Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Steine und andere Fundstücke vom Strand

Steine und andere Fundstücke vom Strand

Warum findet eine Ausstellung mit Versteinerungen in einem Schifffahrtsmuseum statt? Eine berechtigte Frage, die Klaus Büge, der Leiter der Rostocker Gruppe der Gesellschaft für Geschiebekunde, die sich auch für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, erklären konnte. So lassen sich in den Hansestädten wie Rostock vielerorts, z. B. in alten Steintreppen, Versteinerungen entdecken. Die Steine, die dabei verbaut wurden, gelangten über Koggen in die Hansestädte und schon ist eine Verbindung zwischen Versteinerungen und Schifffahrtsmuseum hergestellt. Ganz so abwegig ist der Ort also nicht. Bevor die Besucher am Montagnachmittag einen Blick auf die eigentliche Ausstellung werfen konnten, wurden sie von Johannes Kalbe von der Freien Universität Berlin mitgenommen auf eine erdgeschichtliche Zeitreise. Angefangen beim Präkambrium, wusste Kalbe zu jedem Zeitalter Interessantes zu berichten und Beispiele für typische Versteinerungen aus jeder Epoche zu nennen. So sind z. B. die für die Epoche des Unterjura vor allem im süddeutschen Raum populären Ammoniten im Ostseegebiet nur selten vorzufinden. Dafür lassen sich aus dieser Zeit versteinerte Fische entdecken, während aus dem Quartär Elefantenzähne vorliegen, die auf Mammuts zurückzuführen sind. Diese haben bis vor ca. 12.000 Jahren noch hier gelebt. Zuletzt durfte ein Blick auf die heutigen Ostseestrände mit ihren Muscheln und ihrem Seegras natürlich nicht fehlen, schließlich handelt es sich dabei um die Versteinerungen von morgen. „Damit sind wir am Ende der Reise angekommen und am Anfang der Besichtigung der Ausstellung“, schloss Johannes Kalbe seine Präsentation. Ausgestellt sind Fundstücke aus allen Erdzeitaltern vom Präkambrium bis heute, übersichtlich in Vitrinen sortiert, anhand der Epochen aus denen sie stammen. Die ältesten Fundstücke, die es auf ein Alter von stolzen 1,7 Milliarden Jahren bringen, gehören auch im weltweiten Vergleich zu den ältesten Gesteinen. Klaus Büge führte die Besucher eigenhändig durch die Ausstellung und wusste allerhand über die zu besichtigenden Stücke zu berichten. Kein Wunder also, dass sich die Besucher über eine schöne und informative Ausstellung freuten. Einige hatten zudem selbst Fundstücke mitgebracht, die sie Kalbe und Büge zur Inspektion vorlegten. Denn auch heute lassen sich immer noch zahlreiche Versteinerungen an der Ostsee finden, ein wenig Sachkenntnis vorausgesetzt. „Was man nicht weiß, das sieht man nicht“ fasste Klaus Büge das Verhalten vieler Strandbesucher zusammen, die zwar Steine aufheben, sie aber dann aus Unwissenheit wieder wegwerfen. Eröffnung verpasst? Kein Problem, denn für alle Fossiliensammler und Hobbypaläontologen wird die Ausstellung noch bis Jahresende geöffnet sein. Wer sich also ein wenig informieren möchte, um das nächste Mal einen potenziellen Fund nicht wieder auf den Boden zurückzulegen, der ist hier genau richtig. Alle anderen sind natürlich ebenfalls willkommen.

13. Oktober 2010 | Weiterlesen
16. Hanse Cup & Junior Challenge 2010 im Shorttrack

16. Hanse Cup & Junior Challenge 2010 im Shorttrack

Am Sonntagabend gaben die Piranhas Rostock in der Eishalle in der Schillingallee ihr Heimdebut gegen die FTV Hamburg Crocodiles in der Oberligasaison 2010/2011. Bevor die Eishockeyspieler aber am Abend auf das Eis durften, war erst einmal der Nachwuchs im Shorttrack dran, am Samstag und Sonntag sein Können beim 16. Hanse Cup zu zeigen. Dies ist der erste von drei Junior-Wettkämpfen in dieser Saison. Die Sportler im Alter zwischen neun und achtzehn Jahren stammten nicht nur aus Rostock und Umgebung. Sogar internationale Gäste aus Schweden oder den Niederlanden waren zugegen. Über 100 Läufer gingen an beiden Wettkampftagen insgesamt an den Start – ein neuer Rekord beim Hanse Cup. Wettkämpfe im Shorttrack werden auf einer 111 Meter langen Eisbahn ausgetragen. Im Unterschied zum klassischen Eisschnelllauf ist nicht die gelaufene Zeit, sondern nur die Platzierung ausschlaggebend. Gelaufen wird außerdem jeweils im Pulk von vier bis acht Läufern, was eine besondere Herausforderung für die Sportler darstellt. Dass es dabei auch zu Stürzen kommen kann, versteht sich von selbst. In jeder Altersklasse galt es verschieden Distanzen zu absolvieren, wie beispielsweise zweimal 1.500, einmal 1.000 und einmal 500 Meter bei den 17 bis 18-Jährigen oder 111, 222 und 333 Metern bei den „Kids on Ice“, den jüngsten Wettkampfteilnehmern. Für die Platzierungen gab es jeweils Punkte, wobei die erreichte Platzierung der erhaltenen Punktzahl entspricht. Wer somit am Ende die niedrigste Punktzahl aufwies, ging als Gesamtsieger seiner Kategorie aus dem Wettbewerb hervor. Zunächst wurden aber Vorläufe im K.-o.-System ausgetragen, in denen nur die schnellsten Läufer die Finalrunden erreichten. Bei den „Kids on Ice“ setzten sich Paul Nitsche (10) und Jenny Brümmer (9), beide vom ESV Turbine Rostock, vor der Konkurrenz durch. Bei der Altersklasse der Novizen, den 10 bis 13-Jährigen, belegten dagegen die internationalen Gäste die ersten Plätze. So siegte bei den Jungen der Schwede Jakob Jansson (12, SK Skrinnaren), der alle Läufe gewinnen konnte, vor Marec Ziller (12) vom Eislaufverein Dresden. Bei den Mädchen sicherte sich die Tschechin Milada Doslà (11) vom BZK Praha den ersten Platz. Auf Rang zwei folgte Anna Seidel (12) vom Eislaufverein Dresden. Johanna Gschwendter (14, DEC Inzell Frillensee) und Felix Spiegl (14, SLIC München) konnten jeweils bei den C-Junioren den Gesamtsieg erringen. Die ebenfalls 14-jährige Charlotta Berger lief für den ESV Turbine Rostock auf den dritten Podiumsplatz. Ebenfalls souverän siegte bei den Ältesten im Wettbewerberfeld, den A/B-Junioren, Nathalie Prescher (19, ESV Turbine Rostock), die wie Jakob Jansson alle Rennen gewann. Bei den Jungs setzte sich der 16-jährige Anush Ghorbani vom SLIC München durch. Eine detaillierte Auflistung der Ergebnisse ist hier zu finden. Die Lokalmatadore vom ESV Turbine Rostock können sich jedenfalls über einen erfolgreichen Wettbewerbsverlauf freuen und den anderen beiden Junior Challenges entgegenfiebern. Ach ja: Die Piranhas gewannen das Spiel gegen Hamburg übrigens mit 11:2.

12. Oktober 2010 | Weiterlesen
Eröffnung der Mumin-Ausstellung im Literaturhaus Rostock

Eröffnung der Mumin-Ausstellung im Literaturhaus Rostock

Kennt Ihr die Mumins? Was, nicht? Dann wird es höchste Zeit, sie kennen zu lernen! Die Muminsfamilie besteht aus dem Muminpapa und der Muminmama. Der Sohn der beiden ist der kleine Mumin. Mit seinen Freunden, dem Schnüferl und dem Snorkfräulein, erlebt er viele Abenteuer. Erschaffen wurden die Mumins von der finnlandschwedischen SchriftstellerinTove Jansson. Sie schrieb nicht nur Geschichten, sondern illustrierte die Bücher auch selbst. Ende der 30er Jahre erblickte der erste Mumin das Licht der Welt – in einer Anti-Hitler-Karikatur. 1945 erschien Janssons erstes Mumin-Buch unter dem Titel „Mumins lange Reise“ („Småtrollen och den stora översvämningen“). In den 50ern entstand der erste Comicstrip, der später in 120 Zeitungen in 40 Ländern veröffentlicht wurde. Er machte die kleinen nilpferdartigen Trollwesen weltberühmt. 2001 starb die Autorin, die eine der bedeutendsten skandinavischen Kinderbuchreihen erschuf, im Alter von 86 Jahren. Doch das Leben im Mumintal geht weiter. Das Finnland-Institut hat in Zusammenarbeit mit dem Kulturhus Berlin e. V. eine Wanderausstellung ins Leben gerufen, die derzeit im Literaturhaus Rostock gastiert. Zur Eröffnung der Spiel-, Lese- und Fotoausstellung hat das Literaturhaus gestern ungefähr 60 Kinder in den Möckelsaal eingeladen, um mit und an den Mumins Spaß zu haben. Zuvor übergab Katrin Stüdemann von der Ostseesparkasse (OSPA) noch einen Scheck an Gutrune Baginski und Juliane Holtz vom Literaturhaus. Die OSPA hatte 1.000 Euro für ein Kinderprojekt des Literaturförderkreises Kuhtor gespendet. Ein wenig ungewohnt, und sicher auch etwas lustig, war es dann für die Kinder von der KiTa Augustenstraße und der Privatschule Universitas, als Sofie Backman vom Finnland-Institut zu ihnen sprach. So häufig hört man bei uns ja nicht jemanden mit einem skandinavischen Akzent sprechen. Aber spätestens mit den mitgebrachten Muminkeksen hatte sie alle Sympathien auf ihrer Seite. Ein besonderes Highlight bei der Eröffnung war eine Musiklese von Ilka Sonntag. Sie trug den Kindern eine Mumingeschichte vor und wurde dabei von einem Musiker begleitet, der die passenden Geräusche machte. Natürlich durften die Kinder selbst auch aktiv werden. So musste zum Beispiel das Schnüferl geweckt werden, wozu die Kinder pfeifen mussten. Außerdem wurde geklatscht und mit den Füßen getrampelt, was den Kleinen sichtlich Freude bereitete. Im Anschluss an die Geschichte konnten die Kinder noch die Ausstellung in Augenschein nehmen. Es durfte gepuzzelt, das Muminhaus besichtigt und natürlich auch gemalt werden. Zur Stärkung wurden die Muminkekse verdrückt. Sofie Backman verriet mir im Anschluss, dass sie ihr erstes Mumin mit fünf Jahren bekommen hat. Sie demonstrierte mir auch fröhlich, wie man die Figuren am besten zum Schlafen hält. Die 30-Jährige berichtete, dass die Ausstellung schon in Kiel, Greifswald und Paris war und als nächstes nach Wien gehen wird. Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst mal in die Muminwelt einzutauchen, der kann sich die Ausstellung noch bis zum 26. Oktober 2010 im Literaturhaus Rostock anschauen. Der Eintritt ist frei und nach Absprache können auch Gruppenführungen und Workshops angeboten werden.

