Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Baustart für das Darwineum im Zoo Rostock

Baustart für das Darwineum im Zoo Rostock

Laufen für die Affen? Seit gestern ist ein 200 Meter langer Weg im Barnstorfer Wald gesperrt. Zukünftig wird er Läufern nicht mehr zur Verfügung stehen. Denn hier wird gebaut. Auf dem Gelände entsteht das Darwineum, eine Erweiterung des Rostocker Zoos, in dem die Menschenaffen artgerecht untergebracht werden sollen. Eingebettet ist ihre neue Unterkunft in eine zoologische und museale Ausstellung, die die Evolution unserer Erde nach der Theorie des britischen Naturwissenschaftlers Charles Darwin erlebbar machen soll. Gestern nahm Zoodirektor Udo Nagel zum Stand der aktuellen Baumaßnahmen Stellung. Anlass war die in den Medien laut gewordene Kritik Rostocker Laufsportler, die dem Zoo Gigantismus und Zerstörung von Erholungsgebieten vorgeworfen hatten. Es geht um eine Fläche westlich des Rostocker Zoos, auf dem sich bisher das eingezäunte Lagergelände des Zoos befand sowie um ein Waldgebiet, durch das rund 3.200 Meter Laufstrecke führen. Mit Beginn der Baumaßnahmen wurde das Areal, auf dem sich zukünftig das Darwineum befinden soll, eingezäunt. Dadurch verschwanden 200 Meter Hauptweg und 200 Meter einer Nebenstrecke. Insgesamt ist das Gelände etwa 20.000 qm (2 ha) groß. Davon werden etwa 9.000 qm auf dem ehemaligen Lagergelände bebaut. Der Rest gehört zum Außengelände der Affenanlagen. Dafür sollen nur wenige Bäume herausgenommen werden. „Uns liegen die Orangs und Gorillas so am Herzen. Wir müssen etwas tun. Wir haben keine andere Lösung. Deshalb nehmen wir hier unser Recht in Anspruch“, erklärte Udo Nagel. Der Zoo hat nämlich seit 1994 ein Erbbaurecht für dieses Gebiet. Da es der Zoo bislang nicht benötigte, hat er auf eine komplette Einzäunung verzichtet und es so für andere Nutzer offen gelassen. Im Zuge der Neugestaltung wird es eine andere Wegführung geben. „Die Zäune werden so gesetzt, dass man daran entlang laufen kann“, kündigt der Zoodirektor an. Überlegungen zu anderen Standorten seien bei der Planung aus organisatorischen und hygienischen Gründen verworfen worden, da man den Zoo als Einheit erhalten möchte. Lösungen, die eine Brücke oder einen Tunnel vorsehen, seien zu teuer. Alles in allem belaufen sich die Ausgaben für das gesamte Darwineum-Projekt auf 26,8 Millionen Euro. „Es finanziert nicht die Hansestadt Rostock, sondern das Land Mecklenburg-Vorpommern mit Mitteln der Europäischen Union. Der Zoologische Garten Rostock beteiligt sich mit 4 Millionen, worin auch ein Spendenbetrag von einer Millionen Euro enthalten ist“, so Udo Nagel. Die Stadt unterstützt den Zoo in diesem und im nächsten Jahr mit zusätzlichen 470 000 Euro für Begleitmaßnahmen, die nicht in dem Förderprojekt enthalten sind. Damit werden die Verlängerung des Zaunes, Futter, Energie und Personal bezahlt. Seit gestern wird der Mutterboden auf dem Gelände des ehemaligen Lagers abgetragen, um es für den Rohbau, der im März beginnen soll, vorzubereiten. Für den Herbst 2011 ist das Richtfest geplant. Im Frühjahr 2012 soll das Darwineum dann eröffnet werden. Es soll zu einer überregionalen touristischen Attraktion mit Bildungsanspruch werden. Das Darwineum sei in der Form einmalig, so der Zoodirektor. Udo Nagel signalisierte in dem Gespräch mehrmals Diskussionbereitschaft, um die bestehenden Konflikte zu lösen und nach Kompromissen zu suchen. Für die nächsten Wochen ist dazu ein Termin mit Rostocker Sportvereinen geplant. Bild 4: Zoo Rostock

3. Dezember 2010 | Weiterlesen
Fährlinie Rostock-Gedser wird zur Ostsee-Autobahn

Fährlinie Rostock-Gedser wird zur Ostsee-Autobahn

Die Fährlinie Rostock-Gedser wird zur europäischen Meeresautobahn („Motorway of the Sea“). Werner Kuhn (CDU), Europaabgeordneter Mecklenburg-Vorpommerns und Mitglied des europäischen Transportausschusses, informierte gestern über die Entscheidung der Europäischen Kommission. 18 Projekte hatten sich um die Aufnahme ins Kernnetz der vorrangigen transeuropäischen Verkehrsachse beworben, nur acht davon mit Erfolg. 122 Millionen Euro sollen insgesamt in den Ausbau der Häfen in Rostock und Gedser investiert werden. Davon stellt die Europäische Union 24,5 Millionen aus dem Fonds der vorrangigen europäischen Verkehrsstraßen bereit. Rund ein Drittel der Gesamtsumme wird im Rostocker Hafen investiert. Ab April 2010 plant Scandlines den Einsatz von zwei neuen Fähren auf der Strecke nach Gedser, die doppelte Fracht- und eine um 50 Prozent höhere Passagierkapazität besitzen. Am Liegeplatz 54 entsteht dafür ein Kaivorbau mit neuer Doppelstockrampe, der trotz höherer Fährkapazität eine Hafenliegezeit von nur 15 Minuten ermöglichen soll. Ein Pendelverkehr über die Ostsee im Stundentakt wird so möglich. Auf dänischer Seite ist zusätzlich der Bau einer Umgehungsstraße zur Anbindung des Hinterlandes geplant. Der Ausbau des Rostocker ‚Hinterlands‘ ist bisher noch nicht beschlossen. Zwischen Berlin und Rostock klafft auf der Transeuropäischen Verkehrsroute 1 (TEN 1) weiterhin eine große Lücke. Ob diese geschlossen wird, entscheidet die EU 2011. Damit wäre der auch als SCANDRIA bezeichnete Korridor von Skandinavien bis an die Adria komplett. Dass das Bundesverkehrsministerium die Aufnahme der Strecke ins transeuropäische Verkehrsnetz beantragt, gilt als wahrscheinlich. Als „richtige und wichtige Entscheidung für Rostock und das Land“, bezeichnete Verkehrsminister Volker Schlotmann die Entscheidung der EU-Komission. Mit dem Ausbau dürfte die Fährlinie Rostock-Gedser trotz aller Beteuerungen allerdings noch mehr in Konkurrenz zu der umstrittenen Fehmarnbelt-Querung stehen. Schlotmann zeigt sich jedoch gelassen: „Wer von Kopenhagen Richtung Hamburg fährt, wird die Fehmarnbelt-Querung benutzen. Wer in Richtung Berlin unterwegs ist, fährt am schnellsten mit der Meeresautobahn über Rostock.“

2. Dezember 2010 | Weiterlesen
10 Jahre Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern

10 Jahre Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern

Wer hätte das gedacht? So viele Leckereien aus Mecklenburg-Vorpommern und der Wirtschaftsminister spielt dazu die erste Geige. Stimmt natürlich nicht so ganz. Jürgen Seidel griff heute Abend nicht zur Geige, sondern zur Gitarre, zusammen mit seiner Rockband Black Tigers. Und gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Till Backhaus legte er sich am Mikrofon ins Zeug. „Wir zwei fahren irgendwo hin“ schmetterten die beiden einen alten Schlager-Hit, ließen die Gäste über das Ziel allerdings im Ungewissen. Nicht im Ungewissen blieb hingegen der Anlass, der die beiden Landespolitiker heute neben Ministerpräsident Erwin Sellering ins Hotel Neptun führte. 10 Jahre Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern gab es zu feiern. Im Verein Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern haben sich Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft des Landes zusammengetan und betreiben gemeinsames Marketing. Mittlerweile zählt das Netzwerk 75 Mitglieder, 32 Fördermitglieder und drei Kooperationspartner. Im Jahr erwirtschaften die Mitglieder des Agrarmarketing einen Umsatz von 1,8 Mrd. Euro und geben 7500 Männern und Frauen Arbeit. Das überregional aktive Netzwerk wird auch vom Wirtschaftsministerium des Landes unterstützt. „Wir fördern zudem Investitionen der Unternehmen und unterstützen sie bei der Produktentwicklung aus dem Programm für Forschung, Entwicklung und Innovation“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. Die in den letzten Tagen in den Medien laut gewordene Kritik über die Verwendung von Fördermitteln wies Landwirtschafts- und Verbraucherminister Dr. Till Backhaus als überzogen zurück. „Wenn da mal ein Formfehler entstanden ist, dann muss der korrigiert werden. Das nehme ich ernst. Untern Strich zählt aber der Erfolg“, erklärte er in einer Podiumsdiskussion auf der Festveranstaltung. Auch Ministerpräsident Erwin Sellering würdigte die Erfolgsgeschichte des Vereins in seinem Festreferat. Besonders hob er das gemeinsame Vorgehen hinsichtlich der Marketingaktivitäten hervor, um gerade auch auf dem westdeutschen Markt nach 1990 wahrgenommen zu werden. Voraussetzung dafür um Backwaren, Getränke, Obst, Gemüse, Milch- und Molkereiprodukte, Fleisch- und Wurstwaren und Fischprodukte aus Mecklenburg-Vorpommern auch gut verkaufen zu können, ist natürlich deren Qualität. Dass diese vorzüglich ist, darüber waren sich die etwa 150 Gäste der Geburtstagsparty schnell einig. Wer daran noch zweifelte, konnte sich bei einem üppigen Büfett davon überzeugen. Mitglieder des Agrarmarketing-Vereins boten hier Kostproben ihrer deftigen und süßen, warmen und kalten Speisen und Getränke an. Für Unterhaltung sorgte Musik aus der Konserve. Als Höhepunkt gab es live on Stage die Black Tigers feat. Jürgen Seidel und als Special Guest Till Backhaus. Wer sich jetzt noch fragt, wieso eine Rockband Schlager spielt, dem sei versichert, dass die Black Tigers auch anders können. Mit Rockklassikern wie Pink Floyds „We Don’t Need No Education“ wussten sie ebenso zu überzeugen – beim nächsten Mal vielleicht noch mit Henry Tesch und schwups ist die Regierungsband komplett, fast zumindest.

2. Dezember 2010 | Weiterlesen
„Die zertanzten Schuhe“ an der Bühne 602

„Die zertanzten Schuhe“ an der Bühne 602

Weihnachtszeit ist Märchenzeit, auch bei der Compagnie de Comédie an der Bühne 602. Hier wird in diesem Jahr das Märchen „Die zertanzten Schuhe“ gezeigt, nach den Brüdern Grimm und in der Bühnenfassung von Gunnar Kunz. Ein dunkles Geheimnis hütet die schöne Königstochter. Es ist so dunkel, dass sie es nicht einmal ihrem Vater, dem König, erzählen kann. Doch „schließlich kann es nicht sein, dass eine Tochter Geheimnisse vor ihrem Vater hat“, brummelt der König etwas erbost. Jeden Morgen wundert er sich, warum die Schuhe seiner Tochter Löcher haben und sie so erschöpft ist. „Es muss doch irgendjemanden geben, der herausfindet, was des nächtens geschieht“, hofft der besorgte Vater. Und natürlich gibt es den auch. Ein junger Soldat, der weder Furcht vor Drachen, noch Zwiebelsuppe mit Fettaugen hat, will sein Glück versuchen. Drei Nächte gibt ihm der König, um das Geheimnis zu lüften. Dann heißt es Hochzeit und das Königreich oder Kopf ab. Die ersten beiden Nächte verschläft der junge Held glatt. In der dritten Nacht wendet er jedoch eine List an und auch der Zaubermantel, den er zuvor von einer weisen Frau erhalten hat, erweist ihm gute Dienste. So kommt er der Prinzessin auf die Schliche und folgt ihr in eine geheimnisvolle Unterwelt, in der ein mysteriöser Dämon regiert. Das Geheimnis der Prinzessin bleibt nicht das einzige in der Inszenierung von Christoph Gottschalch. Für Verblüffung sorgen auch immer wieder viele kleine Spezialeffekte. „Hää? Das geht doch gar nicht!“ oder „Wie geht denn das?“ hört man von den jungen Zuschauern, die die Vorstellung mit größtem Interesse und Aufmerksamkeit verfolgen. Mit Videotechnik, Pyrotechnik und anderen raffinierten Tricks werden im Theaterstück die Sehgewohnheiten überlistet und eine wundervolle Zauberwelt erschaffen. Märchenhaft und farbenprächtig sind auch die Kostüme und Kulissen von Wolfgang Böhler, in denen sich die drei Hauptdarsteller bewegen. Neben den vielen Momenten des Staunens sorgen sie auch für Heiterkeit. Eckhard Ischebeck als Soldat hebt gleich zu Beginn des Märchens mit einem zackig-schwungvollen Lied die Stimmung. Und auch Jaqueline Maria Rompa als liebreizende Prinzessin und weise Frau sowie Georg Haufler als fürsorglich-grummeliger König und geheimnisvoller Dämon tragen zu dieser unterhaltsamen Vorstellung bei. Eine Vorstellung, die allen großen und kleinen Märchenfans sehr zu empfehlen ist. Für die vielen Kindergartenkinder einer Vormittagsvorstellung war das Theaterstück „Die zertanzten Schuhe“ von der Compagnie de Comédie jedenfalls ein sehr eindrucksvolles Erlebnis. Die fünfjährigen Melina und Inken konnten es kaum abwarten, ihrer „Mama davon zu erzählen“. Weitere Vorstellungen gibt es am 5., 11., 12., 18., 19., 25. und 27. Dezember an der Bühne 602.

