Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

16. Beachhandballtage 2010 am Strand von Warnemünde
Gluthitze in Warnemünde. Bei über 33° Celsius war am vergangenen Wochenende selbst der Sand brennend heiß. Doch was ein echter Beachhandballer ist, der lässt sich davon nicht abschrecken. Bei Temperaturen, bei denen viele Menschen nicht einmal freiwillig einen Fuß vor die Tür setzen würden, kämpften die Spieler am Warnemünder Strand in der prallen Mittagssonne um Punkte auf dem Platz. Nicht einmal für das Fußballspiel zwischen Deutschland und Argentinien wurde das Turnier unterbrochen, was allerdings dazu führte, das ganze 19 Partien ausfielen, da sich etliche Mannschaften zum Public Viewing verkrümelt hatten. Davon abgesehen verlief aber alles reibungslos. Zum 16. Mal fand das Turnier in diesem Jahr nun schon statt. Was vor 16 Jahren mit zehn Mannschaften begann, ist inzwischen auf ein Großereignis mit 63 Teams aus ganz Deutschland und acht Spielfeldern angewachsen. Zählt man das Nachwuchsturnier NDR-Junior-Cup mit, kommt man auf stolze 682 Teilnehmer. Zahlen, über die sich die Organisatoren vom Kreishandballbund Rostock sicher gefreut haben. Das Turnier im Rahmen der Warnemünder Woche setzte außerdem den Schlusspunkt der AOK-MV Ostsee Beach Tour. Der Tourauftakt war Ende Mai in Prerow erfolgt, zwei weitere Turniere mit bis zu 32 Mannschaften folgten in Binz und Boltenhagen, ehe es am Wochenende zum Höhepunkt der Tour in Warnemünde kam. Gespielt wurde zunächst in acht Gruppen mit je vier Mannschaften. Die Gruppensieger erreichten die Zwischenrunde, die sich aus zwei Gruppen mit erneut vier Teams zusammensetzte. Die ersten beiden Mannschaften erreichten dann die Finalrunden, in denen es im K.o.-System weiterging. Die Spiele dauerten zweimal zehn Minuten, wobei jede Halbzeit einzeln gewertet wurde, bei Unentschieden folgte ein Penalty-Werfen. Aus bis zu zehn Spielern setzten sich die einzelnen Teams zusammen, von denen je drei Feldspieler und der Torwart gleichzeitig auf dem Platz waren. Dabei lohnte es sich besonders, den Torwart im Angriff mit einzubinden, da vom Torhüter erzielte Tore doppelt gewertet wurden. Bei den Herren kam es am Ende von zwei langen Wettkampftagen zum Finale zwischen dem SVK Nordhessen und den Sandballern. Den Hessen schienen die anstrengenden Spiele und die lange Anreise nichts ausgemacht zu haben und so konnten sie beide Halbzeiten für sich entscheiden und klar mit 2:0 gewinnen. Bei den Damen standen sich der Rostocker Beachclub und die Spitfires in einem sehr engen Finale gegenüber. Die erste Halbzeit konnte der Rostocker Beachclub knapp mit 14:13 für sich entscheiden, doch in der zweiten Halbzeit drehte das Team der Spitfires auf und gewann mit 14:5. Das Spiel musste also im Penalty-Werfen entschieden werden. Dabei zeigten die Spielerinnen vom Rostocker Beachclub Nerven und mussten sich schließlich mit 2:3 geschlagen geben. Auf dem dritten Platz folgte bei den Herren die Mannschaft DDD und bei den Damen die Handgranaten. Letztere durften sich neben ihrem dritten Platz auch über den Gesamtsieg der AOK-MV Ostsee Beach Tour freuen. Das Beachteam-Rostock sicherte sich trotz eines enttäuschenden elften Platzes in Warnemünde den Gesamtsieg bei den Herren. Beim NDR-Junior-Cup konnten sich die Jungen des Baltic Beach Team und die Mädchen des SV Eintracht Rostock durchsetzen. Mit den Beachhandballtagen in Warnemünde wurde die Saison 2009/2010 mit einem echten Highlight beendet. Viele der Teams freuen sich mit Sicherheit schon auf die nächste Saison und die 17. Beachhandballtage – 2011 dann auch ganz ohne konkurrierende Fußball-WM.
5. Juli 2010 | Weiterlesen
Sepultura live im MAU-Club - Europa-Tour 2010
Höhepunkt der ganzen Woche, nein des ganzen Monats, und damit Pflichtprogramm war gestern Abend das groß angekündigte und herbeigesehnte Konzert von Sepultura. Dass die weltweit bekannte Metal-Band aus Brasilien gleich zu Beginn ihrer Europa-Tour auch einen Abstecher in unser beschauliches Hansestädtchen macht, lässt sich für Laien wohl mit dem Besuch der Queen oder Madonna vergleichen. Kein Wunder also, dass sich schon vor Einlass ein beachtlicher Teil der Rostocker Metal-Szene vor dem MAU-Club und am Stadthafen zusammengefunden hatte. Verglichen mit den Ticketpreisen weniger berühmter Bands mit weniger weiter Anfahrt war der Eintritt für das Konzert der Brasilianer fast schon ein Schnäppchen. Trotz großem Andrang im Außenbereich füllte sich das Innere des Clubs jedoch zunächst nur langsam. Grund dafür könnte sein, dass die Fans sich erstmal eine Stunde lang an Bar und Merchandising-Stand beschäftigen mussten, bevor überhaupt die Rostocker Support-Band mit ihrem Aufwärm-Programm begann. Nach etwa einer halben Stunde war den zuströmenden Massen genug eingeheizt und der Umbau auf der Bühne begann. Eine weitere halbe Stunde verging, bis Sepultura live und leibhaftig tatsächlich endlich auf der Bühne standen. Nun sind Sepultura (port.: Grab) keine gewöhnliche Metal-Band, sondern gelten vielmehr als das Paradebeispiel des intelligenten Thrash Metal. So wurde auf den vergangenen Platten „Roots“ das Schicksal der Xavante-Indianer an der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien behandelt und auf „Dante XXI“ ein Werk des italienischen Dichters und Philosophen Dante Aligherie umgesetzt. Ihr neuestes Werk „A-Lex“ ist eine Neuinterpretation von Anthony Burgess‘ Buch „A Clockwork Orange“, dessen Verfilmung zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt. Neben der Thematisierung des im Film fehlenden vierten Kapitels wird in dem Stück „Ludwig Van“ Beethovens 9. Symphonie mit Unterstützung eines klassischen Orchesters aufgegriffen und in den gewohnten kraftstrotzenden Sound eingebracht. Zwischen den Songs ließ Sänger Derrick Green uns an seinen spärlichen Deutschkenntnissen teilhaben, konnte mit diesen aber sogar seine Begeisterung für den grandiosen WM-Sieg unserer Mannschaft gegen Argentinien zum Ausdruck bringen. Rostock war die dritte Station der im Juli begonnenen großen Europa-Tour zu Ehren des neuen Album „A-Lex“. Nach dem Start in Frankreich gibt es vier Konzerte in Deutschland, so am 06.07. in Hamburg und am 07.07. in Flensburg. Noch bis Ende August sind Sepultura durchgängig auf Tournee quer durch Europa.
5. Juli 2010 | Weiterlesen
23. Waschzuberrennen 2010 in Warnemünde
Samstagnachmittag: Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Argentinien! Da stimmt doch etwas nicht, wird sich der eine oder andere jetzt sicherlich denken, nach dem 4:0 Triumph der deutschen Nationalmannschaft gestern in Südafrika. Denn natürlich gab es bei besagtem Fußballspiel kein Elfmeterschießen. Dafür aber beim 23. Waschzuberrennen in Warnemünde, das am Samstag zum Auftakt der Warnemünder Woche stattfand. Passend zur Fußball-Weltmeisterschaft wurde es dort als Programmpunkt eingebaut. Bereits zum 23. Mal wurde der traditionsreiche Wettbewerb in diesem Jahr ausgetragen, zum dritten Mal dabei auch der Rostocker Pilsener Cup. Veranstalter des Rennens ist der Faschingsclub der IHS „die Macher“ e.V., die den Wettbewerb auch 1986 ins Leben riefen. Mit Waschzubern im eigentlichen Sinne haben die „Zuber“ der Teilnehmer allerdings nicht mehr viel zu tun. Nachdem es in den letzten Jahren sogar mehrstöckige Bauwerke, wie z.B. einen Borg Würfel aus Star Trek, gegeben hatte, die allerdings nicht besonders seetüchtig waren, wurde die Größe in diesem Jahr begrenzt. Die Crews befassen sich teilweise ein ganzes Jahr lang mit der Konzeption der Zuber, wie die Bierpiraten verrieten, die in diesem Jahr zum zweiten Mal dabei waren. Allerdings räumten sie ein, dass sie mit der eigentlichen Konstruktion ihres „Bierzubers“ erst etwa vier Wochen vor dem Rennen begonnen haben. Trotz oder vielleicht gerade wegen des vielen Bieres wurde der Zuber aber noch rechtzeitig fertiggestellt. Zehn Teams aus Rostock und Warnemünde, sowie Merseburg und Berlin nahmen an dem Spektakel teil. Jede Mannschaft präsentierte einen Zuber zu einem anderen Thema, so stellte der Zuber der Luftpiraten einen Airbus A3 dar, während sich „das nicht genannte Verkehrsunternehmen“ dem Thema „Himmel und Hölle“ widmete. Bevor das eigentliche Rennen begann, mussten die Mannschaften aber zum Qualifying antreten. Dabei ging es darum, in einem echten Waschzuber möglichst schnell bzw. überhaupt ins Ziel zu kommen. Nachdem dann auch Neptun mit seinem Gefolge eingetroffen war, konnte das Rennen beginnen. Dieses wurde in drei Teilen ausgetragen, da auf dem Alten Strom nicht genügend Platz für alle zehn Zuber auf einmal gewesen wäre. Die 50 Meter lange Strecke legten die Poppbären aus Berlin am schnellsten zurück. Sie benötigten nur 55 Sekunden, um ins Ziel zu gelangen, eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass ihr Zuber unterwegs erheblichen Schaden genommen hatte. Mit nur einer Sekunde Rückstand erreichte „Worms Reloaded“ vom Reaktor Merseburg das Ziel. Trotz revolutionärem Antrieb reichte es für den Zauber-Zuber des LT-Clubs mit einer Zeit von 3 Minuten nur für den letzten Platz. Zwischen den verschiedenen Wettbewerben gab es auch Showeinlagen von einigen Teams zu bewundern. Das Team Pablo Neruda präsentierte z.B. auf ihrem Zuber Aloha von Hawaii eine Elvis Imitation inklusive hawaiianischer Blumenmädchen als Tänzerinnen. Die Poppbären dagegen traten auf ihrem Zuber, der einen amerikanischen Polizeiwagen darstellte, als Blues Brothers auf und das sogar trotz des demolierten Hecks ihres Zubers. Das Team des nicht genannten Verkehrsunternehmens musste derweil auf seine Showeinlage verzichten, da ihr Zuber gekentert war, was Moderator DJ Tetzi mit einem lapidaren „der Papst ist mit seinem Zuber abgesoffen“ kommentierte. Der Zuber konnte zwar wieder auf Kurs gebracht werden, für die Show war der Schaden dann aber doch zu groß. Im Anschluss kam es zu besagtem Elfmeterschießen. Jedes Team bekam drei Bälle mit an Bord, für jeden Treffer sollte es zehn Punkte geben. Man kann von Glück sagen, dass die deutsche Nationalmannschaft am späteren Nachmittag treffsicherer agierte als die Zuberkapitäne. Gerade einmal drei Treffer gelangen den zehn Teams insgesamt – auf das leere Tor wohlgemerkt. Zum Abschluss mussten die Besatzungen noch schwimmen gehen und möglichst viele Quietscheenten einsammeln, die zuvor ins Wasser gegeben wurden. Aus den Punktzahlen aller Wettbewerbe wurde schließlich der Gesamtsieger ermittelt. Diesen sicherte sich die Mannschaft „Pablo Neruda“, die vor den „Poppbären“ und „die Macher“ den ersten Platz belegten. Nach Ende der Veranstaltung und dem Public Viewing ging die Party am Abend im Studentenclub „Sumpf“ bis in die Morgenstunden weiter. Die eine oder andere Crew wird sich dabei möglicherweise schon Gedanken gemacht haben, wie ihr Zuber für das 24. Waschzuberrennen im nächsten Jahr aussehen könnte.