12. Oktober 2010 | Weiterlesen
20 Jahre Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

20 Jahre Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie

Gesunkene Schiffe, wandernde Küsten, Offshore-Windparks oder Eisberge – das Meer ist ständigen Veränderungen ausgesetzt. Damit sie nicht zur Gefahr für die Seefahrt werden, dokumentiert das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) seit 1990 die Entwicklungen in Nord- und Ostsee. Zum zwanzigjährigen Jubiläum öffnete die Rostocker Dienststelle (eine weitere gibt es in Hamburg) am Samstag ihre Türen und gewährte Einblicke in ihre vielfältigen Arbeitsbereiche. Mehr als 600 Besucher besichtigten das Amt in der Neptunallee und ließen sich von den Mitarbeitern die zahlreichen Aufgabenfelder erläutern. Von der Messung bis zur Redaktion und Publikation konnten sie die Entstehung einer Seekarte verfolgen. „Besser als unsere Karten können die von anderen Herstellern gar nicht sein, weil die Daten alle von uns bekommen“, wagte Nautiker Gerhard May zu behaupten. Jährlich werden Seekarten und Sportbootkarten inklusive Berichtigungen vom BSH herausgegeben. Sie umfassen die gesamte deutsche Nord- und Ostseeküste sowie die polnische Ostseeküste. Die Seevermessung ist die zentrale Aufgabe des BSH in Rostock. Um die Karten immer aktuell zu halten, sind ständig Vermessungsschiffe unterwegs. Eines dieser Schiffe ist die Deneb, die am Tag der offenen Tür besichtigt werden konnte. Interessierten Besuchern erklärte Vermessungstechniker Matthias Hollmichel, wie Wracks und andere Unterwasserhindernisse mit modernen elektronischen Geräten geortet und von Tauchern untersucht werden. Für den Einsatz in flachen Gewässern ist das Vermessungsschiff außerdem mit zwei kleineren Vermessungsbooten ausgestattet. Dort jedoch, wo kein Schiff oder Boot hinkommt, nämlich an der Küste, beginnt der Wirkungsbereich der geodätischen Abteilung. Auch sie nutzte den Tag der offenen Tür, um ihre Aufgaben und Arbeitsgräte vorzustellen. Wenn alle Daten gesammelt sind, werden sie durch Kartographen verarbeitet und aufbereitet. Das geschieht in den unterschiedlichen Redaktionen, die sich auf verschiedene Publikationsformen spezialisiert haben. Seekarten werden beispielsweise in digitaler, aber auch in gedruckter Form herausgegeben. Anja Hähnel ließ sich bei der manuellen Herstellung von Kartenelementen über die Schulter schauen. Sie demonstrierte, wie man mit einer ruhigen Hand und Werkzeugen, die so klangvolle Namen wie „Elefant“ tragen, Linien und andere graphische Elemente in eine Trägerfolie eingraviert. Nachdem die Seekarte nun zum Druck vorbereitet wurde, wird sie anschließend in der hauseigenen Druckerei fertiggestellt. Hier werden auch alle anderen Veröffentlichungen des BSH gedruckt und gebunden. Aber nicht nur die Seevermessung und die Erstellung von Seekarten gehören zum breiten Dienstleistungsspektrum des BSH. Auch die Überwachung des Meeres im Hinblick auf Klimawandel und Umweltveränderungen, Vorhersagen zu Wasserständen an der deutschen Ostseeküste, Warnhinweise bei Sturmfluten und geringen Wasserständen, Eisdienst und Genehmigungsverfahren für Offshore-Windparks und Ostsee-Pipelines zählen zu seinen Aufgaben. Insgesamt sind 840 Mitarbeiter im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie tätig, 220 davon in Rostock. Wem die Fülle an Informationen, die das BSH am Tag der offenen Tür bot, noch nicht genug war oder wer sich noch genauer über die Naturvorgänge und vielfältigen Nutzungen des Meeres durch den Menschen informieren möchte, der sollte einen Besuch der BSH-Bibliothek in Erwägung ziehen. Seit über hundert Jahren wurde dafür eine umfangreiche Sammlung maritimer Literatur mit etwa 170.000 Medien und 50.000 Seekarten zusammengetragen, die sowohl den Wissenschaftlern, als auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

11. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Die fetten Jahre sind vorbei“ im Theater im Stadthafen

„Die fetten Jahre sind vorbei“ im Theater im Stadthafen

Was tun, wenn man „mit der Gesamtsituation unzufrieden“ ist: auswandern, sich anpassen oder rebellieren? Das Rostocker Volkstheater zeigt mit der Bühnenfassung zu Hans Weingartners Film „Die fetten Jahre sind vorbei“, wie drei junge Leute mit ihrem Unmut umgehen. Am Freitag feierte das von Christine Hofer inszenierte Stück im Theater im Stadthafen Premiere. Jule (Laura Bleimund) hat allen Grund unzufrieden zu sein. Sie muss einen riesigen Berg Schulden abstottern. Entstanden ist dieser durch einen selbst verschuldeten Unfall. Ohne Haftpflichtversicherung muss sie nun für den hohen Schaden aufkommen, der ihr kleines Kellnergehalt jeden Monat neu auffrisst. Als sie die Miete nicht mehr zahlen kann, zieht sie bei ihrem Freund Peter (Michael Ruchter) ein und erfährt so von seinen nächtlichen Streifzügen, die er mit seinem Mitbewohner Jan (Jörg Schulze) durchs nächtliche Villenviertel unternimmt. Die beiden jungen Männer sind nämlich auch unzufrieden, und zwar mit der Konsumgesellschaft, in der sie leben. Weil sie sich nicht damit abfinden wollen, haben sie eine besondere Form der Rebellion entwickelt. Nachts brechen sie in die noblen Häuser wohlhabender Familien ein, stehlen aber nichts. Stattdessen verrücken sie die teuren Möbel und hinterlassen mysteriöse Botschaften wie „Das haben sie verdient“. Sie nennen sich „die Erziehungsberechtigten“ und wollen mit den Aktionen ihre Opfer zum Nachdenken über deren materialistische Lebensweise bringen. Bei einem Einbruch gerät jedoch alles außer Kontrolle. Jan und Jule, die sich in einem Swimmingpool näher kommen, werden plötzlich vom Hausherrn überrascht. Es ist Hardenberg (Jakob Kraze), der Jule in Schulden gestürzt hat. Als er sie erkennt, schlagen sie ihn nieder. Nun müssen die drei jungen Rebellen entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen und wie radikal sie wirklich sein wollen. Wie schon der Film, so wirft auch die Bühnenfassung von Gunnar Dreßler die Frage auf, woran man sein Handeln orientieren und welchen Idealen man folgen sollte. Jedoch gibt das Stück keine Antworten. Zu unterschiedlich sind die Motivationen der Figuren. Jan glaubt wirklich, mit seinen Aktionen etwas verändern zu können, Peter hat einfach Spaß dabei und selbst bei Hardenberg, der ja eigentlich den bösen Feind verkörpert, zeigen sich sympathische Züge. Intensiviert wird die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Standpunkten durch eine Diskussion am Anfang des Stückes. In einer Frühstücksszene treten die Schauspieler aus ihren Rollen heraus und werden zum Anwalt ihrer Figur. Dabei nutzen sie den Theaterraum so, dass sich das Publikum inmitten einer hitzigen Debatte wiederfindet. „Das Stück fährt nicht nach Fahrplan“, verrät Laura Bleimund nach der Premiere. „Es ist nicht ganz klar, was passiert. Es ist jedes Mal anders. Dadurch wird es erst lebendig.“ Obwohl es natürlich inhaltliche Vorgaben gibt, können die Schauspieler an dieser Stelle eigene Fragen einbringen. Auf diese Weise gelingt es ihnen, einen aktuellen und persönlichen Bezug herzustellen, wie er wohl nur im Theater möglich ist. Auf das Publikum bleibt die frische und energiereiche Darstellung der Schauspieler jedenfalls nicht ohne Wirkung. Katharina Heller, die auch schon von der Filmvorlage begeistert war, schwärmt: „Da steckt so viel Nervenkitzel drin: ein Entführungsthriller, eine Liebesgeschichte, der politische Stoff und lustig war es ja auch noch.“ Wer nun ebenfalls Lust auf einen unterhaltsamen, frischen und vielschichtigen Theaterabend bekommen hat, dem sei „Die fetten Jahre sind vorbei“ ans Herz gelegt. Weitere Vorstellungen können am 15., 16., 21. und 26. Oktober im Theater im Stadthafen besucht werden. Fotos 1 – 4: Dorit Gätjen, VTR

10. Oktober 2010 | Weiterlesen
Interdisziplinäre Ringvorlesung an der Uni Rostock

Interdisziplinäre Ringvorlesung an der Uni Rostock

„Kurs auf die Wissenschaft“ lautet der Titel der ersten interdisziplinären Ringvorlesung, zu der die Interdisziplinäre Fakultät (INF) der Universität Rostock am Donnerstag ins Internationale Begegnungszentrum (IBZ) eingeladen hat. Bei der Auftaktvorlesung drehte sich alles rund ums Thema Morbus Alzheimer. Was passiert, wenn die Müllabfuhr nicht mehr funktioniert, konnte man vor zwei Jahren in Italien sehen. „Neapel stinkt zum Himmel“ dürfte damals wohl noch eine der harmlosen Schlagzeilen gewesen sein. Viel gelernt hat man daraus nicht, scheint Neapel doch aktuell schon wieder im Müll zu versinken. Nun kümmern sich Entsorgungsunternehmen aber nicht nur um Haus- und Gewerbemüll. Jeder Einzelne von uns hat seine eigene kleine, ganz private Müllabfuhr – im Kopf. Tja, und was in diesem unseren Klein-Neapel passiert, wenn die Müllabfuhr nicht mehr funktioniert, das war Gegenstand des Vortrags von Markus Krohn. Der 32-jährige gebürtige Greifswalder erforscht die weltweit häufigste Demenzerkrankung: Morbus Alzheimer. Ausgelöst werden die Symptome durch die vermehrte Ablagerung eines Proteinfragments, der sogenannten Amyloid- oder Alzheimer-Plaques. In seiner Arbeit untersucht Markus Krohn Mechanismen des Abtransports dieses Proteins, die Müllabfuhr des Gehirns sozusagen. Nach dem aktuellen Stand der Forschung seien nämlich weniger die großen Plaque-Anhäufungen das Problem, sondern man müsste vielmehr bereits rechtzeitig die Vorstufen wegbekommen. Mögliche Gegenmaßnahmen, um die Amyloid-Schnipsel loszuwerden? Einerseits gibt es Enzyme, die diese Schnipsel zerschneiden, andererseits Mikrogliazellen, die „im Gehirn umherwandern, aufsammeln und auffressen“. Wissenschaftlich hingegen noch nicht so intensiv untersucht sind Transportproteine, die das Amyloid an der Blut-Hirn-Schranke „aus dem Gehirn herausschaufeln können“. Und genau dies sei die Schnittstelle, die er in seinen Forschungen betrachte. Bereits sei 100 Jahren wird an Alzheimer geforscht, bislang jedoch ohne wirksame Therapie. Allein in Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen von der Krankheit betroffen. Aufgrund der immer höheren Lebenserwartung mit stark steigender Tendenz. Verdoppelt sich ab dem 65. Lebensjahr doch alle 5 Jahre die Wahrscheinlichkeit, einen Alzheimer zu bekommen, veranschaulichte Krohn die Entwicklung: „Mit 85 bis 90 Jahren würde fast die Hälfte von Ihnen hier erkrankt sein.“ Im zweiten Vortrag des Nachmittags beschäftigte sich Felix Winter ebenfalls mit dem Morbus Alzheimer, allerdings aus einer ganz anderen Perspektive. Mithilfe mathematischer Modelle versucht er, in die Zukunft zu schauen. Ziel ist es, den Krankheitsverlaufs des Morbus Alzheimer besser vorhersagen und mögliche Interventionsszenarien analysieren zu können. Die Vorhersagekraft mathematischer Modelle ist ein durchaus heikles Thema, erläuterte Winter. Bei allen Annahmen, Reduktionen und Abstraktionen zu behaupten, dass es in der Realität genau so enden würde, wie im Modell, sei schon „eine sehr starke Behauptung“. Dass sein Modell mit den Beobachtungen der Biologen übereinstimme, ist aber in jedem Fall sehr vielversprechend. Mit insgesamt zehn Parametern ist Winter in sein Modell gegangen. Die interessante Frage ist natürlich, an welcher dieser Schrauben man drehen kann, um den Verlauf der Krankheit zu beeinflussen. In ihrem Fall sei dies speziell die Transportkapazität. Bereits bei einer Erhöhung um 25 % würde es in der typischen Lebenszeit von Mäusen nicht mehr zum Auftreten von Alzheimer kommen. Keine Heilung, aber eine Verzögerung, die – übertragen auf den Menschen – die Alzheimer-Symptome so weit nach hinten verschieben könnten, dass sie statt mit 60 erst mit 70, 80 oder 90 Jahren auftreten. „Auch volkswirtschaftlich gesehen ein großer Nutzen“, wie der Wirtschaftsmathematiker schmunzelnd bemerkte. Die beiden Stipendiaten der Interdisziplinären Fakultät sind im Forschungslabor für neurodegenerative Erkrankungen (NRL) des Universitätsklinikums Rostock tätig. Insgesamt 45 Promotionsstipendien wurden von der Interdisziplinären Fakultät seit ihrer Gründung im Jahr 2007 an Nachwuchswissenschaftler vergeben. 18 der Stipendiaten stellen bis Januar 2011 ihre Promotionsarbeiten vor – in kurzen, leicht verständlichen Vorträgen. So zumindest lautete das Versprechen, das heute durchaus eingelöst werden konnte. Darüber hinaus zeigte die Auftaktveranstaltung, dass interdisziplinäre Forschung – hier zwischen Biologen und Mathematiker – auch in der Praxis gut funktionieren kann. Oder, wie es Professor Kragl, Dekan der INF, zum Abschluss mit dem gern zitierten aristotelischen Ausspruch zusammenfasste: „Das Ganze ist größer als die Summe seiner Teile.“ Weiter geht es am 28. Oktober um 15 Uhr mit Eva Kreikenbaum und Dortje Löper. Der Nachmittag widmet sich der Medizin und Ethik der Altenpflege. Interessant dürfte es auch am 25. November werden, wenn im Rahmen intelligenter Assistenzsysteme twitternde Blutdruckmessgeräte und mailende Topfpflanzen vorgestellt werden. Zumindest letztere könnten die Überlebenschancen der einen oder anderen Pflanze hier im Büro sicher deutlich erhöhen. Das vollständige Programm gibt es auf der Website der Interdisziplinären Fakultät. Interessierte Gäste sind bei den Vorträgen gern gesehen, der Eintritt ist frei.