30. November 2010 | Weiterlesen
„Hamlet“ an der Bühne 602

„Hamlet“ an der Bühne 602

„Wir zeigen Ihnen ein Stück über Mord, Korruption, Liebe, Verrat und Ehebruch“, kündigen die beiden Zeremonienmeister verheißungsvoll zu Beginn der Theatervorstellung an der Bühne 602 an. Gezeigt wird William Shakespeares „Hamlet“ in der Bühnenfassung des Theaters am Ring. In Szene gesetzt haben es Karsten Schuldt und Torsten Malter. Am Samstag und Montag letzter Woche gab es die Premieren. Zwei Premieren? Ja, denn jede der beiden Besetzungen sollte ihr eigenes Premierenlampenfieber erleben dürfen. „So let the tragedy begin, enter the fools, enter the clowns“, rufen die beiden Zeremonienmeister, dargestellt von Torsten Malter und Jan Willert, ausnahmsweise auf Englisch. Neben den vielen Figuren im Hamlet, die ohnehin schon einiges an komisch-kauzigem Potenzial besitzen, sollen sie narrengleich zu einer leichten Verdaulichkeit des „ernsten und bedeutungsschwangeren“ Stückes beitragen. Denn die Hauptfigur Hamlet hat ein schweres Schicksal zu verkraften. Sein Vater, der König von Dänemark, wurde ermordet. Der Täter ist sein Onkel Claudius, der die Witwe des Königs, Hamlets Mutter, heiratet und den dänischen Thron besteigt. Als Hamlet davon erfährt, sinnt er auf Rache. Um den Täter zu überführen, gibt er vor verrückt zu sein. Simon Große verkörpert vor allem einen wütenden und anklagenden Hamlet. Zielstrebig und selbstbewusst setzt er seinen gefassten Racheplan um. Für Zweifel oder Zögern bleibt nur wenig Zeit. Nach und nach schafft er seine Gegner aus dem Weg, dabei immer eine gewisse Überlegenheit ausstrahlend. Aber das ist auch nicht besonders schwer, da Polonius (Erik Ortlieb), der königliche Oberkämmerer, sowie auch Rosenkranz (Benny Krahn) und Güldenstern (Jan Grigutsch) karikaturengleich als reichlich dümmlich dargestellt werden und für einige Lacher beim Publikum sorgen. Auch der Höfling Osrik mit seinem zum Clown geschminkten Gesicht und falsettierter Stimme, sowie die Totengräber sorgen für komische Momente. Im Kontrast dazu stehen die Szenen mit Ophelia und Claudius. In unschuldsweißem Kleid wandelt Susanne Räsch als Ophelia zart und blass über die Bühne. Nach dem Tod ihres Vaters Polonius wird sie wahnsinnig und stirbt. Claudius plagen nach seiner schäbigen Machtergreifung Gewissensbisse. Toni Madels sehr emotionale Darstellung des verzweifelten Königs stellt einen Höhepunkt der Inszenierung dar. Doch am Ende nützt keine Reue. Alle müssen sterben. „Nirgends wird so schön und so viel gestorben wie im Hamlet“, kündigen die beiden Zeremonienmeister in Jahrmarktsmanier das große Finale an. „Das ist Theater, das ist Shakespeare.“ Selbst wenn die Welt aus den Fugen ist, es gibt immer einen Grund zur Heiterkeit, so zumindest vermittelt es das Theater am Ring. Weitere Vorstellungen sind am 4. Dezember, am 8., 24. und 25. Januar sowie am 7. und 8. März an der Bühne 602 zu sehen.

30. November 2010 | Weiterlesen
„Natur-Momentaufnahmen“ – Ausstellung im StALU MM

„Natur-Momentaufnahmen“ – Ausstellung im StALU MM

„Da war ich natürlich glücklich“, erinnert sich Jürgen Reich an den Moment, als er in früher Morgenstunde in einem Moor in der Nähe Rostocks Wollgras fotografierte. Allein der weiße Wollschopf, dessen lange, feine Haare sich sanft im Morgengrauen wiegen und von der noch tief stehenden Sonne in magisches orange-goldenes Licht getaucht wird, wäre ja schon ein bezauberndes Motiv gewesen. Der Clou jedoch kroch gerade aus dem Wollschopf heraus, als der Naturfotograf seine Kamera auf das Wollgras richtete: ein grünes Heupferd. Es hatte darin Unterschlupf gefunden und wollte wohl gerade ans wärmende Morgenlicht. Doch es bemerkte gleich, dass etwas nicht stimmte, und wollte ganz schnell wieder zurück, erzählt Jürgen Reich, der diesen glücklichen Moment fotografisch festhielt. 44 weitere wunderschöne Natur-Momentaufnahmen können derzeit in der 11. Etage des Behördenzentrums in der Südstadt besichtigt werden. Noch bis zum 22. Februar stellt das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM) auf seinen Fluren Fotografien der Regionalgruppe IX der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) aus. Es werden jedoch nicht nur Tierfotos, sondern auch andere Naturaufnahmen gezeigt. „Wesentliches Ziel ist es, das Bild von der Natur in der Gesellschaft zu verbreiten“, erläutert Dr. Lothar Wölfel, Vertreter der GDT die Erweiterung der Motivwahl seit der Gründung der Gesellschaft vor 40 Jahren. Mittlerweile gehe es den Mitgliedern der GDT auch nicht mehr in erster Linie darum, wissenschaftliche oder dokumentarische Fotografien zu erzeugen. „Uns geht es darum, emotional wirksame Bilder zu erzielen, die letztlich den Betrachter dazu bringen, auch etwas von der Verletzlichkeit der Natur zu empfinden und sich schließlich auch für deren Schutz starkzumachen“, erklärt Lothar Wölfel. Dass man dabei großen Wert auf Authentizität legt und „Tricks“ verpönt sind, betont Jürgen Reich. In der Nachbearbeitung der Bilder beschränken sich die Naturfotografen hauptsächlich auf die Optimierung von Ausschnitt, Kontrast und Helligkeit. Um so erstaunlicher ist daher, welche Aufnahmen den 20 Fotografen, deren Bilder ausgestellt wurden, gelungen sind. Drei sich in der Luft balgende Seeadler; ein Sperber, der sich Wasser aus dem Gefieder schüttelt; ein Spinnennetz mit Raureif; Kraniche im dicken Morgennebel und viele weitere faszinierende Motive haben sie in den letzten fünf Jahren abgelichtet. Action im Tierreich, aber auch idyllische und teilweise auch recht mystische Detail- und Landschaftsfotografien aus allen vier Jahreszeiten gewähren dem Betrachter Einblicke in die Natur, die gar nicht so weit von uns entfernt ist. Die Moore, Wälder und Küsten Mecklenburg-Vorpommerns boten den Fotografen zahlreiche Gelegenheiten, derartige Beobachtungen mit der Kamera festzuhalten. Ihre Vorliebe für warmes, von der Seite auf das Motiv fallendes Licht macht auch deutlich, dass Naturfotografen früh aufstehen müssen. Viel Geduld und Wissen über biologische und meteorologische Zusammenhänge sind weitere Eigenschaften, die sie auszeichnen. Um den Gespensterwald von Nienhagen so fotografisch in Szene zu setzen, wie es Jürgen Reich getan hat, muss man zum Beispiel genau das richtige Wetter abpassen. Denn nur im Winter, wenn es von Norden her schneit, sind die Stämme so schön weiß, wie es auf seiner Fotografie zu sehen ist. Die roten Herbstblätter verleihen der Abbildung darüber hinaus ihren besonderen Reiz. Eine fotografische Punktlandung war auch seine Fotosession mit einer Trauerseeschwalbenfamilie. Die Größe des Kükens, der ruhige Hintergrund, die von Schilf ungestörte Sicht auf das Nest, das seitliche Licht – alles stimmte, um diesen innigen Moment zwischen Alt- und Jungvogel festzuhalten. Aber keine Sorge – die Tiere wurden dabei nicht gestört. Denn die Mitglieder der GDT halten sich an einen Ehrenkodex. „Es geht immer zuerst um die Natur und dann das Bild. Es geht nie darum, aufgrund eines übertriebenen Ehrgeizes die Natur zu schädigen“, versichert Dr. Lothar Wölfel. Na dann kann man sich ja mit ruhigem Gewissen an den Fotografien der Ausstellung „Natur-Momentaufnahmen“ erfreuen, in der die Natur übrigens nicht nur als verletzlich, sondern auch als ziemlich stark dargestellt wird.

29. November 2010 | Weiterlesen
Jubiläumsausgabe der „Risse“ vorgestellt

Jubiläumsausgabe der „Risse“ vorgestellt

Ein Riss ist etwas Unerwünschtes. Ein Fehler in einem Material, eine kaputte Stelle. Wenn es jedoch um „Risse“ geht, dann ist das komplette Gegenteil gemeint. Weder unerwünscht noch kaputt präsentierte die Redaktion ihr Jubiläumsheft am Freitag im Peter-Weiss-Haus. Leider zeigte sich an den leer gebliebenen Stuhlreihen, dass ein abendlicher Weihnachtsmarktbesuch attraktiver zu sein schien, als ein spannendes Kulturangebot – schade. Den Anwesenden wurde jedoch nicht nur ein reichhaltiges Büfett und die neue Ausgabe der Literaturzeitung geboten, sondern auch eine Lesung. Für alle, die noch keine Ausgabe der „Risse“ gelesen haben, hier einige Infos. Neun Redakteure arbeiten ehrenamtlich an der Zeitung für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern. Neben einem literaturkritischen Teil für populäre Literatur, der sich im aktuellen Heft zum Beispiel mit Mark Twain und Christa Wolf beschäftigt, steht natürlich die Förderung von regionalen Autoren im Vordergrund. Dafür wurden Texte von 13 Autoren ausgesucht, von denen drei an dem Abend auch im Peter-Weiss-Haus gelesen haben. Zuerst setzte sich Katrin Volkmann an den Lesetisch. Die gebürtige Greifswalderin, die im Heft mit dem Text „Die Affäre des Poeten“ abgedruckt ist, wollte nach eigener Aussage heute etwas Unterhaltsames präsentieren. In ihrem Vortrag ging es darum, wie man Schriftstellerin wird (autobiografisch) und um die Liebe zu einem Roman. Sie wurde im letzten Risse-Sonderheft „Am Limit“ schon einmal mit einer Geschichte abgedruckt. Der nächste Leser war ein Debütant, obwohl schon Jahrgang 59. Holm Teller, der in Rostock Pädagogik studierte, hatte im Möckelsaal seinen ersten Auftritt vor Publikum. Selbst seine eigene Tochter kannte vor der Veröffentlichung in der Risse noch keine Texte von ihm. Dabei sind die Gedichte alles andere als versteckwürdig. Sätze wie „Ein Leben ist zu wenig zum Sterben“ luden zum Schwelgen und Nachdenken ein. Der letzte Akteur war Carlo Ihde. Der Student der Germanistik und Philosophie in Rostock ist mit drei Beiträgen schon fast so etwas wie ein alter Hase in der Risse. Bevor er jedoch seine überaus gelungene Familientopologie vortrug, gab es eine Reaktion auf die Vorkommnisse bei der Lyriknacht in der letzten Woche. Dort sagte Martin Badenhoop „Nein, Poesie darf nie carloihde werden.“ Ihde konterte dies mit einer flammenden Rede („Poetik ist schon lange carloihde!“, „Es gibt keine Lyrikszene in Rostock“) und endete mit „Halten Sie mich aus, wenn nicht Sie, wer dann?“ Und wenn alle seine Texte so großartig sind, wie der im Heft, dann braucht Rostock vielleicht sogar mehr als nur einen Carlo Ihde. Im Anschluss wurde unter den Anwesenden noch lange diskutiert und dabei ging es natürlich auch um die literarische Fehde zwischen Ihde und dem auch anwesenden Badenhoop. Aber soweit ich weiß, wurden die Schreiber nicht handgreiflich und bekanntlich ist die Feder ja auch mächtiger als das Schwert. Wer Interesse am Jubiläumsheft der Risse hat, kann sich über die Homepage informieren und es dort natürlich auch bestellen.

