Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Ausstellung SACRA in Rostocker Universitätskirche
In der alten Rostocker Klosterkirche „Zum Heiligen Kreuz“, der jetzigen Universitätskirche, wurde heute die Ausstellung „SACRA“ eröffnet. Aus diesem Anlass erklangen um 17:00 Uhr unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Thomas Koenig Chorwerke von Josquin des Prez und Dieter Schnebel mit dem Vokalensemble St.-Katharinen Rostock. Ich konnte schon am Dienstag einen ersten Blick auf die Kunstwerke werfen. Eine Rauminstallation über dem Gestühl im Kirchenschiff fiel mir sofort auf, als ich die Kirche betrat. Gewölbte Formen an roten Fäden mit grau-rötlichem Muster entdeckte ich da. Unterhalb der Orgel erblickte ich sieben Objekte aus Glas mit verschiedenen handschriftlichen Texten. Auch ein recht unkonventionell anmutender und sehr bunt gestalteter Flügelaltar weckte meine Neugier. Doch worum geht es hier eigentlich? Was eint all diese Objekte und was bedeutet SACRA? SACRA ist ein lateinisches Wort. Übersetzt heiße es „die heiligen Dinge“ und Ausgangsidee des Projektes sei eben die Frage nach dem Heiligen, nach heiligen Räumen oder heiligen Zeiten gewesen, erklärte Prof. Dr. Eckart Reinmuth von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Zusätzlich wies er darauf hin, dass gegenwärtig Prozesse zu beobachten seien, „die einerseits vom Schwinden des Heiligen im öffentlichen Bewusstsein zeugen“ und „andererseits von einem neuen Interesse an heiligen Dingen berichten“ würden. Was aber das „Heilige“ heute bedeuten könne, mit dieser Frage sollten sich Künstlerinnen und Künstler auseinandersetzen – mit dem Ziel, einen Kirchenraum für einen bestimmten Zeitraum zu gestalten. Was ist uns heute heilig und ist uns Heiliges nicht längst schon fremd und unvertraut geworden? Fragen wie diese standen bei dem Projekt im Mittelpunkt des Interesses. Die Künstlerin Ulrike Freiberg lebt und arbeitet in Greifswald. Sie hat in Kiel freie Kunst studiert und ist Dozentin in den Greifswalder Kunstwerkstätten. Eine Taufschaukel, zwischen Altarraum und Hauptschiff installiert, ist ihr Beitrag für das Projekt. Sie ist Ergebnis des Zusammenwirkens der vier Elemente. Aus Erde und Wasser wurde sie geformt, an der Luft hat man sie getrocknet und im Feuer wurde sie gebrannt. Gefüllt mit Wasser symbolisiert sie die Quelle lebensspendender Kraft sowie Weiblichkeit und Reinigung. Die geistige Dimension der Geburt ist in ihr ebenfalls versinnbildlicht. Als Schaukel soll sie an das unschuldige und ursprüngliche Wesen im Menschen, an sein Selbst, erinnern und als Pendel steht sie für den Ablauf der Zeit wie auch deren Stillstand. Der sakrale Raum der Kirche interessierte sie aufgrund seiner Größe und Höhe. Aber auch die über die Jahrhunderte bereits erfolgte Gestaltung mit kirchlichen Requisiten stellte eine Herausforderung dar. Denn von vornherein sei der Künstlerin klar gewesen, dass ihr Kunstwerk hier nicht allein für sich, sondern nur im Kontext seiner Umgebung verstanden und wahrgenommen werden würde. Zudem reize sie die Einwirkung des natürlichen Lichts sowie der Luftzirkulation im kirchlichen Raum, die ihr Werk beständig in Bewegung versetze, erklärte sie. Was dem Menschen heilig ist, diese Frage bewegt auch Janet Zeugner. Sie studierte an der Hochschule Wismar in Heiligendamm und Wismar Design und schloss das Studium mit dem Schwerpunkt Experimentelle Fotografie ab. Dinge, die der Mensch erschafft, und die Bedeutung, die er diesen beimisst, interessieren die Künstlerin. So faszinierte sie besonders ein zentrales Kirchenfenster der Universitätskirche, von dem es ein Duplikat in der Stadt Tsingtau in China gibt. Was das etwa für ein heiliger Ort in China sei, an dem sich dieses Duplikat befindet, fragte sie sich. Ist ein Vergleich zwischen beiden Orten möglich? Janet Zeugner lebte selbst eine Zeitlang in China. In ihren Arbeiten möchte sie Verknüpfungen zwischen beiden Städten schaffen , ebenso wie zwischen den Menschen, die dort leben. Es sind ebenfalls Fenstergestaltungen. Allerdings handle es sich nicht um Glasarbeiten, sondern um experimentelle Schwarzweiß- und Farbfotografien, erklärte sie. Angela Preusz studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und ist seit 1983 freischaffende Künstlerin. Sie schuf die Lichtprojektion „Kokoning“. Mittelpunkt dieser Arbeit sind die 49 zumeist mittelalterlichen Grabplatten von Nonnen, Priestern und Bürgern der Stadt Rostock, die an das religiöse Leben jener Zeit im 13. Jahrhundert erinnern, in der das Zisterzienserkloster zum „Heiligen Kreuz“ gegründet wurde. Die Künstlerin arbeitet mit digitalen Medien und schuf Darstellungen von Frauen der Gegenwart, die sie auf die Grabplatten projiziert. Auf diese Weise schafft sie Verbindungen zwischen den Nonnen von damals und den Frauen heute. Fragen der Identität und des Heil(ig)seins sind Teil dieser Auseinandersetzung. Kunst in der Kirche? Eine jede Kirche ist Zeugin des Zusammenwirkens von Religion und Kunst und sie birgt einen sakralen Raum, der in unserer kaum mehr durchschaubaren Welt der Orientierung dienen kann. Die Wirkung dieses Raumes sollte im Projekt SACRA künstlerisch aufgearbeitet werden. Auch die Begegnung zwischen fremden und vertrauten Traditionen und moderner Formensprache spielten dabei eine Rolle. Zudem war es ein Ziel, die Raumwahrnehmung der Besucher einer Kirche einmal zu verlangsamen. Wieviel Zeit verbringt man gewöhnlich schon in einer Kirche? Und kann man dabei überhaupt allen Gegenständen die gebührende Aufmerksamkeit schenken? Die Ausstellung SACRA wirft so viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Wer sie nicht besucht, verpasst acht eindrucksvolle, künstlerische Positionen und die Möglichkeit, sich einer Antwort auf die Frage nach dem, was uns heilig ist, wieder ein Stück weit anzunähern. Veranstaltet wird SACRA vom Professionalisierungs- und Vernetzungsprojekt für Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern „Die Kunst von Kunst zu leben“ und dem „Institut für Text und Kultur“ der Universität Rostock. Kooperationspartner sind das Kulturhistorische Museum Rostock, die Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpommern sowie die Unabhängige Studiengemeinschaft für Kultur und Zeitgeist. SACRA kann vom 14. Mai bis zum 24. Juni, dienstags bis sonntags, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Überdies laden die Veranstalter des Projektes zu einem vielfältigen Begleitprogramm ein. Es nimmt Bezug auf die Ausstellung und die Werke der Künstlerinnen und Künstler.