10. Oktober 2010 | Weiterlesen
20 Jahre Technologiezentrum Warnemünde

20 Jahre Technologiezentrum Warnemünde

Eine gute Idee ist nicht die einzige Voraussetzung, die erfüllt sein sollte, um erfolgreich ein Unternehmen zu gründen. Was man sonst noch so braucht, um die ersten Schritte in eine sichere unternehmerische Zukunft erfolgreich zu gehen, kann einem Existenzgründer ein Technologiezentrum bieten. In Warnemünde gibt es nun schon seit zwanzig Jahren eine derartige Einrichtung: das Technologiezentrum Warnemünde (TZW). Unter dem Dach des TZW haben Ingenieure, Wissenschaftler und Facharbeiter ein Zuhause gefunden, um innovative Technologien zu entwickeln und Unternehmen zu gründen. Junge Existenzgründer erhalten hier Hilfe bei Fragen der Unternehmensführung und können Büros und Laborräume mieten. Die räumliche Konzentration von weiteren Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen der Universität und der Fachhochschule Wismar bieten darüber hinaus gute Voraussetzungen für Austausch und Zusammenarbeit. 770 wissensbasierte Arbeitsplätze sind auf diese Weise hier entstanden. Seit 1990 haben sich 215 Unternehmen im TZW eingemietet. Im Moment sind 81 Firmen in dessen Räumlichkeiten ansässig. „Heute hat sich das Technologiezentrum als Anlaufpunkt für Gründer mit Ideen etabliert“, schaut der Vorstandsvorsitzende des TZW e.V. Bernd Göde auf die Erfolgsgeschichte der Einrichtung zurück. Was mit einem Gebäude begann, hat sich mittlerweile zu einem Technologiepark weiterentwickelt. „Erfolgsfaktor ist ein umfassendes Dienstleistungszentrum für Technologie und wachstumsorientierte Unternehmen, das sich selbst in ständiger Anpassung zum Bedarf befindet. Die Einbettung des Existenzförderzentrums in den Technologiepark mit einem hohen Bestand an bereits gestandenen Unternehmen der Forschung und Entwicklung und zugleich mit Fußwegen zu Universitätsinstituten und zur Fachhochschule mit maritimem Bezug zahlen sich aus“, so der Vorstandsvorsitzende. Besonders positiv schätzt er ein, dass der oft zitierte Technologietransfer zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft am Standort Warnemünde durch zahlreiche Ausgründungen erlebt und belebt wird. „Diese innovativen Firmen sind heute fester Bestandteil des Wirtschaftsstandortes Rostock. Sie sind Voraussetzung und Standortfaktor dafür, dass andere Firmen sich hier niedergelassen haben und sich wirklich prächtig entwickeln“, würdigte Oberbürgermeister Roland Methling die Bedeutung des TWZ auf der Jubiläumsfeier. „Aus dem TZW ist ein Technologiepark geworden, der weit über die Stadt und die Landesgrenzen hinaus strahlt.“ Drei Millionen Fördermittel wurden in der Vergangenheit ausgegeben, um Straßen zu bauen und eine angemessene Infrastruktur in Warnemünde zu entwickeln. Auch bei der Einrichtung eines Kindergartens, einem aktuellen zukunftsorientierten Projekt des TZW, sicherte der Bürgermeister die Unterstützung der Stadt zu.

10. Oktober 2010 | Weiterlesen
Wie wohnen in Rostock?

Wie wohnen in Rostock?

In einer Gesellschaft, die sich in einem starken demografischen und gesellschaftlichen Wandel befindet, stellt sich für viele Menschen die Frage: Wie will ich leben? Eine berechtigte Frage, wenn man die stetig wachsende Zahl an Singlehaushalten und das Auseinanderdriften von Jung und Alt bedenkt. Der Workshop „Wie wohnen in Rostock?“ sollte entsprechend eine Idee über Wohnprojekte und den sozialen und mitunter auch ökologischen Anspruch hinter solchen Projekten vermitteln. Es sollten Beispiele aufgezeigt und diskutiert werden, wie Wohnprojekte aussehen können. „Es geht darum, nicht alleine, sondern mit anderen Menschen zusammen zu wohnen“, wie Ulrich Söffker, Landesgeschäftsführer der Grünen, den Inhalt auf den Punkt brachte. Architekt Martin Paetzold stellte zunächst das Wohnprojekt „Lindenhof“ vor, in dem er auch selbst mit seiner Familie wohnt. Im Lindenhof, dem 2009 der Bauherrenpreis der Stadt Rostock verliehen wurde, leben seit drei Jahren 41 Personen – 29 Erwachsene und 12 Kinder. Der Lindenhof bietet seinen Bewohnern private Rückzugsmöglichkeiten, gleichzeitig wurde das Projekt aber in einer kommunikationsfördernden Art und Weise konzipiert. Dazu gehören z.B. gemeinsam genutzte Freiflächen oder ein Gemeinschaftsraum, der am Wochenende zum gemeinsamen Frühstück oder beispielsweise für Feste genutzt wird. Für Paetzold stellen solche Wohnprojekte eine Chance dar, Jung und Alt zusammen zu bringen, weshalb barrierefreies Wohnen ein zentrales Anliegen bei der Planung des Lindenhofes war. Vorbilder für die Entstehung des Lindenhofs waren Wohnprojekte in Dänemark, wo gemeinschaftliches Wohnen bereits viel verbreiteter ist als hierzulande. Ein weiteres Vorbild war der Aegidienhof, ein soziales Wohnprojekt in Lübeck. Neben dem Lindenhof, der ja nun bereits vollständig bewohnt ist, sind weitere Wohnprojekte in Rostock in Planung. Uta Janssen stellte das Projekt „Wohnwandel“ vor, das sich darum bemüht, die leer stehende Hautklinik in der Augustenstraße zum gemeinschaftlichen Wohnen zu nutzen. Wie das Wohnprojekt genau aussehen soll, wird derzeit noch diskutiert. Janssen könnte sich z. B. die gemeinsame Nutzung einzelner Räumlichkeiten wie der Küche vorstellen, während jeder Bewohner über ein eigenes Bad und private Rückzugsmöglichkeiten verfügt. Egal wie die Umsetzung letztendlich erfolgen wird, das Projekt soll einen „Knoten kultureller und sozialer Interaktion“ schaffen. Interessenten werden übrigens noch gesucht. Weitere Projekte, die vorgestellt wurden, sind MILU (Motiviert, Ideenreich, Lebendig, Unabhängig) und ein geplantes Wohnvorhaben oberhalb des Gerberbruchs 8. Letzteres wurde von Robert Waltemath vorgestellt, dessen Anliegen es außerdem ist, aufgrund der vielen Hürden, die es bei der Planung eines solchen Projektes zu überwinden gilt, eine Art Dachorganisation ins Leben zu rufen. Diese soll sich zwar nicht in die konkreten Wohnprojekte einmischen, aber beratend zur Seite stehen und ein Netzwerk etablieren, indem Erfahrungen ausgetauscht werden können. Ein solches Netzwerk würde sicherlich die Entstehung weiterer Wohnprojekte erleichtern. Nach so vielen Informationen konnten sich die Teilnehmer im Anschluss an den Workshop vor Ort selbst ein Bild über den Lindenhof machen und sich für weitere Wohnprojekte inspirieren lassen. Der Lindenhof zeigt jedenfalls eine Möglichkeit auf, wie gemeinschaftliches Wohnen im 21. Jahrhundert aussehen kann.

9. Oktober 2010 | Weiterlesen
Stadtrallye der Medizin-Erstsemester der Uni Rostock

Stadtrallye der Medizin-Erstsemester der Uni Rostock

„Wir werden mal Arzt!“. Die Dame, die sich neugierig erkundigt hatte, was die jungen Männer und Frauen denn da am Stadthafen veranstalten, dürfte diese Antwort wahrscheinlich ein wenig beunruhigt haben. Denn wer die Stadtrallye der Erstsemesterstudenten der Medizin kennt, der weiß, dass es währenddessen etwas schwer fällt, sich die Teilnehmer als seriöse zukünftige Ärzte vorzustellen. Aber bis dahin ist es ja auch noch ein weiter Weg für die Studienanfänger. Die Stadtrallye bildete heute den Höhepunkt des Erstsemesterwochenendes der Studenten der Medizin, Zahnmedizin und Medizinischen Biotechnologie. Nachdem es an den Tagen zuvor bereits zahlreiche Programmpunkte, wie eine Dampferfahrt, Workshops, das Austesten der Mensa oder einen Grillabend, gegeben hatte, durften sich die frisch Immatrikulierten am Samstag schließlich in Begleitung von Tutoren aus dem 3. Semester aufmachen, um die Stadt zu erkunden. Organisiert wurde die Rallye traditionell von den Studenten aus dem 2. Studienjahr. Auf diese Weise haben die frisch gebackenen Studenten die Möglichkeit, die wichtigsten Punkte der Stadt und natürlich auch die eigenen Kommilitonen kennenzulernen oder auch Antworten auf Fragen rund um das Studium von den Tutoren zu bekommen. In erster Linie soll die Rallye aber Spaß machen. Und damit der Spaß auf keinen Fall zu kurz kommt, haben sich die Veranstalter einiges einfallen lassen. Insgesamt zwölf Stationen gab es für die über 200 Teilnehmer zu bewältigen, die in zwölf Gruppen zu je zwanzig Personen unterwegs waren. An jeder Station gab es Aufgaben zu erledigen, für die Punkte vergeben wurden. Bonuspunkte wurden in vielen Fällen für die Ausführung der Aufgaben in Unterwäsche verteilt. Frei nach dem Motto „Arzt werden, Kind bleiben“, wie bei einer Station zu lesen war, reichten diese von einer Tanzvorführung vor dem Kröpeliner Tor, über ein Einkaufswagenrennen im Stadthafen, bis hin zum Erstellen einer Kleiderkette am Universitätsplatz. Sogar das Oktoberfest machte Station in Rostock. Zumindest lautete so das Motto einer Aufgabe, bei der die Kandidaten zunächst Bier trinken und anschließend Nägel in einen Baumstumpf hämmern mussten – auf Zeit versteht sich. Und wie es sich für das Oktoberfest gehört, waren die Verantwortlichen aus dem 2. Studienjahr zumindest zum Teil in traditioneller bayrischer Tracht gekleidet. Wer am Ende nach so vielen Strapazen und gut 15 Kilometern Fußmarsch durch Rostock noch nicht müde war, der durfte bei der anschließenden Partynacht im Momo weiterfeiern bis zum Morgengrauen. Ein Angebot, von dem sicherlich viele Gebrauch machten, bei der hervorragenden Stimmung, die unter den Teilnehmern herrschte. Die eine oder andere Anekdote von der Rallye wird wahrscheinlich noch über Jahre in den Köpfen der Studenten bleiben und ein Schmunzeln auf das Gesicht zaubern. Ein Erlebnis war es allemal.

9. Oktober 2010 | Weiterlesen
Fred Pollack: Geheimsprache der Seele

Fred Pollack: Geheimsprache der Seele

„Ich bin Maler und kein Plauderer.“ Entsprechend kurz fasste sich Fred Pollack bei der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Galerie am Alten Markt. Die Bilder und nicht Worte sollten für sich sprechen, passend zum  Ausstellungstitel „Geheimsprache der Seele“. Pollack tritt damit die Nachfolge der Künstlerfamilie Metzkes an, deren Werke zuletzt in der Galerie am Alten Markt zu sehen waren. Der 1943 in Enschede geborene Niederländer Pollack bringt zudem ein wenig Internationalität in die Galerie. Der Veranstalter, der Kunstverein zu Rostock, ist zwar kein explizit internationaler Verein, dennoch ist man bestrebt, regelmäßig auch Künstler aus anderen Ländern nach Rostock zu bringen, wie Wolfgang Friedrich, Vorsitzender des Kunstvereins, betonte. Friedrich brachte auch seinen Dank der niederländischen Botschaft gegenüber zum Ausdruck, mit deren Unterstützung die Ausstellung zustande gekommen war. Darüber hinaus verkündete er erstmals die Pläne des Kunstvereins, gemeinsam mit dem kulturhistorischen Museum in Rostock eine Ausstellung zur Geschichte des Kunstvereins durchzuführen. Diese soll im Jahr 2012 zum zwanzigjährigen Jubiläum des neuen Kunstvereins zu sehen sein. Doch zurück zu Fred Pollack. Der Kontakt zwischen Kunstverein und Künstler kam vor wenigen Jahren durch die Kunsthistorikern Dr. Katrin Arrieta zustande. Als sie im Jahre 2008 erstmals den Werken von Pollack begegnete, fand sie sehr disziplinierte Bilder vor, die sie dennoch emotional berührten. „Vor einem Jahr war ich bei Fred Pollack im Atelier. Das nun in einer Ausstellung zu sehen, ist ein ganz anderes Erlebnis“, freute sie sich in ihrer Rede. Der Titel „Geheimsprache der Seele“ passt sehr gut zu Pollack, der bis in das Jahr 2000 hauptberuflich als Psychiater tätig war, bevor er seine Praxis schloss, um professioneller Maler zu werden. „Auf dem Gebiet der Seele ist er alles andere als ein Spekulant“, nahm auch Dr. Arrieta Bezug auf seine Psychiatertätigkeit. „Ich male Gefühle“, beschreibt Pollack, der bereits malt, seit er fünf ist, seine Bilder. Diese werden zuvor nie im Detail geplant, die Idee entwickelt sich vielmehr während der Arbeit: „Es ist ein Spiel und ich sitze am Steuer.“ Dass es ihm gelingt, Emotionen auszudrücken, zeigen die Reaktionen der Ausstellungsbesucher, die betonten, dass die Bilder sofort Assoziationen weckten und man sich in die Werke hinein denken könne. „Man merkt, dass ein sehr klarer Kopf hinter den Bildern steckt“, äußerte sich Christoph Chciuk, der selbst Künstler ist, über Pollacks Werke und wies zudem auf die Ruhe und Ausgeglichenheit hin, die sie ausstrahlen. Zu sehen ist die „Geheimsprache der Seele“ noch bis zum 20. November in der Galerie am Alten Markt, jeweils Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und samstags von 9:30 bis 15:30 Uhr.

