Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Rostock 2025 - Leitlinien zur Stadtentwicklung
Rostock hat Fahrt aufgenommen und die Leitlinien zur Stadtentwicklung sind der Kompass, der die Kogge auf Kurs hält. So könnte man die Eröffnungsrede von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling zusammenfassen. Zu dem öffentlichen Forum für Stadtentwicklung, dem ersten in dieser Form, waren die Bürger der Stadt, Abgeordnete und Vertreter von Vereinen und Unternehmen ins Rathaus geladen worden. Und es nahmen mehr Menschen diese Einladung an, als scheinbar von der Stadt erwartet, anders lassen sich die fehlenden Sitzplätze wohl kaum erklären. Die etwa 150 Gäste wurden von Ute Fischer-Gäde und Martin Elshoff vom Agenda-21-Rat humorig durchs Programm geführt. Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister, der noch einmal hervorhob, dass sein persönliches Ziel für Rostock, die 250.000-Einwohner-Marke sei, wurden die Anwesenden von Patrick Schmidt vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft über den Inhalt und die Funktionen der Leitlinien zur Stadtentwicklung informiert. Bei den acht Leitlinien handelt es sich um Richtschnüre, die Ziele und Pläne Rostocks für die nächsten 15 Jahre definieren, weshalb die Veranstaltung auch unter dem Titel „Rostock 2025“ lief. Hauptziele sind, die Rolle der Hansestadt als Regiopole im Ostseeraum zu festigen und den demografischen Wandel zu meistern. Jede Leitlinie setzt sich mit einem bestimmten Themenkomplex auseinander, zum Beispiel mit Umweltschutz, Hafennutzung und Bildung. Im Anschluss an die Vorstellung des Projektes zeigte sich die Besonderheit des Ablaufs: Die Gruppe teilte sich auf drei Räume auf, in denen jeweils ein Thema ausgiebig diskutiert wurde. Dabei ging es einmal um Rostocks Wachstum als Stadt am Wasser, um Kultur und Soziales sowie um Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. In den 90 Minuten wurden zuerst Punkte gesammelt, bei denen die Bürger Redebedarf sahen, dann wurden drei Kernthemen bestimmt, zu denen dann noch einmal konkret besprochen wurde, wo Handlungsbedarf besteht, welche Maßnahmen man ergreifen könnte und wer für die Umsetzung zuständig ist. Besonders beim Forum für Bildung, Kultur und Soziales wurde mit viel Herzblut diskutiert, was dazu führte, dass die Moderatoren alle Hände voll zu tun hatten. So gab es immer mal wieder auch konträre Meinungen, jedoch war ein Hauptpunkt klar zu erkennen: Die Bürger wünschen sich mehr direkte Mitbestimmung, aber auch Mitarbeit, in der Stadt. Außerdem wurde ein spezieller Kulturentwicklungsplan gefordert, um besonders die Museumslandschaft der Stadt zu verbessern. Am Ende des Tages wurden die auf Tafeln gesammelten Wünsche und Vorschläge der drei Gruppen noch einmal allen Gästen präsentiert. Klar zu erkennen war die Forderung der Leute, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Die Form des öffentlichen Forums scheint als Möglichkeit zur Beteiligung der Bürger am Stadtleben sehr geeignet zu sein, auch wenn 90 Minuten Diskussionszeit deutlich zu kurz waren. Bleibt zu hoffen, dass die Tafeln nicht irgendwo ins Archiv wandern, sondern, wie von Patrick Schmidt zugesagt, digitalisiert und bei der nächsten Amtssitzung mit einbezogen werden. Auch eine Ausstellung im Rathaus ist geplant. Wer die Veranstaltung verpasst, nun aber Interesse an den Leitlinien hat, der kann sich diese auf der Homepage der Stadt anschauen und noch bis zum 29. Oktober Vorschläge und Anregungen an das Amt für Stadtentwicklung schicken. Dies geht per Post, aber natürlich auch per E-Mail.
1. Oktober 2010 | Weiterlesen
Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow
Grau in grau, so stellt sich der ein oder andere vielleicht eine Stadtrundfahrt durch Wohnviertel, die von Plattenbauten aus den 70er und 80er Jahren geprägt sind, an einem verregneten Herbsttag vor. Am Montag war so ein Tag. Eine lückenlose graue Wolkendecke, aus der es ständig nieselte, hatte sich über der Stadt ausgebreitet. Was für eine Trostlosigkeit, wenn es nicht die bunten Häuser in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow geben würde. Von grau in grau konnte jedenfalls keine Rede sein auf der Stadtteilrundfahrt, zu der anlässlich der diesjährigen Imagekampagne „Ein schönes Stück Rostock“ die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH (RGS) einlud. Die bunten Farben der Fassaden kombiniert mit dem Herbstlaub hoben sich wohltuend vom trüben Einheitsgrau des Himmels ab. Dafür wurde in den letzten zwei Jahrzehnten viel getan. Förderprogramme wie „Stadtumbau Ost“ (12,2 Millionen Euro inkl. Evershagen) und „Die soziale Stadt“ (16,01 Millionen) haben dazu beigetragen, dass der Wohnungsbestand saniert und das Wohnumfeld verbessert werden konnte. Hatten die Bewohner bis vor etwa fünf Jahren die Viertel noch scharenweise verlassen, so stabilisieren sich die Einwohnerzahlen mittlerweile. Auch weil einige Hochhäuser zurückgebaut wurden, stehen nicht mehr so viele Wohnungen leer wie früher. Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow gewinnen wieder an Attraktivität. Diese entsteht nicht nur durch die augenscheinliche Aufwertung von Gebäuden und Außenanlagen. „Viele soziale Projekte wie Küchen, Kochkurse oder Existenzgründerinitiativen sind nicht sichtbar “, wies Jörg Overschmidt hin, als die Fahrt durch Schmarl führte. In diesem Stadtteil ist der Mitarbeiter der RGS Quartiermanager und koordiniert die Projekte der Stadtteilentwicklung. Stolz zeigte er den modernisierten Schulkomplex in der Stephan-Jantzen-Straße, eine Sporthalle und das Stadtteil- und Begegnungszentrum „Haus 12“, wohin in den letzten Jahren Millionensummen geflossen sind. Aber es bleibt auch noch einiges zu tun. Eine zentrale Aufgabe steht noch im Rückbau des alten Gewerbekomplexes „Schmarler Landgang“ und der Gestaltung zu einer Grünfläche an, gab Jörg Overschmidt einen Ausblick auf zukünftige Projekte. Seine Kollegin Monika Schmidt war hingegen schon recht zufrieden. „Groß Klein ist eigentlich schon richtig schön geworden durch die Baumaßnahmen der letzten Jahre“, meint die Quartiermanagerin des Stadtteils, welches nördlich an den IGA-Park angrenzt. Groß Klein wird als Erstes wieder aus dem Programm „Die soziale Stadt“ herausgehen. Eines der größten Projekte in diesem Teil Rostocks war der Umbau einer Schule zum Stadtteil- und Begegnungszentrum „Börgerhus“ sowie die Gestaltung der umliegenden Freiflächen, die zu einem beliebten Treffpunkt für die Bewohner Groß Kleins geworden sind. Auch die zehnjährige Celin und die elfjährige Caro fühlen sich hier wohl. Selbst bei trübem Wetter spielen sie lachend auf der Schaukel. „Hier kann man viel machen“, sind sich die beiden einig. „Warnemünde ist auch in der Nähe.“ Anschließend führte die Stadtteilrundfahrt durch den Warnowtunnel, an einem Gewerbegebiet vorbei in den Osten Rostocks nach Toitenwinkel. Hier ist Jens Anders von der Vereinigten Bürgerinitiative Toitenwinkel e.V. der zuständige Quartiermanager. Den Reiseteilnehmern zeigte er die neu gestaltete Fassade der Kita „Zwergenhaus“ und den idyllischen Teich am Friedensforum. Hierbei handelte es sich um sogenannte Bürgerprojekte. Dafür werden jeweils etwa 50.000 Euro für ein Vorhaben bereitgestellt, an dessen Gestaltung sich die Einwohner aktiv beteiligen. Aber auch in Toitenwinkel gibt es noch graue Flecken. Wie zum Beispiel eine Supermarktruine in der Pablo-Picasso-Straße. „Im Moment kommen wir mit dem Eigentümer nicht weiter“, ärgert sich der Quartiermanager. „Aber allen ist der Zustand ein Dorn im Auge.“ Auch in Dierkow ist noch nicht alles picobello. Aber die gärtnerisch-künstlerische Umsetzung des Labyrinths als Stadtteillogo im Rahmen der Gestaltung großer Freiflächen vor allem im Randbereich des Stadtteils kann sich sehen lassen. Eine positive Entwicklung hat auch der Hannes-Meyer-Platz genommen, betont Quartiermanager Christian Hanke. Auf Wunsch der Bürger konnte hier sogar ein Wochenmarkt etabliert werden. „Ohne die Wohnungswirtschaft würde es nicht funktionieren, die Wohnbedingungen hier zu verbessern“, würdigte Reinhard Wolfgramm, Geschäftsführer der RGS, den Einsatz der in den vier Stadtteilen aktiven Wohnungsgesellschaften. Auch wenn durch die Stadtteilrundfahrt deutlich wurde, wie viel bereits in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow erreicht wurde, sieht Reinhard Wolfgramm die Ankündigung der Bundesregierung die Städtebauförderung zu kürzen kritisch. „Mit einer Halbierung hat niemand gerechnet“, sagte der RGS-Geschäftsführer. Die Städtebauförderungsprogramme werden jeweils zu einem Drittel vom Bund, vom Land und von der Stadt finanziert. Sie wirken sich auch unmittelbar auf das Umfeld aus, da vor allem lokale Handwerker und Firmen engagiert werden. „20 Millionen Euro werden im nächsten Jahr aus dem Vermögen der Hansestadt eingeplant“, informierte Oberbürgermeister Roland Methling auf der Tour. Besonders freut ihn, dass zunehmend Einrichtungen entstehen, die den Bürger direkt erreichen. Vom 4. bis 19. Oktober wird es im Rahmen der diesjährigen Imagekampagne „Ein schönes Stück Rostock“ in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow eine Reihe von Kultur- und Informationsveranstaltungen geben.
30. September 2010 | Weiterlesen
Herbert Grönemeyer Tour 2011
Herbert Grönemeyer Fans dürfen sich freuen. Der Musiker arbeitet gerade intensiv an einem neuen Album. Im nächsten Frühjahr wird es veröffentlicht. Die erste Single wird bereits Anfang 2011 erscheinen. Dazu gibt es eine Tournee und diese startet in keiner geringeren Stadt als Rostock. Am 31. Mai wird Herbert Grönemeyer hier im IGA-Park auftreten. Um seine Pläne anzukündigen, war der Musiker heute schon mal in die Yachthafenresidenz Hohe Düne gekommen. Rostock ist für ihn eine besondere Stadt, da er hier sein erstes Konzert nach der Wiedervereinigung gegeben hatte, so Grönemeyer. Nicht zu vergessen auch sein Auftritt beim Konzert „Deine Stimme gegen Armut“ im Rahmen des G8-Gipfels. Zur Erinnerung hatte ihm Oberbürgermeister Roland Mehrling das Gästebuch der Stadt mitgebracht. Nun hatte ihn die Yachthafenresidenz Hohe Düne nach Rostock eingeladen. Hier will er demnächst für die Tournee proben. Rostock bietet sehr gute Voraussetzungen. „Hier gibt es genügend Platz für den Produktionsaufbau“, lobte Herbert Grönemeyer die Bedingungen der Stadt. Bis es aber soweit ist, gibt es noch einiges zu tun. Die Musik für das neue Album sei schon fertig. Jetzt müssen nur noch die Texte geschrieben werden. „Ich schreibe aus dem Bauch heraus. Es gibt viele Themen, die ich interessant finde, die mir aber nicht gelingen. Manchmal schreibe ich fünf Texte, schmeiße sie weg und nehme dann den sechsten. Das Texten macht Arbeit. Der Vorgang ist unheimlich chaotisch“, sagte Herbert Grönemeyer, der sich mit dem Komponieren leichter tut. Jetzt arbeitet er aber präzise auf seine Deadline hin. Denn für seine Fans legt er sich gern ins Zeug. „Ein Konzert ist für mich wie ein Abendessen“, erklärt Herbert Grönemeyer. „Ich gucke schon, ob das Publikum eine gute Zeit hat.“ Im nächsten Jahr wird die Fangemeinde des Musikers wieder die Gelegenheit zu einem Abend mit ihrem Star haben. In Hamburg, Hannover, Berlin und weiteren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wird er dann Konzerte geben. Herbert Grönemeyer selbst freut sich natürlich auch schon auf die Tour 2011. Unter anderem auf Stuttgart, weil es dort neben einem klasse Publikum auch „mörderischen Kartoffelsalat“ gebe. Hmm, ob der so für die Stuttgarter spricht Tickets für die Grönemeyer Tour 2011 gibt es ab dem 2. Oktober exklusiv bei CTS Eventim. Der reguläre Kartenvorverkauf beginnt dann ab dem 9. Oktober bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Für alle Fans, die heute nicht in der Yachthafenresidenz Hohe Düne bei der Pressekonferenz von Herbert Grönemeyer dabei sein konnten, gibt es hier noch einen kleinen Videomitschnitt.