13. Mai 2010 | Weiterlesen
„A Hart Days Neid“ im Literaturhaus
„Bastian, warte! Das klang interessant. Was war denn das? Das hab ich noch gar nicht gehört.“ „So ’n Minnesänger, Neidhart oder so – kennst Du den?“ „Nee, von dem hab ich noch nichts gehört.“ Mit ihrem Musikergespräch eröffneten Max und Sebastian den Dienstagabend im Literaturhaus, an dem uns Studenten der Hochschule für Musik und Theater (HMT) sowie der Uni Rostock den Dichter-Komponisten Neidhart näher bringen wollten. Wer sich beim Lesen der Überschrift schon voller Entsetzen gefragt haben mag, wie es um meine Rechtschreibung bestellt ist, darf sich entspannen. „A Hart Days Neid“ – ein Wortspiel und auch eine kleine Anspielung, war Neidhart sozusagen doch ein früher Beatle, wie es in der Ankündigung hieß. Neidhart, 13. Jahrhundert, Mittelalter – gibt es da denn überhaupt Noten? So richtig nicht, erklärte Bastian. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem 14. Jahrhundert – da war Neidhart schon 100 Jahre tot. Und Noten wären es auch nicht unbedingt, eher „Pünktchen und Häkchen“, die wohl für die Tonhöhe stehen und dafür, ob man aufwärts oder abwärts singt – alles eher vage. Doch, was ist mit dem Rhythmus? Die einen gehen von einem Dreivierteltakt aus, andere tendieren eher zu einem Sprechgesang, eine Art Mittelalter-Rap sozusagen. Da bleibt viel Platz für musikalischen Spielraum. Und wer ist dafür prädestiniert, unbekannte Stücke jeglicher Stilrichtungen neu zu interpretieren? Richtig, die Band „Hybrid Cosmics“ ist es. Ein paar Leser dürften sich noch an ihren Auftritt bei der Langen Nacht der Wissenschaften erinnern. Zum Einstieg gab es eine kleine Zeitreise. Studenten der HMT hatten das Mittelalter in ihre Hochschule geholt und dieses im Video festgehalten. „Hybrid Cosmics“ sorgten für die stilvolle Untermalung im Metal-Stil. Neidhart – wer war das eigentlich und wie stellt man ihn am Besten vor? Per Film? Natürlich nicht, schließlich waren wir heute im Literaturhaus zu Gast. Also mittels Buch? Wieder daneben. Klar, in unserer Zeit stellt man Künstler einfach in einer Talkshow vor. Praktisch natürlich, wenn der Protagonist selbst zugegen ist. Und so hatte die Moderatorin (Manuela Dierck) neben weiteren illustren Gästen auch Neidhart (Thomas Linke) persönlich zu Gast in ihrer neuesten Ausgabe von „Midnight mit Neid“. Was Neidhart auszeichnet? Als einer der bekanntesten Lyriker des Mittelalters hat er den Minnesang revolutioniert. Weg vom Hofe, ließ er auch das einfache Volk teilhaben – die Dörper, wie er sie nannte. Etwas, das Meister Reinmar (André Marschke) so gar nicht schmecken wollte: „Neidhart, ich bin empört! Etwas so Erhabenes, ein Ritter, der in seiner Rüstung einer Dame seinen Dienst erbietet, mit einem Dörper gleich kommen zu lassen, der um ein paar Küsse von einer Magd winselt.“ Für Abwechslung sorgte Neidhart zudem mit seinen Sommer- und Winterliedern. „Der Unterschied ist ganz einfach“, so Neidhart, „in den Sommerliedern ist der Liebhaber erfolgreich, er kommt sozusagen zum Zuge. In den Winterliedern muss er zurückstecken.“ Berichtet der Sänger in den Winterliedern selbst von seinem Misserfolg, dürfen in den Sommerliedern die Frauen von den Erfolgen des Künstlers erzählen. Eine Sicht, die es in der klassischen Minne bislang nicht gab. Und da wäre noch Frau Welt, der Neidhart im von Palaverotti (Matthias Anding) vorgetragenen Winterlied 28 eine Absage erteilt. Ehrerbietige Worte des lyrischen Ichs an die angebetete Minnedame? Mitnichten! Boshafte Anschuldigungen gibt es stattdessen: „Schamlose Vagabundin, Lockspalt aller Sündenschmach, freche Herrenhure!“ Winterlieder, Sommerlieder – passend zur Jahreszeit war nun wirklich mal eines der Sommerlieder dran: Nummer 14, rezitiert von Waltraud von der Sommerweide (Juliane Lau). Doch, halt, stopp kam Protest aus dem Publikum. Das Sommerlied 14 würde sie ganz anders kennen, so Zuschauerin Doreen: „Neulich erst habe ich den Text im Deutschlandfunk gehört und ich bin mir ganz, ganz, ganz sicher, dass es ein anderer Text war.“ Das Praktische an Talkshows? Für derartige Fragen aus dem Publikum gibt es Experten, wie Prof. Etzelin Hart (Lisa Kranig) – Forschungsschwerpunkte: die Philologie der klassischen Minne und das Rostocker Liederbuch. Die Vielzahl an überlieferten Versionen von Neidharts Texten mache die Sache nicht unbedingt einfacher, erläuterte sie. Es würde zwei Ansätze geben. Der klassische Ansatz versucht die Urfassung des Liedes zu rekonstruieren, „so wie Neidhart es einmal gedachtet haben könnte.“ Teile aus den verschiedenen Überlieferungen werden zu einem möglichst authentischen Ganzen zusammengesetzt. Die neuere Philologie akzeptiere die Varianz, „dass es von einem Lied mehrere unterschiedliche Fassungen gibt.“ Sie akzeptiere die Varianz nicht nur, sondern stelle die verschiedenen Fassungen sogar ganz bewusst nebeneinander dar. Und so gab es zum Abschuss noch zwei musikalische Interpretationen des Sommerlieds 14. Zum einen von den „Hybrid Cosmics“, zum anderen wagte sich Sebastian nach dem Auftakt noch einmal an eine sehr gelungene Interpretation (Video bis zum Ende schauen!). Die Zusammenarbeit von HMT und Uni Rostock hat sich gelohnt. Ein kurzweiliger Abend ist entstanden, der Licht ins düstere Mittelalter und Neidharts Schaffen bringt. Szenische Lesungen, musikalische Interpretationen, eine Talkshow mit illustren Gästen und – nicht zu vergessen – ganz viel Humor. Für alle, die Neidhart verpasst haben, gibt es an dieser Stelle zumindest ein paar kurze lange Videoimpressionen:
13. Mai 2010 | Weiterlesen
Darwineum - ab 2012 im Rostocker Zoo
Der kleine Orang-Junge Sabas schaute mir gestern ganz tief in die Augen. Das auffallend fröhliche und aufgeschlossene Kerlchen ist 2003 geboren worden. Doch Sabas braucht, wie all seine Artgenossen im Rostocker Zoologischen Garten, unbedingt ein neues Zuhause. Die Unterkünfte der Affen bieten keine artgerechte Haltung. Sie sind schon über vierzig Jahre alt und viel zu klein. Deshalb wurde schon 2003 die Spendenaktion „Schaffen für die Affen“ ins Leben gerufen. Seitdem wurde für den Bau einer neuen Menschenaffenanlage, dank engagierter Institutionen, Schulen, Vereine, Firmen und Einzelpersonen eine Spendensumme von 1 Million Euro zusammengetragen. 2012 soll es nun soweit sein. Dann wird eine neue Affenanlage eröffnet. Dabei wird es sich allerdings nicht um ein schlichtes Gehege handeln. Schon der Name des geplanten Objektes, „Darwineum“, lässt vermuten, dass weitaus mehr geboten wird. Was genau das sei und wie das Darwineum aussehen soll, erfuhr ich gestern bei der Projektpräsentation im Aquarium des Rostocker Zoos. An einer der Außenwände des Aquariums ist eine Tafel mit dem Bildnis Darwins angebracht. Wie passend, dass ich hier mehr über das geplante Bauwerk erfuhr. Zoodirektor Udo Nagel verriet, dass das Darwineum „tatsächlich das einzige auf der Welt“ sein werde. Er betonte auch die Zusammenarbeit mit dem Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main, der Universität Rostock und einem kleinen Museum des afrikanischen Kleinstaats Malawi. Worum aber handelt es sich nun genau? Das Darwineum soll eine Zeitreise durch die menschliche Entstehungsgeschichte erfahrbar machen. Woher kommt der Mensch und wie kam es dazu, dass er sich aus einzelligem Leben entwickelte? Diese Fragen sollen ab dem Frühjahr 2012 im Zoologischen Garten Rostock beantwortet werden. Ausgehend von Darwins Evolutionstheorie sollen die erdzeitliche Entwicklungsgeschichte und die kulturelle Evolution des Menschen vor Augen geführt werden. Dafür wird auf einem ehemaligen Schießplatz neben dem Zoo ein Erweiterungsbau errichtet, der „Geschichte, Mensch und Tier unter einem Dach vereint“, erklärte Zoodirektor Udo Nagel. Dieser „bietet eine einzigartige Kombination aus einer lebendigen zoologischen Sammlung und musealen Ausstellung“. Die Bauleitung des 25 Millionen schweren Investitionsvorhabens liegt in der Hand des Unternehmens „Inros Lackner AG“ aus Rostock. Diese arbeiten mit erfahrenen Zoo-Architekten um Peter Rasbach aus Oberhausen sowie dem Ing.