29. November 2010 | Weiterlesen
Adventssingen unterm Warnemünder Leuchtturm 2010

Adventssingen unterm Warnemünder Leuchtturm 2010

Traditionen muss man bewahren. Gerade in der Weihnachtszeit gibt es viele von ihnen. Ob das nun die Eröffnung des Rostocker Weihnachtsmarktes ist oder aber die Tatsache, dass man an jedem Advent ein Licht anzündet – schön ist es meistens. Und nicht nur das erste Licht am Kranz konnte man heute anzünden, sondern auch zum zehnten Mal beim „Adventssingen unterm Warnemünder Leuchtturm“ zuschauen und natürlich auch mitmachen. Das Wetter war ideal: zwar winterlich kalt, jedoch klarer Himmel und wenig Wind. Sogar einige schneeweiße Farbkleckse schmückten die Kulisse – es war zwar nicht wirklich eingeschneit, doch allemal weihnachtlich. Schon vor dem eigentlichen Beginn sorgte Olaf Sandkuhl für weihnachtliche Musik. Das Besondere daran: Mit seinem mobilen Carillon erreichte er ein richtiges kirchliches Flair. Das transportable Glockenspiel besteht aus 37 unterschiedlichen Glocken und einer Spielerkabine. Die Zuhörer staunten über die Konstruktion, schließlich sieht man nicht häufig ein mobiles Glockenspiel, zumal es das Einzige in ganz Deutschland ist. Um die Kälte ein wenig zu bekämpfen, konnte man den vielerorts angebotenen Glühwein kaufen. Außerdem stärkten sich die Gäste mit selbstgebackenem Stollen – ganz traditionell. Wie schon in den letzten Jahren wurden wieder Luftballons verteilt, mit denen die Kinder ihre Wunschzettel direkt zum Weihnachtsmann fliegen lassen konnten. Einfacher war es natürlich, die Zettel dem Weihnachtsmann persönlich zu geben, denn natürlich ließ er sich so einen wichtigen Termin nicht entgehen. Dann ging es endlich los. Der ganze Platz unter dem Leuchtturm war gut besucht und die Stimmung gut. Einige Gäste hatten ihre Texthefte aus dem letzten Jahr dabei, aber auch für die neuen Gesichter wurden Hefte verteilt. Auf der Bühne, wenn man die erhöhte Treppe so nennen will, waren der Kinderchor der Heinrich-Heine-Grundschule in Warnemünde, der Shantychor „De Klaashahns“ und die Singergruppe „Sing man tau“. Begleitet wurde von Klaus Lass am Keyboard und Heide Mundo an der Gitarre. Es gab Klassiker wie „Oh Tannenbaum“, aber auch unbekanntere Lieder, wie „Weihnachten steht vor der Tür“ aus Prag. Einige Gäste sangen zwar auch mit, die meisten Anwesenden konzentrierten sich aber aufs Zuhören. Nicht nur Warnemünder waren anwesend, auch viele Touristen. Einer von ihnen war Andreas Knarpe aus Berlin. Er ist über das Wochenende hier und war froh, endlich auch mal das Adventssingen zu sehen, was er im letzten Jahr leider um ein Wochenende verpasst hat. „Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn ich es ein wenig schwach fand, dass der Weihnachtsmann seine eigenen Lieder nicht auswendig konnte.“ Im Anschluss an das Konzert wollte der Berliner noch ein typisches Warnemünder Fischbrötchen essen. So ist also wieder eine weitere Tradition an uns vorbeigegangen und Weihnachten kommt immer näher. Bis dahin wird aber sicher noch einiges passieren. Man darf gespannt bleiben.

28. November 2010 | Weiterlesen
Universitätsball der Uni Rostock 2010 im Hotel Neptun

Universitätsball der Uni Rostock 2010 im Hotel Neptun

Es war die Herz-Acht, die Erwin Sellering Glück brachte. Glück heißt in diesem Fall, dass der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern am Samstagabend drei weitere Gäste des Universitätsballs mit der gleichen Spielkarte gefunden hatte und sich mit ihnen zusammen den Preis teilen konnte – eine Tafel Schokolade. Und das schon vor seinen Begrüßungsworten, die er an die 400 Gäste im Bernsteinsaal des Hotel Neptun richtete. Darin lobte er besonders das Miteinander, das sich auf dem Universitätsball zeigte, denn schließlich sei die Universität mehr als die Summe der einzelnen Fakultäten und Lehrstühle, so der Ministerpräsident.„Universitäten sind der Stolz der Städte und der Motor der Entwicklung. Das gemeinschaftlich zu zeigen ist sehr schön.“ Und so waren der Einladung des Rektors Professor Dr. Wolfgang Schareck nicht nur Professoren, Mitarbeiter und Studenten aus den unterschiedlichsten Fakultäten und universitären Einrichtungen gefolgt. Auch Vertreter der Stadt, unter ihnen die Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft Karina Jens, und des Landes mischten sich unter die Ballgesellschaft. Sogar internationale Delegationen aus dem Jemen und Syrien nahmen an diesem universitären Austausch der etwas lockeren Art teil. Denn auf diesem besonderen gesellschaftlichen Ereignis wurde nicht nur ausgiebig getanzt, auch viele interessante Gespräche wurden geführt. Profillinien, Bachelor of Law – alles, was die Universität derzeit so bewegt, darüber konnten sich die Gäste in entspannter Atmosphäre austauschen. Und auch für die Verleihung des 4. Rektorpreises bildete der Ball den feierlichen Rahmen. Für ihre Maßnahmen zur Verbesserung der Studienbedingungen wurde Professor Dr. Brigitte Müller-Hilke vom Rektor ausgezeichnet. Angeregte Gespräche, Preise, flotte Tanzeinlagen – da darf das leibliche Wohl natürlich nicht zu kurz kommen. Um dieses sorgte sich die Gourmetküche vom Hotel Neptun. Mit einer „Kulinarischen Ostseereise“ verwöhnte sie die Gaumen der Gäste mit warmen und kalten Spezialitäten aus Neptuns Reich. Für den Ohrenschmaus waren Good Vibrations zuständig. Die Band hatte sich extra für diesen Anlass gegründet. Dennoch spielten sie nicht zum ersten Mal zusammen. Einigen dürften die fünf Musiker vielleicht auch unter dem Namen Les Bummms Boys bekannt sein. Zum Universitätsball hatten sie sich besonders chic herausgeputzt und ihr Repertoire um einige Tanznummern erweitert. Aber würden sie, deren Karriere als Straßenmusiker begann, auch den Eröffnungswalzer des Rektors meistern? Kein Problem. Trotz lädiertem Knie eröffnete Rektor Schareck mit seiner Gattin souverän den tänzerischen Teil des Abends. Nachdem sich auch Erwin Sellering und seine Frau zum Ehepaar Schareck gesellten, war spätestens beim zweiten Walzer die Tanzfläche voll. Sie sollte es auch den ganzen Abend bleiben, wenn Good Vibrations mit ihrer äußerst gelungenen Mischung aus alten und neuen Songs der Rock und Popmusik die Tanzbeine zum Schwingen brachte. Von „Mein kleiner grüner Kaktus“ bis „Seven Nation Army“ reichte die musikalische Bandbreite, meist im Rock ‘n’ Roll Stil, aber auch Swing und Latin Rhythmen waren zu hören. Und zum Ende hin durften dann auch die Bummms-Boys-Gute-Laune-Klassiker „Eisprung“ und „Muggebedürfnis“ nicht fehlen. Einen musikalischen Kontrast bildete das Duo VioCe. Die beiden Musikerinnen des Freien Studenten Orchesters Rostock begrüßten die Gäste mit Musik von Vivaldi, Bach und Händel. Auch in den wohlverdienten Tanzpausen kam bei den Ballgästen keine Langeweile auf. Ein umfangreiches Showprogramm sorgte zwischendurch für Unterhaltung. Dazu gehörte die Jazz-Dance-Show der Jarits, die afrobrasilianische Kampfkunst von Capoeira Do Baltico und die Feuershow der Santinis. Auch abseits des Tanzparketts bot das Organisationsteam des Balles mit einer Tombola und der Ballolympiade Spannung und Unterhaltung. Viele lächelnde Gesichter lassen darauf schließen, dass der Abend den Ballgästen gefallen hat. Jedenfalls ging es Cynthia Wagner und Manuel Paulus so. Für sie war der Universitätsball „hervorragend“. Besonders das Verhältnis zwischen Musik und Show hob der 29-Jährige Promotionsstudent der Politikwissenschaften lobend hervor. Nur die Getränke waren etwas zu teuer, bedauerte die 23-jährige Sonderpädagogikstudentin. Als „rundum toll“ bewertet auch Ute Paschen den Abend. Sie und ihr Mann Professor Dr. Mathias Paschen sind als „Uni-Blut“ schon immer dabei. Der Professor für Meerestechnik zeigte sich auch diesmal wieder sehr von der Begeisterung angetan, mit der die Studierenden sich auf den Ball vorbereiten. Die Mischung aus älterer und jüngerer Generation, Professoren und Studierenden, lockerer Musik und edler Abendgarderobe dürfte wohl zu den außergewöhnlichen Stärken des Universitätsballes gehören.

28. November 2010 | Weiterlesen
„Portfolio Berlin 01“ in der Kunsthalle Rostock

„Portfolio Berlin 01“ in der Kunsthalle Rostock

„Hansa will ja wieder in die 2. Liga und wir wollen sozusagen in die Bundesliga der Ausstellungen“, gab Dr. Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle, das ambitionierte Ziel seines Hauses in Anspielung auf den 5:0-Sieg des FC Hansa gegen Jahn Regensburg am Samstagnachmittag aus. Der nächste Schritt in Richtung Aufstieg soll die Ausstellung „Portfolio Berlin 01“ werden, die die Werke von acht international bekannten Berliner Künstlern unter einem Dach vereint. Dabei handelt es sich um Norbert Bisky, Peggy Buth, Katharina Grosse, Gregor Hildebrandt, Antje Majewski, Thomas Rentmeister, Thomas Scheibitz und Amelie von Wulffen. Offiziell eröffnet wurde sie am Samstagabend, zu besichtigen ist sie noch bis zum 20. März 2011. Die von Stephan Koal kuratierte Ausstellung ist, wie der Name bereits vermuten lässt, nicht als einzelnes Projekt angelegt, sondern als Serie geplant. Wichtig ist dem Kurator dabei, dass die Ausstellung nicht nur Malerei enthält. Im Gegenteil, es wurden bewusst Künstler ausgewählt, die in ihren Arbeiten verschiedene Disziplinen zeitgenössischer bildender Kunst vereinen und damit die Grenzen reiner Malerei durchbrechen. Betritt man die Ausstellung, so wird man zunächst von einem Vorhang aus Videobändern erwartet, eine Installation des Künstlers Gregor Hildebrandt. Dieser Vorhang versperrt den direkten Durchgang in die große Halle und man sieht sich gezwungen, die Ausstellung – entgegen der Gewohnheit – in entgegengesetzter Richtung zu erkunden. Ein bewusst gewähltes Stilmittel der Ausstellungsmacher. So wird der Besucher zunächst durch die Räume geführt, die Werke enthalten, die sich sehr stark aufeinander beziehen und in den kleineren Räumen besser zur Geltung kommen. Anschließend öffnet sich die Ausstellung dann langsam und führt letztlich in die große Halle, in der Fläche, Farbe und Material im Vordergrund stehen. Den Rundgang eröffnet ein großformatiges Ölgemälde von Antje Majewski, darauf ist die Übergabe der „Entität“ zu sehen. Ein beiliegender Text gehört ebenfalls dazu und hilft dem Betrachter den Inhalt zu verstehen. Die Leinwand genügte Norbert Bisky als Medium nicht mehr, seit zwei bis drei Jahren entwirft er auch Installationen. In seinen Werken werden persönliche Erfahrungen sowie Bilder aus den Medien eingebracht. „Es geht in meinen Arbeiten schon immer um Angst, um Verunsicherung und die Frage, wie man damit umgehen kann“, erklärte er die Idee dahinter. Der Verzicht auf rechte Winkel symbolisiert eine Welt, die aus den Fugen geraten ist. Pillen und Sandsäcke stehen für die Versuche der Menschen, Schutz und Kraft in dieser aus den Fugen geratenen Welt zu finden. Bei Peggy Buth besitzen die Bilder hingegen oft etwas merkwürdiges, so entpuppt sich ein vermeintliches Ölbild schon mal als Teppich oder die Tropfen auf einem anderen Bild als Teer. Ihre Installationen passt die Künstlerin auch stets an die örtlichen Gegebenheiten an, so wurde in der Kunsthalle eine Heizung mit in den anthrazitfarbenen Raum integriert. Anschließend beginnt sich die Ausstellung mit den Werken von Amelie von Wulffen zu öffnen. Von Wulffen arbeitet sehr stark grafisch und überzieht ihre Zeichnungen, Collagen oder Möbel stets noch einmal mit Farbe. Inhaltlich geht es dabei immer um die Geschichte der Familie. Zuletzt wird die große Halle, die ganz ohne Zwischenräume auskommt, betreten. Dort finden sich die Werke von Katharina Grosse, Gregor Hildebrandt, Thomas Scheibitz und Thomas Rentmeister, aber diese müsst ihr schon selbst erkunden. Es soll ja an dieser Stelle auch nicht alles vorweggenommen werden. Besonders hoben die Betreiber der Kunsthalle außerdem den Ausstellungskatalog hervor, der ebenfalls den Namen „Portfolio Berlin 01“ trägt. „Der Katalog ist so frisch wie die Ausstellung“, lobte Jörg-Uwe Neumann die Arbeit des Distanz Verlags Berlin. Das Besondere daran: Die Fotos konnten bereits in der Kunsthalle Rostock geschossen werden. Den Besucher erwartet jedenfalls eine spannende Ausstellung mit – wie es bei acht verschiedenen Künstlern zu erwarten ist – sehr unterschiedlichen Werken, die dennoch sehr homogen wirkt. Einen Besuch ist sie auf jeden Fall wert. Ob es zum Aufstieg in die Bundesliga reicht? Das entscheidet Ihr am besten selbst.