4. Juli 2010 | Weiterlesen
Fußball und Kinderlesefest im Peter-Weiss-Haus
Jetzt komm ich doch nicht drum herum, über Fußball zu schreiben. Seit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wurde auf fast jeder Veranstaltung, die ich besuchte, irgendwie darauf Bezug genommen und wenn es auch nur im Nebensatz war. Bisher habe ich tapfer das Thema vermieden. Am Samstag nun, nur wenige Stunden vor dem Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien, war ich auf dem Kinderlesefest im Peter-Weiss-Haus. Unter dem Motto „Mit dem Fußball um die Welt“ stand dieses ganz im Zeichen der WM. Als ich mich dem Peter-Weiss-Haus näherte, fiel mir sofort die Stille auf, die für ein Kinderfest doch recht ungewöhnlich ist. Na, vielleicht haben sich die Kids bei den heißen Temperaturen ins kühle Haus zurückgezogen und lauschen schon gespannt einer Geschichte, dachte ich mir. Als ich jedoch in die Räume schaute, herrschte dort gähnende Leere. Nur Bjarne Richter hatte sich einen Ball geschnappt und zielte auf eine Torwand. In seiner Freizeit spielt er gern Fußball und ja, lesen mag er auch. Aber eigentlich seien er und seine Schwester wegen ihres Vaters zum Kinderlesefest gekommen, erzählt er. Sein Vater, Peter Richter, ist Sportreporter und wurde eingeladen, um sich den Fragen rund um den Fußball zu stellen und Anekdoten zu erzählen. Doch leider fehlten die Zuhörer. Plötzlich rief jemand auf dem Flur: „Das erste Kind ist da!“ Schnell wurden noch ein paar Erwachsene zusammengetrommelt, damit Eva Weiss ihre Musikgeschichten erzählen konnte. Die Musikerin Eva Weiss kommt aus Hannover und hat sich vor allem auf ältere Musik aus der Zeit der Renaissance und des Barocks spezialisiert. Vor einigen Jahren hat sie ihre Liebe für das Geschichten-Erzählen entdeckt und tritt seitdem für Kinder in Schulen und Bibliotheken auf. Immer mit dabei hat sie ein buntes Sammelsurium an ungewöhnlichen Instrumenten. Eines ist die Viola da Gamba, im Deutschen auch Gambe oder Kniegeige genannt. Mit diesem historischen Streichinstrument spielt sie nicht nur 400 Jahre alte Musik, sondern verleiht auch den Figuren in ihren Geschichten und der Handlung selbst damit einen lebendigen Charakter. Dem Rostocker Publikum stellte sie auf diese Weise musikalisch einen Esel, einen traurigen Hund, eine Katze, die „sehr leise klingen muss“ und einen Hahn, der sich aufplustert vor. Ja, „die Bremer Stadtmusikanten“ standen auf dem heutigen Programm. Angereichert wurde der Vortrag durch die Klänge unter anderem von Waldteufeln, Flexaton und Psalter. Alle Instrumente konnten vom Publikum im Anschluss ausgiebig begutachtet und ausprobiert werden. Und was hatte das Grimmsche Märchen nun mit Fußball zu tun? Na ist doch klar: Ohne den Teamgeist, den die Mannschaft im Kampf gegen die Räuber bewiesen hat, würden die vier Freunde nicht bis an ihr Lebensende friedlich im Haus leben können. Und hätte die deutsche Mannschaft nicht besser zusammen Fußball gespielt als die argentinische, dann hätten sie das Viertelfinale wahrscheinlich nicht gewonnen. Trotz des aktuellen Mottos, welches im Moment nahezu jeden mitzureißen scheint, kamen leider nur sehr wenige Kinder ins Peter-Weiss-Haus. „Bei dem sommerlichen Wetter zieht es wohl alle eher an den Strand“, versuchte sich Katinka Friese vom Literaturhaus Rostock die geringe Resonanz zu erklären. Gemeinsam mit dem Verein Soziale Bildung e.V. – OKJA hatte sie das Fest organisiert. Bleibt nur zu wünschen, dass es beim nächsten Mal – ohne Konkurrenz von Fußball- und Wettergott – mindestens wieder so viel Interesse gibt wie beim Lesefest vor ein paar Wochen. Wer heute nicht den Weg ins Peter-Weiss-Haus gefunden hat, der hat nämlich wirklich etwas verpasst. Alternative? Der Sonne hinterher! Das Literaturhaus zieht an den Strand und es gibt, wie beispielsweise in Prerow, eine Strandkorblesenacht in Warnemünde – hat durchaus Charme diese Idee …
4. Juli 2010 | Weiterlesen
Rekordtemperaturen - Sommer am Warnemünder Strand
Bei warmen Sommertemperaturen entblößen sich die Menschen nicht nur körperlich. Wer sich die Mühe macht, einmal einen genaueren Blick auf seine Mitmenschen zu werfen, kann schnell kleine Schwächen erkennen, die sonst im aufwändigen Zwiebellook versteckt werden. Da zeigt sich, wer sich dank Brigitte-Diät schon eine top Bikini-Figur erkämpft hat und wer noch dran arbeiten muss, wer es mit der Körperenthaarung nicht so genau nimmt und wer schnell ins Schwitzen kommt. Schon am Anfang der Woche stand fest, dass es an diesem Samstag in unseren Breitengraden um die 35°C heiß werden sollte. Außer die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, bleibt einem da nur übrig, Wasservorräte und gleich noch einen Ventilator zu kaufen oder vor der Hitze an den Strand zu fliehen. Nicht zuletzt auch wegen der Warnemünder Woche schien sich die große Masse für die zweite Lösung entschieden zu haben. Entsprechend voll war der Strandabschnitt auf Höhe des Warnemünder Leuchtturms, als ich nach dem „Niegen Ümgang“ auch mal vermeintlich kühle Meeresluft schnuppern wollte. Schnell waren da die Füße aus den Schuhen befreit, mindestens genauso schnell schienen sie daraufhin vom glühend heißen Strandsand versengt zu werden. Mit Känguru-Sprüngen und im Zickzack um die Strandmuscheln hüpfend war bald das rettende Ufer der Sandwüste erreicht. Das Zischen und Rauchen meiner geschundenen Füße im Wasser konnte ich da schon fast spüren. So vergingen gut zehn Minuten, die ich entspannt im flachen Meerwasser stand, während sich um mich herum trotz früher Tageszeit halb Rostock am Strand versammelt zu haben schien. Und die wahnsinnige Hitze machte das Leben an Land auch fast unmöglich, während die Ostsee mit angenehmen 21°C die einzig kühle Zuflucht darstellte. Das schien auch Richard (43) aus Kühlungsborn so zu sehen. Trotzdem blieb er am Ufer zurück, während die beiden Töchter das Bad in den wogenden Wellen genossen. „Einer muss ja auf die Sachen aufpassen“, gab er sich ziemlich bescheiden. „Ich hätt‘ jetzt Bock auf so ’ne Wassermelone“, schwärmte dagegen auf dem Rückweg zum Leuchtturm ein Jugendlicher vor seinem Freundeskreis. „Nee, ich hätt‘ Bock auf ne kalte Sprite“, erwiderte darauf seine Freundin. Genau das konnte ich jetzt auch gebrauchen, die ehemals kalte Fruchtschorle hatte sich in meiner Tasche nämlich in einen exotischen Früchtetee verwandelt. Zurück an der Leuchtturmbühne wurde gerade das Eröffnungsprogramm für die Warnemünder Woche anmoderiert. Peinliches Highlight dort war der Auftritt der Warnemünder Oldie-Rocker „Spill“, die wir ja schon von früheren Live-Auftritten kennen. Wer noch nicht stutzig wurde, dass die E-Gitarre gar nicht angeschlossen oder der Gesang immer perfekt abgemischt war, sollte spätestens aufmerksam geworden sein, als der Song „Hartmuts Traum“ plötzlich für etwa eine Sekunde aussetzte. Besonders absurd wurde es jedoch, als das Lied mittendrin abrupt abbrach. Die Bandmitglieder sahen sich kurz verdutzt an, suchten dann aber schnell das Weite, während hastig weiter moderiert wurde und man versuchte, die Peinlichkeit zu vertuschen. Selbst ein schlechter Live-Auftritt wäre in jedem Fall besser gewesen als Playback, auch ohne diesen grotesken Zwischenfall. Auf dem Rückweg zum Bahnhof strömten bereits weitere Menschenmassen in Richtung Strand. „Man denkt, es sind schon alle da, aber es kommen noch viel mehr“, bemerkte ein älterer Mann kopfschüttelnd. Mit vom Strandsand geschundenen Füßen und verbrannten Schultern freut man sich doch letztlich auf nichts sehnlicher als auf eine kalte Dusche und einen schattigen Liegeplatz.
3. Juli 2010 | Weiterlesen
De 9. Niege Ümgang eröffnet Warnemünder Woche
Für einen angemessenen Start in die Sommersaison wurde die Warnemünder Woche ausgerechnet heute, am wohl bislang heißesten Tag des Jahres, eröffnet. Doch kaum jemand schien sich von den angedrohten Temperaturen abschrecken zu lassen, schon am Samstagmorgen waren Gehwege und Straßen rund um den Warnemünder Leuchtturm voll von Einheimischen und Touristen. Dort war man besonders auf das Wohl der Gäste bedacht und hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, die zahlreichen Besucher mit Verpflegung, Informationen und Unterhaltung zu versorgen. Neben den üblichen Getränke- und Imbissständen war vom NDR im direkten Schatten des Leuchtturms eine große Bühne aufgebaut worden, auf der später das Eröffnungsprogramm stattfinden sollte. Das eigentliche Highlight der Eröffnung war jedoch der groß angekündigte Niege Ümgang. Schon zum neunten Mal seit 1990 fand diese traditionelle Prozedur nun statt und fand bei Zuschauern sowie Teilnehmern nach wie vor großen Anklang. Für die Parade hatten sich etwa 2.800 Teilnehmer angekündigt, die von nah und fern angereist waren und von Musikgruppen über Firmen und Geschäften bis zum Hundeverein reichten. In einem einzigen großen farbenfrohen Zug wollten die Teilnehmer gemeinsam eine Strecke von 2,5 Kilometern durch Warnemündes Altstadt zurücklegen. Schon einige Zeit vor Beginn des Nieger Ümgangs am Leuchtturm hatten sich Unmengen schaulustiger Besucher an der Ecke des 5D-Kinos „Ostsee Welten“ versammelt, so auch ich. Mit Ellenbogen und bösen Blicken wurde in den letzten verbleibenden Minuten noch schnell um die besten Plätze gekämpft, dann konnte der Umzug beginnen. Mit Stehplatz in der ersten Reihe und damit freier Sicht aufs Geschehen machte das Zuschauen gleich doppelt so viel Spaß. Angeführt wurde der Ümgang von dem Spielmannszug Neuseddin, der mit leuchtenden Uniformen und Marschmusik einen schönen Anfang bildete. Gefolgt wurde den Musikern von einigen Reitern in traditionellen Kostümen. Vom Pony bis zum edlen Warmblut war in der Reitergruppe alles vertreten – ein toller Anblick, für den es bei mehr Platz an dieser Stelle noch viele weitere schöne Fotos gegeben hätte :-/ Genauso warm wie den Reitern muss auch den Rostock Griffins, dem einheimischen American Football Team, gewesen sein. Auf der Suche nach neuen Mitspielern oder Fans wurden dabei zielstrebig Flyer unter den Zuschauern verteilt, mich eingeschlossen. Ob ich etwa aussehe wie deren typische Zielgruppe? Andere Parade-Teilnehmer machten da noch etwas offensiver Werbung zum eigenen Zweck. So verteilte die Rostocker Brauerei großzügig vom Wagen aus Freibier, natürlich sehr zur Freude der umstehenden Zuschauer. Neptun mit seinem Gefolge hatte es offensichtlich darauf angelegt, beim Publikum einen besonders bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Während der Meeresgott sich darauf beschränkte lächelnd zu winken, gingen seine Nixen mit den Zuschauern der ersten Reihe auf Tuchfühlung und verschönerten deren Haare mit buntem Haarlack. Da dieser scheinbar auf hellem Haar besonders gut wirkte, muss ich wohl kaum erwähnen, dass auch ich mit meiner Spitzenposition nicht davon verschont blieb. Nach gefühlten zehn Minuten und damit viel zu schnell waren alle 2.800 Teilnehmer an uns vorbei marschiert. Beim späteren Eröffnungsprogramm wurden viele der Gruppen aber noch einmal einzeln vorgestellt, sodass man die aufwändigen Kostüme in Ruhe aus der Nähe betrachten konnte. Ein gelungener Auftakt für eine hoffentlich erfolg- und ereignisreiche Woche :-)
3. Juli 2010 | Weiterlesen
Illucinations – Theaterstück der ecolea Schule Rostock
Tagträume hat wohl jeder ab und zu. Vielleicht haben sich einige sogar schon einmal erfüllt. Bei Eddie gehören sie zum Alltag. Nur sind sie nicht gerade harmlos. Denn Eddie hat die außergewöhnliche Fähigkeit, seine Gedanken real werden zu lassen. Zum Entsetzen seiner Eltern, die deshalb mit ihrem Sohn einen Arzt aufsuchen. Gestern führten Schüler des Wahlpflichtkurses „Darstellendes Spiel“ der ecolea Schule in der Bühne 602 das Stück „Illucinations“ auf. Mithilfe von Flashbacks konnte das Publikum verfolgen, in welche Abenteuer Eddie sich und seine Mitmenschen mit seiner Gabe bringt. Seine Eltern beispielsweise werden von einem Trupp Soldaten in ihrem Wohnzimmer überrascht, seine Tante tritt auf dem Jahrmarkt gegen einen Schwergewichtsboxer in den Ring und sein Vater rettet einen Bibliothekar, der sich bei der Besteigung des K2 das Bein gebrochen hat. Als der Arzt dies hört, ist er skeptisch. So ein Fall von Gruppenhalluzination ist ihm noch nie zu Ohren gekommen. Zum Beweis soll sich Eddie eine Blaskapelle vorstellen. Inspiriert wurde das Theaterstück von „Eddies Incredible Illucinations“, einer Komödie des britischen Dramatikers Alan Ayckbourn, welche er 1967 eigens für jugendliche Schauspieler geschrieben hatte. Für die Rostocker Version wurden einige Szenen gekürzt, verändert und um eigene Ideen erweitert, erzählt die Englischlehrerin Heidrun Franck. Sie war für das Einüben des sprachlichen Parts zuständig. Denn das Stück wurde auf Englisch vorgetragen. Zum besseren Verständnis für das nicht-englischsprachige Publikum gab es vorab eine Zusammenfassung auf Deutsch mit aussagekräftigen Standbildern. Bei der Inszenierung wurden die Schüler der achten Klasse von Ines Zarend unterstützt. Sie ist Lehrerin für Darstellendes Spiel und arbeitete mit dem Kurs an der schauspielerischen Darstellung der Charaktere. Von ihr erfuhr ich auch, warum die meisten der Figuren keine Schuhe trugen. „Das hängt mit dem Gang der Schüler zusammen“, erklärte sie. In ihren Turnschuhen sei der zu jugendlich und würde deshalb nicht so zur Rolle passen. Und so kommt es dann, dass der Arzt seine Patienten barfuß empfängt und die Soldaten auf Socken ins Wohnzimmer einfallen. Na, bei dem heißen Wetter und dem Bühnenteppich ist das ja auch nachvollziehbar. Für Steven Witt, den Hauptdarsteller, hat sich die Arbeit der letzten beiden Jahre jedenfalls gelohnt. Er konnte sein Englisch verbessern und auch das Sich-auf-die-Bühne-Stellen hat sein Selbstbewusstsein gestärkt, schätzt er selbst nach der Premiere ein. „Es hat alles gut geklappt“, lobt auch Heidrun Franck ihre Schüler: „Der Kurs hat richtig gut als Team zusammengearbeitet.“ Das blieb auch beim Publikum nicht unbemerkt. Viele waren von den Leistungen der Schüler beeindruckt. Auch die englische Sprache schien keine großen Probleme zu bereiten. „Das Verständnis war hervorragend. Die deutsche Einleitung hat aber auch sehr geholfen“, war von einem Zuschauer zu hören. Am Abend fand eine weitere Vorstellung statt, allerdings in anderer Besetzung.
