Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

„mehr als ein Lied...“ an der HMT
Immer weniger Liederabende schaffen es in die heutigen Konzertprogramme und auch immer weniger Zuhörer besuchen diese seltenen Veranstaltungen. Um diesem Trend entgegen zu wirken, hat sich die HMT gemeinsam mit ihren Studenten ein besonderes Abendprogramm überlegt. Unter der Leitung von Prof. Karola Theill erarbeiteten Studenten der Klasse für Liedgestaltung einen experimentellen Liederabend, der die Lieder dem Publikum auf besondere Art näher bringen und es berühren sollte. Dazu hatte sich die Klasse zu Lied-Duos zusammengetan, jeweils ein eigenes Repertoire selbstständig überlegt und die Umsetzung erarbeitet. Leider fiel schon der erste Beitrag einer Allergie zum Opfer, sodass „Die schöne Müllerin“ und „Das Wandern“ von Franz Schubert ausfielen und gleich mit dem zweiten Duo begonnen wurde. Aber auch Anna Kunze in Begleitung von Sefuri Sumi am Flügel verschafften dem Liederabend einen gelungenen Auftakt. Unter dem Titel „Nimmersatt – Nimmermehr – Nirgendwo?“ sangen und spielten sie drei ältere deutsche Lieder, die durch kurze Monologe und Schauspiel miteinander verknüpft wurden. Ähnlich gestalteten anschließend auch Julia Ebert und Jing Li ihre Lieder. Mit passenden Blumenkleidern und bunten Tüchern trugen sie drei Stücke aus den „Mädchenblumen“ von Richard Strauss vor. Bevor es in eine kurze Pause ging, präsentierte Maria Likhterman zusammen mit Vasyl Kotys am Flügel fünf Lieder nach Gedichten von Hans Christian Andersen, komponiert von Robert Schumann. Mithilfe einiger Requisiten gab es auch hier eine schöne visuelle Umsetzung der Lieder. Etwas anders war die Umsetzung bei den Stücken nach der Pause geplant. Bei den „Songs of Travel“ von Ralph Vaughan Williams wurde Tilman Fröhlich nicht nur von Jing Li auf dem Flügel begleitet, im Hintergrund sollten auch Texte und passende Fotografien mittels Beamer an die Wand gestrahlt werden. Am Morgen und bei der Generalprobe hatte alles auch noch einwandfrei funktioniert, gleich zu Beginn der Aufführung streikte die Technik jedoch und zeigte nur ein seltsam verzerrtes Bild, sodass leider darauf verzichtet werden musste und die Lieder nur in ihrer traditionellen Form vorgetragen werden konnten. Ähnliches Leid mussten im Anschluss auch Alba Vilar Juamola und Christina Alba Padial ertragen, die ebenfalls auf den Beamer angewiesen waren. Mehr Glück hatte dagegen Mitsuyo Okamoto, die von Karola Theill persönlich auf dem Flügel begleitet wurde. Passend zu der „Erwartung“, der „Erhebung“ und der „Waldsonne“ von Arnold Schönberg zeigten sie zwei Bilder des Künstlers Gustav Klimt – aber nicht per Beamer, sondern direkt auf Leinwand gedruckt. Den Abschluss des Abends bildete die Inszenierung von Michael Zehe und Stefan Vescovic. Zwischen drei Liedern von Franz Schubert wurden im abgedunkelten Raum nur die beiden Studenten beleuchtet, während selbst geschriebene passende Texte vom Band abgespielt wurden. Zur besseren Beurteilung des Abends wurde dem Programmheft extra ein Meinungszettel beigefügt, den die Zuschauer im Anschluss ausfüllen sollten, doch der begeisterte Applaus am Ende jedes Paars sollte wohl genug über den Erfolg aussagen.
23. Juni 2010 | Weiterlesen
Mittsommernacht am Strand von Warnemünde
Wer hat’s bemerkt? Gestern um 13.28 Uhr Mitteleuropäischer Zeit erreichte die Sonne den größten nördlichen Abstand zum Himmelsäquator. Näher wird uns Klärchen auf der Nordhalbkugel in diesem Jahr nicht mehr kommen. Die Sommersonnenwende markiert den astronomischen Beginn des Sommers. Für viele wohl die schönste Jahreszeit. Sonne, Kirschen, Ferien – das alles wird uns in den nächsten drei Monaten hoffentlich reichlich beglücken. Um den Sommer klangvoll zu begrüßen, haben sich gestern Abend zahlreiche Trommelspieler am Warnemünder Strand zusammengefunden. Mittlerweile ist dieses Treffen der Rostocker Trommelgemeinschaft schon zu einer beliebten Tradition geworden. „Das hat sich vor über zehn Jahren mal so ergeben. Seitdem spielen wir jedes Jahr zur Sommersonnenwende“, erklärt Olaf Dapschies, Initiator und Leiter der Sambucus Percussion Group und Trommelschule Rostock. Viele Trommler sind seiner Einladung gefolgt. Normalerweise spielen sie in verschiedenen Formationen. Mitglieder der Rostocker Samba-Gruppen „Sambucus“ und „Movimento“ waren ebenso vertreten wie „Sambasurium“ aus Sanitz oder die „freien Trommler“ aus Rostock. Sie alle hatten ihre Instrumente mitgebracht, um an diesem Abend gemeinsam zu jammen. Inspiriert war ihre Musik vor allem von verschiedenen brasilianischen Samba-Rhythmen. Weitere musikalische Einflüsse aus anderen warmen Regionen, wie Afrika oder der Karibik, machten das Sommerfeeling perfekt. „Gerade bei den traditionellen Stücken war es für uns einfach, den Zeichen von Olaf, mit dem wir ja sonst nicht spielen, spontan zu folgen“, sagte Katrin Rossmann, die in ihrer Freizeit bei Movimento trommelt. Die Rostocker Samba-Gruppe hatte sich in der Vergangenheit zwar schon öfter mit anderen Musikern zusammengetan, eine derartig große Percussionbesetzung stellte aber auch für sie Neuland dar. Gemeinsam mit ihrer Bandkollegin Denise Boetzel brachte sie in die Grooves ihre persönliche Note ein. „Es ist faszinierend, wie die einzelnen Stimmen zu einem großen Ganzen verschmelzen und diesen Wohlklang erzeugen“, schwärmte die Trommlerin: „Bei der Energie, die dadurch freigesetzt wird, macht es einfach Spaß zu spielen.“ Die Energie der Trommelmusik übertrug sich auch auf die Passanten. Viele von ihnen hatten das angenehme Wetter für einen Abendspaziergang am Strand genutzt und wurden durch die weit klingenden Bassrhythmen angelockt. „Wahnsinn!“, rief das Ehepaar Schlegel aus Berlin begeistert. Die Urlauber erzählten, dass ihre Enkelin ebenfalls trommeln möchte. „Jetzt können wir sagen, dass es gut ist“, lacht Frau Schlegel. Auch viele Warnemünder waren gekommen und erfreuten sich an der Musik. „Wir wissen, dass hier an den Feuerstellen jedes Jahr getrommelt wird und haben uns deshalb extra auf den Weg gemacht“, sagten Heike und Reinhard Winter. Wie auch viele andere schätzten sie die fröhliche und entspannte Stimmung am abendlichen Strand. Die Trommler lieferten den passenden Soundtrack zum tanzen, spielen und picknicken. Ein Schaulustiger, der sich selbst als Warnemünder Urgestein bezeichnete, bedankte sich ausdrücklich für diese Warnemünder Tradition. Zuvor hatte er sich an der Surdo, der großen brasilianischen Trommel ausprobiert. Nur der Sicherheitsdienst hatte ein Problem mit der Musik und wollte sie unterbinden. Da sich aber niemand in seinen Rechten verletzt sah, gab es für die Musikanten keinen Grund das Trommeln vorzeitig abzubrechen. Und so konnte der längste Tag des Jahres vor der prächtigen Kulisse des Sonnenuntergangs ausklingen. Nun werden die Tage wieder kürzer.
22. Juni 2010 | Weiterlesen
17. Mittsommernachtssportfest der Uni Rostock
Bereits zum 17. Mal fand gestern Nachmittag das Mittsommernachtssportfest des Hochschulsports statt. Austragungsort waren die Sportanlagen der Universität Rostock am Waldessaum. Am längsten Tag des Jahres konnten sich die Sportler in zahlreichen Wettbewerben messen, Interessierte an Schnupperkursen teilnehmen oder Gäste auch einfach nur das Rahmenprogramm bei einem kühlen Bier und einer Bratwurst genießen. Das Wetter spielte jedenfalls bestens mit. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, als die Wettbewerbe starteten. Beste Voraussetzungen also für ein gelungenes Sportfest. Und so grätschten, baggerten, ruderten und liefen die Sportler was das Zeug hielt. Mannschaftswettbewerbe wurden im Fußball, Rasenhandball und Beachvolleyball ausgetragen. Zudem gab es ein Tennisturnier und eine Ruderregatta, bei der auf einer Strecke von etwa 300 Metern sieben verschiedene Rennen im Einer und Doppelvierer durchgeführt wurden. Damit jedoch noch nicht genug, auch ein Triathlon wurde ausgetragen. Dieser startete in Papendorf am See, wo vor Kurzem bereits der 7. Papendorfer Triathlon ausgetragen wurde. Nach zwei Runden Schwimmen im See, ging es dann mit dem Fahrrad über 28 km von Pölchow, Benitz und Zinsendorf zu den Sportanlagen am Waldessaum. Dort wartete noch eine Laufstrecke über 5 km auf die Triathleten. Wem ein ganzer Triathlon zu viel war, der konnte auch am traditionellen Spendenlauf teilnehmen und damit gleich noch etwas für einen guten Zweck tun. Die Aktion stand in diesem Jahr unter dem Motto „Kids mit Handicap? Sport mit Herz!“. Über einen Zeitraum von 60 Minuten gab es für jede gelaufene Runde auf der 1.2 km langen Strecke vom Hochschulsport, mit Unterstützung von der Techniker Krankenkasse, einen Euro für das Herbstspiel und Sportfest für Kinder und Jugendliche mit Handicap. Die jüngste Teilnehmerin, Wiebecke Franke, legte im Walking mit ihren gerade einmal drei Jahren ganze drei Runden zurück. Am Ende kamen dank dem Einsatz der Läufer und Walker stolze 757 Euro zusammen. Neben den vielen Wettbewerben wurde auch die Möglichkeit geboten, in neue Sportarten hineinzuschnuppern. Die gebotene Palette reichte von Pilates über Golf bis hin zu Schwertfechten. Die Studentin Kathrin Biese versuchte sich beispielsweise im Golf, auch wenn sie nach eigener Aussage in Zukunft trotz ordentlicher Trefferquote dann doch lieber beim Triathlon bleiben möchte. Auch eine Reihe von Vorführungen gab es zu bewundern. Die Traditionelle Aikido-Schule Rostock e.V. gab zum Beispiel einen Einblick in die Welt der japanischen Kampfkunst. Aikido steht für „der Weg der Harmonie mit geistiger Kraft“. Von Japan ging es anschließend nach Südamerika, denn es war Zeit für die Aufführung des Capoeira Kurses. Capoeira verbindet afro-brasilianische Kampfkunst mit einem musikalischen Rahmen. Dargeboten wurde ein sogenanntes freies Spiel, was bedeutet, dass die Bewegungen spontan ausgeführt werden und nicht vorher choreographiert wurden. Den Tänzern wird dabei ein Höchstmaß an Konzentration und Koordination abverlangt, um sich nicht gegenseitig zu treffen, was das freie Spiel zu einer besonders anspruchsvollen Disziplin macht. Die letzte Vorführung stammte schließlich von Princess of Dance, die mit ihrer Choreographie „Casino“ das Publikum begeisterten. Princess of Dance ist eine Tanzgruppe aus dem Bereich Showdance, die verschiedene Stile wie Modern Dance oder auch Ballet miteinander kombiniert und ihre Choreographien in aufwändigen themenbezogenen Kostümen bei Veranstaltungen und Turnieren präsentiert. Nach so viel Sport war es an der Zeit den Abend ausklingen zu lassen, was mit dem traditionellen Entzünden des Mittsommernachtsfeuers eingeleitet wurde. Der eine oder andere wird an diesem Tag sicherlich Lust bekommen haben, eine der vorgestellten Sportarten auszuprobieren oder einfach auch nur selbst mal wieder Sport zu machen, um für das 18. Mittsommernachtssportfest im nächsten Jahr fit zu sein. So lange muss man auf den nächsten Auftritt von Princess of Dance übrigens nicht warten, denn die Tanzgruppe wird im Rahmen der Hanse Sail bereits am 5. August wieder auftreten.