9. Oktober 2010 | Weiterlesen
„War das jetzt schon Sex?“

„War das jetzt schon Sex?“

Was würdet Ihr machen, wenn Ihr nach Hause kommt und Euer Partner ist nicht da? Doch nicht nur das. Stellt Euch weiter vor, Euer ganzes Wohnzimmer ist voller fremder Leute! Der Protagonist in „War das jetzt schon Sex?“, öffnet die Whiskey-Flasche und beginnt, von seinem Eheleben zu erzählen. Das Theaterstück, welches auf dem gleichnamigen Buch von Stefan Schwarz beruht, ist eine Koproduktion des Mecklenburgischen Landestheaters Parchim und des Volkstheaters Rostock. Die Bearbeitung für die Bühne wurde von Peter Kube und Katja Mickan vorgenommen. Denn im Gegensatz zur Buchversion, die eine Sammlung von Kolumnen ist, wurde die Bühnenfassung um eine Rahmenhandlung ergänzt. Ein Mann kommt mit einer Rose im Mund nach Hause, um sich bei seiner Frau zu entschuldigen. Er hat vorgeschlagen, einen Heimtrainer zu kaufen, um den „Unebenheiten“ an den Schenkeln seiner Frau entgegenzuwirken. Woraufhin sie nur erwidert: „Wenn du was Knackiges willst, dann such dir doch ne Bockwurst!“ Der Mann, der auch wie der Autor des Buches Schwarz heißt, erzählt dem Publikum daraufhin viele Geschichten über die zwischengeschlechtliche Kommunikation und über Probleme, die dabei auftreten. So geht es, ohne zu viel zu verraten, um die Schwiegereltern, um Kinder und Katzen als Sexualhemmstoffe und auch um lange Unterhosen. Getragen wird das Stück von Lutz Leyh, der die Rolle des gehörnten Ehemanns sehr überzeugend spielt. Es ist ein wahres Vergnügen, ihm zuzuschauen, wie er auf der Bühne trinkt und tanzt, isst und sogar raucht. Die One-Man-Show wird nur durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. Es ist jedoch nicht seine Frau, die auf den Anrufbeantworter spricht, sondern ein Versicherungsvertreter. Der Schauspieler bezieht auch das Publikum mit ein, fragt, ob es den Herren im Publikum schon mal ähnlich ergangen ist, und wandert zwischendrin auch einfach mal an die Tische. Das ist nämlich das Besondere an der Kleinen Komödie Warnemünde: Die Zuschauer sitzen an kleinen Tischen und so bekommt der Theaterbesuch eine sehr entspannte Atmosphäre. Es kann bequem nebenbei Wein oder Bier getrunken werden, wie es auch viele Besucher machten. Das Publikum setzte sich, anders als noch bei der Lesung im Literaturhaus, aus ungefähr gleich vielen Männern und Frauen zusammen. Es waren auch viele Paare im Publikum auszumachen, so auch Frau Freitag und Heer Beese. Sie berichteten mir nach der Premiere, dass sie vorher noch nichts von Stefan Schwarz gelesen hatten. Das Paar macht einmal die Woche einen Kulturabend und da bot sich die Premiere eben sehr gut an. „Das Stück war sehr aus dem Leben gegriffen. Es war dadurch amüsant, dass man sich viel zu oft wiedererkannt hat, aber wenn man darüber nicht mal lachen kann, dann ist man schon arm dran“, erzählten die beiden. Und so muss es wohl auch der Rest der Zuschauer gesehen haben, denn es gab am Ende der Vorstellung viel Applaus und grinsende Gesichter zu verzeichnen. War das Stück nun also schon Sex? Ich glaube nicht. Wer jedoch wissen will, ob Frau Schwarz am Ende wieder nach Hause kommt und ob es dann eine nicht ganz jugendfreie Versöhnung gibt, der muss schon selbst nach Warnemünde fahren und sich dort eine der nächsten Vorstellungen anschauen. Die nächsten Vorstellungen gibt es am 23., 24. und 28. Oktober in der Kleinen Komödie Warnemünde.

9. Oktober 2010 | Weiterlesen
Quo vadis, Rostock? Diskussion zur Stadtentwicklung

Quo vadis, Rostock? Diskussion zur Stadtentwicklung

Dass die Rostocker sich für die Zukunft ihrer Stadt interessieren, sah man schon bei der Vorstellung der Leitlinien zur Stadtentwicklung im Rathaus. Und auch zur Podiumsdiskussion in der Volkshochschule, die unter dem Motto „Quo vadis, Rostock?“ stand, haben sich wieder 40 Bürgerinnen und Bürger eingefunden. Quo vadis ist Latein und bedeutet soviel wie: Wohin gehst du? Durch die Nähe zu den Leitlinien konnte man auch in der Expertenrunde einige bekannte Gesichter wiedersehen. Bevor das Publikum mitdiskutieren konnte, stellten erst einmal die vier Experten ihre Sicht der Dinge dar. Dies waren im Einzelnen: Roland Blank, Verwaltungswirt und Abteilungsleiter der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH, Patrick Schmidt vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft, Dr. Steffen Wandschneider, Jurist und Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung in der Rostocker Bürgerschaft und Uwe Hempfling, stellvertretender Sprecher des Agenda-21-Rats. Moderiert wurde der Abend von Klaus-Dieter Kaiser, dem Leiter der „Evangelischen Akademie Rostock“, die den Abend auch organisiert hat. Zu Beginn konnte jeder Teilnehmer seine Meinung in einem Statement präsentieren. Oberthema war dabei Rostock als „Stadt im Gleichgewicht.“ Es fielen wieder die Begriffe wie Regiopole und zunehmende Bürgerbeteiligung. Natürlich waren auch die demografische Entwicklung und die soziale Durchmischung der Stadtteile wichtige Themen. Ohne die soziale Durchmischung besteht die Gefahr, dass beispielsweise die Innenstadt boomt, dadurch aber die Mieten exorbitant steigen. So können sich nur noch Wohlhabende den Wohnplatz dort leisten und nicht so finanzstarke Menschen müssen in die Außenbezirke auswandern. Ein Punkt, der unter den Fachleuten zu einer hitzigen Debatte führte, war die Frage nach der Rolle der Verwaltung. Konsens war zu diesem Thema, dass die Verwaltung häufiger die Moderierungsfunktion übernehmen muss. Als die Diskussion dann für das Publikum geöffnet wurde, merkte man, wo die Bürger noch Probleme sehen. So sagte eine Dame im Publikum: „Nach der Wende hat Rostock seine Seele verloren.“ Sie meinte damit die fehlenden Blumen in der Innenstadt. Das komplett neu entstehende Petriviertel ist für viele Rostocker ein spannendes Projekt. Jedoch äußerten die Bürger auch dort wieder Bedenken, dass dieses Viertel zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wird. Steffen Wandschneider versicherte den Bürgern aber, dass kein Stadtteil aufgegeben würde. So würde im Moment überlegt, wie man den Nordosten der Stadt aufwerten kann. In den Abschlussstatements betonten die Experten noch einmal das große Potenzial der Hansestadt. Gerade der Arbeits- und Bildungsstandort muss mit attraktiven Angeboten gesichert werden, um junge Leute in die Stadt zu holen. Und um dies möglich zu machen, sei eine Bürgerbeteiligung unbedingt nötig. Dies fand auch eine breite Zustimmung im Publikum. Und auch wenn wir die 200.000 Einwohner auf Dauer nicht halten können, so Patrick Schmidt, kann man doch positiv in die Zukunft der Stadt schauen. Und die zunehmenden Gespräche, gerade auch mit den Bürgern, sind meiner Meinung nach ein gutes Zeichen.

8. Oktober 2010 | Weiterlesen
Feierliche Immatrikulation an der HMT

Feierliche Immatrikulation an der HMT

Jetzt geht es los, das 35. Semester der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT). Bei der feierlichen Immatrikulation am Donnerstag im Katharinenstift wurde noch einmal ganz offiziell der Startschuss gegeben, obwohl die Vorlesungszeit ja eigentlich schon am Montag begonnen hatte. 86 neue Studierende haben ihr Studium an der HMT in diesem Wintersemester aufgenommen. 57 von ihnen haben sich für Musik, 19 für das Lehramt Musik und 10 für Schauspiel eingeschrieben. Bei einer einstündigen Feierstunde, die natürlich von älteren HMT-Semestern musikalisch und lyrisch gestaltet wurde, begrüßte Rektor Professor Christfried Göckeritz alle Studienanfänger und gratulierte ihnen noch einmal zur bestandenen Aufnahmeprüfung. Immerhin konnten sie sich unter 1282 Bewerbern durchsetzen. Insgesamt 508 Musiker, Schauspieler, Musik- und Theaterpädagogen aus 39 Ländern werden derzeit an der Hochschule ausgebildet. Knapp ein Drittel von ihnen kommt aus dem Ausland. Die am stärksten vertretenen Nationen sind dabei Korea, Japan und China. Das Wintersemester 2010/2011 ist aber nicht nur für die Erstsemester ein besonderes, sondern auch für die Dozenten. Denn der Bologna-Prozess hat die Hochschule für Musik und Theater in Rostock erreicht. Neu entwickelte Studienpläne am Institut für Musik bilden von nun an die Grundlage für die Bachelor- und Masterstudiengänge. Auch die Studiengänge Theaterpädagogik und Schauspiel werden zur Akkreditierung vorbereitet. „Der Bologna-Prozess ist nicht leicht, aber er hat eine Fülle großer Chancen“, betont Rektor Christfried Göckeritz. Es gibt ein neues Rechtssystem und viele neue Studieninhalte und Fächer, wie zum Beispiel Konzentrationstechniken, Phonetik der slawischen Sprachen oder historische Tasteninstrumente. Einer Überarbeitung wurden auch die Lehramtsstudiengänge unterzogen. Ab diesem Semester gibt es hier neue modularisierte Studienverlaufspläne. „Auch wenn die Übernahme des Bologna-Systems formal einiges ändert, Wesentliches bleibt. Und das Wesentliche ist: Nur mit hohem persönlichen Einsatz werden Sie Erfolg im Studium haben“, schwor Christfried Göckeritz die Erstsemester auf ihre neue Ausbildungsphase ein. Talent, Offenheit und Lust, so viel wie möglich aufzunehmen, bringt Anastasija Bräuninger jedenfalls schon einmal mit. Die 22-Jährige möchte Schauspielerin werden und erhofft sich an der HMT, mit dem nötigen Instrument für die Bühne ausgestattet zu werden. „Ich erwarte, dass ich über mich selbst viel erfahre, Grenzen kennenlerne und überwinden kann“, sagt die Studentin, die bereits erste Erfahrungen in einer Theater AG gesammelt hat. An der Hochschule in Rostock fühlt sie sich gut aufgehoben. „Die Schule ist einfach der Traum, sehr familiär und mit einer sehr guten Atmosphäre“, schildert die Erstsemestlerin ihre ersten Eindrücke. Na das sind ja schon einmal gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Studienbeginn. Bleibt allen Studierenden zu wünschen, dass sie ihr Studium erfolgreich meistern.