3. Juli 2010 | Weiterlesen
Volker H. Altwasser: „Letztes Schweigen“
Nach zehn Jahren langer Arbeit war es gestern endlich soweit – Volker Harry Altwasser konnte seinen neuesten Roman „Letztes Schweigen“ der Rostocker Öffentlichkeit präsentieren und die damit einhergehende Buchpremiere mit Fans und Freunden feiern. Gleich zu Beginn der Lesung wurde deshalb für die etwa ein Dutzend Zuhörer in der anderen Buchhandlung Prosecco verteilt. Inhaber Manfred Keiper gestand zwar offen, dass sie für solche Sektempfänge eigentlich nicht gerüstet waren, doch der Anlass konnte trotzdem entsprechend gewürdigt werden. Eigentlich musste Volker Harry Altwasser mit der Buchpremiere ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen sein, denn damit war eine weitere Hürde auf der doch ziemlich steinigen Etappe der letzten Monate geschafft. Gerade war der Rostocker Autor als einer von 14 Finalisten des begehrten Ingeborg-Bachmann-Preises aus Klagenfurt zurückgekehrt. Bemerkenswert ist dabei, dass von diesen Finalisten ganze drei aus Mecklenburg-Vorpommern stammen, eine große Ehre für unser auch literarisch dünn besiedeltes Bundesland. Beim Wettbewerb in Klagenfurt hatte er allerdings nicht aus seinem neuen Buch vorgelesen, sondern bereits aus dem Manuskript des kommenden Nachfolgers „Letzte Fischer“, welcher nächstes Jahr erscheinen soll. Dieses gehört zusammen mit „Letztes Schweigen“ und seinem Vorgänger „Letzte Haut“ zu einer Trilogie, an der der Autor jeweils parallel geschrieben hat. Gestern wurde also der zweite von drei geplanten Bänden der Reihe vorgestellt. Das Buch, ein sogenannter „Abwrackroman“, erzählt die Lebensgeschichte des Jungen Robert Rösch. Dieser gilt als Außenseiter der Gesellschaft, muss ständig wechselnde Stiefväter und die mangelnde Liebe seiner eigenen Mutter ertragen und findet schließlich seinen ganz eigenen Weg aus der Misere. Die Wandlung, die dabei mit dem Jungen vorgeht, wird an seinen wechselnden Namen deutlich. Letztlich sind Robert Rösch, Volker und Jack ein und dieselbe Romanfigur. „Und wie aus Jack wieder Volker und aus Volker Robert Rösch wird, das lesen Sie lieber selbst“, schloss Volker H. Altwasser seine Buchpremiere ab. Das Highlight des Klagenfurter Buchpreises war übrigens das alljährliche Fußballspiel der Autoren gegen die Buchkritiker, welches die Autoren mit 0:3 haushoch verloren. Tja, man kommt an König Fußball eben wirklich nicht vorbei ;-)
2. Juli 2010 | Weiterlesen
LOHRO Radio feiert 5. Geburtstag
Der fünfte Geburtstag ist ja schon etwas Besonderes. Ein halbes Jahrzehnt, ein zwanzigstel Jahrhundert, 1826 Tage … – so klingt das doch schon mal recht viel. Dieses große Jubiläum stand gestern auch bei unserem Lokalradio LOHRO an. Zur Feier des Tages hatte man dazu eigens auf dem Margaretenplatz eine große Bühne mit jeder Menge schattiger Sitzgelegenheiten und Getränkestände aufgebaut. Ein fünfstündiges Bühnenprogramm sollte zudem Beteiligte und Besucher bei Laune halten. Programmbeginn war um 15:00 Uhr. Die Sonne schien gerade ihre volle Kraft freigesetzt zu haben, trotzdem ließen es sich viele Interessierte nicht nehmen, dem Spektakel beizuwohnen. Wie erwartet, gab es zunächst eine emotionale Eröffnung durch die LOHRO-Crew mit wehmütigem Blick in die Vergangenheit, aber auch optimistischen Zukunftsvisionen. Fünf Jahre lang hatte man mühsam darauf hingearbeitet, aus dem kleinen Lokalradiosender einen festen Bestandteil der Hansestadt zu machen. Begonnen hatte das Projekt ursprünglich schon 2002, als noch unter deutlich chaotischen Zuständen aus einem Proberaum nahe dem MAU-Club gesendet wurde. 2004 kam man dem Wunsch der Hansestadt nach und wandelte den Sender vorübergehend zum Hanse Sail Radio um. Erst seit 2005 gibt es ein ständiges, das heißt 24-stündiges, Sendeprogramm. Als großer Erfolg ist LOHRO dabei anzurechnen, dass der Sender in der regionalen Medienlandschaft als ernst zu nehmender Partner angesehen wird und so bereits bei Antenne MV und tv.rostock in den Mittelpunkt gerückt wurde. Nach fünf Jahren intensiver Sendezeit ist die Anfangsphase des Radiosenders auf 90,2 abgeschlossen. Jetzt heißt es, sich auf Aufbau und Verbesserung zu konzentrieren. Eine weitere Hürde für die Zukunft ist ebenfalls geschafft: Die Sendelizenz wurde um weitere zehn Jahre, also bis zum 31.12.2020, verlängert. Und wie könnte das Jubiläum eines Radiosenders passender gefeiert werden als mit Musik? Den Auftakt direkt nach der Eröffnungsrede machten die Jungs vom Trio Matjazz, die auf Kontrabass, E-Violine und E-Gitarre entspannte Jazz-Stücke spielten, die zum Verweilen einluden. Fortgesetzt wurde das Programm bis zum Abend mit „Ahoi!“ vom Volkstheater, einer Trommelgruppe, Arne Feuerschlund vom Zirkus Fantasia und der Band Johnny Rules. Wir wünschen LOHRO weiterhin viel Erfolg für die kommenden zehn Jahre!
2. Juli 2010 | Weiterlesen
Beethoven auf dem Broadway
In der diesjährigen Sommerfestivalsaison „Broadway in Rostock“ des Volkstheaters präsentiert die Norddeutsche Philharmonie alle fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens. Passend zum Festivalnamen wird die Konzertreihe, die auf drei Konzertabende aufgeteilt ist, unter dem Titel „Beethoven am Broadway“ zusammengefasst. „Beethoven und Broadway – wie passt denn das zusammen?“, fragt sich jetzt vielleicht der ein oder andere. Um Einblick in diese Verbindung zu erhalten, besuchte ich das erste „Gala-Broadway-Konzert“ in der Halle 207 auf dem ehemaligen Gelände der Neptunwerft, die für das Sommerfestival den Namen „MS Broadway“ erhielt. Geleitet wurde die Norddeutsche Philharmonie Rostock von dem Generalmusikdirektor und Chefdirigenten Niklas Willén. Auf dem Programm stand das Klavierkonzert Nr.1 C-Dur op.15 und Nr.2 D-Dur op.19. Das erste Klavierkonzert wurde von der japanischen Pianistin Aya Matsushita vorgetragen, das zweite präsentierte Ji-Hwon Kim, der in Seoul geboren wurde. Beide Solisten studieren derzeit an der Hochschule für Musik und Theater Rostock und sind bereits Gewinner zahlreicher internationaler Klavierwettbewerbe. Eingerahmt wurden die beiden Beethoven-Konzerte von zwei Johann Strauß Walzer: „Wein, Weib und Gesang“ op.33 und dem „Kaiserwalzer“ op.437. Deshalb stand der erste Teil von Beethoven am Broadway“ auch unter dem Motto „Beethoven und der Walzerkönig“. Mir war der Zusammenhang zwischen dem berühmten Komponisten der Wiener Klassik und dem New Yorker Theaterviertel mit seinen großen Musical- und Schauspielproduktionen zwar auch nach dem Konzert noch nicht so ganz klar. Aber was machte das? Die Musiker kamen mit ihrem Vortrag gut beim Publikum an. Dieses dankte es ihnen mit einem kräftigen Applaus. Wer das Gala-Broadway-Konzert „Beethoven und der Walzerkönig“ selbst erleben möchte, hat am 10. Juli noch einmal Gelegenheit dazu. Am 16. Juli feiert dann der zweite Teil „Beethoven findet Bernstein“ Premiere und am 30. Juli wird die Konzertreihe mit „Beethoven und die Neue Welt“ vervollständigt.
2. Juli 2010 | Weiterlesen
Ausstellung „Alles Neu?!“ in der Kunstschule Rostock
Ach, wie schnell geht das Schuljahr doch plötzlich zu Ende. Gerade haben wir uns noch mit Schneemassen herum gequält, jetzt müssen wir unseren täglichen Kampf mit der unerbittlichen Hitze führen und übernächste Woche fangen schon die sehnsüchtig erwarteten Sommerferien an. Dazu kommt, dass mit Beginn der Ferien auch alle davon abhängigen Kurse zu Ende gehen. Meine letzte Geigenstunde steht nächste Woche an, der Zeichenkurs an der Kunstschule hatte seinen Abschluss bereits vor zwei Wochen. Die Sommerpause und damit auch den erfolgreichen Abschluss des Kursjahres nahm die Kunstschule Rostock zum Anlass, in den Räumlichkeiten der „Frieda 23“ eine große Ausstellung aufzubauen. Unter dem Titel „Alles neu?!“ werden dort die unterschiedlichsten Werke der fleißigen Kunstschüler aller Kurse und Altersklassen gezeigt. Als Ausstellungsfläche dienen dabei nicht nur die Lehrräume der ehemaligen Schule, sondern auch sämtliche Flure und Treppenhäuser in den ersten beiden Etagen. So kommt eine Menge Platz zusammen, der optimal für die Ausstellung genutzt wurde und das vielfältige Kursangebot der Kunstschule veranschaulicht. „Alles neu!?“ steht für eine Reihe von Veränderungen, die die Kursteilnehmer ab dem neuen Schuljahr erwarten werden. Diese werden sich besonders stark im Bereich der Berufsvorbereitung zeigen, die grundsätzlichen Ziele der Kunstschule sind aber gleich geblieben: Interesse wecken, Spaß vermitteln und den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Begonnen am Haupteingang lässt sich die Ausstellung dank der Gebäudearchitektur auf verschiedenen Wegen erschließen. Wer sich gleich nach links wendet, läuft direkt auf einige meiner eigenen Bilder zu. Im natürlich beleuchteten Flur sind dort ausgewählte Werke aus Wanja Tolkos Zeichenkurs ausgestellt. Dabei ergeben vereinfachte Schädelkonstruktionen aus Pappe sowie Zeichnungen und Drucke in schwarz-weiß eine gelungene Zusammenstellung. Einen starken Kontrast zu den düsteren Anatomiestudien bilden die bunten Kinderzeichnungen auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors. Neben bunten Tierbildern lassen sich dort auch Comics und farbenfrohe Experimente mit Papier finden. An den Kinderzeichnungen vorbei führt der Gang ins Atelier des gelernten Bildhauers Michael Mohn. Dort sind die Wände mit Aktstudien geschmückt, den Raum zieren Plastiken, die anscheinend nach einem Aktmodell entstanden sind. Der Treppe nach oben folgend trifft man auf weitere Ateliers und Lehrräume. Hier gibt es handgemachte Keramik und experimentelle Fotografien zu bestaunen. Auch „traditionelle“ Malerei auf Leinwänden und weitere Werke aus den Kinderkursen sind im Obergeschoss ausgestellt. Die gesamte Ausstellung ist noch bis Ende August in der Kunstschule Rostock zu bewundern, dann wird sie den Kunstwerken der Vorstudenten weichen müssen. Morgen, am 2. Juli findet in der „Frieda 23“ das alljährliche Hoffest statt. Los geht’s um 18:00 Uhr mit Imbiss, (Live-)Musik, Public Viewing und Hofkino.
