Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

„Bio Erleben” Tag am Leuchtturm von Warnemünde
Was „erlebt” man mit Bio-Produkten? Geschmack? Ein gutes Gewissen? Nachhaltigkeit? So ganz einfach greifbar ist das Erlebnis nicht, und Vielen ist vielleicht auch gar nicht bewusst, auf wie vielfältige Art und Weise man es erfahren kann. Was alles mehr oder weniger damit verbunden ist, konnte man heute am alten Leuchtturm in Warnemünde sehen. Zunächst gab es aber etwas zu hören: Beschwingte Rhythmen aus „Fluch der Karibik” sowie einige Klassiker, die auf keiner Oldie Party fehlen dürfen, erfreuten die schon zur Eröffnung Erschienenen. Die Musik des Jugendmusikkorps ist vielleicht nur vom Prinzip her „Bio”, da keine elektrischen Instrumente genutzt werden – dennoch transportiert auch sie die „Bio-Idee”: das Echte, Unverfälschte genießen. Offensichtlicher war die Verbindung zu den vielen Ständen, die auf der Promenade auf Interessierte warteten. Und schon dort wurde klar: „Bio” ist mehr als ein Aufkleber, nach dem man vielleicht ab und an auf Lebensmitteln sucht. „Bio” sind Auerochsen-Burger, Herbstgold-Tee, Flechtkörbe, Holunderwein, Kräuterrapsöl, Wolldecken und noch viel mehr. Gerüche abseits des „Mainstream”, der typischen Mutzen- und Grillbuden, erfreuen die Sinne, wenn man sich an den Ständen vorbeibewegt. „Bio” ist aber auch, mal Rad zu fahren und das Auto stehen zu lassen, wie zuletzt die Rostocker Stadtverwaltung beim Stadtradeln. Auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus fährt auf einem „Pedelec” zur Bühne. Leider ist der Preis dieser „Fahrräder mit Rückenwind”, sprich mit Unterstützung durch Elektroantrieb, mit ca. 3.000 € ähnlich hoch wie die beachtliche Endgeschwindigkeit der Luxusmodelle von 60 km/h. Ganz M-V ist „bio”, stellt der Minister fest. 1010 Bio-Betriebe sprächen nämlich eine deutliche Sprache: „Bio boomt im schönsten Bundesland der Welt”. Und die wachsende Zahl der Betriebe komme nicht von ungefähr – es gebe in der Bevölkerung eine „Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit”. „Lebensmittel fallen nicht vom Himmel” – auch dies gilt es, beim Einkauf zu berücksichtigen. Dass „Bio” also nicht nur Genuss, sondern auch kritisches Auseinandersetzen bedeutet – davon konnten sich die Besucher bei einer der Diskussionsrunden zu Themen wie Gentechnik oder textiles Bewusstsein überzeugen. Textiles Bewusstsein wurde dann auch durch die „grünen Modenschauen” vorgelebt. Das Erlebnis ist damit noch nicht ansatzweise komplett. Hinter dem Teepott wartete, vor allem auf die Jüngeren, ein Strand-Bauernhof. Auf ihm konnte man erkunden, wo „Bio” überhaupt herkommt und mit was für Arbeiten es verbunden ist. Beim Schubkarrenwettrennen, Gotlandschaf streicheln, Getreide mahlen oder Seil flechten wurde dies (be-)greifbar. Andreas und Silke probieren sich mit ihren Söhnen Karl und Arnold an einem alten Pflug. Auch sie achten auf die Herkunft der Ernährung, verrät mir Vater Andreas, aber meistens nur, wenn man beim Einkaufen die Wahl zwischen „Bio” und „Nicht-Bio” hat. Weiter unten am Strand fand derweil das Beach-Soccer-Turnier der D-Junioren der Landesliga statt. Kein „Bio”? Im Vergleich zu anderen, TV- oder PC-orientierten Aktivitäten doch irgendwie schon. 10 Mannschaften aus ganz M-V waren angetreten. Schließlich konnte sich der 1. FC Neubrandenburg im Elfmeterschießen gegen den Greifswalder SV 04 durchsetzen. Der Spaß wurde auch nicht durch Wolken getrübt, denn im Gegensatz zum Vortag blieb es ruhig und teilweise sogar sonnig. Überhaupt ist es erstaunlich, dass schon morgens um halb zehn kaum noch Spuren der von den Windhosen angerichteten Schäden zu sehen waren – eine Tatsache, die auch Minister Backhaus zu würdigen wusste. Dieser durfte im Verlauf des Tages auch noch seine Kochfertigkeiten unter Beweis stellen, als er zusammen mit Tillmann Hahn „Blutwurstburger” zubereitete – klingt komisch, schmeckt aber. Russische Musik und der preisgekrönte Jongleur TOMEK waren weitere Highlights auf der Bühne vor dem Leuchtturm. Der vormals bundesweit durchgeführte „Bio-Erleben” Tag wurde dieses Jahr übrigens nur noch in M-V und Bayern veranstaltet. Doch wo Andere vielleicht den Sinn nicht sehen, Minister Backhaus bringt es auf den Punkt: Mecklenburg-Vorpommern lebt von seiner einzigartigen Landschaft und wird auch in Zukunft eine herausragende Rolle im ökologischen Landbau spielen.
29. August 2010 | Weiterlesen
Feuerwerksfestival im IGA-Park Rostock: Pyro Games 2010
Wir Deutschen sind eben zurückhaltend. Öffentliche Feiern enden pünktlich um 21 Uhr, geschrien wird nur im Stadion und Feuerwerk gibt es nur zu ganz besonderen Anlässen. Vielleicht wurde dieses deswegen nicht in Deutschland, sondern in China erfunden. Die erste deutsche Feuerwerksfirma wurde erst 1838 gegründet, mehr als 800 Jahre nach dem Einsatz von „Feuerpfeilen” in China und dem massiven Feuerwerkseinsatz seitens des Adels im Rokoko und Barock. Wenn also nicht gerade ein Event wie die Hanse Sail ist, kommt man höchst selten in diesen Genuss. Zum Glück gibt es immer Einige, die sich denken: „Warum eigentlich?” Idealerweise wählte man einen Wettkampf, um sich eine Möglichkeit zu schaffen, das ganze Jahr über „rumzuböllern” und möglichst viele Begeisterte anzulocken. Mit „Böllern” haben die „Pyro Games” allerdings nicht viel zu tun. Es ist die sogenannte „Champions League” der Feuerwerker, bei der sich verschiedene Teams bzw. Pyrotechniker darin messen, das „perfekte” Feuerwerk abzufeuern. Diese Teams haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Mal sind es freiberufliche Feuerwerksbegeisterte und mal Feuerwerker aus verschiedenen Firmen, wie Feuerwerksvertrieben, die sich in deutschen Städten von München bis Hamburg messen. Dabei geht es natürlich nicht um den größten Böller oder die längste Zündschnur, sondern darum, wie es beim Publikum ankommt. Deswegen darf nur das Publikum entscheiden, wer gewinnt. Am Samstag waren die „Pyro-Games” zu Gast auf dem IGA-Park-Gelände in Rostock. Vier Teams buhlten um die Gunst der zahlreich erschienenen Zuschauer. Und sie zeigten, dass sie wahre Meister ihres Faches sind. Dank Computerunterstützung auf die hundertstel Sekunde genau, feuerten die Batterien synchron zur Musik ihre Ladungen in den Nachthimmel. So gab es beim Ärzte-Song „Zehn” immer die zum Text passende Anzahl am Himmel zu sehen. Bei Stücken wie „Eye of the Tiger” oder auch „Bohemian Rhapsody” wurde die Stimmung der Songs in Farben und Formen „übersetzt”. Das Publikum, dank musikalischer Vorarbeit des „Stamping Feet” Trios sowieso in Feierlaune, wurde bestens unterhalten. Am allerbesten schaffte dies nach telefonischer Abstimmung Ingolf Schubert, der schon vor der Show verraten hatte, dass für ihn Dynamik, Abwechslung und Überraschungen ein gutes Feuerwerk ausmachen – genau das war ihm dann auch gelungen. Aber auch die anderen Teilnehmer Fred Neuss, Arne Steinhof und Jens Kürsten lieferten fast ebenso spektakuläre Darbietungen. Die Gewinner der einzelnen „Pyro Games” dürfen beim Finale in Berlin beweisen, wer es in Deutschland am schönsten „krachen lassen” kann. Es war wirklich schwer, sich für einen Favoriten unterscheiden und manchmal tat vielleicht auch der persönliche Musikgeschmack seinen Beitrag. Am Ende des Abends waren etwa 400 kg Schwarzpulver verbraucht. Und selbst das Wetter schien seine Zurückhaltung über Bord geworfen zu haben, zeigten sich doch mehrere Windhosen unter bedrohlich aufgetürmten Wolken. In Warnemünde sorgten die Windhosen für kleinere Schäden und einige Leichtverletzte, am IGA-Park zogen sie zum Glück vorbei. Spektakuläre Wolkenformationen und ein Postkarten-Sonnenuntergang trugen ihren Teil zur Atmosphäre bei. Nach den Feuerwerksbeiträgen durfte noch etwas weitergestaunt werden, als eine Lasershow nochmals Musik und Farbeffekte miteinander kombinierte. Viele versuchten, den Zauber auf Fotos festzuhalten, aber ohne Stativ und passende Kamera ist dies fast unmöglich. Andreas, Rettungssanitäter und Hobbyfotograf aus Rostock, nutzte allerdings alle „Tricks” und will die gelungenen Aufnahmen vielleicht in einen Feuerwerkskalender umsetzen. Und auch wir haben natürlich für Euch die schönsten Momente festgehalten und hier gesammelt. Bildergalerie:
29. August 2010 | Weiterlesen
14. Europäische Fledermausnacht in Rostock
Manche Bewohner Rostocks erscheinen schon recht eigenartig. Am Tage hängen sie kopfüber auf dunklen Dachböden ab und nachts, wenn alles schläft, kommen sie heraus um Insekten zu jagen. Mit etwas Aufmerksamkeit und Glück kann man sie dabei am sommerlichen Nachthimmel sogar beobachten. Allerdings wird es wohl bei flink vorbeihuschenden Silhouetten bleiben. Wirklich erkennen kann man sie, die Fledermäuse, so nur schwer. Den Kindern vom Rostocker Rudi Rotbein Club, der Kindergruppe vom Naturschutzbund (NABU) Mittleres Mecklenburg, reichten diese Beobachtungen jedoch nicht. In der 14. Europäischen Fledermausnacht (European Bat Night) wollten sie sich am Samstag die geheimnisvollen Fledermäuse genauer betrachten. Mit der Unterstützung der Experten der Fachgruppe Fledermausschutz gelang es ihnen, die ansonsten so verborgen lebenden Tiere hautnah in Augenschein zu nehmen. Doch bis es soweit war, mussten sich die jungen Fledermausfans noch etwas gedulden und auf die Dunkelheit warten. Gut, dass die Betreuer an ein paar lustige Spiele gedacht hatten, mit denen sie sich die Zeit vertreiben konnten. Danach wussten die Kinder auch gleich mehr über die Nahrung der Fledermäuse und auf welche Weise sie diese fangen. Die nachtaktiven Jäger haben nämlich dafür eine ganz effektive Methode entwickelt: die Echoortung. Sie stoßen dabei Ultraschalllaute aus, die von Objekten reflektiert und von der Fledermaus wieder aufgenommen werden. Auf diese Weise sind sie in der Lage, ihre Beute oder Hindernisse zu orten. Menschen können diese Fledermausrufe für gewöhnlich nicht wahrnehmen, da sie viel zu hoch sind. Aber zum Glück hatten die Fledermausfachleute Detektoren dabei, die die Ultraschallwellen in niedrigere, hörbare Frequenzen umwandeln. Weil sich die Fledermausarten in ihren Rufen unterscheiden, konnten die Exkursionsteilnehmer, als sie am Ufer der Warnow standen, mit diesen Geräten Abendsegler, Zwerg-, Mücken- und Breitflügelfledermäuse genau bestimmen. Nun hatten die Kinder zwar Fledermäuse gehört, aber so richtig gesehen hatten sie noch keine. Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden. Zeit fürs Bett? Nein, natürlich nicht. Das Spannendste stand ja noch bevor. Zu Beginn der Fledermausexkursion hatten Mitglieder der NABU-Fachgruppe nämlich große Netze über den Weg gespannt. „Wie feine Spinnenseide fühlt sich das an“, beschrieb der neunjährige Simon sehr interessiert das Material, aus dem die Falle bestand. Sechs Fledermäuse hatten sich inzwischen darin verfangen. Jetzt wurden sie behutsam vermessen und bestimmt. „Alles Zwergfledermäuse“, lautete das abschließende Ergebnis der Untersuchung, bei der Fledermausexperte Henrik Pommeranz den neugierigen Kindern anschaulich die Besonderheiten des Körperbaus einer Fledermaus erläuterte. Nachdem die kleinen nachtaktiven Kerlchen die Prozedur alle heil überstanden hatten, hieß es wieder: ab in die Freiheit. Die neunjährige Franziska, die schon lange leidenschaftlicher Fledermausfan ist, war überaus begeistert, als sie ein kleines Tier auf der Hand halten durfte, um es wieder fliegen zu lassen. „Die ist so weich und klein“, staunte sie, als die Zwergfledermaus ihre Hand schon verlassen hatte. Als alle Fledermäuse schließlich in die Nacht entschwunden waren und sich vom Horizont ein grummelndes Gewitter zu nähern schien, hieß es auch für die Kinder vom Rostocker Rudi Rotbein Club die Fledermausnacht zu beenden und den Abflug ins Bett anzutreten.