29. September 2010 | Weiterlesen
Kronprinz Frederik und seine Frau Mary in Rostock
Was macht die dänische Kronprinzessin Mary eigentlich mit den vielen Blumensträußen, die ihr als Willkommensgeste überreicht werden? Heute dürften wieder einige zusammengekommen sein, denn in Rostock wurden sie und ihr Gatte Kronprinz Frederik gleich an mehreren Stationen herzlich begrüßt. Den ersten Blumenstrauß bekam sie von einem der vielen Schaulustigen, die sie am Vormittag an der Hochschule für Musik und Theater erwarteten. Nachdem die Prinzessin, die im Januar ihr drittes und viertes Kind erwartet, die schwarze Limousine verlassen hatte, wandte sie sich sofort der großen Kinderschar zu, die mit Fähnchen winkend Spalier stand. Den zweiten Blumenstrauß (orange Gerbera) überreichte ihr Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling, der die königlichen Hoheiten am Katharinenstift in Empfang nahm. Als die beiden dänischen Gäste zwischen dem Ehepaar Sellering und hinter über siebzig Kindern auf der Bühne des Katharinensaals Platz genommen hatten, lauschten sie einer Percussion-Performance des dänischen Künstlers Thomas Sandberg. Er hatte seine Küchenutensilien und allerlei Kinderspielzeug mitgebracht. In Kombination mit den Effekten einer Loopmaschine zauberte er darauf überraschende Töne und Melodien. Dem Publikum bereitete seine clowneske Vorführung sichtliches Vergnügen. Nach dem Konzert trennten sich die Wege des Kronprinzenpaares. Während Mary in Begleitung von Britta Sellering die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik besuchte (wo es einen Rosenstrauß gab), zog es den dänischen Thronfolger zum Leibniz-Institut für Ostseeforschung nach Warnemünde. Hier besichtigte er die Labore und informierte sich über ausgewählte Projekte der Wissenschaftler. Nachdem er am Vortag seinen Vorfahren im Schweriner Schloss auf der Spur war, in dem seine Urgroßmutter die dänische Königin Alexandrine geboren wurde, wollte er sich am zweiten Tag Zukunftsthemen widmen, die für kommende Generationen, für seine Kinder wichtig wären, sagte Kronprinz Frederik nach seinem Besuch des Leibniz-Instituts. Über einige Entwicklungen könne man sich Sorgen machen, so der dänische Thronfolger. Deshalb sei eine Zusammenarbeit wichtig. Wie zum Beispiel im Bereich der Windenergie, in dem sowohl Dänemark als auch Mecklenburg-Vorpommern sehr aktiv sind. Aber es gebe noch viele weitere Austauschmöglichkeiten für die beiden Ostseeländer, nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Kultur, betonte der dänische Gast. Anschließend nahm er das Untersuchungsobjekt des Ostseeforschungsinstituts am Strand von Warnemünde noch einmal kurz selbst in Augenschein. Aus der südlichen Perspektive war der Blick auf die Ostsee auch für ihn ungewohnt. Fast hätte er dabei bis zur dänischen Insel Falster sehen können. Gemeinsam mit seiner Frau Mary (die hier ebenfalls mit Blumen begrüßt wurde) nahm er dann im Hotel das Mittagessen zu sich. Am Nachmittag setzte das dänische Kronprinzenpaar seine Reise nach Güstrow fort und flog am Abend wieder zurück nach Kopenhagen.
28. September 2010 | Weiterlesen
Dänisches Kronprinzenpaar zu Gast in MV
Nachdem ich in den letzten Wochen mehrmals Reisen nach Dänemark unternommen habe, ist es nun an der Zeit für einen Gegenbesuch. Heute ist er endlich eingetroffen. Der dänische Kronprinz Frederik und seine Frau Mary sind am Morgen auf dem Flughafen Laage mit einer Sondermaschine der Dänischen Luftwaffe gelandet. Begrüßt wurde das dänische Kronprinzenpaar von Ministerpräsident Erwin Sellering und seiner Frau Britta. Zwei Tage werden sie in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs sein und sich die Schönheiten des Landes anschauen. Heute geht es nach Stralsund, wo sie sich ins Goldene Buch der Hansestadt eintragen. Nach einem Besuch der St. Nikolai-Kirche und des Ozeaneums führt sie die Reise weiter nach Schwerin, in die Landeshauptstadt. Bevor sie vom Ministerpräsidenten Erwin Sellering offiziell im Schloss empfangen werden, besichtigen sie das Schlossmuseum und eröffnen eine Ausstellung im Staatlichen Museum. Morgen kommt das Kronprinzenpaar schließlich nach Rostock. Dort werden sie in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) zu einem Konzert des dänischen Percussion-Musikers Thomas Sandberg erwartet. 75 Schüler aus der Region werden dazu ebenfalls im Katharinensaal sein. Anschließend trennen sich die Wege des Paares. Während sich Kronprinz Frederik im Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde informiert, wird Kronprinzessin Mary die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik Rostock besuchen. Abgerundet wird der Aufenthalt des Kronprinzenpaares mit einer kurzen Stippvisite im Dom und im Schloss in Güstrow, wo das dänische Kronprinzenpaar morgen auch wieder verabschiedet wird. Ziel des Besuches ist es, die Beziehungen zwischen Dänemark und unserem Bundesland wieder zu intensivieren. Von der Dänischen Botschaft wurde hierfür das Nachbarschaftsprojekt „re: connect“ ins Leben gerufen, das helfen soll, den kulturellen Austausch und den Kulturtourismus zwischen Dänemark und den neuen Bundesländern zu beleben.
27. September 2010 | Weiterlesen
Manfred Zoller. Stadtbilder.
Beschäftigen sich Künstler mit der Stadt Rostock und malen entsprechende Stadtansichten, dann widmen sie sich meist den populären Plätzen der Stadt, die für gewöhnlich auch die Touristen anziehen. Nicht so jedoch Dr. Manfred Zoller. Dieser suchte sich in seinen frühen Jahren als Künstler Straßen und Plätze in Rostock, die nur selten Motive für Maler werden, so etwa die Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind seit Freitag im Kulturhistorischen Museum Rostock im Kloster zum Heiligen Kreuz ausgestellt. Die gut besuchte Ausstellungseröffnung begann mit einem musikalischen Beitrag von Laura Gick am Cello, bevor Museumsleiter Steffen Stuth einige einleitende Worte an die Gäste richtete. Stuth betonte, wie wichtig Vielfalt für ein kulturhistorisches Museum ist. Ausstellungen müssen Spaß machen, auf den Besucher zugehen, aber auch Diskussionen ermöglichen und die Stadt reflektieren. „Wir öffnen die Vielfalt in unserem Hause“, lautete die logische Schlussfolgerung. Für die Ausstellung stellt das Museum einen Raum zur Verfügung, in dem gewöhnlich historische Stadtansichten hängen. Zollers Werke dagegen ermöglichen einen Blick auf das Rostock der 70er und 80er Jahre. „Ich bin gespannt, welche Rostocker Straßen und Plätze ich in Ihren Bildern wiederfinde“, freute sich Kultursenatorin Dr. Liane Melzer in ihren Grußworten auf die Ausstellung. Melzer dankte insbesondere Kuratorin Dr. Heidrun Lorenzen für ihre langjährige Arbeit als Museumsleiterin. Für die Vorgängerin von Steffen Stuth ist es die letzte Ausstellung im kulturhistorischen Museum, die sie als Museumsleiterin konzipierte. In Zukunft wird sie dem Museum aber sicherlich immer noch gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nach der Laudatio von Kunstwissenschaftler Klaus Tiedemann, war es an Künstler Dr. Manfred Zoller selbst, sich an die Gäste zu wenden. „Diese Stadtbilder wirken zum Teil fast zufällig in der Ansicht. Für mich aber war das Finden des Bildmotivs ein ganz langwieriges, quälendes Moment“, beschreibt er die Entstehung der ausgestellten Werke. Der studierte Mediziner war dazu häufig mit der Staffelei in der Stadt unterwegs, um Motive zu suchen und zu malen, manchmal sogar noch den Kittel des Medizinstudenten tragend. „Das zeigt, wie naiv ich war“, erinnert er sich an die Zeit zurück. Dass sich daraus manchmal interessante Begegnungen ergaben, kann man sich leicht vorstellen. So lud ihn einmal ein Passant zu sich nach Hause ein. Dort stieß er auf eine Sammlung von Stadtansichten und Stillleben und hörte erstmals den Namen des Künstlers Rudolf Bartels. Ein prägender Moment für Manfred Zoller. Was folgte, ist Geschichte. 1979 entschloss er sich zur Arbeit als freiberuflicher Maler. Von 1985 bis 1990 leitete er die Abteilung Künstleranatomie an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, bevor er schließlich 1993 als Professor an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee berufen wurde. Seine künstlerischen Wurzeln in Rostock hat er aber über die Jahre nie vergessen. Die Ausstellung zeigt nun diese Wurzeln mit Werken aus Zollers Privatbesitz sowie aus dem Besitz des Kulturhistorischen Museums, der Kunsthalle und weiterer privater Leihgeber. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 10. Februar des nächsten Jahres. Wer es also Kultursenatorin Melzer gleich tun möchte und sehen möchte, welche Straßen er wohl in Melzers Werken wiederentdeckt, dem sei ein Besuch im Kulturhistorischen Museum empfohlen.