-Büro Jochen Döhler zusammen. Finanziert wird das Projekt maßgeblich aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Stadt übernimmt einen Eigenanteil, der sich aus der bereits erwähnten Spendensumme von 1 Million Euro und einem Zookredit von 2,9 Millionen Euro zusammensetzt. Der bekannte Zoo-Architekt Peter Rasbach stellte das Bauprojekt Darwineum vor. Er erklärte, die Gorillas und Orang-Utans würden ihre neue Heimstätte in einem abgesenkten 500 Quadratmeter großen Tropenhaus finden. Dieses werde mit einem hellen Foliendach, einer offene Vogelvoliere für Exoten, einer Hängebrücke sowie Terrarien für die Affen ausgestattet sein. Das Tropenhaus soll in zwei Ausstellungsbereiche eingebettet und von einer großzügigen 8.000 Quadratmeter umfassenden Außentieranlage umgeben werden, fügte er hinzu. 5.000 Quadratmeter davon werden die Auslauffläche der Gorillas bilden. Den Orang-Utans wird ein Tummelplatz von etwa 3.000 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Die gesamten Auslaufflächen sollen, den natürlichen Lebensverhältnissen der Affen entsprechend, bepflanzt und mit Sumpfoasen, Wasserläufen wie auch Kletterlandschaften ausgestaltet werden. Peter Rasbach versuche „die Bedürfnisse der Tiere und die Wünsche der Betrachter optimal in Einklang“ zu bringen, so Udo Nagel. Der anerkannte Fachmann hat schon an Projekten in vielen namhaften Zoos, wie Leipzig, Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Köln, sowie im Loro Park auf Teneriffa mitgearbeitet. Die neuen Unterbringungsmöglichkeiten ermöglichen es dem Zoo, wieder stärker in die Zucht einzusteigen. Die Affenhaltung solle schrittweise ausgeweitet und Gorilla-Mann Assumbo ein paar Weibchen bekommen. Auf etwa 1.600 Quadratmetern der Außenanlage werden die Kattas, kleine wieselflinke Halbaffen mit Ringelschwanz, zusammen mit den Galapagos-Schildkröten, eine neue Heimat finden. Auf einer weitläufigen Terrasse mit 150 Sitzplätzen wird man die Tiere beobachten können. Die Ausstellungsgestaltung übernahm das Stuttgarter „Atelier Brückner“. Dessen Geschäftsführerin, Shirin Frangoul-Brückner stellte das erarbeitete Konzept vor. In zwei interaktiven und dreidimensional ausgestatteten Ausstellungskomplexen wird der Besucher erfahren, wie nah wir Menschen mit den Menschenaffen verwandtschaftlich verbunden sind. Im 1.300 Quadratmeter großen ersten Ausstellungsbereich, der „Bibliothek des Lebens“ soll die Entstehung des Lebens auf der Erde veranschaulicht werden. Auf einem evolutionsgeschichtlichen Lehrpfad wird diese Entwicklung im Zeitraffer nachgezeichnet. Einfachste einzellige Arten, wie das Pantoffeltierchen, Quallen, Seepferdchen , Würmer, Korallenriffs, erste Wirbeltiere, wie Lurche und Reptilien bis hin zu den Dinosauriern und immer intelligenteren Tieren, über die Affen, bis hin zum Menschen, werden da zu entdecken sein. Von den Tierarten, die die 500 Millionen Jahre Evolution überlebten, sollen beispielsweise Schlammspringer, Blattscheideameisen, Pfeilschwanzkrebse sowie Schnabeligel bewundert werden können. In fächerförmig um einen zentralen Innenraum gelegten Themenkabinetten wird der Besucher in verschiedene Erdzeitalter eintauchen und Überraschendes entdecken können. In einem Raum etwa, wird man sich mittels einer dreidimensionalen Projektion, als inmitten einer Dinosauriergruppe stehend, fühlen. Im Zentrum der kreisförmig angelegten Bibliothek soll eine Urzelle stehen. Sie wird mit einer fünf Meter breiten Multitouch-Oberfläche ausgestattet sein. Auf dieser wird dann der Ursprung aller Lebewesen interaktiv vermittelt. Über den Namensgeber der Einrichtung, Charles Darwin, wird der Besucher natürlich ebenfalls viel erfahren können. In multimedialen Logbüchern sollen Stationen seiner Forschungsreisen nachempfunden werden können. Im Tropenhaus werden taktile Grafiken die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Menschenaffen und dem Homo Sapiens vermitteln. Im 400 Quadratmeter großen dritten Ausstellungsbereich werden sich ein Tagungszentrum, ein Kino, ein Shop sowie eine gastronomische Einrichtung befinden. Das „Forschungslabor“ wird Kernstück des letzten Abschnittes sein. Hier sollen die unglaublichen Potenziale der modernen Forschung zur Anschauung gebracht werden. Zentrales Element dieses Labors wird eine begehbare Stammzelle sein. Hier wird sich der Besucher, indem er verschiedene Gencodes zusammenlegt, selbst als Forscher betätigen können. Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern erläuterte anschließend die Bedeutung des DARWINEUMS für Mecklenburg-Vorpommern als Tourismusland. Er bezeichnete sogenannte Edutainment-Einrichtungen, wie das DARWINEUM als „Motoren für die touristische Entwicklung des Landes“, die „für eine sehr breite Masse an Menschen ein starkes Argument für eine Reise“ in bestimmte Regionen seien. Zudem sei das Image des Landes maßgeblich durch die Natur geprägt und der Mensch fände hier ein Stück weit zu seinen Wurzeln und sich selbst. Er betonte auch das Lernerlebnis für Jung und Alt in der Natur als einen wesentlichen Faktor der touristischen Angebote in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bedeutung des DARWINEUMS für das Landesmarketing unterstrich Peter Kranz, Leiter der Projektgruppe Landesmarketing M-V. Dass Menschen im DARWINEUM für die Fragen: „woher kommen wir“ und „wohin gehen wir“ begeistert werden, stehe „Mecklenburg-Vorpommern sehr gut zu Gesicht“, sagte er. „MV tut gut“ heiße ja nicht nur, dass sich, wer hierher komme, wohlfühlen werde, weil es in Mecklenburg-Vorpommern tolle Strände und Binnenseen sowie Wellness und Erholung gäbe, sondern auch, weil er hier spielerisch Wissen erfahren könne. „Wenn doch auch Assumbo schon wüsste, wie gut es ihm bald gehen wird und dass er dann mit mehreren Artgenossen zusammenleben kann“, dachte ich als ich den Rostocker Zoo wieder verließ und noch einmal an seinem Käfighaus vorüber ging. Am 28. Mai findet übrigens die 12. Klassik-Nacht: „Donau-Klänge“ zugunsten der Menschenaffen statt. Die Benefizkonzerte wurden bisher stets dazu genutzt, über den Entwicklungsstand in Sachen „Schaffen für die Affen“ zu informieren. „Das wird auch weiterhin so sein“, versprach der Zoodirektor.
12. Mai 2010 | Weiterlesen
Neues Terahertz-Spektrometer der Uni Rostock
„Wir wollen den Molekülen beim Tanzen zusehen.“ So beschreibt Prof. Dr. Ludwig von der Universität Rostock das Vorhaben seiner Forschungsgruppe im Bereich der theoretischen und physikalischen Chemie. Zum Tanzen anregen soll die Moleküle das neue Terahertz-Spektrometer „TPS spectra 3000“ der Firma Teraview aus Cambridge, Großbritannien, das sich seit einer Woche im Besitz der Arbeitsgruppe befindet. Finanziert wurde das 300.000 Euro teure Gerät mit Geldern aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung. Teraview ist derzeit die einzige Firma weltweit, die Terahertz-Spektrometer vertreibt. Bekannt ist die Technologie in der Bevölkerung bislang in erster Linie als „Nacktscanner“ an Flughäfen, wo Terahertz-Strahlung in der Sicherheitstechnik eingesetzt wird, um Waffen, Plastiksprengstoff oder auch Drogen aufzuspüren. Eine Fragestellung, an der Professor Ludwig und seine Mitarbeiter aber nicht interessiert sind. Sie interessiert viel mehr, wie Moleküle schwingen und miteinander in Wechselwirkungen treten – der eingangs erwähnte „Tanz der Moleküle“. Die Terahertz-Strahlung liegt im Frequenzbereich zwischen der Mikrowellen- und der Infrarotstrahlung. Dass die Technik, die es seit ca. 10 Jahren gibt, bislang noch keine weite Verbreitung gefunden hat, liegt vor allem daran, dass ein kommerzielles Gerät erst seit zwei Jahren existiert. Das Problem lag dabei stets an der Erzeugung der Terahertz-Strahlung, da dazu ein Ultrakurzpulslaser notwendig ist, der im Femtosekundenbereich Laserpulse abgibt. Eine Femtosekunde entspricht dem billiardsten Teil einer Sekunde. Damit waren bislang nur komplizierte Lösungen mit hohem Platzbedarf möglich, die sich die Forschungsgruppen selbst aus Einzelteilen zusammenstellen mussten. Doch mit Quantenkaskadenlasern und Germaniumlasern gibt es heutzutage leistungsfähige Strahlungsquellen für den Terahertzbereich. Damit ist es möglich ein Gerät zu bauen, das „nur noch so groß ist wie ein Standkopierer“, wie Professor Ludwig erklärt. Da Terahertz-Strahlung die Energie sehr schwacher Wechselwirkungen besitzt, die zwischen Molekülen auftreten, können diese Wechselwirkungen nun untersucht werden. Es ergeben sich dann spektrale Fingerabdrücke, die für die untersuchten Moleküle jeweils spezifisch sind und nur in diesem Wellenlängenbereich auftreten. Damit kann die Terahertz-Spektroskopie helfen, fehlende Informationen zu ergänzen, die mit bereits etablierten Techniken wie Raman- oder Infrarot-Spektroskopie nicht zugänglich sind. Nicht nur Feststoffe, sondern auch Pulver, Flüssigkeiten oder Gele können prinzipiell mit dem Spektrometer zerstörungsfrei analysiert werden. Die Proben können dabei von minus 200°C bis plus 200°C temperiert werden. Zudem verfügt das Gerät über eine sogenannte „Imaging“ Einheit, mit der auch bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden können. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Grenzflächen zwischen verschiedenen Substanzen untersuchen. Was hat die Arbeitsgruppe um Professor Ludwig nun mit dem Spektrometer vor? Die Forscher wollen sich ganz unterschiedlichen Bereichen widmen, die von der Untersuchung ionischer Flüssigkeiten, über wässrige Lösungen bis hin zu Biomolekülen reicht. Bei ionischen Flüssigkeiten handelt es sich um flüssige Salze mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, z.B. als Alternative zu organischen Lösungsmitteln. Diese finden sich in vielen Alltagsprodukten und sind häufig gesundheitsschädlich. Bei ihren Forschungsvorhaben planen die Chemiker zudem eine intensive Zusammenarbeit mit der Medizin. Ein logisches Vorhaben, da die Terahertz-Spektroskopie ein nicht-invasives Verfahren ist. Damit können sich Möglichkeiten ergeben, Untersuchungen, die bislang eine Blutentnahme erfordern, ohne selbige durchzuführen. Zudem besitzt die Terahertz-Strahlung nur eine sehr geringe Energie, sodass – im Gegensatz zur Röntgenstrahlung – keine Belastung für den untersuchten Patienten entsteht. Des Weiteren bietet die Technik die Möglichkeit, Wirkstoffe in Arzneimitteln zu untersuchen. Dabei lässt sich beispielsweise die sogenannte „Händigkeit“ von Molekülen sehr gut unterscheiden. Einige Substanzen liegen chemisch gesehen als Bild und Spiegelbild vor, mitunter mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf den Menschen, so dass nur einer der beiden Stoffe als Wirkstoff geeignet ist. Ein bekanntes Beispiel mit tragischen Folgen war das Contergan. „Wir sind dem Steuerzahler auch etwas schuldig“, meint Professor Ludwig mit Blick auf die Finanzierung des Gerätes durch Staatsmittel. Aus diesem Grund ist ein breiter Einsatz des Spektrometers geplant, um den maximalen Nutzen sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Anwendung zu gewährleisten. Dem Tanz der Moleküle steht im Dr.-Lorenz-Weg 1 jedenfalls nichts mehr im Wege.
10. Mai 2010 | Weiterlesen
OPEN STAGE - Schülerkonzert in der HMT
Am Sonntag besuchte ich das zweite Schülerkonzert „Open Stage“ des Deutschen Tonkünstlerverbandes Mecklenburg-Vorpommern (DTKV M-V) im Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT). Wer es noch nicht weiß, der DTKV M-V ist ein Berufsverband für Musiker. Interpreten, Komponisten und Musikpädagogen finden in ihm ihre Standesvertretung. Tonkünstler des Abends waren Musikpädagogen sowie deren Schüler aus ganz Mecklenburg-Vorpommern. Sie präsentierten ein äußerst abwechslungsreiches musikalisches Programm. Das Repertoire reichte von Johann Sebastian Bach bis hin zu Jimi Hendrix. Als ich den Kammermusiksaal betrat, war dort kaum noch ein freier Stuhl auffindbar. So viele junge Musiker und deren Eltern, Freunde und Musiklehrer waren angereist. Wie sie war auch ich sehr gespannt auf das nun folgende Musikerlebnis. Clara Tschullik aus Rostock eröffnete den musikalischen Reigen mit dem Klavierstück „Um die Wette“ von Nikolai Podgornov. Hoch konzentriert saß die gerade einmal siebenjährige kleine Pianistin am Klavier. Ihre Füße erreichten kaum den Fußboden unterhalb des Hockers. Sie begeisterte das Publikum und bekam am Ende ihres Auftrittes, wie alle Akteure des Konzertes, eine wunderschöne weiße Rose überreicht. Der Sänger und Gitarrist Julien Pockrandt ist elf Jahre alt. Den Song „You can sing now“ hat er selbst geschrieben. Als er ihn vorspielte und sang, wusste wohl jeder im Saal, dass hier ein Ausnahmetalent sein Können unter Beweis stellte. Mit dem Song hat Julien vor kurzem erst die MV-Spion-Musikmeisterschaft gewonnen und sich dabei gegen zahlreiche erwachsene Musiker behaupten können. Das ist wirklich kein Wunder, dachte ich mir. Spielt und singt er doch jetzt schon wie ein ganz großer Tonkünstler. „Tequila Sunrise“ von Pamela Wedgwood, ein kleines Stück im Stile eines Samba, spielte Anton Keller auf der Trompete zusammen mit seinem Vater Martin Keller am Klavier vor. Anton sei der dienstälteste Trompetenschüler in der Musikschule seiner Eltern, die sich im kleinen Örtchen Alt Jabel im Landkreis Ludwigslust befände, erklärte sein Vater. Ich erfuhr auch, dass Anton neun Jahre alt sei und im Jahr der letzten Fußball-WM angefangen habe, Trompete zu spielen. Aufgrund des damals grassierenden Fußball-Fiebers habe er allerdings während eines Fußballspiels beide Frontzähne verloren und spielte deshalb zwei Jahre lang ohne diese. Nun besitze er aber wieder richtige Zähne und für das „Open Stage“ – Konzert habe er sich viel vorgenommen, so Martin Keller. Das Samba-Stück klang kraftvoll, heiter und lebensfroh. Das Fehlen der zwei Zähne hat Antons Fähigkeiten offensichtlich keinen Abbruch getan. Ebenfalls aus Alt Jabel stammt das Celloquartett die „Landstreicher“, bestehend aus Ulrike Keller, Carl-Eric Schuhr, Paul Tuttas und Johannes Keller. Die Herren des Ensembles hätten alle drei bereits vor einigen Jahren begonnen, Cello zu spielen und sehr schnell zueinandergefunden, verriet Ulrike Keller, ihre Musiklehrerin. Sie machen gerne Straßenmusik. Was den wunderbar passenden Namen nahelegte. An diesem Abend spielten sie das barocke Stück „Trumpet Tune“ von Henry Purcell und das sehr modern klingende Werk „Auf Geht’s“ von Joschi Schumann. Die Violinistin Anne Sophie Biffar aus Greifswald erhält schon sehr lange Musikunterricht. Sie ist Stimmführerin im Landesjugendorchester und war mehrfach Preisträgerin beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“. Ihr Lehrer, Peter Rann aus Stralsund, erzählte eine kleine Anekdote aus der gemeinsamen Lehrzeit. Als Anne Sophie noch sehr viel jünger war, habe er ihr geraten, mehr an ihren technischen Grundlagen, wie etwa dem Vibrato, zu arbeiten. Dann könne sie ihrem Publikum mittels der Musik eine viel interessantere Geschichte erzählen, sagte er ihr. Sie entgegnete ihm jedoch: „Ja, aber ich will doch gar nichts erzählen“. „Willst du uns heute etwas erzählen?“, fragte er Anne Sophie daraufhin. „Ja“, meinte sie, „natürlich“. Begleitet von Olga Bille am Klavier bot sie das „Scherzo in c-Moll“ von Johannes Brahms dar. „Zum Abschluss dürfen wir es noch einmal krachen lassen“, sagte Andreas Gomoll, Lehrbeauftragter für Gitarre Pop World an der HMT und 2. Vorsitzender des DTKV M-V. Er hatte das „Open Stage“ 2010 mit organisiert und ist obendrein der Gitarrenlehrer von Oliver Herlitzka. Oliver ist 19 Jahre alt und kommt aus Kühlungsborn. Der Sänger und Gitarrist hatte seine Band „Nutshell“ mitgebracht. Zusammen mit Tom Pietsch am Bass und Hannes Brenke an den Drums trug er „Fire“ von Jimi Hendrix und „Are You Gonna Go My Way“ von Lenny Kravitz“ vor. Prof. Dr. Hartmut Möller, Vorsitzender des DTKV M-V und seit 2001 Professor für Musikwissenschaft an der HMT, sprach zum Abschluss den Müttern und Großmüttern, die sich am Muttertag auf den Weg nach Rostock gemacht hatten, seinen Dank aus. Auch den Schülern und Lehrern dankte er für das sehr vielfältige Programm. Dann hob er hervor, dass die HMT ohne die musikalische Arbeit in ganz Mecklenburg-Vorpommern „als einsamer Leuchtturm stehen“ würde. Im nächsten Jahr wird es wieder ein „Open Stage“-Konzert geben. Es wird auch dann allen Mitgliedern des DTKV M-V und deren Schülern die einmalige Möglichkeit bieten, ihr über das Jahr erlerntes Können zu präsentieren. Eine Freude auch für alle Verwandten und Freunde der jungen Musiker. Für mich war das Konzert wieder einmal ein Beweis dafür, wie viele begabte Menschen es doch gibt, die obendrein schon von klein auf spüren, dass es nur eines gibt, was sie tun wollen und können und die damit so Vielen ein Geschenk sind.