29. August 2010 | Weiterlesen
Rostocker Altstadtfest auf dem Alten Markt
Der Neue Markt bildet das Zentrum Rostocks und ist regelmäßig Austragungsort verschiedener Veranstaltungen, wie beispielsweise der Marathonnacht. Dass der Alte Markt dabei nicht zu sehr ins Hintertreffen gerät, darum bemüht sich der Verein zur Förderung der östlichen Altstadt e.V. Das Ziel: Der Alte Markt soll belebt werden. Eine Initiative zur Belebung ist das jährliche Altstadtfest zum Ausklang des Sommers. Gestern Abend war es wieder soweit und das diesjährige Altstadtfest, das am Sonntagabend ausklingt, wurde eröffnet. Für Essen und Trinken sowie eine druckfrische Ausgabe der Stadtteilzeitung „Ostpost“ ist selbstverständlich gesorgt. Aber nicht nur das, auch ein Kunsthandwerkermarkt mit gut zwanzig Händlern lädt zum Bummeln über den Alten Markt ein. Die eine oder andere Rarität, wie beispielsweise die kleinste Klarinette der Welt, lässt sich dabei auch entdecken. Zu einem richtigen Fest gehört natürlich auch Live Musik. Für die war am gestrigen Abend die Rostocker Band Skyline zuständig. Bei ihrem Repertoire von Bryan Adams bis Marius-Müller Westernhagen dürfte für fast jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein. Zuvor heizte aber die Rostocker Percussion Combo Movimento den Marktbesuchern mit Samba und Funk Rhythmen ein. Der eine oder andere hat die 15-köpfige Formation vielleicht auch schon beim Freundschaftsspiel des HC Empor Rostock gegen den THW Kiel in der Stadthalle erleben dürfen, bei dem sie vor Spielbeginn für Stimmung sorgten. Auch am Samstag und Sonntag wird musikalisch einiges geboten. The Ready Teddies bringen einen bunten Mix aus Oldies, Schlagern und Evergreens auf die Bühne und die Rostocker Band „Six Blade Knife“ spielt – der Name lässt es bereits erahnen – Hits der Dire Straits, aber auch Stücke der Rolling Stones. Den Abschluss macht am Samstag die Band „Daybreakers“, die extra aus Leeds eingeflogen wurde. Am Sonntagnachmittag tritt dann die Rostocker Band Sally Gardens auf, die neben Gitarre oder Bass auch mit Mandoline und Geige bewaffnet ist. Aber auch für die Kleinen wird etwas geboten. Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr ein Kinderprogramm auf einer eigenen Bühne. Falk und Karin oder Arne Feuerschlund dürften die jungen Festbesucher bestens unterhalten, die in einem Mitmachzirkus auch selbst zum Star der Manege werden können. Da das Wetter heute auch deutlich besser mitspielt als gestern, steht einem gemütlichen Besuch des Alten Marktes nichts mehr im Wege. Und wer sich beeilt, ergattert vielleicht noch ein Los der Lotterie des Altstadtvereins. Zuverlässige Quellen haben mir versichert, dass jedes fünfte Los gewinnt. Worauf wartet Ihr dann noch?
28. August 2010 | Weiterlesen
Dreiklang - Ausstellung der Künstlerfamilie Metzkes
„Die Ausstellung heißt Dreiklang, aber die Eröffnung ist ein Quartett“. Wolfgang Friedrich, der Vorsitzende des Kunstvereins zu Rostock, wählte diese Worte in seiner Begrüßung nicht unbedacht. Die Ausstellung, die am gestrigen Abend in der Galerie am Alten Markt eröffnet wurde, heißt zwar in der Tat „Dreiklang“, aber die drei Künstler aus Berlin wurden an diesem Abend musikalisch noch unterstützt von Robert Metzkes Tochter Ute. Sie spielte jeweils vor und nach der Laudatio der Kunstwissenschaftlerin Dr. Katrin Arrieta ein Stück auf der Flöte. Die Ausstellung ist Teil der Reihe „Künstlerfamilien“, die im Jahr 2008 mit der Ausstellung „Die Malerfamilie Mannewitz“ in der Galerie am Alten Markt gestartet wurde. Zu sehen sind Ölgemälde und Farblithografien von Harald Metzkes (81), Webbilder, Patchwork Quilts und Kelims von Ehefrau Elrid Metzkes (78) sowie Skulpturen aus Bronze und Terrakotta von ihrem Sohn Robert Metzkes (55). Ein Kelim ist übrigens ein gewebter Teppich bzw. Wandbehang. Harald Metzkes, der zu den Begründern der „Berliner Schule“ gilt, fängt in seinen Bildern zumeist Begebenheiten aus dem Alltag wieder. Entsprechend sieht er sich in seiner Funktion als Maler auch als ein Beobachter der Welt. Die farbigen Stoffe, die seine Frau Elrid in ihren Werken verwendet, wirken warm auf den Betrachter. Passend dazu strahlen die äußerst detailliert ausgearbeiteten Skulpturen von Robert Metzkes Gelassenheit und Ruhe aus. Die Harmonie der Werke der drei Künstler findet sich nicht umsonst bereits im Titel der Ausstellung: „Dreiklang“. Die Zusammenarbeit der Künstlerfamilie mit der Galerie am Alten Markt entstand im letzten Jahr bei der Kunstbörse der Ostsee-Zeitung, die seit 1993 jährlich in Rostock stattfindet. Dabei werden Werke von 13 Künstlern aus Mecklenburg-Vorpommern, sowie ein weiterer Künstler über Mecklenburgs Grenzen hinaus, vorgestellt. Einer der Künstler wird am Ende jeweils für eine Ausstellung in der Galerie am Alten Markt ausgewählt. Als Harald Metzkes im letzten Jahr an der Kunstbörse teilnahm, war für die Verantwortlichen schnell klar, dass die Ausstellung in diesem Jahr ihm und seiner Familie gewidmet werden sollte. „Zu unserer großen Freude hat er ja gesagt“ erinnert sich Brigitta Meuche, die zusammen mit Wolfgang Friedrich für die Ausstellung verantwortlich zeichnet. Für alle Interessierten, die die Eröffnung gestern verpasst haben, ist die Ausstellung noch bis zum 2. Oktober jeweils von Montag bis Samstag geöffnet. Dabei sollten Sie auf keinen Fall vergessen, auch einen Blick in die benachbarte Petrikirche zu werfen, denn diese beherbergt ebenfalls einen Teil der Ausstellung.
28. August 2010 | Weiterlesen
Die Maus besucht Rostocker Buchhandlung
„Wurde die Maus etwa schon von einer Katze gefressen?“, verbreiteten sich besorgt die Gerüchte in der Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße am Freitag nur wenige Minuten nach 14 Uhr. Die Fans der Maus, der berühmten Figur aus der Kinderfernsehsendung „Die Sendung mit der Maus“, warteten schon gespannt zwischen den beiden Etagen der Buchhandlung. Woher sie wohl kommen wird, von oben oder von unten? Auf einmal rasten die Kinder, die unten am Eingang gewartet hatten, eilig die Rolltreppe hinauf. Tatsächlich – die Maus war durch ein Loch im oberen Teil des Gebäudes geschlüpft und stand nun lebensgroß (geschätzte 1,60 m ohne Ohren) zwischen den Bücherregalen. Sofort wurde sie von den Kindern umringt und geknuddelt. Die Maus gab sich wie gewohnt freundlich aber wortlos, obwohl die Kinder eine Menge Fragen hatten. Die wichtigste war wohl: „Wo ist der Elefant?“ Das große orangefarbige Tier war ohne seinen langjährigen Gefährten, dem kleinen blauen Elefanten, angereist. Hatten sie sich etwa gestritten? Oder war der Elefant krank? Auf die Fragen der Kinder reagierte die Maus mit stillem Augenklimpern. Das Fehlen des typischen Klack-Geräuschs ließ bald Zweifel an der Echtheit der Maus aufkommen. Die neunjährige Gwen schaute dem TV-Star deshalb tief in die Augen und stellte dann fest: „Maus, ich weiß, dass du ein Mensch bist.“ Oh, oh – das ist doch wie mit dem Weihnachtsmann – wer nicht daran glaubt, kriegt keine Geschenke. Und kleine Geschenke hatte die Maus schließlich mitgebracht. Nachdem der Begrüßungsansturm bewältigt war, machte sich die fröhliche Gesellschaft auf in das Untergeschoss. Dort verteilte der TV-Star bunte Mausluftballons und mit etwas Glück beim Glücksrad konnten die Kinder kleine Mausartikel, wie Buttons oder Schreibblöcke gewinnen. Kniffelig wurde es dann beim Einzeichnen eines Weges in einem Maus-Labyrinth. Was daran so knifflig ist, man braucht doch nur mit dem Stift innerhalb der Linien bleiben? Ja, aber wer dabei nur durch einen Spiegel schauen kann, für den ist die Herausforderung schon etwas größer. Schließlich haben wir es hier mit der Maus zu tun, bei der man bekanntlich auch immer auf lustige Weise etwas lernen kann. Lustig ging es auf alle Fälle zu in der Buchhandlung an diesem verregnetem Freitagnachmittag. Große und kleine Fans umarmten die prominente Maus und ließen sich mit ihr fotografieren. Normalerweise hat man wohl nicht gern Mäuse im Haus, bei diesem netten Nagetier dürfte es aber eine Ausnahme gewesen sein.
28. August 2010 | Weiterlesen
Richtfest für Pflegeeinrichtung des DRK
Zum Glück hatten die Kinder der Kindertagesstätte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) „Haus Sonnenschein“ am Freitag ihre bunten Gummistiefel angezogen. Auf dem Gelände des DRK-Pflegeheims in der Südstadt hatten sich nämlich durch unablässigen Regen riesige Pfützen gebildet. Seit einigen Monaten schaut die Kindergruppe regelmäßig hier vorbei, denn in unmittelbarer Nachbarschaft wird fleißig gewerkelt. Gespannt verfolgen sie, wie hier ein Haus gebaut wird. Es soll eine kombinierte Einrichtung zur stationären Pflege und eine Tagespflegeeinrichtung des DRK werden. Am Freitag nun wurde das Richtfest gefeiert und die Kinder vom „Haus Sonnenschein“ durften zu diesem wichtigen Meilenstein natürlich nicht fehlen und sorgten mit ihrem kleinen kulturellen Programm für Feststimmung. Aber nicht nur das Richtfest, sondern auch 130 Jahre Rotes Kreuz in Rostock wurden gefeiert. Der stellvertretende Vorsitzende des DRK Kreisverbandes Rostock Dr. Dieter Schulz blickte auf die Entwicklung des Wohlfahrtsverbandes in Rostock zurück und beschrieb die gegenwärtigen Tätigkeitsfelder, die nahezu das komplette Spektrum sozialer Dienste umfassen. 2.000 Kinder werden in den Kindertagesstätten des DRK betreut, über 300 Pflegeheimplätze stehen zur Verfügung und etwa 570 behinderte Beschäftigte arbeiten in der Rostocker Werkstatt. Darüber hinaus werden unter anderem Erste-Hilfe-Ausbildungen, häusliche Pflege sowie Sozial- und Fahrdienste angeboten. Insgesamt erreicht das Deutsche Rote Kreuz in Rostock rund 10.000 Menschen mit seinen sozialen Diensten. „Das DRK ist eine Organisation, die immer da ist, wenn sie von Leuten gebraucht wird“, würdigte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens die Arbeit des Wohlfahrtverbandes und sprach besonders den ehrenamtlich Engagierten einen deutlichen Dank aus. „Das DRK ist immer ein verlässlicher Partner in der Hansestadt Rostock gewesen und stellt eine wichtige Säule des sozialen Gefüges dar“, unterstrich sie die Bedeutung der Gesamtleistung der Organisation. Um der demografischen Entwicklung gerecht zu werden, wurde mit der Stadt eine Bedarfsanalyse vorgenommen, die schließlich zu der Entscheidung für den Bau einer neuen Pflegeeinrichtung in der Südstadt führte. In diese kombinierte Einrichtung sollen im Frühjahr nächsten Jahres zwei stationär betreute Wohngruppen für dementiell veränderte Pflegebedürftige sowie eine Tagespflege für 24 Personen einziehen. Dafür stehen in dem zweigeschossigen Haus 1.485 qm zur Verfügung. Die Planung und Bauleitung hatte das Architekturbüro E. Schneekloth und Partner übernommen. Zum Richtfest fanden sich auf dem Dach unter der Richtkrone zwei Mitarbeiter der Zimmerei Stephan Freitag sowie Thomas Strobach vom DRK ein und stießen mehrmals auf das Gelingen der Fertigstellung des Gebäudes an.
