Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Christoph Peters eröffnet LiteraTour Nord 2010 in Rostock

Christoph Peters eröffnet LiteraTour Nord 2010 in Rostock

Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung. Ein Titel, der wirkt. Nicht zu trivial, nicht zu wissenschaftlich. Sven Hofestedt jedoch als Titelhelden der Geschichte vorzustellen, wäre falsch. Denn bei dem neuen Buch von Christoph Peters handelt es sich um eine Sammlung von 13 Kurzgeschichten. „Wenn 13 für sie eine Unglückszahl ist, sind es 12+1 Geschichten. Ich will dem Buch ja keine Startschwierigkeiten bereiten“, erzählte der sehr redselige Autor zu Beginn seiner Lesung in der anderen buchhandlung. Zuvor begrüßte Manfred Keiper, der Inhaber der Buchhandlung, die ungefähr 60 Zuschauer und erklärte, was es mit der LiteraTour Nord auf sich hat. Diese Veranstaltungsreihe ist eine Lesereise, auf der sechs Autoren in sechs norddeutschen Städten aus ihrem aktuellen Buch lesen. Eine 18-köpfige Jury hat die sechs Schriftsteller zuvor aus über 100 Autoren ausgewählt. Am Ende wählen die Inhaber der Buchhandlungen, Uniprofessoren, aber auch das Publikum selbst ihren Favoriten. Wer die meisten Stimmen auf sich vereint, bekommt den mit 15.000 Euro dotieren Preis, der von der VGH-Stiftung ausgelobt wird. Die LiteraTour Nord findet in diesem Jahr zum 19. Mal statt. Christoph Peters las zwei Geschichten aus seinem Buch. Zuerst „Lichtverhältnisse am Berg“, in der es um den Fotografen Färber geht, der ein besonderes Foto machen will. Dazu fährt er auf einen 3000 Meter hohen, verschneiten Berg. Durch ein Unwetter fallen die Lifte aus und er muss sich allein durch den Schnee kämpfen. Dabei versucht er weiter, das perfekte Foto zu machen, wird aber von Selbstzweifeln und der Kälte geplagt. Ob er am Ende erfriert? Das will ich hier nicht verraten. In der zweiten Geschichte, „Im Morgengrauen Venedig“, spielt Vincent eine der Hauptrollen. Der Name tritt häufiger im Buch auf, ebenso der Beruf des Fotografen. Der Autor berichtete, dass er dies bewusst gemacht hätte. Der Leser kann Verbindungen herstellen, es bleibt aber im Dunkeln, ob Vincent wirklich der Fotograf aus der ersten Geschichte ist, oder ob nur der Name derselbe ist. Die Geschichte selbst beschreibt die Fahrt mit dem Zug in die italienische Stadt. Bevor er anfing zu lesen, erklärte Peters, dass jenes Interrail-Ticket, welches die Protagonisten der Geschichte zum Reisen nutzen, in seiner Jugend sehr wichtig war. Damit konnte man fast durch ganz Europa mit dem Zug fahren. Die beiden Hauptfiguren des Textes reisen nach Venedig und lernen auf dem Weg dorthin zwei Engländerinnen kennen. Am Bahnhof ist jedoch alles schon wieder vorbei. Besonders zum Schmunzeln war es, als Peters im englischen Akzent der Mädchen sprach. Schon die zwei vorgestellten Geschichten zeigen etwas Charakteristisches für das gesamte Buch. Es geht nicht um die großen Wunder oder um Außergewöhnliches. Es sind die kleinen Dinge, Momente, die man vielleicht auch schon selbst einmal in ähnlicher Form durchlebt hat. Die Besonderheiten, die gar nicht so besonders sind. Das eigentliche Highlight kam, wie Kenner der letztjährigen LiteraTour Nord wissen, jedoch erst nach der Lesung. Literaturprofessor Lutz Hagestedt kam zum Gespräch auf die Bühne – bewaffnet mit einer Thermoskanne Tee und viel trockenem Humor. Und er hat mit Christoph Peters den perfekten Dialogpartner gefunden. So eröffnete Hagestedt dem Autor gleich zu Beginn, dass er ja eigentlich gar keine Chance auf den Preis habe. Zum einen lese er als Erstes, zum anderen haben es Autoren von Erzählbänden eh immer schwer. Peters nahm das mit einem Lächeln hin und erwiderte, dass er gehofft hatte, als Erster mehr Presse zu bekommen. Was folgte, war sehr unterhaltsam. So sinnierten die Männer, wann sie sich kennengelernt haben, es ging um Bob Dylan und der Schriftsteller verriet: „Ich wäre gern fahrender Sänger geworden.“ Peters, der sechs Jahre Malerei studiert hat, geht immer von der Optik aus, wenn er schreibt. „Ich beschreibe einen inneren Film“, was Hagestedt gleich damit belegte, dass der Autor beim nachmittäglichen Stadtrundgang Dinge in Rostock entdeckt hätte, die dem Professor noch nie aufgefallen wären. Zum Beispiel wild wachsende Weintrauben, welche von beiden Männern direkt verkostet wurden. Abschließend gab es, wie für eine Lesung üblich, die Möglichkeit, sich ein Buch signieren zu lassen. Viele Gäste nahmen das Angebot wahr und kamen dabei auch noch mit Peters ins Gespräch, der, wie er selbst sagte, gerne redet. Das Rostocker Publikum hörte ihm gerne zu. Am Ende bleibt ein rundum gelungener Auftakt der LiteraTour Nord 2010, an dem sich die fünf folgenden Autoren messen lassen müssen. Als Nächstes liest Rolf Lappert am 16. November um 20 Uhr aus seinem Roman „Auf den Inseln des letzten Lichts”, wieder in der anderen buchhandlung.

27. Oktober 2010 | Weiterlesen
„In Erinnerung“ - Malerei und Grafik von Falko Böttcher

„In Erinnerung“ - Malerei und Grafik von Falko Böttcher

Zwei ältere Herren sitzen auf einer gelben Bank. Freundlich lächelnd hat sich der eine Herr im dunklen Anzug dem anderen zugewandt und hört ihm aufmerksam zu. Worüber der wohl gerade redet? In einem anderen Bild, auf einer anderen Bank sitzt ein jüngerer Mann. Auch er hat einen Gesprächspartner, allerdings einen eher ungewöhnlichen. Ein menschliches Skelett, die Personifizierung des Todes, lächelt ihm freundlich entgegen. Auch das Skelett hört dem Mann aufmerksam zu. Dessen rechte Hand ruht scheinbar wohlwollend-überlegen auf seiner knöcherigen Schulter. Mit der anderen gestikuliert er ausdrucksstark und konzentriert. Was er wohl dem Tod gerade erklärt? Diese beiden Bilder von Falko Böttcher können noch bis zum 8. November in den Kreuzgängen der Hochschule für Musik und Theater betrachtet werden. Sie befinden sich jeweils am Ende des Ganges und rahmen eine Ausstellung ein, die der Erinnerung an den 1952 in Stralsund geborenen Maler und Grafiker gewidmet ist. Im letzten Jahr war er nach langer schwerer Krankheit gestorben. „Die Bilder sind aus den letzten acht Jahren, seit Beginn seiner Krankheit. Wir haben für diese Ausstellung auf Arbeiten zurückgegriffen, um die Vielfalt Falko Böttchers zu zeigen“, erklärt die Galeristin Helga Manowski, die die Werke gemeinsam mit der Lebensgefährtin des Malers Lucienne Zellmer zusammengestellt hat. Auf großformatigen Leinwänden sind neben Porträts auch Stillleben, Stadtansichten und Landschaften zu sehen. In seiner Motivwahl lässt sich erahnen, wie der Maler versucht, die Hochs und Tiefs in seinem Leben zu bearbeiten. Mit der detaillierten Darstellung jeder Blume und jeden Vogels in seinen Naturbildern, aber auch von Straßen und Häusern hält er wertvolle Momente fest. Vor allem die Malerei hat Falko Böttcher bevorzugt. Mit impulsiven Pinselstrichen malte er überwiegend Acrylbilder, aber auch Aquarelle. Radierungen und andere grafische Techniken gehörten jedoch ebenso zu seinen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.   „In den letzten Jahren ist er viel weicher und feinfühliger geworden. Seine Bilder sind ehrlich und sehr sortiert“, fasst Helga Manowski ihre Eindrücke des Lebenswerks zusammen und deutet die nicht unumstrittenen Aktbilder an, für die Falko Böttcher auch bekannt ist, die in der HMT aber nicht gezeigt werden. Wer die Ausstellung des Malers und Grafikers im Katharinenstift ebenfalls besichtigen möchte, sollte sie bevorzugt bei Tageslicht aufsuchen. Die Bilder kommen dann besser zur Geltung als in der zwar stimmungsvollen, aber doch recht gedämpften Beleuchtung auf den Fluren.

26. Oktober 2010 | Weiterlesen
Rostocker Kunstpreis 2010 - Nominierte präsentiert

Rostocker Kunstpreis 2010 - Nominierte präsentiert

Wenn man als Maler eine Ausstellung in der Kunsthalle bekommt, dann ist das schon etwas ganz Besonderes. Wenn diese Ausstellung dann auch noch zu einem Preis führen kann, der mit 10.000 Euro dotiert ist, ist das natürlich noch viel besser. Den ersten Schritt haben die fünf Künstler, die für den Rostocker Kunstpreis 2010 nominiert sind, schon geschafft. Wer jedoch letztendlich den Preis in diesem Jahr bekommt, verkündet die Jury am 19. November. Ungefähr 100 Leute waren zugegen, als die Norddeutsche Philharmonie unter der Leitung des Intendanten Peter Leonard am 23. Oktober die feierliche Eröffnung der Nominierten-Ausstellung in der Kunsthalle einleitete. In drei Abschnitten präsentierten sie die Symphonie F-Dur KV 19 a von Wolfgang Amadeus Mozart und sorgten so für einen erhabenen musikalischen Rahmen und für ein Novum in der Kunsthalle. Zum ersten Mal spielte ein komplettes Orchester in dem Haus. Nach der musikalischen Einleitung begrüßte Rostocks Kultursenatorin Liane Melzer die Gäste mit einer leicht provokanten Aussage: „Die Kunsthalle ist der einzige Ort in Mecklenburg Vorpommern, wo zeitgenössische Kunst ausgestellt werden kann.“ Sie betonte auch die besondere Akzeptanz des Preises, der mit 10.000 Euro der höchstdotierte Kunstpreis unseres Landes ist. Zu verdanken ist das Preisgeld der Provinzial Versicherung. Seit fünf Jahren, also von Beginn an, unterstützt sie nun schon den Rostocker Kunstpreis. Landesdirektor Thomas Kühl berichtete, dass der Preis inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus etabliert ist. 64 Bewerbungen hat es gegeben, fünf davon konnten nur nominiert werden. Der Vorsitzende der zehnköpfigen Jury, Wolfgang Methling von der Kulturstiftung Rostock e.V., betonte anschließend, dass keine kunstfremden Kriterien bei der Auswahl der Künstler eine Rolle gespielt haben. Man entschied sich in diesem Jahr erstmals dazu, ein schon ausgezeichnetes Genre noch einmal zu prämieren, nämlich die Malerei, die schon im ersten Jahr des Rostocker Kunstpreises ausgewählt wurde. Für ihn ist es wichtig, Künstler aus unserem Bundesland zu unterstützen und die Bedeutung von Kunst im Allgemeinen zu stärken. „Die Kunst ist ein Lebenselixier der Menschen, denn nicht nur Essen und Trinken sind wichtig.“ Nach einem abschließenden Stück von der Norddeutschen Philharmonie konnte die Ausstellung besichtigt werden. Der erst Nominierte ist Matthias Kanter. Der gebürtige Dessauer nimmt mit mehreren Bildserien am Wettbewerb teil, zum Beispiel mit der Serie „Bahnen“, die augenscheinlich Ausschnitte aus Zügen als Motiv haben. In seiner Vorstellung sagte der Kurator der Kunsthalle, Ulrich Ptak, dass sich Kanter gern im Gespräch mit Dingen befindet. Auch Ute Mohns aus Tarnow ist nominiert. Sie, die sehr kraftvoll in der Malerei ist, setzt vor allem auf Porträts und Selbstbildnisse, aber auch auf Naturmotive. Der Dritte im Bunde ist Mike Strauch. Der 1966 im Erzgebirge geborene Künstler „setzt auf einen hohen Suggestionsfaktor, wodurch seine Bilder sehr lebendig wirken“, so Ulrich Ptak. Seine Bilder sind vielleicht am schwierigsten zu beschreiben, ich würde sie jedoch als abstrakte Landschaften deuten. Der letzte Mann im Feld ist zugleich der älteste Teilnehmer. Der 72-jährige Matthias Wegehaupt hat sich Schilf als Motto für seine Arbeiten ausgesucht. Seine Bilder zeigen das Küstengewächs in den unterschiedlichsten Darstellungsformen. Die letzte Nominierte ist Biene Feld aus Berlin. Mir fiel auf, dass sie am wenigsten Platz für ihre Bilder zur Verfügung hat. Darauf angesprochen verriet die Malerin mir, dass die Plätze ausgelost wurden und somit alles fair abgelaufen ist. Die gebürtige Greifswalderin las durch Zufall von der Ausschreibung in der Zeitung und hat ihre Bewerbung erst auf den letzen Drücker eingereicht. Ihre Bilder, so sagt sie selbst, zeigen innere und äußere Landschaften. „Biene Feld liebt die Farbe“, sagte Ptak in seiner Vorstellung und das sieht man den Bildern auch an. Da die Jury sich noch nicht entschieden hat, wer bei der Preisverleihung am 19. November die Nachfolge vom letztjährigen Preisträger Tim Kellner antritt, verriet mir auch niemand seinen Favoriten. Auch nicht die Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft, Karina Jens. Sie verriet mir nur so viel, dass sie sehr gespannt ist, wer in diesem Jahr Preisträger wird und dass sie natürlich allen Nominierten die Daumen drückt. Und da man Kunstwerke nur schwer beschreiben kann, ohne sie subjektiv zu deuten, verzichte ich an dieser Stelle darauf. Außerdem sollte sich jeder selbst ein Urteil bilden. Dazu habt ihr noch bis zum 5. Dezember die Möglichkeit, solange sind die Werke in der Kunsthalle ausgestellt. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir euren Favoriten in den Kommentaren nennt.