10. Mai 2010 | Weiterlesen
VentureCup-MV 2010 - Finale in der HMT
Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möchte er sein, der VentureCup-MV 2010. Der Ideenwettbewerb des Landes hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative Forschungsergebnisse und -ideen in konkrete Geschäftsideen und Unternehmensgründungen weiterzuentwickeln. Preisgelder in der Gesamthöhe von 615.000 Euro werden im Rahmen des Wettbewerbs vergeben. 43 Bewerbungen sind aus dem ganzen Land eingegangen, 24 davon haben es bis ins Finale geschafft. Am Freitag wurden die ersten Preise in den Kategorien „Mentor des Jahres“ und „Gründerteam“ in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) verliehen. Im ersten Teil wurden die Preisträger in der Kategorie „Mentor des Jahres“ geehrt. Über den Sieg und ein Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro konnte sich Prof. Klaus-Dieter Weltmann vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald e.V.) freuen. Auf den weiteren Plätzen folgten Prof. Kersten Latz vom Bereich Bauingenieurwesen der Hochschule Wismar (20.000 Euro) sowie Prof. Dirk Timmermann vom Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik (IMD) der Universität Rostock (10.000 Euro). Weiter ging es mit den Gründerteams des Jahres. Über einen dritten Preis und damit einen Gewinn von 10.000 Euro konnten sich Julia Kaufmann und Irina Kirner zusammen mit ihrem Mentor Prof. Dr. Martin Benkenstein von der Universität Rostock freuen. Mit ihrem Projekt „mystery shopping and more“ gewannen sie im letzten Jahr bereits den 1. Preis beim Ideenwettbewerb der Uni Rostock. Unter dem Slogan „Wissen Sie, wie Ihre Kunden WIRKLICH denken?“ kombinieren die beiden Rostockerinnen die Marktforschungsinstrumente Testkauf, Befragung und Beobachtung, um eine externe Kundenzufriedenheitsanalyse zu erstellen. Langfristiges Ziel: Die Entwicklung, Vergabe und Etablierung eines Siegels für die Kundenzufriedenheit. „Von allen vorgestellten Teams haben gerade die beiden Damen bestimmt den größten, eindeutig klarsten unternehmerischen Impetus gezeigt“, lobte die Jury. Mit einer Organisationsplattform für Studierende gingen Henning Möller und Dirk Reske von der Fachhochschule Stralsund ins Rennen. „StudiOrga – Gut organisiert ist halb bestanden“ lautet ihr Slogan. Von der Semesterplanung (Terminkalender, Adressbuch, Kursverwaltung und Onlinefestplatte) über den Studi-Market (Marktplatz und Jobbörse) bis zu Informationen rund ums Studium soll das Angebot reichen. „StudiVZ – kennen wir alle“, hätten sie zuerst gedacht, so Dr. Michael Wallmeyer von der Expertenjury. „Doch Pustekuchen. Es ist eben genau das nicht! Wir haben uns überzeugen lassen, dass es wirklich eine originäre Idee ist.“ Aussichten für die Zukunft? Wallmeyer beschrieb es ganz unkonventionell: „Die größte Chance, mit diesem Geschäft reich werden zu können, liege gar nicht darin, Umsätze zu generieren, sondern sich in drei bis fünf Jahren für ziemlich viel Geld aufkaufen zu lassen.“ Hype, Blase, Wirtschaftskrise? Bis es so weit ist, gab es einen dritten Preis und 10.000 Euro zur Überbrückung. Dass wir unsere Haut vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen müssen, dürfte längst jedem bekannt sein – die Sonnenmilch ist der treueste Begleiter im Sommerurlaub. Dass aber auch viele Kunststoffe und Lacke durch UV-Strahlung an Glanz und Oberflächenfestigkeit verlieren, brachte Janis Herrmann, Fabian Junge und Andreas Lampka von der Hochschule Wismar auf eine Idee. Sie entwickelten eine permanente „Sonnencreme“ für Kunststoffe und Lacke. In eine bereits bekannte Beschichtung eingebrachte nanoskalige Metalloxide brachten ihnen bei der Entwicklung den Durchbruch. Sie sorgen für Reflexion, Streuung sowie Absorption und damit für den Schutz der Kunststoffe. Das erhebliche Marktpotenzial habe die Jury überzeugt, „wobei wir mit dem Team darum ringen mussten, dass wir das Marktpotenzial noch viel höher einschätzen, als es das Team selber eingeschätzt hat, weil wir glauben, dass es noch viel mehr Anwendungsfelder gibt“, so Dr. Michael Wallmeyer. Ein zweiter Preis und 15.000 Euro waren der Lohn. „baCam – compatibility analytics“ lautete das Thema des Teams von der Universität Greifswald. Klingt kompliziert? Ist es vermutlich auch. Dr. Nils-Olaf Hübner, Ina Koban, Ruthger Matthes, Claudia Bender und Claudia Hübner entwickeln innovative Biofilmmodelle für human- und veterinärmedizinische Testsysteme. Sie ermöglichen es, Materialien und Substanzen auf ihre Bioverträglichkeit zu testen – schnell, kostengünstig und durch den Verzicht auf Tierversuche ethisch unbedenklich. Ein Punkt, der auch die Jury besonders überzeugt hat. Obwohl das Verfahren nicht schutzfähig sei, war die Jury von der Wettbewerbsfähigkeit überzeugt: „Es ist hier ein sehr großes Know-how vorhanden, das nicht so einfach von Anderen übernommen werden kann.“ 15.000 Euro und einen zweiten Preis gab es für das Team. 20.000 Euro als Gründerteam des Jahres verdienten sich Robert-Josef Brockmann, Johannes-Peter Kallmeyer, Judith Brockmann, Rita Tertilt und Mirko Marquardt vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) aus Greifswald. Entwickelt haben sie ein partielles Vakuum Messverfahren zur Dichtigkeitsprüfung von Bauteilen. Mittels eines zum Patent angemeldeten UST-Gases lassen sich unter atmosphärischen Bedingungen Leckraten erkennen, die sonst nur mit einem Vakuum-Test erkannt werden können. Für den Anwender ergeben sich deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen. „Das Team ist sehr aktiv“, so die Jury, „das Verfahren ist wettbewerbsfähig, ist geschützt und ganz dicht am Markt dran, dort wo man Geld verdienen kann.“ „Wenn sie das nicht schaffen, müssen sie mit dem Klammerbeutel gepudert sein“, scherzte Dr. Wallmeyer. Einen Preis gab es noch zu vergeben und zwar in der Kategorie Serviceteam. Dieser ging an Dr. André Schlichting und Jens Kruse von der Universität Rostock. Mit ihrem Mentor Dr. Hans-Stephan Bosch entwickelten sie ein massenspektrometrisches Verfahren zur Charakterisierung komplexer Vielstoffgemische. Es bietet die Möglichkeit zur schnellen Aufnahme eines molekular-chemischen „Fingerabdrucks“ verschiedenster Proben. Eigentlich werden die Preise in den Kategorien Service- und Forscherteam erst im Juni in Greifswald vergeben. Doch das Team wolle seine Idee jetzt auch am Markt umsetzen und damit Geld verdienen, sodass es nach Meinung der Jury hier bei den Gründern besser aufgehoben war. Über einen dritten Platz und 15.000 Euro konnte sich das Team von der Uni Rostock freuen. Weiter geht es im VentureCup-MV bereits am 4. Juni im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Dort werden die Gewinner in den Kategorien Nachwuchsforscher und Forscherteam prämiert. Immerhin geht es dann noch einmal um Preisgelder in Höhe von insgesamt 450.000 Euro.