28. August 2010 | Weiterlesen
Wege an die Oberfläche - Ausstellung, Max-Planck-Institut
„Neugierde ist eine unglaublich treibende Kraft für Entdeckungen“, so die Worte von Kuratorin und Künstlerin Miro Zahra gestern Abend in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung „Wege an die Oberfläche“ im Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Dies gilt sowohl für die Wissenschaft als auch für die Kunst. Künstlerinnen begegnen Wissenschaftlerinnen – Wissenschaftlerinnen begegnen Künstlerinnen: So lautet das Motto der Ausstellung. Dass eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen kann, wenn sich sowohl neugierige Wissenschaftlerinnen als auch neugierige Künstlerinnen gemeinsam einem Thema widmen, davon können sich die Besucher derzeit selbst ein Bild machen. Auch wenn es dabei um Oberflächen geht, ging es bei der Entstehung der Ausstellung alles andere als oberflächlich zu. Ganze zwei Jahre lang trafen sich die Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen regelmäßig, um das Thema zu erörtern. Zunächst galt es aber Kommunikationsbarrieren zwischen Kunst und Wissenschaft zu überwinden. „Wir mussten erst einmal eine gemeinsame Sprache entwickeln“, erinnert sich Miro Zahra an den zurückliegenden Prozess. Die Zusammenarbeit entwickelte sich ursprünglich im Jahr 2007 aus einer Begegnung von Zahra mit der Physikerin Viola von Oeyenhausen bei der Veranstaltung „Künstler vs. Künstlerin“ im Künstlerhaus für zeitgenössische Kunst Plüschow bei Grevesmühlen. Dabei stellte sie fest, dass die Physikerin mit ihren Aufnahmen mit einem Tunnelmikroskop auf eine ganz andere Art sehr ähnliche Bilder generiert wie sie selbst. Am Ende entstanden etwa 20 Arbeiten verschiedener zeitgenössischer Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern. Das gemeinsame Projekt sollte nicht nur Kunst und Wissenschaft einander näher bringen, sondern durch die Vernetzung auch Frauen in zwei männerdominierten Bereichen stärken. Nicht umsonst ist der Veranstalter der Ausstellung das Projekt „Kunst von Kunst zu leben“, das Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend vernetzen und professionalisieren soll. Künstlerinnen sind gegenüber ihren männlichen Pendants nach wie vor schlechter gestellt und werden beispielsweise in Katalogen weniger berücksichtigt. Nach Grußworten von Dr. Mirko Sporket, stellvertretender Geschäftsführers des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung und Dr. Birgit Gabler, Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, durften sich die Besucher selbst ein Bild des Dialogs zwischen Kunst und Wissenschaft machen. Dr. Sporket, der unterstrich, dass das Institut der Kunst seit jeher verbunden sei, sprach von einem „überaus beeindruckenden Ergebnis“. Dr. Gabler dagegen räumte mit der landläufigen Vorstellung auf, Künstler würden in den Tag hinein leben und betonte stattdessen, dass Künstler ähnlich diszipliniert und ergebnisorientiert arbeiten wie Wissenschaftler. Nicht direkt zur Ausstellung gehörend, aber dennoch erwähnenswert ist außerdem das hexagonale Kaleidoskop des dänischen Künstlers isländischer Herkunft Olafur Eliasson. In seinen Werken widmet er sich hauptsächlich physikalischen Phänomenen in der Natur. Das Kaleidoskop gewährt den Besuchern einen ganz neuen, etwas surrealen Blick auf die Umgebung des Instituts. Die Ausstellung wird noch bis einschließlich Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen sein. Am Samstag wird es zudem zwischen 16 und 18 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Intuitives und rationales Denken“ geben.
27. August 2010 | Weiterlesen
Barbara Tietz: „Entlang der Ostseeküste ...”
„Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.“ Nein, heute geht es nicht um Schokoriegel, sondern um das Amt für Umwelt und Natur. Eine Umbenennung gab es kürzlich auch hier, bewährte Dinge sind aber ebenso geblieben, etwa die beliebten Ausstellungen, über die wir schon mehrfach berichtet haben. Doch der Reihe nach! Die Namensänderung ist überschaubar: Aus dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur (StAUN) wird das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM). Dahinter verbergen sich einige wichtige Veränderungen. Im Juli wurden das Amt für Landwirtschaft Bützow und das Staatliche Amt für Umwelt und Natur verschmolzen. Nach zwei Monaten ist nun Zeit für ein Zwischenfazit, welches Amtsleiter Hans-Joachim Meier heute in einer Pressekonferenz zog. Nach dieser Zeit sei der Prozess zwar noch nicht abgeschlossen, aber bereits viel erreicht worden. Dazu hätte besonders das „hoch motivierte und konstruktive Mitwirken” der Mitarbeiter beigetragen. Umstrukturierungen haben dazu geführt, dass zwei neue Abteilungen, nämlich für ländliche Entwicklung und EU-Förderangelegenheiten, integriert wurden. Beide werden demnächst noch genauer der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das Amt ist auf Rostock und Bützow aufgeteilt und neben Rostock für die Kreise Bad Doberan und Güstrow zuständig. Und die Veränderungen gehen weiter: So wird 2012 die Abteilung für Immissions- und Klimaschutz und Abfallwirtschaft kommunalisiert werden. Die Gründe für die Zusammenlegung der Ämter sind komplex. Natürlich spielt auch Einsparungsdruck eine Rolle, aber es konnten auf diesem Wege auch viele Vorgänge auf beiden Seiten, Kunde und Dienstleister, vereinfacht werden. Veränderungen im ländlichen Raum, zum Beispiel neue Wege, müssen oft mit der Wasserwirtschaft abgestimmt werden, und das ist jetzt ohne Probleme möglich. Ein „leichteres, besseres, abgestimmteres Arbeiten” wird insgesamt die veränderte Behörde charakterisieren, da ist sich Amtsleiter Meier sicher. „Wir möchten mithelfen, die Region voranzubringen”, ist sein Credo, das er nun leichter erfüllbar sieht. So werden jetzt viele Dinge, für die vorher lange Wege nötig waren, nun unter einem Dach genehmigt, was für potenzielle Investoren besonders wichtig ist. Reibungslos läuft so eine Zusammenlegung natürlich nicht ab. Die Abstimmung der Genehmigungsverfahren, Flurneuordnung und Bearbeitung von Fördermitteln stellen große Herausforderungen an die Mitarbeiter. Weitere Themen waren Baumaßnahmen an der Villa Perle in Heiligendamm, wo eine mobile Hochwasserwand aufgestellt wurde und Flutschutzmaßnahmen, die bald besonders im Raum Rostock entlang der Warnow realisiert werden. Abseits von diesen Maßnahmen und Neuigkeiten die die Behörde betreffen, wurde auch auf andere Besonderheiten hingewiesen. Als sehr nützlich für Anwohner und Urlauber hat sich eine Servicenummer herausgestellt, auf der 15 Messwerte der Ostsee wie Wellenhöhe, Wassertemperatur und Windstärke bekannt gegeben werden. Nach diesem informativen offiziellen Teil kam auch die Kultur nicht zu kurz. Fast schon traditioneller Bestandteil zumindest einiger der Pressekonferenzen des „StALU MM” sind Ausstellungseröffnungen lokaler Künstler. Dieses Mal durfte die Malerin Barbara Tietz ihre Werke „Entlang der Ostseeküste …” auf dem bis 2013 ausgebuchten Behördenflur präsentieren. Sie hatte schon immer eine kreative Ader, aber erst vor einigen Jahren hat Barbara Tietz das Malfieber gepackt. Bei einem Tag der offenen Tür eines Büromittelmarktes in Schutow plauderten Maler aus dem Nähkästchen und Frau Tietz malte unter Anleitung ihr erstes Acrylbild. Von da an bildete sie sich ständig selbst weiter und verfeinerte ihr Können, bis nun diese ausstellungsreifen Stücke zustande gekommen sind. Impressionen sammelt sie bei langen Spaziergängen und Ausflügen mit ihrem Mann, bei denen sie oft schon das Motiv und Farben im Kopf „zurechtmischt”. Es muss dabei nicht alles realistisch abgebildet werden, viel wichtiger sei ihr, dass die durch die Farben entstehende Stimmung eingefangen wird. Diese besondere Atmosphäre eines jeden Bildes macht die Ausstellung sehenswert und weckt die Lust am Malen. Neben diesem Highlight kann man auf den Fluren im elften Stock des Behördenzentrums derzeit auch die Arbeiten von Schülern der Klassenstufen 1 bis 12 zum 13. Schülerprojektwettbewerb Schüler StAUNen besichtigen. Sie erarbeiteten Präsentationen zu sechs Themenbereichen, besonders aber zu Naturschutz, Wasser und Regenerative Energien. Bis zum 23. November können sich Besucher des Behördenzentrums noch die eventuelle Wartezeit mit diesen Ausstellungen verkürzen oder einfach so vorbeischauen. PS: Bleibt zu hoffen, dass die Schüler in und um Rostock auch in den nächsten Jahren weiterhin StAUNen dürfen – an den schönen Wettbewerb wurde bei der Umbenennung in StALU wohl nicht gedacht.
27. August 2010 | Weiterlesen
Energiesparwettbewerb an Rostocker Schulen
Waldbrände, Fluten, Ölpest – aktuelle Naturkatastrophen und Wetterkapriolen zeigen uns mal wieder, wie wichtig Umwelt- und Klimaschutz sind. Viele Probleme sind „hausgemacht” und die großen klimatischen Veränderungen heute noch nicht abzusehen. Nicht wenige fühlen beim Anblick der Bilder bestimmt auch das schlechte Gewissen, dass man sich mehr dafür engagieren könnte. Auswirkungen sind nämlich weniger weit entfernt, als man vermutet: Die Temperaturen und das Klima werden sich langfristig auch in Rostock ändern. Doch wo anfangen? Wer zeigt es einem? Und hat man dann überhaupt etwas davon? Wo ist die Motivation? Was kann man als Einzelner tun? Ein Verhalten ändert sich nicht einfach von heute auf morgen. Wiederholungen und vor allem positive Bestärkung sind notwendig, damit man nicht in alte Muster zurückfällt. Man braucht das Gefühl, wirklich etwas zu ändern. Da liegt es nahe, bei Schülern anzusetzen, die ja sowieso noch aufnahmefähiger sind. Heute verinnerlichte Verhaltensweisen werden sie auch in Zukunft noch umsetzen und vielleicht sogar als zukünftige Umwelttechniker ganz neue Lösungen finden. Dazu kommt, dass Schulen nicht zu unterschätzende Stromverbraucher einer jeden Stadt sind. Nur logisch, dass der Stadt also etwas daran liegt, dass die Schüler Umweltbewusstsein entwickeln und die Schulen Betriebskosten sparen. Die nötige Motivation liefert ein Wettbewerb mit entsprechenden Preisen – der „Energiesparwettbewerb an Rostocker Schulen”. Wie schon beim „Stadtradeln” soll die Lust am Wettkampf Antrieb der Bewegung sein. Man vergleicht nach einem Schuljahr den tatsächlichen Verbrauch mit für die Gebäude errechneten Durchschnittswerten und kann so die Einsparungen genau feststellen. Um die Kosten zu drücken, wurde zum Beispiel auf effizientes Heizen und Lüften, auf Abfalltrennung, Energiesparlampen, den Schulweg und Stromsparen geachtet. Heute wurden die besten der 18 teilnehmenden Schulen für ihr Engagement geehrt. Schon zum fünften Mal findet der Wettbewerb statt, mit steigender Teilnehmerzahl. „Ihr seid für viele Erwachsenen ein Vorbild”, lobt Dagmar Koziolek, Abteilungsleiterin im Umweltamt der Stadt, die ausgezeichneten Schüler und Schülerinnen. Besonders viel gespart wurde am Sprachheilförderzentrum am Alten Markt und dessen Außenstelle in Lichtenhagen. Aber auch das Förderzentrum in der Danziger Straße und das Ostseegymnasium Evershagen waren vorn mit dabei. Natürlich geht es bei der Preisverleihung nicht um Sieger und Verlierer, denn jede teilnehmende Schule hat ihren Beitrag geleistet. Und das durchaus mit Spaß, wie mir Claudia Häupl vom Sprachheilförderzentrum berichtet. „Die Kinder sind mit Begeisterung dabei und tragen das Wissen auch nach Hause”, erklärt sie und erwähnt, dass es durchaus auch positives Feedback der Eltern gibt. Und dieser Spaß führt auch zu respektablen Ergebnissen: 480 Megawattstunden, den Jahresverbrauch von 160 Haushalten, haben alle teilnehmenden Schulen zusammen eingespart und damit 61 Tonnen CO2 vermieden. Auch die Ehrung stand ganz im Zeichen des Umweltschutzes, fand sie doch bei Eurawasser, dem Betreiber der Rostocker Kläranlage in Marienehe statt. Nach der Preisverleihung führte Sebastian Beetz, Ingenieur bei Eurawasser, die Schüler und Betreuer über die Anlage. „Spaßfaktor” von Abwässern hin oder her, interessant waren die Einblicke in die Abläufe einer Kläranlage für die Schüler allemal. Und auch dort versucht man, Energie zu sparen. Zum Beispiel indem man Heizwärme komplett selbst erzeugt und auch bis zu 70 Prozent des Strombedarfs selbst deckt. Dazu werden von Mikroorganismen erzeugte Gase verbrannt. An weiteren Aktionen wie beispielsweise dem Bürgersolarverein, dem Stadtradeln und der Benutzung von Recyclingpapier in der Stadtverwaltung sieht man, dass Stadt und Unternehmen beim Thema Umwelt- und Klimaschutz versuchen, an einem Strang zu ziehen. Für das nächste Schuljahr sind schon 20 Schulen für den Wettbewerb angemeldet.