8. Oktober 2010 | Weiterlesen
Neue Masterstudiengänge an der Universität Rostock

Neue Masterstudiengänge an der Universität Rostock

Alles neu, macht das Wintersemester 2010/2011. So zumindest an der Universität Rostock. 14 neue Masterstudiengänge bietet die Uni in diesem Semester an. Und das Beste ist: Es gibt noch freie Stellen. Im Rektorat der Uni hatte die Pressestelle zur Vorstellung der neuen Masterstudiengänge geladen. Neben Prof. Dr. Wolfgang Schareck, dem Rektor der Uni, waren auch Professoren aus unterschiedlichen Fakultäten zugegen. Diese stellten nicht nur die 14 neuen Masterstudiengänge vor, sondern resümierten auch die bisherigen Erfahrungen mit schon länger bestehenden Masterstudiengängen. Zum Wintersemester 2010/2011 haben sich bisher 3313 neue Studenten an der Universität Rostock eingeschrieben, davon sind 389 Masterstudenten. „Dies sind allerdings noch keine endgültigen Zahlen“, berichtet Rektor Schareck. Die Einschreibung ist noch bis zum 31. Oktober 2010 möglich und es gibt noch freie Plätze. Die 14 neuen erweitern das Angebot der 24 bereits bestehenden Masterstudiengänge. Mit sechs bzw. fünf neuen Studiengängen führen die Mathematisch-Naturwissenschaftliche (MNF) und die Philosophischen Fakultät (PHF) die Liste an. Einen neuen Masterstudiengang bietet die Fakultät für Informatik und Elektrotechnik (IEF), zwei zusätzliche Möglichkeiten für den Master gibt es an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WSF): High Tech Entrepreneurship (IEF) Mathematik (MNF) Wirtschaftsmathematik (MNF) Mikrobiologie und Biochemie (MNF) Diversität und Evolution (MNF) Physik (deutschsprachig) (MNF) Funktionelle Pflanzenwissenschaften (MNF) Politikwissenschaft mit Area Studies (WSF) Altertumswissenschaften (PHF) British and American Transcultural Studies (PHF) Germanistik (PHF) Historische Wissenskulturen (PHF) Philosophie (PHF) Demografie (WSF) Prof. Dr. Christiane Reitz von der Philosophischen Fakultät stellte den neuen Master in Altertumswissenschaften vor. Dieser sei eine Kombination aus verschiedenen historischen Fachbereichen, unter anderem der Gräzistik. Durch die vergleichsweise geringe Zahl an Studenten in den Masterstudiengängen ist das Betreuungsverhältnis zwischen Studenten und Dozenten sehr gut. So können die Studenten, die im Bachelor noch die theoretischen Grundlagen gelernt haben, nun im Master selbst forschend tätig werden. Dadurch, dass die Umstellung von Diplomstudiengängen auf Bachelor und Master noch recht neu ist, fehlt es teilweise an eigenem Nachwuchs, der vom Bachelor in den Master übergeht. Dies wird sich in den nächsten Jahren jedoch ändern, sodass ein weiteres Wachstum der Studentenzahlen zu erwarten ist. Neben den neuen Studiengängen erwähnte der Rektor noch ein weiteres Ziel: Die Uni will die Studienabbrecherquote verringern. Dafür werden verstärkt Tutorien angeboten und schon in den Schulen mit Aufklärungsarbeit begonnen. Wer nun Interesse hat, kann sich auf der Website der Uni über die neuen Masterstudiengänge informieren. Und auch wenn einige Fächer schon deutlich voller sind, als ursprünglich geplant (es gibt dieses Semester 41 neue Meeresbiologen – 25 waren anvisiert), gibt es immer noch genügend freie Plätze. Bis zum 31. Oktober kann man die Chance noch wahrnehmen und hier in der schönen Hansestadt Rostock anfangen zu studieren.

7. Oktober 2010 | Weiterlesen
Marco Polo beschließt Kreuzfahrtsaison in Warnemünde

Marco Polo beschließt Kreuzfahrtsaison in Warnemünde

Was Marcel und Marco gemein haben? Klar, die ersten vier Buchstaben ihres Namens. Hoch Marcel sollte heute eigentlich deutschlandweit für sonniges Wetter und angenehme Temperaturen sorgen. Goldenes Oktoberwetter war es, was der Wetterbericht versprach. Viel war davon heute Morgen in Warnemünde noch nicht zu spüren. Mittelprächtige 15°C und Nieselregen dürften wohl eher als klassisches Schietwetter bezeichnet werden. Ob Hoch Marco sich auf dem Weg in den hohen Norden verfahren oder nur etwas verspätet hat? Es wird sich zeigen. Seinen Weg nach Rostock gefunden hatte hingegen Marco, pünktlich und in voller Schönheit. Gegen 8 Uhr traf Marco Polo im Ostseebad unserer Hansestadt ein. Ob Marco Polo, der umstrittene venezianische Händler, nun tatsächlich jemals in China war und wie glaubwürdig seine Reiseberichte sind, man weiß es nicht – mögen sich die Historiker darüber streiten. Eins dürfte feststehen: Marco Polo ist im 14. Jahrhundert in Venedig gestorben. So mag es wenig verwundern, dass der Marco Polo heute kaum seinen Weg nach Rostock gefunden haben kann. Vielmehr war es die „Marco Polo“, die am frühen Morgen in Warnemünde eintraf. Das 1965 auf der Mathias-Thesen-Werft in Wismar gebaute Kreuzfahrtschiff fuhr bis 1990 unter dem Namen Aleksandr Pushkin für die ehemalige Sowjetunion. Bis 2007 war es für die legendäre „Orient Lines“ unterwegs, aktuell steht das Schiff im Dienst der britischen „Cruise and Maritime Voyages“. Auf acht Decks bietet die 176 Meter lange „Marco Polo“ insgesamt 850 Passagieren Platz. Die „Marco Polo“ ist das letzte Kreuzfahrtschiff in diesem Jahr und beschließt heute in Warnemünde offiziell die Kreuzfahrtsaison 2010. Von Wirtschaftskrise ist im Kreuzfahrtgeschäft nicht viel zu spüren. Ganze 114 Mal legten in diesem Jahr 33 verschiedene Kreuzfahrtschiffe von 26 Reedereien an der Warnowmündung an. Mit 177.000 Passagieren aus aller Welt gehört Warnemünde neben Kiel weiterhin zu den beliebtesten deutschen Kreuzfahrthäfen – vor Hamburg wohlgemerkt. Am häufigsten waren die „Costa Atlantica“ (15 Anläufe), die „AIDAblu“ (13 Anläufe) und die „Norwegian Sun“ (11 Anläufe) zu Gast. Besonders interessant für die kleinen und großen Fans der Kreuzfahrtschiffe dürften die beiden Vierfachanläufe am 7. Juni und 10. Juli gewesen sein. Eingeläutet wurde die Saison in diesem Jahr von der AIDAblu. Wer den Reigen im nächsten Jahr eröffnen wird, ist noch nicht bekannt. Fest steht hingegen bereits, dass AIDA Cruises mit der AIDAsol auch 2011 ihren aktuellen Neubau für die erste Saison nach Warnemünde schicken wird. Zumindest die Schiffsspotter dürften somit auch 2011 wieder voll auf ihre Kosten kommen.

7. Oktober 2010 | Weiterlesen
7. Landesmesse für Schülerfirmen in MV 2010

7. Landesmesse für Schülerfirmen in MV 2010

Kreativität, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und vieles mehr wird heutzutage in der Arbeitswelt erwartet. Früh übt sich, wer ein Meister werden will, heißt es ja so schön. Warum also nicht einmal „unternehmenslustig“ sein und sich schon während der Schulzeit in einer Schülerfirma ausprobieren? Landesweit sind über 1000 Schüler unternehmerisch tätig. Mehr als 140 Schülerfirmen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern bereits. 80 von ihnen haben sich am Mittwoch in der Rostocker Stadthalle auf der 7. Landesmesse für Schülerfirmen mit dem Titel „Unternehmenslustig“ präsentiert. Auch schwedische Schüler der Häganas Schule in Almhüt stellten ihre beiden Unternehmen vor. Bundesweit ist die Schülerfirmenmesse das größte Zusammentreffen des schulischen Unternehmernachwuchses. Alle zwei Jahre findet sie statt. Unterstützt werden Schülerfirmen in Mecklenburg-Vorpommern durch ein Programm des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern. In den letzten sieben Jahren sind 3,4 Millionen Euro in dieses Projekt geflossen. Neben den Schülern ließen es sich daher auch die beiden Minister Jürgen Seidel und Henry Tesch nicht nehmen, sich unters Messevolk zu mischen. Für Jürgen Seidel ein spannender und lohnender Termin. „Ich habe mir Pralinen mitgenommen, die sich angeblich nicht auf der Hüfte legen“, erzählt der Wirtschaftsminister und ist begeistert von dem unternehmerischen Geschick, welches viele Jugendliche bereits zeigen. Von der Idee, über die Planung und Produktion bis zum Verkauf – alles wird von den Schülern selbst entwickelt. Dabei orientieren sie sich an den Strukturen und Abläufen konventioneller Unternehmen. Dennoch sind Schülerfirmen in erster Linie pädagogische Projekte mit begrenztem Umsatz und Gewinn. „Was wir hier machen ist moderner Unterricht“, sagt Henry Tesch. Dem Bildungsminister ist wichtig, dass durch derartige Methoden fächerübergreifendes Lernen nicht nur eine Phrase bleibt, sondern in die Schulkultur eingebunden und von der Schulleitung mitgetragen wird. Zur Anerkennung des besonderen Engagements der Lehrer, die den unternehmerischen Nachwuchs beraten und begleiten, wurde auf der 7. Landesschülerfirmenmesse deshalb auch zum ersten Mal die Auszeichnung „Schülerfirmenfreundlichste Schule“ verliehen. Von 35 Bewerbern konnte sich schließlich die Warnowschule in Papendorf über diesen Preis freuen. Bereits im Schuljahr 2001/2002 wurde hier die Honigbiene Schüler-Aktiengesellschaft (HOBI-SAG) gegründet. Arbeitsteilig stellen die Schüler ab der fünften Klasse seither Honig, aber auch Marmelade und Kräuterprodukte, her und verkaufen sie erfolgreich. Dabei werden sie von vier Lehrern unterstützt. Dass sich die Arbeit in einer Schülerfirma auch für den zukünftigen Lebensweg lohnt, beweist Felix Jahn. Heute ist er Auszubildender im zweiten Lehrjahr bei der Liebherr MCCtec Rostock GmbH. In seiner Bewerbung konnte er nicht zuletzt auch wegen seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der HOBI-SAG überzeugen, erzählt Personalleiterin Anja Schiller. Und was bringt er aus seinen Erfahrungen mit der Schülerfirma in die tägliche Arbeit mit ein? „Dass man das Ziel nicht aus den Augen verliert“, antwortet er ganz klar. Auch Arbeitsminister Jürgen Seidel stellt fest, „dass Schüler, die in Firmen tätig waren, bisher bessere Chancen in der Ausbildung haben. Das ist ein Effekt, den man gar nicht hoch genug schätzen kann.“ Aber auch schon jetzt machen sich Einfallsreichtum und Fleiß der jungen Unternehmer bezahlt. Der Gewinn, den sie erwirtschaften, wird wieder in die Firma investiert, einem guten Zweck zugeführt oder das Team unternimmt mit dem Geld etwas gemeinsam. Mit dem Besuch der Messe konnten viele Schülerfirmen ebenfalls ihr Budget aufbessern. Denn für die Besten unter ihnen gab es Preisgelder im Gesamtwert von 6000 Euro zu gewinnen. Den ersten Preis in der Kategorie „Gymnasien, Gesamtschulen und berufliche Schulen“ errang „Circus Barley jr.“, eine Schülerfirma vom Geschwister-Scholl-Gymnasium in Bützow. Ihre zirzensischen Darbietungen können für die unterschiedlichsten Anlässe gebucht werden. Mit ihrer Show haben sie es sogar schon einmal zu einem Auftritt im Zirkus Krone gebracht. Den ersten Preis in der Kategorie „Regional-, Grund- und Förderschule“ erhielt „Picturebook“ von der Greenhouse-School in Graal-Müritz. Julius und Alexander haben diese Firma erst vor wenigen Monaten gegründet und erstellen nun für ihre Kunden Foto- und Jahrbücher. Der Publikumspreis ging an SchulBedarfHummer aus Hagenow, die ihre Mitschüler mit Schulkleidung und Schreibzeug versorgen. Die Verbesserung des Schullebens stellt bei vielen Schülerfirmen das Hauptziel ihrer unternehmerischen Tätigkeit dar. Außerordentlich beliebt dabei ist die Versorgung der Mitschüler mit Pausensnacks, meist natürlich ganz gesund und frisch zubereitet. Dafür müssen die Mitarbeiter auch schon mal früher aufstehen oder die Pausen durcharbeiten, erzählt der 15-jährige Nils von der „Potato-Tomato-S-Genossenschaft“ aus Demmin. Wie auch viele andere Schüler-Catering-Firmen hatten er und seine Mitarbeiter Kostproben ihres Angebots mitgebracht. Ob Schulbekleidung, Reinigungsdienste, Kino, Sanitätsdienst oder Touristenführer – die Geschäftsideen der Nachwuchsunternehmer waren vielfältig. Auf der Messe hatten die Schüler Gelegenheit Erfahrungen auszutauschen und sich inspirieren zu lassen.