1. Juli 2010 | Weiterlesen
Grundsteinlegung für Forschungshalle der Maschinenbauer
Die Universität Rostock ist eine einzige Baustelle. Könnte man zumindest meinen, so oft, wie man Rektor Schareck in letzter Zeit mit Bauhelm statt Amtskette trifft. Gestern mal wieder in der Südstadt – ja, der Südstadt-Campus wächst. Nachdem gerade erst das neue Rechenzentrum Richtfest feierte, waren nun die Maschinenbauer an der Reihe. Mehr Forschungsflächen für die Fakultät Maschinenbau und Schiffstechnik müssen her. Aus diesem Grund soll auf dem Südstadt-Campus eine neue Forschungshalle entstehen. Gestern wurde dafür der Grundstein gelegt. Auf 600 Quadratmetern werden Laborplätze für die Lehrstühle Strömungsmaschinen, Konstruktionstechnik, Meerestechnik, Schiffstechnische Konstruktion und Fertigungstechnik eingerichtet. „Jeder Quadratmeter ist schon verplant“, gab der Rostocker Rektor Wolfgang Schareck bekannt. Er ist sich sicher, dass der Standort weiteres Publikum anziehen wird und von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt sei: „Mit den Möglichkeiten auf der anderen Seite der Erich-Schlesinger-Straße ist das Gelände besonders für wirtschaftliche Ansiedlungen attraktiv, die auf die Fakultäten angewiesen sind und nur mit ihnen gemeinsam innovative Produkte auf den Markt bekommen.“ Drei Millionen Euro wird der erste Bauabschnitt kosten. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Zukunftsinvestitionsprogramms Mecklenburg-Vorpommern und dem Konjunkturpaket II – Krise und Konjunkturpaket haben scheinbar doch ihr Gutes. Die Fertigstellung der Forschungshalle ist für 2011 vorgesehen. Geplant wurde das neue Gebäude von den Architekten Stephan H. Bastmann und Martin Zavracky. In ihrem Entwurf legten sie besonderen Wert auf die zeitgemäße Formensprache des 21. Jahrhunderts, welche in der Fassadengestaltung und baukörperlichen Struktur deutlich werden soll. Die Proportion und die Maßstäblichkeit sollen jedoch die örtliche Gegebenheit wahren und den denkmalgeschützten Charakter des Gesamtcampus unterstützen. Der Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik Professor Dr. Egon Hassel und seine Mitarbeiter freuen sich über den modernen Bau. Nicht nur die neuen praktischen Möglichkeiten, die die Forschung und Lehre verbessern, wurden von ihnen mit gelobt, sondern auch die architektonische Umsetzung des Gebäudes. Mit Blick auf die nahe gelegene Baustelle des Instituts für Informatik, wo gerade das neue Rechen- und Medienzentrum der Universität entsteht und dem erst vor wenigen Wochen gelegten Grundstein für das Hörsaalgebäude auf dem Campus in der Ulmenstraße bemerkt Mecklenburg-Vorpommerns Bauminister Volker Schlotmann: „Hier geht es richtig massiv voran. Die Universität erzeugt als Flaggschiff eine Stimmung des Aufbruchs.“ Die Entwicklung des Südstadt-Campus wird sich zukünftig noch weiter fortsetzen. Noch in diesem Jahr findet der erste Spatenstich für den Neubau der Physik statt. Auch die Errichtung eines Forschungsgebäudes für die universitäre Profillinie „Life, Light & Matter“ ist an diesem Standort geplant. Den Bauhelm sollte der Uni-Rektor da gar nicht erst zu weit weglegen.
1. Juli 2010 | Weiterlesen
4. Rostocker Konservatoriumskonzert im Volkstheater
Spannung lag in der Luft am Dienstagabend. Nach einem heißen Sommertag waren Wolken über den Himmel gezogen, ein laues Lüftchen wehte und es war schwül. Ein Gewitter gab es nicht – dafür einen kurzen Sommerregen. Aber was machte das? Ich saß trocken im Großen Haus des Volkstheaters und erwartete mit Spannung das Schuljahresabschlusskonzert des Konservatoriums. Gleich zwei Premieren waren dafür angekündigt. Klar, dass sich die Eltern und Freunde der Musikschüler dies nicht entgehen lassen wollten und ebenfalls zahlreich zur Aufführung erschienen waren. Als ich auf den Theatersaal zusteuerte, drängten sich die Gäste bereits im Foyer. Jazzmusik sorgte für eine lockere Atmosphäre. Kurz darauf sah ich auch deren Ursprung: Die Big Band des Konservatoriums stimmte die Gäste schon mal auf das Konzert ein. Es dauerte noch etwas, ehe das Publikum Platz genommen hatte und das Konzert beginnen konnte. Eröffnet wurde es durch das Junior-Streichorchester unter der Leitung von Andreas Lindner. Das Orchester präsentierte ein Konzert von Vivaldi für vier Violinen, ein Violoncello, Streicher und Cembalo. Beeindruckend, wie es den jungen Musiker gelang, ihren Streichinstrumenten die schönen Töne zu entlockten. Aber nicht nur mit Geigen und Celli erzeugten sie Klänge. Bei ihrem letzten Stück, ein Rag von Scott Joplin, kamen auch ihre Füße stampfend zum Einsatz. Zur Begrüßung richtete der Musikschuldirektor Edgar Sheridan-Braun einige Worte an das Auditorium. Besonders bedankte er sich bei den Lehrern für ihre Arbeit im zurückliegenden Schuljahr. „Ohne ihren Idealismus könnte die Qualität des Unterrichts nicht gehalten werden“, lobte er ihre Bemühungen. Dass ihr Einsatz auch Früchte trug, davon konnte sich das Publikum beim anschließenden Programmpunkt überzeugen. Clara Franz, Gewinnerin des 1. Preises im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Wertungskategorie „Violoncello solo“, trug den 1. Satz des Violoncellokonzertes von Edouard Lalo vor. Begleitet wurde sie dabei vom Jugend-Sinfonie-Orchester, welches von Edgar-Sheridan-Braun dirigiert wurde. Die Sechzehnjährige war aber nicht die Einzige des Rostocker Konservatoriums, die bei „Jugend musiziert“ teilgenommen hatte. Eine Reihe weiterer Musikschüler konnte sich im Regional-, Landes- oder Bundeswettbewerb erfolgreich behaupten. Nach der Pause dann endlich die erste Premiere. „All the King’s Men“, ein Stück von Birger Petersen, wurde uraufgeführt. Der Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Rostock hatte das Werk dem Jugend-Sinfonie-Orchester maßgeschneidert. Ein sehr modernes Stück „in der Sprache des 21. Jahrhunderts“, welches in seiner Form für viele Zuhörer doch recht ungewöhnlich war. Nicht allzu oft erlebt man, wie Musiker auf ihren Instrumenten klopfen, schlagen und schrubben. „Ich fand es ein wenig zu futuristisch“, bemerkte ein Gast nach dem Konzert. Ein anderer meinte, dass er es sehr lustig fand und dass es „angenehm anders“ sei. Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete das Aufeinandertreffen des Jugend-Sinfonie-Orchesters und der Big Band. Gemeinsam brachten sie Duke Ellingtons „Stalking Monster“ aus „Night Creature“ zu Gehör. Seinen berauschenden Abschluss fand das Konzert mit einem Medley aus bekannten Melodien der James-Bond-Filme.
30. Juni 2010 | Weiterlesen
73. Warnemünder Woche – 3. bis 11. Juli 2010
Noch ist es verhältnismäßig ruhig in Warnemünde. Das hochsommerliche Wetter hat zwar schon jetzt viele Touristen und Sonnengenießer ins Ostseebad gelockt, am Wochenende dürften es allerdings noch einige mehr werden, denn dann beginnt die 73. Warnemünder Woche. Etwa 700.000 Besucher werden im Ostseebad erwartet – für das Volksfest an Land ebenso wie zu den traditionellen Segelwettbewerben. Über 2.000 Segler aus 26 Nationen reisen an, um sich in den unterschiedlichsten Klassen auf den Regattabahnen vor Warnemünde zu messen. Für den Europa-Cup verkündet Hauptwettfahrtleiter Uli Finckh eine Spitzenbeteiligung. „300 Boote haben sich angemeldet, das ist eine Rekordquote“, gibt er bekannt und ergänzt, dass auch bei den Deutschen Meisterschaften Bootsklassen vertreten sein werden, die sich sonst nur selten einbringen. „Die Warnemünder Woche ist aber nicht nur Segelsport, sondern versteht sich auch als Volksfest“, betont Matthias Fromm, kommissarischer Leiter der Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde. Und so wurde nicht zuletzt auch durch ein hohes ehrenamtliches Engagement ein umfangreiches und vielseitiges Sport- und Unterhaltungsprogramm zusammengestellt. Los geht die Warnemünder Woche traditionell mit dem „Niegen Ümgang“, der sich am Samstag um 10 Uhr in der Seestraße in Bewegung setzen wird. Über 3.000 Teilnehmer haben sich für den 1,8 Kilometer langen bunten Umzug mit historischen Trachten bereits angekündigt, ein Rekord. Um 11:15 Uhr wird die Warnemünder Woche dann offiziell durch ihren Schirmherrn Ministerpräsident Erwin Sellering auf der Bühne am Leuchtturm eröffnet. Ein hoher Gast wird zum Nachmittag erwartet. Neptun und sein Gefolge schwimmen gegen 13 Uhr am südlichen Ende des Alten Stroms ein, um dem traditionellen Waschzuberrennen beizuwohnen. 16 Teams aus ganz Deutschland werden bei Geschwindigkeitsrennen, einem Showteil und einem Geschicklichkeitsparcours gegeneinander antreten. Wer sich sorgt, das Viertelfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu verpassen, sei beruhigt: Neptun will für ein Public Viewing sorgen. Am Strand kann man währenddessen auf zehn Courts die Beachhandballer erleben. 64 Mannschaften kämpfen bei dem größten Freiluftsandturnier Deutschlands um den NDR MV Junior Handball Cup. Wem eher nach Flanieren zumute ist, der wird an der Bummelmeile Geschmack finden. Auch hierbei kündigen die Organisatoren einen neuen Rekord an. Denn erstmalig wird sie sich vom Alten Strom über die Promenade bis zum Hotel Neptun erstrecken, so lang wie nie zuvor. Zwischendurch lohnt sich auch ein Besuch der Hauptbühne am Leuchtturm. Insgesamt 70 Gruppen mit rund 700 Einzelpersonen werden sich hier mit einem abwechslungsreichen Programm präsentieren. Auch das zweite Wochenende der Warnemünder Woche hält einige Höhepunkte für ihre Besucher bereit. So startet am 10. Juli das 15. Warnemünder Drachenbootfestival. Insgesamt 1.500 Paddlerinnen und Paddler werden die Rennen bestreiten und dabei um die Wette trommeln. Zusätzliche 10.000 Gäste werden von den vier Kreuzfahrtschiffen erwartet, die in Warnemünde und im Seehafen festmachen. Anlässlich des Vierfachanlaufs wird es am Abend eine Port-Party mit einem Höhenfeuerwerk geben. Mit der Warnemünder Woche wird der maritime Hochsommer in Rostock eingeleitet, der im August in die Hanse Sail übergeht.