26. August 2010 | Weiterlesen
„Stadtradeln“ - Rostocker Politiker radeln um die Wette
Vor kurzem erst ließen mich die Verzögerungen bei der Sanierung der Vorpommernbrücke behaupten, die aktuelle Verkehrslage sei eine gute Werbekampagne für das Radfahren. Tatsächlich nimmt die Stadt aktiv an einer solchen Kampagne teil. Stadtradeln heißt die Initiative, durch die Themen wie die Radnutzung mehr als sonst in den Mittelpunkt der Stadtverwaltung rücken sollen. Und das nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern durchaus in den Tiefen des „Stadtdschungels”. Sieben Teams, sämtlich aus Mitgliedern der Stadtverwaltung, treten an, um im Vergleich mit anderen Kommunen die meisten Radkilometer zurückzulegen. Politische Fraktionen („SPD-Fraktion”, „Grünes Team”) sind genauso am Start wie Repräsentanten der Stadtverwaltung („Schwungrad”, „Fairradeln”), darunter der Senator für Bau und Umwelt Holger Matthäus. Für die Teamkapitäne ging es heute zusammen mit dem Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) Martin Elshoff auf „Safari” durch die Innenstadt, um sich über verschiedene Radverkehrsschwerpunkte auszutauschen. Der Anteil an Fahrradfahrern in Rostock hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt – das ist bundesweit übrigens einmalig. Und auch wenn die Hansestadt einen sehr fahrradfreundlichen Eindruck macht, gibt es doch ein paar Bereiche, die den Planern Kopfzerbrechen bereiten. Der Doberaner Platz ist zum Beispiel nicht optimal mit dem Brink verbunden, zu sehr muss man auf Autofahrer achten, die dort die Kehre nutzen. Dabei soll der gesamte Platz doch einen „Erlebnisbereich” formen, auf dem man ungestört zwischen Geschäften flanieren kann. Zielsicher werden die Teilnehmer zu den mal gut, mal weniger gut gelösten Punkten gelotst, um sich jeweils kurz über Möglichkeiten und Hürden auszutauschen. Dabei sind die Probleme nicht grundsätzlich fremd, liegen einige doch auf dem täglichen Arbeitsweg der Teilnehmer. Schwerpunkt, da ist man sich einig, sind die Kreuzungsbereiche mit ihren Überschneidungen der Verkehrsmittel. Auch Baustellen sind dem Vorsitzenden des ADFC aus Radfahrersicht „ein Graus”. Da würde sicherlich auch der Rest der Verkehrsteilnehmer zustimmen. Neben diesen die Wege betreffenden Punkten weist Martin Elshoff auch auf die immer populärer werdenden Pedelecs hin. Vor der Tour hatten die Stadtvertreter kurz die Gelegenheit für eine Proberunde auf einem derselben und können sich vom völlig neuen Fahrgefühl überzeugen. Auch diese Gefährte wollen in Planungen mit einkalkuliert sein, erhöht sich durch sie doch nicht nur die Anzahl der Radfahrer, sondern auch Risiken, wenn zum Beispiel Autofahrer deren Geschwindigkeit unterschätzen. Trotzdem bieten sie gerade auch älteren Bürgern wieder mehr Mobilität und einen größeren Bewegungsradius. Es gibt also viele Gründe, warum sich die Stadtverwaltung mit der Situation der Radfahrer beschäftigen sollte. Und der wichtigste, der auch Stein des Anstoßes für die „Stadtradeln” Initiative war, wurde noch gar nicht erwähnt. Die Menge CO2, die durch Radfahren eingespart wird, ist immens. 170 Tonnen im letzten Jahr allein durch die Teilnehmer der Aktion aus den 35 Städten. Eine Zahl, die dieses Jahr wohl mit Leichtigkeit übertroffen werden dürfte, ist doch die Zahl der teilnehmenden Städte nochmals auf 50 angestiegen. Jeder zurückgelegte Kilometer zählt und vielleicht weckt der Wettkampf beim ein oder anderen das Bewusstsein, dass viele Strecken deutlich effizienter mit dem Rad zurückgelegt werden können. Bleibt nur eine Frage: Wann findet die Aktion für die Bürger statt? Interessierte gäbe es bestimmt genug.
25. August 2010 | Weiterlesen
„Der Froschkönig“ im Klostergarten
Drei Küsse gab es zur Begrüßung für das Publikum bei der Vormittagsvorstellung „Der Froschkönig“ im Klostergarten. „Bääähhhh…!“, erwiderten viele der jungen Zuschauer, im Kindergartenalter, lautstark dem Clown auf der Bühne. Die Sympathien waren geweckt, also konnte es losgehen. Am besten mit Musik zur Einstimmung. Aber oh weh! Die Töne klangen gequält. Irgendetwas stimmte mit dem Saxophon nicht. Und tatsächlich, es war verstopft. Ein kleiner Frosch war in das Instrument gekrochen. Nun, da er entdeckt war, wollte auch er mitmachen bei dem Märchen, welches der Clown den Kindern erzählte. „Der Froschkönig“, das alte Volksmärchen, um das es gehen sollte, dürfte bekannt sein: Eine wunderschöne Prinzessin spielt im Wald mit einer goldenen Kugel und ist fürchterlich unglücklich, als ihr Lieblingsspielzeug in einen tiefen Brunnen fällt. Zum Glück taucht ein Frosch auf. Dieser jedoch will ihr nur helfen, wenn das Königskind ihm verspricht, mit ihm Tisch und Bett zu teilen. Ohne die Absicht, ihr Versprechen zu halten, lässt sich die Prinzessin auf das Angebot des Frosches ein. Sie erhält ihre Kugel zurück und ist darüber glücklich. An dieser Stelle war für den Clown die Geschichte beendet. Doch unter den Zuschauern regte sich Protest. „Der Frosch, die Prinzessin – es waren doch alle da!“, wehrt sich der Clown. „Aber der Kuss und der Prinz“, halfen die Kinder ihm auf die Sprünge. Zum Glück leistete auch noch der kleine Frosch Überzeugungsarbeit und das Märchen wurde mit dem zweiten Akt fortgesetzt und bis zum Ende erzählt. Mit verblüffend einfachen Mitteln setzte Puppenspielerin Sabine Zinnecker die Vorlage der Brüder Grimm auf der Bühne um. Da wurden eine Bettpfanne zur Sonne und ein Regenschirm zum Wald. Sabine Zinnecker selbst schlüpfte in die Rolle des Clowns der Rahmenhandlung und hauchte auch den übrigen Figuren auf originelle Weise Leben ein. Neben dem Frosch und der Prinzessin wären da noch der König und die fünf Schwestern der Prinzessin zu nennen. Letztere haben auf einer Hutkrempe Platz genommen, darunter auch die Meckernde und die Kleckernde, und verspeisen genüsslich die königlichen Nudeln mit Tomatensoße. An dieser Lieblingsspeise vieler Kinder wurde auch deutlich, wie gut sich die Theaterfrau auf das junge Publikum eingestellt hatte. Das alte Märchen peppte sie erfolgreich mit den Kindern vertrauten Elementen aus ihrem Alltag auf. Auch der Humor, von dem es reichlich in dem Stück gab, brachte die Zuschauer oft zum Kichern und Lachen. Das Publikum war von Anfang bis zum Schluss mit größter Aufmerksamkeit und Neugier dabei. Selbst nach der Vorstellung wollten die Kinder mehr über den Clown wissen und umringten Sabine Zinnecker, die geduldig alle Fragen beantwortete und ihre Ausstattung begutachten ließ.
25. August 2010 | Weiterlesen
Ilse Aigner beim Institut für Ostseefischerei in Rostock
Fisch ist gesund, sagen Ernährungswissenschaftler, deshalb sollte er auf einem ausgewogenen Speiseplan nicht fehlen. Aber wo kommt der Fisch eigentlich her? Aus den großen Meeren mit ihren unerschöpflichen Vorräten an Meeresfrüchten? Denkt vielleicht so manch einer, der seine Nahrung nicht selbst jagt, sondern aus der Tiefkühltruhe des Supermarktes bezieht und medial vermittelte Bilder von riesigen Heringsschwärmen vor Augen hat. Ausgerechnet diese Heringe, genauer gesagt die Ostseeheringe, sind aber in ihrem Bestand akut bedroht. „Der Bestand geht runter und zwar rapide“, warnt Dr. Cornelius Hammer, Leiter des Instituts für Ostseefischerei bei einem Besuch der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner in Rostock. Das Niveau sei das niedrigste, das jemals festgestellt wurde. Obwohl es genügend Laichsubstrat gebe, wächst nicht genügend Nachwuchs auf. Die Ursachen können sich die Wissenschaftler, die insbesondere den Greifswalder Bodden, die Kinderstube der Ostseeheringe erforschen, jedoch nicht erklären. Das Bedingungsgefüge sei zu komplex. Am Kormoran liegt es jedenfalls nicht und auch die Fischer tragen keine Schuld, stellte Cornelius Hammer klar. Dennoch sei die Fischerei am ehesten in der Lage, auf die Bestände Einfluss zu nehmen. Das Institut empfiehlt daher eine Senkung der gesamten Fangmenge um 36 Prozent bis zum Jahr 2015, vermutet aber, dass die zuständige EU-Kommission eine 29-prozentige Verringerung vorgeben wird. Die Fischer sind schon jetzt unzufrieden. Nobert Kahlfuß vom Kutter- und Küstenfischerverband kritisiert den „überbürokratischen Kontrollmechanismus“ der EU und stellt auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Frage. „Lasst die Fischer fischen so viel, wie sie können, damit der Hering nicht an Altersschwäche stirbt“, schimpft er und zeigt kein Verständnis für die Schonung des Herings, solange die Ursachen für dessen Rückzug nicht geklärt sind. Dem Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns Till Backhaus geht diese Einstellung jedoch zu weit: „Fischen, bis die Heide wackelt, das kann nur in die Idiotie führen“, entgegnet er scharf und erinnert daran, dass ein ausreichender Fischbestand schließlich die Lebensgrundlage der Fischereiwirtschaft sei. Zum Schutz der Fischressourcen „muss es zwischen Fischerei und Wissenschaft deutliche Symbiosen geben“, fordert er und erwartet von den Fischern, dass sie die wissenschaftlichen Daten akzeptieren. Dennoch hält auch er die EU-Richtlinien für überzogen und weist auf die etwa 800 Rechtsgrundlagen hin, an die sich die Fischer halten müssen. Angesichts des drastischen Schwundes der Ostseeheringe setzt sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner verstärkt für den Schutz der Fischbestände und eine nachhaltige Fischerei ein. Neben der wissenschaftlich begründeten Begrenzung der Fangmengen kündigt sie effektivere Kontrollen und schärfere Sanktionen gegen illegalen Fischfang an. „Es geht um ein Strafpunktsystem, ähnlich wie die Verkehrssünderkartei in Flensburg“, erklärt sie die Neuausrichtung der EU-Fischereikontrolle. Am Montag machte sich Ilse Aigner vor Ort ein Bild von der Arbeit des bundeseigenen Instituts für Ostseeforschung. Mit seiner Datenerhebung liefert es die wissenschaftliche Grundlage für die Bestimmung der Fangquoten. Während einer Ausfahrt mit der „Seeadler“ ließ sich die Landwirtschaftsministerin die Forschungsgeräte der Wissenschaftler zeigen. Das Fischereischutzboot ist für die Überwachung der deutschen Fischereizone und die Kontrolle der in ihr operierenden Fischereifahrzeuge zuständig ist. Trotz strömenden Regens wagte sie sich sogar in das Einsatzboot und drehte mit 20 Knoten ein paar Runden um die „Seeadler“. Durchnässte Politikerinnen, eingeschränkte Fischer, Wissenschaftler, die sich den Kopf zerbrechen – was kann denn nun bei so viel Einsatz der gemeine Fischgourmet dafür tun, dass sich Hering und Co auch zukünftig noch reichlich in den Meeren tummeln und auf den Mittagstisch gelangen? Ilse Aigner sieht da ganz klar auch die Verbraucher in der Verantwortung. „Wir wollen eine bewusste Entscheidung für Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten Fischbeständen“, sagt sie und weist auf Pläne für ein Fischereiumweltsiegel hin. Dafür müsse in der Europäischen Union noch ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden. Einen Verordnungsvorschlag soll bereits zu Beginn des nächsten Jahres vorgelegt werden. Schon jetzt gibt es bereits ein Umweltsiegel des Marine Stewardship Council (MSC), einer unabhängigen Organisation, die sich für nachhaltige Fischerei einsetzt. Wer also etwas für gesunde Fischbestände und nachhaltige Bewirtschaftung mariner Lebensräume tun will, sollte beim Kauf darauf achten.