22. Juni 2010 | Weiterlesen
Vier-Länder-Konzert in der HMT
Am Samstag lud der Landesmusikrat Mecklenburg-Vorpommern e.V. alle Interessierten zu einem kostenlosen Vier-Länder-Konzert in den Katharinensaal der HMT ein. Gezeigt wurden erste Preisträger des 47. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Insgesamt wurden bei dem Wettbewerb in diesem Jahr etwa 50 erste Preisträger gekürt, von denen acht aus MV stammen. Jeweils zwei Preisträger aus Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern waren nach Rostock gekommen, um ein gemeinsames Konzert für die Öffentlichkeit zu geben. Neben den erhaltenen Preisen von „Jugend musiziert“ sollte an diesem Abend auch noch der NDR Kultur-Förderpreis an einen der Künstler oder Gruppen vergeben werden. Dieser beinhaltet die professionelle Produktion einer CD von mittlerer Länge. Die Präsenz des NDR war überhaupt nur dadurch zu erklären, dass das Konzert nebenbei aufgezeichnet wurde. Wer dieses Ereignis also verpasst hat, kann es sich am 9. Juli ab 20:00 Uhr auf NDR Kultur anhören, wo es im Programm „Junge Künstler“ gesendet wird. Dank der hohen Medienpräsenz moderierte das Konzert Stephan Sturm vom NDR, der viele interessante Hintergrundinformationen zu den jungen Künstlern zu vermitteln wusste. Das erste Stück spielte der 17-jährige Patrick Stapleton aus Niedersachsen vor. Obwohl er erst im nächsten Jahr sein Abitur macht, schaut er sich jetzt schon nach einer geeigneten Musikhochschule um, an der er Schlagzeug studieren möchte. Für Nils Rohwers Stück „Orient Express“ spielte er allerdings Marimba, was wohl auch entfernt als Schlagzeuginstrument einzuordnen ist. Die zweite Preisträgerin des Abends war die Rostockerin Clara Franz, ein „Heimspiel“, wie Stephan Sturm es nannte. Die 16-jährige Schülerin wurde auf ihrem Violoncello bei David Poppers „Ungarischer Rhapsodie“ auf dem Klavier begleitet. Das Stück war mal sanft und melancholisch, mal etwas aufbrausender, aber insgesamt sehr beeindruckend. Anschließend betrat ein Trio aus Hamburg die große Bühne, welches seit etwa einem Jahr zusammen spielt. Anite Stroh, Ruben Leonhard Ullrich und Patricia Leonie Schütte spielten gemeinsam auf Violine, Violoncello und Klavier das „Trio Nr. 1“ von Rachmaninow, ein Jugendwerk, welches dieser mit 19 Jahren schrieb. Das Stück beinhaltet einen so anspruchsvollen Klavierteil, dass Rachmaninow es bei der Uraufführung selbst auf dem Klavier spielte. Die nächste junge Künstlerin war Rachel Rinast aus Bad Segeberg, welche nach eigenen Angaben selbst mit Vivaldi, Mozart und Händel aufgewachsen ist. Umso verwunderlicher, dass sie sich für Pop-Gesang entschieden hatte, welcher in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs gewertet wurde. Und schon wieder kommen wir am runden Leder nicht vorbei, denn ab Herbst wird Rachel trotz ihrer beeindruckenden Stimme ihrem liebsten Hobby nachgehen und bei den Frauen des 1. FC Köln in der Zweiten Fußball-Bundesliga spielen. Nach einer kurzen Pause sang Julienne Mbodjé ebenfalls einen Popsong, nämlich „Out here on my own“ von Michael Gore aus dem Musical „Fame“. Wie der Name schon vermuten lässt, stammt ihre Mutter zwar aus München, der Vater aber aus Kamerun und letztendlich trat sie auch für Niedersachsen beim Wettbewerb an. Es gab beim Konzert noch weitere schöne und überraschende Auftritte, die sich meine lieben Leser aber gern im Radio anhören dürfen. Zum Schluss des Konzertes wurde schließlich noch der NDR Kultur-Förderpreis verliehen. Nach kurzer Juryabstimmung, die allem Anschein nach sehr knapp ausging, entschied man sich für Julienne Mbodjé als Gewinnerin, die ihren Song nach technischen Umbauten erneut vor Publikum singen durfte. Herzlichen Glückwunsch!
20. Juni 2010 | Weiterlesen
Ahoi! – Willkommen auf der MS Broadway in Halle 207
Tosende Stürme, wilde Piraten und die Sehnsucht nach einem Mädchen im fernen Hafen (oder wahlweise auch nach der eigenen Mutter) das sind die Probleme, mit denen sich Seemänner auseinandersetzen müssen. Da hat eine Gästebetreuerin vom Schlage einer Margot Mommsen (Gabriele Schwabe) gerade noch gefehlt. Die ehemalige Generalin wurde angeheuert, um auf dem Kreuzfahrtschiff MS Volkstheater für Ordnung zu sorgen. Klar, dass dies dem Kapitän (Franz Mewis) gar nicht passt. Und so kommt es zu lustigen, gern auch etwas zotigen, Reibereien zwischen den beiden. Bis zum Schluss … Soweit zur Rahmenhandlung der maritimen Revue „Ahoi“, die mit der gestrigen Premiere das 2.Sommerfestival des Volkstheaters in der Halle 207 eröffnete. Der Ort passt zum Thema des Abends. Hier, auf dem ehemaligen Gelände der Neptunwerft nahe dem Warnowufer, kann sich ein maritimes Flair entfalten. Von der Seefahrt und dem Meer hat sich wohl auch der Chef des Theaters „Schmidts Tivoli“ in Hamburg Corny Littmann inspirieren lassen. Bereits im letzten Jahr inszenierte er für das Rostocker Volkstheater die Georg Kreisler Oper „Aquarium – die Stimme der Vernunft“. Nun lieferte er auch die Idee für diese Revue. Sein Kollege Mirko Bott setzte diese Idee schließlich um, indem er das Buch schrieb und Regie führte. Die musikalische Leitung übernahmen Manfred Hermann Lehner und Peter Leonard. Herausgekommen ist ein Potpourri mit Stücken, die alle irgendwie der Überschrift „Seeschifffahrt – gestern, heute und in der Fantasie“ zugeordnet werden können. Von Richard Wagner über Freddy Quinn bis zu den Village People – für jede Generation sollte etwas dabei sein. Auch wenn die Rahmenhandlung den einzelnen Nummern etwas hinterherhinkte, (Angriff karibischer Piraten vor der Ausfahrt aus dem Rostocker Hafen?) waren die einzelnen Darbietungen der Solisten, des Opernchores, der Norddeutschen Philharmonie Rostock und des Tanztheaters Bronislav Roznos originell, heiter, spannend und teilweise sogar ganz schön gefühlsselig – also wirklich abwechslungsreich. Bemerkenswert, was aus dem Thema alles rauszuholen ist: Opernmelodien, traditionelle Shantys, Schlager und oscarprämierte Filmmusik. „Wer sich zwei Stunden lang gut unterhalten will, sollte die Vorstellung besuchen“, wirbt Mirko Bott für sein Stück. Bei der Generalprobe zeigte er sich sichtlich begeistert von der Spielfreude der Musiker und Tänzer, die sich auch auf das Premierenpublikum übertrug. Die Wellen wogten in den Zuschauerrängen. Es wurde geschunkelt, geklatscht, gesungen – eine interaktive Unterhaltungsshow. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und ebenfalls einen Abend mit bekannten Seefahrtsmelodien erleben will, kann die Vorführungen noch bis zum 13. August in der Halle 207 besuchen. Fotos 1, 3 & 4: Dorit Gätjen, VTR
20. Juni 2010 | Weiterlesen
18. Pittiplatsch-Turnier im Fußball
An Fußball kommt ja derzeit wirklich keiner vorbei. Selbst die stursten Ignoranten werden durch die Medien zwangsweise auf dem neuesten Stand der WM gehalten, wissen spätestens seit letztem Freitag, wie das nervtötende Tröten der Vuvuzela klingt und werden durch alberne Autofähnchen an jeder Straßenecke erneut daran erinnert. Meine letzte Nah(tod)erfahrung mit Fußball war das diesjährige letzte Saisonspiel unseres FC Hansa im Ostseestadion. Keine schöne Erinnerung, wenn man so zurückdenkt. Sehr enttäuschendes Spiel (selbst für die, die nichts mit „Abseits“ anfangen können), das am Ende sogar die härtesten Kerle zu Tränen rührte. Gestern war es dann an der Zeit, diese Erinnerungen aufzuwerten und ein neues Bild vom Fußball zu gewinnen. In der Sportanlage Damerower Weg sollte das 18. Pittiplatsch-Turnier der F-Junioren im Fußball stattfinden. Viele Familien hatten weite Wege auf sich genommen, um ihren Nachwuchs bei diesem Turnier dabei sein lassen zu können. Von Hamburg bis Berlin und natürlich auch aus der Umgebung traten insgesamt 15 Vereine gegeneinander an. So war es auch kein Wunder, dass auf dem vollen Parkplatz vor der Sportanlage Kennzeichen aus dem ganzen Norden zu sehen waren. Während die Mannschaften mit ihren Trainern auf dem Rasen ordentlich Aufstellung nahmen und die Organisatoren letzte Hinweise gaben, hatte sich am Rand eine Traube begeisterter Eltern gebildet, die in diesem Moment vermutlich Kosten und Mühen bezahlt gemacht sahen. Zu meiner Verwunderung waren die kleinen Fußballer stark motiviert, sehr selbstständig und keinesfalls aufgrund Alter oder Größe zu unterschätzen. Auf Kunstrasen und echter Wiese begannen die Jungs sich aufzuwärmen und sprachen letzte taktische Änderungen ab. Um Punkt elf war der erste Durchlauf der Mannschaften ausgelost und das Spiel konnte beginnen. Dank der weitläufigen Sportflächen konnten jeweils vier Spiele zur gleichen Zeit stattfinden. Nach dem Anpfiff zeigten die kleinen Sportler wahre Talente und ließen den Namen „Pittiplatsch-Turnier“ fast etwas lächerlich erscheinen. Mit viel Ehrgeiz, unerwarteten Tricks und Ballgefühl machten sie das Zusehen zu einer wahren Freude. Da hätte sich unser FC Hansa gut was abgucken können. In einem der ersten Durchgänge stand der Rostocker FC dem Sievershäger SV auf einem der vorderen Felder gegenüber. „Das sind doch keine Pässe, Mann!!“, schrie einer der Trainer am Spielfeldrand herum. Emotionen sind aus dem Fußball scheinbar nicht wegzudenken und der ist anscheinend schon bei den ganz Kleinen ein hartes Geschäft. Nach etwa zehn Minuten ist das erste Spiel beendet. Der Rostocker FC konnte sich durchsetzen und das Spiel mit 1:0 für sich entscheiden. Der Trainer war zufrieden und zeigte sich ungewohnt fürsorglich der Mannschaft gegenüber. Ich glaube ein bisschen, die Väter und Trainer sind am Spielfeldrand nur so streng, weil sie insgeheim selbst gern auf dem Feld stehen würden … Die Sievershägener Jungs nahmen die Niederlage dagegen gelassen. „Ein Spiel zu verlieren ist nicht so schlimm, dann könnt ihr immer noch Zweiter werden“, motivierte der Trainer im Anschluss seine Mannschaft. Wir drücken die Daumen, dass es geklappt hat! Die Ergebnisse gibt es dann in Kürze beim SV Hafen Rostock.
20. Juni 2010 | Weiterlesen
Segel-Club Warnemünde weiht Steganlage ein
Ungewöhnlich spät startet der Warnemünder Segel-Club e.V. in diesem Jahr in die neue Saison. Schuld daran: die neue Steganlage, die erst heute Mittag eingeweiht wurde. Eigentlich hätte diese bereits im April fertiggestellt werden sollen, aber die Tiefs Jennifer und Keziban sorgten für Verzögerungen bei den Bauarbeiten. Insbesondere die Arbeiten, für die der Einsatz von Tauchern notwendig war, konnten durch den harten Winter nicht planmäßig durchgeführt werden. Jetzt aber war es dann doch noch soweit und die neue Steganlage konnte feierlich eingeweiht werden. So manch einer hat daran womöglich bereits gezweifelt, denn erst vor drei Tagen wurden die letzten Arbeiten an der Ufersanierung abgeschlossen. Und so durfte ein gut gelaunter 1. Vereinsvorsitzender Malte Arp die anwesenden Gäste begrüßen, auch wenn er seine Rede aufgrund des ungemütlichen Wetters verkürzen musste. Er ging darauf ein, wie wichtig das Zusammenspiel von „Tradition und Beständigkeit neben Innovation und Tatkraft“ für den Erfolg des Vereins sind, der in diesem Jahr bereits sein 85-Jähriges Bestehen feiert. Der Grundstein für weitere 85 Jahre Tradition und Innovation ist mit der neuen Steganlage jedenfalls gelegt. Sie ersetzt die morsch gewordene alte Uferanlage, die aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts stammte und eigentlich nur eine aufgeschüttete Molenanlage war. Auch Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte an die Vereinsmitglieder zu richten. Er betonte, dass Kontinuität die Grundlage ist, um sich im Segelsport an der Spitze zu etablieren. „In der Stadt Rostock wird an dieser Kontinuität gearbeitet.“ Eine halbe Millionen Euro hatte die Stadt folgerichtig zur Sanierung der Steganlage beigetragen. Weitere 88.000 Euro stammten vom Landessportbund, sowie etwa 5.000 Euro von Sponsoren aus der Region. Dazu kommen noch gut 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden von Vereinsmitgliedern, ohne deren Mithilfe das Projekt nicht möglich gewesen wäre. „Wie leben davon, dass unsere Mitglieder mit anpacken“, lobte auch Claus Thymian, Takelmeister des Segel-Clubs und Bauleiter während der Sanierungsmaßnahmen, den unermüdlichen Einsatz der freiwilligen Helfer. Neben der neuen Steganlage wurde bei der Gelegenheit auch gleich der neue Kran des Segelvereins eingeweiht. Das 60.000 Euro teure Projekt wurde zur Hälfte aus Vereinsmitteln und zur Hälfte durch den Landessportbund finanziert. Mit Blick auf den Steg und den Kran meinte der langjährige Regattaleiter der Warnemünder Woche und Vizepräsident des deutschen Segelverbandes Uwe Jahnke: „Wir haben uns ein Zuhause geschaffen, in dem wir dauerhaft bleiben werden.“ Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, gab es auch gleich noch einen neuen Signalmast oben drauf. Nachwuchsseglerin Pauline, die sich erst kürzlich mit ihrem Optimisten für die deutsche Meisterschaft qualifiziert hat, durfte den Stander setzen. Damit ist die Saison nun offiziell eingeweiht. Am Nachmittag folgte dann noch das traditionelle Ansegeln sowie ein kleines Wettfahrtsegeln mit den Optimisten, bevor der Tag am Abend mit dem Vereinssommerfest Ausklang fand. Wer sich ein eigenes Bild der sanierten Uferanlage machen möchte, hat dazu bereits in der nächsten Woche Gelegenheit – am 25. und 26. Juni beim Intercup der Optimisten. Über 150 Teilnehmer werden dazu erwartet, wenn das neue Gelände erstmals offiziell genutzt wird. Wem das zu kurzfristig sein sollte, dem bleibt natürlich noch die 73. Warnemünder Woche, die vom 03. bis 11. Juli stattfinden und die besten Segler Europas nach Warnemünde locken wird.