26. Oktober 2010 | Weiterlesen
Patenbesuch bei den Erdmännchen im Rostocker Zoo

Patenbesuch bei den Erdmännchen im Rostocker Zoo

Wenn die Patentante zu Besuch kommt, dann ist das ja meist ein Anlass zur Freude. Oft gibt es dann etwas Schönes – wie zum Beispiel leckere Mehlwürmer. Zumindest dürften das die Erdmännchen im Rostocker Zoo heute so gesehen haben. Ihre Patin, die Lottogesellschaft des Landes, vertreten durch deren Geschäftsführerin Barbara Becker, schaute am Vormittag in der Großkatzenanlage vorbei. Hier wohnen die Erdmännchen friedlich zwischen den Löwen und Jaguaren. Auch wenn das Gehege der Erdmännchen vor den Raubkatzen sicher ist, so ist das Betreten für Patentanten und andere große Zweibeiner dennoch mit Risiken verbunden. „Es ist nicht ganz ungefährlich, denn die Erdmännchen haben ein ganzes Wohnungssystem gebaut. Auch die Pfleger müssen immer ganz vorsichtig sein, damit sie da nicht einbrechen“, warnte Zoodirektor Udo Nagel die Patin. Sicheren Schrittes trotz hoher Absätze folgte Barbara Becker dann jedoch der Tierpflegerin Melanie Bencke in die Mitte des Geländes der Schleichkatzen. Flink versammelte sich hier die neunzehnköpfige Erdmännchenfamilie zum Festmahl. Denn der Besuch hatte natürlich einen feierlichen Grund: die Erneuerung der Patenschaft. Seit 2001 ist Lotto Mecklenburg-Vorpommern Pate der Erdmännchen. Seit sechs Jahren unterstützt die Lottogesellschaft als einer von vier Hauptpartnern im Bündnis für Natur- und Artenschutz den Zoologischen Garten in Rostock insgesamt. Fördermittel der Umweltlotterie flossen beispielsweise in den Ausbau der Anlagen für die Fischotter und Pelikane. Als Dankeschön für das Engagement überreichte Udo Nagel einen Blumenstrauß und eine Urkunde mit einem Erdmännchenbild an Barbara Becker. Später saß sie dann inmitten der Erdmännchen und verteilte großzügig Mehlwürmer von ihrer Hand. Dabei musste Barbara Becker auch feststellen, dass die kleinen Schleichkatzen nicht nur neugierig aussehen, sondern es auch tatsächlich sind. Zahlreich umwuselten sie ihre Patin, krochen auch mal unter ihren Mantel und holten sich die zappeligen Leckerbissen. Nur ein Wächter blieb allein auf dem Dach der Erdmännchenbehausung stehen und beobachtete aufmerksam das lebhafte Treiben. „Wenn ich herkomme, besuche ich die Erdmännchen immer“, erzählte Barbara Becker, die sich von der Lebhaftigkeit und Beweglichkeit ihrer Patentiere sehr angetan zeigte. Da fällt mir ein, dass am kommenden Mittwoch ganze 12 Millionen im Lotto-Jackpot warten. „Zocken für den Zoo“ ist also angesagt, liebe Leser. Exklusiv und nur bei uns gibt es schon mal die erste der sechs Zahlen – sie entspricht der Anzahl der Erdmännchen im Rostocker Zoo. Na, aufgepasst? Dann los! Jackpot abräumen, Mehlwürmer kaufen und die kleinen possierlichen Zoobewohner besuchen. Ach ja, wie immer gilt natürlich: Alles ohne Gewähr und Glücksspiel kann süchtig machen – das ist wohl wie mit den Zoo-Besuchen.

25. Oktober 2010 | Weiterlesen
Künstler für Pakistan in der Heiligen-Geist-Kirche

Künstler für Pakistan in der Heiligen-Geist-Kirche

„We are the world“ – dürfte wohl der Charity-Song schlechthin sein. Michael Jackson und Lionel Richie hatten ihn 1985 für das Musikprojekt „USA for Africa“ geschrieben, um damit Geld für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Nach dem Erdbeben in Haiti zu Beginn dieses Jahres nahmen amerikanische Künstler ihn erneut auf. Mit den Verkaufserlösen wurden Hilfsprogramme für die Betroffenen der Naturkatastrophe auf der Karibikinsel unterstützt. Mit einfachen Worten und eingängiger Melodie in Ohrwurm-Gefahr-Stufe Rot schaffte es „We are the World“ die Herzen der Hörer zu berühren und ihre Geldbeutel für den guten Zweck zu öffnen. Diese Wirkung sollte der Titel auch am Sonntag in der Rostocker Heiligen-Geist-Kirche erzielen. Am Ende eines zweistündigen Benefizkonzertes für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan vereinten sich (fast) alle Künstler des Abends noch einmal auf der Bühne und intonierten eine Rostocker Version des Klassikers. Diese konnte sich hinsichtlich der Vielfalt der Solisten durchaus mit dem Original vergleichen lassen und fasste damit abschließend auch noch einmal die stilistische Abwechslung des musikalischen Programms von „Künstler für Pakistan“ zusammen. Ob Jazz, Folklore, Beatmusik der Sechziger, Reggae, Rap, Blues, Gospel oder Siebziger-Jahre Rock – querbeet erklang Musik, die sonst meist nur einzeln in Rostocker Probenräumen und Konzertlocations zu hören ist. Für jeden Geschmack sollte also etwas dabei gewesen sein. Dafür sorgten Künstler wie die Breitling-Stompers, Torsten Jahnke, Jackbeat, Nyabinghia, Angela Klee, MILZ, Dr. Blues & Friends, der Gospelchor der Jugendkirche Rostock, Five Men On The Rocks und viele weitere Musiker, die sich für dieses Benefizkonzert zusammengetan hatten. Dirk Zöllner und André Gensicke sind sogar aus Berlin angereist, um einen musikalischen Beitrag zu leisten. Wer zu einem Konzert in eine Kirche geht und Kirchenmusik erwartet, wurde dennoch nicht enttäuscht. Karl Scharnweber und Dorothee Frei nahmen an der Orgel Platz und ließen verschiedene Choräle erklingen. Die Kantorin der Heiligen-Geist-Kirche hatte darüber hinaus weitere Stücke mit ihrer Kantorei und dem Flötisten Thomas Freiwald von der Norddeutschen Philharmonie vorbereitet. Zwischen den musikalischen Beiträgen erinnerte Gitta Lindemann immer wieder an das Anliegen des Benefizkonzertes. Sie informierte über die Situation in Pakistan und las aus Tagebüchern, die die Situation vor Ort veranschaulichten. Im vergangenen Sommer war es dort zu einer verheerenden Flutkatastrophe gekommen. Die Überschwemmungen verwüsteten eine Fläche von 160.000 Quadratkilometer. Das entspricht der Größe von Bayern, Baden-Würtemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen zusammen. Nach Angaben der Vereinten Nationen starben mehr als 1700 Menschen, Häuser wurden zerstört und Ernten vernichtet. Etwa 20 Millionen Betroffene leiden immer noch an den Auswirkungen, wie Obdachlosigkeit, Hunger oder Krankheiten. Gerade angesichts des bevorstehenden Winters benötigen sie Unterkünfte, Nahrungsmittel und Medikamente. „Außer den Medikamenten ist alles vor Ort zu beschaffen, wenn das nötige Geld vorhanden ist“, erklärt Pastor Johannes Wolf, der den Kontakt zu zwei Ärztinnen von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe pflegt. Ihnen soll das Geld zur Verfügung gestellt werden, damit sie davon Decken, Zelte, Trinkwasser und Lebensmittel kaufen können, so der Pastor. Die Idee zu dem Benefizkonzert hatte Familie Pielucha. Angesichts der Notlage in Pakistan war auch sie sehr betroffen und wollte etwas machen. Als Mitglied der Breitling-Stompers konnte Detlef Pielucha auch andere Rostocker Musiker von diesem Vorhaben begeistern und trommelte so eine beachtliche Zahl an Mitstreitern zusammen. Etwa 900 Gäste besuchten das Benefizkonzert „Künstler für Pakistan“. 3350 Euro Bargeld spendeten sie bereits am Sonntagabend, informierte Pastor Johannes Wolf nach der Auszählung am Montag. Weitere Spenden erwartet er durch Überweisungen. Detlef Pielucha zeigte sich von der hohen Resonanz auf die Veranstaltung begeistert: „So viel hätten wir privat nie spenden können. Wir wollen damit einen kleinen Teil leisten, um den bedürftigen Leuten in Pakistan ein Zuhause zu bieten.“ „We are the ones who make a brighter day, so let start giving“, heißt es ja so schön in „We are the world“. Wer sich jetzt angesprochen fühlt und die beiden Ärztinnen in Pakistan bei ihrer Hilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe in Pakistan unterstützen möchte, kann das bei Spendenkonto der Volks- und Raiffeisenbank Rostock nutzen: Kontonummer: 108 39 45, Bankleitzahl: 130 9 0000, Verwendungszweck: Spende für Pakistan.