24. August 2010 | Weiterlesen
John-Brinckman-Schule in Brinckmansdorf übergeben
Die Grundschule ist vielleicht die wichtigste Schulstufe überhaupt. Darin sind sich die meisten Eltern bestimmt einig, schließlich werden dort die Grundlagen für die gesamte weitere Bildung ihrer Sprösslinge gelegt. Lernen lernen und mit anderen auszukommen, Verantwortung übernehmen und vieles mehr – wenn dies fehlt, wird der weitere Weg sehr, sehr schwer. Es muss also einfach alles stimmen. Und woran man nicht alles denken muss: kompetente Lehrer, die auch Kontakt zu den Eltern halten, große moderne Klassenräume, Mitspracherechte, gute Schulspeisung, Sportmöglichkeiten und vieles mehr. Diese Dinge sollten der Stadt mindestens ebenso wichtig sein. Dass dem so ist, konnte man an der heute offiziell übergebenen John-Brinckman-Grundschule sehr gut sehen. Dabei waren die Bedingungen dort lange überhaupt nicht optimal. Ein graues, enges Schulgebäude von 1965 und ein Pausenplatz, der einfach nur aus einer großen Asphaltfläche bestand, waren die traurigen Markenzeichen der ehemaligen Realschule. Das Gebäude selbst war, als es 2004 von der Grundschule übernommen wurde, nicht einmal mehr sanierungsfähig. Was sich aber letztlich als Vorteil herausgestellt hat, betrachtet man den schicken gelben Spitzdach-Neubau, der stattdessen von Februar 2009 bis August 2010 errichtet wurde. Und weil daneben das gesamte Gelände inklusive Turnhalle und Außenanlagen einer Generalüberholung unterzogen wurde, dürfte die neue Schule nun alle Kinder- und Elternträume erfüllen. Beim Rundgang über das Schulgelände sieht man, wofür die vier Millionen Euro Baukosten eingesetzt wurden. Viele Spiel- und Sportmöglichkeiten inklusive Sportplatz, Laufstrecke und Kletterpyramide sind ebenso vorhanden wie Schulgarten, Freiluftklassenzimmer und sogar ein Grillplatz. Das alles wurde am heutigen ersten Schultag im Rahmen einer kleinen Festveranstaltung feierlich übergeben. Die Schulsenatorin Dr. Liane Melzer, Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und weitere Vertreter der Stadt, der Schule, und der ausführenden Baufirmen waren dazu erschienen. Sie alle durften einer niedlichen Vorstellung zum Thema „die kleinen Frösche in der Schule” beiwohnen, mit der die Kinder der zweiten Klassen ihre Freude auf die neue Schule Ausdruck verliehen. Direktorin Catrin Leiding empfing sichtlich erleichtert den symbolischen Schulschlüssel und war froh, dass die Bauarbeiten zu einem solchen Ergebnis geführt haben. Denn das war nicht immer leicht, fanden sie doch während des laufenden Schulbetriebs statt. Den Kindern hat es nicht viel ausgemacht, sie haben das Baugeschehen im Kunstunterricht gleich auf Bildern umgesetzt. Besonders stolz ist Catrin Leiding, wie sie mir verrät, auf die Außenanlagen. Wenn man sich die Kletterpyramide betrachtet, die vor Kindern fast überquillt, dann glaubt man sofort, wie gut sie bei den Schülern ankommen. Da alles energieeffizient und wärmeisolierend gebaut wurde, darf sich die Stadt auch über künftige Einsparungen an Unterhaltskosten freuen. Davon abgesehen ist die Investition in die Kinder natürlich nicht mit Geld aufzuwiegen. Durchgeführt haben die Bauarbeiten 15 Unternehmen, davon 8 aus Rostock, betreut von der „Kommunalen Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hansestadt Rostock” (KOE). Seit 1990 wurden übrigens schon 196 Millionen Euro in das Schulsanierungsprogramm gesteckt, mit denen 80% der Schulen in Rostock saniert wurden. So können sich also Eltern und Kinder über die neue Schule freuen, der man dank benachbartem Park und guter Lage keinen „Stadtschulencharakter” attestieren möchte. Und dass zu dem Äußeren auch eine solide inhaltliche Grundlage kommt, dafür sorgt, so versichert mir die Direktorin, neben dem Lehren auch ein guter Kontakt zwischen Lehrkräften und Eltern, denen, wo es geht, Mitspracherechte eingeräumt werden. Auch die Schüler tragen schon Mitverantwortung, indem sie sich zum Beispiel an der Hofaufsicht beteiligen oder die Regeln mitformulieren, die für alle gelten sollen. Die „John Brinckman” Grundschule scheint ein gutes Beispiel dafür zu sein, wie Mittel des Konjunkturpaketes und des kommunalen Haushalts sinnvoll für fast schon zukunftsweisende Projekte eingesetzt werden.
23. August 2010 | Weiterlesen
28. Rostocker Triathlon 2010 in Warnemünde
Auch wenn die Tage langsam wieder kürzer werden und das Wetter hartnäckig Gegenbeweise erbringt: Es ist Sommer und bestimmte Aktivitäten gehören einfach dazu. Fahrrad fahren durch die wunderschöne Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns, Schwimmen in der Ostsee und vielleicht auch am Strand oder im Park joggen – das Grillwürstchen „abtrainieren”. Was liegt da näher, als fürs Erste 1,1 Kilometer genau durch den alten Strom zu schwimmen? Dann aus dem Wasser sprinten, sich die Badesachen herunterreißen, auf ein Fahrrad schwingen und 40 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gemütlichen 40 km/h über die Dörfer fahren. Und schließlich, zum Ausklingen sozusagen, 10 Kilometer laufen. Klingt das nicht nach einem perfekten Sommernachmittag? Danach kann man bedenkenlos 10 Würstchen verputzen. So verlockend es klingen mag, ich würde nach ungefähr 100 Metern Schwimmen außer Puste sein. Aber für 233 Sportbegeisterte waren am Samstag diese Aktivitäten in dieser Reihenfolge und Schnelligkeit genau das Richtige. Nun schon zum 28. Mal fand der Rostocker Triathlon in Warnemünde statt. Pünktlich um 16:30 Uhr brachten die Teilnehmer, dicht zwischen die Kais gedrängt, den Alten Strom zum „Kochen”. Zum Glück entzerrte sich das Feld recht schnell, und jeder konnte sein Bestes geben, ganz ohne bedrängt oder ausgebremst zu werden. Neu dabei war, dass dieses Mal auch Staffeln um den Sieg kämpften. Diese traten mit einem Sportler für jede Disziplin an. Und nicht nur das war besonders am Teilnehmerfeld. Es hatten sich auch einige echte „Promis” unter die Aktiven gemischt. Michael Raelert, Europa- und Weltmeister im Triathlon und sein Bruder Andreas, der sich auf den „Iron Man” auf Hawaii vorbereitet, starteten ebenso wie Britta Kamrau, Welt- und Europameisterin im Langstreckenschwimmen. Letztere trat allerdings „nur” im Schwimmen als Teil einer Staffel an. Das Wetter spielte zum Glück mit und bescherte Wolken aber keinen Regen und so waren die Bedingungen gut. Als sich das Feld auseinanderzog und vom Schwimmen auf die Räder und schließlich auf Laufschuhe umgestiegen wurde, war schnell klar, wer vollkommen zu recht Triathlon-Weltmeister ist. Michael Raelert setzte mit 1:42:43 einen neuen Streckenrekord und unterbot den letztjährigen Sieger gleich um mehrere Minuten. Ihm folgten mit 11 und 13 Minuten Abstand seine Vereinskollegen vom TC Fiko Christian Nitschke und Thomas Winkelmann. Danach versicherte der Rostocker, der gern im Barnstorfer Wald oder bei Sildemow laufen geht, dass die Unterstützung der Freunde und Bekannten sowie natürlich der Fans und Zuschauer einen großen Teil zu seinem Sieg beigetragen hat. Sie sorgten für „familiäre Atmosphäre unter professionellen Bedingungen”, wie der zufriedene Gewinner es ausdrückte. Nun heißt es: trainieren für die nächste Weltmeisterschaft im November in Clearwater, USA. Britta Kamrau siegte zwar wie zu erwarten beim Schwimmen, für den Sieg bei den Staffeln hat es für ihr Team, „Toyota Plath Women” aber leider nicht gereicht. Diesen sicherte sich das Team von „Little John Bikes” vor dem Team „Toyota Plath Men” und dem „TC Blau Weiss Rostock”. Die Bedingungen im Strom waren teilweise schwierig, was sich von außen gar nicht so vermuten ließ. So sorgte die Welle der einlaufenden MS Europa dafür, dass die Schwimmer kurz das Gefühl hatten, stillzustehen. Gelobt wurden die Organisation und die Wettkampfrichter, so zum Beispiel vom Team des Sportclubs Charlottenburg aus Berlin, bestehend aus Isabelle, Pawel, Christoph und Mariana Silva. Isabelle schaffte es sogar auf den zweiten Platz bei den Frauen. Die gelobte Organisation selbst, genauer gesagt die Chefin des Organisationsteams Katrin Steinhagen, teilte die positive Einschätzung. „Bis auf Kleinigkeiten war es perfekt”, sagte sie, die nun zum dritten Mal 120 Helfer koordiniert. Dass sich dieser Triathlon in eine Reihe großartiger Vorgänger einordnet, bestätigte auch Peter, genannt „Szadder”. Der 65-jährige hat als einziger Sportler an jedem der 28 Rostocker Triathlons teilgenommen und will dies auch im nächsten Jahr fortsetzen. Da ist er mit Sicherheit nicht der einzige und bei der tollen Atmosphäre wäre es nicht verwunderlich, wenn sich die Starterzahl nächstes Mal noch einmal erhöht, so wie auch dieses Jahr 80 Sportler mehr teilnahmen als 2009.
22. August 2010 | Weiterlesen
4. Lichtklangnacht 2010 im IGA-Park Rostock
Der Mond hatte heute Nacht Konkurrenz bekommen. Zahlreiche bunte Scheinwerfer sorgten für zauberhafte Lichteffekte im IGA-Park. In der 4. Lichtklangnacht wurden aber nicht nur die Augen aufs Angenehmste angeregt, sondern auch den Ohren boten sich viele wohlige Lauschanlässe. Mehr als 40 Akteure verwandelten den weitläufigen Park an der Warnow in „eine Welt der Illusionen und Narreteien“. Und wer darf bei so einem Motto natürlich nicht fehlen? Richtig: Till Eulenspiegel, der wohl bekannteste Narr im ganzen Land. Ihm wurde die Nacht gewidmet und er selbst (in der Verkörperung des Artisten Arne Feuerschlund) ließ es sich nicht nehmen, die Besucher des IGA-Parks mit seinen Gaukeleien zu unterhalten. Viele Geschichten gibt es zu erzählen über Till Eulenspiegel, der durch mittelalterliche Städte zog und den Menschen durch seine Streiche einen Spiegel vorhielt. Einige dieser Streiche wurden von den Lesewürmern, den diesjährigen Gewinnern des Vorlesewettbewerbs der Rostocker Grundschulen, gemeinsam mit Schauspielern des Volkstheaters gelesen und aufgenommen. Während der 4. Lichtklangnacht waren diese Narrengeschichten dann an verschiedenen Orten im Park aus bunt illuminierten „Sprechenden Bäumen“ zu hören. Bizarre Spiegelleien faszinierten auch im Rhododendrenhain, wo sich die Besucher durch ein offenes Kabinett aus drei Meter hohen Spiegelwänden bewegten.. „Das ist ja wie in einer Wunderkammer!“, rief Emily, die heute ausnahmsweise einmal länger aufbleiben durfte. Putzmunter durchstreifte sie mit ihrer Familie die verschlungenen Pfade des IGA-Parks, die bei Nacht viel geheimnisvoller anmuteten und der Fantasie freien Lauf ließen. „Einmal haben wir uns nicht weitergetraut, weil ein großer Schatten auf den Steg fiel. Wir haben gedacht, es wäre ein großes Ungeheuer, dabei war es nur ein Baum, der so komisch angeleuchtet war“, erzählte die Elfjährige aufgeregt. Verantwortlich für diese „komische“ Lichtgestaltung auf dem weitläufigen Parkgelände war Holger Klede. Der Beleuchtungsmeister verstand es auf beeindruckende Weise, durch Lichtinstallationen mit verschiedensten Farben und Formen die Pflanzen, Bauwerke und technischen Ausstellungsstücke effektvoll in Szene zu setzen. Besonders reizvoll erschienen die Reflektionen auf den Wasserflächen. Ob im Kiesweiher, im Chinesischen Garten oder an der Warnow –überall entstanden verträumte Spiegelleien. Ergänzt wurden diese durch artistische Feuershows und Feuerinstallationen am Warnowufer, die immer wieder bei den Zuschauern Staunen hervorriefen. Aber es ging nicht nur beschaulich und idyllisch zu. Schließlich trieb der gewitzte Schelm Till Eulenspiegel sein Unwesen bei der Lichtklangnacht. Weitere Komödianten wie der Kabarettist Axel Pätz, Clown Stäx und die Musik-Kasperettisten „Zärtlichkeit mit Freunden“ erheiterten das Publikum ebenfalls mit ihren humorvollen Darbietungen. Für den passenden Soundtrack der Lichtklangnacht sorgten verschiedene Musiker unterschiedlichster Couleur.. Eher ruhig und romantisch klang die Musik von Thomas Braun und Hannes Pistor, die sich mit Ruderboot, Geige und Gitarre auf den Kiesweiher begeben hatten. Kraftvoll und energiegeladen erschallten hingegen die Trommeln und Blechblasinstrumente von Beat’n’Blow. Eine neunköpfige Band aus Berlin, die die Lichtklangnacht nicht nur eröffnete, sondern gegen Mitternacht auf der IGA-Parkbühne auch ausklingen ließ.