19. Juni 2010 | Weiterlesen
Mädchen-Technik-Kongress und Tag der Technik
Da ich mir ja schon letzte Woche von den Verantwortlichen das Konzept des Mädchen-Technik-Kongresses anhören durfte, war es wohl nur allzu selbstverständlich, dass ich diesen dann auch gleich besuchen würde. Obwohl ich mich mit Physik und dergleichen noch nie besonders anfreunden konnte, war ich dank der intensiven Vorbereitung schon ziemlich gespannt auf diesen Tag. Bei bereits letzten Donnerstag über 500 angekündigten Anmeldungen aus dem ganzen Bundesland war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die Bahn voll war mit wissbegierigen Schülern – und solchen, die einfach den schulfreien Tag genossen. Eröffnet wurde der Mädchen-Technik-Kongress und gleichzeitige Tag der Technik von unserem Universitäts-Rektor Wolfgang Schareck, der selbstbewusst und mit offizieller goldener Kette ans Pult trat. „Es soll nicht nur ein Informations-, sondern viel mehr auch ein Erlebnistag werden“, versuchte er die zahlreichen Schüler zu Beginn zu motivieren. Die schienen allerdings noch nicht ganz in Stimmung zu sein oder waren von seinem altmodischen Bling-Bling zu sehr eingeschüchtert, denn auf seine Frage hin „Wer will denn von euch Techniker werden?“ konnte sich niemand erbarmen, die Hand zu heben. Wolfgang Schareck nahm das gelassen und erhoffte sich dafür zum Ende des Tages einen „signifikanten Unterschied“. Nach einigen weiteren aufmunternden Worten durch Michael Lüdke (Rostock denkt 365°) und Birgit Krumpholz wurden die ungeduldigen Schüler auf den Campus entlassen. Die Orientierungsschwächeren fanden zu ihrem Glück eine kleine Karte auf dem Programmheft, welche Umwege und unnötiges Verirren reduzieren sollte – wenn man denn mit Karten umgehen konnte. Die ersten Informationsstände waren schon auf dem Flur vor dem Hörsaal aufgestellt. Neben Infotresen von Rostock denkt 365° und der Fraunhofer-Gesellschaft erregte dort eine technische Leistung besondere Aufmerksamkeit. Die Firma Legamaster hatte unübersehbar ihre neueste Erfindung, eine interaktive Schultafel, aufgestellt und lockte damit Groß und Klein zum kreativen Ausprobieren. Mit einer Mischung aus Beamer-Leinwand und Desktop soll diese Innovation künftigen Generationen von Schülern den ungeliebten Tafeldienst ersparen. Um den Schatten zu minimieren, ist direkt oberhalb der Tafel ein Beamer angebracht, der das Bild auf die Leinwand wirft. Gleichzeitig reagiert diese aber auch auf Bewegung und Berührung eines speziellen Stiftes und kann damit sozusagen als Desktop benutzt werden. Selbstverständlich gibt es die interaktive Tafel auch im neuen angesagten Breitbildformat ;-) Einige Meter weiter präsentieren Schüler des Gymnasiums Grimmen ihre Robotik-Projekte. Darunter ist auch Paul, der stolz seinen Hindernisroboter präsentiert, an dem er zehn bis zwölf Stunden seiner Freizeit gearbeitet hat. Es scheint sie also doch noch zu geben, die eingefleischten Technikbegeisterten. In Haus 1, ausgerechnet auf der genau gegenüberliegenden Seite des Campus, gibt es noch mehr Roboter zu bestaunen. Verbunden mit einem Thema, an dem wir momentan wohl alle nicht vorbei kommen und das besonders den männlichen Bevölkerungsanteil erfreut: Fußballspielende Roboter. „Was hat der denn da am Arm?“, will ein Junge im dicht gedrängten Publikum am Rand des kleinen Spielfeldes wissen. Tatsächlich trägt einer der weißen Roboter anscheinend eine Armbinde, er wird doch nicht etwa der Mannschaftskapitän sein? Die Erklärung ist allerdings etwas nahe liegender. Wie Christian Fabian vom RoboCup-Team CoolRUNners erzählt, hatte sich der Roboter bei einem Sturz den Arm gebrochen. „Der hing nur noch lose an einem Kabel dran.“ Na dann gute Besserung! Und schließlich ist dann noch der groß angekündigte Stargast – Jean Pütz mit seiner „Pützmunter Show“. Den älteren Generationen noch aus dem Fernsehen bekannt, den jüngeren Gästen eher aus der Müller Milchreis-Werbung oder der Synchronisation des Rochen in „Findet Nemo“, war er schon so etwas wie eine Sensation und wurde entsprechend gut angenommen. Mittels selbst entwickelter Experimente wollte Jean Pütz uns gemeinsam mit seinem Assistenten Horst die Physik ein kleines Stück näher bringen. So zeigte er anschaulich und spannend, dass größerer Druck immer in niedrigen geht, wie man eine Feuerfontäne mit Bärlappsporen erzeugt oder mit gebündeltem Schall eine Kerze auspustet. Das meiner Meinung nach eindrucksvollste Experiment war die Vermischung von Wasserstoffperoxid (vermutlich das gleiche wie für meine Haare) und Schweineblut, welches anschaulich die Reaktion von Sauerstoff in den Blutbahnen zeigte. Soweit ich das mitbekommen habe. Ob am Ende wirklich alle Techniker werden wollten, bleibt wohl ungeklärt. Mich hat es jedenfalls nicht zu einem radikalen Umdenken für die Zukunft bewogen, sodass ihr hier glücklicherweise weiterhin meine Texte lesen dürft ;-)
18. Juni 2010 | Weiterlesen
Kulturausschuss-Tagung im Peter-Weiss-Haus
Ungefähr ein Jahr liegt es zurück, dass ich zum ersten Mal vom Peter-Weiss-Haus gehört und es auch betreten habe. Beim damaligen „Tag des offenen Denkmals“ war mir das Gebäude nahe der Brauerei und dem Doberaner Platz überhaupt zum ersten Mal erst aufgefallen, davor war es wahrscheinlich irgendwie unscheinbar mit dem Hintergrund verschmolzen. Oder ich war immer viel zu sehr von der verfallenen Schönheit des Ankers direkt gegenüber eingenommen, um es zu bemerken. Gestern Abend tagte dort der Kulturausschuss der Hansestadt Rostock. Auf der Tagesordnung stand neben Berichten über den Theaterneubau, das Literaturhaus und die Uwe Johnson-Gesellschaft auch eine Besichtigung des Peter-Weiss-Hauses, von dem ich mir natürlich besonders viel erhoffte. Zu Beginn gab es dann gleich einen kleinen Dämpfer. Der Antrag auf den Neubau des Theaters musste erneut zurückgestellt werden, da die nötigen Gespräche noch nicht stattgefunden hatten. Na alles andere wäre jetzt auch wirklich ein wahres Wunder gewesen. Frank Aßmann, geschäftsführender Vorstand des Peter-Weiss-Haus e.V., bekommt als erster Vortragender zunächst die Gelegenheit, das Gebäude und den Verein ausführlich vorzustellen. Vor über 140 Jahren wurde das heutige Peter-Weiss-Haus einst als Ausflugslokal eröffnet und erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit. 1950 wurde es umbenannt in „Haus der Freundschaft zur Sowjetunion“ (HdF) und diente als gut genutzter Veranstaltungsort. 1977 fand die letzte Komplettrenovierung statt – der Flair dieser Zeit ist in vielen Teilen des Gebäudes noch unverkennbar, denn eine ganze Zeit lang war das Gebäude sich selbst und damit dem langsamen Verfall überlassen. Diesen zu verhindern hat sich der 2008 gegründete Peter-Weiss-Haus e.V. zur Aufgabe gemacht. Ein überzeugendes Konzept zur zukunftsorientierten Nutzung wurde erarbeitet und das marode Gebäude größtenteils mittels Leih- und Schenkgaben gekauft. In den inzwischen fast zwei Jahren der Übernahme hat sich sowohl innerlich als auch äußerlich viel im Peter-Weiss-Haus getan. Die Hälfte der Fläche wird an gemeinnützige Vereine vermietet, wie Soziale Bildung e.V., SoBi OKJA (offene Kinder- und Jugendarbeit) und den Bund Deutscher PfadfinderInnen MV. Die Mieteinnahmen werden für den Betrieb und die Instandsetzung des Gebäudes verwendet. Auch einige sorgfältig ausgesuchte gewerbliche Mieter dürfen in das Peter-Weiss-Haus einziehen. In diesem Zusammenhang ist in der ehemaligen Garderobe im Erdgeschoss der Bau einer Buchhandlung geplant, welcher teilweise sogar schon begonnen hat. Da Nutzung und Instandsetzung des gesamten Hauses aus Kostengründen allerdings parallel ablaufen müssen, ist der Umbau nur schrittweise möglich und wird sich wohl noch über die nächsten Jahre hinziehen. Ein weiterer Mieter des Peter-Weiss-Hauses ist das Literaturhaus, über dessen Veranstaltungen dort wir ja bereits in Hülle und Fülle berichten konnten. Der Verein des Literaturförderkreises feiert im Oktober sein 20. Jubiläum und plant bereits die Finanzierung dieser Geburtstagsfete. Seit 2000 war dieser Verein im Kuhtor angesiedelt, seit 2008 ist er Mitglied im Netzwerk der deutschsprachigen Literaturhäuser. Zum Jahreswechsel 2009/2010 fand der Umzug ins Peter-Weiss-Haus statt, wodurch sich dem Verein mehr Räumlichkeiten und Platz für seine zahlreichen Veranstaltungen bieten. Neben Lesungen und Aktionen (z.B. die Plakat-Aktion „Poesie in die Stadt“) wird auch Nachwuchs- und Leseförderung angeboten und gut angenommen. Zum Schluss des Kulturausschusses stand schließlich noch die ersehnte Führung durch die Räumlichkeiten statt. Auch hier gab es sofort einen Dämpfer meiner Euphorie: Der geheimnisvolle Keller und das Obergeschoss waren vom Rundgang ausgeschlossen. :-( Einiges Neues gab es trotzdem zu sehen. Im großen Freigarten, dem größten der Hansestadt, fand gerade Public Viewing statt, das auf reges Interesse stieß. Drinnen konnte man dagegen die eine oder andere Baustelle bewundern und auf große Veränderungen hoffen. So sollen im verborgenen Keller und auch im mysteriösen Obergeschoss Beherbergungen für Gäste errichtet werden, die den hohen Bedarf an Unterbringung (Seminare, Lesungen, …) decken sollen. Im früheren Restaurant und der Großküche im hinteren Gebäudeteil soll wahrscheinlich noch in diesem Jahr ein gemütliches Café mit Bar entstehen, das zum Verweilen einlädt. Wenigstens dieser Teil war für die Besichtigung zugänglich und ließ mit viel Fantasie schon einiges erahnen. Die letzten zwei Jahre waren für das Peter-Weiss-Haus bereits eine anerkennenswerte Erfolgsgeschichte. Hoffen wir, dass das geplante Konzept aufgeht und die Rostocker noch viel Freude im ehemaligen HdF haben werden.