28. November 2010 | Weiterlesen
Rostocker Weihnachtsmarkt 2010 offiziell eröffnet

Rostocker Weihnachtsmarkt 2010 offiziell eröffnet

Es ist immer ein großes Ereignis, wenn Prominenz in der Stadt ist. Doch so hohen Besuch wie heute, haben wir selten. Pünktlich um 14 Uhr legte ein Fischkutter am Stadthafen an. Auf ihm? Der Weihnachtsmann und die Märchentante mit ihrem Gefolge, bestehend aus Räuberlehrling Immerklug, der Eisprinzessin, dem gestiefelten Kater und Weihnachtskobold Krummbein. Am Ufer warten schon viele Familien und jubelten dem Weihnachtsmann zu. Dieser verteilte Karten und die Märchentante hatte Süßigkeiten dabei. Leider musste die fröhliche Stimmung ein wenig unter dem Gedrängel leiden. Einige Kinder weinten, weil sie nichts sahen. Aber zum Glück sind die Akteure noch einige Tage in der Stadt. In Begleitung von Oberbürgermeister Roland Methling, Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und Jörg Vogt von der Großmarkt GmbH ging es dann mit zwei Kutschen die Lange Straße entlang bis zur Marienkirche, von wo die Truppe zu Fuß weiterging. Und bevor der Weihnachtsmann zusammen mit Roland Methling den Markt offiziell eröffnete, wurde auch schnell noch eine Runde im Riesenrad gedreht. Auf der Märchenwaldbühne sorgten unterdessen die Sternenswinger für gute Stimmung. Mit jazzigen Versionen von bekannten Weihnachtsliedern brachten sie die vor der Bühne wartenden Menschen zum Mitschwingen. Dann war es endlich soweit. Die Truppe vom Weihnachtsmann betrat die Bühne. Die Kinder waren begeistert und jubelten dem Bärtigen zu. Dieser nahm zuallererst den von der Stadtbäckerei Junge gesponsorten Stollen in Augenschein. Achteinhalb Meter maß der Weihnachtsmann, ich glaube in Wahrheit war er nicht ganz so lang. Doch bevor es an den Stollen ging, erklärte der Oberbürgermeister den, seiner Aussage nach, „größten Weihnachtsmann im Norden auf der ganzen Welt“ für eröffnet. „So jetzt schneidet endlich den Stollen an, damit ihr Politiker auch endlich mal arbeitet“, sagte der Weihnachtsmann und da ließen sich Roland Methling, Karina Jens und Jörg Vogt auch nicht lange bitten. Verteilt wurde der Kuchen dann vom Weihnachtsmann und seinem Gefolge. Dabei ging es sogar recht fair zu, wer schon ein Stück bekommen hatte, machte Platz, sodass auch weiter hinten stehende Gäste in den Genuss kamen. Und geschmeckt hat es scheinbar, was die Kinder mit lautstarkem Schreien bestätigten. Geschmeckt hat es auch der dreijährigen Emma. Auf dem Arm von Mama Katlen war sie ganz vorne dabei und sehr begeistert vom Weihnachtsmann und seinem Gefolge. Sie möchte gern viele Geschenke haben, hat aber noch keinen Wunschzettel abgegeben. Das geht in diesem Jahr nicht nur an dem Wunschzettelbriefkasten an der Märchenbühne, sondern sogar per E-Mail. Der Weihnachtsmann hat auch eine eigene Homepage. Nach einer kurzen Pause gab es dann noch die Premiere des diesjährigen Weihnachtsmärchens „Krummbein will Karriere machen“ zu sehen. Weihnachtskobold Krummbein beschließt darin, eine Karriere als Modedesigner einzuschlagen. Im Stück selbst wird viel gesungen und getanzt, was die Kinder in der ersten Reihe sichtlich erfreute. Im Großen und Ganzen also wieder ein gelungener Start für den Rostocker Weihnachtsmarkt, der noch bis zum 21. Dezember für Jung und Alt geöffnet ist. Fotos von der Eröffnung des Rostocker Weihnachtsmarktes 2010:

27. November 2010 | Weiterlesen
Arbeiten in Ton und Papier

Arbeiten in Ton und Papier

Stellt man Ton und Papier nebeneinander, so ergibt sich eine ganze Reihe von Kontrasten. Kontraste zwischen schwarz und weiß, leicht und schwer, Feuer, das zum Brennen des Tons benötigt wird und Wasser, das bei der Papierherstellung unverzichtbar ist. Diese Gegensätze sind seit Freitagabend in der Galerie am Alten Markt in der Ausstellung „Arbeiten in Ton und Papier“ zu sehen. Die Werke aus Ton stammen von Andrea Schürgut, die aus Papier von Anke Meixner. Es ist die neunte und letzte Ausstellung in der Galerie in diesem Jahr. Zu Beginn der Vernissage am gestrigen Abend gab es perkussive Musik von Birgit Engel zu hören, was sehr gut zu den teilweise von Afrikareisen inspirierten Werken Andrea Schürguts passte. „Die ersten Töne konnten Sie bereits hören, die nächsten können Sie sehen“, leitete Wolfgang Friedrich, der Vorsitzende des Kunstvereins zu Rostock, scherzhaft vom musikalischen Teil zur Laudatio von Kunsthistorikerin Annette Winter über. Diese gab zunächst einen kurzen historischen Abriss über die verwendeten Materialien Ton und Papier, bevor sie sich mit den Werken der beiden Künstlerinnen befasste. Anke Meixner, die das von ihr verwendete Papier auch selbst schöpft, arbeitet sowohl zweidimensional als auch räumlich, wie in dem Werk „Hülle verlassen“, eines der Hauptthemen der Ausstellung. Ob die Hülle Schutz oder Hindernis darstellt, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Meixner selbst äußert sich wie folgt über das Werk: „In der Hülle klafft ein Riss. Die Hülle ist leer, verlassener Schutzraum, Grenze, Haut, Trennung und Verbindung zwischen innen und außen. Sie umschließt einen kleinen Raum, taucht ihn in warmes Licht, strahlt nach außen.“ In dem Werk „Verwandlung“ wurden dagegen Schnipsel von entwerteten Euroscheinen, die ironischerweise käuflich erwerbbar sind, mit eingebracht. Das wertlos gewordene Geld stellt für Meixner ein Sinnbild für das Artensterben dar. Um „Lebensphilosophien in Ton“ geht es bei Andrea Schürgut. So stellen die ausgestellten Boote etwa Symbole des Übergangs dar, wie die Überfahrt in eine neue Welt. Die schwarze Farbe erhalten die „Seelenboote“ aus Ton durch sogenannten Rauchbrand. In ihren Werken verwendet Schürgut außerdem gerne Tonscherben und Fundstücke von ihren Reisen oder vom hiesigen Ostseestrand. In den Wochen vor der Ausstellung stand die Künstlerin unter besonderer Anspannung. Wollte sie doch noch eine Reihe von Objekten beenden, die extra für diese Ausstellung gefertigt werden sollten. Wenige Tage vor der Ausstellung dann das Unglück: Als sie den Ofen öffnete, fand sie nur noch Fragmente und Tonscherben vor. Nach anfänglicher Enttäuschung entschied sie sich schließlich dazu, zwei dieser Fragmente mit auszustellen. Eine gute Entscheidung, da mehreren Ausstellungsbesuchern ausgerechnet diese Stücke besonders gut gefielen. Die zahlreich anwesenden Gäste zeigten sich aber auch sonst beeindruckt von der Vielfalt an ausgestellten Werken beider Künstlerinnen. „Das erstaunlich an der Ausstellung ist: Es gibt kaum Dinge, die einem gar nichts sagen. Es ist eindrucksvoll und berührt, eine sehr schöne Ausstellung“, gab beispielsweise Prof. Dr. Winkler von Mohrenfels seinen Eindruck der Ausstellung wieder. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 8. Januar 2011. Genügend Zeit also für alle Interessierten, die die Vernissage verpasst haben sollten.

27. November 2010 | Weiterlesen
Haushaltssicherungskonzept - Methling legt Entwurf vor

Haushaltssicherungskonzept - Methling legt Entwurf vor

Am Mittwoch war Innenminister Lorenz Caffier (CDU) im Rostocker Rathaus zu Gast. Zusammen mit der Bürgerschaft wurde diskutiert, wie die Hansestadt ihre Altschulden in Höhe von rund 190 Millionen Euro abbauen kann. Fast schon sah es nach einem Schmusekurs des Ministers aus, von Zugeständnissen beim Schuldenabbau war gar die Rede. Wohl mehr ein frommer Wunsch, denn Lorenz Caffier besteht weiterhin auf einen ausgeglichenen Haushalt, eine konsequente Haushaltskonsolidierung und ein Haushaltssicherungskonzept, das schlüssig darlegt, wie die Altschulden reduziert werden sollen. Vor knapp zwei Jahren hatten sich die Hansestadt Rostock und das Innenministerium als kommunale Rechtsaufsicht darauf verständigt, die Schulden in Höhe von 220 Millionen Euro über einen Zeitraum von 10 Jahren in Raten von je 22,1 Millionen Euro abzutragen. 2018 wäre die schwarze Null erreicht. Dies wurde bislang nicht umgesetzt, zum Jahresende wird in den Büchern immer noch ein Fehlbetrag von etwa 190 Millionen Euro stehen. Mehr als kleinen Kompromiss denn als Zugeständnis dürfte Caffiers Angebot zu verstehen sein, die Konsolidierung bis ins Jahr 2027 zu strecken, würde dies die kommunale Selbstverwaltung der Hansestadt in den nächsten 17 Jahren doch beträchtlich einschränken. Die Entscheidung, sich kurz- oder langfristig zu entschulden, liege jedoch allein in den Händen der Hansestädter, erklärte der Minister – unter Vorbehalt aufsichtsrechtlicher Begleitung versteht sich. Gefordert wird vom Innenministerium ein jährlicher Altlastenabbau von mindestens 10 Millionen Euro. Zusätzlich sollen etwaige Erlöse aus Vermögensveräußerungen in den Schuldenabbau fließen. Nicht zu vergessen das Haushaltssicherungskonzept, das die geforderte Summe schlüssig und nachvollziehbar darstellt. Den ersten Entwurf für das überarbeitete Haushaltssicherungskonzept 2011 – 2018 hat Oberbürgermeister Roland Methling heute der Bürgerschaft übergeben – als Diskussionsgrundlage, wie er sagte, wünsche er sich doch einen konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten. Die Eckpunkte des Papiers stellte der OB bereits heute Nachmittag kurz vor. In der Bürgerschaft zeichne sich eine Mehrheit für den langsameren Schuldenabbau ab, so Methling. Der am Mittwoch von ihm ins Spiel gebrachte Verkauf von sieben Wohnungspaketen der Wiro zu jeweils 25 Millionen Euro sei damit hinfällig. Bei dem ursprünglich vereinbarten Schuldenabbau bis 2018 hätte Methling keine Alternative gesehen, nun sei die Ausgangslage anders. Der vorliegende Entwurf beinhaltet die Entwicklung bis 2018 und hat als Endziel, bis 2028 zu einer vollständigen Beseitigung der Altschulden zu kommen. „Der Eckpunkt, um 94 Millionen Euro Altschuldenabbau bis zum Jahr 2018 zu erzielen, ist der jährliche Verkauf von bis zu 250 Wohnungen der Wiro.“ Diese Zahl stehe in Übereinstimmung mit dem 2008 in der Bürgerschaft gefassten Beschluss, Wohnungsverkäufe auf maximal 250 jährlich zu begrenzen. 6,25 Millionen Euro sollen diese Verkäufe pro Jahr in die Stadtkasse spülen. Auf das geplante Betriebsergebnis und damit den jährlich an die Stadt abgeführten Bilanzgewinn erwarte Methling keine Auswirkungen – höhere Finanzgewinne sollen die Erträge der fehlenden Wohnungen kompensieren. „In das bestehende Haushaltssicherungskonzept ist auch ein Theaterneubau integriert“, ergänzt Methling. 50 Millionen geschätzten Kosten stehen 25 Millionen Fördermittel, vorrangig aus der Städtebauförderung, und drei Millionen Euro aus Verkaufserlösen der alten Theatergebäude gegenüber. Caffier habe am Mittwoch zwar sehr deutlich gesagt, dass aus seiner Sicht Investitionen dieser Größenordnung in Rostock in den nächsten Jahren eigentlich nicht denkbar seien. „Mit dem Wort ‚eigentlich‘ und dem Nachsatz ‚Zumindest ist es sehr kompliziert, ein solches Projekt auf den Weg zu bringen.‘ habe er nach Methlings Meinung die Tür aber offen gelassen. „Wir werden die Planungsarbeiten für das Volkstheater Rostock fortsetzen. Dafür stehen im nächsten Jahr 500.000 Euro im Haushaltsansatz.“ 2014 solle dann auf Grundlage der erzielten Konsolidierungserfolge ein entsprechender Antrag formuliert werden, um dann – Schwerins Zustimmung vorausgesetzt – „2015 mit dem Theaterneubau zu beginnen und eine rechtzeitige Fertigstellung bis zum 24.06.2018 sicherstellen zu können“, rechtzeitig zum 800-jährigen Stadtjubiläum. In den nächsten Tagen soll das Papier in den Fraktionen diskutiert werden. Für den 7. Dezember ist eine Sitzung der interfraktionellen Arbeitsgruppe Haushaltskonsolidierung geplant. Wieder einmal darf man gespannt sein.