22. August 2010 | Weiterlesen
Kultur aus dem Hut 2010
Wem beim Eis essen in der Rostocker Innenstadt plötzlich von einem laufenden Kontrabass auf die Schulter geklopft wurde, der musste zumindest am Freitag und heute keine Angst haben, verrückt geworden zu sein. Denn in diesem Fall wurde man gerade zu einem Teil des beliebten Rostocker Kleinkunstfestivals „Kultur aus dem Hut“, das wie in den vergangenen Jahren während des Kunsthandwerkermarktes für besondere Unterhaltung sorgte. „Er ist ein bisschen ungezogen“, kommentierte Robert Pawlik schulterzuckend das Verhalten seines Kontrabasses „Basso“ und bahnte sich weiter seinen Weg durch das Getümmel. Auch wenn ihre offizielle Vorstellung zu diesem Zeitpunkt bereits zu Ende war, machte sich das deutsch-schweizerische Duo „Basso Doble“ einen Spaß daraus, in der Fußgängerzone weiterhin ein wenig für Aufsehen zu sorgen. Wobei der Kontrabass nicht immer das tat, was sein Herrchen von ihm verlangte. Sechs verschiedene internationale Künstler traten im Rahmen des Festivals auf dem Universitätsplatz auf und konnten gestern und heute das Publikum mit ihren Showeinlagen begeistern. Die Vorstellungen dauerten jeweils eine halbe Stunde und es wurde durchgängig Programm geboten – von mittags bis abends. Da wäre beispielsweise die Künstlergruppe „Irrwisch“, die mit ihrem Stelzentheater mal begleitet von einer rollenden Discobar die 70er zurückbrachte, mal im Anzug als „Wegenstreits Gäste“ für ein wenig Chaos sorgte. Der niederländische Puppenkünstler Steven L. Groenen spielte dagegen „Francois Blanc“, einen französischen Künstler, der stets bemüht war, Passanten als Modelle für seine Werke zu gewinnen. Das „Wall Streettheater“ versuchte dagegen dem Publikum ein wenig die englische Kultur näher zu bringen. Herr Schultze und Herr Schröder präsentierten dabei eine Mischung aus Comedy und Artistik, die in dieser Form einzigartig sein dürfte. Egal ob „English Breakfast“ oder „Chinese Handstand“, das Duo präsentierte sich wie englische Gentleman, auch wenn bereits der „Handshake“ zur Begrüßung nicht reibungslos verlaufen wollte. Ein ganz anderes Schauspiel dagegen bot El Diabolero, der, wie der Name bereits erahnen lässt, Tricks und Kunststücke mit seinen Diabolos zeigte. El Diabolero, der eigentlich Abraham Thill heißt, führte in seiner Show beeindruckende Tricks mit zwei Diabolos auf einer Schnur vor, sowie Würfe mit bis zu 35 Metern Höhe, was ungefähr doppelt so hoch ist, wie die umliegenden Häuserfassaden. Besonderen Wert legte er während seiner Aufführung auch auf die Interaktion mit dem Publikum, dass er mit seinem Humor stets mit einbezieht. Einbezogen, wenn auch auf ganz andere Art und Weise, wurde das Publikum auch durch den Auftritt des Theater Mowetz als Herr „Blahatsch“. Bei der Figur des „Blahatsch“ handelt es sich um einen wenig attraktiven Mann mit schwarzem Anzug, dicker Brille und schiefen Zähnen. Unterwegs ist er auf Rollschuhen und einem motorisierten Einrad, seiner sogenannten „Maschin“. Berührungsängste kennt Blahatsch nicht und so kann jeder Anwesende vom Würstchenverkäufer bis zum arglosen Passanten Teil seiner Show werden. Ein wenig erinnert er dabei an Mr. Bean. Insbesondere Radfahrer versuchte er inständig dazu zu bewegen, es ihm gleich zu tun und eine Runde auf der Bühne mit ihm zu drehen. Wer sich darauf einließ, wurde auch entsprechend belohnt – z.B. mit einer Lauchzwiebel. Letztendlich wird es dem Geschehen auf der Showbühne kaum gerecht, es in Worten zu beschreiben, man muss es schon selbst gesehen haben. Wer das Vergnügen dazu hatte, der dürfte jedenfalls einen sehr kurzweiligen Nachmittag erlebt haben. Jede Vorstellung hatte ihren ganz eigenen Charme und man kann den Veranstaltern nur zur Auswahl der Künstler gratulieren und sich auf die nächste Auflage von Kultur aus dem Hut freuen.
21. August 2010 | Weiterlesen
13. Kunsthandwerkermarkt in Rostock
Nicht nur in Warnemünde gibt es in diesen Tagen einen Kunsthandwerkermarkt zu besuchen, auch Rostock hat diesbezüglich einiges zu bieten. Zwischen Universitätsplatz und Klosterhof haben sich über 60 Aussteller aus der Region, aber auch aus Berlin, Cottbus, Dresden oder Leipzig eingefunden, um ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren und natürlich auch zum Verkauf anzubieten. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Markt findet am heutigen Samstag und gestrigen Freitag bereits zum 13. Mal statt. Für zusätzliche Unterhaltung sorgt auch in diesem Jahr das beliebte Kleinkunstfestival „Kultur aus dem Hut“. Bei über 60 Austellern ist die Vielfalt entsprechend breit gefächert. Egal ob Werke aus Keramik, Glas, Holz, Textil oder auch Gold- und Silberschmuck, für jeden Liebhaber von Kunsthandwerk dürfte etwas dabei sein. Auch exotisches, wie die Raku-Keramik, eine keramische Brenntechnik aus Japan, lässt sich finden. Bei dieser Technik werden die Gefäße nach dem 2. Brand aus dem Ofen genommen und in einen Behälter mit Holz, Laub oder Stroh gegeben. Das Verfahren wirkt sich in besonderer Weise auf den Ton und die Glasurfarbe aus, außerdem kann es zu Abdrücken des Laubs oder Strohs auf den Gefäßen führen. „Man weiß nie genau, was passiert“, beschreibt Dagmar Geissler das Faszinierende an der Technik, da bereits ein Windstoß beim Öffnen des Behälters die Struktur verändern kann. Aber es werden nicht nur Kunstwerke angeboten, wer möchte kann auch selbst aktiv werden oder so manchem Künstler bei der Arbeit über die Schultern schauen. Bei Hans-Hilmar Koch können sich Kinder, aber auch interessierte Erwachsene am Buchdruck ausprobieren und Postkarten drucken oder das Bleisetzen versuchen. Schräg gegenüber bearbeitet unterdessen Udo Richter seine Klangschalen aus Aluminiumguss. Als Form für die Schalen verwendet der Metallplastiker Lampenschirme von ehemaligen Güterbahnhöfen. Auch ein kleines Experiment hatte er gestern mit dem Raku-Keramiker Jan Mauersberger in Arbeit: eine Raku-Schale mit Aluminiumglasur. Die dürfte zwar nicht klingen, dafür aber optisch etwas Besonderes sein. Die Aussteller zeigten sich am Freitag sehr zufrieden mit der Besucherresonanz. Bei strahlendem Sonnenschein durften sie sich bereits am Vormittag über regen Betrieb auf dem Universitätsplatz und im Klosterhof freuen. Für gewöhnlich werden die meisten Besucher erst am Samstag erwartet. Heike Hünniger, die schon seit Beginn des Kunsthandwerkermarktes mit Werken aus ihrer Keramikwerkstatt dabei ist, freute sich zudem über die gebotene Vielfalt des Marktes: „Dieser Markt ist genial, weil von jeder Richtung etwas dabei ist.“ Und da auch heute das Wetter bestens mitspielt, steht einem erfolgreichen zweiten Tag nichts im Wege. Wer also heute Nachmittag noch nichts vorhat, der sollte sich einmal in die Rostocker Innenstadt begeben und dem Kunsthandwerkermarkt und dem Kleinkunstfestival Kultur aus dem Hut einen Besuch abstatten. Es lohnt sich.
21. August 2010 | Weiterlesen
15. Internationale Meisterkurse an der HMT Rostock
Bevor aus einem musikalischen Talent ein erfolgreicher Künstler wird, bringt es viele Lehrjahre hinter sich. Sich auf diesem Weg an bereits Etablierten des Fachs zu orientieren, ist bestimmt keine schlechte Idee. Wenn diese sich dann auch noch die Zeit nehmen und ihr Wissen an die Nachwuchsmusiker weitergeben, umso besser. Diese Möglichkeit bietet sich in den nächsten Tagen auf dem Sommercampus in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Rostock. In Zusammenarbeit mit den Festspielen Mecklenburg Vorpommern hat die Hochschule vom 19. bis zum 27. August die „15. Internationalen Meisterkurse“ für klassische Musik organisiert. Renommierte Künstler wie Anna Tomowa-Sintow (Gesang), Konstanty Andrzej Kulka (Violine), Jonas Bylund (Posaune), Michael Höltzel (Horn und Kammermusik) und Matthias Kirschnereit (Klavier) sind nur einige der Dozenten, die im historischen Ambiente des Katharinenstifts in den nächsten Tagen konzentriert mit den Nachwuchsmusikern üben werden. 80 fortgeschrittene Musikstudenten aus 17 Nationen werden dafür ihre Sommerferien nutzen und an den Meisterkursen des Sommercampus teilnehmen. Darunter auch Jinho Moon aus Südkorea. Der 23-jährige Student der HMT freut sich schon auf den Klavier-Kurs von Matthias Kirschnereit. Am Donnerstag besuchte er schon einmal mit seiner Kommilitonin Aya Matsushita aus Japan das Eröffnungskonzert des Sommercampus‘ im Katharinensaal. Vier Solisten präsentierten hier ihr musikalisches Können. Trotz ihrer Jugend können sie schon eine lange Liste an internationalen Preisen vorweisen und haben mit bedeutenden Orchestern weltweit zusammengearbeitet. Unter der Leitung von Wojciech Rajski wurden sie von der Polnischen Kammerphilharmonie Sobot begleitet. Den Auftakt machte der Japaner Fumiaki Miura an der Geige mit dem vierten Konzert für Violine und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Verlaufe des Abends wurden die Streichinstrumente dann immer größer. Es folgte an der Bratsche Wen Xiao Zheng. Dass der Chinese sein Instrument überzeugend beherrscht, zeigte er mit Franz Anton Hoffmeisters Konzert in D-Dur für Viola und Orchester. Nach einer Pause begeisterte dann Benedict Kloeckner auf seinem Cello das Publikum. Das Pezzo Capriccioso für Violoncello und Orchester reichte den Zuhörern jedoch nicht, sodass er nicht ohne die Zugabe der Ungarischen Rhapsodie von David Popper und unter kräftigem Applaus die Bühne verlassen durfte. Zum Schluss dann das größte der vier Soloinstrumente: der Flügel. An ihm nahm die Detmolderin Annika Treutler Platz und stellte ihre gefühlvolle Interpretation von Dimitri Schostakowitschs Konzert Nr.1 für Klavier, Trompete und Streicher vor. Unterstützt wurde sie dabei an der Trompete von Gábor Boldoczki, dem Preisträger in Residence 2010 der Festspiele MV. Das Publikum hatte den musikalischen Abend hörbar genossen und bedankte sich am Ende mit ausgiebigem Beifall bei den Akteuren. Auch die beiden Musikstudenten Jinho Moon und Aya Matsushita waren vom Konzert angetan. „Sehr interessant“, meinten die beiden nach dem Eröffnungskonzert und waren besonders von der Virtuosität Benedict Kloeckners beeindruckt. Für ihren eigenen Weg als Musiker versprechen sie sich auch in den kommenden Tagen des Sommercampus noch einige Anregungen. In den Sommercampus eingebettet sind neben den öffentlichen Proben auch zahlreiche Konzerte. Darunter das Dozentenkonzert am 22. August um 17 Uhr in der Nikolaikirche und das Sommercampus-Abschlusskonzert am 27. August im Katharinensaal der HMT.
20. August 2010 | Weiterlesen
Eisbrecher „Stephan Jantzen” im Rostocker Stadthafen
Jetzt, wo die Anzahl der Traditionsschiffe im Stadthafen wieder überschaubar geworden und die Reizüberflutung der Hanse Sail vorbei ist, gibt es eine besondere Chance, einmal tiefer in maritime Themen einzusteigen. Und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen kann man natürlich jederzeit in den Eisbrecher „Stephan Jantzen” steigen und sich durch das 45 Jahre alte Schiff führen lassen. Zum anderen kann man dort auch interessanten Vorträgen lauschen und so in die Welt der Seefahrt „einsteigen”. Beides lohnt sich und bringt ganz unterschiedliche Facetten zutage. Bei einer Führung kann man erleben, wie es gewesen sein muss, auf dem größten deutschen Eisbrecher seinen Dienst zu verrichten. Das Schiff, in Leningrad gebaut, wurde 1968 in Dienst gestellt und war 37 Jahre aktiv – erst in Rostock, dann in Stralsund. 2009 wurde es unter großen Anstrengungen des eigens gegründeten gemeinnützigen Vereins „Interessengemeinschaft Eisbrecher Stephan Jantzen e. V.” zuerst nach Warnemünde und schließlich in den Stadthafen geholt. Für alle, die mal eine etwas ausgefallenere Location suchen, ein kleiner Tipp: Die Stephan Jantzen oder besser ihre Offiziersmesse kann auch für Festivitäten gemietet werden. Beim Gang durch das Schiff gelangt man früher oder später in den eindrucksvollen Maschinenraum. Drei große, jeweils 2.200 PS starke dieselelektrische Aggregate schlummern hier, die normalerweise die Propeller (zwei am Heck, einer am Bug) antreiben. Das Besondere an diesen Aggregaten ist, wie mir der technische Wachoffizier Stefan Abel erklärt, dass es sich um einen Gegenkolben-Zweitaktmotor handelt, der dank seiner vibrationsarmen Arbeitsweise auch gerne auf Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommt. Mein Fachwissen hält sich zwar in sehr, sehr überschaubaren Grenzen. Die Erläuterungen des Ingenieurs, der immer noch auf einem Gastanker zur See fährt, rufen aber lebhafte Bilder hervor, wie es gewesen sein muss, diese Maschinerie intakt zu halten. Er durfte dies schon als Lehrling und kennt daher (fast) jede Schraube der Stephan Jantzen. Wen einmal der Hunger nach maritimem Wissen und Erfahrungen gepackt hat, der sollte nicht nur solch eine Führung, sondern am besten einen der vielen Vorträge an Bord der „Stephan Jantzen” besuchen. Regelmäßig referieren Fachleute über extrem abwechslungsreiche Themen. So wurde zum Beispiel schon behandelt, ob man Möwen – gehasst und geliebt, wie sie sind – erziehen kann. Dieses Mal geht es – passend zu meiner Maschinenraumbesichtigung – um die Besonderheiten dieser Motorenart. Ganz klar etwas für Technikbegeisterte, ist der Vortragende doch Maschinenbauprofessor. Bei den Verbrauchszahlen – 180 Gramm Diesel und drei Gramm Öl pro PS und Stunde – wundert sich aber nicht nur der Fachmann, da staunt auch der Laie. Auch wenn es dieses Mal ein wenig zu technisch war, die nächsten Termine sind schon vorgemerkt: Am 9. September wird es um die Schlacht von Midway gehen und am 23. September um die DDR-Hochseefischerei. Das Besondere an diesen Vorträgen sind die Fachleute, die sie halten. Ein in Japan aufgewachsener und auch schon unter amerikanischer Flagge gefahrener Fregattenkapitän, der nun mit der deutschen Marine unterwegs ist, wird sicherlich eine interessante Perspektive auf die erste Flugzeugträgerschlacht der Geschichte bieten können. Und über Tauschgeschäfte der Marke „Fisch gegen Kokosnüsse” in Afrika und Kuba kann der ehemalige Hochseefischer Horst Seffner, der selbst 15 Jahre dort verbracht hat, sicherlich am besten berichten. Mit solch interessanten Themen werden bestimmt noch einige Gäste den Weg auf dieses Stück deutscher Seefahrtsgeschichte finden, die 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter freuen sich in jedem Fall, ihre Erfahrungen zu teilen.