18. Juni 2010 | Weiterlesen
2. Hochschulorchesterkonzert in der HMT
Heute Abend wird es ernst. Das Hochschulorchesterkonzert der Hochschule für Musik und Theater (HMT) geht live auf Sendung. Auf der Suche nach jungen Talenten der klassischen Musik macht das Team von NDR Kultur Station in Rostock und überträgt das Konzert „NDR Start – Junge Künstler live" im Radio. Gestern gab es schon mal das Vorkonzert im voll besetzten Katharinensaal. Fünf Solisten präsentierten sich in Begleitung des Orchesters der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Die musikalische Leitung übernahm der Rektor Professor Christfried Göckeritz. Die Erstklassigkeit ihres Könnens wurde den Musikern bereits durch zahlreiche Preise bei regionalen und internationalen Wettbewerben bescheinigt. Erst vor knapp zwei Wochen beispielsweise wurde die japanische Pianistin Eri Mantani beim internationalen Klavierwettbewerb „Alessandro Casagrande“ in Italien ausgezeichnet. Gestern interpretierte sie den ersten Satz aus dem Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 e-Moll op.11. Auch Cristina Gómez Godoy, Solo-Oboistin der Real Orquestra Sinfónica de Sevilla und Mitglied im West Eastern Divan Orchestra, war mit dabei. Sie trug den ersten Satz des Konzertes in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart vor. An der Violine präsentierte sich Dalia Kuznecovaite aus Litauen. Einfühlsam intonierte sie Johannes Brahms‘ ersten Satz D-Dur op.77. Die bisher Jüngste in der Geschichte von „Start – Junge Künstler live" ist die neunjährige Flötistin Eva Gasparyan. Die Schülerin einer 3. Klasse erhält seit September 2006 Klavierunterricht und seit April 2008 Querflötenunterricht am Konservatorium in Schwerin, wo sie auch die Förderklasse der studienvorbereitenden Abteilung besucht. Als Mitglied der „young academy rostock“, dem Internationalen Zentrum für musikalisch Hochbegabte, gilt sie als ein absolutes Ausnahmetalent. Gemeinsam mit dem Hochschulorchester überzeugte sie mit einem Andante in C-Dur KV 315 von Wolfgang Amadeus Mozart das Publikum von ihrem Können. Aber nicht nur unter den Damen sind herausragende Solisten der klassischen Musik zu finden. Zum Abschluss des Konzertabends wagte der in Essen geborene Pianist Nicolai Gerassimez den musikalischen Crossover. Mit einem um Jazzinstrumente erweiterten Orchester brachte er die sinfonische Jazzkomposition „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin zu Gehör. Als vermutlich weltweit meistgespieltes amerikanisches Werk kam es auch beim Rostocker Publikum gut an. Die Zuhörer zeigten sich vom Konzert sehr angetan. Philipp Knauer hatte beobachtet, wie sehr einige Musiker mit den Stücken mitgingen. „Man merkte richtig, wie sie die Musik auch leben“, sagte er beeindruckt. „Man sagt ja, dass aus jungen Musikern noch etwas Großes werden kann. Aber die sind es bereits schon“, schätzte Susanne Karsten nach dem Konzert die musikalische Darbietung ein. Na dann – bei soviel Zuspruch sollte heute Abend bei der Liveübertragung ja nichts mehr schiefgehen.
18. Juni 2010 | Weiterlesen
Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)
Bei wolkenlosem Himmel und angenehmen frühsommerlichen Temperaturen hätte man sich wohl keinen schöneren Tag als gestern für die Shakespeare-Aufführung denken können. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Andrang im Sommertheater entsprechend groß war. In jeder Hinsicht könnte man es als wahres Kontrastprogramm zu meinem letzten Besuch im Klostergarten sehen. Statt kuscheliger Atmosphäre und Regendusche gab es diesmal einen voll besetzten Publikumsraum mit Gästen jeder Altersgruppe und zuverlässiges schönes Wetter. Nicht weniger als 37 Werke und über 150 Sonette werden Englands Erfolgsdramatiker William Shakespeare (1564 -1616) heute zugeschrieben. Was so um die 120 Stunden dauern würde, hat das Autorentrio Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield zu einem etwa 100-minütigen Stück gekürzt. Die Schauspieler Georg Haufler, Christoph Gottschalch und Eckhard Ischebeck der Compagnie de Comédie haben es sich an diesem Abend zur Aufgabe gemacht, zu dritt diese sämtlichen Stücke nach zu spielen. Dass dafür viel Kreativität und Wandlungsfähigkeit von Nöten sind, dürfte wohl klar sein. Den Anfang machte natürlich Shakespeares wohl bekanntestes Werk „Romeo und Julia“, das als Sängerwettstreit italienischer Schnulzen endete. Aber auch andere berühmte Stücke blieben von den Komikern nicht verschont. So wurde „Titus Andronicus“ kurzerhand in eine moderne Kochshow umgewandelt, aus „Othello“ wurde sogar ein Rap-Song samt Tanzeinlage gemacht. Auch das weltweit momentan wohl meistgehasste Instrument, die Vuvuzela, fand ihren Einsatz bei den zu einer Fußballreportage umfunktionierten Konigsdramen. Weil die Tragödien angeblich viel mehr Spaß machen, wurden sämtliche von Shakespeares Komödien in einer einzigen Geschichte eilig abgehakt. Die Sonette wurden auf einem winzigen Zettel gedruckt zum Selbststudium durchs Publikum gereicht. Nach einer wohl verdienten Pause stand schließlich noch „Hamlet“ auf dem Programm, für den man sich extra viel Zeit nahm. Nach einer ausführlichen Kurzfassung folgten zwei weitere kürzere Kurzfassungen und schließlich wurde auch das Publikum dazu aufgerufen, sich am Stück zu beteiligen. Zur Darstellung von dem komplexen Innenleben Ophelias wurde das Publikum in vier Gruppen eingeteilt, die jeweils unterschiedliche absurde Sprechchöre aufsagen mussten. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wurde eine Frau aus der ersten Reihe (wo ich auch fast gesessen hätte) auf die Bühne geholt, um schließlich Ophelias Schrei nachzustellen, als Hamlet sie verstößt. Nach so einem Gruppenerlebnis war der Applaus am Ende überwältigend und auch das Allgemeinwissen über Shakespeare war um einen kleinen Teil gestiegen, jedenfalls bei mir. Die nächsten Vorstellungen des Stücks finden am 21., 25. und 26. Juni jeweils um 20:30 Uhr statt.
17. Juni 2010 | Weiterlesen
Armin Münch: „Entwurf“ in der Nikolaikirche
„Eine kleine Rede für einen großen Mann.“ Mit diesen Worten begann der Kunstwissenschaftler Klaus Tiedemann seine Rede zur Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Armin Münch mit dem Titel „Entwurf“ in der Nikolaikirche Rostock. Da Armin Münch, der auch persönlich anwesend war, sich eine Ausstellung wünschte, die karg, kurz und knapp ist, fasste sich auch Tiedemann in seiner Rede kurz und betonte nur die wichtigsten Punkte aus Münchs Leben. Auch Kuratorin Helga Manowski richtete einige einleitende Worte an die Gäste. Dabei bezeichnete sie die Nikolaikirche als einen würdigen Raum für diese Ausstellung. Und wie es sich für eine Veranstaltung in einer altehrwürdigen Kirche gebührt, durfte auch Orgelmusik nicht fehlen. Gespielt wurde das Instrument von Stefan Reißig, der im Hauptfach Orgel studiert. Münch, am 1. Mai 1930 in Rabenau in der Nähe von Dresden geboren, erkannte früh sein künstlerisches Talent. In Folge dessen schlug er bereits in jungen Jahren eine künstlerische Laufbahn beim Sachsenverlag ein. Darauf folgten ein Studium in Dresden an der Hochschule für Bildende Kunst und der Besuch der Deutschen Akademie der Künste in Berlin als Meisterschüler. Neben seiner Tätigkeit als Künstler hatte sich Armin Münch während seiner Laufbahn auch der Hochschullehre verpflichtet. Von 1976 bis 1991 lehrte er als Professor an der Universität Greifswald, 1996 erhielt er einen Lehrauftrag der Universität Rostock, den er bis ins Jahr 2000 ausführte. Armin Münch ist ein Künstler, der verschiedenste Techniken einzusetzen weiß. So befinden sich in seinem Portfolio Kohle-, Bleistift- oder Federzeichnungen, aber auch Holzschnitte oder Radierungen. Seine Bilder wirken auf den Betrachter häufig reduziert, vielleicht sogar karg und unfertig, ein wenig wie Entwürfe eben. Nicht ganz zufällig trägt die Ausstellung genau diesen Titel. Trotzdem oder womöglich gerade aus diesem Grund handelt es sich um sehr ausdrucksstarke Zeichnungen. Die Inspiration für seine Werke stammt unter anderem aus Erlebnissen, die ihn im Laufe seines Lebens prägten, wie beispielsweise dem atomaren Wettrüsten während des Kalten Krieges oder die Zerstörung seiner Heimatstadt Dresden im 2. Weltkrieg, die er persönlich miterlebte. Des Weiteren inspirieren ihn menschliche Schicksalen und auch literarische Werke. Als Beispiel hierfür wären Goethes Faust oder Moby Dick zu nennen. Das Zentrum seiner Arbeiten bildet aber stets das Thema Krieg und Frieden. Bei den Besuchern stieß die Ausstellung auf sehr positive Resonanz. Insbesondere die Auswahl der Kirche als Standort fand großen Anklang. Einziger Wermutstropfen dabei: die Akustik. Aufgrund des starken Halls waren für Teile des Publikums die einleitenden Worte von Klaus Tiedemann nur sehr schwer zu erfassen. Dem Ausdruck von Münchs Werken tut dies freilich keinen Abbruch. Allen Interessierten wird die Ausstellung noch bis zum 4. August jeweils Montag bis Freitag offen stehen. Armin Münch wird dann nicht mehr persönlich vor Ort sein. Er meinte mit Blick auf die verschiedenen Veranstaltungen zu seinem 80. Geburtstag in letzter Zeit: „Nun ist gut.“ Was natürlich nicht heißen soll, dass es in Zukunft keine Ausstellungen mehr mit ihm geben wird, schließlich ist Münch nach wie vor stets am zeichnen neuer Werke. Eine kleine Ausstellungspause möchte er aber auf jeden Fall einlegen. Nach sechs Jahrzehnten als aktiver Künstler hat er es sich mehr als verdient.
16. Juni 2010 | Weiterlesen
Rostock und Schwerin – eine Hassliebe?
„Stellen Sie sich vor: Nachts tritt eine Märchenfee an Ihr Bett, öffnet eine Pralinenschachtel und Sie dürften sich drei herauspicken. Die Pralinenschachtel stellt Rostock dar. Welche drei Pralinen würden sie wählen?“ fragte am Montagabend Professor Dr. Dr. Hans Metelmann die Schweriner Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. Der waren drei auch gleich zu wenig. Schließlich beschränkte sie sich dann doch auf die Universität, wegen des jungen Lebens und der Kreativität; die Ostseeküste samt Kongresszentrum Hohe Düne und, etwas geniert gab sie zu, Ikea. Umgekehrt konnte auch der Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling drei Besonderheiten nennen, die er an Schwerin schätzte. Die Schloßfestspiele würden ihn reizen, der Lankower See und für seine Vision vom Technikmuseum wohl auch das eine oder andere Exponat aus dem technischen Landesmuseum. Schnell wurde jedenfalls klar, dass die Frage „Rostock und Schwerin – eine Hassliebe?“ unter der die Gesprächsrunde im Rostocker Rathaus stand, mit „Nein“ beantwortet werden konnte. Es sei weniger der einstige Twist um den Sitz der Landeshauptstadt, der trenne, machte der Abend deutlich. Vielmehr seien es die leeren Kassen und die finanziellen Probleme, die die beiden Städte als Zentren des Landes einen. Die Beziehung sei von gegenseitigem Respekt geprägt, bestätigte Angelika Gramkow. Davon zeugte auch das blaugelbe „Schwerin-Kleid“, welches sie als Abendgarderobe ausgewählt hatte. Die Rostocker Bürgerschaftspräsidentin hatte es ihr anlässlich der 850-Jahrfeier Schwerins überreicht. Das Miteinander klappt also recht gut. Das wurde in der Vergangenheit vor allem im touristischen Bereich bewiesen. Trotzdem werden „Potenziale zu Kooperationen nicht richtig genutzt“, räumte die Schweriner Oberbürgermeisterin ein. Obwohl sie Rostock als wirtschaftliches Zentrum des Landes anerkenne, machte sie zur Enttäuschung einiger Anwesenden deutlich, dass sich Schwerin vor allem an Hamburg orientiere. Der Rektor der Universität Professor Dr. Wolfgang Schareck plädierte daraufhin dafür, sich die Stärken der Region vor Augen zu führen und mit mehr Selbstbewusstsein aufzutreten. Dem setzte die frühere Finanzministerin von Mecklenburg-Vorpommern Sigrid Keler jedoch die negative Entwicklung der Bevölkerungszahlen entgegen. Sie forderte Konzepte, wie die Städte mit der damit verbundenen Verringerung der Finanzmittel umgehen wollen. Mit Blick auf die Landesgelder waren sich beide Stadtoberhäupter einig, dass die Verteilung zwischen den Städten und Landkreisen angesichts der Aufgaben nicht gerecht sei. „Die Städte müssen als Zentren für Entwicklung auch im Land wahrgenommen und entsprechend mit Finanzmitteln der Landesministerien ausgestattet werden“, sagte Rostocks Oberbürgermeister. Seine Schweriner Kollegin ergänzte: „In der Politik ist die Rolle der Zentren zugunsten der Landkreise in den Hintergrund getreten. Aber wenn es den Zentren gut geht, hat auch die Fläche was davon.“ Nach der angestrebten Gebietsreform werden Schwerin und Rostock die einzigen kreisfreien Städte sein. Im Landtag müssen sie dann ihre Interessen gegenüber einer Mehrheit von Abgeordneten aus den Landkreisen vertreten. „Wir sitzen dann in einem Boot“, betonte Roland Mehtling. Schon deshalb sei, so das Rostocker Stadtoberhaupt, die Beziehung zwischen Rostock und Schwerin mit einer Zwangsehe zu vergleichen. So wollte Angelika Gramkow die Beschreibung der Beziehung der beiden Städte aber nicht stehen lassen. „Herr Methling, Heirat kommt grundsätzlich nur aus Liebe in Frage, damit das mal klar ist“, erwiderte sie kokettierend. Zu der Gesprächsrunde „Rostock und Schwerin – eine Hassliebe?“ hatten die Rostocker Verwaltung und die Universität Rostock eingeladen. Sie möchten damit die Tradition der Rostocker Gespräche, die zwischen 1991 und 1994 geführt wurden, wiederbeleben. Ziel sei es, die Hansestadt Rostock von außen zu betrachten, sagte die Rostocker Senatorin Liane Melzer. Die Veranstalter sehen die Gesprächsreihe zugleich auch als Vorbereitung auf die 800-Jahr-Feier Rostocks im Jahr 2018 und das 600 Jahre währende Bestehen der Universität Rostock im Jahr 2019.