25. Oktober 2010 | Weiterlesen
Die Spuren der Familie Kempowski vor und nach 1990

Die Spuren der Familie Kempowski vor und nach 1990

Der Schriftsteller Walter Kempowski wurde in Rostock geboren. Hier lebte seine Familie. Hier besuchte er die Schule. Auch in seinem literarischem Werk spielt die Hansestadt eine zentrale Rolle. In vier seiner Romane bildet Rostock den Schauplatz der Handlung. Viele Orte in der Stadt lassen sich daher mit Walter Kempowski, seinen Familienangehörigen und Romanfiguren verknüpfen. Einige hatte Gerd Hosch vom Kempowski-Archiv für einen zweistündigen Stadtrundgang ausgewählt. Im Rahmen der Kempowski Tage führte er Interessierte auf den „Spuren der Familie Kempowski“ und wusste dabei viele Anekdoten aus dem Leben des Schriftstellers zu erzählen. Startpunkt war das Kempowski-Archiv im Hof des Klosters zum Heiligen Kreuz, wo seit 1993 Teile des Werkarchivs des Schriftstellers aufbewahrt werden. Die erste Spur fand sich gleich gegenüber: die Universitätskirche. Hier wurde Walter Kempowski konfirmiert. Der Festakt zur Verleihung des Hans-Erich-Nossack-Preises des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft, mit dem das Lebenswerk des Autors gewürdigt wurde, fand 2005 ebenfalls hier statt. Die kleine Kirche wurde auch von der Mutter Margarethe bevorzugt aufgesucht, obwohl sie eigentlich einer anderen Gemeinde angehörte, erzählte Gerd Hosch. Vorbei am Brunnen der Lebensfreude durch den Torbogen des Barocksaals, wo Walter Kempowski zum ersten Mal Schuberts Winterreise hörte, war auf dessen Rückseite die nächste Station erreicht. Wo heute der Rostocker Hof zum Shoppen einlädt, befand sich früher das Großherzogliche Amtsgericht. In dessen Gefängnis wurde Margarethe Kempowski im dritten Stock für vier Wochen festgehalten, bevor sie dann in eine andere Haftanstalt kam. Wegen Mitwisserschaft der Spionagetätigkeiten ihrer beiden Söhne Robert und Walter war sie zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Weiter ging es zur Michaeliskirche und zur Alten Stadtschule, in der schon der Vater Karl und ganz kurz auch Walter Kempowski selbst das Einmaleins gelernt hatten. Unweit davon befindet sich das Kriegerdenkmal. Zu Walter Kempowskis Zeiten war dies ein beliebter Treffpunkt der Jugend. Wer sich die Bronzetafeln am Obelisk genauer anschaut, kann die Namen Pingel und Topp entdecken, die er im Roman „Tadellöser und Wolff“ verewigt hat. Die nächste Station auf den Spuren der Familie Kempowski war die Stasi-Gedenkstätte. Hier hatten die Teilnehmer Gelegenheit sich einen Eindruck von den Haftbedingungen zu machen, wie sie ähnlich auch Walter Kempowski in Bautzen erlebt haben dürfte. Über den Grünen Weg, der damals noch eine belebte Einkaufsstraße war, führte die Route zum Wohnhaus der Familie Kempowski in die Augustenstraße 90. Seit März 1938 lebte sie dort zur Miete im 2. Stock. Hier erzählte Detlef Nahmmacher, Freund, Schulkamerad und Mithäftling in Bautzen, von seinen Erinnerungen, als die beiden hier vor 66 Jahren an einem Herbsttag abends in der Dunkelheit standen. „Ich war der böse Bube, der ihm die Haare abgeschnitten hatte. Denn lange Haare und weiße Schals waren damals das Symbol für Anti-Nazis und ich war von der Hitlerjugend. Walter war genau das Gegenteil. Aber aus Saulus wurde Paulus. Es gehört zu Walters Verdiensten. Er gehört zu den bedeutenden Menschen, die mich vom Nationalsozialismus befreit haben. Ich habe mich entschuldigt und das hat er dann auch akzeptiert.“ Nach vielen anderen interessanten Anekdoten, die mit diesem unscheinbaren Haus in der Augustenstraße und der Familie Kempowski verbunden sind, folgte die Gruppe weiteren Spuren in der Marienkirche. Schon als Kind und Jugendlicher war Walter Kempowski entzückt von der barocken Pracht, weiß Gerd Hosch. Oft hatte er hier allein oder mit dem Organisten gesessen. Seine Vorliebe für geistliche Musik nahm hier ihren Ursprung. Jedes Mal, wenn der Schriftsteller nach Rostock kam, stattete er auch der Marienkirche einen Besuch ab. 2006 schenkte er der Gemeinde die Sonnenuhr, die sich am südöstlichen Außenpfeiler des Südgiebels befindet. In der Rostocker Marienkirche fand schließlich auch die offizielle Trauerfeier für Walter Kempowski statt, der am 5. Oktober 2007 im niedersächsischen Rotenburg gestorben war. Für seine Leistungen wurde Walter Kempowski mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet. Unter anderem wurde er 1994 Ehrenbürger der Hansestadt Rostock und erhielt 2002 die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock. Darauf machte Gerd Hosch abschließend auf dem Neuen Markt noch einmal aufmerksam, wo der Stadtrundgang auch beendet wurde.

24. Oktober 2010 | Weiterlesen
Lange Nacht der Bücher bei Weiland

Lange Nacht der Bücher bei Weiland

Als ich am Freitag die Buchhandlung Weiland betrat, schmetterte mir Jazzmusik entgegen. Mit einem „Bei mir bistu shein“ wurde ich begrüßt. Wie passend. Das Ganze wurde live dargeboten von Andreas Pasternack und seiner Band und war der perfekte Auftakt zu einem gelungenen Abend. Die Universitätsbuchhandlung Weiland in der Kröpeliner Straße hatte den Abend des 22. Oktobers unter das Motto „Lange Nacht der Bücher“ gestellt. Auf den drei Etagen des Hauses konnte gelesen und gekauft, aber auch gelauscht und gestaunt werden. Denn der Abend war keine reine Verkaufsveranstaltung, sondern eine Mischung aus Kultur, Musik und Unterhaltung. Die schon angesprochene Jazzmusik war in der obersten Etage platziert. Die Band um Andreas Pasternack sorgte den ganzen Abend über mit viel Power für ausgelassene Stimmung. Gelegentlich haben sich sogar Gäste zu einem Tanz hinreißen lassen. Ein kulinarisches Highlight war die Back-Präsentation von Cynthia Barcomi, die nicht nur ihr neues Buch vorstellte, sondern auch Kostproben verteilte. Muffins, Kuchen und Kekse sorgten für einige Verzückung bei den Gästen. Wer nichts mehr abbekam, musste mit Brezeln vorlieb nehmen, die den ganzen Abend verteilt wurden. Im Untergeschoss wurden die Lesungen abgehalten. Ein besonderer Service, den die Buchhandlung anbietet, sind die Buchtipps der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Diese können die Kunden sonst nur nachlesen, an dem Abend stellte aber jeder Angestellte sein Lieblingsbuch des Monats persönlich vor. Und es war für jeden Geschmack etwas dabei. So empfahl Fridtjof Melms etwa den Roman „Freiheit“ von Jonathan Franzen. „Das letzte Buch des Autors ist vor neun Jahren entstanden und ich war gespannt, ob er noch mal so ein gutes Buch hinbekommt. Und ich muss sagen: Ja, hat er!“ Des weiteren stellten sich im Laufe des Abends auch das Literaturhaus Rostock und das Kempowski Archiv der Hansestadt vor. Den Abschluss auf der unteren Ebene machte die Lesung von Stefan Bollmann. Wobei man sagen muss, dass es eher ein virtueller Museumsrundgang war. Das Buch „Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug“ ist eine Sammlung von Kunstwerken lesender Frauen, die der Autor aus München mit kleinen Geschichten versehen hat. Auch ein Verlag war anwesend, nämlich MAIRDUMONT aus Ostfildern bei Stuttgart. Der Verkaufsberater Buchhandel, Detlef Kluttig, stellte den neuen Reisebildband über Mecklenburg Vorpommern vor. In acht Kapiteln werden die einzelnen Regionen des Landes vorgestellt, ergänzt von zwei Kapiteln über Kraniche und Parks. Die Fotos hat Martin Kirchner aus Röbel gemacht. Kluttig stellte die Besonderheit des Buchhandels mit einer interessanten Studie heraus: „60 Prozent aller Besucher einer Buchhandlung wissen vorher nicht, welches Buch sie kaufen werden.“ So ging es auch Felix Kasten. Der Student entdeckte die Veranstaltung durch Zufall, war aber sehr begeistert. Auch er war unsicher, ob er noch ein Buch kaufen sollte. Vorher jedoch ließ er sich von Hans-Hilmar Koch die hohe Kunst des Buchdrucks zeigen. Der Drucker aus Krakow am See war mit seiner alten Druckerpresse angereist und konnte den Gästen so an der seiner Meinung nach „bedeutendsten Kulturleistung der Menschheit“ teilhaben lassen. Jeder Interessierte konnte sich selbst ein Lesezeichen drucken oder eine handgemachte Postkarte kaufen. Filialleiter Florian Rieger war enthusiastisch. „Wir haben vielleicht mit 300 bis 400 Gästen gerechnet. Jetzt sind es mehr als doppelt so viele geworden“, erzählte er freudestrahlend. Er freue sich auch sehr für seine Kollegen, die so viel Arbeit und Herzblut in die Vorbereitung und Durchführung des Abends gesteckt hatten. Er verriet mir auch, dass jetzt schon zwei Veranstaltungen dieser Art für das nächste Jahr geplant seien, eine im Frühjahr, eine im Herbst. Da wolle man dann auch die kleinen technischen Schwierigkeiten, wie das fehlende Mikro bei den Lesungen, gelöst haben. Als ich die Buchhandlung verließ, spielten Andreas Pasternack und seiner Band „Ich war noch niemals in New York“, was auch auf mich zutrifft. Aber wenn ich mal ein Buch darüber lesen möchte, weiß ich, wo ich hingehen kann – dorthin nämlich, wo noch bis spät in die Nacht für die Kunden gearbeitet wird.

23. Oktober 2010 | Weiterlesen
55. Internationales Neptunschwimmfest 2010

55. Internationales Neptunschwimmfest 2010

Starke Muskeln verspricht sich Claus von seinem Hobby. Seit zweieinhalb Jahren schwimmt der Fünfzehnjährige beim Ringsted Svommeklub. An diesem Wochenende ist er nun aus Dänemark nach Rostock gereist, um am 55. Internationalen Neptunschwimmfest teilzunehmen. Auf einen Sieg ist er dabei zwar nicht unbedingt aus, aber Spaß soll es machen, sagt Claus. Mit seinem Trainer Lasse, dem dreizehnjährigen Kasper und dem zehnjährigen Magnus wärmt er sich schon einmal für seinen ersten Start über 1500 Meter Freistil auf. Auf den sechs Bahnen in der Neptunschwimmhalle wird es eng für die Schwimmer. Die Zahl der Teilnehmer an diesem internationalen Nachwuchsschwimmwettkampf ist so groß, dass die ersten vier Läufe der Damen und die 1500er Strecke der Herren in Doppelbelegung geschwommen werden. Noch bevor sich auf der Wasseroberfläche die ersten Wellen kräuseln, können die Veranstalter vom SV Olympia Rostock e.V. die ersten Rekorde verkünden. Mit 450 Aktiven aus 43 Vereinen ist die Beteiligung am Neptunschwimmfest noch nie so hoch gewesen. Viele von ihnen kommen aus Deutschland. Aber auch aus den Ostseeländern Polen, Lettland und Dänemark sind junge Schwimmer angereist. Sogar ein Mitglied eines mexikanischen Schwimmklubs hat den Weg über den großen Teich an die Warnow gefunden. Am Start wird auch Vizeweltmeister Helge Meeuw sein. Aber nicht nur er, sondern auch zahlreiche Nachwuchsschwimmer mit Erfahrungen bei Jugend-Europameisterschaften versprechen ein qualitativ hochwertiges Schwimmereignis. 2495 mal wird der Startpfiff an diesem Wochenende ertönen. Begonnen hat das 55. Internationale Neptunschwimmfest bereits heute, am Freitag – traditionell mit den Langstrecken. Nachdem es am Samstagmorgen offiziell durch den Oberbürgermeister eröffnet wird, folgen dann die kürzeren Distanzen und die Staffelläufe. Wer sich für spannende Schwimmwettkämpfe in lebendiger, internationaler Atmosphäre begeistert, hat die Möglichkeit, als Zuschauer das Neptunschwimmfest am Samstag und Sonntag in der Neptunschwimmhalle in der Kopernikusstraße zu erleben. Los geht es jeweils um 9 Uhr. Die Finale sind für 16 bzw. 15 Uhr angesetzt.