9. Mai 2010 | Weiterlesen
8. Ostseepokal in Rostock
Das Wetter meint es nicht gut mit dem Ostseepokal. Nachdem es im Vorjahr windig, nass und recht kalt war, war es in diesem Jahr zwar weitgehend trocken, doch mit 8°C alles andere als warm. Die jungen Athleten zeigten sich davon jedoch völlig unbeeindruckt und das Wetter tat ihrer Leistung keinen Abbruch. Und so wurde auch der 8. Ostseepokal ein Sportfest für die Teilnehmer und Zuschauer. Bereits zum 8. Mal fand die Veranstaltung für 8 bis 13-jährige Schüler in diesem Jahr statt. Angereist waren dafür mehr als 500 Nachwuchsathleten und -athletinnen und das nicht nur aus Norddeutschland, sondern auch aus Schweden und Russland. Dem Zuschauer wurde ein abwechslungsreiches Programm aus verschiedenen Disziplinen, wie Weitsprung, Schlagballwurf, Distanz- und Kurzstreckenläufen, sowie Hochsprung geboten. Vorjahressiegerin Wiebke Lehmann vom Schweriner Sportclub war in diesem Jahr wieder mit dabei und wie bereits im letzten Jahr durfte sie sich über eine Medaille freuen. Sie gewann in der Altersklasse der 13-jährigen den Schlagballwurf mit einer Weite von 47,5 Metern, vor Lena-Marie Gautsch (ebenfalls Schweriner SC) und Elisabeth Groß (Fortuna Schmölln), die beide auf 43,50 Meter kamen. Jolina Skupch von der HSG Uni Rostock erreichte im Finale der Youngsters, auf die Distanz von 50 Metern den sechsten Platz. Damit hat es zwar nicht ganz zu einer Medaille gereicht, dennoch darf die 8-jährige stolz auf ihre Leistung sein, gehört sie doch zu den besten in ihrer Altersklasse. Und wer weiß, vielleicht reicht es ja im nächsten Jahr zur Medaille. Siegerin in dieser Disziplin wurde Jona Bauer mit einer Zeit von 8,09 Sekunden. Einigen Nachwuchsathleten gelang es gleich in mehr als nur einer Disziplin zu triumphieren. So durfte sich Nina Konrad (12) vom SC Trebbin über Gold im Weitsprung (4,88 m) und im 75-Meter-Lauf (10,36 s) freuen. Im 50-Meter-Lauf und im Weitsprung waren bei den Jungen in ihren Altersklassen Roman Zöllner (8) und Tim Lübbert (9) – beide vom SG Dynamo Schwerin – erfolgreich. Als einer der erfolgreichsten Sportler ging Erik Schnittke (12, Fortuna Schmölln) aus dem Turnier hervor. Er sicherte sich die Goldmedaille in nicht nur einem, sondern gleich in vier Wettkämpfen. Hochsprung (1,56 m), Weitsprung (5,60 m), Ballwurf (56,00 m) sowie den 75-Meter-Lauf (9,78 s) konnte er für sich entscheiden. Doch damit nicht genug: Gleich in seinem ersten Versuch im Weitsprung stellte er einen neuen Turnierrekord auf. Dabei verbesserte er die bisherige Turnierbestweite in seiner Altersklasse von 5,33 Meter um 27 Zentimeter auf 5,60 Meter. In zwei weiteren seiner sechs Versuche gelang es ihm sogar, diese Weite zu wiederholen. Leider können wir an dieser Stelle nicht auf die Ergebnisse sämtlicher Disziplinen eingehen, allerdings können die vollständigen Ergebnisse aller Wettkämpfe in Kürze auf der offiziellen Website abgerufen werden. Nach einem erfolgreichen Turnier in diesem Jahr bleibt den Veranstaltern und Nachwuchsathleten nur zu wünschen, dass das Wetter im nächsten Jahr endlich wieder einmal mitspielt, wenn der 9. Ostseepokal in Rostock ausgetragen wird.
9. Mai 2010 | Weiterlesen
Karat-Biographie - Lesung und Musik in Rostock
Ich hatte mich am Mittwoch, wie eh und je, früher als nötig auf den Weg zu meinem abendlichen Termin gemacht. Da hat man mehr Zeit, um in Ruhe den Ort des Geschehens auszukundschaften und kriegt allermeistens einen guten Platz in den vorderen Reihen, dachte ich jedenfalls. Diesmal war alles ein wenig anders. Als ich die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße erreichte und mich von der tollen Rolltreppe in den ersten Stock bugsieren ließ, erkannte ich gleich, dass ein Platz in den vorderen Reihen wohl kaum mehr zu ergattern war. Und das, obwohl ich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung erschien. Tja, das lag wohl an den Hauptakteuren des Abends. Das waren allerdings nicht etwa Dichter oder gar Literaten. Nein, es handelte sich um die Musiker der wohl bekanntesten Ostrockband „Karat“. Und die vielen bereits vor mir angereisten Leute, die da schon saßen und aufgeregt mit einander plauderten, das waren also vermutlich eingefleischte, echte, hundertprozentige, „wir geben alles um dabei zu sein“ Fans. Ich fand gerade noch einen Platz in der sechsten Reihe und sah den Thalia-Mitarbeitern beim Aufbau der Tontechnik zu. Bis irgendwann – alle Fans jubelten – „Karat“ und Christine Dähn erschienen. Die TV- und Hörfunkjournalistin war in der DDR Moderatorin beim allseits bekannten Jugendradiosender „DT64“ und Fernsehmoderatorin beim MDR. Nun hat sie zum 35-jährigen Bandjubiläum der Ostrocker einen ansehnlichen Text-Bildband vorgelegt. Gegenstand des Werkes ist die Geschichte der Musiker. Doch diese kommen im Buch auch selbst zu Wort. Die Moderatorin stellte zunächst alle Bandmitglieder vor. Anschließend lenkte sie die Aufmerksamkeit des Publikums auf den heutigen Sänger, Claudius Dreilich. Er hatte 2005 die gesangliche Nachfolge seines Vaters, Herbert Dreilich, angetreten. Herbert war am 12. Dezember 2004 infolge eines Krebsleidens gestorben. „Musstest du sehr viel üben? Oder hast du alles aus dem Ärmel geschüttelt?“, fragte Christine Dähn den Sänger. Es sei nicht leicht, die Lieder von Karat zu singen und auf ein langes Gesangsstudium könne er auch nicht zurückblicken, sagte Claudius. Doch er habe sehr sehr viel geübt und geprobt. Im Buch wird der erste Auftritt von Claudius mit Karat geschildert. Dabei kommen seine ganz persönlichen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck. Vor allem der Stolz auf den Vater und die tiefe Verbundenheit zu ihm ließen ihn in der Band ein neues Zuhause finden. Vor dem Beginn seiner Zeit mit Karat war er Manager bei IKEA. Damit er aber „nicht wie ein IKEA-Mann auf der Bühne steht“, wie Christine Dähn es ausdrückte, ist Michael Schwandt, Schlagzeuger der Band, mit Claudius durch die angesagten Berliner Independent-Clubs getourt. Dabei sollte der ehemalige Manager lernen, wie man sich so natürlich wie möglich auf der Bühne bewegt. Beim Konzert einer nordischen Band sahen die beiden einen Sänger in ekstatischer Inbrunst die Scheinwerfer von der Decke reißen. Claudius damals zu Michael: „Also ich kann mir nicht vorstellen, dass ich beim Schwanenkönig irgendwie versuche, eine Lampe herunterzureißen.“ Anekdoten wie diese sollten noch den ganzen Abend für Amüsement und Frohsinn sorgen. Gute Stimmung brachten überdies mehrere Gesangseinlagen der Band. Sie sangen ihre Lieder jedoch ganz ohne die bei Konzerten übliche technische Verzerrung der Instrumente und Stimmen. Das klang viel uriger, natürlicher und weitaus mehr als nur lagerfeuerverdächtig. Bernd Römer, Gitarrist bei Karat, erzählt im Buch von einem Vorspiel beim berühmten Horst Krüger, Rockmusiker, Bandleader und Komponist in der DDR. Bernd reparierte zu diesem Zeitpunkt noch Radiogeräte in Erfurt und glaubte, das Vorspiel auf der exquisiten Gitarre Horst Krügers in Ost-Berlin verpatzt zu haben. Dem war natürlich nicht so. Und so stand der musikalischen Karriere des Gitarristen nichts mehr im Wege. So ging das nun weiter. Musikalische Einlagen, selbsterzählte Anekdoten der Musiker und von Christine Dähn vorgelesene Textstellen aus der Biographie ergaben ein abwechslungsreiches, stimmungsvolles wie auch poetisches Abendprogramm. Martin Beckers Einberufung in die Armee, seine Versetzung nach Eggesin im Landkreis Uecker-Randow und die dort erlebten Eindrücke waren Themen einer weiteren Textstelle des Buches. Während der dienstfreien Zeiten spielte er mit anderen Musikern Keyboard im Kulturhaus. Das war der Beginn seiner musikalischen Laufbahn. Auch vom