7. Oktober 2010 | Weiterlesen
Kulturprogramm des 10. Campustags an der Uni Rostock

Kulturprogramm des 10. Campustags an der Uni Rostock

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, so könnte man den diesjährigen Campustag zusammenfassen. Denn nach dem höchst informativen Tagesprogramm gab es am Abend viel Musik und Kultur auf dem Campus Ulmenstraße. Im AudiMax spielte das Freie StudentenOrchester Rostock (FSOR), das Kabarett ROhrSTOCK und die Improtheatergruppe „Aus dem Effeff.“ Draußen fand derweil das Studentenband-Festival statt. Auf der Bühne eröffneten um 18 Uhr Black Cognition, die als „Haupthaarkopfschüttelmusik“ angekündigt wurden. Es war dann doch eher Rock zum Mitwippen. Das fiel allerdings nicht weiter ins Gewicht, da nur drei Leute vor der Bühne standen, der Rest musste sich mit alkoholischen Getränken stärken. Die zweite Band war Polly Pop. Diese konnten das Publikum schon mehr begeistern. Ob das jedoch an ihrem Indie-Rock, oder aber an den Glitzeroutfits und der Bühnenshow lag, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten. Auf jeden Fall versammelten sich immer mehr Studenten auf dem Campus und auch vor der Bühne. Da viele bekannte und noch mehr alte Gesichter zu sehen waren, bleibt auch fraglich, wie viele Erstsemester das Angebot wahrgenommen haben. Nach Polly Pop spielten Sun of a Gun. Mit einem Gitarristen, einem DJ, einer Sängerin und zwei Hip-Hoppern bildeten sie die musikalische Ausnahme zum Rock der anderen Bands. Das kam beim Publikum anscheinend auch gut an. Es wurde sogar ein wenig vor der Bühne getanzt. Eine Verbindung zum zunehmend geflossenen Alkohol ist nicht ausgeschlossen. Den Abschluss bildeten Noema, die sich selbst als Stoned IndiePop Band bezeichnen. Die Gruppe, die am 2. Oktober den Jurypreis beim Landesrockfestival gewann, musste wie schon die Musiker zuvor unter den Richtlinien der Stadt leiden. 65 Dezibel Maximallautstärke waren einfach zu wenig, um die inzwischen recht zahlreichen Gäste mitzureißen. So äußerten sie sich nach dem Konzert auch etwas enttäuscht. So manch ein Student wird sich auch gefragt haben, warum um 22 Uhr schon Schluss war, eine Zeit, um die es sonst erst losgeht. Auch dies war eine Auflage der Stadt, weil sich Anwohner zuvor über den Krach beschwert hatten. Mit diesen Problemen mussten sich die Gruppen, die im Audimax auftraten, zum Glück nicht beschäftigen. Das Freie StudentenOrchester Rostock, das eigentlich aus ungefähr 50 bis 60 Leuten besteht, eröffnete mit einem Quartett aus drei Cellos und einem Kontrabass. Der Klang war überraschend gut in dem großen Hörsaal und auch die Zuhörer waren begeistert. Nach einer kurzen Umbaupause zeigte dann das Studentenkabarett RohrSTOCK einige Sketche aus dem Uni-Leben. Besonders amüsant war der Sketch, der die Online-Einschreibung in Kurse behandelte. Und das dargestellte Horrorszenario ist gar nicht so weit von der Realität entfernt. Jeder Student, der schon einmal mit Stud.IP zu tun hatte, weiß, wovon ich rede. Das Highlight des Abends war aber der Auftritt von der Hochschulsportgruppe „Aus dem Effeff“. Sie zeigten auf spektakuläre Art und Weise, dass Unisport auch etwas für Bewegungsmuffel interessant sein kann. Die sechs Akteure spielten dabei Szenen vor, die alle improvisiert waren. Dabei war, wie für das Improvisationstheater üblich, auch Publikumsbeteiligung gefordert. So zum Beispiel im Reklamationsspiel. Ein Mitglied der Gruppe verlässt den Raum und das Publikum entscheidet, was dann von ihm reklamiert wird. In diesem Fall war es eine Lakritztafel. Sehr skurrile Dialoge waren das Ergebnis. Für viele Lacher sorgte auch das Gedicht „Karamellpudding in der Eiszeit“, welches live aus dem Mongolischen übersetzt wurde. Viele Einwürfe des Publikums waren nicht wirklich jugendfrei, aber das sei normal, wie die sechs mir im anschließenden Gespräch verrieten. „Das Improtheater setzt sich aus einer Anfänger- und einer Fortgeschrittenengruppe zusammen. Wir sind sozusagen noch eine Stufe weiter“, berichtet Katharina Mahrt, die schon seit fünf Jahren Improtheatergruppen trainiert. Leider gibt es nicht viele Auftritte, weil die sechs Akteure hauptsächlich für den eigenen Spaß Improtheater machen. Sie verwiesen aber auf die „Haspler“, die eigenständige Improvisationsgruppe aus Rostock, die auch häufiger live zu sehen ist. Hauptorganisator Christian Berntsen war sehr zufrieden mit dem Tag, doch auch er merkte noch einmal an, dass er vor der Stadt enttäuscht ist. „Die Verwaltung hat uns nicht beim Lärmschutz unterstützt. 65 Dezibel ist fast nichts. Man hat das Gefühl, die Studierenden sind der Verwaltung nur ein Klotz am Bein.“ Somit bleibt ein fader Beigeschmack für einen sonst rundum gelungenen Campustag.

6. Oktober 2010 | Weiterlesen
10. Campustag der Universität Rostock 2010

10. Campustag der Universität Rostock 2010

Als Quietschie, wie die Erstsemester an der Universität im süddeutschen Raum genannt werden, ist man erst mal aufgeschmissen. Da fehlt der Stundenplan oder die Wohnung, man kennt noch keine Leute und sowieso hat man unendlich viele Fragen. Um diese zu beantworten, gab es auch in diesem Jahr wieder den Campustag an der Universität Rostock. Organisiert wird dieser vom Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Rostock in Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk und der Studienberatung. Zu diesem Zweck wurde der gesamte Campus Ulmenstraße in ein Informationszentrum umfunktioniert. Vor allem im Audimax, dem größten Hörsaal der Uni, gab es viel zu hören und auch zu sehen. Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung von Hauptorganisator Christian Berntsen begrüßte der Rektor, Professor Dr. Wolfgang Schareck, die neuen Studenten, die ihren Weg zahlreich in den Hörsaal gefunden hatten. Er stellte die Uni und ihre Profillinien kurz vor und teilte mit, dass es in diesem Jahr 3313 neu eingeschriebene Erstsemester gibt. Schareck gab den Studenten auch einen ganz entscheidenden Tipp: „Sie studieren zwar hier, aber vergessen Sie nicht, in Rostock zu leben!“ Im Anschluss sprachen Vertreter vom Bildungsministerium (Dr. Behrens) und die Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft, Karina Jens. Auch sie machten den Studenten Mut und regten sie an, sich zu beteiligen, sowohl auf universitärer, als auch auf kommunalpolitischer Ebene. Obwohl mehrfach der Leitsatz „Weniger ist mehr“ fiel, musste einigen Rednern doch das warnende ZEIT-Schild gezeigt werden. Im weiteren Verlauf stellten sich noch alle wichtigen Institutionen des Unilebens vor, zum Beispiel die Bibliothek, das Sprachzentrum oder die Studienberatung. Ungefähr zwei Stunden ging diese Veranstaltung und sie gab den künftigen Studenten schon mal einen guten Einblick, wie es später in Vorlesungen läuft: Es prasseln unzählige Informationen auf einen ein und man muss sondieren, was wirklich wichtig und was nur unnützes Beiwerk ist. Die wirklich wichtigen Informationen zu den einzelnen Studiengängen konnten die Erstsemester im Haus 1 finden. Dort saßen die Fachschaften und halfen bei allen wichtigen Fragen. Besonders häufig traten Fragen zu den Stundenplänen auf. Auch Luisa und Max-Georg von der FIdA, der Fachschaftsinitiative des Altertums, stellten sich den Fragen der Studienbeginner. Der FIdA vertritt die Interessen von etwa 300 Studierenden. Sie resümierten: „Alle, die studieren wollen, brauchen Hilfe.“ So auch Pierre Störig, der sich von den beiden beraten ließ, weil es Überschneidungen mit seinem Zweitfach Philosophie gab. Er beklagte, dass er noch keine Wohnung gefunden hat und nun übergangsweise in einem Azubiwohnheim leben muss, wo es momentan noch kein Internet gibt. Trotzdem freut er sich auf den Uni-Start, auch wenn noch alles sehr ungewohnt ist. Neben privaten Ausstellern und Vereinen präsentierte sich auch der Heuler, das Studentenmagazin der Uni Rostock. Das Team setzte auf sehr kreative Wege, um für sich zu werben, nämlich Seifenblasen und einen Hund, der mit Werbezettel auf dem Rücken durch den Audimax fegte. Bleibt abzuwarten, ob wirklich alle Interessierten am 18. Oktober zur Redaktionssitzung erscheinen. Hauptorganisator Christian Berntsen war recht zufrieden mit dem diesjährigen Campustag. Der Student, der kurz vor seinem Abschluss steht, hat vor zwei Jahren schon einmal die Aussteller betreut. In diesem Jahr waren es 70 an der Zahl und 23 Fachschaftsräte, die um die Gunst der Studenten warben. Auch die Universität unterstützte die Studierendenschaft. So wurde wieder der gesamte Campus Ulmenstraße für die Veranstaltung gesperrt und auch finanziell gab es Unterstützung. Etwa 2000 Studenten besuchten schon zur Mittagszeit den Campus. Frei nach dem Motto des Rektors, nicht nur zu studieren, sondern auch zu leben, gibt es heute Abend noch ein Kulturprogramm – dazu aber mehr in einem weiteren Artikel.

5. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Mephistosyndrom“ – Uraufführung im Volkstheater

„Mephistosyndrom“ – Uraufführung im Volkstheater

Mephistosyndrom – eine Diagnose, die nichts Gutes verheißt, im Gegenteil. Das Böse ist überall, in jedem von uns. Doch gerade dort, wo Orientierung zum „guten“ Verhalten fehlt, kein Gewissen und kein Mitgefühl die Zerstörung aufhält, nimmt das Böse viel zu oft ungeheuerliche, krankhafte Ausmaße an. Zurück bleiben Entsetzen, Ratlosigkeit und die Frage, wie es dazu kommen konnte. Diese Entwicklung, die oftmals scheinbar harmlos beginnt und sich dann zur Katastrophe auswächst, beleuchtet der Choreograf Bronislav Roznos in seiner neuen Produktion „Mephistosyndrom“. Am Samstag wurde sie vom Tanztheater des Volkstheaters im Großen Haus uraufgeführt. Unablässig präsentieren uns die Medien, wie grausam das Böse in Erscheinung treten kann. Drei Beispiele hat der Choreograf ausgewählt: Sexueller Missbrauch, Amoklauf und Stalking. Diese werden durch zehn Tänzerinnen und Tänzer in sowohl ausdrucksstarke als auch subtile Bewegungen umgesetzt. Offene Aggression und kalte Ignoranz beherrschen die Beziehungen zwischen den Figuren, aber auch Zuneigung und Vertrauen sind zu beobachten. Originell und abwechslungsreich, ohne zu dick aufzutragen, wird der Teufelskreis aus Abhängigkeit, Demütigung und Machtmissbrauch dargestellt. Dass es dabei nicht nur Täter und Opfer, Schwarz und Weiß gibt, sondern sich Gut und Böse auch innerhalb eines Menschen vereinen, zeigen farblich unterschiedliche Gesichtshälften zweier Tänzer. Das Geschehen spielt sich auf einer weißen Bühne ab. Sie wurde, wie auch die schwarzen und grauen Kostüme, von Robert Schrag gestaltet. Ihre glatten, steril wirkenden Wände sind zugleich Projektionsflächen. Sie laufen nach hinten auf einen Punkt zu und verstärken mit diesem optischen Trick das Gefühl der Enge und Beklemmung. Auch die Größenverhältnisse der Figuren werden auf diese Weise manipuliert wahrgenommen. Eine besondere Rolle spielt die rote Farbe. Als Symbol der Leidenschaft steht sie nicht nur für Liebe, sondern auch für den Zorn. Das Seil, mit dem die Stalkerin ihr begehrtes Opfer an sich fesselt und es schließlich zu Tode stranguliert, ist rot. Mit Rot werden auch Körper und Wände bemalt. Am Ende sieht es auf der Bühne aus, wie nach einem Blutbad. Begleitet werden die Tanzszenen vor allem mit Musik von Filmkomponisten wie zum Beispiel John Williams, James Horner oder James Newton Howard. Irgendwie nahe liegend auch, dass beim Thema Aggressivität auf einen Titel von Rammstein zurückgegriffen wird. Ohne Musik kommt der Tanz hingegen in einer sehr bewegenden Szene aus, in der nur das laute Atmen eines Opfers sexueller Gewalt zu hören ist. Überzeugende Tänzer, eine interessante Musikauswahl und ein Thema, das zum Nachdenken anregt – diese Mischung ließ das Premierenpublikum nicht unberührt. „Tänzerisch hat uns die Vorstellung gut gefallen. Viel Kraft und viel Ausdruck waren zu sehen. Auch die Musik dazu passte“, sagten Stefanie und Volker Rugalski, die regelmäßig vom Fischland ins Rostocker Volkstheater kommen, nach der Premiere. „Ich finde es schön, dass sie sich so verausgabt haben und ungewöhnlich viel zeigen wollten“, ergänzte Stefanie Rugalski. Wer das „Mephistosyndrom“ nun ebenfalls besuchen möchte, sollte sich die Termine für die weiteren Vorstellungen am 10. und 17. Oktober im großen Haus des Volkstheaters vormerken. Fotos: Dorit Gätjen, VTR