22. Oktober 2010 | Weiterlesen
Martinsmarkt 2010 in der Rostocker Nikolaikirche

Martinsmarkt 2010 in der Rostocker Nikolaikirche

Kunsthandwerksmärkte gibt es viele, aber einer, der in einer Kirche stattfindet, ist etwas ganz Besonderes. Und weil es immer wieder ein Erlebnis ist, beim Martinsmarkt dabei zu sein, kamen auch in diesem Jahr wieder viele Besucher schon zu der Eröffnung am 21. Oktober in die Rostocker Nikolaikirche. Der Martinstag findet jährlich am 11. November statt und ist der Festtag vom Heiligen Martin von Torus. Ungefähr drei Wochen vorher hat man die Möglichkeit, alle wichtigen Besorgungen zu erledigen. Man braucht zum Beispiel eine Martinsgans, das typische Festessen zu diesem Anlass. Diese kann man bei Katharina und Sigurd Heinz vom Dreiseithof Schmadebeck bestellen. Die zwei Gänse Marianne und Michael, die schon im letzten Jahr in der Kirche zu Gast waren, werden aber nicht geschlachtet. „Die beiden sind acht Jahre alt und haben lebenslanges Bleiberecht auf unserem Hof. Nur an drei Tagen im Jahr müssen sie arbeiten. Die Martinsgänse zum Verzehr sind nur für einen Sommer bei uns auf dm Hof“, berichtet mir Sigurd Heinz. Doch nicht nur Gänse gab es zu sehen. Viele Aussteller präsentierten ihre Produkte. So können zum Beispiel Marmelade, Wein und Honig zum Verzehr gekauft werden. Produkte aus Keramik und Holz, verschiedene Kleidungsstücke, Malereien, Kerzen, Schmuck und noch vieles mehr werden angeboten. Einigen Handwerken kann man auch wieder live beim Arbeiten zusehen. Im dritten Jahr dabei ist Horst Domröse. Der Bildhauer, der für eine kleine Skulptur einen halben Tag, für große bis zu vier Tage braucht, zeigt sich vom Ambiente begeistert. „Es macht Spaß hier zu arbeiten. Die Leute sind aufgeschlossen und interessieren sich für meine Werke.“ Da so viel Arbeit hungrig macht, gibt es auch ein reichhaltiges Essensangebot. Schmalzstullen, selbst gebackene Kuchen, Suppen und Buletten, außerdem an jedem Tag ein besonderes Tagesgericht. Dazu wird Tee, Kaffee oder Punsch gereicht. Und obwohl es viel zu tun gab, blieb das Personal stets freundlich und brachte auf Wunsch das Essen sogar an den Tisch. Dass der Martinsmarkt nicht nur für Rostocker interessant ist, berichtete mir Familie Wesarg. Das Ehepaar, das mit seiner Tochter in Warnemünde Urlaub macht, wollte eigentlich nur die Kirche besichtigen. Mit einem Handwerkermarkt hätten sie nicht gerechnet. „Es ist aber eine schöne Idee und auch eine gute Einstimmung auf die Weihnachtszeit“, erzählten sie. Noch bis zum 23. Oktober kann man den 5. Martinsmarkt besuchen und sich auf den Martinstag oder aber auf die nahende Weihnachtszeit einstimmen.

22. Oktober 2010 | Weiterlesen
Großer Zapfenstreich auf dem Neuen Markt in Rostock

Großer Zapfenstreich auf dem Neuen Markt in Rostock

Das Wasser ist das Element der Marine – das dürfte hinlänglich bekannt sein. Es passte also irgendwie am Donnerstagabend beim Großen Zapfenstreich, dass es ohne Unterlass regnete. Aber ungemütlich war es schon. Trotzdem kamen über tausend Schaulustige, um sich das höchste militärische Zeremoniell auf dem Neuen Markt anzusehen. Die Marine bedankte sich damit für die gute Aufnahme und Unterstützung in Rostock. Anlass waren die Feierlichkeiten zu „20 Jahre Deutsche Einheit – 20 Jahre Deutsche Marine in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern“. Außergewöhnlich war dieses Ereignis aus vielerlei Gründen. Nicht nur, dass der Große Zapfenstreich nur hochgestellten Persönlichkeiten und besonderen Anlässen vorbehalten ist, es ist auch nicht selbstverständlich, dass er für die Öffentlichkeit durchgeführt wird. In der Geschichte Rostocks fand diese höchste Form der militärischen Ehrenerweisung zum ersten Mal statt. Lange hatte man zuvor daraufhin gearbeitet, bis mit dem Jubiläum „20 Jahre Deutsche Marine in Rostock“ eine passende Gelegenheit gefunden worden war. In Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering, des Oberbürgermeisters Roland Methling und des Chefs des Marineamtes Konteradmiral Dr. Horst-Dieter Kolletschke gestaltete das Wachbataillon des Verteidigungsministeriums und das Marinemusikkorps Ostsee diese feierliche Abendmusik. Insgesamt 288 Soldaten traten zum Großen Zapfenstreich auf dem Neuen Markt an. Der Spielmannszug und das Musikkorps sorgten für die Musik. Begleitet wurden sie von zwei Waffenzügen und von Fackelträgern, die von einer sogenannten Perlenkette umrahmt wurden. Die Abfolge der feierlichen Abendmusik von Trommel- und Pfeifenstücken, Reitersignalen und dem „Gebet“ hat in der deutschen Militärmusik eine lange Tradition. Die heutige Form ist im 19. Jahrhundert entstanden. Der Name „Zapfenstreich“ selbst geht bis ins 16. Jahrhundert zurück, der Zeit der Landsknechte. Er bezeichnet den Schlag bzw. den Streich auf den Zapfen eines Fasses, mit dem der Bierausschank beendet wurde und sich die Soldaten zur Nachtruhe begeben mussten. Aber nicht nur zackige Militärmusik erklang auf dem Neuen Markt. Etwa 150 Demonstranten protestierten lautstark mit Tröten, Pfeifen und Rufen gegen den Großen Zapfenstreich. Viele von ihnen drückten damit ihre Ablehnung der Bundeswehreinsätze im Ausland aus und kritisierten dieses historische Zeremoniell als unzeitgemäß. So geteilt die Meinungen auch sein mögen, ist es doch schön, dass jeder hier und jetzt – 20 Jahre nach der deutschen Einheit – seine Meinung zum Ausdruck bringen kann, oder? Wer heute lieber im Regen zu Hause geblieben ist, für den gibt es hier ein kurzes Video mit Eindrücken des Großen Zapfenstreichs.

21. Oktober 2010 | Weiterlesen
T.A.N.G.O. im Theater im Stadthafen

T.A.N.G.O. im Theater im Stadthafen

Leidenschaft, Aggressivität, Sinnlichkeit und Melancholie beherrschen die Bühne, wenn das Rostocker Tanztheater „T.A.N.G.O.“ aufführt. Bereits in der Sommerfestivalsaison 2009 hatte der Chefchoreograph Bronislav Roznos damit am Rostocker Volkstheater sein Debüt gefeiert. Nun wurde das Stück wieder in den aktuellen Spielplan aufgenommen. Es geht um die Anfänge des argentinischen Tanzes im 19. Jahrhundert am Rio de la Plata. Um der wirtschaftlichen Not in ihren Heimatländern zu entfliehen und angelockt von einem groß angelegten Einwanderungsprogramm, zogen Millionen Menschen, die meisten unter ihnen Männer, nach Buenos Aires und Montevideo. Die Städte wuchsen rasch an und es herrschte Arbeitslosigkeit und Armut. Durch den Frauenmangel florierten Prostitution und Mädchenhandel. In diesem von Existenznot und sozialen Konflikten geprägten Milieu entwickelte sich der Tango. Die Einflüsse, die auf ihn einwirkten, waren so vielfältig wie die Herkunftsländer der Einwanderer. Schwermut und Sinnlichkeit waren die wesentlichen Gefühle, die mit fast allen Tangos zum Ausdruck gebracht werden sollten. In T.A.N.G.O. wird diese Geschichte von acht Tänzerinnen und Tänzern eindrucksvoll dargestellt. Jedoch sollte der Zuschauer nicht das Ergebnis eines Tango-Tanzkurses erwarten. Vielmehr breitet sich die Geschichte in einer Reihe von Szenen durch emotionale und poetische Bewegungssprache aus, die durch Videoprojektion im Hintergrund ergänzt werden. Miteinander, gegeneinander; gemeinsam, zu zweit oder allein präsentieren die Tänzer das Leben der Einwanderer in den Hafenvierteln der Großstädte am Rio de la Plata. Mittellos und daher fast nackt zeigen sie sich zu Beginn, als sie das Land voller Hoffnung auf einen Neuanfang erreichen. Später tragen sie, ihren Rollen entsprechend, lange rote und schwarze Kostüme. Robert Schrag hat sie so gestaltet, dass sie das Spiel der erotischen Annäherungen auf raffinierte Weise erleichtern. Begleitet wird die tänzerische Darstellung in T.A.N.G.O. natürlich von ganz viel Tangomusik. Aber nicht nur Stücke von klassischen Tangomusikern wie Carlos Gardel, Anibal Troilo oder Astor Piazzolla sind zu hören. Typische Klänge von Bandoneon, Violinen und Klavier werden an einigen Stellen durch moderne, elektronische Rhythmen ergänzt. Eine spannende und faszinierende Anziehungskraft entwickelt sich in T.A.N.G.O, die sich auch auf das Publikum überträgt. Mit viel Szenenapplaus bringt es seine Begeisterung zum Ausdruck. Morgen ist T.A.N.G.O. noch einmal im Theater Wismar und am 26. November im Theater im Stadthafen zu sehen. Fotos: Dorit Gätjen

21. Oktober 2010 | Weiterlesen
Natur und Geist 2010

Natur und Geist 2010

„Natur ist alles, alles Wirkliche ist natürlich. Geist, Bewußtseinsleben, ist kein Gegensatz zur Natur, sondern ein Ausschnitt aus der Gesamtheit des Natürlichen.“ Dieser Satz des Philosophen und Physikers Friedrich Albert Moritz Schlick, der auch zehn Jahre in Rostock gewirkt hat, bevor er als Begründer des Wiener Kreises bekannt wurde, stellt den Leitspruch der Vortragsreihe Natur und Geist dar. Seit 2003 findet diese einmal im Jahr in der Universitätsbuchhandlung Weiland in Rostock statt. Organisiert wird die Veranstaltung durch die Moritz-Schlick Forschungsstelle des Instituts für Philosophie der Universität Rostock in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Weiland. Ganz nach dem Vorbild Schlicks, der als Physiker und Philosoph sowohl Natur- als auch Geisteswissenschaften in seiner Person vereint hat, ist es die Intention der Veranstalter, verschiedene Wissenschaftsgebiete zusammenzubringen. Darüber hinaus sollen durch die Wahl eines öffentlichen Veranstaltungsortes die behandelten Themen auch in die Öffentlichkeit transportiert werden. Nachdem sich die Vortragsreihe in den vergangenen Jahren mit Themen wie verschiedenen Wissenskulturen,  der menschlichen Erkenntnisfähigkeit oder der wissenschaftlichen Weltauffassung auseinandergesetzt hat, steht in diesem Jahr das Wissen selbst im Mittelpunkt. „Wachstum oder Wandel des Wissens“  lautet entsprechend der Titel. Den Auftakt machte am Dienstagabend Professor Dr. Hans-Jürgen Wendel vom Institut für Philosophie von der Universität Rostock, der sich mit dem „Problem des Wissens“ beschäftigte. Nach einer kurzen Einführung durch Dr. Olaf Engler, der am kommenden Dienstag auch selbst einen Vortrag halten wird, begann Dr. Wendel mit seinen Ausführungen. „Inwiefern kann Wissen zum Problem werden?“, stellte er zunächst eine Frage in den Raum. Eine Frage, die sicherlich Relevanz für unsere heutige Wissensgesellschaft besitzt. Als Beispiele nannte er fehlendes oder veraltetes Wissen, das zu schwerwiegenden Unfällen führen kann oder auch moralische Probleme, die durch Wissen entstehen können. Im Folgenden befasste er sich aber mit der klassischen Wissensdefinition nach Platon: Wissen ist wahre, gerechtfertigte Meinung. Verschiedene Angriffspunkte gegen die Definition wurden erläutert und diskutiert, bevor er seinen Vortrag mit einem kleinen Plädoyer für Platons Wissensdefinition beendete. Im Anschluss durften natürlich noch Fragen gestellt werden, wovon auch einige der zahlreichen Zuhörer Gebrauch machten. Zehn weitere Vorträge wird es im Rahmen der Reihe noch geben, die jeweils dienstags um 20:15 Uhr in der Universitätsbuchhandlung Weiland stattfinden werden. Die Themenpalette reicht dabei von der „Revolution der Denkart“ bis hin zur „Rolle und Bedeutung von Modellen für Wissenstransformationen in der Physik“. Für Studenten ist der Eintritt frei, alle anderen bezahlen drei Euro pro Abend oder zwölf Euro für die gesamte Vortragsreihe.