26. September 2010 | Weiterlesen
7. Rostocker Bonsaitage 2010
„Es ist vergleichbar mit einem Haustier.“ Mit diesen Worten beschreibt Johannes Kunze, Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern zu Rostock, die Pflege und das Ziehen eines Bonsais. So ein Bonsai will schließlich gehegt und gepflegt werden, auch dann, wenn der Besitzer in den Urlaub fährt. Ein bisschen, wie bei einem Haustier eben. Doch wie kommen die Bonsais eigentlich in den IGA-Park? Die Deutsch-Japanische Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, den Menschen hierzulande die japanische Kultur näher zu bringen und Begegnungsräume zu schaffen. Dazu werden Konzerte, Vorträge, Workshops und vieles mehr organisiert, so wie jetzt die Rostocker Bonsaitage. Für Kunze ist es dabei neben der Vorstellung des typisch japanischen Kulturgutes auch wichtig, Interessenten die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme an der Deutsch-Japanischen Gesellschaft zu eröffnen. In der Ausstellung im IGA-Park sind Bonsais unterschiedlicher Art zu sehen, beispielsweise in Besen- oder Waldform. Bei der Waldform werden mehrere Einzelbäume in einer Bonsai-Schale zusammengepflanzt, während sich bei der Besenform der Stamm in viele nach Möglichkeit gleichberechtigte Äste aufteilt. Des Weiteren gibt es Informationen zu den verschiedenen Techniken, die in der Bonsai-Zucht angewendet werden, wie dem Drahten oder dem Zurückschneiden der Wurzeln. Die meisten Exponate sind zwischen 10 und 50 Jahren alt, eine 60 cm große Europäische Lärche erreicht aber ein stolzes Alter von über 100 Jahren. Nur wenige Jahre jünger ist eine 25 cm große Hainbuche, die es auf ein Alter von 97 Jahren bringt. „So einen Bonsai über dreißig oder mehr Jahre nicht vertrocknen zu lassen, ist schon eine Kunst“, gab sich Johannes Kunze, der auch selbst Bonsais züchtet, beeindruckt. „Bonsai ist der Beweis dafür, dass Menschen – in enger Zusammenarbeit mit der Natur – unbeschreibliche Schönheit erschaffen können“, äußert sich Alexander Leuze, Gründer von „Der Garten Weg“, über die Bonsai-Kunst. Leuze gewährt im Rahmen der Bonsai-Tage auch einen Einblick ins Thema „Rotkiefer gestalten“. Neben der Ausstellung gibt es auch verschiedene Demonstrationen rund um das Thema Bonsai. So befasst sich Wolfgang Papke mit der Herstellung künstlicher Steinplatten, während Seiko Sugiura Gräserbonsais, sogenannte Kusamonos, vorstellt. Eine Führung durch den japanischen Garten wird ebenfalls angeboten. Am Ende der Veranstaltung wird am Sonntagabend schließlich noch der Publikumspreis für den schönsten Bonsai verliehen. Dazu darf jeder Ausstellungsbesucher im Laufe der Bonsaitage seinen persönlichen Favoriten wählen. Kurzentschlossene können der Ausstellung morgen noch von 10 bis 17 Uhr einen Besuch abstatten. Hobbygärtner und solche, die es noch werden wollen, werden vor Ort sicherlich die eine oder andere Inspiration finden.
25. September 2010 | Weiterlesen
Rostocker Seehunde eröffnen die Winterbadesaison
An und für sich geht die Badesaison am Warnemünder Strand mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Für Viele dürfte sie sogar bereits beendet sein. Nicht so allerdings für die Rostocker Seehunde, denn wenn es dem Normalbürger zu kalt wird, um in die Ostsee zu steigen, fangen die Winterschwimmer gerade erst an, die Badehosen auszupacken. Um die neue Saison gebührend zu eröffnen, hatten sich am heutigen Nachmittag etwa 40 Seehunde zum gemeinsamen Baden eingefunden, auch wenn das Wetter zum Glück noch nicht allzu winterlich war. Nach kurzem Posieren für die Presse und einem dreifachen „Eis frei“ begaben sich die Winterschwimmer ohne weitere Umschweife direkt ins Wasser, um ihrem kühlen Hobby zu frönen. Sogar aus Neuruppin und Schwerin waren dazu Vereinsmitglieder angereist. Bei einer Außentemperatur von etwa 15° Celsius und einer nur geringfügig geringeren Wassertemperatur wird der eine oder andere womöglich sogar noch ins Schwitzen gekommen sein. Aber die mittlerweile 23. Saison für den Verein ist ja noch lang, sodass es noch genügend Gelegenheiten geben wird, bei eisigen Temperaturen ins Wasser zu steigen. Gebadet wird schließlich bis zum April des nächsten Jahres. Der 1988 gegründete Verein der Rostocker Seehunde ist mit seinen 74 Mitgliedern deutschlandweit der größte seiner Art und darüber hinaus der einzige Winterschwimmerverein in Rostock. Bei so einer langjährigen Tradition haben die Vereinsmitglieder natürlich schon so einiges erlebt. Besondere Highlights waren dabei sicherlich die Weltmeisterschaft 2004 in Finnland, als es hieß, bei einer Außentemperatur von -44°C ins Wasser zu gehen oder auch das Baden in der -0.5°C kalten Ostsee im Februar diesen Jahres. Auf die Frage, wie man so etwas überhaupt aushält, antworteten die Schwimmer praktisch einhellig, dass es in erster Linie Kopfsache sei. Letzten Endes muss man sich einfach überwinden. Augen zu und durch. Dass sich die Erfahrung aber lohnt, beschreiben Ingelore Launert und Martina Hübsch: „Man fühlt sich, als ob man Bäume ausreißen kann.“ Eine gute Möglichkeit also für die beiden, um Spannung abzubauen oder neue Motivation zu tanken. Auf das Eisbaden würden sie jedenfalls nur ungern verzichten: „Irgendwann fehlt einem etwas, wenn man es nicht macht.“ Der Verein freut sich übrigens immer über neue Mitglieder. Wer sich von Kälte nicht so leicht abschrecken lässt, ist also herzlich willkommen. Interessenten können sich jeweils samstags und sonntags um 10 Uhr auch selbst einen Eindruck vom Winterschwimmen am Warnemünder Strand machen. Darüber hinaus wird es selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von zusätzlichen Terminen wie dem Weihnachts- oder Silvesterschwimmen geben.
25. September 2010 | Weiterlesen
Forschungsplattform am künstlichen Riff von Nienhagen
Ein Tummelplatz für Fische und andere Ostseebewohner ist ungefähr 1,5 km vor der Küste Nienhagens entstanden. Im Jahre 2003 wurde hier mit Betonelementen und Naturstein ein künstliches Riff errichtet, das zusätzliche Bewuchsflächen und Unterschlupfmöglichkeiten bietet. Mit einer Fläche von etwa 50.000 qm ist es das größte in der Ostsee. Seither hat sich hier eine einzigartige Unterwasserlandschaft entwickelt. Hauptbesiedler sind Miesmuscheln und Seepocken. Zwischen ihren Schalen und Kalkgehäuse leben zahlreiche Arten wirbelloser Tiere. Die Hauptfischart am Riff ist der Dorsch, der auch einen besonderen Forschungsschwerpunkt bei der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes bildet. Denn unter der Federführung des Landesforschungsamtes für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) und der Beteiligung von weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen, wie der Universitäten in Rostock und Kiel, finden hier mehrere Forschungsprojekte statt. Diese beschäftigen sich neben den fischereibiologischen Untersuchungen zum Dorsch auch mit Bewuchsuntersuchungen, strömungstechnischen Analysen und Untersuchungen zur Rotalge. Hauptziel der Forschungsarbeit am künstlichen Riff ist es, nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Fischbestände stabilisiert werden können. Denn trotz Fangquoten und anderen Schutzmaßnahmen gehen die Fischressourcen zurück. „Es geht letztendlich auf der einen Seite darum, die kleine angepasste Küstenfischerei auf solide Beine zu stellen und auf der anderen, die Artenvielfalt zu fördern“, erklärt Till Backhaus, Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse der Wissenschaftler sollen daher sowohl dem Schutz der Ostsee dienen, als auch wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. So werden beispielsweise am Riff Möglichkeiten der industriellen Aufzucht (Aquakultur) der Rotalge erforscht. Sie gilt als vielversprechender Rohstofflieferant für verschiedene medizinische und kosmetische Produkte sowie als Nahrungsergänzungsmittel und soll als eine zusätzliche Erwerbsquelle für die Fischerei entwickelt wird. Auch für Touristen soll das künstliche Riff vor dem Ostseebad Nienhagen attraktiv gestaltet werden. Heute wurde aber erst einmal eine neue Forschungsplattform in Betrieb genommen, die es möglich machen soll die Untersuchungsergebnisse direkt vor Ort und ohne Zeitverzögerung auszuwerten. Sie wurde mitten im Riff auf drei Pfählen platziert. In sieben Meter Höhe bietet sie eine Arbeitsfläche von 40 qm. Wind und Sonne versorgen die Forschungsstation mit Strom. Drei Unterwasserkameras und eine Überwasserkamera zeichnen das Geschehen am Riff auf. Die Bilder werden dann über Kabel nach oben ins Labor und von dort aus über WLAN zum Festland gesendet. Weltweit sollen sie auch im Internet zur Verfügung stehen.
24. September 2010 | Weiterlesen
18. Rostocker FilmFest 2010 im MAU
Die Rostocker Filmszene hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ganz schön einen Namen gemacht und so ist es auch kein Wunder, dass das Rostocker FilmFest gestern bereits volljährig wurde. Unabhängige Filme sollen in diesem Rahmen ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Das FilmFest ist jedoch dem Lokalpatriotismus vorbehalten, denn nur Filme von Rostockern oder mit Handlungsort in Rostock wurden bei der Wertung berücksichtigt. Insgesamt wurden beim Institut für neue Medien fast 50 Filme eingereicht. Ein fünfköpfiges Gremium mit hochrangigen Jurymitgliedern aus dem Medienbereich hat daraus bei literweise Kaffee und heftigen Debatten die zehn Finalisten ausgewählt, die gestern im MAU präsentiert wurden. Um das Textvolumen in leserfreundlichen Grenzen zu halten, nehme ich einfach mal den Schluss vorweg und beginne mit der Verleihung der verschiedenen Preise. Als Erstes wäre da die „Beatrix“, der Preis für den besten Animationsfilm, ausgezeichnet mit zwei Freikarten fürs LiWu. Verdientermaßen ging diese Auszeichnung an den Film „Die Gedanken sind frei“ von Urte Zintler, welcher sich auf rührende Weise mit dem Alter und Vergesslichkeit auseinandersetzt. Die „Glänzenden Synapsen“ für die beste Idee und damit eine Kamera für ein Jahr von rok-tv gingen an André Jagusch für seinen Faketrailer „Vergiss nicht!“. Der fünfminütige Trailer ist eine Hommage ans Klischee der Liebesfilme und machte durchaus Lust auf mehr. Wann der komplette Film denn ins Kino komme, beantwortet André Jagusch jedoch mit „Gar nicht, weil es ihn schon tausend Mal gibt.“ Traurig, aber wahr! Mit der „Silbernen Kopftrommel“ wurde die beste technische Umsetzung ausgezeichnet. 150 Euro bekamen dafür Livius Pápay und Peter Thiers für ihren Poetryclip „Schlaf.Störung“, der mit Splitscreen und aufwendiger Bildbearbeitung für einen erhöhten Puls sorgte. Den dritten Rang beim Publikumspreis erreichte Sebastian Lindemanns Dokumentationsfilm „Heimwärts“. Dieser zeigt Schicksalsgeschichten von Auswanderern und Heimkehrern, darunter auch RPS-Chef Sven Zimmermann. Auf Rang zwei des Publikumspreises schaffte es der bedrückende Kurzfilm „Am 23. August um 0:17 Uhr“ von Mark Auerbach. Dieser nimmt realen Bezug auf den Anschlag auf eine von Ausländern bewohnte Wohnung im Jahr 2008 und setzt sich auf ernsthafte Weise mit Selbstjustiz, Rechtsradikalismus und dem Gefühl der Ohnmacht auseinander. Absoluter Publikumsliebling und gleich mit zwei Preisen geehrt wurde das Fakeporträt „o.T.“ von Hannes Kleinschmidt. Der Filmemacher konnte sich sowohl über den Publikumspreis „Goldener Arthus“ als auch über den „Goldenen Toaster“ für die herausragendste darstellerische Leistung freuen. Irgendwo zwischen Unglauben, Mitgefühl und Lachanfällen bewegt sich die Gemütslage des Zuschauers bei diesem Film, der Einblicke in das Leben des selbst ernannten Künstlers Falk verschafft. Und es steckt erschreckend viel vom echten Falk im Film, wie Hannes Kleinschmidt hinterher verriet. Leider nicht ausgezeichnet, aber dennoch eine Erwähnung wert sind der Stummfilm „Nefastus“ u.a. von Kristian Erdmann mit einem Postboten als Protagonisten und das Musikvideo „Das Kriechtier“ von Toralf Thiesen, welches meine Publikumsstimme bekommen hat. „Komm kriech mit mir den Flur entlang …“ Eine Fortsetzung des FilmFests findet heute Abend mit „Generation Video – 20 Jahre junge Filmszene Rostock“ statt, wo die Highlights der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt und kurz kommentiert werden.