4. Oktober 2010 | Weiterlesen
Rayk Goetze in den Gastateliers Rostock

Rayk Goetze in den Gastateliers Rostock

Wieder einmal waren es die Eltern, die den Stein ins Rollen gebracht haben. Im Falle von Rayk Goetze war es der Vater, der den Sohn mit einer Postkarte samt Zeitungsausschnitt auf das Stipendium in der Hansestadt aufmerksam machte. „Das Amt für Kultur und Denkmalpflege vergibt seit 1995 Stipendien für die zwei Gastateliers im Schleswig-Holstein-Rostock in der östlichen Altstadt“, berichtet Gesine Karge, die für Künstlerförderung und bildende Kunst im Amt zuständig ist. Nach einer kurzen Begrüßung übernahm dann Rayk Goetze selbst das Wort. Der gebürtige Stralsunder, der seine Jugend in Rostock verbrachte, fasste die letzten drei Monate treffend zusammen: „Es ging locker los und endete strapaziös.“ Denn anders, als manch einer erwarten würde, fing Goetze nicht sofort an zu malen. Im Gegenteil, seine erste Handlung war der Kauf eines Fahrrads, um die Stadt zu erkunden und eine Verbindung mit dem Ort zu bekommen. Er verließ die Hansestadt in seiner Jugend mit einem zwiespältigen Gefühl, in der Zeit jetzt konnte er aber „seinen Frieden mit der Stadt machen.“ Eines seiner ersten Bilder hier malte der Künstler, der sein Diplom 1997 in Leipzig machte, als Traumfänger. „In den ersten 2 Wochen hatte ich nur Albträume. Dies kam wahrscheinlich vom Altenheim gegenüber, aus dem man nachts um zwei Schreie hören konnte.“ Auf dem Bild ist der Rostocker Greif zu sehen, der sich über einer liegenden Person befindet. Sein Hauptthema hier in Rostock war „Beinarbeit“. In seinen 10 Jahren als Rückenschwimmer hat er häufig diese Perspektive wahrgenommen und hat sie nun in seinen Bildern verarbeitet. Auch seine Zeit als Kampftaucher ließ er in seine Arbeiten einfließen. Auf die Frage, wie viele Bilder er denn hier geschafft hätte, antwortete er lächelnd: „Das kann man jetzt noch nicht sagen, dass weiß ich erst, wenn ich etwas Abstand gewonnen habe. Frag mich das in einem halben Jahr noch einmal.“ In drei Tagen geht es für den Maler zurück nach Leipzig. Dort wolle er erst einmal Urlaub machen, weil gerade die letzten Tage doch sehr anstrengend waren. Die Bilder kommen erstmal alle mit, jedoch werden einige von ihnen im nächsten Herbst wieder in Rostock zu sehen sein. Dann nämlich, wenn die nächste Stipendiatenausstellung ihre Pforten öffnet. Präsentiert das Amt für Kultur und Denkmalpflege doch alle zwei Jahre die Werke von den Künstlern, die in dieser Zeit unterstützt wurden. Wer jedoch nicht so lange warten möchte, um sich ein Bild von der Kunst Rayk Goetzes zu machen, kann auch seine Webseite besuchen. Und vielleicht kann man dort dann auch bald sehen, wie ein Maler seinen Frieden mit Rostock schließt.

4. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Traumfrau verzweifelt gesucht“ an der Bühne 602

„Traumfrau verzweifelt gesucht“ an der Bühne 602

Wie findet man eigentlich seine Traumfrau? Hat man sie vielleicht schon gefunden, oder doch nicht? In der Bühne 602 erhalten die Theaterbesucher derzeit eine Anleitung, wie man es vielleicht besser nicht machen sollte. Denn das wird in der Komödie „Traumfrau verzweifelt gesucht“ von Tony Dunham schnell klar. Harald ist verzweifelt. Nach sieben Jahren wurde er von Julia verlassen. Zunächst will er die Trennung nicht wahrhaben und studiert schon mal ein, was er ihr sagen wird, wenn sie reumütig zurückkehrt. Doch bei einem Treffen versucht sie ihm noch einmal deutlich zu machen: „Ich komme nie niemals zurück.“ Nein – die doppelte Verneinung hebt die Tatsache, dass Julia von Harald nichts mehr wissen will, nicht auf. Als er nach eineinhalb Jahren erfährt, dass sie mit ihrem neuen Freund Uwe ein Kind hat, kann er „sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ihr tatsächlich ernst ist.“ Mit 35 Jahren fühlt er sich „verloren, verlassen, vergessen und einsam“. Nur Henriette, eine alte Schulfreundin ist ihm geblieben. Sie bringt ihn auf die Idee, sich mit Kontaktanzeigen eine neue Partnerin zu suchen. Immerhin aufgrund seines natürlichen Charmes verspricht sich der Berufsstatistiker eine Erfolgswahrscheinlichkeit von neunzig Prozent. Auf der Suche nach einer neuen Traumfrau verabredet er sich mit einer Reihe höchst unterschiedlicher Frauen. Ob die schrille Amerikanerin Trish, die verträumte Kamilla, die direkte Gabi oder die intellektuelle Anja – keine will so recht zu ihm passen. „Seit Julia mich verlassen hat, ist mein Herz wie eingefroren“, fasst Harald seine innere Leere und Unfähigkeit sich mit anderen Frauen einzulassen zusammen. Ob Henriette ihm helfen kann? Gespielt wird Harald von Eckhard Ischebeck. Ob himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt oder abgeklärter Statistiker – gekonnt stellt er die ganze Gefühlspalette dar und das auch noch auf lustige Weise. Denn es handelt sich ja schließlich um eine Komödie. Unterstützt wird er dabei von Jaqueline Maria Rompa. Sie übernimmt alle weiblichen Figuren und hat deshalb in dem gut zweistündigen Stück zahlreiche Rollen und Kostüme zu wechseln. Angesichts der Textfülle gerät das Spiel der beiden jedoch mitunter etwas ins Hintertreffen. Interessant besonders für Rostocker Theaterbesucher dürfte die Verortung des Stückes in der Hansestadt sein. Ist es vielleicht möglich, dass Harald einem schon einmal zufällig über den Weg gelaufen ist? Die Probleme, die er hat, dürften jedenfalls dem ein oder anderen nicht unbekannt vorkommen. Schön, wenn man bei aller Verzweiflung auch mal darüber lachen kann. Wer Haralds Suche nach einer Traumfrau selbst sehen möchte, der sollte sich den 9. oder 22. Oktober vormerken. Dann wird das Stück „Traumfrau verzweifelt gesucht“ in der Bühne 602 wieder aufgeführt.

3. Oktober 2010 | Weiterlesen
Galeria Kaufhof in Rostocks Zentrum wiedereröffnet

Galeria Kaufhof in Rostocks Zentrum wiedereröffnet

Schick, schick, wie sich Galeria Kaufhof seit einigen Tagen präsentiert. Die Innenausstattung des Kaufhauses in der Rostocker Innenstadt wurde in den letzen drei Monaten generalüberholt. Der Verkauf lief währenddessen weiter. Der Lärm und die üblen chemischen Gerüche waren nicht sehr einladend. Aber nun ist es geschafft und das Einkaufen soll mit dem nötigen Kleingeld wieder zum Vergnügen werden. Zeitgemäß will sich das Kaufhaus geben. Frische Farben und zielgruppenorientiertes Design sollen Groß und Klein zum Verweilen einladen. Denn eine Neuanschaffung will vorher gut überlegt sein. Wenn’s bei den Damen mal wieder mit der Entscheidung etwas länger dauert, kann es sich der Herr inzwischen auf einem vornehmen Ledersessel bequem machen und in der Zeitung blättern. Für jüngere Generationen gibt es diesen Service im ebenso eleganten Graffiti-Style. Eine schöne Aussicht auf die Breite Straße oder den Jakobiplatz, Tageslicht in allen Abteilungen und locker-leichte Musik sollen den Aufenthalt im Kaufhaus versüßen. Denn das Warten könnte zukünftig vielleicht sogar noch etwas länger dauern als bisher. Die Auswahl in den Konfektionsabteilungen der Damen und Herren ist nämlich noch größer geworden. Mehr Fläche und die Einführung neuer Marken machen dies möglich. In der Technikabteilung kann die Wartezeit hingegen nicht mehr überbrückt werden. Sie musste den zusätzlichen Kleiderständern weichen. Wer sich alternativ dem Kinderspielzeug zuwenden möchte, orientiert sich von nun an in die obere Etage. Hier haben Plüschtiere, Playmobil und Co. ihren neuen Platz gefunden. Zur Freude der Kinder, denn der Umzug unters Dach bietet die maximale Fahrtdauer mit der beliebten Rolltreppe. Ja, es ist doch alles recht schön geworden. Nur im Erdgeschoss gibt es noch etwas zu tun. So soll die Schmuckabteilung im Eingangsbereich noch rechtzeitig vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts erneuert werden, kündigt der Geschäftsführer der Kaufhof-Filiale Erwin Ruzek an. Ansonsten ist er mit der Umsetzung der Modernisierungsmaßnahmen zufrieden und freut sich über den starken Zulauf. „Heute Morgen um zehn Uhr waren alle Kabinen voll“, erzählt er am Samstag stolz. Bisher gebe es auch noch keine negativen Reaktionen, bis auf eine Klage darüber, dass die Kabinenanzahl nicht ausreichen würde. Ja, das Haus war gut besucht. Zahlreiche Neugierige wurden durch die Wiedereröffnung angelockt. Aus diesem Anlass hatte das Kaufhof-Team ein dreitägiges Fest organisiert. Ein Programm mit vielfältigen Aktionen von Kinderschminken und Modeschauen bis hin zu Walking-Acts, Roulette und Livemusik sorgte dabei für Abwechslung und Unterhaltung. Eine Festtagstorte durfte dabei natürlich auch nicht fehlen. Der Erlös aus dem Verkauf der Tortenstücke ging an die Rostocker Tafel, die nur wenige Schritte weiter auf dem Universitätsplatz den Rostocker Tafeltag feierte.

3. Oktober 2010 | Weiterlesen
2. Rostocker Tafeltag am Uniplatz

2. Rostocker Tafeltag am Uniplatz

Gestern wurde auf dem Universitätsplatz der Tisch gedeckt. Die Rostocker Tafel wollte sich damit bei allen Förderern bedanken und auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Elf Vereine und Unternehmen hatten für den 2. Rostocker Tafeltag vielfältige Aktionen vorbereitet, „um ein Zeichen zu setzen gegen soziale Ausgrenzung und Armut“, sagte Professor Dr. Ralf Friedrich, Schirmherr der Rostocker Tafel. In ganz Deutschland findet jährlich am Samstag vor dem Erntedankfest der Tafeltag statt. „Die Tafeln schaffen bundesweit eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel“, so Ralf Friedrich. Seit ihrer Gründung im Jahre 1996 sammelt die Tafel in Rostock qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden. Für einen symbolischen Preis von einem Euro werden diese an sozial Schwache und wirtschaftlich Benachteiligte verteilt. „Wir wissen, dass Geben und Annehmen außerordentlich sensible Prozesse sind, die in gewisser Weise eine Anonymität benötigen, die der Verein durch seine Tätigkeit absichern kann“, erklärt der Schirmherr. Der Verein sieht daher seine Tätigkeit als Bindeglied zwischen den Menschen, Einrichtungen und Institutionen, die bereit sind, etwas für die Menschen zu geben, die Hilfe dringend benötigen. Ungefähr 4000 Menschen werden auf diese Weise in Rostock mit Nahrungsmitteln versorgt. Berechtigt, das Angebot der Rostocker Tafel in Anspruch zu nehmen, sind alle Warnowpassinhaber. Etwa 140 Mitarbeiter darunter 113 Freiwillige kümmern sich um das Einsammeln und Verteilen der Lebensmittel. Morgens um sieben Uhr geht es los, erzählt Uwe Rockel, Projektleiter bei der Rostocker Tafel. Dann werden die Märkte und andere Spender angefahren, um die Lebensmittel abzuholen. Es handelt sich dabei um Produkte kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums, die qualitativ noch einwandfrei sind, aber nicht mehr im Wirtschaftsprozess verwendet werden können. „Auf keinen Fall geben wir verdorbene Waren heraus. Die Hygiene passt auch darauf auf“, betont Uwe Rockel. Nach dem Sortieren werden die Lebensmittel schließlich in die Ausgabestellen gefahren. In Rostock gibt es zehn davon. Drei Mal täglich von Montag bis Freitag und zwei Mal samstags können sich dann Bedürftige Lebensmittel bei der Rostocker Tafel abholen. Das jüngste Projekt des Vereins ist ein Frühstück für Schüler, welches an fünf Rostocker Schulen angeboten wird. „Ich finde die Arbeit der Tafel sehr sinnvoll“, sagt Thomas Fenzke, der mit seiner kleinen Familie gerade einen Einkaufsbummel machte. „Bevor gute Lebensmittel weggeworfen werden, können sie noch den Bedürftigen nutzen. Besser wäre natürlich, wenn es erst gar nicht so weit kommen müsste und jeder genug Geld hätte, um sich die Lebensmittel selbst zu einem fairen Preis zu kaufen.“