20. Oktober 2010 | Weiterlesen
Eröffnung der Ausstellung „face to face“

Eröffnung der Ausstellung „face to face“

Seit 35 Jahren pflegt die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen zu Vietnam. Aus diesem Anlass gastiert die Wanderausstellung „face to face“ vom 18. Oktober bis zum 5. November im Rathaus. Die Ausstellung, die vom Deutschen Entwicklungsdienst initiiert wurde, wird von den beiden Rostocker Vereinen Diên Hông e.V. und Ohne Barrieren e.V. präsentiert. Der Verein Ohne Barrieren e.V. setzt sich für eine Integration von Menschen mit Behinderungen ein und versucht ihnen und ihren Angehörigen ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Der Verein Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V. hat das Ziel, ein besseres Miteinander zwischen Deutschen, Vietnamesen und anderen Zugewanderten zu erreichen. Hauptaufgabe dabei sind die sprachliche Qualifizierung und die Beratung von Zugewanderten. Die Ausstellung zeigt ungefähr 90 Fotos, die über einen Zeitraum von fünf Monaten entstanden sind. Sie zeigen das Leben von behinderten Menschen aus der Provinz Thanh Hoa. Die Besonderheit ist, dass die Fotos nicht von einem professionellen Kamerateam gemacht wurden, sondern von den Menschen selbst. Im Rahmen des Photo-Voice-Projektes machten sie nicht nur Fotos, sondern schrieben auch Kurzgeschichten, die in einem begleitenden Buch veröffentlicht sind. Durch die Arbeit haben sich die Menschen untereinander vernetzt und ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessert. Zur Ausstellungseröffnung am 18. Oktober in der Rathaushalle betonte Oberbürgermeister Roland Methling die besondere Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit, mit der er vor wenigen Wochen selbst in Vietnam begrüßt wurde. Er war begeistert von dem Land und den Menschen. Und doch könne man die Beziehungen noch verbessern. Auch sei es wichtig, den Dialog zwischen Behinderten und Nichtbehinderten weiter zu fördern, was später auch Ralf Grabow vom Verein ohne Barrieren betonte. Neben dem Bürgermeister sprachen unter anderem auch Bùi Ngọc Toàn, Botschaftsrat der Republik Vietnam, und Do Van Bao vom Verein Diên Hông zu den Gästen. Auch sie unterstrichen die besondere Beziehung beider Länder und hoffen auf einen Ausbau dieser. Abgerundet wurde das Programm von Hai Thao My Nguyen. Das Mädchen aus Rostock ist gerade einmal zehn Jahre alt und spielt Klavier wie eine Meisterin. Sie bekam mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht und hat dort ihr unglaubliches Talent gezeigt. Mit ihrer Darbietung von Beethoven und Chopin konnte sie auch alle Anwesenden im Rathaus verzaubern. Die Ausstellung kann montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr im Rathaus besichtigt werden.

20. Oktober 2010 | Weiterlesen
Präsentation der Stipendiaten im Schleswig-Holstein-Haus

Präsentation der Stipendiaten im Schleswig-Holstein-Haus

Wenn ein Gebäude Geschichten erzählen könnte, würde das Schleswig-Holstein-Haus in Rostock, Amberg 13 wahrscheinlich Bestsellerautor sein. Seit 1995 haben 70 Stipendiaten in den zwei Gastateliers gelebt und gearbeitet. Und weil das Ganze ein fließender Prozess ist, wurde beim Pressegespräch am 18. Oktober gleichzeitig nach vorn und zurück geschaut. Nach einer kurzen Begrüßung durch Gesine Karge vom Amt für Kultur und Denkmalpflege machte Judith Siegmund den Anfang. Die Künstlerin und Philosophin präsentierte die Ergebnisse eines zweimonatigen Stipendiums, das sie auf Einladung der Hansestadt Rostock wahrnehmen konnte. In dieser Zeit sind 30 großformatige Fotos der Östlichen Altstadt entstanden, die jeweils zusammen mit einem Text präsentiert werden. Das Besondere daran ist, dass Judith Siegmund mit diesen Fotos eigene Erinnerungen reaktiviert. Sie wuchs als Kind von 1972 bis 1979 an der Petrikirche auf und zog später in eine Wohnung in der Gärtnerstraße. „Ich kann mich an vieles erinnern, aber fast nichts wiedererkennen“, berichtet die Künstlerin. Daher hat sie Fotos von erinnerungsträchtigen Plätzen gemacht und diese aktuellen Fotos dann mit einer Bildunterschrift gekoppelt. In dieser beschreibt sie mal lustige, mal aber auch skurrile und bedrohliche Situationen und Erinnerungen aus ihrer Kindheit. Der konzeptionell arbeitenden Künstlerin ging es nicht nur darum, Erinnerungen zu aktivieren, sondern auch den Zusammenhang zwischen Fotos und Erinnerungen zu untersuchen. „Was passiert eigentlich, wenn man fotografiert? Kann man Geschichten in einem Bild festhalten?“ Wann die Bilder konkret zu sehen sein werden und in welcher Form, steht noch nicht fest. Eine Ausstellung sei möglich, so die Künstlerin, aber durch die relativ gute Anpassbarkeit der Bilder wäre auch ein Buch vorstellbar. In dem zweiten Atelier, in dem bis vor Kurzem noch Rayk Goetze arbeitete, ist jetzt Kerstin Borchardt eingezogen. Sie ist für drei Monate Stipendiatin auf Einladung des Landes Mecklenburg Vorpommern. Anders als ihr Vorgänger hat sie sich bisher unfertige Arbeiten mitgebracht, um hier an ihnen weiterzuarbeiten, auch wenn sie sagt: „Ein gutes Bild darf nie fertig werden.“ Ihre Arbeiten haben zwei Schwerpunkte. Einerseits arbeitet sie häufig mit dem Medium Zeitung in unterschiedlichsten Formen. So versucht sie zu zeigen, wie schwer Informationen heutzutage nachzuvollziehen sind. Andererseits ist für sie die Lyrik auch Teil ihrer Installationen. Sie schreibt Gedichte und baut diese teilweise in ihre Werke mit ein. Häufig entwirft sie auch Arbeiten mit ihrem Mann, der für die akustische Bearbeitung zuständig ist. Noch konnte Kerstin Borchardt nicht viel zeigen, was hier entstanden ist. Da sie gerade erst zehn Tage hier ist, kann man das verstehen. Ihre Arbeiten wird sie jedoch am 30. Oktober im Rahmen von KUNST HEUTE, dem Tag der zeitgenössischen Kunst in Mecklenburg-Vorpommern, vorstellen. Ab zehn Uhr ist das Atelier in der Östlichen Altstadt an diesem Tag geöffnet. Man darf also gespannt sein, welche spannenden Geschichten das Haus noch erleben wird. Schade nur, dass die Mauern nichts davon preisgeben können.

19. Oktober 2010 | Weiterlesen
Porzellan und Schmuck in der Galerie artquarium

Porzellan und Schmuck in der Galerie artquarium

Zum Glück gab es Lupen und kleine Taschenlampen bei der Vernissage in der Produzentengalerie artquarium. Denn die Schmuckstücke von Anna Silberstein waren so winzig, dass man schon sehr genau hinschauen musste, um die volle Pracht ihrer Schönheit wahrnehmen zu können. Gemeinsam mit der Keramikerin Petra Benndorf stellt die Schmuckdesignerin und Objektkünstlerin noch bis zum 31. Oktober ihre Arbeiten in der Galerie in der östlichen Altstadt aus. „Da eröffnen sich ja Welten!“, staunte eine Besucherin als sie sich Ketten und Anhänger betrachtete. In Acryl hatte Anna Silberstein Meerestiere wie Quallen, Strahlentierchen und Hydras eingraviert und gefräst. „Das hat so tolle lichttechnische Eigenschaften. Mich interessiert alles, was mit Licht zu tun hat und durchscheinend ist“, erklärt die Künstlerin ihre Vorliebe für dieses Arbeitsmaterial. Ihr Lieblingsstück ist eine Installation mit blattvergoldeten Fischen. Doch Goldfischteichidylle will sich darin nicht so recht einstellen, denn die Fische sind alles andere als harmlos. Räuberische Haie lauern im goldenen Schuppenkleid auf ihre Beute. Unweit der faszinierenden Unterwasserwelten haben es sich Frau Wunderlich, Opa Rumpstich, Frau Seidenschnur, Herr Obermeyer, Frau Palisander und Maximilian Simmchen am Strand bequem gemacht. Sie genießen ihren Badeausflug im weißen Sand. Geschützt in ihren kleinen Silberkugeln, die man sich an Ohr und Hals hängen kann, ahnen sie wohl nichts von den drohenden Gefahren und vielfältigen Lebensformen im Meer. Aber nicht nur dreidimensional, wie die Badenenden in der Reihe „gefröntes Strandleben“, sondern auch zweidimensional bildet Anna Silberstein Menschen in Kleinstform ab. Aus Messing und Acryl eingegossen auf rotem, blauem, lila oder „quietschegrünem“ Hintergrund in unterschiedlichsten Formen, verschönern sie zahlreiche Schmuckstücke für Ohr, Hals, Finger oder Zeh. Zwischen den lebendigen und farbigen Miniaturwelten von Anna Silberstein hat die Keramikerin Petra Benndorf ihre Porzellanobjekte und Gefäße ausgestellt. Die auf der Drehscheibe hergestellten hellen, runden Formen strahlen Ruhe und Natürlichkeit aus. „Dieses Runde, was auf der Scheibe entsteht und wie man das dann verändern kann, das finde ich spannend“, erläutert Petra Benndorf die Entstehung ihrer außergewöhnlichen Formen. Bei deren Gestaltung bevorzugt sie die Farbe weiß. Es hat etwas Unwirkliches und eignet sich sehr gut, um bestimmte Strukturen hervorzuheben, sagt die Keramikerin. Petra Benndorfs Objekte sind wirklich zum Bewundern. Einige Gefäße lassen sich auch als Schale benutzen, da sie dicht gebrannt sind und eine geschlossene Oberfläche haben. Wer sich nicht an den schönen Formen und Farben der Kunstgegenstände Anna Silbersteins und Petra Benndorf sattsehen kann, für den besteht die Möglichkeit, einige Objekte, Keramikgefäße und Schmuckstücke in der Produzentengalerie artquarium käuflich zu erwerben.

19. Oktober 2010 | Weiterlesen
Günter Grass,  Forscher und ihre Sicht auf die Ostsee

Günter Grass, Forscher und ihre Sicht auf die Ostsee

Über Veranstaltungen im Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) haben wir hier schon das eine oder andere Mal berichtet. Dabei wurde auch die kleine, aber feine Ausstellung mit Kunstwerken von Günter Grass erwähnt, die sich in dem Gebäude befindet. Obwohl bereits im Herbst 2009 eröffnet, war diese Ausstellung der Öffentlichkeit bisher leider nicht zugänglich. Am kommenden Donnerstag bietet sich die (hoffentlich nicht) einmalige Chance, die Kunstwerke zu besichtigen. Um 17:30 Uhr öffnet das IOW seine Pforten für interessierte Besucher. „Meine See, baltische Pfütze“ heißt es in einem Gedicht von Günter Grass, das der Ausstellung als Thema dient. „Unsere Baltische Pfütze – wissenschaftlich-künstlerische Betrachtung eines kleinen Meeres“ lautet der Titel der Schau, die neben Plastiken, Radierungen und Texten von Grass auch Ausschnitte aus dem Arbeitsfeld der Ostseeforscher zeigt. Kunst und Wissenschaft, verschiedene Sichten auf die Ostsee – mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen? Oder liegen Kunst und Wissenschaft doch viel näher beieinander, als man denkt? Am Donnerstag könnt Ihr Euch selbst ein Bild machen. Zur Einführung präsentiert der Geograph und Autor Claudius Diemer Satellitenaufnahmen von Küstenlandschaften und Inseln.