24. September 2010 | Weiterlesen
Politische Bildungsoffensive im Volkstheater
„Das kann man so einfach nicht beantworten“, war am Mittwochvormittag mehrmals von den fünf Herren auf der Bühne des Volkstheaters zu hören. Die fünf Herren, das waren Steffen Bockhahn, Eckhardt Rehberg, Hans-Joachim Hacker, Christian Arendt und Dr. Harald Terpe. Alle Mitglieder des Deutschen Bundestages, die sich Zeit für die „politische Bildungsoffensive“ genommen hatten. Eine Podiumsdiskussion mit dem Ziel „Jugendlichen Politik nahe zu bringen“, so Initiator und Cheforganisator Carlo Winkler. Eine ehrenwerte Absicht des Abiturienten, gerade weil viele doch den Eindruck haben, die jungen Leute seien zu wenig an Politik interessiert. Doch „Politik ist da nicht viel anders als Chemieunterricht“, erklärt Steffen Bockhahn dem Publikum, welches sich überwiegend aus Oberstufenschülern zusammensetzte. „Es ist nicht alles leicht, aber es muss sein.“ „Schließlich schlagen sie auch auf Ihr ganz persönliches Leben durch“, unterstrich Hans-Joachim Hacker die Bedeutung von politischen Themen und Entscheidungen. Aber diese sind nicht immer leicht zu vermitteln. Und so hört man dann mitunter auch bei den Profi-Politikern, die ihr täglich Brot mit Reden und Debattieren verdienen, immer wieder Sätze wie: „Darauf habe ich keine abschließende Antwort“ oder „Ich denke, das kann man nicht mit zwei Sätzen beantworten.“ Es ist ja bekannt, dass Politiker gern dazu neigen, lang und breit um den heißen Brei herumzureden. Aber manchmal bedarf es doch mehr als nur ein paar Schlagwörter um die Problematik verständlich zu erklären und in einen größeren Zusammenhang zu bringen, der dann auch wieder etwas mit der eigenen Person zu tun hat. Erst wenn das gelingt, kann der Zuhörer auf „politische Bildung“ hoffen und durch den Wissenszuwachs seine Entscheidungs- und Mitgestaltungsfähigkeit erweitern. So wie es in einer Demokratie, hab ich zumindest mal so gehört, erwünscht ist. Aber dafür gab es bei der Veranstaltung „politische Bildungsoffensive“ eher selten Gelegenheit. Hier purzelten alle Themen von AKW-Laufzeitverlängerung, Datenschutz, Mobilität, Waffenverbot oder Bildungssystem bis hin zu Wehr- und Zivildienst bunt durcheinander. Wie eine Aneinanderreihung von MTV-Clips: kurz, unterhaltsam, aber eben nur oberflächlich. Der Zuhörer erhielt dadurch zwar einen guten Überblick über die Themen, die die teilnehmenden Schüler bewegen, der „Bildungszuwachs“ dürfte sich aber wohl in Grenzen gehalten haben. Das betraf nicht nur die angesprochenen Inhalte, sondern auch Einblicke in die Art und Weise, wie Politik funktioniert. Dabei wäre es durchaus spannend gewesen, live und unmittelbar zu beobachten, wie die unterschiedlichen Positionen gerade vor einem jungen Publikum vertreten und gerechtfertigt werden. Aber schon fiel der Moderator Carlo Winkler dem Redner ins Wort. Da half auch kein: „Ein Satz noch!“ und der Protest des Publikums. Das nächste Thema war an der Reihe. Nur selten wurde das wilde Vor- und Zurückzappen unterbrochen, sodass die Politiker ihre naturgemäß kontroversen Sichtweisen darstellen konnten. Dr. Harald Terpe hatte besonderes Pech. Da er außerhalb des Blickwinkels des Moderators saß, wurde er lange Zeit von ihm ignoriert. Ansonsten bemühten sich die Fünf redlich, die Fragen, die zuvor von den Schülern eingereicht wurden, zu beantworten. Immerhin, verkündete Carlo Winkler stolz, hätten sie keine Möglichkeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Relativ spontan mussten sie also ihre Position verständlich vermitteln. Wer dabei auf Fachchinesisch und Satzungetüme verzichten konnte, war klar im Vorteil. Sachlich und fair ging es unter den Gesprächsteilnehmern zu. Nur einmal, als die Runde auf die Sarrazin-Debatte kam, konnte Steffen Bockhahn nicht der Versuchung widerstehen, in den Bashing-Modus zu verfallen. Aber Gefühle und Leidenschaft haben in der politischen Diskussion halt auch ihren Platz und vom Publikum erntete er dafür Applaus. Ja, Politik ist nicht nur ein dröges Geschäft. Manchmal ist es auch wie eine unterhaltsame Theatershow. In diesem Sinne war der Veranstaltungsort vielleicht gar nicht so schlecht gewählt. Die Reihen blieben aber trotzdem eher lückenhaft besetzt. Vielleicht lag es am mangelnden Interesse, an den drei Euro Teilnehmerbeitrag oder auch an der Konkurrenz der Jobfactory.
23. September 2010 | Weiterlesen
Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur
Was bedeutete es, als Jugendlicher in der DDR aufzuwachsen? Vor allem wenn man anders war, nicht dem Bild einer „sozialistischen Persönlichkeit“ entsprach und es auch gar nicht wollte? Ein Bild davon können sich jetzt die Besucher der Ausstellung „Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur“ in der Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock machen. Sie dokumentiert das Leben von „Fetzer“, „Barry“ und ihrem Freundeskreis in Erfurt, die mit der durch den Staat verordneten Lebensweise und Kulturpolitik nichts anfangen konnten. Ihre Erlebnisse werden hauptsächlich in der sie prägenden Jugendzeit von 1973 bis 1983 dargestellt. Damals trugen sie gerne Jeans, hatten lange Haare, hörten Westmusik und stellten unliebsame Fragen. Dafür sahen sie sich in ihrem Alltag Einschränkungen und harten Repressionsmaßnahmen ausgesetzt. Fotos, Dokumente und Auszüge aus Stasi-Akten lassen die Geschichte(n) der beiden Freunde und den Alltag in der DDR-Diktatur lebendig werden. Zusätzlich gibt es fünf Hörstationen mit Tondokumenten und begleitendem Textmaterial. Symbole verweisen auf vertiefendes Zusatzmaterial wie Interviewausschnitte, Musikbeispiele und Dokumente. Der inhaltliche Aufbau der interaktiven Ausstellung orientiert sich an fünf Themenblöcken. Der Block „Geborgen Sein“ behandelt ihre Kindheit und Schulzeit. In der Pubertät stellen sie Fragen der Identitätsfindung und ecken zum ersten Mal mit ihrer Andersartigkeit an. Dieser Abschnitt wird im zweiten Block „Sinn-Suche“ dargestellt. In „Dabei-Sein“ versuchen „Fetzer“ und „Barry“ sich durch eine Berufsausbildung scheinbar anzupassen und trotzdem ihrer Lebensanschauung treu zu bleiben. Der vierte Block „Frei Sein“ veranschaulicht dann ihre Suche nach Geborgenheit und Nähe in einer Gruppe, aber auch nach der eigenen Individualität. Schließlich bekommen sie im Block „Anders Sein“ die Härte des DDR-Machtapparates zu spüren. Sie erkennen, dass sie durch die Staatssicherheit beobachtet werden, und müssen erfahren, wie mit Andersdenkenden umgegangen wird. „Wir wollten aufklären, wie eine Diktatur tickt, wie diktatorische Elemente schleichend eingeführt werden“, erklärt Uwe Kulisch, Autor und Kurator der Ausstellung und mahnt an, dass wir auch heute „aufzupassen und auf erste Anzeichen zu achten haben.“ Vieles hat sich seither natürlich geändert. Die beiden Krankenschwestern Elisabeth Hanske und Nadine Harbath kennen die Zeit von ihren Eltern. „Ich fühle mich heute sicher“, sagt die 24-jährige Elisabeth Hanske bei der Ausstellungseröffnung. „Bei uns sind es eher die finanziellen Mittel, die einen beschränken.“ Ihre 22-jährige Kollegin ergänzt: „Der Zusammenhalt ist nicht so wie früher. Trotz Handy haben wir weniger Kontakt. Es gibt eine große Flüchtigkeit, weil viele weg gehen.“ Im Vergleich zu ihren Altersgenossen vor 30 Jahren stellen die beiden fest, dass „sie nur sich hatten. Wir haben so viel anderes.“ Der in der Mitte der sechziger Jahre geborene Torsten Gratopp erzählt nach der Besichtigung der Ausstellung, dass er es so ähnlich ebenfalls kennt. Obwohl er sich nicht zu den Langhaarigen zählte, findet er es interessant zu erfahren, wie versucht wurde, diese zum Umdenken zu bewegen. „Uns lag viel daran zu zeigen, wie durch politisch operatives Zusammenwirken Persönlichkeiten zerstört wurden. Wir wollen entgegenwirken, dass nur die Stasi und die DDR die Auseinandersetzung mit dieser Zeit beherrschen. Viele haben daran ihren Anteil und sind Mitträger des Apparates“, betont Uwe Kulisch. Er und Marina Böttcher vom Verein Freiheit e.V. Erfurt haben die Ausstellung erarbeitet. Ihnen war dabei wichtig, dass die Zeitzeugen von Anfang an mit in das Konzept eingebunden wurden und mit den Wissenschaftlern auf einer Augenhöhe standen. Gefördert wird „Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur“ von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und weiteren Einrichtungen des Landes Thüringen. Die interaktive Ausstellung kann noch bis zum 30. Oktober in der Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock (Hermannstr. 34 b) besucht werden.
23. September 2010 | Weiterlesen
13. Jobfactory 2010 in der HanseMesse Rostock
Es kommt mir vor wie gestern, als ich im letzten Jahr auf der Jobfactory war und nach einem Praktikum oder irgendeinem Plan für die nähere Zukunft gesucht habe (natürlich wie immer erst fünf vor zwölf oder schon kurz danach). Ob der Messebesuch in meinem Fall so richtig hilfreich war, kann ich jetzt nicht mehr beurteilen. Auf jeden Fall ist die Berufswahl ein wichtiger Schritt für das weitere Leben und sollte daher sorgfältig und langfristig durchdacht werden. Seit nunmehr 13 Jahren werden jährlich zur Jobfactory Ausbildungsberufe und Studiengänge aus unserem schönen Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Dabei besteht die Möglichkeit zum ausgiebigen Informieren, teilweise praktischem Testen und sogar schon zum Bewerben. Halb-prominentes Aushängeschild und musikalisches Highlight der Messe ist in diesem Jahr Fast-Sängerin und Rocker-Barbie Sera Lée, die am frühen Nachmittag auf der Bühne einen Dance Contest veranstaltete, den ich leeeeider leider verpasst habe. Umso interessanter war dafür ein weiterer D-Promi, der sogar den ganzen Tag auf der Messe zu bestaunen war. Am Stand des Universitätsklinikums Rostock hatte man extra ein Krankenhausbett aufgestellt für die Simulationspuppe FRANK (ich nenn ihn mal einfach so, nach seinem weltberühmten Bruder IGOR). Na gut, FRANK ist eigentlich nur genauso viel Promi wie die Mutter von Daniela Katzenberger. Mit modischer Brille und einem ermutigenden Lächeln im Gesicht soll FRANK dem zukünftigen Pflegepersonal den Einstieg ins Berufsleben erleichtern und zeigen, was die Azubis am „lebenden Objekt“ erwartet. Als Karen Seegers, Pflegedienstleitung der Uni-Klinik, FRANK jedoch in die Seitenlage dreht, erleben wir Herumstehenden eine böse Überraschung: der Patient hat einen fiesen Dekubitus, ein Wundliegegeschwür am Rücken. Die Uni-Klinik bietet 36 Ausbildungsplätze an, Tendenz steigend. Alle Azubis bekommen sogar das Angebot, hinterher in der Klinik weiterzuarbeiten. Top Berufschancen also ;-) Bei den Mädchen besonders beliebt ist allerdings der Stand der Handwerkskammer für Friseurhandwerk auf der gegenüberliegenden Seite der Messehalle. Dort können sich die jungen Besucher für praktische Präsentationen zur Verfügung stellen und bekommen so kostenlos etwa eine neue Frisur oder die Nägel professionell lackiert. Vom Altenpfleger bis zum Zimmerer, von Agrarökologie bis zur Zahnmedizin sind auf der Jobfactory fast alle Ausbildungsberufe und Studienfächer vertreten. Wer die Jobfactory 2010 verpasst hat und nicht bis zum nächsten Jahr warten will, kann sich auch nachträglich noch auf der Homepage einen Überblick über die Aussteller und Berufsgruppen verschaffen.