30. Juni 2010 | Weiterlesen
Abenteuerliche Piratenfahrt in Warnemünde
„Och nicht schoooooon wieder“ hab bestimmt nicht nur ich heute Morgen gedacht, als ich den wolkenlosen Himmel und die knapp 30°C am Thermometer gesehen habe. Sommer mag ja wirklich schön sein, aber für alle mit ebenfalls blassem Hauttyp und bedrohlicher Neigung zum Kreislaufzusammenbruch gibt es momentan echt angenehmere Betätigungen, als sich die pralle Sonne auf den (hoffentlich weniger prallen) Bauch scheinen zu lassen. Wie gelegen kam mir da der heutige Termin in Warnemünde – eine Piratenfahrt mit dem Fischkutter! Klingt doch schon mal wahnsinnig abenteuerlich. Die Augenklappe und das Holzbein hab ich dann aber leider zu Hause liegen lassen, genauso wie meine Sonnenbrille (mal wieder). Mit dennoch unverminderter Vorfreude ging es dann heute Morgen auf in unser schönes heimatnahes Seebad. Trotz genereller Orientierungsschwierigkeiten war der leere Anlegeplatz der „Pasewalk“ dank einer kurzen Beschreibung („direkt vor Backfisch-Udo“) gut zu finden. Mehrere Familien mit kleineren Kindern erwarteten dort bereits ungeduldig die Rückkehr des Kutters. Und die ließ auch gar nicht lange auf sich warten. Nur wenige Minuten später erschien am fernen Horizont des Alten Stroms der leuchtend rote Fischkutter mit gehisster Piratenflagge – unter lautem Singen und kollektivem Rufen seiner Besatzung. „Ahoi, Ihr Landratten!“, schallte es da bis zum Ufer, was die vielen Besucher und Touristen auf der Bummelmeile nur zu noch heftigerem Winken und Fotografieren animierte. Als die „Pasewalk“ nach einer schwungvollen Wendung an ihrem Liegeplatz angelegt hatte und die frisch gebackenen Piraten wieder an Land entlassen wurden, waren wir also an der Reihe. Neben den quengelnden Kindern hatte ich am Steg sogar meine OZ-Kollegin Susi getroffen, die Fahrt konnte also lustig werden. Während sich die letzten Kinder noch von ihren Eltern überreden lassen mussten („Wir haben das doch so abgemacht!“ und „Guck mal, die andern Kinder sind auch ganz nett …“), konnten die ersten Abenteuerlustigen schon mit dem Aufnahmeritual an Bord beginnen. Zuerst gab es für jeden zur Begrüßung einen kleinen „Piratenschnaps“, der aus der Ferne noch ganz witzig aussah, sich beim Probieren aber allen Ernstes als konzentrierter Zitronensaft herausstellte. Na ja, sauer soll ja lustig machen und als hart gesottener Pirat erlebt man sicherlich auch noch Schlimmeres. Zur Aufnahme gehörte außerdem ein dekoratives Kopftuch mit Totenkopf-Muster (bei der Hitze bestimmt sehr praktisch), eine aufgemalte Narbe mitten ins unschuldige Kindergesicht und ein blauer Stempel aufs Handgelenk. Ja wozu ist der denn? Wir verlassen den Club ja nicht mal eben zur Raucherpause …? Oberpiratin Ute gab uns die Antwort: „Wenn jemand versehentlich über Bord geht, können wir ihn damit als einen von uns identifizieren. Und nur Piraten mit Stempel werden wieder aufs Schiff gelassen!“ ;-) Das sollen die Kinder ganz toll finden. Also unbedingt dran denken: Falls man die unfreiwillige Abkürzung über die Reling nimmt, bloß den entsprechenden Arm aus dem Wasser halten (nicht dass der Stempel abgeht). Nachdem also alle authentisch aussahen und startklar waren, konnte die Piratenfahrt losgehen. Als grobe Route wurden erst ein Besuch bei einem großen Kreuzfahrtschiff und anschließend die stürmische See als Ziel angegeben. Zur sinnvollen Zeitüberbrückung wurde dann erstmal ein Piratenlied einstudiert. Das war auch für die Vergesslichen unter uns nicht weiter schwer und so stand bald die ganze Besatzung an der Reling und schmetterte den verdutzten Touristen am Ufer ein lautstarkes und (wind)schiefes „Heyho Piraten kommen, rette sich, wer kann“ entgegen. Scheinbar nur wenige Augenblicke später erschien im Hafenbecken der Bug der gewaltigen pompösen „Celebrity Eclipse“, welche gerade zu Besuch in unserer Hansestadt angelegt hat. Mit einer sagenhaften Länge von 315 Metern macht dieses Kreuzfahrtschiff schon mächtig Eindruck. Damit unser niedlicher Fischkutter neben dem monströsen Kreuzliner aber nicht ganz so harmlos aussah, wurden dann auch gleich mal die scharfen Geschütze ausgefahren. Auf der Einstiegsstufe wurde eine kleine goldene Kanone aufgestellt und wer sich jetzt veräppelt vorkam, wurde sogleich eines Besseren belehrt. Der schiffsinterne Kanonier, eigens für diese Aufgabe an Bord, schüttete etwas schwarzes Pulver in die obere Öffnung der Kanone, welches sich kurz darauf mit einem lauten Knall und der Wucht eines größeren Silvesterknallers entzündete und vor der Kulisse der „Celebrity Eclipse“ entlud. Na, wenn wir damit mal keinen nachhaltigen Eindruck bei den Passagieren hinterlassen haben… Weiter ging die Fahrt aufs offene Meer, wo der Seegang schon erheblich zunahm und den Kutter ins Schwanken brachte. Währenddessen wurden an Deck allerhand Spiele und Wettkämpfe veranstaltet. Nach dem Balancieren auf der Planke und Tauziehen wurden Zettel und Stifte verteilt und gemeinsam eine Flaschenpost ins Meer geworfen. Viel zu schnell war die Piratenfahrt zu Ende. „Wir haben gar nicht alle Spiele geschafft“, meinte Oberpiratin Ute am Ende. Das lag wohl daran, dass unter der Besatzung mehr Kinder von außerhalb waren und „die gucken halt mehr“. Zum Abschluss gab es für jeden kleinen Seemann eine persönliche Urkunde. Die Haare von der Meeresluft zerzaust und mit wackligen Beinen erreichte auch ich schließlich wieder das rettende Ufer, zwar ohne waghalsige Geschichten vom Kentern und Entern, aber Seemannsgarn ist ja für alles offen ;-) Lust auf eine Piratenfahrt bekommen? Anmeldungen sind bei der Tourismuszentrale Warnemünde unter 0381/5480048 möglich.
29. Juni 2010 | Weiterlesen
Lingua Szena präsentiert „Zwischenrufe“
Ein wütend schnaubender Drache hat sich über der ganzen Bühne im Peter-Weiss-Haus ausgebreitet. Langsam nähert er sich von hinten einem ahnungslosen Angler und verleibt ihn sich genüsslich ein. Er ist nur eines von vielen menschenfeindlichen Ungeheuern, mit denen sich die Figuren des Theaterstückes „Zwischenrufe“ auseinandersetzen müssen. In anderen Szenen konnten die Zuschauer der Premiere am Montagabend miterleben, wie sich zwei Musketiere schlagen, eine Frau verzweifelt versucht, im Restaurant eine Bestellung aufzugeben oder wie eine Frau von der Polizei verfolgt wird. Immer geht es darum zu zeigen, wie Menschen wahrgenommen werden und wie sie nach Zuneigung suchen. Von der „Boshaftigkeit des Alltags, an die wir unser Leben verlieren“, will das Stück erzählen, so die Macher über ihr Theaterstück. Das alles wäre ja fürchterlich zum Weinen, wenn es nicht auch zum Lachen wäre. Immer wieder gelingt es dem Ensemble, mit lustigen Pointen für Erheiterung zu sorgen und dem Theaterstück eine optimistische Stimmung zu verleihen. Optimistisch sollen auch die Teilnehmer des Projektes „Lingua Szena“ ihr Berufsleben in die Hand nehmen. Die 20 Migrantinnen und Migranten, die ihre Wurzeln hauptsächlich in russischsprachigen Gebieten haben und nun in Rostock leben, sind auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Mit der Erarbeitung des Theaterstückes „Zwischenrufe“ erhoffen sie sich dafür neue Impulse. Um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, soll die Verbindung von theaterpädagogischen Methoden und Verfahren des Bewerbungsmanagements dazu beitragen, ihre persönlichen Fähigkeiten besser einzuschätzen und weiterzuentwickeln. „Die Kombination aus Deutsch lernen und Bewerbungsmanagement ist eine gute Methode um die Integration zu verbessern“, lobt Dr. Rubén Càrdenas, Geschäftsführer des Migrationsrates und kommissarischer Integrationsbeauftragter der Stadt Rostock das Projekt. Auch Denise Kraetsch, stellvertretende Geschäftsführerin des Hanse-Jobcenters, unterstrich die Bedeutung der Entwicklung der persönlichen Kompetenzen, die durch diesen kreativen Ansatz ermöglicht wird. Das Hanse-Jobcenter Rostock finanziert das Projekt. Umgesetzt wird es durch den Bildungsträger IBS und der Projektfabrik e.V., welche das Konzept entwickelt hat und es auch in anderen deutschen Städten leitet. Mit der Theaterpremiere endet die erste Phase des Projektes, die durch intensives wöchentliches Sprach- und Bewerbungstraining begleitet wurde. Die Erarbeitung des Stückes selbst wurde durch den Theaterpädagogen Steffen Schreier unterstützt. Gemeinsam wurden die Szenen entwickelt und das Bühnenbild, die Requisiten und Kostüme angefertigt. „Die Teilnehmer haben sich mit unterschiedlichen Vorkenntnissen in die Arbeit eingebracht. Einige haben sogar Kunst studiert, was den Bühnenbildern sehr zugute kam“, erzählt Steffen Schreier über die Zusammenarbeit der Gruppe. Viel Lob für die Arbeit erhielt das Theaterteam auch vom Publikum. „Mir gefiel das Stück sehr gut. An der Ausstattung erkennt man auch, wie viel Arbeit dahinter steckt“, bewundert Claudia Karnitz die Leistung von „Lingua Szena Rostock“. Nun gehen die Teilnehmer der Gruppe in die zweite Phase des Projektes, welche aus einem betrieblichen Praktikum besteht. Auch hierbei werden sie kontinuierlich durch eine Bewerbungsmanagerin und einer Sprachtrainerin betreut und unterstützt. Weitere Aufführungen gibt es am 29. und 30. Juli jeweils um 19:00 Uhr im Peter-Weiss-Haus
29. Juni 2010 | Weiterlesen
Tag der Architektur & Rostocker Architekturpreis
Auf die Spuren neuer kunstvoll gestalteter Bauwerke in Rostock begab ich mich am Wochenende anlässlich des Tages der Architektur. Die Gestaltung von öffentlichen Räumen hat für viele Menschen, vor allen für diejenigen, deren alltägliches Leben davon beeinflusst wird, eine hohe Bedeutung. Mitunter löst eine konkrete Bauweise heftige Debatten aus. Um einige neu entstandene Gebäude kennenzulernen, schloss ich mich am Sonntag der „Architekturradtour“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) an. 15 Radfahrer hatten sich für eine etwa 30 Kilometer lange Strecke zusammengetan, um fünf Gebäude zu besichtigen. Die erste Station war das Pressehaus der Ostsee-Zeitung. Hier wartete bereits der Architekt Carsten Nielsen. Er war für die Modernisierung zuständig und arbeitet in dem Büro, welches bereits Ende der 1950er Jahre das Haus geplant hatte. „Der Verkehrslärm, der Wärmeschutz, der Sonnenschutz für einen blendfreien Arbeitsplatz – das sind alles Probleme, die über die Jahre neu dazugekommen sind und irgendwann dazu führten, dass man gesagt hat: Hier können wir nicht mehr angemessen arbeiten. Hier muss jetzt was getan werden“, erklärte der Architekt den Schritt zur Sanierung. Mit dem Umbau sollten aber nicht nur die Arbeitsbedingungen verbessert, sondern auch ein Imagewechsel vollzogen werden. Mit dem neu gestalteten Gebäude möchte sich die Ostsee-Zeitung zukünftig offener und transparenter repräsentieren. Die nächste Station war ein neu errichtetes Einfamilienhaus in der Östlichen Altstadt. Das schmale Stadthaus, das eine Lücke in der Brauergasse schließt, ging aus dem Architektenwettbewerb „Neues Wohnen in der Innenstadt“ als Sieger hervor. Hier hatten die Besucher die Gelegenheit, auch das Innere des Hauses zu besichtigen. Über vier Etagen erstreckte sich der Wohnraum für die junge Familie, die am Tag der Architektur Einblicke in ihr privates Umfeld gewährte. Trotz des beschränkten Platzes wirkt es durch die offene Bauweise sehr großzügig, dank Oberlichtern und einer großzügigen Fenstergestaltung gibt es in jedem der Räume Tageslicht. Im Anschluss stand die Besichtigung des Neubaus der „Kinderkunstakademie“ des Instituts Lernen & Leben e.V. in Rostock-Kassebohm auf dem Tourenplan. Auf gut 4.600 qm ist hier eine Ganztagsgrundschule mit angeschlossener Kindertagesstätte entstanden. Neben Werkstatt, Lehrküche, Bibliothek und Sporthalle steht den Kindern hier auch eine Sauna zur Verfügung. Weiter ging es nach Roggentin, wo der Erweiterungsbau der Druckerei Aidant auf dem Programm stand. Durch die Druckerei führte der Architekt Claus Sesselmann. Er machte auf die besonderen Anforderungen hinsichtlich der Materialwahl und Konstruktion aufmerksam und erläuterte das Energiekonzept. Die letzte Station der Radtour war die Kabelübergabestation in Markgrafenheide. Hier erfolgt die Verbindung des von Dänemark ankommenden Hochspannungsseekabels mit dem europäischen Stromverbundnetz. Wegen der Höhe des Wasserspiegels war ein oberirdisches Gebäude erforderlich. „Und das musste irgendwie gestaltet werden“, so der Architekt Christian Blauel, als er die Besucher auf die Baustelle führte. Anstatt einfach nur einen simplen Quader in die Landschaft zu setzen, entschloss sich sein Team, dem Thema „Verbindung“ (zweier Stromkabel, Energiekonzerne, Länder) auch durch die äußere Gestaltung eine Form zu verleihen. Entstanden sind zwei Baukörper, die ineinandergreifen und sich farblich und in der Materialität voneinander absetzten. Auf der Landseite der weiße Beton, auf der Seeseite der metallische Körper, der für Skandinavien steht. Bei der Kabelübergabestation endete die Architekturradtour. Diese befand sich übrigens auch unter den zehn Objekten, die für den Rostocker Architekturpreis nominiert waren, der am Vorabend überreicht wurde. Gewonnen hat ihn Andreas Webersinke für die Sanierung der Urnengemeinschaftsanlage auf dem Neuen Friedhof in Rostock. Der Jury-Vorsitzende Professor Gerd Jäger würdigte den Preisträger und lobte die "gelungene Auseinandersetzung mit der Funktion dieses Ortes." Die Urnenanlage stammt aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und gilt als Musterbeispiel geometrischer Sachlichkeit des so genannten „Neuen Bauens“. Zu den vorhandenen baulichen Strukturen wie Treppen und Mauern aus Formklinkern fügte Andreas Webersinke neue Gestaltungselemente in zeitgemäßer Formensprache hinzu. Rückblickend auf dieses Projekt äußerte sich der Landschaftsarchitekt zufrieden: "Das ist eine schöne Arbeit gewesen, weil dieser Friedhof ja an sich eine schöne Anlage ist." Mit dem Rostocker Architekturpreis werden jährlich herausragende Beispiele gelungener Architektur ausgezeichnet. Auf diese Weise soll die Diskussion in der breiten Öffentlichkeit, aber auch in Fachkreisen über qualitätsvolle Architektur angeregt und die Baukultur gefördert werden.