privaten Klavierunterricht während der Schulzeit erzählte Martin Becker. Sein strenger Lehrer hätte ihm, als sich seine Neigung zur Pop- und Jazzmusik offenbarte, „beinahe mal den Flügeldeckel auf die Finger geschlagen“, sagte er. Martin spielte bei „Tutti-Paletti“, der Matthias-Lauschus-Band und in der Begleitband Frank Schöbels. Seit 1992 ist er bei Karat. Der frühe Klavierunterricht wird dieser Karriere wahrlich nicht geschadet haben. Claudius Dreilichs Vater, Herbert Dreilich, bleibt unvergessen. In Gedenken an ihn sangen die Jungs „Uns zwingt keiner auf die Knie“. Ein Lied, das Herbert liebte und sie ihm seit seinem Tod auf unzähligen Konzerten gewidmet hatten. Das Publikum war inzwischen schon soweit „aufgewärmt“, dass es klatschte, jubelte und mitsang. Konzertstimmung machte sich also breit. „Christian ist ein Mann des Blues“, erklärte Christine Dähn. Der Bassist war Mitglied der ostdeutschen Bluesrockband „Engerling“. Was es mit seinem sogenannten „Liege-Pass“ auf sich hatte, beschrieb die Moderatorin ausführlich in der Karat-Biographie. Da er sich in der DDR für die Kirche und die Umwelt engagiert hatte, galt er in den Augen von Polizei und Staatsmacht nicht gerade als „Tugendritter“. Deshalb erhielt er einen „Liege-Pass“. Das war aber nur die Vorstufe eines richtigen Reisepasses. Und so verpasste Christian ein wichtiges Konzert mit Karat in der BRD. Die Band ließ Christian jedoch nicht im Stich und irgendwann wurde der „Liege-Pass“ zum gängigen Pass umfunktioniert. Von da an konnte auch Christian mit der Band im Ausland auftreten, was ihn sehr glücklich machte. Christine Dähn: „Micha, wann hast du angefangen Musik zu machen?“. Michael Schwandt: „Relativ spät, mit 18 Jahren erst.“ Im Buch ist die Rede von Michaels Eignungsprüfung an der Hochschule für Musik in Weimar. Er glaubte damals, nicht angenommen zu werden. Die Dozenten lobten allerdings sein Können, prophezeiten jedoch, dass er stets wird hart arbeiten müssen, um sich dieses Talent zu bewahren. Michael erzählte, dass sie Recht gehabt hätten und er auch heute noch viel proben und üben müsse. Das habe eben damit zu tun, dass er erst so spät angefangen habe, Musik zu machen, erklärte er. Seine unverwechselbare und großartige Begabung auf dem Schlagzeug stellt er gleichwohl bei jedem Konzert unter Beweis. Am Ende des Abends hielt die Jungs von Karat wie auch das Publikum nichts mehr auf den Sitzplätzen und die Buchhandlung verwandelte sich in einen kleinen aber feinen Konzertsaal. Bei „Über sieben Brücken“ konnte sogar ich mitsingen. Hätte ich können, wenn ich der Generation meiner Eltern angehören würde. Die Fans waren auf jeden Fall vollkommen „aus dem Häuschen“ und auch der Band sah man das Vergnügen aus den Augen blitzen. Das war eine Lesung der etwas anderen Art. Sehr unterhaltsam, musikalisch, lustig, interessant und abwechslungsreich. Als dann auch noch bekannt gegeben wurde, dass die Bücher gerne noch signiert werden, wurden diese förmlich aus den Regalen „gerissen“. Ich konnte geradeso noch so zwei volle Regalreihen fotografieren. Zum 35-jährigen Bestehen der Band erscheinen in diesem Jahr nicht nur das Album „Weitergehn“ und die Band-Biographie von Christine Dähn. Es wird überdies eine Jubiläumstour und eine DVD über die Band geben. Ein kleiner Tipp für die Fans aus Rostock und Umgebung: Karat werden auch zur Hansesail in diesem Jahr wieder in der Hansestadt sein und hier auftreten. Als ich die Buchhandlung verließ, drängten sich noch viele Fans um die Band. Karat hatte sie an diesem Abend wieder einmal glücklich gemacht und ihre Herzen im Takt der Musik erwärmt. Das machte auch mich irgendwie froh und ich hatte viel zu erzählen, als ich nach Hause kam.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
1. Rostocker Drachenboot Langstreckenrennen
Pünktlich zur Mittagszeit wurde am heutigen Samstag erstmalig das Rostocker Drachenboot Langstreckenrennen ausgetragen. Das Besondere an dem Rennen: Alle Teams starteten gleichzeitig. Ein ungewöhnliches Ereignis, denn für gewöhnlich werden bei dieser Art von Rennen keine Massenstarts durchgeführt. Schließlich bedarf es hoher Konzentration und Disziplin bei den Ruderern Paddlern und Paddlerinnen (Dank an Charly für den Hinweis), um den jeweiligen Schlagrhythmus zu halten. Ein kleines Wunder also, dass bei dem Durcheinander an Trommelschlägen und Kommandos unmittelbar nach dem Start alle Teams problemlos ihren Rhythmus fanden. Insgesamt elf Mannschaften traten bei kühlen 8°C zum Kräftemessen auf der Warnow an. Neben den verschiedenen Rostocker Teams gingen auch Mannschaften aus Schwerin, Greifswald und Hamburg an den Start. Wahlweise konnte die vollständige Strecke über zehn Kilometer oder, für die Fun- und Jugendteams, die Strecke über fünf Kilometer zurückgelegt werden. Organisiert wurde das Ereignis von den Kanufreunden Rostocker Greif. Den besten Start erwischten die „Nordex Warriors“ und „de Pierknüppels“, die sich von der ersten Sekunde an ein Kopf an Kopf Rennen lieferten und ein hohes Tempo vorlegten. Nach einer knappen halben Stunde war es dann soweit und die ersten Boote näherten sich der Ziellinie – zumindest auf der fünf Kilometer langen Strecke. Für alle anderen galt es, noch eine weitere Runde zu drehen. Die Führung im Feld hatte zu diesem Zeitpunkt souverän das Team „Dragon Club“ aus Rostock übernommen, das die komplette Distanz zurücklegte. Knapp ging es bei der Entscheidung über die fünf Kilometer zu, denn die „Nordex Warriors“ und „de Pierknüppels“ lagen nach wie vor Kopf an Kopf und so wurde es ein Herzschlagfinale. Am Ende konnten sich „de Pierknüppels“ mit einem Vorsprung von nur sechs Zehntelsekunden und einer Zeit von 29 Minuten und 56 Sekunden durchsetzen und das Rennen gewinnen. Das Team „Dragon Club“ konnte unterdessen seine Führung über die lange Distanz verteidigen und siegte am Ende klar mit über einer Minute Vorsprung und einer Gesamtzeit von 57 Minuten und 5 Sekunden. Den zweiten Platz in dieser Disziplin sicherten sich „de Zuariner“ aus Schwerin vor „Wan Sui Dragon“ aus Hamburg. Die Mannschaft „COPACATI“ aus Greifswald lief zwar als Schlusslicht ein, feierte sich im Anschluss aber trotzdem wie die Sieger. Und das zu Recht, schließlich haben sie als einzige Frauenmannschaft die komplette Distanz über zehn Kilometer absolviert. Bei der anschließenden Siegerehrung durfte sich jedes Team noch einmal auf der Bühne präsentieren und gebührend feiern lassen. Für die Siegermannschaft gab es zudem ein Preisgeld in Höhe von 200 Euro. Ein Ehrenpokal wurde den fleißigen Helfern der DLRG überreicht, die das Rennen begleitet hatten und zudem für das leibliche Wohl der Sportler und Gäste sorgten. Nach der Siegerehrung konnte auf der anschließenden Party noch weitergefeiert werden. Für die Sportler heißt es nun nach Rennende aber nicht die Füße hochzulegen, sondern weiter zu trainieren. Spätestens am 8. September gilt es nämlich wieder in Topform zu sein, wenn das bereits 8. Herbstrennen startet. Nach der gelungenen Premiere des Langstreckenrennens planen die Kanufreunde zudem bereits die 2. Auflage für das kommende Frühjahr. Die „Nordex Warriors“ werden mit Sicherheit wieder dabei sein, um die Rechnung mit „de Pierknüppels“ zu begleichen.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
Juniorstudium an der Universität Rostock