22. September 2010 | Weiterlesen
Ton und Träume - Kopenhagen ruft Rostock
„Kopenhagen ruft Rostock“ hieß es am letzten Donnerstag und Freitag aus der dänischen Hauptstadt. „Hallo Kopenhagen!“, lautete meine Antwort, nachdem ich meine sieben Sachen gepackt, die Reise über das stürmische Meer gewagt hatte und schließlich beim Literaturhaus Kopenhagen auf der Matte stand. Ich war jedoch nicht die einzige aus Rostock, die dem Ruf gefolgt war. Katinka Friese und Reiner Mnich vom Rostocker Literaturhaus waren ebenfalls gekommen und hatten lyrische Verstärkung im Gepäck: den Liedermacher Marcel Hintze und seine Gitarre sowie Martin Lau und Teleskop. Zusammen mit dänischen Künstlern gestalteten sie das Literatur- und Musikfestival „Ton und Träume“, welches von beiden Literaturhäusern initiiert wurde. Aber nicht nur die Ostsee galt es für dieses gemeinsame Projekt zu überwinden, sondern auch Sprachbarrieren. Und wie könnte das besser gehen als mit Musik. Sie wird überall verstanden und teilt mit der Literatur viele Gemeinsamkeiten. Rhythmus und Klang bestimmen ihre Wirkung. Da liegt es also nahe, beides miteinander zu kombinieren. Und so konnte der Zuhörer bei „Ton und Träume“, selbst wenn er die Sprache nicht beherrschte, zumindest über die Musik einen Eindruck von der Stimmung des literarischen Vortrags erhalten. Den Auftakt machte der dänische Lyriker Morten Søndergaard, der von der Sängerin Randi Pontoppidan unterstützt wurde. Ihre effektvolle Stimme, die sie wie ein Instrument benutzt, und zwei Loopmaschinen verliehen seinen Texten atmosphärische Tiefe und schufen ein erstaunliches Klangerlebnis. Dabei wurde die ganze Bandbreite von laut und leise, nah und weit, rhythmisch und unrhythmisch, schön und hässlich ausgelotet. „Ich mag beides“, sagt Randi Pontoppidan über ihre Musik, „das Chaos und die schöne Musik.“ Schöne Musik erklang auch von Marcel Hintze und seiner Gitarre. Da er sich jedoch nicht ausschließlich auf die Vermittlungskraft seiner Worte und Musik verlassen wollte, hatte er für die dänischen Gäste an seinem Instrument kleine Smileys angebracht, die den wesentlichen Inhalt seiner Lieder zusammenfassen sollten. Darin ging es natürlich vor allem um die Liebe, aber auch um die Unwägbarkeiten des Alltags. Er verpackte sie in originelle Sprachbilder und trug sie mit eingängigen Melodien auf natürliche Weise vor. Deutsche Texte waren auch von Martin Lau zu hören. Er beschäftigte sich darin mit mythologischen und religiösen Themen. Untermalt wurde seine Rezitation durch die Musik von Teleskop. Teleskop, das sind Jonas Wolter an der elektrischen Gitarre und Sebastian Bode am Schlagzeug. Die beiden hatten einige von Martin Laus Texten Wort für Wort durchkomponiert, um sie in Musik zu übersetzen. Dennoch ließen sie genügend freie Stellen, um sie mit ihren intensiven Improvisationen zu füllen. Den Abschluss des ersten Abends gestalteten Lars Skinnebach und Johanna Borchert. Der dänische Lyriker und die in Berlin geborene Pianistin zeigten sich in ihren musikalischen Interpretationen von Lars Skinnebachs Gedichten besonders experimentierfreudig und gelangten auf unkonventionelle Weise zu erstaunlichen musikalisch-literarischen Ausdrücken. Am kommenden Freitag und Samstag heißt es übrigens „Rostock ruft Kopenhagen“. Dann findet das deutsche Gegenstück des Literatur- und Musikfestivals in Rostock statt. Wer also neugierig geworden ist auf die oben genannten deutschen und dänischen Tonkünstler, sollte sich „Ton und Träume“ im Peter Weiss Haus nicht entgehen lassen.
21. September 2010 | Weiterlesen
Theaterfest der Freundschaft im Peter Weiss Haus
Die Doberaner Straße entwickelt sich noch zum Rostocker Broadway. Zumindest hätte man am letzten Wochenende diesen Eindruck gewinnen können. Im Großen Haus des Volkstheaters wurde die neue Spielzeit mit der Uraufführung von Münchhausen eingeläutet und am nächsten Tag waren am gleichen Ort interessierte Theaterbesucher zum Tag der offenen Tür eingeladen. Nur wenige Schritte weiter, im Peter Weiss Haus, drehte sich ebenfalls alles um die Bretter, die die Welt bedeuten. Beim „Theaterfest der Freundschaft“ wurde ein ganzes Wochenende lang ein vielfältiges Programm aus Theater, Tanz, Improvisationen, Feuershows und Jonglage auf die Bühne gebracht. „Wir hatten einfach Lust, so etwas zu machen“, sagte Martin Arndt vom Organisationsteam. Mit dem Theaterfest möchten die Veranstalter, das Peter Weiss Haus und die Subraum e.G., eine Alternative zur Rostocker Theaterlandschaft anbieten und besonders jungen und freien Ensembles die Möglichkeit geben, ihre Arbeit zu präsentieren. So nutzten dann auch die Tanzlandstudios Rostock mit ihrem Stück „Scanning“ oder die TanzBühne Rostock das Theaterfest, um ihre Tanztheaterproduktionen dem Publikum vorzustellen. Franziska Krija von der TanzBühne Rostock weiß es sehr zu schätzen, dass sie sich mit ihrem Stück „produkt ICH“ einfach und unkompliziert in das Theaterfest einbringen kann, ohne sich selbst allzu großen organisatorischen Aufwand aufbürden zu müssen. Auf diese Weise kann sich die Landschaftsarchitektin voll auf ihr Theaterprojekt konzentrieren, für das sie selbst das Konzept und die Choreografie entwickelt hat. „Ich wollte schon immer die Auseinandersetzung mit den Fragen, wie behaupte ich mich in meinem Beruf, was will ich erreichen, ist man wirklich frei, tänzerisch darstellen“, sagt sie über „produkt ICH“, das sie am Sonntagabend gemeinsam mit sieben Tänzerinnen im Studio des Peter Weiss Hauses aufführte. Aber nicht nur Rostocker Bühnendarsteller gaben Impulse auf dem Theatertreffen. Auch aus Berlin und anderen Orten reisten Künstler und Ensembles an, um das umfassende Programm zu ergänzen. Eine Gruppe von ihnen waren beispielsweise die „MonGothéque Allstars“. „Wir brauchen was Neues im Tanz“, haben sich die fünf Tänzer gedacht und mit viel Neonfarben und elektronischer Musik das schräge Tanzspektakel „Under PleasSure“ kreiert. Nach dem Motto „Barbie hat ein lachendes und ein weinendes Auge“ wollen sie mit fantasievollen Kostümen und kraftvollem Tanz den gängigen Schönheitsidealen in der Fashionwelt auf den Grund gehen. Für Philipp Hinze, der das ganze Theaterfest aufmerksam verfolgte, war das Stück der Höhepunkt. „Da stimmte alles – Kostüme, Musik, Choreografie. Ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt“, lobte er die Darbietung. Ebenfalls in die Kategorie Tanztheater ließ sich das Einpersonenstück „Lilith im Spiegel“ von Ana Kavalis einordnen. Darin verkörpert sie Lilith, die einer jüdischen Legende nach, als erste Frau Adams das Paradies verlässt, weil sie nicht die Herrschaft des Mannes akzeptierte. Sie kämpft gegen ihre Dämonisierung und für ihre Liebe und Freiheit. „Es geht um den Wunsch der Frau, frei zu leben, wie sie möchte und nicht auf Stereotype begrenzt zu werden“, erklärte die Schauspielerin, die das Stück auch selbst geschrieben hat. Das Publikum konnte auf der Bühne ihre Reflexion beobachten, in der sie auch immer wieder starke Frauenpersönlichkeiten in verschiedenen Sprachen zu Wort kommen ließ. Neben Tanztheater hielt das Theaterfest der Freundschaft aber auch noch viele andere Formen der darstellenden Kunst bereit, die teilweise im Peter Weiss Haus parallel gezeigt wurden. Puppentheater, Musical, Improvisationstheater, zirzensische Darbietungen – für jeden Geschmack sollte etwas dabei gewesen sein. „Mich hat das Trashmusical ‚Muttertag‘ von der Edda Woods Cooperation beeindruckt. Erst war ich skeptisch, aber dann ging es mir unter die Haut“, schilderte Karl Haug seine Eindrücke vom ersten Theaterfest im Peter Weiss Haus, welches am Sonntagabend zu Ende ging.