28. Juni 2010 | Weiterlesen
40 Jahre Frauenfußball in Rostock
Nicht nur in Südafrika wird dieser Tage Fußball gespielt, auch Rostocks Fußballerinnen zeigen ihr Können im Jubiläumsjahr. Gerade einmal 40 Jahre ist es her, dass der Deutsche Fußball Bund im Oktober 1970 das Frauenfußballverbot aufhob. In der ehemaligen DDR wurden zu diesem Zeitpunkt bereits seit zehn Jahren Pokal- und Meisterschaftswettbewerbe ausgetragen. In Rostock hielt der Frauenfußball dann ebenfalls im Jahre 1970 Einzug. Es war das Jahr, als die Frauenfußball-Abteilung der BSG Post Rostock gegründet wurde, die 1990 sowohl den letzten DDR Pokal, als auch die letzte DDR-Meisterschaft gewinnen konnte. „Ich denke, dass sich der Frauenfußball immer mehr entwickelt hat“ sagt Sabrina Utes, 2. Vorsitzende des SV Hafen Rostock, 40 Jahre später. Seit 21 Jahren spielt Utes bereits Fußball, seit 2005 beim Verbandsligisten SV Hafen Rostock (Platz 2 in der abgelaufenen Saison), wo sie auch die D-Juniorinnen trainiert. „Wir erhoffen uns mehr Zulauf“, ergänzt sie mit Blick auf die Frauenfußball-WM in Deutschland im nächsten Jahr. Neben dem SV Hafen Rostock spielt derzeit auch eine zweite Rostocker Mannschaft, der Rostocker FC, in der Verbandsliga (Platz 3 in der abgelaufenen Saison), der höchsten Spielklasse in Mecklenburg-Vorpommern. Diese beiden Mannschaften sowie das Kreisligateam vom PSV Rostock, eine Stadtauswahl ehemaliger Rostocker Spielerinnen und ein Bundesliga-Oldies-Team mit Spielerinnen aus der Erstligamannschaft des PSV Rostock Mitte der 90er Jahre sind heute Nachmittag in einem Turnier gegeneinander angetreten, um das Jubiläum gebührend zu feiern. Jede der fünf Mannschaften trat einmal gegeneinander an. Gespielt wurde jeweils 15 Minuten mit sechs Feldspielern und Torwart pro Team. Als Turniersieger setzte sich am Ende das Team der Bundesliga-Oldies durch, die zeigten, dass sie in der Zwischenzeit nichts verlernt haben. Gleich zwei Mal bogen sie sogar einen 0:2-Rückstand noch zu einem 3:2 Sieg um. Eine so erfahrene Mannschaft bringt eben so leicht nichts aus der Ruhe. Mit insgesamt drei Siegen und nur einem Unentschieden gegen den Rostocker FC siegten sie am Ende souverän vor dem SV Hafen Rostock. Den dritten Platz belegte der Rostocker FC. Das Duell der beiden Rivalen aus der Verbandsliga, das zu einem Endspiel um Platz zwei wurde, konnte an diesem Nachmittag der SV Hafen Rostock mit 3:0 für sich entscheiden. Am Ende des Turniers wurde außerdem Manfred Draheim für seine über 30-jährige Trainertätigkeit im Frauenfußball in Rostock geehrt. Draheim hat durch sein Engagement die Entwicklung des Frauenfußballs in Mecklenburg-Vorpommern geprägt und wird sich natürlich auch in Zukunft weiter engagieren. Das Turnier fand in dieser Form das erste Mal statt und war bereits seit Weihnachten in Planung. Neben dem Kräftemessen auf dem Platz ging es den Veranstaltern auch darum, den Frauenfußball der Stadt zusammenzuführen. Die Mannschaften sollten die Möglichkeit haben, sich auch neben dem Platz kennenzulernen. Aus diesem Grund ist auch bereits eine Wiederauflage für nächstes Jahr geplant. Weiteren 40 Jahren Frauenfußball in Rostock steht jedenfalls nichts im Wege.
26. Juni 2010 | Weiterlesen
Bundesweiter Aktionstag „Kollege Hund“
Immer am letzten Donnerstag im Juni findet er statt – der bundesweite Aktionstag „Kollege Hund“. In diesem Jahr feierte er bereits seine dritte Auflage. Er soll Hundebesitzern die Möglichkeit bieten, ihren vierbeinigen Liebling für einen Tag mit an den Arbeitsplatz zu bringen. Was mich dieser Tag angeht? Ich habe ja gar keinen Hund, dachte ich, als mich am Donnerstag mein Chef während eines Außeneinsatzes ins Büro zitierte. Als ich den Raum betrat, war alles klar. Er hatte es doch bisher tatsächlich unterlassen, mir meinen „Kollegen aus dem Lektorat“ vorzustellen. Jetzt lief Billy, so sein Name, neugierig auf mich zu, um mich zu beschnuppern. „Jööö – was für ein süßer Hund!“ Sein Charme war unwiderstehlich. Ich musste ihn einfach streicheln und knuddeln. Aber wir waren ja nicht zum Spielen hier. Die Arbeit rief. „Na, dann zeig mal Billy, was du alles so drauf hast.“ Wir schauten uns gegenseitig prüfend in die Augen: „Und du sollst mir also mit der Rechtschreibung auf die Sprünge helfen und meinen Schreibstil etwas aufhübschen? Hmm, kennst du denn zum Beispiel den Unterschied zwischen „Hafen“ und „Harfen“? Oder weißt du überhaupt, in welcher Reihenfolge die Satzzeichen bei der wörtlichen Rede gestellt werden?“ Das testeten wir gleich mal aus und setzten uns gemeinsam an den Computer. Ja, eine gewisse Affinität zum Arbeitsgerät war eindeutig zu erkennen. Rasant fanden die Pfoten zu den Tasten. Ein wenig zu stürmisch für unseren Chef, dem gleich etwas bange wurde. Aber da musste er durch. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Die eigentliche Wirkungsstätte von Billy befindet sich allerdings üblicherweise auf dem Teppich. Von hier aus kann er das Treiben seiner Kollegen gut überwachen. „Na, hast du auch alles gut geschrieben?“ schaute er mich fragend an. Ich las lieber noch mal drüber. Und tatsächlich hatte ich noch den einen oder anderen Tippfehler übersehen. „Wie gut, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, Billy.“ Gelassen legte er wieder seinen Kopf auf die Vorderpfoten und döste vor sich hin. Plötzlich ertönte ein kurzes, hohes „Wuff“. „Was ist denn das für ein Mädchengebell?“, dachte ich. Aber es reichte völlig aus um meine Aufmerksamkeit zu wecken, denn meinem Kollegen war langweilig geworden. Es war Zeit für ein kleines Spiel zwischendurch. Na gut, eine nette Ablenkung konnte auch ich durchaus vertragen. Danach ging es wieder frisch an die Arbeit. Eine weitere wichtige Eigenschaft, die Billy in seine Arbeit einbringt, ist die hohe Wachsamkeit gegenüber sich nähernden Nachbarn oder diebischen Möwen. Gleich an unserem ersten gemeinsamen Arbeitstag demonstrierte er mir eindrücklich, wie er Störenfriede mit grimmigem Bellen vertrieb. Ich war beruhigt. Also doch ein echter Hund. Schließlich war es Zeit, die Post aus dem Briefkasten zu holen. „An Peter Pan“ stand auf einem Umschlag. „Für wen der wohl ist?“, fragte ich mich. Ich wurde aber schnell aufgeklärt. Peter Pan ist der eigentliche Name meines vierbeinigen Kollegen. Ist ja schließlich ein Rassehund, dessen Namen sich streng nach den Regeln der Wurfreihenfolge richtet. Später ist daraus eben „Billy“ geworden. Wer da allerdings was von Billy wollte, blieb sein Postgeheimnis. Vermutlich wird es aber bloß Hundekekswerbung gewesen sein. Hunde sind gut für das allgemeine Betriebsklima, sagen wissenschaftliche Studien. Da scheint durchaus etwas dran zu sein …
26. Juni 2010 | Weiterlesen
Rostock tanzt
Julie ist schon ganz hibbelig. Sie hat gleich einen großen Auftritt. Neben der Bühne auf dem Universitätsplatz wartet sie schon ungeduldig. Aber noch sind die „großen Perlen“ dran. So werden die älteren Mädchen der Tanzgruppe „Perlen aus Groß Klein“ genannt. Sie haben sich in Cowboy-Outfits geschmissen und hüpfen jetzt energiegeladen auf der Bühne. „Schöne Grüße aus Amerika – nein, es ist kein Line Dance“, kündigt der Moderator die Tänzerinnen an. Julie zupft noch an ihrem Kostüm herum. Über ihrem dunkelblauen Ballett-Trikot trägt sie ein pinkfarbenes Top und einen Rock. Die Verzierungen deuten schon daraufhin: einen indischen Tanz wird sie zeigen. Es ist eine Spezialität der „Perlen aus Groß Klein“, Tänze aus der ganzen Welt zu präsentieren. Sie selbst sind international besetzt. Viele von ihnen haben ausländische Wurzeln. Gegründet wurde das Kinderensemble von den Schwestern Natalia und Marina Heinz. Die Lehrerinnen sind vor einigen Jahren von der Wolga nach Rostock gezogen und haben hier ihre Leidenschaft fürs Tanzen mit einem Integrationsprojekt verknüpft. Recht erfolgreich übrigens. Mittlerweile kommen etwa 60 Mädchen von drei bis 15 Jahren zu den wöchentlichen Übungsstunden. Aber nicht nur Mädchen steht das Angebot offen. „Wir brauchen auch Jungs“, sagt eine Mutter, während sie den Mädchen beim Ankleiden der selbst genähten Kostüme hilft. Als das Lied ausklingt, kommt kurz Hektik auf. Die Großen beenden unter Applaus ihren Auftritt. Gemeinsam mit Lisa, Lisa-Marie, Marie, Sophie und Sania besteigt die sechsjährige Julie die Bühne. Seit drei Monaten ist sie bei den „Perlen“ dabei. „Ihr macht das großen Spaß“, erzählt ihre Mutter Ann Hahn, „sie tanzt den ganzen Tag.“ Aber nicht nur Julie hat die Leidenschaft zum Tanzen gepackt. Viele Rostocker Tanzbegeisterte aller Altersgruppen haben sich einer Tanzgruppe oder einem Tanzverein angeschlossen. Einen Einblick in deren Vielfalt vermittelt das Programm von „Rostock tanzt“, welches noch bis heute um 18:30 Uhr auf dem Universitätsplatz in der Rostocker Innenstadt zu erleben ist. Klassische Standardtänze, Folklore, Modern Dance, Stepptanz oder Hip-Hop – für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Dem Publikum gefällt es jedenfalls. Einige lassen sich sogar zum Mittanzen bewegen.