19. August 2010 | Weiterlesen
„Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung“
Nach meinem Ausflug ins Mittelalter am Dienstag bin ich ja schon etwas geübt im Zeitreisen. Gestern stand gleich wieder eine an. Diesmal ging es in die 80er Jahre, genauer gesagt ins geteilte Deutschland kurz vor dem Fall der Mauer. Das Mecklenburgische Landestheater Parchim gab sich in der Halle 207 des Rostocker Volkstheaters die Ehre und führte die 80er-Jahre-Revue „Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung?“ auf. Die Regisseurin Katja Mickan bediente sich dafür einer Vorlage des Autors Dirk Böhling und ergänzte dessen Familiengeschichte noch um eine ostdeutsche Perspektive. Worum geht es? Sven Wöhlermann (Conrad Waligura) lebt mit seiner Familie in der DDR am Ende der achtziger Jahre. Heimlich hat es sich für ein Moderatoren-Casting bei einem West-Fernsehsender beworben und erhält auch tatsächlich eine Einladung daran teilzunehmen. Jetzt hat er die Chance reich und berühmt zu werden, hofft zumindest seine Mutter (Sarah Kattih). Der Vater (Romeo Riemer) bleibt hingegen skeptisch. „Beim Klassenfeind den Schlager ansagen. Das kommt überhaupt nicht in Frage“, poltertet er: „Wie willst de denn rüber kommen?“ Das ist natürlich ein entscheidendes Problem, wenn man in der DDR wohnt. Aber es gibt noch ein weiteres. Um das Casting erfolgreich zu bestehen, muss Sven umfangreiches Wissen über die westdeutsche Fernsehlandschaft nachweisen. Aber, oh weh – die Fernbedienung für den Fernseher ist verschwunden und ohne sie funktioniert das Gerät wohl nicht. Was bleibt der Familie also anderes übrig, als zu improvisieren. So wird das Wohnzimmer in ein Fernsehstudio verwandelt und alles, was die popkulturelle Medienlandschaft in den Achtzigern so fabriziert hat, durchgekaut. Dazu gehören neben beliebten Fernsehserien, Filmen und Werbejingles natürlich auch viele Pop- und Schlagerklassiker. Selbst die harten Fakten aus Politik und Gesellschaft bleiben nicht unerwähnt. Allerdings werden diese nur der Vollständigkeit halber im Eiltempo aufgezählt. Ein kurzes „Ah ja, ich erinnere mich“ vom Publikum, dann der nächste Song, denn das Stück heißt schließlich „Ich will Spaß“ und da steht natürlich alles, was gute Laune verbreitet, im Mittelpunkt. So wird also das Bild der 80er heute geprägt. Und da wir uns im Osten Deutschlands befinden, wird auch den Errungenschaften der Schlagerkultur der DDR genügend Platz eingeräumt. Wer an der grell-bunten Ästhetik der Dekade Gefallen findet und das Radio bei den besten Hits aus den Achtzigern laut statt leise dreht, für den empfiehlt sich die Revue „Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung“. Allerdings sollte man auch nicht mehr erwarten, als man ohnehin schon durch das gefühlte zwanzig Jahre anhaltende Revival der achtziger Jahre in diversen Shows der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender serviert bekommt. Wer die Programme allerdings sehen möchte und nicht kann, weil die Fernbedienung verlegt wurde, dürfte an den Vorstellungen in der Halle 207 Gefallen finden. Fast täglich können diese noch bis zum 29. August besucht werden.
19. August 2010 | Weiterlesen
Baustelle Vorpommernbrücke: Zeit zu überbrücken
Die Verkehrssituation in Rostock ist wohl für Viele derzeit eine gelungene Werbekampagne für das Radfahren und den öffentlichen Nahverkehr. Nicht nur, dass einige Straßen immer noch das Flair des vergangenen Winters versprühen, es wird auch noch an allen Ecken – oder eher doch nur an den wichtigen – gebaut. Dabei sind solche Erneuerungsmaßnahmen an sich ja etwas Begrüßenswertes. Gerade bei Brücken, die neben ihrer zugedachten Funktion auch noch gewissen Symbolcharakter besitzen. Rostock hat gleich mehrere davon, und in richtig gutem Zustand ist keine. Aber es wird, wie gesagt, daran gearbeitet und begonnen wurde nach dem langen Winter mit der Vorpommernbrücke. Heiko Tibertius vom Tief- und Hafenbauamt und Frank Bernhardt von der ausführenden Inros Lackner AG standen zum aktuellen Stand im Rathaus Rede und Antwort. Schon seit 2006 sind Sanierungsarbeiten an der Vorpommernbrücke angedacht, aber erst nach einer Hauptprüfung im Jahre 2008 mit einer eher schlechten Benotung wurden konkrete Maßnahmen eingeleitet. Man plante, die Arbeiten bis Ende 2010 abschließen zu können. Leider hat sich im Zuge erster Proben und Überprüfungen herausgestellt, dass der Sanierungsbedarf deutlich höher ist, als es die Bauunterlagen von 1986 vermuten ließen. Genauer gesagt fanden sich Diskrepanzen zwischen dem Soll-Zustand, der damals dokumentiert wurde und dem Ist-Zustand, wie bestimmte Teile gebaut wurden. Auf diese Ungereimtheiten ist auch die festgestellte deutlich höhere Schädigung der Bausubstanz zurückzuführen. So weist die Vorpommernbrücke, die eigentlich aus drei Brücken besteht, Durchfeuchtungen des Betons auf, weil Dichtungen nicht mehr funktionieren. Eine Betoninstandsetzung der beiden äußeren „Moorbrücken” genannten Brückenteile war gar nicht geplant gewesen, ist jetzt aber nötig. „Diese Schäden führten zu einem erheblich gestörten Bauablauf”, fasst Heiko Tiburtius das Geschehen zusammen. In den letzten Monaten sei ihm klar geworden, dass eine Fertigstellung in diesem Jahr undurchführbar ist. Auch die Übergänge zwischen dem Damm und der Brücke bereiten den mit der Instandsetzung beauftragten Ingenieuren der Schweriner Firma Jürgen Martens Sorgen, denn dortige Verstärkungen (Bewehrungen) des Betons sind mitunter stark korrodiert. So kommt es auch dadurch immer wieder zu Verzögerungen, wenn angesichts solcher Mängel zusätzliche Materialien bestellt werden müssen, von deren Montage ganz abgesehen. Man fragt sich natürlich, ob diese Mängel nicht schon vorher hätten festgestellt werden können. Dies hätte sich aber wegen des teilweise schweren Zugangs schwierig gestaltet, und Probebohrungen hätten auch wieder die Dichtungen beschädigt. Außerdem kann man nicht so einfach beurteilen, wo eindringendes Wasser hinläuft. Und von diesen Schwierigkeiten abgesehen, konnte die Baufirma von Anfang an aufgrund der beengten Platzverhältnisse nur mit einer begrenzten Anzahl an Bauarbeitern ans Werk gehen. Gefährlich wird es dadurch, dass immer wieder die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet wird. Alle Verzögerungen und zusätzlichen Arbeiten resultieren natürlich auch in höheren Kosten. Die 1,85 Millionen Euro, die eingeplant waren, werden um mindestens 500.000 Euro überschritten werden, erklärt der Leiter des Tief- und Hafenbauamtes auf Nachfrage. Ob noch mehr dazu kommt, lässt sich schwer abschätzen, da noch der Tiefpunkt der Brücke bevorsteht, an dem zusätzliche Schäden durch Wasser und Tausalz befürchtet werden. Angesichts dieser Mehrkosten musste die Stadt sich zunächst auf die wichtigsten Sanierungsprojekte, wie das Verkehrskreuz Warnemünde und die Schleusenbrücke, beschränken und andere hintenanstellen. Zuletzt genannte Brücke schnitt bei der Prüfung übrigens noch schlechter ab, was angesichts ihres Alters von über 100 Jahren auch nicht verwundert. Sie wird komplett neu gebaut werden. Bis die Sanierung der Vorpommernbrücke abgeschlossen ist, werden also noch einige Monate vergehen. Bis zum 8. September 2011 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Doch wenigstens im Winter, wenn die Besucher zum Weihnachtsmarkt strömen, sollen wieder zeitweise alle vier Fahrstreifen freigegeben werden, bevor im Frühjahr 2011 der letzte Bauabschnitt beginnt. Von März bis Ende Juli 2011 wird es dann wieder nur einen Fahrstreifen je Richtung geben.
19. August 2010 | Weiterlesen
Spaziergang über die Ostsee: Tagestour nach Dänemark
Wie oft habe ich schon in Warnemünde am Strand gesessen und den großen Fähren sehnsüchtig hinterher geträumt, wenn sie die Warnowmündung passierten. Ach, da müsste man mal mitfahren. Ein Kurztrip nach Skandinavien – das wär doch mal was! Aber ohne Auto? Wie soll man da zum Fährhafen kommen und wie kommt man vom Hafen zum Zielort weiter? Na klar, mit Bus oder Bahn. Das bedeutet aber, mindestens drei verschiedene Fahrpläne herauszusuchen, drei verschiedene Tickets zu kaufen (womöglich auch noch in verschiedenen Sprachen und Währungen) und ganz viel Geduld für Fahrt- und Wartezeiten aufzubringen. Viel zu kompliziert – das muss doch auch einfacher gehen. Geht es auch! Am Dienstag habe ich es ausprobiert, dank eines Aktionsangebotes, welches der Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling und sein Kollege John Brædder, Bürgermeister der dänischen Gemeinde Guldborgsund, initiiert haben. Und so habe ich mich nicht nur auf die Fahrt in ein fernes Land hinter dem Horizont begeben, sondern auch eine höchst interessante Zeitreise unternommen, die mich ins mittelalterliche Dänemark führte. Morgens um 7:40 Uhr ging es los, mit einem Stadtbus, der ohne Zwischenstopp direkt von der Bushaltestelle „Kröpeliner Tor“ zum Seehafen fuhr. Beim Fährterminal war dann ab 8:15 Uhr Zeit zum einchecken. Eine halbe Stunde hieß es warten, ehe der Terminalbus uns zur Fähre brachte, die pünktlich um 9 Uhr ablegte. Nach einer Stunde und 45 Minuten Seefahrt machte die „Kronprins Frederik“ in Gedser fest. Dort wartete schon ein Reisebus für die Weiterfahrt ins Mittelalterzentrum nach Nykøbing, welches wir gegen 11:45 Uhr erreichten. Mehr als vier Stunden hatte ich nun Zeit, ins dänische Mittelalter einzutauchen und Sundkøbing zu entdecken. Sundkøbing ist die Nachbildung einer kleinen Stadt, wie sie etwa um 1400 ausgesehen haben könnte. Häuser, Schiffe, selbst die kleinsten Details sind nach heutigem Wissen authentisch rekonstruiert worden. Es gibt keine Museumstafeln, auf denen nachzulesen ist, was man sieht. Mit allen Sinnen sollen die Besucher erleben, wie es im Alltag der Menschen im Mittelalter zuging. Und wenn doch mal eine Frage entsteht, kann sie vielleicht ein Bewohner von Sundkøbing beantworten. Allerdings kennen sie weder Autos noch Handys und glauben auch, dass die Erde flach wie ein Pfannkuchen sei. In ihrer originalgetreuen Kleidung lassen sie sich bei der Ausübung ihres Handwerkes beobachten. Sogar an den Kochstellen brutzelt Feuer, über dem warme Suppen zubereitet werden. Höhepunkt des Tages im Mittelalterzentrum ist sicherlich für viele das Ritterturnier. Hier wird gezeigt, wie sich die Edelmänner auf sportliche Weise ihre Zeit vertrieben. Auch die Demonstration der großen Schleudern und das Bogenschießen waren beliebte Anlaufpunkte bei den Besuchern von Sundkøbing. Um 16 Uhr war es dann wieder Zeit für den Weg zurück, zurück in die Zukunft, ins Rostock des Jahres 2010. Bus, Fähre, Bus – pünktlich um 19:25 Uhr war ich wieder an der Haltestelle „Kröpeliner Tor“. Für die gesamte Strecke inklusive Eintritt ins Mittelalterzentrum habe ich nur ein Ticket benötigt. Lust bekommen? Am 19., 24. und 26. August gibt es weitere Touren. Tickets sind bei Scandlines erhältlich – Kostenpunkt: 14 Euro für Erwachsene oder 39 Euro für ein Familienticket (max. 2 Erwachsene und 3 Kinder bis 11 Jahre). Dieses Aktionsangebot für Fußgänger ist ein Testlauf innerhalb eines Projektes namens Interface. Deutsche, Dänen, Schweden und Polen haben sich dafür zusammengetan, um Potentiale für Fußgängerfährpassagiere in der südlichen Ostsee zu ermitteln und attraktive Angebote zu entwickeln. Ein Schwerpunkt liegt dabei in Rostock, wo sich Stadtverwaltung, Hafen- und Entwicklungsgesellschaft, Verkehrsverbund Warnow, Scandlines und TT-Line an diesem Projekt beteiligen. Gerade in Rostock sollen noch Hemmnisse abgebaut werden, die die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrssystems behindern. Dafür will man die Fahrpläne von Bus, Fähre und Bahn besser aufeinander abstimmen und Kombitickets anbieten. Schon ab Mai nächsten Jahres ist ein Shuttlebus von der Rostocker Innenstadt zum Fährterminal im Seehafen geplant.