20. September 2010 | Weiterlesen
„Das ist Esther“ - Theater im Klassenzimmer
Das Thema Judenverfolgung und Naziregime wurde im Laufe der Schulzeit und des weiteren täglichen Lebens schon so oft durchgekaut, dass es doch eigentlich gar keiner mehr hören kann. Wie das Altbekannte trotzdem neuen Wind bekommen kann und sogar für die Jugend interessant wird, zeigte heute Vormittag das Rostocker Volkstheater mit seinem Klassenzimmerstück „Das ist Esther“. Aus Sicht der erfundenen Enkelin Mary Ann (gespielt von Caroline Erdmann) wird das Leben von Esther Bauer nacherzählt, die tatsächlich einst in Hamburg geboren wurde und sich als wohl einzige Jüdin freiwillig für die Deportation nach Auschwitz gemeldet hat. Die richtige Esther Bauer engagiert sich sehr für die deutsche Geschichte und geht mit ihren 86 Jahren noch höchstpersönlich in die Klassenzimmer, um der Jugend von ihren grausamen Erinnerungen in verschiedenen Konzentrationslagern zu berichten. Um dieses Wissen auch noch nach ihrem eventuellen Ableben der Nachwelt nahe bringen zu können, hat die Autorin Christiane Richers sie ein Jahr lang begleitet und aus ihren Erinnerungen das authentische Theaterstück „Das ist Esther“ für Schulklassen entwickelt. „Die Geschichte meiner Großmutter erzählen? Könntet ihr das? Kennt ihr das Leben eurer Großeltern?“, fragt Mary Ann im Stück. Die Klasse 8/2 des Erasmus-Gymnasiums in Lütten Klein hat sich als „ganz fantastisches Premierenpublikum“ herausgestellt, wie Dramaturgin Janny Fuchs später sagt. „Sie waren sehr ruhig und aufmerksam.“ Im Nachgespräch mit Schauspielerin und Dramaturgin werden die Jugendlichen angeregt, selbst über die Kindheit und die Kriegserinnerungen der eigenen Großeltern nachzudenken. „Nutzt die Chance und fragt nach, solange ihr es noch könnt.“ Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten im Klassenzimmer weckte das Stück großes Interesse bei den Schülern, die sich vorher schon während einer Projektwoche mit Anne Frank auseinandergesetzt hatten. „Das ist Esther“ ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und dauert samt Nachgespräch etwa einen Unterrichtsblock. Termine können mit Dramaturgin Janny Fuchs (Tel. 0381/381 4724) oder Anne Scheel (Tel. 0381/381 4704) vereinbart werden. Fotos: VTR
20. September 2010 | Weiterlesen
Tag der offenen Tür im Volkstheater Rostock
„Hereinspaziert! Hereinspaziert!“, hieß es am Sonntag im Rostocker Volkstheater. Zu Beginn der neuen Spielzeit öffnete das Große Haus seine Türen und gewährte Einblicke hinter seine Kulissen. Die Künstler aller Ensembles stellten ihre Arbeit vor und gaben Kostproben aus Stücken des neuen Spielplans. Schon beim Betreten des Großen Hauses massierte ein schräges Summen und Brummen die Gehörgänge der Besucher. Es kam von dem großen Kontrabass und anderen Instrumenten, die die Musiker der Norddeutschen Philharmonie Rostock interessierten Kindern zum „streicheln“ im Garderoben-Foyer überließen. Gewürzt wurde dieser Hörgenuss durch die vielen kleinen Maler und Bühnenbildner, die sich um eine große Basteltafel versammelt hatten und ihrer Fantasie freien Lauf ließen. Stimmgewaltig drang es auch aus dem großen Foyer. Hier hatte sich der Opernchor postiert und trällerte zur Begrüßung beliebte Chormelodien. Eine der Sängerinnen war Any Dos Santos Lima. Sie erzählte mir, dass sich der Chor derzeit auf fünf Stücke vorbereitet: My Fair Lady, Rigoletto, Cabaret, die Hochzeit des Figaro und La Traviata. Dafür würde er täglich zweieinhalb Stunden morgens und abends üben. Auch wenn die Proben manchmal anstrengend seien, „das Ergebnis macht Spaß“, schwärmt die 32-jährige Sängerin. „Auf der Bühne zu arbeiten ist für mich, was ganz Besonderes. Ich fühle mich wohl, wie Zuhause, obwohl mein eigentliches Zuhause so weit weg ist.“ Any Dos Santos Lima kommt ursprünglich aus Brasilien. Vor fünf Jahren ist sie zum Studieren nach Rostock gekommen. „Trotz aller Kulturunterschiede ist die Bühne wie ein universales Haus und die Künstlerwelt wie eine Familie“, glaubt die zweifache Mutter und ergänzt: „Die Bühne gibt mir Energie und Kraft fürs Leben. Die Energie vom Publikum ist für mich wie ein magischer Bereich.“ Magisch ist auch das, was das große Volkstheaterteam auf die Bühne zaubern kann. Dass dieser Leistung jahrelange Vorbereitung vorausgeht, ist nachvollziehbar. Besonders wer ein Balletttänzer werden möchte, muss früh anfangen. So wie die elfjährigen Tänzerinnen von der Ballettschule Marquardt, die sich bereits seit sieben Jahren im klassischen Ballett ausbilden lassen. Am Tag der offenen Tür nutzten sie die Gelegenheit sich von Natalie Brockmann vom Tanztheater Bronislav Roznos in die Geheimnisse des modernen Tanzes einweihen zu lassen und studierten in einem Workshop im Ballettsaal sogar schon eine kleine Choreografie ein. Aber nicht nur abseits der großen Bühne wurde musiziert, getanzt und geschauspielert. Im Großen Saal gab es ebenfalls interessante Einblicke in die Arbeit des Volkstheaters. So präsentierte der Kinderchor der Singakademie zwei Streiche aus dem Kinder-Musical „Max und Moritz“ und Musiker des Orchesters stellten ihre Instrumente vor. Später konnte das Rostocker Publikum auch die neuen Ensemblemitglieder kennenlernen. Den Abschluss bildete schließlich eine große Bühnenshow mit einem Ausblick auf die kommende Spielzeit. Zahlreiche interessierte Theaterbesucher waren der Einladung zum Tag der offenen Tür des Volkstheaters gefolgt. Jung und Alt drängten sich dicht in den Fluren und Räumlichkeiten des Großen Hauses. Bleibt nur zu wünschen, dass auch der neue Spielplan so großen Anklang findet und viele Besucher ins Theater kommen.
20. September 2010 | Weiterlesen
Münchhausen – Uraufführung im Volkstheater Rostock
Wer war denn nun der erste Mensch auf dem Mond, Baron von Münchhausen oder Neil Armstrong? Und waren sie wirklich dort oder war das alles nur eine Lüge? Immerhin, ob wahr oder falsch, es bleiben schöne Geschichten. Mehr Geschichten von den Abenteuern des Barons von Münchhausen gibt es derzeit im Volkstheater Rostock zu sehen. Nach der Vorlage des Ufa-Films von 1943 inszenierte Johanna Schall für die kommende Spielzeit das Theaterstück „Münchhausen“, welches am Samstag im Großen Haus uraufgeführt wurde. Das Drehbuch zum Film hatte Erich Kästner verfasst. Damals unter dem Pseudonym Berthold Bürger, weil ihm die Nazis Berufsverbot erteilt hatten. Der Film gilt als Monumentalwerk. Die neue Farbfilmtechnik, innovative Spezialeffekte und die Starbesetzung machten ihn zum teuersten Film seiner Zeit. Mit dieser Prachtentfaltung kann die Volkstheaterversion durchaus mithalten. Besonders beeindruckend sind die farbenfrohen und edlen Kostüme von Jenny Schall. Originell auch der Einsatz von Feuer, Videotechnik und anderen Spezialeffekten. Zum Schmunzeln bringen die Zuschauer immer wieder kleine Inszenierungsideen, wie zum Beispiel die Mondfrüchte, die ungeduldig auf ihre Geburt warten und dann irgendwie nicht den Weg von der Bühne finden. Oder das eingängige Bach-Menuett, welches zuerst die barocke höfische Gesellschaft im 18. Jahrhundert kennzeichnet und später zum Handyklingelton wird. Angenehme Brüche sind auch bei der Musikauswahl zu hören. Ob Barock, Folklore oder Heavy Metal – die musikalische Begleitung veranschaulicht auf abwechslungsreiche Weise die dargestellten Szenen und bietet neben bewährten auch weniger oft zu hörende Töne. Die Rolle des Lügenbarons hat Alexander Flache übernommen. Unterstützt wird er auf der Bühne von dreizehn weiteren Schauspielern, die in über 60 Rollen zu sehen sind. Diese sind auch alle nötig, um die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen zu erzählen, mit denen er seine Gesellschaft und auch das Theaterpublikum unterhält. Dazu gehören die Geschichten vom trinkfesten General, die Wette mit dem Sultan, seine Jagdgeschichten, seine Abenteuer am Hof der Zarin Katharina II und natürlich der legendäre Kanonenritt. Münchhausen erzählt vor allem von seinen Reisen, die er in Begleitung seines Dieners Christian Kuchenreutter (Ulrich K. Müller) und seines Pferdes (Lisa Flachmeyer) unternahm. Die weiteste dürfte ihn wohl zum Mond geführt haben. Aber so genau weiß man das ja nicht. Der amerikanische Astronaut, so wird es zumindest im Theaterstück angedeutet, war jedenfalls definitiv nicht der erste dort. Neben den vielen lustigen Lügengeschichten bietet „Münchhausen“ auch immer wieder „wahre“ Aussagen. Kostprobe vielleicht: „Wer will entscheiden, was besser ist, wenn kaum jemand weiß, was gut ist.“ Diese Mischung aus leichter Unterhaltung und amüsanter Tiefsinnigkeit gefiel auch dem Premierenpublikum. „Die Kombination aus heiteren Geschichten und den stillen Momenten hat uns sehr gut gefallen“, sagten Gabriele und Thomas Müller nach der Vorstellung. Die nächsten Lügengeschichten werden am 23. September im Großen Haus des Volkstheaters erzählt. Fotos: Ingo Böhling, VTR
19. September 2010 | Weiterlesen
4. Kinder Swim and Run in Rostock
Nachdem diese Woche bereits die Erwachsenen beim Rostocker Firmenlauf ihr sportliches Talent unter Beweis stellen durften, war es heute einmal mehr für den Nachwuchs an der Zeit, sich zu präsentieren. Dazu veranstaltete der TC FIKO Rostock zum 4. Mal den Rostocker Kinder Swim and Run für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Geschwommen wurde erneut in der Neptunschwimmhalle und gelaufen am Kastanienplatz im Barnstorfer Wald. Die Distanzen variierten je nach Altersklasse, wobei die jüngsten 50 Meter schwammen und 300 Meter liefen, während es bei den ältesten 200 Meter im Wasser und 2000 Meter an Land zu meistern galt. Die Stimmung bei Athleten, Veranstaltern und Zuschauern war bestens, woran auch der mittags einsetzende Regen nichts ändern konnte. Insgesamt 72 Kinder wagten sich zunächst in das Schwimmbecken und später auf die Laufstrecke. Im Vergleich zum 3. Kinder Swim and Run im Mai mit 97 Teilnehmern gingen damit etwas weniger Kinder an den Start. Wenn man aber bedenkt, dass im Mai eine größere Gruppe aus Brandenburg angereist war, die dieses Mal fehlte, so relativiert sich der Unterschied wieder. „Das ist top dafür, dass nur Rostocker dabei sind“, freute sich entsprechend auch Katrin Steinhagen, eine der Vorsitzenden des TC FIKO Rostock, über die Teilnehmerzahl. Größtenteils starteten Mitglieder verschiedener Rostocker Sportvereine, aber auch einige Hobbysportler ohne Vereinszugehörigkeit nahmen an dem Wettkampf teil. Ohnehin variierte das Leistungsvermögen der Nachwuchssportler sehr stark. Eine genaue Auflistung der Ergebnisse sollte in Kürze auf der Homepage des TC FIKO Rostock verfügbar sein. Die neunjährige Jana Millat vom TC FIKO Rostock belegte beispielsweise in ihrer Altersklasse den zweiten Platz. Die junge Sportlerin ist kein Neuling mehr und nahm bereits zum dritten Mal beim Rostocker Kinder Swim and Run teil. Nach dem Erfolg wird sie im nächsten Jahr sicherlich wieder angreifen. Für jeden Teilnehmer gab es eine Urkunde und kleine Prämien, während es für die besten Sportler Saunagutscheine für die ganze Familie gab. Ein Preis über den sich wohl in erster Linie die Eltern gefreut haben dürften. Nach der erneut guten Resonanz des Sportevents wird es selbstverständlich im nächsten Jahr eine Neuauflage geben. Allerdings sehen die Organisatoren nur eine anstelle der bisherigen zwei Swim and Run Veranstaltungen vor. Der Grund dafür ist, dass für 2011 stattdessen unter anderem ein Schülertriathlon in Papendorf geplant ist. Sicherlich ein mehr als adäquater Ersatz.