18. Oktober 2010 | Weiterlesen
Dritter Rostocker Poetry Slam im ST

Dritter Rostocker Poetry Slam im ST

Was macht man, wenn man einen Poetry Slam veranstalten will, aber keine Slammer da sind? Seit gestern Abend weiß ich, wie man sein Publikum auch ohne Poetry begeistern kann. Aber was ist eigentlich ein Poetry Slam? Ganz einfach. Verschiedene Dichter oder Autoren von Lyrik oder Prosatexten tragen einem Publikum ihre Texte vor und treten damit in einem Wettbewerb gegeneinander an. Dabei gibt es eine Zeitbegrenzung und am Ende des Abends entscheiden die Zuschauer, wer der Gewinner ist. Wichtig ist, dass es sich um ein Gedicht oder eine Geschichte handeln muss, Musikstücke sind nicht erlaubt, genauso wie technische Hilfsmittel. Der Saal war voll, die Zuschauer bereit, als Moderator Marten Wolff um kurz nach 19 Uhr auf die Bühne kam. Er verkündete, dass nur der Veranstalter und eine Freundin des Veranstalters als Teilnehmer gemeldet seien. Da so der Abend jedoch relativ schnell vorbei gewesen wäre, entschied man sich spontan, einen Open-Mic-Abend zu machen. Das bedeutet, jeder der Lust hatte, irgendwas vorzutragen, konnte dies tun. Und es ging nicht ums Gewinnen. Den Anfang machte Peter Thiers, der schon genannte Veranstalter. Er präsentierte das Gedicht „Alter Schinken“ und die Kurzgeschichte „Beschäftigung“. Nach ihm kam Janea, die extra aus Flensburg angereist war und eine gute Show ablieferte. Sie schrie und ging voll aus sich heraus, was vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde. Nach Janea gab es drei musikalische Beiträge. Zuerst spielte Daniel seinen Schnitzelsong auf der Gitarre, der für viele Lacher sorgte. Andreas machte danach „Dichtkunst der Klänge“, ruhige Musik mit Lautmalerei. Den Abschluss der Gitarrentrilogie übernahm Kati, die aus Dresden kommt und jetzt in Rostock studiert. Sie spielte ein trauriges Lied, weil sie nach eigenen Angaben nicht viel Humor hat. Ich glaube, das war vielleicht ein wenig tiefgestapelt. Dann gab es wieder ein Gedicht, diesmal von Ronja aus Unterfranken. Ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Liebesgedicht – ein häufiges Thema bei Poetry Slams. Danach kamen Peter und Janea noch einmal an die Reihe. Beide wieder mit sehr guten Texten. Besonders für die Information in Peters Text, dass Neurosen keine frischen Blumen sind, bin ich dankbar. Spontan traute sich dann noch Thomas auf die Bühne. Er las aus seinem Büchlein einige sehr schöne kurze Gedichte, zum Beispiel von einem Mono- und einem Polylux. Den Abschluss des Abends übernahm dann noch einmal Daniel, der noch drei Songs spielte und damit das Publikum begeisterte. Moderator Marten bedankte sich schließlich noch bei allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben. Im anschließenden Gespräch mit Marten und Peter verrieten sie mir, dass dies erst einmal der letzte Slam im ST gewesen sei. Der für den Club arbeitende Marten war trotz der geringen Beteiligung von Slammern sehr zufrieden mit dem Programm. „Es ist echt stark, in wie kurzer Zeit doch noch so ein vielfältiges Programm zusammengestellt wurde.“ Auch Peter, der zurzeit einen Theaterjugendklub am Volkstheater leitet, war zufrieden. „Es hat wieder Spaß gemacht und war mal was anderes.“ Wer jetzt Lust hat, auch mal einen Slam zu besuchen, kann ich folgende zwei Termine empfehlen. Zum einen ist dies der Poetry Slam in der Kulturwoche am 8. November im Ursprung  und zum anderen ist das die HAUSlese., die neue Bühne für Literatur & Singer-/ Songwriting am 3. Dezember in dem Haus am Burgwall.

18. Oktober 2010 | Weiterlesen
Feierliche Immatrikulation an der Universität Rostock

Feierliche Immatrikulation an der Universität Rostock

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, wusste schon Hermann Hesse. Und wer am Samstag bei der feierlichen Immatrikulation dabei war, konnte auch leicht das Gefühl bekommen, dass dieser Zauber nun auch bei den neuen Rostocker Studenten und Studentinnen angekommen ist. Vor der eigentlichen Veranstaltung gab es noch eine weitere Tradition: den Einzug des Senats. Angeführt wurde die Gruppe von Sabrina Lembke im Rollstuhl. Die frisch gewählte Sozialreferentin des AStA der Uni Rostock demonstrierte, dass auch Studenten mit Behinderung eine Chance in Rostock haben, auch wenn noch mehr an der Barrierefreiheit gearbeitet werden muss. Nach dem Einzug des Senats in die sehr gut gefüllte St.-Marien-Kirche, der von Mitgliedern des Universitätsorchesters und des Universitätschors Rostock begleitet wurde, sprach zuerst der Hausherr. Dr. Matthias Kleiminger, Landessuperintendent der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, begrüßte die Studenten und Gäste und betonte, wie wichtig die Hoffnung ist, um glücklich zu werden. Nach ihm begrüßte Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck die Studenten – dies sogar in verschiedenen Sprachen. Seine Rede stand unter dem Motto Freiheit. Dies begann schon damit, dass er wieder im Talar sprechen durfte. Dies sei in der DDR nicht möglich gewesen. Er betonte die besondere Rolle, welche die Universität in Rostock einnimmt und unterstrich, dass Bildung eine Investition in die Zukunft sei. Was die anwesenden Erstsemester sicherlich am meisten freute, war das Freibier, das nach der Immatrikulation vor der Kirche ausgeschenkt werden sollte. Der nächste Redner war Helmuth Freiherr von Maltzahn. In seinem Festvortrag machte er den Studenten Mut und versuchte ihnen Tipps für ihr Unileben zu geben. Das machte er auf sehr anschauliche Weise, indem er auch sehr persönlich von Erfahrungen aus seiner Studentenzeit berichtete. Es sei wichtig, die Phrasen „kann nicht“ und „geht nicht“ aus seinem Sprachgebrauch zu streichen. Man muss sich Ziele setzen und diese dann auch umsetzen, oder es zumindest versuchen. „Erst die Tat verändert die Welt.“ Zwischen den einzelnen Rednern spielte das Universitätsorchester unter der Leitung von Dirigent Thomas König kurze Musikstücke von dem französischen Komponisten Jean Françaix. Bevor der Rektor zum zweiten Mal ans Rednerpult trat, gab es den Valse von ihm zu hören. In seiner Ansprache verabschiedete Schareck die ausgeschiedenen Professoren des letzten Jahres. Gleichzeitig begrüßte er auch die neuen Dozenten, über deren Verpflichtung er sich sehr stolz zeigte. Zum Abschluss gab er allen Neuankömmlingen der Uni Rostock den Wunsch mit auf den Weg, dass sich alle von Herzen wohlfühlen. Als letzter Redner trat Philipp Da Cunha an das Pult. Der ehemalige Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses, der letzte Woche von Christian Berntsen abgelöst wurde, war mit seiner Rede am nächsten an den Studenten dran. So räumte er mit einem weitverbreiteten Irrglauben auf: „Häufige Teilnahme an Veranstaltungen gefährdet nicht die Gesundheit.“ Er ermutigte die neuen Studierenden immer nachzufragen, wenn es Probleme gibt und er versicherte, wenn die Grundlagen erstmal fertig behandelt sind, wird die Uni auch interessant. Im Anschluss wurde gemeinsam Gaudeamus Igitur gesungen und dann zog der Akademische Senat wieder aus der Kirche aus und die feierliche Immatrikulation war beendet. Zumindest der feierliche Teil, denn es musste ja noch die Großzügigkeit des Rektors ausgenutzt werden. Dies taten zum Beispiel Anne Wiechmann und ihre Freundin Jacqueline Böhme. Anne kommt ursprünglich aus Güstrow und hat jetzt mit der Ausbildung zur Lehrerin in den Fächern Deutsch, Geschichte und Philosophie begonnen. . Ihr Fazit vom Unistart fiel sehr positiv aus: „Ich hatte eine total geile erste Woche!“ Und auch Jacqueline, die Lehramt Gymnasium mit der Fachkombination Biologie und Deutsch studiert, ist begeistert: „Es ist unglaublich schön alles. Die Menschen sind freundlich und höflich hier.“ Nur vom Rostocker Bier waren beide nicht wirklich begeistert, zu bitter sei es. Die Immatrikulation fanden sie zwar gut, nur leider haben sie nicht viel gesehen. Wem das ähnlich ging, kann sich im Internet die Aufzeichnung der Veranstaltung anschauen, und sich selbst ein Bild davon machen, wie eindrucksvoll Studenten hier an unserer Uni begrüßt werden.

17. Oktober 2010 | Weiterlesen
Martin Mosebach: „Was davor geschah“

Martin Mosebach: „Was davor geschah“

In jeder Beziehung gibt es Fragen, die früher oder später gestellt werden müssen. Eine dieser Fragen hat Martin Mosebach in seinem neuen Roman zu einer Geschichte verarbeitet: „Wie war das eigentlich mit dir, bevor wir uns kannten?“ Die Lesung, die das Literaturhaus im Rahmen der Kempowski Tage veranstaltete, fand in der Universitätsbuchhandlung Weiland statt. Eine interessante Situation, wenn Mosebach von menschlichen Beziehungen liest, während im Regal nebenan Partnerschaftsberater und Lebenshilfebücher stehen. Bevor die Lesung begann, stellte Germanistikprofessor Lutz Hagestedt den Autor noch kurz vor und gab den ungefähr 50 gekommenen Gästen eine Einführung. Er stellte heraus, dass Mosebach, ebenso wie schon Kempowski, häufig das Etikett konservativ angeheftet wird, was aber seiner Meinung nichts über die Qualität aussagt. Nicht umsonst sei das Buch zwar kontrovers, aber doch überwiegend positiv, in der Literaturkritik diskutiert worden. Der gebürtige Frankfurter Martin Mosebach lässt den Roman in seiner Heimatstadt spielen. Er las drei der insgesamt 33 Kapitel aus dem Buch vor. Was ein wenig überraschte, war die Tatsache, dass er auch das letzte Kapitel aus seinem Buch präsentierte und so die Besucher mit Hoffnung in den Abend entlassen wollte. Zuvor stellte er viele Personen und auch einige Motive aus dem Buch vor, zum Beispiel den weißen Kakadu, der auch auf dem Buchtitel thront. Der Georg-Büchner-Preisträger gestand aber ein: „Es ist unmöglich alle Motive des Buches auf so einer kurzen Lesung anklingen zu lassen.“ Nach ungefähr 50 Minuten war die Lesung dann auch zu Ende, ein anschließendes Gespräch mit dem Literaturprofessor fand nicht mehr statt. Es gab auch keine Fragen aus dem Zuschauerbereich. Wahrscheinlich mussten die meisten Gäste das Gehörte erst einmal auf sich wirken lassen. Es gab viele Namen und Begebenheiten, nur die Liebe, die kam etwas kurz. Ob das im Buch anders ist, davon muss sich jeder selbst überzeugen. Am Ende des Abends signierte Mosebach noch mitgebrachte oder gerade gekaufte Bücher. „Es war ja schon sprachlich eindrucksvoll, aber bei mir hat sich keine Spannung aufgebaut“, lautete das Fazit zweier Damen, die die Lesung hinter mir verfolgten. Schwer zu sagen, ob das an den ausgewählten Textstellen lag, oder ob das Buch wirklich primär durch seine Sprachgewandtheit punktet. Wer jedoch Beziehungstipps erwartet, der sollte zu einem der Ratgeber aus den Regalen greifen. Alle anderen sollten einfach mal in „Was davor geschah“ hineinlesen und sich selbst ein Urteil bilden.