19. August 2010 | Weiterlesen
20 Jahre Stadtsportbund in Rostock
Rund 40.000 Rostocker sind in einem Sportverein aktiv, immerhin fast jeder fünfte Einwohner. Oftmals sind sie sich vielleicht gar nicht bewusst, dass der Stadtsportbund (SSB) als Dachverband all die Vereine maßgeblich unterstützt. Hilfe bei Rechtsfragen, Sportförderungen oder die Verbindung zum Landessportbund – all das leistet er. Und dies nun schon seit 20 Jahren. Den meisten Rostockern bekannt sind aus dieser Zeit wohl am ehesten die sportlichen Großveranstaltungen, wie der An-Bagger-Volleyballcup, der Citylauf oder Triathlon. Vertreter des Stadtsportbundes und der Stadtverwaltung eröffneten heute eine Plakatausstellung, die die Geschichte des SSB und seiner Veranstaltungen illustriert. Einige durch die Plakate beworbenen Veranstaltungen sind über die Jahre zu festen Größen in der Hansestadt geworden – ob für Vereinsmitglieder oder Gelegenheitssportler. Zum Beispiel der inzwischen dreizehnte Sporttag mit der anschließenden „Skaternight”, der am 11. September stattfinden wird. Der Stadtsportbund blickt auch abseits dieser publikumsträchtigen Veranstaltungen auf eine bewegte Geschichte zurück, wie Präsidiumsmitglied Ingo Wand zu berichten weiß. Er erinnert sich noch gut an eine Reise nach Bremen im geschichtsträchtigen Jahr 1989, nach der er wichtige Änderungen für Rostocks Sportvereine anregte. Am 28.06.1990 wurde der Stadtsportbund Rostock gegründet. Darauf folgte ein zwanzigjähriger Lernprozess, der seitdem durch eine enge Kooperation mit der Stadtverwaltung gekennzeichnet ist. Und so lässt sich heute die positive Bilanz ziehen, dass die Mitgliederzahlen stetig gestiegen sind. Natürlich wird es neben der Plakatausstellung auch eine offizielle Festveranstaltung geben – diese findet am 9. September in der Neptun-Schwimmhalle statt. Senator Georg Scholze als Vertreter des Oberbürgermeisters lobte die langjährige Zusammenarbeit zwischen Sportbund und der Stadt als gelungenes „Outsourcing-Projekt”, wie er es bezeichnete. Die Arbeit der vielen ehrenamtlich Tätigen im Stadtsportbund schätze er als „tolle Ressource für die Sportorganisation” sehr. Natürlich bestimmt die Interaktion zwischen Stadt und Sportbund auch stetiges Erbitten weiterer Mittel bei ebenso stetigen Hinweisen auf die Knappheit derselben, trotz des Unterstützungswillens. Zum Glück profitiert der SSB auch von den nicht ganz so „zugeknöpften” Kassen für die Schulen der Stadt und deren Sportanlagen. Senator Scholze bekräftigt: „Die Wunschliste der Stadt ist die gleiche!” Rostock sei schließlich eine Sportstadt. Das zeigen eben auch die 65 Plakate der Ausstellung. Vereinsberater Dr. Roland Bothe verrät mir, dass es gar nicht einfach war, diese zu erlangen. Schließlich ist es für die einzelnen Sportvereine nicht selbstverständlich, derlei Erinnerungsstücke so lange aufzubewahren. Umso schöner, dass so viele zusammengekommen sind, denn was könnte einem die Bedeutung des Sports für Rostock näher bringen als diese Plakate, mit denen der ein oder andere sicher ein tolles Wettkampferlebnis verbindet – sei es als Zuschauer oder Teilnehmer. Wenn Ihr also bei der Skaternight die einmalige Gelegenheit genießt, durch die Südstadt zu skaten, dann vergesst nicht, wer derartige Veranstaltungen nun schon seit 20 Jahren möglich macht.
18. August 2010 | Weiterlesen
Jura ist tot – es lebe Jura!
Jura ist ein auslaufender Studiengang. Für Rostocker Studenten hat diese Meldung wenig Neuigkeitswert. Lange Zeit war der Horizont dunkel, mehrmals wurde diese Studienrichtung symbolisch zu Grabe getragen, alle Initiativen schienen erfolglos zu bleiben. Juristen mit Staatsexamen werden im Land nur noch in Greifswald ausgebildet und auch der Studiengang „Öffentliches Recht“ läuft an der Universität Rostock aus. Doch man war nicht untätig an der juristischen Fakultät, suchte nach Auswegen. Und anscheinend dachte man sich: Manchmal reicht kein Ausweg, manchmal muss man neu starten. Dieser Neustart geschieht nun in Form eines neuen Bachelor-Studiengangs. „Good Governance” – das klingt nach „gutem Regieren”. Die volle Bezeichnung des neuen Bachelor-Studienganges „Wirtschaft, Gesellschaft, Recht – Good Governance” zeigt, dass mehr dahinter steckt. Auch in Wirtschaft und Gesellschaft will „gut regiert” werden. Man hat sich also Mühe gegeben, dass es „gut” klingt – offensichtlich. Aber was steckt dahinter? Jura light? Jura durch die Hintertür? Letzter Rettungsanker einer Fakultät? Oder wirklich ein neuer, gangbarer Weg zu den vielen offenen Stellen in Organisationen, Verbänden und Parteien? Klar ist nämlich auch: Es werden viel weniger Volljuristen benötigt als wirtschaftsrechtlich fitte. Ab dem Wintersemester 2010/11 können Studenten herausfinden, ob dies „ihr” Weg wird. Und jeder Abiturient hat zunächst diese Chance, denn einen Numerus clausus gibt es nicht. Schon 122 Bewerbungen sind in letzten zwei Wochen eingegangen. Was können diese „Erstis” nun also erwarten vom Rostocker „Bachelor of Laws”? Betrachtet man den Ablauf des Studiums, wird schnell klar: Interdisziplinarität wird groß geschrieben – zumindest größer als beim Staatsexamen, wo ein „Grundlagenschein” ausreichte. Philosophie, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und natürlich Grundlagen des Rechts bilden den Stoff der ersten beiden Semester. Dann folgen viele Veranstaltungen rund um die drei Säulen fast jedes juristischen Studiums: Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Ab dem 7. Semester kann dann eines von drei Spezialgebieten vertieft werden. „Unternehmen und Privatwirtschaft”, „Staat, Wirtschaft und Verwaltung” sowie „Globalisierung und Internationale Beziehungen” stehen zur Auswahl. Die eigentliche Qual der Wahl folgt allerdings erst nach dem Bachelor-Abschluss: Weitermachen und den Master-Abschluss drauflegen, beispielsweise den neuen in maritimen Wirtschaftsrecht? Lieber umschwenken zum Staatsexamen, wenn man Richter, Verteidiger, Staatsanwalt werden möchte? Oder doch gleich mit dem Abschluss eine Stelle suchen? Dass man sich an einer anderen Uni die Scheine für das Staatsexamen anrechnen lassen kann, könnte Fluch und Segen zugleich sein. Nach den ersten Semestern wird es nämlich doch sehr „juralastig”, um die Anrechenbarkeit der Scheine sicherzustellen. Auf jeden Fall hatte man diese Möglichkeiten mit dem „alten” Staatsexamen so nicht – dort merkten viele erst zu spät, dass ihnen juristisches Denken nicht liegt. Aber das sind nicht die einzigen Unterschiede: Die Herangehensweise an das Recht soll Absolventen des neuen Studienganges befähigen, das „wie” statt des „warum” zu verstehen, wie es Rektor Professor Schareck auf den Punkt bringt. Neben der bereits erwähnten Interdisziplinarität soll dazu die Fokussierung auf Bildung statt Wissensvermittlung beitragen. Das heißt, man soll mit Rechtsprechungsänderungen umgehen und Recht gestalten, nicht nur anwenden können. Im Idealfall würden keine „Staatsdiener”, sondern souveräne „Staatsbürger” das Ergebnis sein. Das alles klingt zwar „good”, aber ob diese Versprechen eingehalten werden können, wird sich zeigen. Zumindest konnten mit dem Zweitfach-Studiengang Öffentliches Recht schon Erfahrungen im Bachelor-Bereich gesammelt werden. Die Universität Rostock ist übrigens nicht die einzige, die auf diesem Weg eine Reform der Juristenausbildung versucht. Angefangen mit der Uni Greifswald gibt es auch in anderen Städten ähnliche Ansätze, die aber teilweise andere Schwerpunkte setzen. Die Universität Rostock, so Prof. Benedict von der juristischen Fakultät, befinde sich „an der Spitze derer, die 150-jährige Reformbemühungen der Juristenausbildung umsetzen.” Damit der neue Weg nun nicht mit alten Schuhen beschritten werden muss, wird die juristische Fakultät „demnächst” in den Ulmencampus umziehen. Dort sind die Arbeiten an neuen Sälen in vollem Gange, sodass es hoffentlich keine Platzprobleme gibt, wenn die „neuen” Juristen hier ihre Vorlesungen besuchen.
17. August 2010 | Weiterlesen
Rostocker Strandfecht-Meisterschaften 2010
Der Sommer lockt bekanntlich viele Sonnenhungrige nach draußen an den Strand. Auch die Hallensportler verlassen bei gutem Wetter gern ihre vertrauten Trainingsorte und finden im Sand und am Wasser eine willkommene Abwechslung. Am populärsten dürfte wohl Beachvolleyball sein. Aber auch Handball- und Basketballspieler trifft man hin und wieder an Stränden an. Weniger bekannt ist vielleicht, dass es auch für das Sportfechten eine Strandvariante gibt, die hier in Rostock vor elf Jahren entwickelt wurde. Am Wochenende reisten nun Fechter aus verschiedenen Bundesländern an, um an den Rostocker-Strandfecht-Meisterschaften 2010 teilzunehmen. Ausgetragen wurde das zweitägige Turnier bereits zum vierten Mal, allerdings nicht am Ostseestrand in Warnemünde, sondern im weißen Sand an der Warnow im IGA-Park. Hier fanden die Sportler einen freien Termin und eine gute Stromversorgung für die elektronische Trefferanzeige der Sportausrüstung vor. In allen drei Waffengattungen wollten sich die Kampfsportler ursprünglich messen. Doch das schlechte Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, sodass am Samstag die Disziplinen Florett und Säbel abgesagt wurden. Am Sonntag wurden dann schließlich die Degenkämpfe ausgefochten. 15 Sportfechter traten sowohl im Einzel, als auch in Mannschaften (zwei gegen zwei) gegeneinander an. Normalerweise bleiben bei Turnieren die Damen und Herren unter sich. Da sich aber wetterbedingt die Teilnehmerzahl kurzfristig so stark verringert hatte, entschlossen sich die Organisatoren die Duelle zu mischen. Auch sonst gibt es zwischen dem Fechten in der Halle und am Strand einige Unterschiede. Der augenscheinlichste ist natürlich der Fechtboden. „Der Sand ist noch mal etwas anderes, da er dem Sportler eine höhere Kondition abverlangt“, meinte Fritz Woltersdorf von der Hochschulsportgemeinschaft der Universität Rostock (HSG), die das Turnier mit dem PSV organisiert. Unterschiedlich ist auch die Größe des Feldes. Das Gefecht am Strand findet in einem Quadrat von acht Metern statt, was den Sportlern mehr Bewegungsfreiheit bietet als die 14 Meter lange Fechtbahn. Dafür ist die Trefferfläche auf oberhalb der Gürtellinie beschränkt. Wie das Ganze nun konkret aussieht, konnten die Besucher des IGA-Parks am Warnowstrand beobachten. Den Höhepunkt des Turniers bildete am Sonntagnachmittag das Einzelfinale, welches zwischen Steve Glinka aus Oranienburg und Gerald Hinz aus Elmshorn ausgefochten wurde. Da in unmittelbarer Nähe Kinder mit ihren Familien eine Piratenparty feierten, wurde das finale Gefecht auch passenderweise auf dem Festplatz ausgetragen. Schließlich hatte das Fechten in der Geschichte der Piraterie schon immer eine entscheidende Rolle gespielt und so warteten zahlreiche Zuschauer gespannt auf die beiden Finalisten. Als diese schließlich in ihrer eleganten weißen Schutzkleidung die Strandarena betraten, begrüßten sie traditionsgemäß den Gegner, die Zuschauer und den Schiedsrichter. Der Kampf konnte beginnen. Tänzelnde und schnelle Bewegungen der Athleten wechselten sich dabei ab, wodurch ihnen schon in kürzester Zeit die ersten Treffer gelangen, die durch das Piepen des Meldesystems hörbar wurden. Nur einmal blieb es nach einer offensichtlichen Berührung still. Da sich daraufhin ein Fechter seinem Gegner mit dem Rücken zuwandte, gab es dafür auch gleich eine Verwarnung vom Kampfrichter. „Denn das ist gefährlich. Er könnte rücklings erstochen werden“, erläuterte er den kleinen und großen Zuschauern die Regeln des Sportfechtens. Schließlich konnte Gerald Hinz den Kampf für sich entscheiden und besiegte den 20-jährigen Steve Glinka mit 10:5 Treffern. „Ich war wohl etwas dynamischer“, versuchte der 45-Jährige seine Überlegenheit im Finale zu erklären. Als elfjähriger hatte er mit dem Fechten begonnen. An einem Strandfechtturnier nahm er aber zum ersten Mal teil. Vielleicht ist er im nächsten Jahr wieder dabei und möglicherweise findet es dann ja bei schönstem Strandwetter an der Ostsee in Warnemünde statt. Bis dahin: En garde!
16. August 2010 | Weiterlesen