19. September 2010 | Weiterlesen
Aufgetakelt 1 – Internationales Frauenkunstfestival
Beim internationalen Festival „Aufgetakelt“ in der Alten Zuckerfabrik können sich sowohl Männer als auch Frauen an diesem Wochenende der Kunst nähern. Das ist wichtig zu erwähnen, denn neben der Kunst an sich, ist auch irgendwie die Geschlechterzugehörigkeit ein Thema und so lautet der vollständige Name der Veranstaltung dann auch „Aufgetakelt 1 – Internationales Frauenkunstfestival“. Unter dem Motto „von Frauen für alle“ können also Alt und Jung, Dick und Dünn und eben auch Männlein und Weiblein in den Genuss von internationaler Kunst und Kultur kommen. Ein außerordentlich breites Spektrum von darstellender, bildender Kunst, Literatur und Musik wird dabei geboten. Warum also Frauenkunstfestival? Der Name lässt es schon ahnen, das Frauenkunstfestival wurde nahezu ausschließlich von Akteurinnen auf die Beine gestellt. Die Fäden in der Hand hielt dabei die Rostocker Kulturinitiative P.ART. Vor etwa zwei Jahren wurde sie von der Malerin Grit Sauerborn gegründet und wird heute unter anderem durch die Fotografin Janet Zeugner und die Filmautorin Gudrun Britta Nöh verstärkt. Träger ist der Rostocker Frauenkulturverein die Beginen e.V. Auch die Jury des Festivals ist ausschließlich weiblich besetzt. Als Schirmherrin konnte die Musikerin und Jazzsängerin Uschi Brüning gewonnen werden. Gefördert wird das Festival von der Parlamentarischen Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Hansestadt Rostock. Nicht zu vergessen sind natürlich die mehr als 20 Künstlerinnen aus fünf Ostseeländern, die bei „Aufgetakelt“ Einblicke in ihre Arbeit geben. Ziel sei es, so die Veranstalter, „eine kultursolidarische Vernetzung von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern und Ostseeanrainerländern zu ermöglichen.“ Man verspreche sich in diesem Raum neue Impulse für die weitere Entwicklung der Kunst-Szene. Das Festival diene in diesem Sinne auch dem künstlerischen Austausch neuer Ideen, Formen und Ausdrucksweisen. Entwicklung der Kunst-Szene an der Ostsee – das klingt ja gut. Aber warum wollen die Frauen dabei lieber unter sich bleiben? In Gesprächen mit verschiedenen Künstlerinnen habe ich erfahren, dass es heutzutage als Frau im Vergleich zu den Männern immer noch schwerer sei, sich als Künstler in der Öffentlichkeit zu etablieren und Erfolg zu haben. Obwohl die Annahme aus vergangenen Jahrhunderten, dass Frauen weniger künstlerisch begabt seien als Männer, längst überholt ist, kämpfen sie mit ähnlichen Problemen und sind deshalb an einem Austausch interessiert.
18. September 2010 | Weiterlesen
Welt-Kinderfest am Kröpeliner Tor und dem Uni-Platz
Vom Lindenpark zur Innenstadt ist es per pedes zum Glück kein weiter Weg, vom Stamm- und Stockausschlag zu Kinderspielen dann irgendwie schon. Kaum hatten wir (ich noch immer in wertvoller Begleitung von Anni) die eingeschränkte Radfahrerzone der Innenstadt im Schatten des Kröpeliner Tors erreicht, türmten sich vor uns auch schon die ersten (regenfesten) Zelte des Welt-Kinderfestes auf. Dort hatte man die vereinzelten Regenschauer ganz gut überstanden und war gerade dabei, den Wettbewerb „Schrott-Rad-Kunst“ auszuwerten. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche (16. bis 22. September 2010) hatten Schülerinnen und Schüler aus Rostock alte Fahrräder kreativ umgestaltet. Das Ergebnis waren unter anderem ein Kuh-Fahrrad von der Grundschule „John Brinckmann“, eine Kutsche der Beruflichen Schule „Alexander Schmorell“ und eine höchst fantasievolle Krake. Belohnt wurden die acht eingereichten Drahtesel mit der „Goldenen Speiche“ und Preistüten gesponsert von der RSAG, der Rostocker Kunsthalle und der Deutschen Bahn (na, was da wohl drin sein wird?). Ein kleines Stück weiter in Richtung Doberaner Platz war ein großes buntes Zelt der Spielefirma Ravensburger aufgestellt. Die kleine Samira (5) war heute von ihrer Mutter mit dem Kinderfest überrascht worden und testete dort gerade gemeinsam mit ihr das Spongebob Labyrinth-Spiel. Zuvor hatte sie im Was-ist-was-Zelt sogar ein Buch gewonnen. Noch mehr Spiele gibt es im Zelt des Herstellers Asmodee Richtung Uniplatz. Dort sind die jungen und freundlichen Mitarbeiter nur allzu gern bereit, ein paar Runden mit den neugierigen Passanten zu spielen. Neu und besonders empfehlenswert ist das Party-Spiel „Buzz it!“, das uns auch gleich demonstriert wird. Auf bunten Kärtchen stehen dann Fragen wie „Was machen Männer, aber Frauen nicht?“ – man sieht, es ist vom Alter her nach oben hin offen. Das Spiel kann allerdings auch in einer kinderfreundlichen Variante gespielt werden, indem man die jeweils andersfarbige Frage auf dem Zettel vorliest. Ganz neu auf dem Spielemarkt ist auch eine Erfindung, die uns im nächsten Zelt gezeigt wurde. Dort wurden mit sogenanntem PlayMais (sieht ehrlich gesagt aus wie die Styropor-Kügelchen, in denen meine Kamera geliefert wurde) die fantastischsten Figuren gebaut. Nach dem Krone basteln, Teller ausmalen und Perlen stecken war Oma Marita mit ihrer 5-jährigen Enkelin Milena dort gelandet und ganz begeistert: „Man könnte es sogar essen, es wäre jedenfalls nicht giftig.“ Mit ein wenig Wasser angefeuchtet klebten die kleinen farbenfrohen „Maiskörner“ tatsächlich aneinander, wie der Selbsttest bewies. In einem kleinen Heftchen standen auch viele Anregungen und Anleitungen zum Basteln, wie etwa ein Baum, eine Kuh oder sogar ein Elefant. Das Bild von einem roten Fuchs aus „Mais“ hatte es Anni natürlich sofort angetan. Zum Glück gab es dafür keine Anleitung, sonst würden wir vermutlich morgen immer noch dort sitzen! Ihr könnt das bunte Programm am Kröpeliner Tor und auf dem Universitätsplatz hingegen auch morgen noch genießen. Von 11 bis 18 Uhr geht es unter dem Motto „Eene meene muh und was weißt du“ auf große Weltreise.
17. September 2010 | Weiterlesen
5. Grünflächenbereisung im Rostocker Lindenpark
Zu seiner alljährlichen traditionellen Grünflächenbereisung lud das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege heute Mittag die Vertreter aus Politik und Medien zu einer Führung in den Lindenpark ein. Ziel dieses geführten Rundgangs war es, Beispiele der Arbeit des Amtes und die Resultate der sinnvoll investierten öffentlichen Gelder zu zeigen. Trotz der angekündigten Regenschauer konnte sich das Amt für Stadtgrün über eine reiche Anzahl von Interessenten freuen, im letzten Jahr wäre die Grünflächenbereisung wohl ein ziemlicher Flop gewesen. So war natürlich auch ich dabei, zwar mit denkbar schlechter Regenkleidung, aber dafür ein weiteres Mal in Begleitung von Anni, die sich als Fotografin langsam unersetzlich macht. Erster Punkt von insgesamt sieben der Parkbesichtigung war eine Computerpräsentation mit Übersichten über die Arbeit des Amtes sowieso Rückblicken in die Geschichte. Im Jahr 1831 wurde der Lindenpark als damals erster kommunaler Friedhof in Rostock angelegt und eröffnet. Etwa zur selben Zeit wurde Christoph N. Wilcken zum ersten Rostocker Stadtgärtner ernannt. Erst um 1920 wurde das Rostocker Gartenamt gegründet, 1991 kam es mit fast 300 Mitgliedern zur Neugründung nach der Wende. Aktuell wurde die Mitgliederzahl auf 160 dezimiert, was sehr problematisch ist „denn die Stadt ist ja heute nicht kleiner geworden“, wie Dr. Stefan Neubauer während der Führung erklärt. Bei einem jährlichen Flächenzuwachs von 30 Hektar gäbe es kein Äquivalent bei Personal und Finanzierungsmitteln. Der Lindenpark wurde 1979 nach Ablauf der letzten Ruhefristen der Gräber zu einem Wohngebietspark umgestaltet. Namensgeber waren natürlich die schönen Lindenalleen, die teilweise heute noch in der Originalsubstanz von 1831 erhalten sind. Allerdings zeigen sich schon bei den schönen alten Linden die ersten Probleme, wie Steffie Soldan, Teamleiterin Stadtbäume, erklärt. Ursprünglich waren die Bäume in Kopfform geschnitten worden und an eben diesen Schnittstellen setzen sich nun Pilze an, die zum Verfaulen des Kronenansatzes führen. Der Stamm wird allmählich ausgehöhlt und kann die Krone auf Dauer nicht mehr tragen, sodass Bruchgefahr besteht. Da aus ästhetischen und biologischen Gründen nicht einzelne Bäume herausgenommen werden können, wurden alle Bäume einer Reihe gleichermaßen behandelt und in der Höhe um sechs Meter eingekürzt. Seit der Umgestaltung in den 70er Jahren wird außerdem kontrovers über das äußere Erscheinungsbild des Parks diskutiert. Da wären zum einen die Romantiker, die den Wildwuchs aus ästhetischer Sicht im Vergleich zur Stadtkulisse bevorzugen. Auf der anderen Seite geht dadurch natürlich auch die alte orthogonale Wegstruktur verloren und es werden mehr Büsche geboten, hinter der sich Gefahr jeder erdenklichen Art verstecken kann (ein berechtigter Gedanke, wie ich finde!). Unter den vielen Bäumen des Lindenparks verstecken sich außerdem vier Naturdenkmale, die besonderen Schutz genießen dürfen. Darunter die 120 Jahre alte Gelbe Pavie, für die der betonierte Fuß- und Radweg extra mit einer Wurzelbrücke aus Eichenbohlen unterbrochen wurde (ich hab mich schon immer gefragt, warum da zwischendurch Holz ist …). Nach weiteren Stationen bei Wind und Regen am Spielplatz und jüdischen Friedhof kam schließlich die erlösende siebte Station – warmer Tee und Kuchen beim Stadtgrünamt – und der lehrreiche Ausflug neigte sich seinem Ende.