15. Juni 2010 | Weiterlesen
Fußball-WM - Public Viewing in Rostock
Am Sonntagabend war es endlich soweit, das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball Weltmeisterschaft in Südafrika gegen Australien stand auf dem Programm. Und so ein Ereignis macht natürlich beim Public Viewing wesentlich mehr Spaß, als vor dem heimischen Fernseher. Das dachten sich neben mir wohl auch noch etwa 1000 weitere Fans, die sich in der gut gefüllten Eishalle in Rostock versammelten, um mit der deutschen Elf mitzufiebern. Etwas über 1.000 Tribünenplätze stellen die Betreiber der Eishalle dazu kostenlos zur Verfügung. Von dort aus können die Zuschauer das Spiel auf gleich zwei Großbildleinwänden mitverfolgen. Dabei werden nicht nur die Spiele der deutschen Mannschaft gezeigt, sondern die gesamte WM übertragen, so kommen auch Fans der anderen Mannschaften auf ihre Kosten. Neben preiswerten Getränken gibt es außerdem täglich die Möglichkeit beim Torwandschießen ein Auto zu gewinnen. Nicht fehlen dürfen natürlich auch die Vuvuzelas, die trompetenförmigen Blasinstrumente, die bislang den Sound dieser Weltmeisterschaft in den Stadien Südafrikas prägen. Die Instrumente stoßen zwar hierzulande nicht bei jedem Fan auf Gegenliebe, wer möchte kann dennoch direkt vor Ort eines erwerben. Ein Angebot von dem auch prompt einige Zuschauer Gebrauch machten, was den Lautstärkepegel bisweilen deutlich steigerte. Um 20:30 Uhr war es dann endlich soweit und der mexikanische Schiedsrichter Marco Rodrìguez pfiff das Spiel an. Gerade einmal acht Minuten mussten die Fans warten, bis Lukas Podolski den Ball zum eins zu null einschoss. Zu diesem Zeitpunkt kam zum ersten Mal echte Stadionatmosphäre im Eisstadion auf. Und es sollte nicht das einzige Mal bleiben, denn knapp zwanzig Minuten später traf dann auch Miroslav Klose. Deutschland zwei, Australien null. Mit dem zwei zu null im Rücken, war die Stimmung in der Eishalle zur Halbzeit entsprechend ausgelassen und spätestens nach dem drei zu null durch Thomas Müller gab es kein Halten mehr. Neben den obligatorischen „Deutschland, Deutschland“ rufen, wurden auch immer wieder Fangesänge angestimmt. Und so schallte ein „oh wie ist das schön, sowas hat man lange nicht gesehen“ durch das Eisstadion. Von ZDF Reporter Bela Rethy war zu diesem Zeitpunkt schon lange nichts mehr zu hören, er wurde von den lautstarken Fans übertönt, erst recht nach dem vier zu null durch Cacau. Der gelungene Auftakt der deutschen Nationalmannschaft macht auf jeden Fall Lust auf mehr und lässt auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft hoffen. Und wer noch nicht weiß, wo er am Freitag das nächste Spiel der Deutschen gegen Serbien anschauen soll, der kann ja einmal der Eishalle einen Besuch abstatten.
14. Juni 2010 | Weiterlesen
12. GEO-Tag der Artenvielfalt
Möglichst viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten zu finden, das war das Ziel der Expedition des Naturschutzbundes Mittleres Mecklenburg am 12. Juni. Zum 12. GEO-Tag der Artenvielfalt hatte der Verein deshalb eingeladen, sich den Experten seiner Fachgruppen bei der Bestandsaufnahme anzuschließen. Unter die Lupe genommen wurde in diesem Jahr der Ivendorfer Forst, ein großer Mischwald südlich von Bad Doberan. Gekennzeichnet ist dieser durch Offenlandbereiche in verschiedenen Entwicklungsstadien und eingestreute nacheiszeitliche Kleingewässer mit vermoorten Bereichen. Diese verschiedenen Lebensräume sollten hinsichtlich der Vielfalt einige interessante Entdeckungen versprechen. Das dachten sich auch die Kinder vom Rostocker Rudi Rotbein Club und so hieß es am Vormittag auch für sie: ab in die Botanik! Die jungen Naturforscher wollten es dann auch genau wissen. Konzentriert folgten sie den Ausführungen des Exkursionsleiters, als er ihnen einige Kräuter vom Wegesrand vorstellte. Aufbau und Erscheinung wurden von ihnen genau begutachtet. Einige Pflanzen hatten markante Gerüche. Wohlriechende, aber auch üble Exemplare waren darunter. Manchmal durfte sogar ein wenig genascht werden. Der Exkursionsleiter wusste genau, welche Pflanzen essbar waren. Als der Weg zu einem kleinen See mitten im Wald führte, näherte sich die Expedition ihrem Höhepunkt. Auf dem Wasser hatte sich nämlich eine schwimmende Pflanzendecke aus Moosen gebildet, die vom Ufer aus auf die Wasseroberfläche hinausgewachsen war. Da die Decke tragfähig genug war, konnte sie auch sicher betreten werden. Begeistert hüpften die Kinder auf der „Wackelwiese“ herum. „Das Wasser ist total warm“, rief Melina, als sie barfuß auf den Schwingrasen stapfte, um sich das Wollgras aus der Nähe anzuschauen. Ein kurzer, warmer Schauer beendete schließlich das kleine Abenteuer vorerst. Am Nachmittag wartete aber schon ein weiterer spannender Ausflug auf die großen und kleinen Forscher. Die Feldherpetologen und Entomologen hatten sich ein kleines Moorgebiet zur Untersuchung ausgewählt. Schnell gab es auch schon die ersten interessanten Fänge. Während Thomas Schaarschmidt einen Kammmolch und mehrere kleine Teichmolche zur Betrachtung ans feste Ufer brachte, waren auch die Insektenkundler fleißig mit dem Sammeln und Bestimmen von Wasserkäfern beschäftigt. Anschließend wurde das Vorkommen von Fischen in einem nahegelegenen Kleingewässer untersucht. Dafür wurde die schnelle und schonende Methode des Elektrofischens angewendet. Und siehe da – ohne lange auf einen Biss zu warten, konnte ein Hecht herausgefischt werden, der dann außerhalb des Stromkreises wieder ins Wasser zurückgesetzt wurde. Auch ornithologische Beobachtungen standen auf dem Programm am Tag der Artenvielfalt. Der Höhepunkt hier war für viele der Überflug eines Schwarzstorches, der viel Erstaunen hervorrief. Als am Abend die Dämmerung hereinbrach, begann auch die Zeit der nachtaktiven Tiere. Eine kleine Sensation gelang den Fledermausschützern. Ihnen ging eine Bartfledermaus ins Fangnetz, die sie selbst im Jahre 2002 beringt hatten. Da sie damals schon laktierend war (also Milch absonderte), gingen sie davon aus, dass sie mindestens 11 Jahre alt ist. Der Tag der Artenvielfalt ist eine Initiative des Magazins GEO und fand in diesem Jahr bereits zum 12. Mal statt. Er gilt als größte Feldforschungsaktion in Mitteleuropa. Bei den Veranstaltungen der vergangenen Jahre wurden regelmäßig als verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt und damit ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung und Dokumentation der Tier- und Pflanzenwelt geleistet.
14. Juni 2010 | Weiterlesen
Premiere „Music Play for Three“ Bühne 602
Aufgeregtes Getuschel erklingt hier und da, nervöse Blicke schweifen durch den Raum, angeregte Unterhaltungen werden nur von dem Klirren der Gläser unterbrochen. Obwohl bis zum Beginn der Vorstellung noch eine ganze Weile Zeit ist, hat sich der Vorraum der Bühne 602 am Stadthafen schon gut gefüllt. Eltern und Großeltern sind gekommen, Freunde und Freundinnen im Teenie-Alter und sicher auch einige Lehrer und Organisatoren. Nicht irgendein Theaterstück steht heute auf dem Programm, sondern die Premiere von „Music Play for Three“, der neuesten Inszenierung der Neuen Musikschule „Carl Orff“. Etwa alle anderthalb Jahre erarbeitet die Musikschule gemeinsam mit ihren Schülern ein kleines Theaterstück. Dieses Projekt feiert seit einigen Jahren beachtliche Erfolge, längst sitzen nicht mehr nur Angehörige und Veranstalter im Publikum, sondern auch Neugierige und Fans aus der ganzen Hansestadt. Das neueste Werk der Musikschule mit der Abkürzung „MP3“ lässt so einiges erwarten. Der lilafarbende Flyer setzt optisch eher auf düstere Mangafiguren und geheimnisvolle Texte mit philosophischen Fragestellungen. Ist das Ende wirklich ein Ende? Oder ist alles nur eine Frage des Schicksals? Pünktlich um 15:00 Uhr konnte die Premiere beginnen. Auch Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens hat es sich nicht nehmen lassen, zur Erstaufführung zu erscheinen. Da ich selbst auch Musikschülerin bin, konnte ich mir die Aufregung hinter der Bühne ganz gut vorstellen und war eigentlich ganz froh über meinen Sitzplatz im Publikum. Gut sichtbar verteilten sich im Hintergrund der kleinen Bühne zunächst die Musiker, die das Stück über die Schauspieler begleiten sollten. Eine gelungene Mischung aus Klassik und Moderne ergaben dabei Klavier, Bass, Saxophon, Schlagzeug und – mein Lieblingsinstrument – die Geige. „Music Play for Three“ erzählt die Geschichte von Paul (Levin Schwazkopf), der über seinen MP3-Player ständig Musik hört und sich so von der Außenwelt abschneidet. Eines Tages werden ihm seine teuren Turnschuhe und der MP3-Player gestohlen. Ein großer Verlust für Paul, der sich nun doch mit Klassenkameraden und Außenwelt auseinandersetzen muss. So lernt er auch Pauline (Anne Martha Hilliger) kennen, die schweigend durchs Leben tanzt und deswegen bei ihren Mitschülern als Außenseiterin gilt. Beide kommen sich näher, geraten wegen ihrer unterschiedlichen Ansichten vom Leben aber bald in Konflikt. Und dann ist da noch die coole Andra, die sich von ihren Eltern überfordert und von ihren Freundinnen in ihrer Einzigartigkeit kopiert fühlt. Auch sie hat ein gewisses Interesse an Paul und bringt dessen Gefühlswelt ordentlich durcheinander. Insgesamt ist das Stück eine gelungene Mischung aus Theater, Musik, Gesang und Tanz. Die nächste Aufführung findet am 24. Juni um 10:00 Uhr in der Bühne 602 statt.