16. Oktober 2010 | Weiterlesen
Stumpen liest 5.0

Stumpen liest 5.0

Wer glaubt, dass man nur dann eine Lesung veranstalten kann, wenn man selbst ein Buch geschrieben hat, war noch nie bei Stumpen. Für alle, die Stumpen nicht kennen, eine kurze Vorstellung: Stumpen ist der ehemalige Sänger der Band Knorkator, die vor allem durch eine außergewöhnliche Bühnenshow von sich reden machte. Die Band löste sich im Dezember 2008 auf und seitdem geht Stumpen auf Lesetour. Das Motto der ersten Lesungen lautete: „Stumpen liest immer alles und sing vielleicht.“ Am 14. Oktober war es wieder soweit. Ungefähr 150 Gäste hatten sich im M.A.U. Club am Warnowufer versammelt, um dem fünften Leseabend in Rostock beizuwohnen. Stumpen war wie üblich mit einer sehr eigenwilligen Fellhose bekleidet, und doch gab es auch schon am Anfang die erste Überraschung zu verzeichnen. Wo sonst Martini auf der Bühne getrunken wird, gab es heute nur Wasser. Doch das sollte der Stimmung keinen Abbruch tun. Mit auf der Bühne war auch wieder Buzz Dee, der ehemalige Gitarrist von Knorkator, der von Stumpen liebevoll mit einem Kuss begrüßt wurde. Neuzugang auf der Bühne war Ally, eine gebürtige Berlinerin, die nun in Rostock lebt. Sie verzauberte das Publikum mit ihrem langen Haar und einem fantastischen Geigenspiel. Was macht nun aber solch eine Lesung mit Stumpen und Buzz Dee so besonders? Ganz einfach. Nirgendwo sonst (zumindest ist es mir nicht bekannt) bekommt man eine so fantastische Mischung aus Witzen, Liedern, Gedichten und Multimediaspielereien dargeboten – von, wie man in Berlin sagt, zwei absoluten Originalen. Da wird „Über sieben Brücken musst du gehen“ zur Melodie von „Girl from Ipanema“ oder aber eine deutsche Version von „In the Ghetto“ über einen Rostocker Dönerladen gesungen. Als es nach zwei Stunden die erste Pause gab, hatte man das Gefühl, die anfängliche Ankündigung, die Lesung würde heute sieben Stunden gehen, könnte vielleicht ernst gemeint gewesen sein. In der Unterbrechung erzählte mir Ally, dass sie Stumpen über einen gemeinsamen Soundmischer kennengelernt habe. Die Frau, die sonst in der Irish-Folk-Metal-Band Ally, the Fiddle spielt, berichtete, dass sie gern mit den beiden Ex-Knorkatoren unterwegs ist – solange es die Zeit zulässt. Ein kleines Geheimnis wurde dann im zweiten Teil gelüftet: „Ich verkünde, im Jahr 2011, hört Knorkator auf, mit aufhören.“ Das quittierte das Publikum mit tosendem Applaus. Auch die Ankündigung, dass die Band geplant habe, im nächsten Jahr auf der Hanse Sail zu spielen, kam sehr gut bei den Rostockern an. Jenes bedeutet aber gleichzeitig, dass man höchstens noch einmal die Gelegenheit bekommt, Stumpen und Buzz Dee auf Lesetour im M.A.U. zu erleben. Und ich kann sagen: Das lohnt sich! Es ist einfach eine Freude, zu sehen, wie auch die zwei Hauptakteure Spaß an der Sache haben. So musste Buzz Dee die Gitarre vor Lachen fast weglegen, als Stumpen aus dem Beatles-Hit „Get Back“ den Song „Gebäck“ machte. Aber ich will jetzt gar nicht alles erzählen, was noch passiert ist. Das könnte ich auch gar nicht, denn durch Standing Ovations und dem Wunsch nach einer Zugabe, ging der Abend letztendlich ungefähr dreieinhalb Stunden. Und das soll erstmal einer nachmachen!

15. Oktober 2010 | Weiterlesen
Historische Huftieranlage im Rostocker Zoo neu gestaltet

Historische Huftieranlage im Rostocker Zoo neu gestaltet

Housewarming-Party bei den Antilopen im Rostocker Zoo. Erst kürzlich haben fünf Litschi-Moorantilopen und drei Pferdeantilopen ihr neues Domizil bezogen. Nachdem die Handwerker nun ihr letztes Werkzeug eingesammelt und der Boden noch einmal frisch geharkt wurde, fand heute die feierliche Einweihung statt. „Das alte Herz des Zoologischen Gartens Rostock schlägt wieder“, freute sich Zoodirektor Udo Nagel bei der Eröffnung. Denn die Antilopen, die eigentlich im Süden Afrikas beheimatet sind, werden nun auf der neu gestalteten historischen Huftieranlage leben. Vor etwa 100 Jahren wurde an dieser Stelle bereits das Hirschhaus errichtet. Nach einjähriger Bauzeit erstrahlt es nun wieder im neuen Glanz. Die Form des denkmalgeschützten Geheges ist erhalten geblieben. Die Zäune wurden jedoch entfernt und durch Gräben ersetzt, um so den Eindruck einer natürlichen Abgrenzung zu schaffen. Von verschiedenen Seiten haben die Besucher freie Sicht auf die Tiere. Neu ist eine Beobachtungsplattform an zentral gelegener Stelle. 7000 qm umfasst das Gelände insgesamt. Neben dem alten Hirschhaus wurde noch ein weiteres Stallgebäude neu gebaut. Das 450 qm große Antilopenhaus passt sich optisch in das ockerfarbene Ensemble ein und bietet neben einem flexiblen Boxensystem auch genügend Platz für Heu, Geräte und Technik. Aber auch im alten Hirschhaus wird es weiterhin munter zugehen. Hier werden demnächst die Grauhalskronenkraniche einziehen. In dem 90 qm großen Gebäude ist auch ein Tierpflegeraum untergebracht. Damit aber nicht genug. Der Zoo plant die afrikanische WG um weitere Arten wie das Südliche Streifengnu zu vergrößern. „Die neue Huftieranlage ist naturnaher Lebensraum für eine artgerechte Haltung von Antilopen“, erläuterte Udo Nagel. „Sie werden ihrer Biologie entsprechend in Gruppen mit einer natürlichen Gemeinschaftsgröße und Altersstruktur in Vergesellschaftung gehalten.“ Mit der Neugestaltung der historischen Huftieranlage ist ein modernes Gehege entstanden, das den europäischen Richtlinien zur artgerechten Tierhaltung entsprechen soll. Insgesamt wurden dafür 1,26 Millionen Euro ausgegeben. Das Wirtschaftsministerium des Landes hat davon 943.100 Euro übernommen. Der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Dr. Stefan Rudolph gratulierte dem Zoo und betonte: „Der Rostocker Zoo ist einer der schönsten Ausflugsorte Mecklenburg-Vorpommerns, der auf einzigartige Weise lebendige Tradition und moderne Tierhaltung verbindet. Er ist jetzt um eine publikumswirksame Attraktion reicher.“ Nach der Modernisierung der Huftieranlage steht nun die Fertigstellung des Darwineums an. Die Vorbereitungen des bislang größten Zukunftsprojektes des Rostocker Zoos schreiten voran. Vielleicht sind dann bei der Eröffnung auch wieder die Schüler der Universitas-Schule dabei. Sie unterhielten die Zoobesucher heute schon einmal mit lustigen Gedichten und fröhlichen Liedern während der Eröffnung der neu gestalteten historischen Huftieranlage.

15. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Schüler StAUNen …“ 2010 – 2012

„Schüler StAUNen …“ 2010 – 2012

Nachhaltigkeit ist eines der Kernthemen unserer modernen Gesellschaft. Wie gehen wir mit Rohstoffen um und wie schützen wir unsere Lebensräume? Um die besondere Wichtigkeit dieses Themas zu unterstreichen, hat das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM) nun den 14. Schülerprojektwettbewerb ausgeschrieben. Um diesen Anlass gebührend zu zelebrieren, lud das StALU MM am 14. Oktober Projektpartner, Presse und beteiligte Schulen in das Gebäude der EURAWASSER Nord GmbH. Der Name „Schüler StAUNen …“ ist noch ein Überbleibsel von früher, als das Amt noch Staatliches Amt für Umwelt und Natur hieß. Auch der Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V, Dr. Karl Otto Kreer, war bei der Veranstaltung zu Gast. Er betonte, „das Ziel des Wettbewerbes ist es, Schüler zum Staunen zu bringen.“ Dabei stellte er auch noch einmal die Wichtigkeit des Wettbewerbs heraus; nicht umsonst sei er schon zum zweiten Mal von der UNESCO in die Weltdekade für nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Nach dem Staatssekretär ergriff Hans-Joachim Meier, der Amtsleiter vom StALU MM, das Wort. Er erklärte die organisatorischen Aspekte des Wettbewerbs. So können Schüler von insgesamt 136 Schulen am Wettbewerb teilnehmen. Dabei steht es ihnen frei ob sie allein oder in einer Gruppe mitmachen. Es gibt in diesem Jahr sechs Themenkreise, zu denen Arbeiten erstellt werden können: Biologische Vielfalt vor der Haustür Leben durch Wasser, Leben mit Wasser Gesunde Ernährung aus der Region Abfälle, Rohstoffe und Energie Küstenschutz und Klimawandel in M-V Mobilität und Umweltschutz in eurer Region Wichtig ist, dass sich die Schüler zu Beginn der Ausarbeitung mit einem der vielen Fachpartner in Verbindung setzen, um ihr Projekt zu besprechen. Für das Thema „Gesunde Ernährung“ ist dies zum Beispiel die Neue Verbraucherzentrale in M-V. Simone Goetz stellte bei der Eröffnungsveranstaltung einige mögliche Themen vor, zum Beispiel Lebensmittel in Mecklenburg-Vorpommern oder die Frage nach der Herkunft von Biolebensmitteln. Zum Abschied stellten Susanne Knape und Detlef Galda ihre „Schule am See“ in Satow vor. Die Schule ist schon länger im Wettbewerb aktiv und gehörte auch zu den diesjährigen Preisträgern. So gab es dort ein Projekt zum Thema Fledermausschutz und es wurde ein Klimazin hergestellt, ein Magazin von Schülern für Schüler. Darin wird den Mitschülern auf unterhaltsame Art die besondere Bedeutung von Nachhaltigkeit näher gebracht. Man darf gespannt sein, was die Schüler diesmal alles auf die Beine stellen. Auf jeden Fall ist der Wettbewerb wohl sinnvoller als manche politische Debatte. Denn hier wird versucht, wirklich was zu schaffen. Und das ist durchaus beeindruckend.

15. Oktober 2010 | Weiterlesen
Germany’s next Topmodel 2011: Casting in Rostock

Germany’s next Topmodel 2011: Casting in Rostock

Den Traum vom Topmodel dürfen auch im nächsten Jahr wieder eine Reihe junger Frauen und Mädchen in Deutschland träumen. Zum sechsten Mal wird Heidi Klum dann bereits nach Germany‘s Next Topmodel suchen. Ein Ende der Erfolgsgeschichte ihrer Sendung ist nicht abzusehen. Erstmals machte die Casting-Tour nun auch in der Hansestadt Rostock im Radisson Blu Hotel Halt. Rostock ist damit eine von insgesamt 26 Stationen in ganz Deutschland, bei denen die potentiellen Kandidatinnen die Chance haben sich zu präsentieren. Die einzigen Grundvoraussetzungen sind eine Körpergröße von 1,72 m, wobei wohl auch einzelne Ausnahmen zugelassen werden, und ein Mindestalter von 16 Jahren. Aber wie läuft so ein Casting denn nun eigentlich ab? Reichlich unspektakulär, wie die 18-jährige Liesa Range zu berichten wusste. Die Kandidatinnen werden in Gruppen von jeweils zehn Mädchen vor die Jury gebeten. Dort stellen sie sich auf einer grauen Linie auf, um auf ein Zeichen der Jury einmal ihre Fähigkeiten im Laufen zu demonstrieren. Ausschlaggebend soll dabei in erster Linie das Gehen und nicht die Optik sein, wobei in der Jury zu diesem Zeitpunkt natürlich noch kein prominentes Mitglied zu finden ist. Nach etwa einer Minute ist das Spektakel dann auch schon vorbei und den Mädchen wird mitgeteilt, ob sie weiter sind oder nicht. Wer weiterkommt, muss einen Fragebogen ausfüllen, außerdem werden noch einige Fotos geschossen. Für die junge Schülerin aus Rostock hat es zwar nicht gereicht zum Weiterkommen, ihre gute Laune hat sie sich davon aber nicht vermiesen lassen. Letzten Endes hatte sie ohnehin nur zum Spaß am Casting teilgenommen. „Dabei sein ist alles“, wie sie im anschließend scherzte. Etwas mehr Glück hatte Luise Will (16), die ebenfalls noch in Rostock zur Schule geht. Will, die wie Liesa Range recht spontan an dem Casting teilgenommen hatte, konnte die Jury an diesem Nachmittag überzeugen. Ob sie es in die eigentliche Show schaffen wird, ist damit aber noch lange nicht gesagt. Mitte November wird sie von Pro Sieben Bescheid bekommen und dann stehen bei einem positiven Ausgang zunächst weitere Vorcastings an. Wünschen wir ihr an dieser Stelle viel Erfolg! Die Resonanz in Rostock fiel alles in allem aber doch eher dürftig aus. Die Veranstalter rechneten mit etwa 400 bis 450 Bewerberinnen, die tatsächliche Teilnehmerzahl dürfte weitaus geringer ausgefallen sein. Für die hiesigen Kandidatinnen hatte das immerhin den Vorteil, nicht lange in der Kälte warten zu müssen. Aber wer weiß, vielleicht stammt Germany‘s Next Topmodel ja trotz alledem aus Rostock.

15. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Die Lange Nacht der Museen“ 2010 in Rostock

„Die Lange Nacht der Museen“ 2010 in Rostock

In der Nacht vom 30. zum 31. Oktober endet die Sommerzeit, die Uhr wird um eine Stunde zurückgestellt und die Nacht ist somit eine Stunde länger. Grund genug, um auch in diesem Jahr wieder bis in die späten Abendstunden Kultur zu genießen. Bei einer Pressekonferenz im Rathaus informierten Dr. Michaela Selling, Direktorin der städtischen Museen, und Barbara Weyrich, Geschäftsführerin der kw Agentur, über alle wichtigen Fakten zur diesjährigen Langen Nacht der Museen. Außerdem waren auch Walburga Wernsdorf vom Schiffbaumuseum auf dem Traditionsschiff und Barbara Dümke vom Heimatmuseum in Warnemünde zugegen, um die Projekte ihrer Häuser vorzustellen. Seit vier Jahren übernimmt die kw Agentur die Organisation, Koordination und Sponsorenfindung der Veranstaltung. Dabei hat sich die Zusammenarbeit stetig weiterentwickelt, berichtet Michaela Selling. Und auch die Zahlen belegen das: Während man im Jahr 2005 noch mit knapp 3.000 Besuchern begonnen hatte, besuchten im letzten Jahr schon 1.000 Gäste mehr die beteiligten Stellen – das sind in diesem Jahr 15 Institutionen. Wie auch im letzten Jahr verbinden wieder ein Bus- und ein Schiffsshuttle die einzelnen Veranstaltungsorte, um den Besuchern das Erreichen der verschiedenen Aussteller zu erleichtern. Die Beförderung ist im Eintrittspreis enthalten. Unterstützt wurde die kw Agentur dabei von der RSAG. Eine besondere Rolle spielt bei der diesjährigen Langen Nacht das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff. Dort findet nämlich um 18 Uhr die Eröffnung mit einer Feuershow statt. Das Schiff feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Passend dazu werden den ganzen Abend Filme aus dieser Zeit laufen. „Auch für die jungen Leute gibt es einige spannende Sachen“, berichtet Walburga Wernsdorf. So wird das traditionelle Handwerk vorgeführt und darf auch selbst einmal ausprobiert werden. Ziel ist es, „Bildung auf unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln“, so Wernsdorf. Das hat sich auch das Heimatmuseum Warnemünde vorgenommen. Barbara Dümke berichtet, dass an diesem Abend wieder viele ehrenamtliche Helfer dabei sein werden, um den Besuchern ein besonderes Erlebnis zu bescheren. Auch hier wird traditionelles Handwerk präsentiert, zum Beispiel die Bleiverglasung oder Bernsteinbearbeitung. Daneben steht noch das Museum selbst im Mittelpunkt, was seit 2008 in einem restaurierten Haus beheimatet ist. Das Heimatmuseum in Warnemünde hat bis 23 Uhr geöffnet, die anderen Stellen in der Regel bis um ein Uhr. Auch für Verpflegung wird in diesem Jahr gesorgt sein. So gibt es unterschiedliche Stände mit Essen und Getränken. Im Kulturhistorischen Museum wird auch Wein verkauft, daneben sind antiquarische Bücher im Angebot. Um 23:30 Uhr gibt es ein Abschlusskonzert in der Universitätskirche. Ein Bläsertrio, bestehend aus Studenten der HMT, wird unter dem Motto Nach(t)klänge aufspielen. Es ist also für jeden was dabei in diesem Jahr. Das genaue Programm findet Ihr auf der Homepage. Nutzt die Chance und besucht die Rostocker Museen bei Nacht – schlafen kann man später immer noch.

14. Oktober 2010 | Weiterlesen
Kempowski-Tage 2010 im Rostocker Rathaus eröffnet

Kempowski-Tage 2010 im Rostocker Rathaus eröffnet

Mit der Lesung „Immer bin ich in Rostock gewesen …“ starteten heute die Kempowski-Tage 2010 in Rostock. Zahlreiche Fans des Schriftstellers waren zur Eröffnung ins Rathaus gekommen. 1929 in Rostock geboren, saß Kempowski von 1948 bis 1956 wegen Spionage-Vorwürfen in Bautzen und ging anschließend in den Westen. Mit seinen Romanen der „Deutschen Chronik“ und seinem „Echolot“ zählt der Schriftsteller nicht nur zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren, sein autobiografischer Roman „Tadellöser & Wolff“ und dessen Verfilmung machten auch Rostock bundesweit bekannt. Nach der Wende kehrte der verlorene Sohn in die Hansestadt zurück, wenn auch nie mehr ganz. Er wurde Ehrenbürger und erhielt 2002 die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock. 2009 wurde eine Straße im Rostocker Stadthafen nach ihm benannt. „Der Ort, von dem aus die Heimat bedacht wird, ist beliebig“, brachte es Professor Dieter Schröder vom Kempowski-Archiv in seiner Einleitung zum Ausdruck. „Aber der Ort, zu dem die Gedanken immer wieder zurückkehren, ist nicht austauschbar.“ Ein Umstand, den Kempowski mit vielen seiner Kollegen teile, die aus der Ferne über ihre Heimat schrieben. Sei es Fritz Reuter oder Uwe Johnson. „Die Wiederbegegnung mit der entbehrten Heimat“, so Schröder, sei es jedoch, was Kempowski von den anderen Schriftstellern unterscheide. Walter Kempowski konnte zurückkehren in seine Heimat, in sein Rostock. Durchaus ein schwieriger Prozess für den Schriftsteller, diese Rückkehr. Aufgearbeitet hat er sie in Tagebüchern, waren diese doch seine ganz persönliche Leidenschaft. „Ein Schriftsteller, der kein Tagebuch schreibt, ist irgendwie schief gewickelt, mit dem stimmt was nicht“, brachte er es einst zum Ausdruck. Und so stehen im 20. Jahr nach der Wende bewusst diese Tagebücher im Zentrum der Kempowski-Tage. Und ganz bewusst lautete das Motto heute: „Immer bin ich in Rostock gewesen …“ Selbst in den Jahren, in denen er nicht nach Rostock konnte, war Kempowski doch stets hier. Untermalt mit einer Fotopräsentation von Gerhard Weber las Stephan Fiedler vom Volkstheater Rostock heute Abend Auszüge aus den Tagebüchern „Alkor“ (1989), „Hamit“ (1990) und „Somnia“ (1991). Nach dem gelungenen Auftakt gibt es in der Hansestadt noch bis zum Sonntag ein buntes Programm zum Gedenken an den Rostocker Ehrenbürger. An erster Stelle seien zwei Lesungen genannt, die vom Literaturhaus Rostock organisiert werden. Martin Mosebach, dem 2007 der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde, liest am Freitag um 20 Uhr in der Universitätsbuchhandlung Weiland aus seinem neuen Roman „Was davor geschah.“ Einen Tag später sind um 20 Uhr Falko Hennig und Jochen Schmidt auf der MS Stubnitz zu Gast. 2007 gründeten die beiden Schriftsteller die „Weltchronik“, in der ein ‚Star‘ jeweils 30 Tage seines Lebens dokumentieren sollte. In Rostock werden wir erfahren, welche Beziehung die beiden zu Walter Kempowski haben und welchen Einfluss er auf ihre Texte hat. Kempowskis Verhältnis zur Kirche und Religion widmet sich eine Plenumsdiskussion am Freitag um 18 Uhr im Kulturhistorischen Museum. Auf historische Spurensuche bis „Im Block“ (Kempowskis Erstlingswerk, in dem er seine Zeit in Bautzen verarbeitete) geht Dr. Matthias Braun am Sonntagmorgen in der Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU. Zusätzlich gibt es Bilder- und Filmvorträge im Kulturhistorischen Museum, einen Stadtrundgang auf den Spuren der Familie Kempowski (Samstag, 15 Uhr ab dem Kempowski Archiv) und nicht zu vergessen noch einmal drei Aufführungen des Theaterstücks „Alles offen“ (Geschichten aus der Zeitenwende) in der Inszenierung von Tobias Rausch.

13. Oktober 2010 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock gegen Seebären im Zoo Rostock

FC Hansa Rostock gegen Seebären im Zoo Rostock

Vermutlich habe ich genauso viel Ahnung von Fußball wie die Tiere im Zoo. Dennoch ließ ich mir heute Vormittag ein Match zwischen dem FC Hansa Rostock und den Seebären des Rostocker Zoos nicht entgehen. Das ist ja auch mal was anderes als die üblichen Spiele. Mensch gegen Tier, Herren gegen Damen, Profis gegen Amateure – wer da wohl gewinnen wird? Mein Tipp: die Seebären. Immerhin hatten sie den Heimvorteil. Denn mit dem Spielfeld mussten die Hansa-Kicker erst einmal klarkommen. Dem Ball wurde nämlich nicht auf einer Rasenfläche hinterhergejagt, sondern in der Robben-Anlage des Rostocker Zoos. Während die Seebärenmannschaft (im grauen Trikot) die gesamte Spielfläche nutzte, drückten sich die Profis am Beckenrand herum. Trotz Sonnenscheins war es dann wohl doch zu kalt und feucht für die Herren im blauen Trainingsanzug, um sich in den gegnerischen Spielraum vorzuwagen. Ein weiteres Handicap der Profifußballer vom FC Hansa: Sie spielten in der Unterzahl. Lediglich Kapitän Sebastian Pelzer und Angreifer Marcel Schied liefen in der Robben-Anlage im Rostocker Zoo auf. Gegen die drei bärtigen Damen Angra, Daisy und Egoli taten sie sich dann auch anfangs recht schwer. Obwohl sogar mit zwei Bällen gespielt wurde, waren die Seebären weitaus öfter in deren Besitz. Flink und wendig brachten sie die begehrten Objekte immer wieder ins Ziel. Dabei zeigten sie, dass vor allem ihr sicheres Kopfspiel eine Gefahr für den Gegner darstellte. Wenn Angra, Daisy und Egoli erst einmal mit dem Ball jonglierten, konnten die anderen Spieler nur noch bewundernd zuschauen. Aber auch Marcel Schied demonstrierte Kostproben seines Könnens. Seine Balljonglagen mit dem Fuß konnten sich sehen lassen und brachten Leben ins Spiel des FC Hansa. Neben seinen bisherigen sechs Toren in dieser Saison wird er auch diese Begegnung als Erfolg verbuchen können. Nur Kapitän Sebastian Pelzer fand irgendwie nicht richtig ins Spiel. Zu passiv blieb er im Abseits stehen und ging auch als erster wieder vom Feld. Nach fünfzehn Minuten wurde die Begegnung des FC Hansa Rostock mit den Seebären des Rostocker Zoos beendet. Der Spielstand lautete: unentschieden. Seebärencoach Lars Purbst zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. „Angra hat zum Schluss noch mal alles rausgeholt. Aber die Profis waren noch ein bisschen besser. Da müssen wir noch üben“, lautete sein Fazit. Zweimal täglich etwa zehn bis fünfzehn Minuten trainieren die Tiere. Angra konnte zwar schon vorher mit dem Ball spielen, Daisy hat es erst im letzen Vierteljahr gelernt, erzählte Lars Purbst vom Rostocker Zoo. Ron, das imposante Männchen im Seebären-Team, hatte zuvor wegen Störungsverdacht die Rote Karten erhalten und konnte erst zum Spielende seine Damen und die Spieler des FC Hansa begrüßen. Für sie hatte die Begegnung mit den Ohrenrobben einen Erfahrungswert, meinte Sebastian Pelzer. „Eine schöne Geschichte. So etwas erlebt man nicht jeden Tag“, fasst er seine Eindrücke zusammen. Auch sein Teamkollege Marcel Schied hatte sichtlich Spaß: „Am Anfang hat man immer ein bisschen Respekt, wenn man was nicht kennt. Aber zum Schluss, wenn man sich ein bisschen angenähert hat, war das schon ein guter Auftritt.“ Und was nehmen die Hansa-Spieler für das bevorstehende Spiel am Wochenende an Erfahrungen nun mit? „Ich hoffe, dass wir nicht so ängstlich spielen, wie wir hier heute reingegangen sind“, schmunzelt Marcel Schied. Das Publikum war jedenfalls zufrieden mit der ungleichen Partie. In der VIP-Lounge am Beckenrand, gleich neben den zahlreichen Medienvertretern, hatten sich Zoodirektor Udo Nagel, der FC-Hansa-Manager Stefan Beinlich und Dr. Christian Knaape, Vertreter des Hauptsponsors Veolia Umweltservice versammelt. „Vielleicht wird es ja zu einer neuen Trainingsmethode“, meinte Udo Nagel mit einem Augenzwinkern.

13. Oktober 2010 | Weiterlesen