26. November 2010 | Weiterlesen
6. Vergabe der Richard-Siegmann-Medaille 2010

6. Vergabe der Richard-Siegmann-Medaille 2010

„Nicht wegschauen, sondern erinnern; Geschichte aufarbeiten und nicht verdrängen“ – mit diesem Ziel rief die Lehrerin Petra Klawitter im Jahre 2001 die Schülerprojektgruppe „Kriegsgräber“ ins Leben. Ihr erstes Projekt beschäftigte sich mit der Erforschung des Lazarettfriedhofs von Gelbensande und der dunklen Jahre des KZ-Außenlagers Schwarzenpfost. Eine Arbeit, die bis heute anhält. Und es kamen weitere hinzu. Inzwischen aber nicht mehr an der Schule in Gelbensande, sondern an der Verbundenen Regionalschule und Gymnasium an der Rostocker Heide Rövershagen. Jeden Montag treffen sich hier bis zu 15 Schüler, um an weiteren Projekten zu arbeiten. Seither gelingt es Petra Klawitter immer wieder, Schüler für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu begeistern. Wie sie das schafft? „Es ist die Vielfalt“, erklärt die Lehrerin: „nicht nur in Akten zu stöbern, sondern auch aktiv zu werden, woanders hinzufahren, den Horizont der Jugendlichen zu erweitern, zum Beispiel durch Kontakte mit Zeitzeugen.“ Einer der Zeitzeugen war Batsheva Dagan. Die Kinderbuchautorin aus Israel hatte im Mai dieses Jahres die Schüler in Rövershagen besucht und davon erzählt, wie sie den Holocaust überlebt hat. „Und trotzdem liebe ich das Leben“, hatte sie damals gesagt und damit auch bei Rebecca Miriam Zube einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die fünfzehnjährige Schülerin engagiert sich schon seit vier Jahren in der Projektgruppe. „Mich begeistert allgemein die Geschichte. Man ist gezwungen etwas daraus zu lernen“, sagt die Zehntklässlerin. Eines der bisher aufwendigsten Projekte der Schüler dürfte wohl das „Mahnmal Eisenbahnwaggon“ gewesen sein, das zu Beginn dieses Jahres eingeweiht wurde. Die Idee dazu entstand bei der Beschäftigung mit Themen wie Zwangsarbeit und Holocaust. Immer wieder tauchten dabei Eisenbahnwaggons auf, erzählt Petra Klawitter. Also stellten sie einen alten Eisenbahnwaggon auf ihren Schulhof, den sie nun unter anderem dafür nutzen, die Ergebnisse ihrer Arbeit auszustellen. Eine Arbeit, für die die Projektgruppe „Kriegsgräber“ der Schule an der Rostocker Heide in Rövershagen am Donnerstag mit der Richard-Siegmann-Medaille ausgezeichnet wurde. „Es ist nicht nur das Aufarbeiten der Vergangenheit, sondern es ist auch das, was sie vorhaben“, lobte Hajo Graf von Vitzthum, Vorsitzender des Kuratoriums der Richard-Siegmann-Stiftung das Engagement und die Pläne der Projektgruppe, sich demnächst mit jüdischen Jugendlichen zu treffen und auch nach Israel zu fahren. Die Richard-Siegmann-Medaille soll an das Wirken und das furchtbare Ende von Richard Siegmann erinnern. Der Leiter der Rostocker Straßenbahn AG engagierte sich ehrenamtlich in zahlreichen Vereinen und trug so zur Entwicklung Rostocks bei. Nach 1933 verlor er als Jude seine Anstellung und seine Ehrenämter. 1943 verhungerten er und seine Frau in Theresienstadt. Mit der alljährlichen Auslobung der Richard-Siegmann-Medaille würdigt die Richard-Siegmann-Stiftung „Menschen unserer Stadt und deren Projekte, die sich ganz im Geiste Richard Siegmanns um die Entwicklung der Stadtgesellschaft verdient gemacht haben“, sagte Hajo Graf von Vitzthum bei der Vergabe der Medaille in der Straßenbahnmittelhalle der Rostocker Straßenbahn AG. Die Auszeichnung ist mit 3000 Euro dotiert und wird jedes Jahr zu einem bestimmten Thema verliehen. Die diesjährige 6. Vergabe widmete sich dem Bereich „Jüdisches Leben in Rostock“. Insgesamt neun Bewerbungen wurden in diesem Jahr eingereicht. Neben dem Hauptpreis wurden drei weitere Förderpreise vergeben, die von Rostocker Unternehmen gestiftet wurden. Sie gingen an den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Juri Rostov, das jüdische Theater Mechaje und Udo Klacak für die Erarbeitung eines Portfolios zum jüdischen Leben in Rostock.

26. November 2010 | Weiterlesen
Weihnachtsmarkt 2010 in der Nikolaikirche

Weihnachtsmarkt 2010 in der Nikolaikirche

Die Nikolaikirche in der östlichen Altstadt ist mehrmals im Jahr das Zentrum der Kunsthandwerker in Rostock. So auch zurzeit, denn zum Weihnachtsmarkt wurden wieder 45 Aussteller gefunden, die ihre Produkte zeigen und natürlich auch verkaufen. Im ersten Moment nach dem Betreten der Kirche kann man das Gefühl bekommen, dass sich im Vergleich zum Martinsmarkt nicht viel geändert hat. Natürlich, es begrüßen einen keine zwei Gänse mehr an der Tür, aber ansonsten sieht man viele bekannte Gesichter. So war auch Holzbildhauer Horst Domröse dabei und das Cateringteam sorgte wieder gut fürs leibliche Wohl. Auch schon beim Martinsmarkt vertreten war Sebastian Bielke vom Verein zur Förderung der östlichen Altstadt e. V. An seinem Stand bot er nicht nur Bilder und Bücher an, welche die östliche Altstadt betreffen, sondern vor allem die Zeitung Ostpost. Das großformatige Heft kommt einmal im halben Jahr heraus und liefert die neusten Nachrichten aus dem Stadtteil. Neben Veranstaltungshinweisen gibt es Interviews und auch politisch mischt sich der Verein ein. So konnte mithilfe der etwa 20 Mitglieder ein Brunnen wieder zum Fließen gebracht werden. Die Zeitung hat eine Auflage von 1500 Exemplaren und kann nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt, sondern auch an 20 Stellen in ganz Rostock gekauft werden, etwa bei Weiland oder Rosenrot in der Langen Straße. Warum so häufig bekannte Gesichter auf den Märkten dabei sind, verriet mir Christian Schumann, der mit seiner Frau Kathrin für die Kunsthandwerkermärkte zuständig ist. „Die obersten Kriterien bei der Auswahl sind, dass es schöne und handgefertigte Produkte sind.“ So komme es eben auch dazu, dass Händler häufiger dabei sind. Jedoch ist es Schumann auch wichtig, dass jeder Markt seine ganz eigene Note bekommt, sodass man manchen Handwerkern auch absagen muss, um mal etwas Neues zeigen zu können. Pro Tag schlendern etwa 1000 Leute durch die Kirche, um das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu finden. „Für einen Handwerksmarkt, der doch recht versteckt liegt, ist das schon eine sehr gute Zahl“, so Schumann. Und bei genauerer Betrachtung fiel auch mir dann das Weihnachtliche auf. So schmückten Tannengrün und ein großer Weihnachtsstern die Kirche. Und auch die Stände haben sich auf das Fest der Liebe eingestellt. So gab es neben den üblichen Produkten wie Marmeladen, Stoffen und Keramik auch viele Weihnachts- und Schneemänner zu sehen. Auch Weihnachtssterne konnte man kaufen oder andere Sachen, die auf die kalte Jahreszeit einstimmen. Noch bis morgen habt ihr die Möglichkeit, euch selbst davon zu überzeugen, dass eine Kirche von der Atmosphäre her der beste Ort für einen Weihnachtsmarkt ist. Vor allem kann man den Besuch dort ideal mit der offiziellen Eröffnung des großen Weihnachtsmarktes um 15 Uhr am Neuen Markt verbinden.

26. November 2010 | Weiterlesen
E-Learning-Projekte an der Universität Rostock

E-Learning-Projekte an der Universität Rostock

JuTu lautet das neue Schlagwort im Bereich des elektronischen Lernens, erklärte Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck gestern bei der Vorstellung der aktuellen E-Learning-Projekte der Universität Rostock. JuTu steht für Juniorstudium und Tutorien. Seit mehreren Jahren können sich Jugendliche im Rahmen des Juniorstudiums bereits während ihrer Schulzeit als „Schüdenten“ an der Rostocker Universität ausprobieren. Ein Erfolgsmodell, das „mittlerweile zu einer Marke geworden ist“, so beschreibt es Prof. Dr. Djamshid Tavangarian von der zuständigen Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Sehr viele Schüler aus verschiedenen Bundesländern und dem Ausland nutzen diese Möglichkeit bereits. Das Besondere daran: Sie können am Ende der Vorlesung wie jeder Student die Prüfung ablegen und so bereits Punkte für das spätere Studium sammeln. Auf 15 Jahre Erfahrung an der Rostocker Uni kann Tavangarian inzwischen zurückblicken. Und auch aus seiner früheren Zeit an der FernUniversität in Hagen weiß er, dass es gerade beim Fernstudium und E-Learning auch auf die persönliche Betreuung ankommt: „Wir lassen den Studenten mit den Vorlesungsmaterialien nicht alleine, sondern wir haben Tutoren, die die Studierenden entsprechend betreuen.“ „Dies ist unser Konzept zum E-Learning“, bekräftigt Rektor Schareck: „E-Learning nicht für sich alleine gestellt, sondern in Verbindung mit dem direkten Kontakt mit Lehrenden, mit Tutorien“, das sei ihr Verständnis von integriertem Lernen (Blended Learning). Dabei soll es keineswegs beim Juniorstudium bleiben. Die Uni Rostock möchte ihre E-Learning-Aktivitäten in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Seine Vision sei es, erläutert Tavangarian, den Prozess des lebenslangen Lernens als ganzheitlichen Prozess zu realisieren, von der Schule, über die Universität bis zur späteren Weiterbildung. So werde im Verbund „Virtuelle Hochschullandschaft Norddeutschland“ gerade ein berufsbegleitendes Online-Studium „Technische Informatik“ entwickelt. Bereits gestartet ist ein weiteres Projekt. Als bundesweit erste Universität hat Rostock in diesem Semester einen internationalen Master-Studiengang aufgelegt, der sich speziell an armenische Studenten wendet. „Es sind Armenier, aber es sind unsere Studenten“, bekräftigt Tavangarian. „Sie sind an der Universität Rostock eingeschrieben und sie werden nach zwei Jahren auch unser Diplom bekommen.“ Grundlage des Studiums sind die originalen Vorlesungsaufzeichnungen – Videos, ergänzt um zusätzliche Informationen, Manuskripte und ausgestattet mit einer komfortablen Navigation. Ganz zeitgemäß auch mittels iPhone und iPad zu nutzen, wie Tavangarian stolz demonstriert. Vor Ort in Eriwan betreibt die Uni Rostock ein Office mit Tutoren, in dem die Studierenden betreut werden. Zehn armenische Studenten sind derzeit für den Studiengang Visual Computing (Bildinformatik) eingeschrieben. „Wir haben in diesem Semester mit dem ersten internationalen Studiengang begonnen und das ist, glaube ich, nicht das Ende“, zeigt sich Tavangarian optimistisch. So gibt es bereits konkrete Anfragen aus dem asiatischen und südamerikanischen Raum. Allerdings, so betont er, immer in Kooperation mit den dortigen Universitäten, denn nur so können die Studenten vor Ort optimal unterstützt werden.

25. November 2010 | Weiterlesen
Horst Evers im moya

Horst Evers im moya

Bevor das moya im Januar schließen muss, gibt es noch einige hochkarätige Termine. Vor allem Leute, die gerne und viel lachen, werden bei Künstlern wie Ingo Appelt, Markus Maria Profitlich und Vince Ebert auf ihre Kosten kommen. Am gestrigen Abend sorgte Horst Evers für prächtige Stimmung im Club. Wer Horst Evers nicht kennt, sollte ihn schnellstens kennenlernen! Er schreibt Geschichten und Lieder und das war es eigentlich schon, doch, was dabei herauskommt, ist urkomisch. Die Geschichten handeln von Alltäglichkeiten, häufig kann man sich bestens darin wiederfinden. Zu Beginn seines gestrigen Auftritts im moya, das mit ungefähr 400 Gästen gut gefüllt war, verriet Evers, dass es eigentlich überhaupt nicht um Sport geht, wie der Titel „Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen“ vermuten lässt. Ursprünglich wollte er das Programm auch „Wahrheit, Liebe, Hoffnung“ nennen, nur entschied er, da sei nicht das ganze Programm abgedeckt. Der Comedian brauchte nicht viele Accessoires für seine Show. Ein Mikro, seine Textmappe, einen kleinen Tisch, ein Glas Wasser und natürlich sein Markenzeichen, ein rotes Hemd. Auf Instrumente, Hilfsmittel oder Videospielereien verzichtete er komplett. Und das war auch gut so, denn so konnte man sich voll auf die Texte und die geniale Vortragsweise konzentrieren. Evers wechselte dabei immer mal wieder vom Schreibtisch ans stehende Mikrofon und las auch nicht nur stumpf die Geschichten vor, die man auch auf der CD findet. Viel mehr schweifte er auch ab, etwa als an einer Stelle noch von Innenminister Schäuble die Rede war: „Ich nehme mir jeden Abend vor, das zu ändern, aber über den Tag vergesse ich das dann.“ Das Ganze wirkte sehr persönlich und man kann sich gut vorstellen, dass die Geschichten wirklich dem Leben des Künstlers entnommen sind und nicht bloß seiner Fantasie. Es ging um geklaute Fahrräder, das Projekt Nichtrauchen („Der Vorteil vom Nichtrauchen ist, dass einem nicht mehr viele Gedanken durch den Kopf gehen, sondern nur einer: Ich will rauchen!“), die Erkenntnis, dass der Spruch „Wer saufen kann, kann auch aufstehen“, eine Lüge ist und Probleme bei der Installation von Routern. Und, wie Evers berichtete, hat er häufiger Probleme mit elektrischen Geräten, die, im Gegensatz zu einem Router, zu unhandlich zum aus dem Fenster schmeißen sind. Dafür hat er sich einen Eierkocher gekauft, den er stattdessen bei Problemen mit dem Drucker aus dem Fenster wirft. In seiner ersten Zugabe verriet der Berliner, dass sein nächstes Buch am 15. Januar erscheint und den Titel „Für Eile fehlt mir die Zeit“ tragen wird. Es wird dabei vor allem um das Thema Zukunft gehen. Und da auch nach der letzten Geschichte immer noch frenetisch gejubelt wurde, kam Evers noch mal auf die Bühne und sang zum Abschluss sogar ein Lied. Wie für eine Lesung üblich, verkaufte der Autor nach dem Programm noch Bücher und CDs und signierte diese natürlich auch. Alle drei angebotenen Bücher sicherten sich auch Anja Baufeld und Rico Fürstenberg. Die beiden Rostocker kennen Evers schon lange und es hat ihnen auch diesmal wieder super gefallen: „Live ist es noch mal besser als auf Platte oder im Buch.“ Anja war besonders begeistert von der Geschichte mit dem Router, da man sich da auch gut selbst erkennen kann. Auch auf das nächste Buch freuen sich die beiden schon sehr. Auch wenn die Veranstaltung ein weiterer Schritt in Richtung Schließung des moyas war, kann man doch wenigstens nicht von einem Ende mit Schrecken, sondern von einem Ende mit viel Freude sprechen.