13. Juni 2010 | Weiterlesen
Auftakt zur Zoo-Tour 2010
„Radeln für die Affen – 2012 gemeinsam ans Ziel“ – das ist das Motto der 11. Rostocker Zoo-Tour im Jubiläumsjahr 111 Jahre Tiergarten. 170 Radfahrer fahren dabei 333 km quer durch Mecklenburg-Vorpommern. Die Einnahmen der Veranstaltung – ca. 38 000 Euro – gehen an das Darwineum, in dem die Besucher ab 2012 Einblicke in die Welt der Gorillas bekommen können. Der Startschuss zur ersten Etappe der Tour fällt am Sonntagmorgen um 3 Uhr in aller Frühe. Dann geht es vom Marineamt in Rostock nach Waren Müritz zum Müritzeum, wo die Fahrer gegen 7 Uhr erwartet werden. Zur Mittagszeit werden die Fahrer dann am Zoo in Stralsund ankommen, bevor es nach einer Pause über Born zurück nach Rostock geht. Das Ziel der Tour ist dann gegen 17:30 Uhr das Brauhaus Trotzenburg am Zooeingang. Die erste Etappe startet zwar erst morgen, der Auftakt zur Tour fand aber bereits heute am Bike-Market in Rostock-Schutow statt. Dort konnten die Fahrer ab 11 Uhr vormittags letzte Einstellungen an ihren Fahrrädern vornehmen oder einfach gesellig bei Bier und Bratwürsten zusammen sein. Auch für die Kleinen wurde Unterhaltung geboten, denn am Zoo-Mobil gab es viele Überraschungen für die Kinder. Für Stimmung sorgte unterdessen die Rostocker Band Skyline, bevor um 17 Uhr der Startschuss zum Prolog fiel. Zuvor wurde jedoch noch der zweite Veolia Cup ausgetragen. Die Fahrer traten dabei zum Sprint über 333 Meter gegeneinander an. Um die Zielfotos kümmerte sich die Polizei mithilfe von Blitzgeräten. Dies war auch nötig, denn die Fahrer erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 54 km/h und die Ergebnisse waren äußerst knapp. In der Kategorie der über 45-jährigen konnte sich Dietmar Müller in 21,45 Sekunden vor Thomas Holz und Manfred Hauptmann durchsetzen. Bei den unter 45-jährigen gab es sogar ein regelrechtes Herzschlagfinale – die ersten drei lagen nur um 15 hundertstel Sekunden auseinander. Am Ende gewann Andreas Liepe vor Tom Beyer und Steffen Skelte. Bei den Frauen sicherte sich Sabine Müller den ersten Platz. Auch das regnerische und windige Wetter konnte die Radfahrer nicht abschrecken. Und so waren auch die drei Tour Teilnehmer Matthias Senft, Hans-Günther Latta und Jan Kaatz kurz vor dem Start bei bester Laune und freuten sich darauf, dass es losgeht. Der Startschuss fiel pünktlich wie geplant um 17 Uhr und wurde durch den Vertriebsleiter des Veolia Umweltservice, Guido Adomßent, ausgeführt. Für die Fahrer ging es dann über Evershagen, Schmarl, Marienehe und Reutershagen ans Marineamt, angeführt vom schwarz-weiß gestreiften Zoo-Mobil. Die 12. Zoo Tour ist bereits für nächstes Jahr in Planung und soll nach diesem gelungenen Nachmittag, so der Wunsch der Veranstalter, wieder am Bike Market beginnen. Zusätzliche Fahrer sind dann natürlich immer willkommen und vielleicht gelingt es ja im nächsten Jahr sogar, die 200 Teilnehmer Marke zu knacken.
12. Juni 2010 | Weiterlesen
Liederabend mit Wolfgang Rieck
Klostergarten … wo ist der eigentlich? Diese Frage stellte sich mir, als ich gestern Abend durch unsere Rostocker Innenstadt irrte. Ein Rütteln an der Türklinke des Heimatmuseums brachte wenig Erfolg, doch so verkehrt war die Adresse letztlich gar nicht. Hätte man gesagt „Sommertheater“, hätte ich hingegen sofort Bescheid gewusst, denn kein anderer Ort scheint der ominöse Klostergarten zu sein. Trotz immer wiederkehrenden Platzregens sollte der erwartete Liederabend mit Wolfgang Rieck unter freiem Himmel stattfinden. So ganz Open Air war es dann zum Glück doch nicht – jemand hatte sich die Mühe gemacht, vorsorglich ein gutes Dutzend Stühle mit Sitzkissen auf die überdachte Bühne zu räumen. Mehr Zuschauer als Stühle wurden es dann tatsächlich nicht, so musste aber wenigstens auch niemand mit der nassen Tribüne vorlieb nehmen. Mit dem Künstler selbst kann die geringe Publikumsmenge jedoch nichts zu tun haben, denn Wolfgang Rieck machte auf mich von Anfang an einen sehr sympathischen und freundlich offenen Eindruck. Hat sicher etwas mit dem Wetter zu tun … oder der Fußball WM. Die ist ja jetzt überall Thema. Umso besser für die wenigen Musikbegeisterten, denn so entstand keine zwei Meter vom Künstler entfernt doch eine kuschelige, fast intime Atmosphäre, was bei Live-Musik ja immer gut ankommt. Ohne sich noch lang vorzustellen, begann Sänger und Liedermacher Wolfgang Rieck sein Programm mit einem Liebeslied, begleitet von ihm selbst auf einer kleinen Akustik-Gitarre. „… Ich möchte mit dir, Liebste, gern liegen in den Betten, in denen ich lag …“ Der Originaltext stammt zwar von einem österreichischen jüdischen Poeten, das Lied hatte für mich aber auf Anhieb einen leicht mittelalterlichen Hauch, was mich natürlich sofort begeisterte. Nachdem tosender Applaus aufbrandete, stellte der gebürtige Rostocker sich selbst und sein Programm kurz vor. Es würden unterschiedliche Lieder aus unterschiedlichen Bereichen kommen, die zu erwartenden Instrumente ließen ja bereits auf der Bühne auf sich neugierig machen. Und als gelernter Vollmatrose würde er vor allem Seemannslieder singen, wie es sich gehöre. Na das konnte ja spannend werden. Schon beim zweiten Lied zeigte Wolfgang Rieck dann auch sogleich seine andere Spezialität, nämlich Plattdeutsch. Bis Anfang der neunziger Jahre hatte er zusammen mit Joachim Piatkowski 17 Jahre lang im Duo ausschließlich platt gesungen, ein Muss also für diesen Abend. Das zweite Lied war also ein plattdeutsches mit dem Titel „Die Landstraße“, den Originaltitel kann ich leider nicht originalgetreu wiedergeben. Wolfgang Rieck erklärt jedoch im Vorfeld, dass es sich um ein altes Fernwehlied handele, was mir das Verständnis etwas erleichterte. Auch das nächste Stück war in dieser Sprache gehalten. „Land in Sicht“ war ein vertontes Gedicht von Hans Bötticher aka Joachim Ringelnatz, welches stimmungsvoll die Gefühle eines Seemanns beschrieb, der nach langer Zeit am Horizont wieder die heimatlichen Gefilde auftauchen sieht. „Das Publikum muss aber nicht bloß rumsitzen, sondern darf sich aktiv beteiligen“, verkündete Wolfgang Rieck einige Lieder später. Wir durften also mitsingen. Obwohl die besprochene Textstelle nicht allzu schwer schien, verpassten wir gleich beim ersten Versuch unerwartet den Einsatz. Der Künstler sah das allerdings mit viel Humor und schließlich brachten wir das ganze Lied gemeinsam problemlos zustande. Das insgesamt etwa zweistündige Programm war leider viel zu schnell vorbei. Nach einem von ihm selbst verfassten Schlaflied trennte sich unsere kleine Gruppe und ging wieder ihrer Wege. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann Wolfgang Rieck demnächst wieder live erleben, nämlich am 13. Juni um 13:00 Uhr auf dem Traditionsschiff in Schmarl und am 9. Juli um 15:00 Uhr am Strandzugang 14 in Kühlungsborn. Mehr Infos auf www.wolfgang-rieck.de.
12. Juni 2010 | Weiterlesen
BALMUN 2010 - Baltic Model United Nations
Erst vor kurzem habe ich davon geträumt, wieder zur Schule zu gehen – „geträumt“ ist dabei in seiner wortwörtlichen Bedeutung zu verstehen. Der geregelte Tagesablauf, die vielen alten Freunde, die gemeinsamen Probleme und Ärgernisse – irgendwie schien mir das alles ziemlich verlockend. Dass sich dieser Traum so schnell bewahrheiten würde, hatte ich jedoch nicht geahnt. Nun ja, das Innerstädtische Gymnasium am Goetheplatz ist zwar nicht meine alte Schule, aber doch eine gute Gelegenheit, um mal wieder in das alte wohl bekannte Gefühl hineinzuschnuppern. Anlass dieser Möglichkeit war das BALMUN 2010, abgekürzt von Baltic Model United Nations. Dabei handelt es sich um eine mehrtägige Konferenz (10. bis 13. Juni), bei der Schüler unter realitätsnahen Bedingungen das politische Geschehen der UN nachempfinden sollten. Untertitel dieser Konferenz waren „Facing regional challenges in a globalized world“ sowie „Caring for climate. Political and economic solutions“ – einen gratis Englisch-Aufbaukurs gab es also auch gleich mit dazu. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten im renovierten Schulgebäude des ISG, welche durch seltsame Wegweiser und unverständliche Abkürzungen nicht gerade erleichtert wurden, fand ich endlich einen Verantwortlichen. Na ja, eigentlich einen Schüler, der mit Anzug und Namensschildchen recht wichtig aussah. „Die GA sind in der Aula“, erklärte er, zeigte mir aber freundlicherweise auch gleich noch den Weg. Die beeindruckende Aula war also zum politischen Schauplatz umgebaut worden. Im Flur davor standen zahlreiche Schüler verschiedener Herkunft, die sich teilweise richtig aufgebrezelt hatten. Um nicht viel erklären zu müssen, wird an dieser Stelle der Dress Code aus dem Conference Program zitiert: „Boys need to wear a suit including a tie. Girls have to wear a pantsuit, a skirt and a blouse or something similar. Jeans, sneakers and T-shirts will not be tolerated.“ Jetzt ratet mal, wer ausgerechnet heute Letzteres an hatte … Nachdem sämtliche teilnehmende Schüler in der Aula Platz genommen hatten, konnte es losgehen. Laut Programmheft stand zunächst die „Formal Opening Ceremony“ bevor, welche unter anderem Reden des President of the GA (übrigens General Assembly) und des Schulleiters des ISG beinhaltete. Präsidentin und damit die Glückliche mit dem besten Sitzplatz war die Schülerin Eline Severijnen, die mit gutem Englisch und starker Souveränität ordentlich Eindruck machte. Die erste Eröffnungsrede am Podium durfte Thomas Döring halten, der seit 2002 Schulleiter des Innerstädtischen Gymnasiums ist. Er berichtete von der enttäuschenden Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen, betonte die Wichtigkeit des Klimas und damit verbunden das Engagement der „Young Generation“. „It’s up to us, up to everyone, to save our planet“, brachte die Schülerin Clara Leiva Burger das später noch einmal genau auf den Punkt. Diesbezüglich stehen natürlich das Teilnehmen an öffentlichen Wahlen und der eigene Beitrag zum Klimaschutz ganz oben auf der To-do-Liste. Die BALMUN Konferenz fand in dieser Ausführung nun schon im dritten Jahr statt. Insgesamt waren etwa 150 Schüler aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Tschechien, Kirgisistan (wo gerade wieder ethnische Konflikte mit der usbekischen Minderheit aufflammen), der Ukraine und Gambia angereist. Interessant ist dabei, dass Deutschland von Schülern aus den Niederlanden und die Niederlande von deutschen Schülern vertreten wurden. Es gab also nicht so etwas wie einen Heimvorteil. Rektor Thomas Döring fasste das Konzept von BALMUN noch einmal zusammen. Zum einen sollte die Konferenz eine realistische Kopie der UN darstellen, damit die Teilnehmer Eindrücke von echter Politik gewinnen konnten. Zum anderen sollte es eine ideale Version der Wirklichkeit sein. Die Schüler sollten neue Ideen und Lösungen für realistische Probleme finden und dabei natürlich auch neue Freundschaften schließen. Auch Dr. Joachim W. Dippner vom Leibniz Institute for Baltic Sea Research in Warnemünde durfte mit seiner Rede einen Teil zur Eröffnungszeremonie beitragen und damit gleich noch eine kleine Nachhilfestunde bezüglich des Klimawandels geben. Seiner Meinung nach trägt der Mensch zwar keinen unwesentlichen Beitrag zur Klimaveränderung bei, nebenbei wären aber auch noch natürliche Ursachen verantwortlich, die es schon immer gegeben hatte. Dazu zählen etwa die sich verändernde Form der Erdumlaufbahn, der Neigungswinkel der Erdachse und die abnehmende Sonnenaktivität. „We have only one world and no time for experiments“, war seine schön formulierte Take-Home-Message und damit der Abschluss des Vortrags. Nach einer weiteren aber etwas kürzeren Rede stand endlich die Pause bevor – und damit mein wohlverdienter heißer Kaffee und ein weniger verdienter fetter Negerkuss. Die knapp 20 Minuten Unterbrechung wurden von den Schülern ganz unterschiedlich genutzt. Einige feilten an ihren Reden und der Rhetorik, andere bedienten sich schmatzend und schwatzend am Buffet und wieder andere verwechselten scheinbar die Schule mit einem Laufsteg. Ja, ja, Heidi Klums Quotenhit hinterlässt so seine Spuren … Mit den vorherigen Reden war es mit der Opening Ceremony natürlich noch nicht getan. Nach der Pause folgten die Opening Speeches der Ambassadors, Committees, SC und SpC – das Programm ging noch bis zum Abend so weiter. Wer mehr erfahren möchte, kann ja mal auf www.balmun.de vorbei schauen. Wer die Teilnehmer der Konferenz einmal unter lockereren Bedingungen kennen lernen will, hat dazu am Samstag ab 20:00 Uhr beim BALMUN Dance in der Bacio Lounge Gelegenheit.
