich auch deren Leiter Professor Stephan Imorde. Zweieinhalb Jahre nach der Gründung der YARO vermeldete er, dass das Internationale Zentrum für musikalisch Hochbegabte mit 21 Frühstudenten und 49 Schülerinnen und Schülern im YARO-Netzwerk seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Als besonderes Projekt in diesem Jahr kündigte der Dozent der HMT die Zusammenarbeit mit dem bekannten Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim an, der sich die Rostocker Musikhochschule als einen Partner für den Aufbau seines West-Eastern-Divan-Institutes gewünscht habe. Bereits im Frühjahr sollen Musiker aus Israel und arabischen Ländern nach Rostock kommen und gemeinsam mit den jungen Musikern der YARO musizieren.
28. Januar 2011 | Weiterlesen