25. November 2010 | Weiterlesen
Ein Licht für jede Frau 2010

Ein Licht für jede Frau 2010

Das Wetter kennt kein soziales Engagement. Das wurde gestern mal wieder bewiesen. Pünktlich zur Aktion „Ein Licht für jede Frau“ auf dem Doberaner Platz setzte der Winter zum ersten Mal in diesem Jahr richtig ein. Eisiger Schneeregen, böiger Wind und frostige Kälte bestimmten das Klima. Doch das konnte die Veranstalterinnen vom Verein „Frauen helfen Frauen“ nicht davon abbringen, ein Zeichen zu setzten. Die Aktion „Ein Licht für jede Frau“ findet traditionell im Rahmen der Anti-Gewalt-Woche statt. Um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen herum organisiert der Verein „Frauen helfen Frauen“ in dieser Woche Informationsveranstaltungen, die sich mit dem Thema Gewalt an Frauen und Kindern auseinandersetzen. Die diesjährige Anti-Gewalt-Woche steht unter dem Motto „Mut zeigen, Schweigen brechen, Gehör finden.“ 794 Teelichter und Kerzen wurden auf dem Doberaner Platz aufgestellt und von Helfern aber auch Passanten entzündet. 794 ist die Zahl der Frauen, die im letzten Jahr in Rostock Hilfe beim Verein gesucht haben, weil sie von häuslicher Gewalt betroffen waren. Einerseits eine positive Zahl, wie Lena Melle, Mitarbeiterin in der Fachberatungsstelle für sexualisierte Gewalt, berichtet. „Immer mehr Frauen suchen Hilfe und wollen das Schweigen brechen.“ Andererseits sei aber abzusehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist. Neben den brennenden Lichtern wurden auch Kunstwerke und Gedichte von betroffenen Frauen ausgestellt. Doch nicht nur die brennende 794 mitten auf dem Doberaner Platz erregte Aufmerksamkeit der Passanten. Auch die Trommelgruppe Sambucus sorgte mit der musikalischen Begleitung für viel Krach und Aufmerksamkeit. Die Trommelschule hat 30-40 Mitglieder und bei Auftritten wie diesem kommen Musiker aus unterschiedlichen Städten zusammen, um zu spielen. Neben dem Verein „Frauen helfen Frauen“ waren auch andere soziale Einrichtungen zugegen, zum Beispiel der Weiße Ring oder das Frauenhaus Rostock. In den begleitenden Reden betonten die Frauen noch einmal, wie wichtig es ist, das Schweigen zu brechen und Licht ins Dunkel zu bringen. „Es geht auch um Respekt vor Frauen, die sich getraut haben zu zeigen, dass häusliche Gewalt ein allgegenwärtiges Problem ist.“ Auch Rostocks Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Thielk und die Präsidentin der Bürgerschaft, Karina Jens, unterstützen die Veranstaltung. Jens sagte in einer kurzen Rede, dass es wichtig ist, zu sensibilisieren. „Wir müssen den Frauen Mut und Hoffnung machen“, sagte sie weiter. Sie lobte auch das Engagement vom Verein „Frauen helfen Frauen“ und allen anderen Unterstützern. Ich glaube, es ist gelungen, ein Zeichen zu setzen. Viele Interessierte wollten wissen, was es mit der erleuchteten 794 auf sich hat. Und auch, wenn es nicht die besten Witterungsbedingungen waren, wurde doch gezeigt, wie wichtig Zivilcourage und offener Umgang mit Gewalt gegen Frauen wirklich sind.

25. November 2010 | Weiterlesen
Gentechnik-Prozess im Amtsgericht Rostock eingestellt

Gentechnik-Prozess im Amtsgericht Rostock eingestellt

Das Verfahren gegen drei mutmaßliche Genfeldbesetzer wurde ohne weitere Auflagen eingestellt. Ihnen war vorgeworfen worden, im April 2009 mit einer Gruppe von 20 Aktivisten ein Gentechnik-Versuchsfeld des AgroBio Technikum bei Groß Lüsewitz 20 km östlich von Rostock besetzt zu haben. Der erste Verhandlungstermin am 1. Juni dieses Jahres war wegen Tumulte im Gerichtssaal ausgesetzt worden. Nachdem etwa 30 Sympathisanten einen geordneten Ablauf mit unaufgeforderten Wortmeldungen und Gesängen unmöglich machten, wurde der Gerichtssaal geräumt. Auch außerhalb des Gerichtsgebäudes kam es anschließend zu tumultartigen Szenen. Für den für heute neu angesetzten Termin der Hauptverhandlung wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Dennoch demonstrierten etwa 30 Personen vor dem Gerichtsgebäude in der Zochstraße mit Transparenten und einem Infostand gegen den Einsatz der grünen Gentechnik und die Rolle der staatlichen Organe. Auf dem Flur vor dem Gerichtssaal hatte sich ebenfalls eine Gruppe Sympathisanten versammelt, um den Ausgang des Prozesses abzuwarten. Mit einem Kinderspiel versuchten sie sich die Zeit zu vertreiben. Als die anwesenden Polizisten befürchteten das laute Klatschen und Rufen des Spiels könnte die Verhandlung stören und sie um Ruhe baten, kam es kurzzeitig zu einer angespannten Situation. Nach einer guten halben Stunde verließen die drei Angeklagten den Gerichtssaal. „Für uns ist das Verfahren jetzt abgeschlossen“, erklärte Alexander, einer der drei angeklagten Gentechnik-Gegner. „Das ist aber nicht das Ende von unserem Protest und Widerstand gegen die Gentechnik“, verkündete der 21-Jährige. Erst gestern hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe das geltende Gentechnikgesetz bestätigt und der Politik enge Grenzen gesetzt. „Angesichts eines noch nicht endgültig geklärten Erkenntnisstandes der Wissenschaft bei der Beurteilung der langfristigen Folgen eines Einsatzes von Gentechnik trifft den Gesetzgeber eine besondere Sorgfaltspflicht“, heißt es in der Urteilsbegründung. Damit scheiterte ein Vorstoß der ehemaligen schwarz-gelben Landesregierung Sachsen-Anhalts, die den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen erleichtern wollte.

25. November 2010 | Weiterlesen
Online-Matrikel-Portal der Universität Rostock gestartet

Online-Matrikel-Portal der Universität Rostock gestartet

Stolz zeigt Dr. Angela Hartwig die älteste Matrikel der Universität Rostock. „Sie umfasst die Jahre 1419 bis 1760“, erläutert die Leiterin des Universitätsarchivs, „und beinhaltet 48.000 Eintragungen.“ Dass Hinricus und Hermannus Toke zu den ersten Studenten gehörten, die sich im Gründungsjahr 1419 an der Universität Rostock eingeschrieben haben, ist Teil der langjährigen Geschichte der Rostocker Alma Mater. Dass die beiden jetzt auch im Internet zu finden sind, zeigt die Verbindung von Tradition und Moderne, getreu dem Motto der Uni Rostock: Traditio et Innovatio. Mit einem symbolischen Mausklick schaltete Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck heute das Online-Matrikel-Portal der Universität Rostock frei. „Wir haben eine einzigartige Situation“, beschreibt es Wolfgang Schareck. „Wir können auf die Studierenden von 1419 bis 1927 zurückschauen, in den historischen Büchern, mit den historischen Matrikelkarten“ – all das jetzt ohne Archivbesuch, ganz bequem per Internet. Ein Projekt, das in dieser Form in Deutschland einzigartig ist, betont der Rektor. Neben Dr. Hartwig brachte Prof. Dr. Kersten Krüger, Beauftragter des Rektors für die Universitätsgeschichte, den Stein ins Rollen. Unterstützung beim Aufbau der Datenbank kam aus dem Fachbereich Informatik. „Mein Freund, Herr Tavangarian, ist die Innovation und ich selber stehe für die Traditio“, drückte es der Historiker Krüger etwas salopp aus. „Aber wir verbinden uns auf das Glücklichste hier in der Matrikeldatenbank.“ Koordiniert hat das Projekt Karsten Labahn von der der Forschungsstelle Universitätsgeschichte. Zusammen mit Doreen Brandt, Robert Stephan und unzähligen studentischen Hilfskräften wurde im Mai 2008 mit der Übertragung der Informationen aus den Matrikeln begonnen. Die älteste Matrikel mit den Einträgen bis 1760 wurde schon vor etwa 100 Jahren in 20-jähriger Arbeit durchforstet und gedruckt. „Diesen Teil konnten wir aus der Druckedition in die Datenbank übertragen“, erläutert Labahn. Neben Namen, Herkunft und Datum der Immatrikulation finden sich ab dem 19. Jahrhundert vielfach weitere Informationen, wie Studienfächer, akademische Titel, Geschlecht, Religion oder auch die Berufe der Eltern. Was die reine Datenbank zu einem Portal macht, so Labahn, sind die weiterführenden Links. So können etwa die digitalisierten Originalseiten mit den originalen Handschriften der Matrikelbücher eingesehen werden. Eine interaktive Karte zeigt den Herkunftsort des Studenten und über Links kann auf den Professorenkatalog und das Vorlesungsverzeichnis des jeweiligen Semesters zurückgegriffen werden. „Eine ganz neue Möglichkeit bietet die PND-Nummer“, nennt Labahn eine weitere Besonderheit des Portals. Über diesen eindeutigen Personenidentifikator, der von der Deutschen Nationalbibliothek geführt wird, können Verknüpfungen zu anderen Portalen hergestellt werden, etwa zu Wikipedia oder zur Deutschen Biographie. „Und wir haben etwas sehr Pfiffiges gemacht“, lädt Dr. Krüger alle zum Mitmachen ein. Es gibt ein Kommentarfeld, über den jeder, der seine Vorfahren hier findet, der Datenbank weitere Informationen hinzufügen kann. Historisch Interessierte können einzelne Semester durchstöbern, die Datenbank kann aber natürlich auch nach vielfältigen Kriterien durchsucht werden. Im Matrikel-Portal finden sich nicht nur weitgehend bekannte Studenten wie Fritz Reuter, Tycho Brahe oder Erich Kästner. So gehört etwa auch Jakob Ulffson, Erzbischof von Uppsala und Mitbegründer der ältesten schwedischen Universität, zu den Ehemaligen. Etwa 72.000 Einträge sind bisher in der Datenbank erfasst. Bis 1927 sind die Daten bereits komplett, bis 1945 sind sie fast fertig, so Dr. Krüger. Bis zum 600-jährigen Jubiläum im Jahre 2019 soll die Datenbank vollständig sein – bis 1994. Seit diesem Jahr werden die immatrikulierten Studenten bereits elektronisch erfasst. Fest eingeplant sei auch die Anbindung an die Alumni-Datenbank. Tradition soll greifbar werden und „wir wollen unsere Studis an die Universität binden“, erklärt Krüger seine Motivation für das Projekt.