12. Juni 2010 | Weiterlesen
„Rostocks Eleven“ 2010 für Anne Theuerkauf
Elf junge Wissenschaftler von elf wissenschaftlichen Einrichtungen der Forschungsregion Rostock – „Rostocks Eleven“ – stellten sich am 10. Juni der Aufgabe, ihr Forschungsthema anschaulich darzustellen und den Nutzen ihrer Arbeit deutlich zu machen. Begutachtet wurden ihre Vorträge von elf Journalisten aus dem gesamten Bundesgebiet, die schließlich aus den Vorträgen den besten Nachwuchswissenschaftler kürten. „Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht“, sagte Jurymitglied Magdalana Hamm, die als Jahreshospitantin im Ressort Wissenschaft der Wochenzeitung DIE ZEIT arbeitet. Am Freitag legte sich die Jury schließlich auf Anne Theuerkauf vom Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn (IAP) als Gewinnerin des Nachwuchswissenschaftspreises „Rostocks Eleven“ fest. „Mit Ballons das Chaos erforschen“ lautete das Thema des Vortrags, mit dem die 28-jährige Physikerin die Jury überzeugte. Darin erläuterte sie, wie mit Hilfe von Stratosphärenballons kleinsträumige Fluktuationen der Windgeschwindigkeit in 35 Kilometer Höhe erforscht werden. Chaotisch ablaufende Prozesse in der Stratosphäre sind ein noch sehr junges Forschungsthema, das aber für die Luft- und Raumfahrt sowie Erkenntnisse über den Klimawandel von großer Bedeutung ist. „Ziel unserer Forschungen ist es, die in der Stratosphäre ablaufenden Prozesse besser zu verstehen und damit einen Beitrag zur Klimaforschung zu leisten“, erklärte Anne Theuerkauf, die an der Freien Universität Berlin Meteorologie und im Nebenfach Physik und Geographie studierte. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über die Modellierung arktischer Grenzschichten. Sie arbeitete auf der deutschen Arktisstation in Spitzbergen (Norwegen) und absolvierte ein Auslandsemester an der Universität Uppsala (Schweden). Seit 2007 ist sie Doktorandin am Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik Kühlungsborn. Platz zwei belegte Dr. Sandra Düpjan vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf mit ihrem Beitrag „Wie bewerten Schweine ihre Umwelt? – Neue Wege für den Tierschutz“. Dieser Vortrag, so hob die Jury in ihrer Begründung hervor, habe besonders mit seiner Anschaulichkeit und Lebendigkeit bestochen. Platz drei ging in diesem Jahr an Markus Krohn vom Department Aging Science and Humanities der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock. Der 32-jährige vermochte es, in seinem Vortrag „Wenn die Müllabfuhr des Gehirns nicht mehr funktioniert“ den komplexen Charakter von Alzheimererkrankungen verständlich darzustellen, Einblick in die aktuellsten Forschungen zu geben und dabei mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen. Der Nachwuchswissenschaftlerpreis „Rostocks Eleven“ wird vom Verein „Rostock denkt 365°“ unterstützt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den wissenschaftlichen Austausch in der Region Rostock zu fördern. Die diesjährige Gewinnerin Anne Theuerkauf freute sich über den mit 365 Euro dotierten Preis und bot bei der Verleihung in der Universitätskirche am Freitag an, das Geld dem Verein für seine Arbeit zu spenden.
12. Juni 2010 | Weiterlesen
DAAD Stipendiatentreffen in Rostock
„Das ist ein toller Anblick, so ein volles Auditorium“, freute sich Professor Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, über die zahlreich anwesenden Stipendiaten im Auditorium Maximum der Universität in der Ulmenstraße. Der Anlass: die offizielle Eröffnung des Stipendiatentreffens des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), das vom 11. bis 13. Juni in Rostock stattfindet. Dazu haben sich etwa 360 Stipendiaten aus 86 Ländern in der Hansestadt versammelt, um eine Möglichkeit zu haben, sich kennenzulernen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Die Studenten stammen vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Lateinamerika, aber beispielsweise auch aus Ägypten oder Indonesien. „Wie kann man ein internationales Studententreffen eröffnen?“ fragte sich zu Beginn der Veranstaltung Assia Cunego. Und so spielte die Harfenistin im Laufe der Veranstaltung vier Stücke, die eine kleine musikalische Weltreise darstellten. Dargeboten wurde beispielsweise Musik von Ippolitow-Iwanow, einem russischen Komponisten, dessen Werke Einflüsse armenischer volkstümlicher Musik beinhalten. Die Begrüßung nahm Deutschlands Rektor des Jahres Wolfgang Schareck vor. Er stellte in aller Kürze die Geschichte der Universität Rostock sowie die neun Fakultäten vor. Er lobte zudem die Innovationskraft, die auch im Motto der Universität „Traditio et innovatio“ verankert ist, merkte aber auch kritisch den geringen Anteil an ausländischen Studenten an. Dieser konnte zwar zuletzt von nur 4 % auf immerhin 5,5 % erhöht werden, zu den angestrebten 10 % fehlen dann aber doch noch einige Prozentpunkte. Mehr englischsprachige Studiengänge sollen u.a. helfen, den Anteil in Zukunft zu erhöhen. Der Vizepräsident des DAAD, Professor Dr. Max Huber, begrüßte ebenfalls die Stipendiaten im Auditorium und sprach mit Blick auf die vielen unterschiedlichen anwesenden Nationalitäten von „einer kleinen Uno hier im Saal“. Die Universität Rostock bezeichnete er als „akademischen Leuchtturm“ gestern und heute. „Wir alle sind voller Neugierde Sie kennenzulernen“, richtete er sich dann direkt an die Studenten. Er stellte die doppelte Rolle der Stipendiaten als Botschafter ihrer Heimatländer in Deutschland und schließlich auch als Botschafter Deutschlands in ihren Ländern heraus, wenn sie nach Ende ihres Studiums wieder dorthin zurückkehren. Um Vernetzung, allerdings nicht von Nationen, sondern von unterschiedlichen Fachgebieten innerhalb der Universität, ging es dann im Vortrag von Professor Dr. Udo Kragl, dem Dekan der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock. Er stellte anhand von ausgewählten Beispielen die Interdisziplinäre Fakultät und ihre drei Profillinien – Leben, Licht & Materie, Maritime System und Erfolgreich Altern – vor. Der aus Ägypten stammende Mohammed Khalil, Student der pharmazeutischen Biologie an der TU Braunschweig, freute sich über die „schöne Gelegenheit, andere Stipendiaten zu treffen“. Er, Mohammed Mowafy, und Hisham El Safti hatten jedenfalls sichtlich Spaß an der Veranstaltung. Zu erzählen werden die Studenten sich auf jeden Fall mehr als genug haben. Nach Ende der Eröffnungsveranstaltung ging es zum gemeinsamen Abendessen. Am Samstag wird es dann Vorträge verschiedener Stipendiaten zu ihren Fachgebieten geben, bevor Joachim Gauck, Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, einen Plenarvortrag zum Thema „Ost und West – eine Betrachtung deutscher Verhältnisse“ halten wird – übrigens leider nicht öffentlich, wie die Universität mit Blick auf verschiedene Medienberichte noch einmal betonte. Am Nachmittag haben die Studenten dann Zeit die Stadt zu erkunden, bevor es am Sonntag wieder an die Hochschulorte zurückgeht. „Die Welt ist wie ein Buch. Wenn Sie nicht reisen, dann ist es so, als hätten Sie nur eine Seite gelesen.“ Mit diesem Zitat von Augustinus schloss Wolfgang Schareck seine Begrüßungsrede. Die anwesenden Stipendiaten sind da auf jeden Fall schon weiter. Wünschen wir ihnen viel Erfolg für ihre weitere Reise.
11. Juni 2010 | Weiterlesen
Charta der Vielfalt
Ein grundlegendes Bekenntnis zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung von Menschen in Unternehmen legten die vier Unterzeichner der „Charta der Vielfalt“ am 10. Juni im Saal der Industrie- und Handelskammer ab. „Bei der Charta der Vielfalt geht es um eine angenehme Unternehmenskultur, um Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt“, erläuterte Bernd Knopf vom Büro der Beauftragten der Bundesregierung für Migration und Integration die Bedeutung der Urkunde. Initiiert wurde die „Charta der Vielfalt“ 2006 von vier deutschen Großunternehmen und wird seither von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung koordiniert. Schirmherrin ist die Bundeskanzlerin. 810 Unternehmen, Institutionen und Vereine haben bisher bundesweit das Dokument unterzeichnet. Nun gehören auch das Unternehmen Ferdinand Schultz Nachfolger Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, die Informatik Center Roggentin GmbH sowie die Agentur für Arbeit Rostock und der Zoo Rostock dazu. Sie haben sich damit verpflichtet ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Ausgrenzung ist. Es soll eine offene Unternehmenskultur etabliert werden, die auf Einbeziehung und gegenseitigem Respekt basiert. „Jeder soll dort eingesetzt werden, wo seine Stärken liegen, wo die höchste Leistung erzielt wird“, sagte Peter Volkmann, Geschäftsführer des Geschäftsbereiches Handel, Dienstleistungen, Tourismus, Außenwirtschaft, Europa der IHK zu Rostock. Die demografische Entwicklung erfordere neue Personalstrategien. Deshalb sei „Diversity Management“ (im Sinne der konstruktiven Nutzung sozialer Vielfalt) auch zunehmend ein Thema für Klein- und Mittelständische Unternehmen der Region, so Peter Volkmann weiter. Waren es 2006 noch 24.000 Schulabgänger, so stehen dem in diesem Jahr nur noch 10.000 gegenüber. Auch der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung, der heute bei etwa 62 Prozent liege, werde bis 2030 auf 49 Prozent sinken. „Immer mehr Menschen werden am Arbeitsmarkt gebraucht“, machte Staatssekretär im Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Dr. Stephan Rudolph aufmerksam. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass jeder mitgenommen wird, der auch mitgenommen werden will. Aber da sind wir noch nicht“, stellte er die Bereitschaft zur Vielfalt in Mecklenburg Vorpommern und die Attraktivität des Landes für Menschen von außerhalb in Frage. Dabei sprechen viele Gründe für die Anerkennung der Vielfalt.“Internationalität ist ein Wettbewerbsvorteil, gerade wenn das Unternehmen global agiert. Durch Heterogenität in Sprache und Mentalität der Mitarbeiter entwickelt sich Kreativität und auch das Erscheinungsbild der Region und der Stadt profitiert von der Vielfalt“, zählt Christian Weiß von Rostock Business die Vorteile auf. Etwa 50 Rostocker Unternehmen, Vereine und Institutionen haben sich bereits der „Charta der Vielfalt“ verpflichtet. Bei der Veranstaltung am Donnerstag, die von der Industrie- und Handelskammer zu Rostock, Migra e. V. und der Bürgerinitiative „Bunt statt Braun“ bereits zum zweiten Mal durchgeführt wird, berichtet Mykhailo Lyubich wie er aus der Ukraine nach Rostock zu Suzlon Energy, einem internationalen Unternehmen, welches seinen Ursprung in Indien hat, gekommen ist. Als Elektrotechniker und Fachmann für Computersysteme promovierte er an der Rostocker Universität und ist seit 5 Jahren für den Windkrafthersteller tätig.
11. Juni 2010 | Weiterlesen
Bildungsstreik in Rostock - 9. Juni 2010
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut“, tönte es lautstark am 9. Juni in der Rostocker Innenstadt. Etwa 800 Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende versammelten sich, um ihre Unzufriedenheit mit den Schul- und Ausbildungsbedingungen zum Ausdruck zu bringen und schlossen sich damit dem bundesweiten Bildungsstreik an. Kritisiert wurde vor allem, dass das Bildungswesen zusehends nach wirtschaftlichen Interessen ausgerichtet wird und zu wenig Geld für Schulen und Universitäten vorhanden sei. „Aufgabe der Bildung ist nicht allein die Qualifikation zur Arbeit“, sagte Heiko Marski, studentischer Prorektor der Universität Rostock und erinnerte an das humanistische Bildungsideal, welches nach Meinung vieler Demonstranten zusehends ins Hintertreffen gerät. „Es ist zu wenig Zeit für Individualität. Die Klassen sind zu groß“, beklagte sich beispielsweise Henrike, Schülerin aus dem Friderico – Francisceum Gymnasium in Bad Doberan. „Wir spielen noch Handball. Aber mit zwei Matheklassenarbeiten innerhalb von drei Wochen haben wir einfach Stress bei der Stoffbewältigung“, ergänzte ihre Mitschülerin Sophia. Sie rechnen etwa mit neun Stunden täglich, die sie für die Schule aufbringen. Bessere Finanzausstattung für mehr Lehrer und kleinere Klassenstärken fordern auch die Studenten Georg, Henrik und Philipp. Sie wollen sich mit den Schülern solidarisch zeigen, haben aber auch Verbesserungsvorschläge für die Situation im Studium. „Die Finanzen müssen gestärkt werden. Wir brauchen eine bessere Personalausstattung, damit eine intensivere Betreuung möglich ist“, sagte Henrik. Philipp gibt zu bedenken, dass so auch die Zahl der Abbrecher verringert werden könnte. Auch die Lerninhalte der Lehr- und Studienpläne wurden von den Schülerinnen und Studenten an bestimmten Punkten in Frage gestellt. Danny, Hannes, Sandra und Anna vom Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Ribnitz-Damgarten nahmen ebenfalls mit ihren Mitschülern an den Protesten teil. Sie wurden dabei von vielen Menschen unterstützt, erzählen sie. „Die Materialien für unsere Transparente haben wir kostenlos von einem Geschäft bekommen“, war Danny dankbar. Auch bei ihren Lehrern findet ihr Engagement Zustimmung. Auf Missstände bei der Situation der Lehrer und der Lehrerausbildung machte Cornelia Mannewitz von der Gewerkschaft für Erziehung und Bildung aufmerksam. Außerdem forderte sie mehr Geld für Studierende, eine deutlichere BAföG-Erhöhung als bisher vorgesehen und ein Studienhonorar: „Studierende sollen nicht zahlen, sondern Geld dafür bekommen, weil sie studieren“, schlug sie in ihrer Ansprache vor. „Bildung ist nicht umsonst. Sie kostet Geld“, machte die Vertreterin des Personalrates der Universität Rostock deutlich. „Bildung muss aber für alle zugänglich sein, ohne soziale Hürden“, sagte sie und beklagte, dass das Verständnis von Bildung als Investition in die Zukunft oft nur eine hohle Politikerphrase sei und veranschaulichte dies mit der Personalentwicklung an der Universität Rostock, die die Studierenden nun mit überfüllten Hörsälen ausbaden müssten. Ein weiteres Problem, welches die Studierenden beschäftigte, ist die Umsetzung der Bologna-Beschlüsse, die mit international vergleichbaren Bachelor- und Masterabschlüssen die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa fördern soll. Hier werden vor allem Defizite bei der inhaltlichen Gestaltung der Studiengänge, der Organisation und der Akzeptanz der Abschlüsse gesehen. Mit ihrem Protest wollen die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden und Auszubildenden auf die Missstände im Bildungswesen aufmerksam machen und Präsenz zeigen. Viele haben die Hoffnung, dass sich durch ihr Engagement etwas verändern wird. „Der bundesweite Streik wird was bringen“, ist sich der 13 jährige Michel sicher.