26. Juni 2010 | Weiterlesen
Historischer Stadtrundgang zum 792. Geburtstag
Gestern, am 24. Juni, feierte Rostock den 792. Geburtstag. In den letzten fast achthundert Jahren hat sich die Hansestadt natürlich stark gewandelt. Einige Bauwerke prägen aber schon seit einigen hundert Jahren das Stadtbild. Acht von ihnen wurden bei einem Rundgang anlässlich des Stadtjubiläums genauer unter die Lupe genommen. Ausgangspunkt war die Marienkirche. Etwa 200 Zuhörer hatten auf den Kirchenbänken Platz genommen und lauschten den eröffnenden Worten von Oberbürgermeister Roland Methling. Der blickte schon mal in die Zukunft auf den 800. Stadtgeburtstag der Hansestadt. „2018 wollen wir etwas Ordentliches und Kräftiges auf die Beine stellen“, wagte er einen Ausblick und wies auf die ausgeglichen Haushalte hin, die wieder einen größeren Gestaltungsfreiraum ermöglichen würden. So hat er sich unter anderem vorgenommen, „gemeinsam in der ersten Reihe des neuen Volkstheaters zu sitzen.“ Aha, 200 Plätze soll die erste Reihe des neuen Theaterbaus also haben. Das wäre wirklich ein ehrgeiziger Plan. Aber man soll ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Was man aber durchaus bei den anderen Vorträgen tun konnte. Acht Referenten hatten sich auf Vorträge zu ausgewählten Stationen auf dem Rundgang durch die Rostocker Innenstand vorbereitet. Den Auftakt machte Pastor Jeremias Tilmann. Er gab einen Einblick in die Geschichte der Rostocker Gemeinde während der Zeit des Nationalsozialismus und suchte nach Gründen für den Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder während der DDR-Zeit. Für eine musikalische Auflockerung sorgten anschließend die Mitglieder des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack – Rostocker 7“. Mit niederdeutschen Liedern und Gedichten brachten sie das Publikum im Rostocker Rathaus zum singen, schunkeln und klatschen. Auf der Kröpeliner Straße stellte Frank Sadowksi die abwechslungsreiche Entwicklung des Rostocker Hofes vor. Es wurde 1888 als Hotel eröffnet. Zwischendurch wurde es als Kommandantur der Roten Armee, SED-Kreisleitung und Universitätsbibliothek genutzt und ist heute ein modernes Einkaufszentrum. Weiter ging es dann zum Universitätshauptgebäude und der Universitätskirche, wo Doreen Brandt Interessantes über die Rolle der Universität Rostock als geistiges Zentrum Nordeuropas zu berichten wusste. Im Klostergarten erwartete die Teilnehmer ein Vortrag von Dr. Steffen Stuth. Mit seinem Wissen über das frühere Zisterzienserinnenkloster und seine Gärten konnte er das Publikum begeistern. „Seine Vortragsweise ist so lebendig. Er bringt keine Zahlen durcheinander. Ich könnte ihm stundenlang zuhören“, lobte eine Zuhörerin den Referenten. Entlang der Stadtmauer führte der Weg im Anschluss zur Heubastion. Von dort hatte man einen wunderschönen Blick über die Wallanlagen und konnte den Ausführungen über die Entwicklung der Rostocker Verteidigungsanlagen folgen, die bis ins 20. Jahrhundert militärisch genutzt wurden. 1979 wurden die Wallanlagen unter Denkmalschutz gestellt. Heute kümmert sich das Amt für Stadtgrün darum, dass der historische Charakter der Anlagen, die inzwischen zu einer grünen Oase inmitten der Stadt avanciert sind, erhalten bleibt. Sein Leiter Dr. Stefan Neubauer betonte, dass ursprünglich auf den Wallanlagen ausschließlich Rasen wuchs. Wegen der besseren Übersicht wurden sie bewusst kurz gehalten. Um der denkmalpflegerischen Zielstellung gerecht zu werden und das historische Ensemble für die heutige Generation erlebbar zu machen, müssten die Wallanlagen eigentlich gehölzfrei gemacht werden. Als er das sagte, war er sich durchaus im Klaren, dass nicht alle Rostocker das so sehen, und deutet an, dass er sich bei einigen den Ruf eines Motorkettenfanatikers erworben hat. Dennoch ist er davon überzeugt, dass „um den Charakter des Denkmals zu erhalten, kein Weg am Holzen in regelmäßigen Abständen vorbeiführt.“ Die letzte Station bestritt schließlich Gerd Hosch am Kröpeliner Tor. Sein Thema war die die Geschichte der Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Nach mehr als drei Stunden endete der Stadtrundgang hier. Trotz der Anstrengung, die einige angesichts der Dauer und des warmen Sonnenwetters verspürten, waren sie doch sehr zufrieden mit dem Nachmittag. Sie lobten, wie effektiv die Zeit genutzt wurde. „Es war inhaltlich kurz, prägnant und einprägsam. Es hat uns sehr gut gefallen“, lobten zwei Teilnehmer den Rundgang. Organisiert wurde dieser auf Initiative des Rostocker Stadtführervereins, des Vereins für Rostocker Stadtgeschichte und des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack -Rostocker 7“.
25. Juni 2010 | Weiterlesen
„In 80 Tagen um die Welt“ im VTR
Eine Reise um die Welt – was der englische Gentleman Phileas Fogg in 80 Tagen schaffen will, das zeigt das Volkstheater in 75 Minuten. So wird es zumindest angekündigt. Ob beide ihren Zeitplan auch einhalten? Bei der Premiere des Theaterstücks nach der Vorlage des Jule Verne Klassikers hatte ich Gelegenheit das nachzuprüfen. 9:49 Uhr – vor dem Theater, der Halle 207 auf dem ehemaligen Gelände der Neptunwerft, hat sich bereits das Publikum bei schönstem Sommerwetter versammelt. Meist Schulklassen, die nun schön ordentlich in Reihen das Theater betreten. Schlag 10 Uhr – jetzt soll die Vorführung eigentlich losgehen. Aber es haben immer noch nicht alle Zuschauer ihre Plätze eingenommen. Der Beginn verzögert sich um zwei Minuten. Für Phileas Fogg, einem Verfechter der britischen Pünktlichkeit und mathematischen Präzision wäre diese Verspätung unverzeihlich. Bei der Einführung der Figuren erfährt das Publikum, dass wegen einer ähnlichen Ungenauigkeit sein alter Diener seine Stellung verloren hat. Nun tritt Passepartout den Dienst bei dem reichen Gentleman an und wird auch prompt in ein waghalsiges Abenteuer verwickelt. Mit den Mitgliedern des Londoner Reformclubs wettet Phileas Fogg nämlich um sein halbes Vermögen, dass es ihm gelingt, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Um 10:15 Uhr Rostocker Ortszeit beginnt der Wettlauf gegen die Zeit mit der Abfahrt in London. Die Reise führt die beiden mit den unterschiedlichsten Transportmitteln über verschiedene Stationen in Europa, Afrika, Asien und Amerika. Einmal rund um den Globus geht es – wo sie gerade sind, zeigen Lichter auf einer Weltkarte über der Bühne. Doch der Plan gerät in Gefahr. Denn sie werden verfolgt von dem Geheimagenten Fix. Der glaubt, mit Phileas Fogg einen gesuchten Bankräuber zu verfolgen und versucht ihn festzusetzen. Ob es ihm gelingt und ob Phileas Fogg, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann, doch noch sein Herz für die indische Prinzessin Auoda öffnet, die er vom Scheiterhaufen gerettet hat – das können Interessierte noch bis zum 2. September im Sommerprogramm des Rostocker Volkstheater erleben. Das Premierenpublikum war jedenfalls von der Vorstellung angetan und spendete um 11:26 Uhr kräftigen Applaus. Es hätte allerdings noch mehr wohlverdienten Beifall für das Volkstheaterteam geben können. Einige Klassen jedoch mussten eilig die Halle 207 verlassen, um pünktlich ihren Bus zur Heimreise zu bekommen. Ja – das Volkstheater hatte überzogen und lag mit elf Minuten über der Zeit. Allerdings eine schöne Zeit fanden auch Cylina, Jil, Karen, Anni und Kiara von der Christophorusschule in Rostock. „Sehr gut“, rufen die zehnjährigen Mädchen einstimmig auf die Frage, wie es ihnen gefallen hat. Besonders beeindruckt waren sie von der rasanten Rodelfahrt, bei der Zeitraffung und Zeitlupe lustige Effekte erzeugten. „Toll“ fanden sie auch die verzaubernden Lichteffekte, die sie in fremde Welten entführten. Mit einer Abenteuergeschichte Kindern eine andere Zeit und eine andere Welt näher zu bringen, das liegt auch in der Absicht des Regisseurs Tim Heilmann. Bereits seit sieben Jahren inszeniert er Stücke für junge Theaterbesucher. „Kinder haben einen besonderen Seismografen für jeden Fehler. Sie sind sehr konzentriert. Daher ist der Rhythmus sehr wichtig“, sagt er über die Herausforderungen für dieses besondere Publikum. Bei Jule Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ war es ihm ein Anliegen, den jungen Zuschauern Werte zu vermitteln, wie das Füreinander-Einstehen und den Mut, Gefahren zu bestehen. „Ich finde es wichtig, über das Miteinander von Menschen zu erzählen“, unterstreicht der Regisseur: „Kein Mensch will doch allein durch die Welt gehen.“ Die Fassung von Tim Heilmann ist daher für alle „großen und kleinen Reiselustigen“ ab 5 Jahren gedacht. Fotos 1, 3 und 5: Dorit Gätjen, VTR
25. Juni 2010 | Weiterlesen
Neue Tourismus-Gesellschaft nimmt ihre Arbeit auf
Die Hansestadt Rostock und das Seebad Warnemünde sollen deutschlandweit und international noch bekannter werden. Dafür wurde jetzt die Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marketing (RGTM) als hundertprozentige Tochter der Rostocker Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rostock Business gegründet. Zu ihrer Aufgabe erklärt ihr Geschäftsführer Matthias Fromm: „Wir wollen Kräfte zukünftig bündeln, um die Marke Rostock langfristig im Tourismus zu profilieren.“ Ziel ist es, durch ein einheitliches und übersichtliches Auftreten, noch mehr Gäste in die Stadt zu locken und das touristische Marketing voranzubringen. Finanziert werden soll dieses Vorhaben zum großen Teil durch die Rostocker Tourismuswirtschaft selbst, auf freiwilliger Basis, wie es heißt. Geplant ist vorerst eine pauschale Marketingumlage für Unternehmen des Beherbergungsgewerbes, die nach Bettenzahl gestaffelt ist. Von 300 Euro für Vermieter mit fünf oder weniger Betten bis hin zu 8.000 Euro für Anbieter mit mehr als 300 Betten reicht die Spanne der Jahresgebühr. Auch andere Tourismusunternehmen, wie Gaststätten oder maritime Dienstleister sollen in das touristische Marketing integriert werden und es unterstützen. Die Abgabe ist freiwillig, aber „wer sich nicht beteiligen will, findet im Marketing von Rostock nicht statt“, unterstreicht Matthias Fromm. Im Gegenzug garantiert die Tourismusgesellschaft den Teilnehmern Exklusivität bei der Bewerbung. Sollte es mit der freiwilligen Abgabe nicht klappen, steht möglicherweise wieder die Fremdenverkehrsabgabe im Raum. Diese nur in Erhebungsgebieten, sprich dem Ostseebad Warnemünde, mögliche Abgabe wurde von der Bürgerschaft zwar auf Eis gelegt, Voraussetzung ist allerdings eine alternative Finanzierungsmöglichkeit des Marketings. Was genau die Gesellschaft plant, blieb bei der Vorstellung weitgehend nebulös. Für dieses Jahr ist die Übernahme des Gastgeberverzeichnisses geplant. Zusätzlich soll ein Sales-Guide für Anbieter von Gruppenpreisen aufgelegt werden. Hinzu kommen die Nutzung der Buchungsmaschine und exklusive Werbemöglichkeiten auf der Website rostock.de. Alter Wein in neuen Schläuchen soweit also. Für 2011 stehen dann erst einmal Konzepte und Strategien auf dem (geduldigen) Papier. Ein Tourismuskonzept soll Zielgruppen und deren Bedürfnisse klären, ein Marketingkonzept soll dann helfen, Rostock und Warnemünde entsprechend zu bewerben. Kampagnen, Veranstaltungen und Messeauftritte sind geplant. Die Reaktion auf die Vorstellung der geplanten Maßnahmen fiel bei den Hoteliers eher verhalten aus. Zu unpräzise seien die Maßnahmen bisher und das Thema Mitbestimmung stand auch mal wieder im Raum. Diese soll über einen Fachbeirat ermöglicht werden, der der Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marketing beratend zur Seite steht, jedoch auch von dieser berufen wird. Der Verkehrsverein ist bereit, sich an der Gesellschaft zu beteiligen. „Ziel muss es sein, mittelfristig alle einzubeziehen, die am Tourismus beteiligt sind“, so Frank Martens vom Verkehrsverein: „Es geht nicht darum mehr zu zahlen, sondern das vorhandene Geld effizienter einzusetzen.“ Wie sich Gesellschaft und Außenwirkung der Region Rostock entwickeln, wird die Zeit zeigen. Dass es bis zu konkreten Ergebnissen noch ein weiter Weg ist, der einige Überzeugungsarbeit erfordern wird, dürfte der gestrige Auftakt aber bereits gezeigt haben.