24. November 2010 | Weiterlesen
Bald nun ist Rostocker Weihnachstmarktzeit 2010

Bald nun ist Rostocker Weihnachstmarktzeit 2010

Zweimal werden wir noch wach, dann öffnet wieder der alljährliche Weihnachtsmarkt in der Rostocker Innenstadt seine Pforten. Die Vorbereitungen laufen dafür auf Hochtouren. Nachdem in der letzten Woche bereits die großen Weihnachtsbäume aufgestellt wurden, haben sie gestern ihre Lichterketten erhalten. Auch die vielen Buden werden nach und nach eingeräumt, damit sie in den nächsten Wochen zum Bummeln einladen. Über drei Kilometer erstreckt sich diese Bummelmeile, vom Neuen Markt bis zur Fischerbastion. 300 Schausteller und Markthändler sind dafür aus 14 Bundesländern, Polen, den Niederlanden und aus Finnland nach Rostock gekommen. Der Rostocker Weihnachtsmarkt gilt als größter Weihnachtsmarkt in Norddeutschland. Ein besonderer Höhepunkt wird wieder der historische Weihnachtsmarkt sein. In diesem Jahr bezieht er erstmals im Garten des Klosters zum Heiligen Kreuz sein Quartier. Hier wird jene Kulisse geboten, die für Gemütlichkeit, Besinnung im Banne der Geschichte und für die Aktionen der Darsteller mittelalterlicher Alltagskultur ideal geeignet sind, so die Veranstalter. Das „Zelt- und Wagendorf“ mit etwa 25 Handwerks- und Handelsstände und rund 50 Künstlern, Gauklern, Schankwirten und Handwerkern ist am Besten über den Kleinen Katthagen zu erreichen. Für Unterhaltung während der 28 Veranstaltungstage sorgt ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Über 70 Veranstaltungen sind auf der Märchenbühne auf dem Neuen Markt und auf der Bühne des Historischen Marktes geplant. Die Hauptperson dabei wird natürlich der Weihnachtsmann sein. Unterstützt wird er wieder traditionell von der Märchentante. Auch Piratenkapitän Feuerschlund hat sich angekündigt und wird vor allem im Klostergarten sein Unwesen treiben. 1 bis 1,5 Millionen Besucher erwartet Jörg Vogt, Geschäftsführer der Großmarkt Rostock GmbH. Denn nicht nur hierzulande erfreut sich der Rostocker Weihnachtsmarkt großer Beliebtheit. Auch für Gäste aus Schweden und Dänemark gewinnt das vorweihnachtliche Treiben in Rostocks Innenstadt zunehmend an Attraktivität. Damit die Besucher auch eine möglichst freie Fahrt zum Weihnachtsmarkt haben, werden alle Baumaßnahmen im Hauptstraßennetz mit Beginn des Rostocker Weihnachtsmarktes beendet. „Die Innenstadt wird in den nächsten Wochen uneingeschränkt erreichbar sein“, verkündet Heiko Tiburtius, Leiter vom Tief- und Hafenbauamt. Aufgrund des zu erwartenden hohen Verkehrsaufkommens vor allem an den Wochenenden empfiehlt er die Nutzung des Öffentlichen Personen Nahverkehrs. Für einen reibungslosen Ablauf in den nächsten Wochen ist auch die Rostocker Polizei im Einsatz. 24 Stunden wird sie um und auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt präsent sein. Gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen werden spezielle Jugendschutzstreifen mit Vertretern des Jugendamtes eingesetzt. Auch auf die derzeit erhöhte Terrorgefahr hat sich die Polizei eingestellt und wird an zwei Standorten „martialischer“, wie sich der Leiter der Rostocker Polizeiinspektion Peter Mainka ausdrückte, auftreten. Konkret heißt das, dass Polizisten mit Weste und Maschinenpistolen ausgerüstet sein werden, wie es derzeit auch auf dem Bahnhof schon praktiziert wird. Na dann hoffen wir mal auf eine fröhliche und friedliche Vorweihnachtszeit und dass niemandem der Glühwein zu Kopfe steigt.

23. November 2010 | Weiterlesen
„Der Schimmelreiter“ im Theater im Stadthafen

„Der Schimmelreiter“ im Theater im Stadthafen

Vielen dürfte Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ wohl aus dem Deutschunterricht bekannt sein. Damals wie heute gehört er zum Kanon der Schullektüre. Ein Klassiker eben, aber für viele wohl ein ziemlich spröder. Koog, Priel, Fenne und viele andere friesische Landschaftsbegriffe machen ihn gerade für junge Leser nicht einfach zu lesen. „Das Buch hat viel zu viel mit Deichbau zu tun“, meint jedenfalls die dreizehnjährige Sophia. Maria, vierzehn Jahre alt, pflichtet ihr bei und ergänzt, dass auch die alte Sprache schwer zu verstehen sei. Immerhin stammt der Schimmelreiter aus dem Jahre 1888. Die beiden Achtklässlerinnen der ecolea-Schule in Warnemünde „mussten“ die berühmte Novelle gerade erst im Unterricht lesen. Gemeinsam mit ihrer Klasse besuchten sie am Freitagabend die Uraufführung der Theaterfassung von Kay Wuschek im Theater im Stadthafen. Ob ihnen auf diese Weise „Der Schimmelreiter“ näher gebracht wird? Es muss ja einen Grund geben, warum sich gerade junge Zuschauer, und die waren zahlreich zur ersten Vorstellung erschienen, mit dem Schimmelreiter beschäftigen (sollen). Immerhin, das zentrale Motiv des Schimmelreiters, den der alte Theodor Storm kurz vor seinem Lebensende verfasst hat, ist eine Gespenstergeschichte. Geschichten von übernatürlichen Phänomenen? Wenn junge Leute Geschichten von Vampiren oder Zauberei mögen, dann muss doch auch der Schimmelreiter etwas für sie sein. Doch dieser Aspekt der Novelle wird in der Bühnenfassung von Kay Wuschek eher am Rande dargestellt. Im Mittelpunkt steht der Schimmelreiter Hauke Haien und dessen Streben nach Selbstverwirklichung. Eine Aufgabe, mit der sich bekanntermaßen jeder Heranwachsende auseinandersetzen muss. Auf der Suche nach Selbsterkenntnis reflektieren die großen Spiegel auf der Bühne daher nicht nur den Protagonisten, sondern auch das Publikum. Gezeigt wird die Entwicklung Hauke Haiens vom jungen Sohn eines Landvermessers zum mächtigen Deichgrafen. Zu dem er nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten (als kleiner Junge las er den Euklid auf Holländisch), sondern auch durch die Hochzeit mit Elke, der Tochter des alten Deichgrafen, geworden ist. Ehrgeizig setzt er in diesem hohen Amt seinen Jugendtraum um, einen Deich zu bauen, der der Gemeinschaft dient. Doch ausgerechnet mit dieser Gemeinschaft gerät er ständig in Konflikte. Zuerst mit seinem Vater, der seinen Sohn nicht ernst nimmt, dann mit Ole Peters, der ihm seine Frau und seine Position neidet und schließlich mit der gesamten Dorfgemeinschaft, die sein Konzept nicht akzeptiert. Als Kind, verliebter Teenie, machtbewusster Mann mit Verantwortung für seine Familie und die Dorfgemeinschaft – die vielen Facetten Hauke Haiens werden durch Stephan Fiedler hervorragend dargestellt. Seine Bühnenpartnerin ist Caroline Erdmann. Sie zeigt ebenfalls sehr überzeugend, wie sich Elke von einem unbekümmerten Mädchen zu einer fürsorglichen Mutter und Ehefrau entwickelt. Die Rolle des Vaters und des Oberdeichgrafen hat Jakob Kraze übernommen. Hauke Haiens Gegenspieler Ole Peters wird von Alexander Flache verkörpert. Durch ihre intensive Darstellung gelingt es dem Ensemble, das Publikum zu fesseln. Ob heitere oder schaurige Momente, die jungen Zuschauer halten sich mit vernehmbaren Reaktionen wie Lachen und Seufzen nicht zurück. Besonders beeindruckende Szenen werden auch zwischendurch mit kurzem Applaus belohnt. Nur manchmal geraten die erzählenden Passagen, die teilweise aus dem Off, teilweise von den Figuren übernommen werden, etwas lang. Dafür sorgt junge Musik zwischendurch wieder für etwas Auflockerung. Maria und Sophia fanden die Aufführung jedenfalls „gut“. „Sie haben das so gut nachgespielt“, erklären sie nach der Vorstellung und loben besonders die Handlung, die sich nicht so sehr auf die Deiche konzentrierte. Für sie war es ein gelungener Abend und „keine Zeitverschwendung“. „Der Schimmelreiter“, in der Bühnenfassung von Kay Wuschek, der auch Regie führte, ist eine Kooperation des Volkstheatersmit dem Berliner Theater an der Parkaue. Weitere Vorstellungen im Rostocker Theater im Stadthafen gibt es am 27., 29. und 30. November sowie am 11. und 16. Dezember. Später soll das Stück auch in Berlin gezeigt werden.

23. November 2010 | Weiterlesen
Herbstlaub 2010 in der anderen buchhandlung

Herbstlaub 2010 in der anderen buchhandlung

Ein typischer Novembertag. Es ist ekliges Wetter, regnerisch und windig, die Blätter verstopfen die Abflüsse und lassen so riesige Pfützen entstehen und es wird schon um 16 Uhr dunkel. Ein idealer Tag also, um mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Doch welches von den ungefähr 100.000 Neuerscheinungen im Jahr soll man lesen? Ihre persönlichen Tipps gaben am Samstagabend der Inhaber der anderen buchhandlung, Manfred Keiper und Klaus-Dieter Kaiser. Kaiser ist Theologe, Pastor und seit sechs Jahren der Leiter der Evangelischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern. Zudem ist er ein Vielleser, wie Keiper verriet. Er zeigte sich erstaunt, wie man neben einer wichtigen geistlichen Tätigkeit noch Zeit hat, um jede Woche zwei bis drei Bücher zu lesen. Die Vorstellung war in drei Abschnitte eingeteilt. Da das Team der anderen buchhandlung ein reichhaltiges Büffet vorbereitet hatte, konnten nur 60 Gäste an dem Abend teilnehmen. Laut Keiper hätte er aber noch 20 Karten mehr verkaufen können, so groß sei das Interesse gewesen. Zu Anfang bekam jeder Gast eine Liste mit den 20 empfohlenen Büchern, von denen aber aus Zeitgründen nicht alle besprochen wurden. Den ersten Abschnitt kann man mit dem Thema amerikanische Autoren zusammenfassen. Vor allem Südamerikaner waren häufig vertreten. Der erste Tipp des Buchhändlers war „Das Kaninchenhaus“ von Laura Alcoba. Die Argentinierin erzählt aus der Sicht eines siebenjährigen Mädchens, wie die Militärdiktatur die Menschen verändert hat. Argentinien war in diesem Jahr Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse, was das gesteigerte Interesse an der Literatur des Landes erklärt. Kaiser empfahl zuerst zwei Bücher des chilenischen Schriftstellers Roberto Bolano. Die Bücher „2666“ und „Lumpenroman“ sind posthum erschienen, Bolano starb 2003. Das erste Buch ist mit über 1000 Seiten ein richtiger Wälzer, mit dem man alleine schon fast die dunkle Zeit überstehen kann. Der Lumpenroman ist dagegen mit knapp 100 Seiten recht kurz aber durchaus kurzweilig. Es folgten noch einige Krimis, zum Beispiel „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell. Mit seinem Debütroman sorgte er schon für einiges Aufsehen. Nicht umsonst steht auf dem Buchrücken: „So zynisch als hätte Tarantino bei Dr. House Regie geführt.“ Nebenbei verriet Keiper auch, dass in diesem Jahr erstmals mehr Krimis als „normale“ Romane auf dem deutschen Buchmarkt erschienen sind. Nach der ersten Pause, in der sich die Gäste am wirklich sehr guten Büffet stärkten, ging es mit Sachbüchern weiter. Empfohlen wurde zum Beispiel „Die Stabilisierungsmoderne“ von Heinz Dieter Kittsteiner. Das Buch sollte den Anfang einer sechsteiligen Reihe bilden, wird aber nach dem unerwarteten Tod des Autors allein für sich stehen bleiben müssen. Betrachtet wird die Geschichte Deutschlands im Dreißigjährigen Krieg aus der Sicht eines Söldners. Keiper sagte: „Dieses Buch hat meine Neugier wirklich angefacht – Lektüre für den bildungsbürgerlichen Haushalt.“ Es wurden noch einige weitere Sachbücher vorgestellt, doch richtig spannend wurde es dann noch einmal im dritten Teil. Nach der zweiten Pause eröffnete der Buchhändler: „Wir haben ein kleines Zeitproblem. Eigentlich wollten wir Sie jetzt schon verabschieden.“ Trotzdem besprachen die Männer auch die letzten Bücher, die vor allem amüsantere Lektüre beinhalteten, noch gründlich. So empfahl Kaiser zum Beispiel „Der verirrte Messias“ von Peter Henisch. „Dieses Buch ist irre, ein wirklich abgefahrener Roman“, urteilte der Pastor. Es geht, kurz gesagt, um eine Literaturkritikerin, die einen Mann kennenlernt, der sich für Jesus hält, was zu einigen komischen Situationen führt. Das letzte Buch des Abends war „Mein erstes Auto war rot“ von Peter Schössow, ein Kinderbuch, das dem Buchhändler nur zufällig auf der Buchmesse in die Hände gefallen war. Er verliebte sich jedoch sofort und kaufte gleich drei Exemplare, eines für sich, die anderen für seine zwei Söhne. Dieses Buch ist für Kinder eigentlich viel zu schade, so Keiper und er riet, es Kindern vorzulesen, um auch selbst Freude daran zu haben. Wer den Abend verpasst hat und unter den hier vorgestellten kein Buch für sich entdeckt hat, der kann natürlich einfach in die andere buchhandlung gehen und sich dort von den sehr freundlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beraten lassen.