10. Juni 2010 | Weiterlesen
Rostocker Umweltpreis „Joe Duty“ für IN NATURA
„Es ist toll, dass es hier so etwas gibt“, sagt Susanne Engler und beobachtet, wie sich ihr zweijähriger Sohn Jarne mutig einer Ziege nähert: „Wir kommen hier öfter her.“ Gemeint ist der ASB Freizeitpark IN NATURA in Rostock-Lichtenhagen. Dieses Projekt der Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ist nun mit dem Umweltpreis der Hansestadt Rostock „Joe Duty“ geehrt worden. Im Projekt IN NATURA verbinden sozialpädagogische Fachkräfte des ASB und engagierte Ehrenamtliche aktiven Umweltschutz mit Sozialarbeit für Kinder, Jugendliche und Familien. Dafür wurde seit 2003 ein etwa 3,5 Hektar großes Gelände in Rostock-Lichtenhagen nach ökologischen Prinzipien in einen öffentlich zugänglichen Spiel- und Erlebnisbereich umgestaltet. Das Ziel des Projektes ist es, Umweltbildung anhand konkreter Beispiele erlebbar zu vermitteln, zum Beispiel bei der Tierpflege auf dem Kinderbauernhof, beim Erforschen ökologischer Nischen im Naturgarten oder beim Kochen in der „Grünen Küche“ und im Lehmbackofen. Anliegen ist es dabei nicht allein das Kennen lernen von Pflanzen und Tieren, sondern insbesondere das anschauliche Erleben der Natur als einen Kreislauf. „Wir versuchen die Kinder und Jugendlichen indirekt, mit leicht zugänglichen Angeboten für die Natur zu interessieren. Die Aktionen müssen spannend sein, am Besten gelingt es, wenn sie selbst aktiv werden und mal mit anfassen dürfen, wie bei unseren Tieren“, sagt Projektmitarbeiterin Steffie Fust. Etwa 7.000 Kinder und Jugendliche besuchen jährlich die Angebote. Viele von ihnen kommen aus benachteiligten Familien mit unterschiedlichen sozialen Problemen aus dem unmittelbaren Wohnumfeld und verbringen hier ihre Freizeit. Aber auch Projekttage für Kindergruppen und Schulklassen werden angeboten. „In der umweltpädagogischen Arbeit des Projektes IN NATURA wird richtungsweisend und erfolgreich gezeigt, welche Synergieeffekte zwischen Sozialarbeit und Umweltschutz möglich sind“, würdigte der Senator für Bau und Umwelt Holger Matthäus das Engagement anlässlich der feierlichen Verleihung des Umweltpreises am 8. Juni. Auch Oberbürgermeister Roland Methling hob in seiner Rede die Bedeutung des Umwelt- und Naturschutzes hervor: „Wir sind auf eine intakte Umwelt angewiesen. Der Schutz der Umwelt ist Schutz der Kinder und Enkelkinder. Wir dürfen deshalb nicht müde werden unsere Erde und ihr sensibles Gleichgewicht zu bewahren. Die Natur ist ein Wert an sich. Wir alle sind ihr Anwalt oder sollten es zumindest sein.“ Projektleiterin Anne-Kathleen Schäfer freute sich über den mit 3.500 Euro dotierten Preis. „Das Geld werden wir in ein Gründach für unseren Stall investieren, damit es im Sommer darin nicht so heiß wird“, sagt sie über ihre Pläne. Weitere Bewerber für den diesjährigen Umweltpreis waren Anke Paap mit ihrem Projekt „beached art“, Strandgutcollagen, mit denen sie auf das Plastikproblem aufmerksam machen will, welches zunehmend die Meere belastet; Dr. Martin Götze, der eine Vielzahl von Projekten auf dem Gebiet der Ökologie und Umwelt organisierte und die NABU Umweltbibliothek. Der Umweltpreis der Hansestadt „Joe Duty“ wird alle zwei Jahre verliehen und soll herausragende Leistungen des ehrenamtlichen Umwelt- und Naturschutzes würdigen und die kritische Auseinandersetzung mit Umweltproblemen in der Öffentlichkeit fördern. Benannt ist er nach dem Rostocker Natur- und Umweltschützer Joe Duty, durch dessen Engagement zahlreiche ökologisch wertvolle Lebensräume erhalten werden konnten.
9. Juni 2010 | Weiterlesen
KESS: Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer
Dass es nicht ganz einfach ist, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ist allgemein bekannt. Um ihre zahlreichen Studenten deshalb bei der Familienplanung zu unterstützen, hat sich die Rostocker Universität jetzt etwas ganz Besonderes ausgedacht: nämlich KESS, das Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer. Zuerst einmal gab es eine große Premiere für mich, da ich noch niemals zuvor in der Rostocker Universitätsbibliothek gewesen war. Warum auch, als Nicht-Studentin? Von außen ist das imposante Gebäude natürlich wohl bekannt, vor allem aus meinen vielen Fahrstunden in der Südstadt. Der Innenraum war jedoch noch viel beeindruckender, als ich es mir je vorgestellt hatte. Da lohnt es sich ja fast, in Rostock zu studieren. Um mich nicht gleich zu verlaufen, ließ ich mir den Weg zum neuen Kinder-Eltern-Zimmer an der Anmeldung beschreiben. Treppe rauf, Mittelgang folgen, immer geradeaus. Kein Problem. An der unscheinbaren Glastür schließlich angekommen, deutete auch schon eine bunte Beschriftung darauf hin, dass ich mein Ziel offensichtlich erreicht hatte. Als erste neugierige Besucherin wurde ich auch sogleich von Annette Meier, Geschäftsführerin der Familienfreundlichen Hochschule, und Christina Haacker, Sozialreferentin des AStA, freundlich begrüßt. Auch das neue Zimmer beeindruckte mit freundlichen Farben und viel Sonnenlicht, wie man es von einem Kinderzimmer erwartet hätte. Der erste potenzielle Nutzer der neuen Räumlichkeiten traf wenig später ebenfalls ein. Der kleine Piet, gerade mal ein halbes Jahr alt, sah sich aufmerksam vom Arm seiner jungen Mutter aus um und fand offensichtlich ebenso Gefallen am Kinder-Eltern-Zimmer wie sie. Zur feierlichen Eröffnung kam natürlich auch Prof. Wolfgang Schareck dazu, Rektor der Universität Rostock. „Wir wollen nicht nur familiengerecht, sondern familienfreundlich sein“, begründet er die neue Investition. Im KESS können die Studenten Arbeit und Familie perfekt miteinander verknüpfen, aber auch Gastprofessoren und Nicht-Eltern sind im neuen Zimmer gern gesehen. Vom Gitterbett bis zur kleinen Sitzecke ist das KESS für Kinder aller Altersgruppen geeignet. Auch Spielzeug, Bücher und Plüschtiere stehen zur intensiven Beschäftigung und zum Liebhaben bereit. „Eltern können gern auch Spielzeug stiften, das zu Hause nicht mehr benötigt wird“, erklärt Prof. Schareck die Idee des KESS. Aus Sicherheitsgründen gibt es im neuen Bibliothekszimmer allerdings keine Computer. „Die vielen Kabel wären für die Kinder viel zu gefährlich“, sagt Annette Meier. Laptops können aber selbstverständlich mitgebracht werden und auch das Ausleihen eben dieser ist in Planung. Wegen der positiven Resonanz bei Professoren und Studenten wurde bereits gestern zeitgleich ein zweites Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer in der Ulmenstraße (Haus 3) eröffnet, welches junge Eltern nutzen können. Zum Andenken an den Tag dürfen sich alle noch an einem gemeinsamen Kunstwerk beteiligen, welches zukünftig das KESS schmücken soll: eine weiße Leinwand mit bunten Handabdrücken. Ob der kleine Piet die winzige grüne Hand wohl als seine eigene identifizieren wird, wenn er in 20 Jahren hier studiert?
9. Juni 2010 | Weiterlesen
Mädchen-Technik-Kongress und Tag der Technik
Was hat die Papierfaltkunst Origami mit Mathematik zu tun? Wie kann man spielend leicht einen Roboter programmieren? Was ist Kinetische Kunst? Diese und noch viel mehr Fragen sollen am 18. Juni beim Mädchen-Technik-Kongress und dem Tag der Technik beantwortet werden. Die Idee dieses Tages ist in erster Linie, das Interesse zu wecken und Schüler für technische Berufe zu begeistern. Dabei sollen vor allem Mädchen realitätsnah die sogenannten MINT-Berufe und -Wissenschaftsfelder (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) kennen lernen und in die Unternehmen rein schauen dürfen. Da Mädchen laut Birgit Krumpholz, Projektleiterin des Mädchen-Technik-Kongresses, eine andere Aufbereitung der Informationen benötigten als Jungen, würde dieser in Norddeutschland einzigartige Tag veranstaltet. Beim Kongress können sich die Mädchen teilweise unter sich ausprobieren, teilweise gibt es auch gemischte Stationen. Daher ist der Tag der Technik auch für Jungen interessant und soll vor allem Schulklassen aus ganz MV anlocken. Birgit Krumpholz konnte sich besonders über die vielen Anmeldungen im Vorfeld freuen. Bereits jetzt hätten sich über 500 Schülerinnen und Schüler für den Kongress angemeldet, von denen sogar etwa die Hälfte Mädchen seien. „Das ist sehr viel, normalerweise liegt der Frauenanteil im Technikbereich bei etwa fünf Prozent“, so Birgit Krumpholz. „Ziel der Veranstaltung ist, dass auch in Zukunft möglichst viele interessierte junge Menschen ein technisches Studium in unseren Bundesland aufnehmen“, erklärt Gerhard Winkelmann, Geschäftsstellenleiter des Vereins Deutscher Ingenieure MV. Seit über 150 Jahren schon widmet sich dieser Verein dem Nachwuchs im Bereich der Technik. Von 10:00 bis 14:00 Uhr steht der Universitätscampus in Warnemünde am nächsten Freitag allen Interessierten und Wissbegierigen offen, der Eintritt ist frei. In dieser Zeit werden spannende Vorträge gehalten, Workshops durchgeführt, Mitmach-Stationen angeboten, Ausstellungen gezeigt und auch Firmen und Werkstätten können besichtigt werden. Weil neben so viel Wissenschaft natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen soll, wird Jean Pütz auf dem Campus seine naturwissenschaftliche Pützmunter-Show zeigen und dabei zum Staunen, Schmunzeln und Nachmachen anregen. Außerdem wird es eine Tombola und Werbebeutel geben, einige der Preise gab es heute schon zu begutachten. Natürlich allesamt in dem MINT-typischen grellen Orange, erregten besonders das USB-Stick-Armband und der Nagellack Aufsehen, wobei letzterer fast schon ins Neon-Orange überging. Vielleicht die neue Trendfarbe? Prof. Alke Martens, hauptberuflich Informatikerin und Juniorprofessorin der Universität Rostock, erklärte die Notwendigkeit von Frauen in Technik-Berufen: „Gemischt-geschlechtliche Teams sind bei Kommunikation und Forschung das absolute Nonplusultra. Außerdem ist die Informatik wegen ihrer Denkstrukturen eigentlich der ideale Bereich für Frauen, der hohe Technikanteil schreckt viele nur leider ab.“ „Technik ist nicht immer ernst, sie kann auch lustig sein“, behauptete zumindest Gerhard Winkelmann. Also liebe Leser, vergesst die alten Vorurteile und lernt Technik mal von einer neuen Seite kennen. Mehr Informationen gibt es auf www.technikkongress.uni-rostock.de oder www.tagdertechnik.uni-rostock.de
8. Juni 2010 | Weiterlesen