17. September 2010 | Weiterlesen
1. Rostocker Firmenlauf 2010
44 Teams bzw. 176 Läufer tummelten sich gestern Abend zwischen Georg Büchner und Mau Club im Rostocker Stadthafen, um am ersten Rostocker Firmenlauf teilzunehmen. Der Veranstalter pro Event hatte Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen aus der Region aufgefordert, sich der Herausforderung zu stellen. Wer also schon immer den eigenen Kollegen oder der Konkurrenz beweisen wollte, was ein echter Läufer ist, für den war nun die Gelegenheit gekommen. Neben dem sportlichen Ehrgeiz ging es aber natürlich in erster Linie um den Spaß am Sport und die Kontaktpflege. Bevor jedoch zum gemütlichen Teil übergegangen werden durfte, galt es allerdings zunächst die wahlweise viereinhalb oder neun Kilometer lange Laufstrecke zu bewältigen. Über zwei bis drei Jahre lang geisterte die Idee für den Firmenlauf bereits in den Köpfen der Veranstalter um Roman Klawun herum. Vor nur etwas über sechs Wochen entschied man sich dazu, das Vorhaben noch in diesem Jahr zu realisieren. „Wir dachten uns, wir machen das jetzt einfach“, so Martin Breitzmann von Pro Event über die Entscheidung. Bedenken, es könnte aufgrund der geringeren Größe Rostocks, im Vergleich zu anderen Städten mit etablierten Firmenläufen wie Berlin oder Hamburg, nur wenige Teilnehmer geben, wurden über Bord geworfen und stattdessen Einladungen verschickt. Die große Resonanz am gestrigen Abend dürfte dann auch allen Skeptikern in beeindruckender Weise gezeigt haben, dass die Befürchtungen überflüssig waren. Bemerkenswert, wenn man die kurzfristige Organisation und den geringen Werbeeinsatz bedenkt. Gestartet wurde in Teams zu je vier Läufern. Die Zeiten der einzelnen Teammitglieder wurden addiert und auf diese Weise die schnellsten Mannschaften ermittelt. Darüber hinaus gab es natürlich auch Einzelwertungen für die schnellsten Läufer im Feld. Über die 4,5 Kilometer war es Karl Schreiber vom Team Gesundschuh, der allen davonlief und das Ziel trotz Gegenwind in nur 14 Minuten und 45 Sekunden erreichte. Schreiber ist kein unbeschriebenes Blatt in der Region, denn wenn er nicht gerade beim Firmenlauf teilnimmt, startet er für den 1. LAV Rostock. Hansa Manager Stefan Beinlich belegte übrigens den 13. Platz. In der Frauenwertung setzte sich das Team Steuerexperten 1 durch und verwies die Amtshopperinnen und das Studentenwerk auf die Plätze. Bei den Männern waren es die Gesundschuh Läufer um Karl Schreiber, die nicht zuletzt dank der starken Zeit des Einzelsiegers den ersten Platz belegten. Allerdings lief das zweitplatzierte DKB Team 1 mit gerade einmal 8 Sekunden Rückstand ins Ziel ein. In der Mixed Wertung setzte sich das DKB Team 2 vor dem Team DRK 1 und der Stadtwerke Rostock AG 1 durch. Der schnellste Läufer über neun Kilometer war Carsten Warnecke von der Stadtverwaltung Rostock, dessen Mannschaft auch in der Teamwertung den ersten Platz erreichte und die Stadtwerke Rostock AG II auf den zweiten Rang verwies. In der Mixed-Wertung triumphierte das AIDA Laufteam. Der Kostümverleih Klamottchen gehörte zwar nicht zu den schnellsten im Feld, werbewirksam waren die farbenfrohen Kostüme aber allemal. „Wir sind heute die Spaßmannschaft“, scherzten die vier vor dem Lauf und auch danach waren sie bei bester Laune. „Es hat Spaß gemacht“, war ohnehin der wohl meistgehörte Satz an diesem Abend. Beste Voraussetzungen also für eine Neuauflage im nächsten Jahr. Diese soll dann vor den Sommerferien stattfinden, um im Anschluss an den Lauf mehr Zeit fürs gemütliche Beisammensein bei sommerlichen Temperaturen zu haben. Viele der Läufer werden nach der gelungenen Premiere mit Sicherheit im nächsten Jahr wieder dabei sein, mit dem Ziel, das eine oder andere Ergebnis ein wenig zu korrigieren. Bildergalerie:
16. September 2010 | Weiterlesen
Justin Cronin: „Der Übergang“
Ich hab mittlerweile ja echt schon einiges erlebt bei Rostock-Heute, aber eine zweisprachige Lesung war selbst für mich etwas ganz Neues. Umso gespannter war ich, als ich gestern Abend die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße betrat. Den Ort der Lesung selbst hätte ich dann fast gar nicht gefunden, so versteckt, wie die wenigen Stuhlreihen hinten im Café-Bereich waren. Ganz anders bei meinem letzten Besuch, als Star-Journalist Günter Wallraff die gesamte Buchhandlung gefüllt hatte. Autor Justin Cronin ist in seinem Heimatland, den USA, auch schon so etwas wie ein Star. Seine ersten beiden Romane wurden bis jetzt zwar noch nicht ins Deutsche übersetzt, doch aller guten Dinge sind schließlich drei und so ist es kein Wunder, dass sein drittes Buch endlich den Sprung über den Teich geschafft hat. Begleitet wurde der Autor von Schauspieler Heio von Stetten (kam mir tatsächlich irgendwie bekannt vor) und einer Dolmetscherin, die gleichzeitig die Moderation übernahm. Das Ungewöhnliche an „Der Übergang“ (Originaltitel „The Passage“) beginnt schon bei seiner Entstehungsgeschichte. Im Jahr 2005 hatte die damals 8-jährige Tochter von Justin Cronin bemängelt, dass sie seine bisherigen Bücher langweilig fände. Also beschlossen sie, zunächst nur als Spiel, sich gemeinsam eine neue Geschichte auszudenken. Während der Vater also joggte und die Tochter nebenher mit dem Fahrrad fuhr, entwickelte sich ganz nach den Wünschen der Kleinen über drei Monate eine ungewöhnliche Story über ein rothaariges Mädchen, das die Welt rettet (denn die Tochter von Cronin hat auch rote Haare). Nach dem unerwarteten Erfolg des daraus entstandenen Romans beteiligte Cronin sie natürlich am Gewinn, wie der Autor lächelnd erzählt: Mit der Finanzierung des College und einem eigenen Pferd. Ganz so einfach lässt sich der Inhalt des 1024 Seiten dicken Romans jedoch nicht zusammenfassen, denn mit den Fantasien eines kleinen Mädchens hat es eigentlich erschreckend wenig zu tun. Etwa fünf bis 15 Jahre in der Zukunft haben die USA aus kriegsstrategischen Gründen mit Hilfe von Mikrobiologie und Virologie menschenähnliche Waffen erfunden, die stark an die blutrünstigen Vampire aus der Zeit vor Twilight & Co. erinnern. Für diese Versuche wurden zwölf Häftlinge aus der Todeszelle ausgewählt und – als 13. Testperson – die kleine Amy, die eigentlich so gar nicht ins Schema passt. Bei den Experimenten geht aber natürlich etwas schief, sodass die mutierten Vampirbestien entkommen und die gesamte Erdbevölkerung dem Untergang geweiht ist. Wie man das altbekannte Weltuntergangs-Szenario auf so einen dicken Wälzer ausdehnen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Tatsächlich ist „Der Übergang“ sogar auch erst Teil eins einer insgesamt dreiteiligen geplanten Reihe. In den USA ist Cronins Roman jedoch schon so ein großer Erfolg, dass die Rechte an der Verfilmung bereits verkauft wurden, nämlich an Regisseur Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator, Hannibal, …). Das Drehbuch dazu ist bereits fertig gestellt, der Film wird dann vielleicht schon 2012 erscheinen, gemeinsam mit dem zweiten Band des Romans.
16. September 2010 | Weiterlesen
„Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“
Als ich das letzte Mal zu einer Ausstellungseröffnung ins „Börgerhus“ nach Groß Klein gekommen bin, war der dramatische Fall des Messerstechers noch topaktuell und die Schneemassen ungewohnt groß. Inzwischen sind die Schneemassen geschmolzen (oder schon wieder im Anmarsch?) und auch die damalige Gefahr ist gebannt. Zu meiner Freude nahm sich meine liebe Schwester Anni ein wenig Zeit für mich und begleitete mich zum „Börgerhus“, um mich bei meiner Arbeit zu unterstützen. Grund für unser Erscheinen dort war die Eröffnung der Ausstellung „Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“, in der Bilder von Gudrun Herold gezeigt werden. Gudrun Herold ist Groß Kleiner Künstlerin und leitet als ehrenamtliche Mitarbeiterin seit 2006 eine Malgruppe im „Börgerhus“. Die Ausstellung ist schon ihre zweite in dem Gebäude. Zum näheren Verständnis des Ausstellungstitels erklärte sie den Besuchern zunächst einmal, was eigentlich „scratchen“ bedeutet. Vom Englischen abgeleitet und aus der Musik bereits bekannt, ist „scratchen“ nichts anderes als kratzen. Dabei werden in speziellen, mit schwarzer Farbe beschichteten Karton mit einem spitzen Gegenstand Linien und Strukturen hinein gekratzt. „Es ist sehr schwierig, weil jeder Strich, der daneben ist, auch daneben bleibt.“, erläutert Gudrun Herold die Probleme der Technik. Mit dem Malen angefangen hatte die Künstlerin etwa 1998, als das Zeichnen Teil der Therapie während einer Reha-Behandlung war. Während dieser Zeit fand sie Geschmack an der Kunst, entdeckte ihr Talent und konnte die Schmerzen dadurch ausblenden. Im Rahmen der Eröffnung wurde auch die kurze Geschichten von den „Kleinen Leuten in Swabedoo“ vorgetragen. In dieser kurzweiligen Erzählung geht es um ein kleines Völkchen, das unter sich als nette Geste bei jeder Gelegenheit Pelzchen austauscht, die es in einem Beutel stets bei sich trägt. Weil der grüne Kobold diese Gewohnheit als unsinnig erachtet, erzählt er einem Swabedooer, dass ihm durch das viele Tauschen irgendwann die Pelzchen ausgehen würden. Dieser Gedanke sät im Volk solches Misstrauen, dass bald niemand mehr seine Pelzchen tauschen mag und stattdessen die kalten Steine des Kobolds untereinander verteilt werden. Die Geschichte hatte leider kein richtiges Happy End, als Zeichen des Dankes schenkte Künstlerin Gudrun Herold anschließend jedoch jedem Gast ein kleines Pelzchen. (Eine tolle Idee, wie ich finde!) Im Anschluss ging es an die Besichtigung der kleinen Ausstellung. In den Fluren des „Börgerhus“ sind derzeit viele Aquarelle, teilweise auch Bleistift- und Tuschezeichnungen mit überwiegend Pflanzenmotiven zu sehen. Ein Besuch lohnt sich immer!
14. September 2010 | Weiterlesen
Lars Lehmann „Aufstand des Prekariats“
Leere Kartons, Milchtüten, Kunststoffflaschen – gewöhnliche Haushaltsgegenstände, die ihren Zweck erfüllen und nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Lars Lehmann hebt sie auf, stellt sie gewissenhaft zusammen, rückt sie ins rechte Licht und malt davon ein Bild, meist mit intensiven Ölfarben. Ein Stillleben, wie man es von den Gemälden Alter Meister kennt. Nur ist Lars Lehmann, der 1967 in Greifswald geboren wurde, nicht in vergangenen Jahrhunderten stecken geblieben. Denn obwohl er sich dieser traditionsreichen Darstellungsform der Malerei bedient, ist in seiner Motivwahl der Bezug zur Gegenwart unübersehbar. Statt üppiger Blumensträuße und prunkvoller Obstschalen malt er Bügeleisen und Zahnputzbecher. Dieser ironische Gegensatz macht den außerordentlichen Reiz des Werkes von Lars Lehmann aus. Unter dem Titel „Der Aufstand des Prekariats“ ist eine große Auswahl seiner Gemälde noch bis Ende November in der Galerie Art Fuhrmann im Fischereihafen zu sehen. Die hier ausgestellten Arbeiten sind in den letzten zweieinhalb Jahren entstanden und umfassen sowohl klein- als auch großformatige Malereien. Zu den großformatigen Bildern gehört das beeindruckende „Babylon“. Es gewährt Einblick in eine Garage oder sonstige Abstellkammer, in der sich Kanister, Kannen und allerlei farbenfrohes Gerümpel dramatisch aufeinander türmen. Mittendrin steht ein kleines grinsendes Holzmännchen, das in dem Chaos unterzugehen droht. Es ist nur eines von vielen kleinen Details, die an den so sorgfältig durchkomponierten Arrangements der Stillleben faszinieren. Immer wieder kann der Betrachter interessante Einzelsituationen im Gesamtbild entdecken. So auch in Lars Lehmanns neuestem Werk „Der Aufstand“, das durch sein lang gestrecktes Format an einen Altarsockel erinnert. Das Bild zeigt einen farbenfrohen Aufzug nicht von Heiligen, sondern von Plastikflaschen und Hygieneartikeln auf einem Fensterbrett. Wem hier wohl gehuldigt werden soll? Wie auch in seinen anderen Stillleben sind die abgebildeten käuflichen Produkte frei von Etiketten und Werbeschildchen. Dem Maler ist nicht daran gelegen, die Dinge real erscheinen zu lassen. Vielmehr belässt er sie in einem Bereich zwischen bunter Fantasie und rauer Wirklichkeit. Inmitten des knalligen Kunststoffkosmos findet der Betrachter aber auch kleine natürliche Objekte, wie Muschelschalen und Kienäpfel. Allerdings sind auch diese leblos und werden so zu einem Symbol der Vergänglichkeit. Vielschichtigkeit zeichnen die Kompositionen von Lars Lehmann aus. Durch die metaphorische Anreicherung ihrer Elemente reihen sich seine Gemälde in eine Tradition der Stillleben ein, die Zeugnis einer gesellschaftlichen Entwicklung geben wollen. Der anspielungsreiche Titel „Der Aufstand des Prekariats“ deutet bereits darauf hin, dass der Künstler mit seinem Werk seine Umwelt nicht nur beobachtet und darstellt, sondern auch kommentiert. „Eigentlich ist es egal, was man malt. Die Hauptsache ist, wie man es macht. Der Inhalt ist aber das zweitwichtigste“, sagt der Künstler und ergänzt: „Eigentlich bin ich mit den Dingen ganz zufrieden.“
13. September 2010 | Weiterlesen