22. November 2010 | Weiterlesen
Theaterprojekt „Linie 7“

Theaterprojekt „Linie 7“

Wenn man in Rostock eine Straßenbahn mit der Nummer sieben sieht, dann wird ein Fahrschüler auf seinen zukünftigen Dienst vorbereitet. Wer jedoch in den letzten Tagen einen Bus mit der Aufschrift „Linie 7“ sah, der hat einen Teil eines genialen Theaterprojektes gesehen. Ich wusste nicht wirklich, was mich erwartete, als ich mich in winterfester Kleidung, wie es auf der Homepage gefordert war, zur Kunsthalle begab. Dort angekommen, gelangte man in einen Raum, in dem sich eine Kunstinstallation befand. Marian Luft, der für das gesamte Bühnenbild des Projektes verantwortlich war, hatte ins Zentrum eine angedeutete Holzhütte gesetzt und drum herum Fernseher angeordnet, auf denen in Endlosschleifen Filmausschnitte liefen. Es ging um die Lebenswelt von anderen Menschen, um Armut und um Hilflosigkeit. Etwas surreal wurde die Situation durch einen Pianisten, der den Raum mit Loungemusik bespielte. Nach einiger Zeit begann er, die Ballade von Mackie Messer zu singen. Es stellte sich raus, dass der Pianist Lukas Rauchstein war und die Leitung des Abends übernahm. Das Projekt von Christoph Martin Schmidt ist Teil des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rauchstein verriet, dass insgesamt zwei Millionen Euro an Fördergeldern bereitgestellt wurden, die Hälfte aber allein in die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums ging. 39.000 Euro wurden der „Linie 7“ zur Verfügung gestellt. Der Umgang mit der Politik wurde auch im weiteren Verlauf kritisch betrachtet. So sprach ein Vertreter des Arbeitsministeriums zu den Anwesenden und verlieh den Preis „Mutmacher 2010“ an Marian Luft. Jedoch gehörte dies alles mit zur Show und der Politiker war in Wahrheit Schauspieler. Dann startete endlich die Stadtrundfahrt. In einem Gelenkbus der RSAG ging es durch die Stadt. Moderiert wurde dieser Teil von Stefan Kolosko. Der Schauspieler und Theaterregisseur war erst zwei Tage vor der Premiere mit ins Team geholt worden und machte seine Sache äußerst gut. Die Stadtrundfahrt verlief nicht so wie erwartet. So sollten sich nicht die Gäste die Stadt anschauen, sondern die Stadt sollte auf die Gäste schauen. Sie sollten ein Teil werden und mit dem Bus in einen Neuanfang starten. Das Ganze wirkte teilweise wie ein Managerseminar und Kolosko schwor die Fahrgäste mit einem Stück aus Frau Trude, einem Märchen der Gebrüder Grimm, auf das Bevorstehende ein. Es sollte ein Auto verbrannt und so ein Neuanfang gemacht werden. Nach einer Weile kam der Bus in einem verlassenen Industriegebiet in Dierkow zum Stehen. Jeder Fahrgast bekam eine Fackel und ging, begleitet von grusliger Musik, zu dem Auto. Untermalt von einem einstudierten Spruch wurde das Auto angezündet und so der Neuanfang geschaffen. Dann fiel ein Lichtschein auf eines der Fenster, in dem Lukas Rauchstein mit seinem Akkordeon bereit saß. Auf der Rückfahrt übernahm Rauchstein auch wieder die Leitung. Er und ein weiterer Akkordeonspieler sorgten für gute Stimmung im Bus. Ich glaube, man erlebt selten, wie in einem über Kopfsteinpflaster holpernden Bus, ein Akkordeonspieler musiziert, der nebenbei auch noch singt und durch den Bus springt. Die Fahrgäste durften mitsingen und mitklatschen und gemeinsam wurde auch die Hymne des Projektes gesungen, die noch heute bei mir als Ohrwurm festsitzt. Zwischenzeitlich hielt der Bus und Gäste aus dem Asylbewerberheim Satower Straße stiegen hinzu. Mit zwei Akkordeonspielern, 40 regulären Busgästen und weiteren circa 15 Hinzugestiegenen war es zwar verdammt voll im Bus, doch die Stimmung kochte. Bis zur Endhaltestelle Kunsthalle wurde gesungen und gefeiert. Dort war das Projekt aber immer noch nicht zu Ende. Wieder in der Kunsthalle Rostock angekommen, war schon ein großes Bankett vorbereitet worden. Ein 3-Gänge-Menü, bestehend aus Salat, Kohlroulade mit Kartoffelpüree und Torte wurde gereicht, dazu gab es kostenlos Wein und Wasser. Beim Essen kam man dann auch mit anderen Gästen ins Gespräch und auch mit den Bewohnern des Asylbewerberheims. So endete der Abend in einer sehr gelösten Stimmung und in einem Miteinander vieler Menschen. Die Fahrt mit der Linie 7 war ein außergewöhnliches Erlebnis. Gleichzeitig heiter, aber auch zum Nachdenken anregend, wurde offensiv mit dem Thema soziale Ausgrenzung umgegangen. Am Freitag fährt die Linie 7 zum letzten Mal ab. Vorher gibt es im Rahmen des Projektes am Donnerstag noch eine Lesung im Hanse-Jobcenter mit Jörg Klare. Den Abschluss des Projektes wird eine Schiffsrundfahrt am Sonntag markieren, die sich mit den Schauplätzen und Geschichten des Rostocker Schiffbaus beschäftigt.

22. November 2010 | Weiterlesen
Feierliche Wiedereröffnung des Barocksaals

Feierliche Wiedereröffnung des Barocksaals

Es brennt wieder Licht im Barocksaal. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen lassen die großen Kristallkronleuchter die spätbarocke Pracht wieder erstrahlen. Am Samstag konnten etwa 200 geladene Gäste den reich verzierten Festsaal im Obergeschoss des Gebäudes bei einem Festkonzert anlässlich der Wiedereröffnung in Augenschein nehmen. „Der Barocksaal ist schöner den je herausgeputzt. Wir haben jetzt jeden legitimen Grund unseren Barocksaal einen Edelstein der Barockkultur zu nennen“, sagte Oberbürgermeister Roland Methling in seiner Festansprache. Die dekorativen Stuckelemente, die holzgeschnitzten Girlanden, die Medaillons mit Bildern von Mitgliedern des mecklenburgischen Herzoghauses, das Parkett und die Spiegel wurden aufgefrischt und wieder auf Hochglanz gebracht. Die Fenster und das Dach wurden erneuert. Und auch die Fassade des Gebäudes am Universitätsplatz erhielt einen neuen, hellgelben Anstrich. Im Vordergrund der Sanierungsmaßnahmen stand jedoch die Verringerung des Energieverbrauchs. Dadurch konnte der Umbau mit 1,6 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II erst ermöglicht werden. Unter der Leitung des Eigenbetriebes Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE) waren 130 Handwerker, Ingenieure und Architekten in den letzten elf Monaten mit den Sanierungsmaßnahmen am Barocksaal beschäftigt. Trotz der beeindruckenden Erneuerung des historischen Gebäudes, dessen Bau 1750 vom mecklenburgischen Herzog Christian Ludwig veranlasst wurde, ist es noch nicht perfekt. Ein richtiger Zugang fehlt noch. Aus Gründen des Denkmalschutzes wurde bisher noch kein barrierefreier Zugang eingebaut. Dies soll mit der Sanierung des angrenzenden Palaisgebäudes in den nächsten Jahren nachgeholt werden. Auch die Arbeiten im Erdgeschoss des Hauses werden noch bis zum Frühjahr andauern. Am Wochenende wurde der Festsaal jedoch schon einmal feierlich mit einem Konzert eingeweiht. Passend zum Ambiente des 18. Jahrhunderts machte das Rostocker Barockorchester, das sich erst im letzten Jahr gegründet hat, den musikalischen Auftakt. Mit barocken Musikstücken von Carl Philipp Emanuel Bach, Georg Philipp Telemann und dem italienischen Komponisten Domenico Sarri erfreuten sie – stilecht in barocken Gewändern und Perücken – die Gäste. Dass der erneuerte Barocksaal nicht nur gut aussieht, sondern auch gut klingt, bestätigten auch die Musiker. Die Cellistin Luitgard Schwarzkopf lobte die Akustik. Selbst mit den speziellen Darmsaiten, die die Musiker für die authentische Wiedergabe barocker Musik verwenden, seien die Töne gut zu hören. Den zweiten Teil des Konzertabends bestritt das Storstrøms Kammerensemble. Das kleine Orchester aus Dänemark übernahm den modernen Part. Als Erstes spielten sie zwei Arabesken von Claude Debussy nach einem Arrangement von Niels Rosing-Schow. Dann folgte „Memories“ ein Stück von Benjamin Yusupov, welches das Ensemble bei ihm bestellt hatte und durch die ungewöhnliche Spielweise der Instrumente beeindruckte. Außerdem waren zwei Sakskøbing Preludes des französisch-libanesischen Orgelvirtuosen Naji Hakim zu hören, die von dänischen Kirchenliedern inspiriert wurden. Schließlich beendete das Storstrøms Kammerensemble den ersten Konzertabend mit dem bekannten Tango Jalousie von Jakob Gade, bei dem wohl auch einige Gäste gleich das neue Parkett des Barocksaals eingeweiht hätten. Am Sonntag fand dann das erste öffentliche Konzert im erneuerten Festsaal statt. Zukünftig sollen im Barocksaal Konzerte, Lesungen und Veranstaltungen zu festlichen Anlässen von Unternehmen oder Vereinen stattfinden.

22. November 2010 | Weiterlesen
14. Rostocker Springershow 2010

14. Rostocker Springershow 2010

Als ich am Samstag die Neptunschwimmhalle betrat, konnte ich gleich den für Schwimmhallen typischen Chlorgeruch wahrnehmen. Doch zu meiner Überraschung ging es nicht sofort an den Rand des Beckens. Der erste Teil der 14. Rostocker Springershow funktionierte ganz ohne Wasser. Veranstaltet wurde der gesamte Tag vom WSC, dem Wasserspringerclub Rostock e. V. – 150 der 400 Vereinsmitglieder waren an der Umsetzung beteiligt. Dabei waren die jüngsten sechs Jahre alt, die ältesten Mitglieder über 30, so Vereinsvorsitzender Andreas Kriehn. Den Anfang im Marmorsaal machten Jungen und Mädchen aus der fünften und sechsten Klasse. Denn Wasserspringer üben auch im Trockenen. Mit einem Sprungbrett und einer Matte zeigten die Sportler, dass sie auch ohne Wasser einige beeindruckende Sprünge draufhaben. Die von Journalist Hans-Jörg Goldhofer moderierte Show sollte vor allem aufzeigen, dass in Rostock nicht nur Fußball gespielt wird. So durften nach den Springern neun junge Damen vom Hanseturnverein ihr Können präsentieren. Sie zeigten eine sehr gelungene Vorführung ihrer rhythmischen Sportgymnastik – so wie man es kennt, mit Keulen, Bällen und Bändern. Nach einer Tanzshow vom Verein „In Style“ aus Evershagen, die viele Tanzstile miteinander kombinierte, zeigten die Jungs vom Kung-Fu Club „Goldener Drache“ eine Kostprobe von ihrem Sport. Wilson Bischoff, der vor Kurzem in Edinburg Weltmeister wurde, Tinh Phan Thanh und Florian Müller bewiesen, dass es beim Kung-Fu nicht darauf ankommt, zu kämpfen, sondern es viel eher eine Sache der Körperbeherrschung und der Konzentration ist. Nach einer weiteren Runde rhythmischer Sportgymnastik und noch einer Tanzperformance, welche zum Abschluss mit einem Limbo aufwartete, kam der Abschluss des Trockenteils. Der WSC hatte ein Synchronschwimmen einstudiert, welches ganz ohne Wasser funktionierte und für viele Lacher beim Publikum sorgte. Danach wanderten die ungefähr 2000 Gäste in die Schwimmhalle und suchten sich Plätze, um das Turmspringen zu bestaunen. Den Anfang machten die jüngsten, die wie an einer Perlenkette nacheinander vom Beckenrand sprangen. Dann gab es auch die ersten Sprünge von den Türmen zu sehen. Vom Dreier, Fünfer und natürlich auch vom 10-Meter-Turm gab es Salti, Schrauben, Handstände und Delfinsprünge zu bestaunen. Zur Auflockerung liefen zwischendrin drei Wasserspringer in durchsichtigen Bällen über das Wasser, was ziemlich anstrengend aussah. Und auch eine motivierende Performance der Cheerleader gab es zu sehen. Angestachelt davon sollte dann das Promispringen folgen. Dazu muss man aber sagen, dass nur drei Promis sich getraut haben – und diese vielleicht auch nicht jedem Rostocker bekannt sind. Kung-Fu Weltmeister Wilson Bischoff, Handballer René Gruszka und die Gewinnerin der Silbermedaille vom 10-Meter-Turm bei den Olympischen Spielen von Atlanta, Annika Walter vertraten die Rostocker Prominenz. Danach wurden wieder Einzel- und Gruppensprünge gezeigt. Vor allem junge Sportler zeigten ihr Können, was vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde. Natürlich durfte auch das Synchronspringen nicht fehlen. Ebenso beeindruckend waren die Kraft- und Fitnessübungen an den Sprungbrettern. Da wurde sich dann auch mal über Kopf vom Brett fallen gelassen. Den Abschluss bildeten die lustigen Springer. Auch wenn die Mischung aus Karneval und Slapstick sehr witzig aussah, waren die Sprünge doch auch sehr gefährlich. Zum Glück ist niemandem etwas passiert und so konnte das Publikum über die Sprünge der Altmitglieder gleichzeitig lachen und staunen. Man sieht nicht häufig, dass ein Fahrrad vom 10-Meter-Turm springt, oder? Außerdem wurde huckepack gesprungen, die Unterseite des Sprungturms gefegt und ein Schlauchboot versenkt. Vor allem die Kinder waren begeistert, sodass die lustigen Springer sogar noch eine Zugabe liefern mussten. Wer die 14. Springershow verpasst hat, hat im nächsten Jahr zur Jubiläumsauflage wieder die Möglichkeit, in die Welt des Turmspringens abzutauchen. Wer selbst mal nass werden will, kann das in der Neptunschwimmhalle ausprobieren und sich auch beim WSC anmelden.

22. November 2010 | Weiterlesen