24. Juni 2010 | Weiterlesen
„Berggasse 19: Die Couch“ im Peter-Weiss-Haus
Letzte Woche bereits groß beim Kulturausschuss angekündigt, fand gestern nun endlich das heimliche Highlight der Woche statt: eine Theaterpremiere im Peter-Weiss-Haus. Mal ganz was Neues, kennen wir doch bisher fast nur Literaturveranstaltungen in diesen Räumlichkeiten. Schon bei meiner Ankunft am Peter-Weiss-Haus bekam ich fast einen Schrecken – der ganze Fußweg vor dem Eingang war mit Fahrrädern zugeparkt. Bevor ich jedoch ein schlechtes Gewissen bekommen konnte, dass ich etwa zu spät war und keinen Sitzplatz mehr abbekomme, kam auch schon die einleuchtende Erkenntnis: Der große Freigarten wurde zum Public Viewing genutzt und dank des (vermeintlich letzten) Deutschland-Spiels war der Andrang entsprechend groß. Aber wen interessiert schon Fußball, wenn er drinnen eine Theaterpremiere erleben kann? ;-) Dieses Erlebnis konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und, um es schon einmal vorwegzunehmen, es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Den Räumlichkeiten entsprechend durften die ungeduldigen Theaterbesucher auf der Treppe im Eingangsbereich des Peter-Weiss-Hauses auf den Einlass warten. Wie sich später herausstellte, war dabei schon die zufällige Wahl des Programmheftes (es standen drei Farben zur Auswahl) von entscheidender Bedeutung. Davon ahnte man an der Kasse jedoch noch nichts. Um acht Uhr begann schließlich der Einlass. Dramaturg Marc Steinbach lüftete das Geheimnis um die bunten Heftchen und erklärte den abenteuerlichen Ablauf des Stückes. Mit der Wahl des Programmheftes hatte sich das Publikum automatisch in drei Gruppen geteilt, welche jeweils einen Führer vom Volkstheater bekamen und von diesem in getrennte Säle des Peter-Weiss-Hauses eskortiert wurden. Mit der Wahl des grünen Heftes hatte ich also mein Schicksal besiegelt. Unsere kleine Gruppe wurde von Corinna Sommerhäuser, die am Volkstheater für Inszenierung und Ausstattung zuständig ist, in den wohl bekannten Möckelsaal geleitet. Die Zuschauer durften in zwei Reihen auf der rechten Längsseite des Saals Platz nehmen und gespannt auf das warten, was kommt. Als dann plötzlich ein lautes Klopfen an der Tür die Stille durchbrach, zuckte schon der eine oder andere irritiert zusammen. Aber seien wir ehrlich, was haben wir denn erwartet? Dass „Berggasse 19: Die Couch“ kein normales Theaterstück seien würde, wie wir es gewohnt sind, war doch eigentlich längst klar. Schauspielerin Eva Geiler trat in den Saal, eine große Tasche in der Hand, und ging zur gegenüberliegenden beleuchteten Sitzreihe. Über ihren Monolog erfuhren wir, dass ihre Figur bereits zwei Kinder groß gezogen hatte und nun mit 38 Jahren erneut versehentlich schwanger geworden war, was ihr ziemlich zu schaffen machte. Wer sich vorher nicht schon ausführlich über das Stück informiert hatte, erkannte das Prinzip nun während der Handlung recht schnell. Der leere Platz links neben mir, auf dem ein Notizbuch lag, stellte den Psychotherapeuten dar. Die Schauspieler, in dem Fall Eva Geiler, spielten die Patienten und erzählten in Monologen anschaulich von ihrem Leid. Nach etwa zehn Minuten war der armen Frau zwar noch nicht geholfen, die Zeit der Therapiesitzung aber abgelaufen, sodass Eva Geiler den Saal verließ. Während vom Band mit tiefer Männerstimme alte Weisheiten der Psychoanalyse vorgelesen wurden, kam plötzlich ein fetter gelber Hase zur Tür hinein (auch auf die Gefahr hin, dass meine lieben Leser mich jetzt für verrückt erklären …). Dieser setzte sich erst ungeduldig auf die gegenüberliegende Sitzreihe, kam dann herüber, drückte mir das bereits erwähnte Notizbuch in die Hand und setzte sich auf den freien Stuhl direkt zu meiner Linken. Viel Zeit, um darüber nachzudenken, gab es aber nicht, denn wenig später betrat schon der nächste Patient den Raum. Nachdem auch Hannes Florstedt und Bernd Hölscher vom Volkstheater jeweils ihre Monologe überzeugend spielten, war ein Raumwechsel angesagt. Nach kurzem Warten durften wir in den Nebenraum umziehen, in dem letzte Woche auch die Kulturausschuss-Tagung stattgefunden hatte. Nach den Theaterumbauten war dieser Raum jedoch kaum wieder zu erkennen, einzig der große seltsam-lustige Türstopper in Katzenform kam mir bekannt vor. Für weitere Monologe mussten die drei Schauspieler auch hier in neue Rollen und Kostüme schlüpfen und sich in den Räumen jeweils abwechseln. Das ganze Prozedere stelle ich mir ehrlich gesagt ziemlich schwierig vor. Während der drei Durchgänge des Raumwechsels mussten die Schauspieler je drei Monologe aufführen und zwischendurch immer wieder die Kostüme wechseln. Ein wahrhaftes Meisterstück ist es letztlich in jeder Hinsicht geworden. Nach dem Triathlon für Schauspieler und Publikum kamen alle im großen Möckelsaal zusammen, um gebührend Beifall zu spenden. Weitere Aufführungen des Stücks finden am 25., 26. und 27. Juni jeweils um 20:00 Uhr ebenfalls im Peter-Weiss-Haus statt. Vielen Dank auch an Stefanie, die diesmal die schönen Fotos für uns gemacht hat ;-)
24. Juni 2010 | Weiterlesen
„Lesewürmer“ - Vorlesewettbewerb im Waldemarhof
Lesen macht Spaß und fördert die Kreativität, das weiß schon jedes Kind, das seine Allgemeinbildung nicht bloß von der Glotze bezieht. Erst kürzlich habe auch ich meine Liebe fürs Lesen wieder entdeckt, und zwar dank eines Buches, das ich rein zufällig in der Stadtbibliothek gefunden habe und einfach ausleihen musste. So oder so ähnlich schien es auch vielen Rostocker Grundschülern zu gehen. Beim diesjährigen Vorlesewettbewerb der „Lesewürmer“ im Waldemarhof (nähe Hansa-Kino) hatte es ganz unerwartet so viele Anmeldungen gegeben, dass der Beginn der Veranstaltung um eine halbe Stunde vorgezogen werden musste. Viele stolze Eltern und Großeltern waren in den Veranstaltungsraum des Kindergartens gekommen, um ihren Nachwuchs mit kleinen Glücksbringern und gezückten Videokameras zu unterstützen. Jeweils sechs Kinder durften in den ersten Durchgängen vorn auf der Bühne Platz nehmen, um Publikum und Jury von ihren Lesekünsten zu überzeugen. Die „andere Buchhandlung“ als Initiator vieler Literaturveranstaltungen außerhalb ihrer eigenen Räumlichkeiten war natürlich ebenfalls mit am Start, Manfred Keiper übernahm sogar persönlich die Moderation des Wettbewerbs. Zur Unterstützung und als Hilfe bei der späteren Entscheidung waren auch Reiner Mnich und Katinka Friese vom Literaturhaus Rostock dazugekommen. Die Erstklässler der regionalen Grundschulen durften jeweils einen kleinen Abschnitt aus dem Kinderbuch „Leanders mutigste Abenteuer“ von Hortense Ullrich vorlesen. Dieses handelt von dem neugierigen Pinguin Leander, der sich gemeinsam mit dem Drachen Herrn Schnabelhorst auf Schatzsuche durch die ganze Welt begibt. Obwohl der Text manchmal etwas knifflig und mit vielen fantasievollen Wortspielen geschmückt war, lasen alle Kinder so gut und schnell, dass der Wettbewerb noch vor Beginn der Pause beendet werden konnte. Wäre unser Bildungsminister Henry Tesch dabei gewesen, hätte er sicher mehr Freude an den Lesekünsten der Schüler gehabt als an der Auswertung der aktuellen Studie, laut der Mecklenburg-Vorpommerns Schüler in Sprach- und Lesekompetenz nur mittelmäßig abschnitten. Während sich die Jury beriet, durften Eltern und Kinder die Vorzüge des Kindergartens genießen. Für die Kleinen stand dazu der Spielplatz auf dem Gelände zur Verfügung. Auf dem lichtdurchfluteten Flur vor dem Veranstaltungsraum war zur Stärkung ein reichhaltiges Saft- und Kuchenbuffet sowie ein Bücherstand der „anderen Buchhandlung“ mit ausgewählten Kinderbüchern aufgebaut worden. Nach der Pause fand auch sogleich die Preisverleihung statt. Um die Mühe aller Teilnehmer zu würdigen und damit keiner traurig nach Hause gehen musste, gab es einen ersten Preis und für alle anderen Vorleser den zweiten Platz. Nacheinander wurden alle Zweitplatzierten auf die Bühne gerufen, um sich eine Urkunde und als Preis das Kinderbuch, aus dem vorher vorgelesen wurde, abzuholen. Den verdienten ersten Platz erreichte der Grundschüler Leon Herold, welcher sich zuvor mit klarer Aussprache und sehr guter Betonung klar von den anderen abhob. Aus den Gewinnern werden zusätzlich neun Rollen ausgewählt, um an einer Hörbuchproduktion für die Lichtklangnacht im IGA-Park mitzuwirken. Unter Anleitung von Schauspielern des Volkstheaters werden diese Kinder an einem Workshop und der anschließenden Produktion in der HMT teilnehmen.
24. Juni 2010 | Weiterlesen
Konzert des Rostocker Konservatoriums
Das Schuljahr neigt sich dem Ende. Für die Musikschüler des Rostocker Konservatoriums „Rudolf Wagner-Régeny“ bedeutet dies, dass sie in die heiße Phase der Vorbereitungen zum Schuljahres-Abschluss-Konzert eintreten. „In diesem Jahr wird es ein ganz besonderes Konzert geben“, verspricht der Musikschuldirektor Edgar Sheridan-Braun. Für das Ereignis im Volkstheater am 29. Juni kündigt er gleich zwei Premieren an. Zum ersten Mal wird neben dem Jugend-Sinfonie-Orchester und dem Junior-Streichorchester auch die Bigband des Konservatoriums auftreten. Bei der Aufführung des zweiten Satzes von „Night Creature“ mit dem Untertitel „Stalking Monster“ von Duke Ellington werden sich das Jugend-Sinfonie-Orchester und die Bigband zu einem großen Klangkörper vereinen. Gemeinsam wollen sie das sinfonische Stück des US-amerikanischen Jazzmusikers zum swingen bringen. Für Edgar Sheridan-Braun war die Probezeit sehr spannend. „Ich bin positiv überrascht, wie konzentriert an den klangtechnischen Herausforderungen gearbeitet wurde“, schwärmt der Musikschuldirektor, der auch die musikalische Leitung des Orchesters übernommen hat. Sein Kollege, der Leiter der Big Band, Uwe Murek war selbst einmal Trompetenschüler am Konservatorium. Er weiß also, wie wichtig es für die Schülerbiografie ist, eigene Erfahrungen zu sammeln und merkt deshalb an: „Das Erlebnis in einem großen Ensemble im Volkstheater zu spielen, ist eine tolle Sache für alle.“ Bei der zweiten großen Premiere handelt es sich um die Uraufführung des Stückes „All The King’s Men“. Es wird als Stück in der Sprache des 21. Jahrhunderts angekündigt und wurde für das Jugend-Sinfonie-Orchester maßgeschneidert. Geschrieben hat es Professor Birger Petersen. Er ist Kompositionslehrer an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock und hat sich sehr über die Zusammenarbeit mit den jungen Musikschülern gefreut. Zum Stück selbst sagt er: „Die Komposition besteht nicht nur aus schönen Klängen, sondern auch aus Geräuschen. Die Schüler dürfen hier auch mal Geräusche produzieren oder auch mal gar nicht zusammenspielen.“ Die Zuhörer dürfen also gespannt sein. Zur Programmgestaltung des Schuljahres-Abschluss-Konzertes erklärt Edgar Sheridan-Braun weiter: „Mir persönlich ist es schon seit Jahren ein Anliegen, neue Musik auch jungen Menschen näher zu bringen. Neue Musik, bei der es Spaß macht, sich damit auseinanderzusetzen.“ Aber auch Klassiker, wie zum Beispiel Beethoven, werden die Besucher des Konzertes zu Gehör bekommen. Ein weiterer Höhepunkt wird die Ehrung der Teilnehmer des diesjährigen Bundeswettbewerbes „Jugend musiziert“ durch die Senatorin Dr. Liane Melzer sein. Eine Kostprobe der dort erbrachten Leistungen wird Clara Franz geben. Sie hat im Mai den ersten Preis gewonnen und wird nun beim Schuljahres-Abschluss-Konzert den ersten Satz aus dem Konzert für Violoncello von Edouard Lalo vortragen. Eröffnet wird der musikalische Abend mit Kompositionen von Vivaldi, Járdány und Scott Joplin präsentiert vom Junior-Streichorchester unter der Leitung von Andreas Lindner. Das Konzert beginnt am 29. Juni um 19 Uhr im Großen Haus des Volkstheaters. Tickets gibt es beim Volkstheater und an der Abendkasse.
24. Juni 2010 | Weiterlesen