3. Oktober 2010 | Weiterlesen
Stefan Schwarz: „Hüftkreisen mit Nancy“

Stefan Schwarz: „Hüftkreisen mit Nancy“

„Schwarz in Weiss, diesen Gag musste ich einfach mitnehmen“, so begrüßte Stefan Schwarz sein Publikum im Peter-Weiss-Haus. Ungefähr 40 Gäste kamen, um zu erfahren, wer Nancy ist und was es mit ihren Hüften auf sich hat. Bevor der Autor jedoch seinen ersten Roman vorstellte, fragte er das Publikum, wie lange er denn lesen solle. Es wurde schnell eine Einigung gefunden: zwei Stunden mit einer Pause für die Raucher. Übrigens ist es zwar der erste Roman von Stefan Schwarz, keineswegs jedoch sein erstes Buch. Vorher schrieb er Kurzgeschichtensammlungen wie „Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut“. In „Hüftkreisen mit Nancy“ geht es um Max, einen 42-jährigen Fernsehjournalisten, der sich nach einigen hormonellen Zwischenfällen entscheidet, als Kompensation ins Fitnessstudio zu gehen. Dort trifft er auf Nancy, die scheinbar gleichzeitig Trainerin, Putzfrau und Barfrau ist, und dazu auf viele sehr männliche Muskelprotze. Spannend war vom Autor zu erfahren, dass es Nancy wirklich gibt. Die junge Frau, die in einer Muckibude in Leipzig arbeitet, musste sogar richterlich zusichern, dass sie mit dem Buch einverstanden ist. Die Hauptfigur des Romans rutscht auf ihrem Selbstfindungstrip natürlich von einer Katastrophe in die nächste: Ungewollte Intimberührungen mit Muskelbergen, Familienprobleme und Sportverletzungen sind da nur der Anfang. Schwarz las dabei sehr pointiert und hatte viele Lacher auf seiner Seite. Besonders die Damen im Publikum waren angetan. Am Ende des Abends eröffnete der gebürtige Schweriner: „Das Buch geht gut aus, ich verrate aber nicht für wen!“ Gut war es auf jeden Fall für die Gäste, die der Kälte im Peter-Weiss-Haus einfach mit aufwärmendem Lachen begegneten. So wurden auch noch Bücher gekauft und anschließend signiert. Auffällig dabei war, dass nur ein Mann eine Unterschrift wollte. Dieser Herr war Michael Lehmann, der auch schon bei der letzten Lesung von Stefan Schwarz im Jahr 2009 im Rostocker Kuhtor dabei war. Er fand es auch diesmal wieder „äußerst unterhaltsam“ und fühlte sich als „Zuhörer und Zielgruppe zugleich“. Schwer zu sagen also, ob „Hüftkreisen mit Nancy“ nun ein Männer- oder Frauenbuch ist. Auf jeden Fall kommen alle die auf ihre Kosten, die sich für eine nicht ganz jugendfreie, dafür aber bissige, teilweise nachdenkliche und vor allem sehr lustige Geschichte begeistern können. Wer die Lesung verpasst hat, muss sich nicht allzu sehr ärgern. Ab dem 08. Oktober 2010 wird in der Kleinen Komödie in Warnemünde das Stück „War das jetzt schon Sex?“ aufgeführt, welches auf dem gleichnamigen Buch von Stefan Schwarz beruht. Und auch Michael Lehmann will sich das Stück anschauen, auch wenn er noch etwas skeptisch ist: „Wer könnte denn besser lesen, als der Autor selbst?“

2. Oktober 2010 | Weiterlesen
Senioren-Zentrum „An der Warnow“ eröffnet

Senioren-Zentrum „An der Warnow“ eröffnet

Immer mehr Menschen erfreuen sich heutzutage eines hohen Lebensalters. Diese Entwicklung ist auch in Rostock zu beobachten. Aber was, wenn die Kräfte nachlassen und man auf Hilfe angewiesen ist? Eine Möglichkeit wäre, in ein Pflegeheim zu ziehen. In Lütten Klein wurde gestern ein neues eröffnet, das Senioren-Zentrum „An der Warnow“. Es ist bereits das zweite der Hamburger KerVita-Gruppe in Rostock. Der dreigeschossige Neubau in der Sankt-Petersburger-Straße bietet auf 6400 qm Platz für 120 Bewohner. 38 Pflegekräfte sowie Wirtschafts- und Verwaltungspersonal kümmern sich um ihr Wohlergehen und versorgen die Senioren in allen Pflegestufen. Dabei ist alles „auf den Bewohner genau abgestimmt“, sagt Ilka Allritz, die stellvertretende Pflegedienstleiterin. Bei der Aufnahme wird eine Biografie erstellt und sich nach den Erlebnissen, Vorlieben und Abneigungen erkundigt. Der Befürchtung, seine Selbstständigkeit zu verlieren, hält Ilka Allritz entgegen: „Das ist das, was wir erhalten wollen. Jeder soll sich bei uns aufgehoben fühlen.“ Tag und Nacht ist jemand da, der die Tür auf und zu macht. Ob fünf oder neun Uhr, jeder Bewohner wird individuell geweckt und kann sich seinen Tagesablauf selbst gestalten. Von Anfang an sollen sich die Senioren wie zu Hause fühlen. Die Einzel- und Zweibettzimmer bieten deshalb auch genügend Platz, um lieb gewonnene Einrichtungsgegenstände unterzubringen. Sie sind darüber hinaus mit modernen Pflegebetten, Möbeln, einem eigenen Bad und mehreren Notrufanlagen ausgestattet. Auch mit einem Partner kann man ins Senioren-Zentrum „An der Warnow“ einziehen. Die Mahlzeiten werden in kleinen Speiseräumen eingenommen, die in jedem Wohnbereich vorhanden sind. Das Essen wird frisch in der hauseigenen Küche zubereitet. Wer sich nicht von vorn bis hinten bedienen lassen will und selbst gern beim Putzen und der Zubereitung von kleineren Mahlzeiten mit anpackt, der erhält im Senioren-Zentrum auch dazu die Möglichkeit. Um die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu fördern, stehen im Haus zwei Ergotherapeuten bereit. Mit verschiedenen Angeboten sollen sie dafür sorgen, dass die grauen Gehirnzellen in Schwung gehalten werden. Kreatives Gestalten, Singen, Gedächtnistraining und Gymnastik bringen so Anregung und Abwechslung in den Alltag. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch Ausflüge und Veranstaltungen zu feierlichen Anlässen. Wem die zahlreichen Freizeitangebote zu turbulent sind, der kann in den Grünanlagen auf dem Grundstück bei einem kleinen Spaziergang Erholung finden. Auch an dementiell veränderte Menschen ist im Senioren-Zentrum „An der Warnow“ gedacht. Für sie gibt es einen eigenen Wohnbereich mit extra geschultem Personal und besonderen Sicherheitsvorkehrungen. „Doch ein Haus kann noch so schön sein, wenn es nicht mit Leben gefüllt wird“, sagte Christian Kerling, der Geschäftsführer von KerVita bei der Eröffnungsfeier. Heute geht es los. Dann beziehen die ersten Einwohner ihre Zimmer.

1. Oktober 2010 | Weiterlesen
Einführung in „Mephistosyndrom“ im Volkstheater Rostock

Einführung in „Mephistosyndrom“ im Volkstheater Rostock

Jeder Mensch trägt Böses in sich. Das ist im weitesten Sinne das Ergebnis, zu dem der Psychologe Philip Zimbardo am Ende des berühmten „Stanford Prison Experiments“ gelangte, das auch die Vorlage für den Film „Das Experiment“ darstellte. Dazu wurde 1971 eine Gruppe von Studenten willkürlich in Wärter und Gefangene eingeteilt und eine Gefängnissituation simuliert. Als es zur Eskalation kam, wurde das Experiment vorzeitig abgebrochen. Bronislav Roznos hat nun natürlich nicht das Gefängnisexperiment als Tanztheater umgesetzt, aber es stellte eine von drei wesentlichen Arbeitsgrundlagen bei der Entwicklung des Stücks dar. Es beschreibt schließlich eindrucksvoll die Macht der sozialen Situation auf das Verhalten von Menschen. Die anderen beiden Arbeitsgrundlagen waren die Themenbereiche Psychopathie und Soziopathie, sowie das Buch Seelenwüsten des Schweizer Psychologen Adolf Guggenbühl-Craig. Guggenbühl-Craig spricht darin vom „Archetyp des Invaliden“, was bedeutet, das jeder Mensch von Geburt an psychologische Schäden aufweist, diese sich dann aber abhängig vom sozialen Umfeld entwickeln bzw. gegebenenfalls verschlimmern. „Jeder hat eine kleine Macke“, drückte es Bronislav Roznos vereinfacht aus. Die Gäste im Intendanzfoyer des Rostocker Volkstheater, in dem der Choreograf am Montagabend sein neues Werk vorstellte, interessierte natürlich, wie aus so einem Themenkomplex ein Theaterstück entsteht, vor allem in tänzerischer Form. Bevor Roznos begann, sich mit besagten Themen auseinanderzusetzen, war er auf der Suche nach einem interessanten Titel für seine nächste Produktion. Dabei kam ihm die Person des Mephisto in den Sinn. Allerdings wollte er nie ein Stück über die Person Mephisto machen, es sollte vielmehr um das Böse im Menschen gehen. Aus diesen Überlegungen entstand schließlich der Titel „Mephistosyndrom“ und aus der Auseinandersetzung mit dem Thema Psychopathie entwickelte sich nach und nach das Theaterstück. „Also dieser Abend ist ziemlich makaber. Es geht nur um Mord und Totschlag, aber es ging nicht anders“, fasst der Choreograf zusammen, was den Zuschauer erwartet. Auf die Frage, was ihn an dem Thema interessiert, antwortete er: „Ich mag keine Gewalt, aber sie ist überall um uns herum und das ist viel zu viel.“ Konkret wird es um drei verschiedene Geschichten gehen, in denen die Themen Missbrauch, Amoklauf und Stalking dargestellt werden. Dabei verkörpern die Tänzer jeweils die psychologische Situation, anstatt immer eine bestimmte Person. Der Kampf zwischen Moral und Eros wird in vielen Fällen aufgezeigt werden, wobei der Einsatz von Körperfarbe als visuelle Unterstützung hinzukommt. „Das Bühnenbild wird am Ende so dreckig sein, dass die Techniker einiges zu tun haben“, scherzte Roznos über die Verwendung der Farbe. Natürlich hätte es noch etliche weitere Bereiche psychischer Störungen gegeben, allerdings beschränkt sich Roznos bewusst auf diejenigen, die er ausdrucksstark tänzerisch umsetzen kann. Dabei verlangt er seinen Tänzern, die sich auch in die Choreografien einbringen, einiges ab. Schon allein die schräg nach vorne abfallende Bühne ist ein gewöhnungsbedürftiger Tanzboden. Das Bühnenbild von Robert Schrag stellt dabei einen weißen Raum dar, der sich nach hinten verengt, wodurch ein wenig der Eindruck eines Tunnels entsteht. Personen die im hinteren Bereich der Bühne stehen, wirken dadurch größer. Getanzt wird zu so unterschiedlicher Musik wie Manu Chao, Alberto Iglesias, Ingram Marshall, Dead Can Dance oder Rammstein. „Dieser Abend ist grundsätzlich sehr düster, ich wollte aber nicht, dass die Zuschauer nur solche Musik zu hören bekommen“, begründet Roznos die Auswahl. Außerdem sollen ja auch unterschiedliche Geschichten erzählt werden, wofür eine entsprechend unterschiedliche Musikauswahl nötig ist. Seit April diesen Jahres arbeitet der Choreograf nun bereits an der praktischen Umsetzung des Stückes, eine knappe Woche vor der Premiere steigt langsam die Anspannung. „Wir hätten normalerweise noch zwei Wochen gebraucht, aber wir kriegen das schon hin“, gibt er sich zuversichtlich, denn letztendlich sei das eigentlich immer so. Obwohl es noch viel zu tun gibt, durften die Gäste im Anschluss an das Gespräch gestern Abend noch einer Bühnenprobe beiwohnen. Was dort gezeigt wurde, wird an dieser Stelle aber nicht verraten. Wer nun neugierig auf das Stück geworden ist, der sollte sich morgen, am 2. Oktober, die Premiere im Vokstheater nicht entgehen lassen. Darüber hinaus wird es aufgrund der speziellen Thematik des Stückes heute um 20 Uhr eine Gesprächsrunde im Foyer des Theaters im Stadthafen geben, bei der neben Bonislav Roznos auch Professor Dr. Bernhard Meyer-Probst und Klaus-Dieter Kaiser zugegen sein werden. Dr. Meyer-Probst ist der ehemalige Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Rostock, Kaiser ist der Leiter der Evangelischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern. Fotos 2 – 4: Dorit Gätjen, VTR

1. Oktober 2010 | Weiterlesen