Wer als Gymnasiast nicht bis zum Abitur warten will, um Universitätsluft zu schnuppern, kann sich in Rostock für ein mediengestütztes Juniorstudium einschreiben. Neben den alltäglichen Schulaufgaben besteht so die Möglichkeit, sich vor einem Studium intensiver mit einem bestimmten Fachbereich auf wissenschaftlichem Niveau zu beschäftigen. „Wir fördern Schüler, die mehr machen wollen, als in der Schule angeboten wird,“ sagt Professor Dr. Djamshid Tavangarian, Leiter des Lehrstuhls für Rechenarchitektur, bei dem das Projekt angesiedelt ist. Die Juniorstudenten können an 26 Lehrveranstaltungen aller Fakultäten teilnehmen. Allerdings müssen sie sich dafür nicht in Rostocker Hörsäle begeben, sondern können bequem vom heimischen Computer aus lernen. Möglich wird dies durch eine webbasierte Lernumgebung. Mithilfe der Internetlernplattform stud.ip werden Lernmaterialien bereitgestellt und der Austausch von Schülern, Dozenten und Tutoren gesichert. Damit sich die Beteiligten nicht nur virtuell kennen lernen, werden pro Semester drei Präsenzveranstaltungen angeboten. „Ursprünglich war das Juniorstudium nur für Mecklenburg-Vorpommern gedacht. In Zeiten des Internets können wir aber keine Grenzen ziehen. Der Anteil der Anfragen aus anderen Bundesländern macht mittlerweile etwa 40 Prozent aus. Der mit 920 Kilometern am weitesten entfernte Wohnort eines Teilnehmers ist Pfullendorf im Süden Deutschlands,“ erklärt Djamshid Tavangarian. Für ihn ist gute Bildung unverzichtbar. Gerade in Deutschland sieht er die Förderung von Know-how als nötige Kompensation für fehlende Rohstoffe: „Wir wollen versuchen, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren mehr zu studieren.“ Dem Leistungsgedanken misst er besondere Bedeutung bei. Er sieht das Juniorstudium als Schnupperstudium, um keine Zeit zu vergeuden. Probleme, die bei der Wahl geeigneter Fächer und Hochschulen sowie die Umstellung auf universitäre Lernformen entstehen, können durch das Juniorstudium schon vor dem eigentlichen Studium verringert werden. Das bestätigt auch Sandrina Kreutschmann aus der Rostocker Werkstattschule: „Ich habe nach einer klaren Richtung gesucht. Im Juniorstudium habe ich seit dem Sommersemester 2009 Neurobiologie, Anatomie der Sinnesorgane, Einführung in die Informatik und die Fullbright Lectures belegt. So hatte ich Gelegenheit, Verschiedenstes in einem geschützten Raum auszuprobieren. Ich habe eine große Menge an Erfahrungen und Wissen gesammelt.“ Nun hat sie ihr Abschlusszertifikat in der Hand und kann sich voll auf die anstehenden Abiturprüfungen konzentrieren. Im Wintersemester möchte sie ein Philosophiestudium aufnehmen. Die neunzehnjährige Luise Borufka ist bereits Studentin der medizinischen Biotechnologie. Sie sagt, dass ihr das Juniorstudium bei der Vorbereitung auf ihr Studium sehr geholfen hat. Durch das besondere Kurssystem an ihrem Gymnasium war es ihr nur begrenzt möglich, sich für ihr berufliches Ziel relevante Lerninhalte besonders im Bereich der Naturwissenschaften anzueignen. Diese Wissenslücken konnte sie schließlich mit dem Juniorstudium füllen. Der Prorektor für Studium und Lehre Professor Dr. Stefan Göbel zeigt Verständnis für die Schulen: „Man kann sagen, dass sich das Wissen alle zehn Jahre verdoppelt. Diese Entwicklung im Unterricht umzusetzen, können Schulen nicht leisten. Deshalb sind solche Zusatzangebote sinnvoll.“ Gerne gibt er zu, dass die Universität das Juniorstudium nicht uneigennützig fördert, sondern sich damit auch den wissenschaftlichen Nachwuchs sichern will. Nachdem das ursprüngliche Pilotprojekt zu Ende geht, soll es nun weitergeführt und etabliert werden. Kurt Schanné vom Bildungsministerium erklärt, dass das Juniorstudium bei der Novellierung des Landeshochschulgesetzes ausdrücklich verankert wird. Schon jetzt können sich die zukünftigen Studenten ihre Zertifikate als Studienleistungen anrechnen lassen und so Zeit sparen. An der Universität Rostock stellt die Anerkennung der Zertifikate kein Problem dar. Denn die Veranstaltungen des Juniorstudium sind Teil des regulären Vorlesungsverzeichnisses. Auch die Abschlussprüfungen stellen die gleichen Anforderungen an Schüler und Studenten.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
Paperboat: 14. Internationaler Papierschiff Wettbewerb
„Runter kommen sie alle“, heißt es umgangssprachlich so schön. „Sinken werden sie alle“, hätte da passenderweise das Motto der heutigen Veranstaltung in der Schiffstechnik der Uni Rostock lauten können, wurde hier doch „Schiffe versenken“ gespielt. Nein, nicht auf die klassische Weise mit Stift und Papier. Hier wurden echte Schiffe versenkt – Schiffe aus Papier, versteht sich. Das Versenken war natürlich nicht das eigentliche Ziel des Wettbewerbs. Vielmehr ging es um die Zuladung, die die selbst gebastelten – oder besser konstruierten – Schiffchen aufnehmen können, bis sie untergehen. Bereits zum 14. Mal wurde der Internationale Papierschiff Wettbewerb heute am Lehrstuhl Schiffbau der Universität Rostock ausgetragen. Worum es geht? In einem Aquarium werden die Schiffe langsam mit Blei beladen – bis zum Untergang. Das Schiff mit der höchsten Tragfähigkeit gewinnt. Zehn Gramm durfte solch ein Schiff maximal wiegen, viel mehr Vorschriften existieren nicht. Und so gab es reichlich Konstruktionen zu bestaunen, in allen Formen und Farben und – wie es sich gehört – mit klangvollen Namen. Eines hatten sie heute aber alle gemeinsam, sie wurden dem nassen Element geopfert. Von der „MS St. Pauli“ (David-Sodi Ritz, Wossidlo-Gymnasium Waren), über „Hertha“ (Team MCG, Marie-Curie-Gymnasium Wittenberge) bis zur „Gossachta“. „Gossachta“? „Ist doch ganz klar“, erklärten mir die sympathischen Schülerinnen der Bertha-von-Suttner-Oberschule aus Berlin-Reinickendorf: „Goss(e)-acht-a“ – Ulf Gosse lautet der Name ihres Physiklehrers und sie gehen in die Klasse 8a. Logisch, oder? Erwachsene können manchmal etwas begriffsstutzig sein. Jetzt aber schnell ein Themenwechsel, bevor noch jemand auf die Idee kommt, die Schüler wollten mit dem Bootsnamen ihren Lehrer symbolisch versenken. Wer die Idee zur Teilnahme hatte? Ihr Lehrer habe ihnen vom Wettbewerb erzählt und sie seien natürlich sofort begeistert gewesen, erzählen sie mir. Gearbeitet haben die Schüler in vier Teams, die Grundlagen kamen aus dem Physikunterricht und einen Tag wurde intensiv zusammengearbeitet. Zum heutigen Wettbewerb waren sie extra mit dem Zug aus Berlin angereist. Unterricht kann also doch Spaß machen – man muss nur auf die richtige Schule gehen. Als kleiner Geheimtipp wurde Jörn Kiele gehandelt, der zusammen mit Hannes Müller mit seinen Schiffen „Schwimm?“ und „Schwimm!“ ins Rennen ging. So nutzte ich die Gelegenheit, mir seine Konstruktionen in noch trockenem Zustand anzuschauen. Sein Studienfach? „Ich habe gerade eineinhalb Jahre in Stockholm studiert“, verrät er mir, „Leichtbau und Verbundbaustoffe.“ Wenn das nicht passt! Ist hohe Festigkeit bei geringem Gewicht doch gerade bei diesem Wettbewerb von enormer Bedeutung. Ansonsten habe er in Dresden Maschinenbau studiert, mit der Vertiefung auf Luft- und Raumfahrt. Eigentlich sei er aber schon fertig: „Die Diplomarbeit ist abgegeben, ich warte nur noch auf das Ergebnis und einen Termin für die Verteidigung“, erzählte er mir. Luftfahrt und Schiffbau seien gar nicht so weit voneinander entfernt, ein Flugzeug- und ein Schiffsrumpf sind sich von der Art her sehr ähnlich. „Es gehe darum, die Konzepte zu verstehen, wo Kräfte auftreten, wie man sie abstützt und wie man Versteifungen sinnvoll gestaltet.“ Beeindruckend anzusehen waren die Querversteifungen. Wie sein Schiff entstanden ist? Mittels 3-D-Modell am Computer, „dann habe ich mir Schablonen zum Ausschneiden ausgedruckt“, so der Konstrukteur. Hightech beim Schiffe versenken! Eine Institution im Papierschiffbau ist Familie Lüdtke aus Güstrow. Steht Gabriele Lüdtke doch auf Platz eins und zwei der ewigen Bestenliste, Tochter Jessica folgt auf Rang fünf. Mit einer Tragfähigkeit von sage und schreibe 5.132 stellte Gabriele Lüdtke 2008 den Bestwert auf, im letzten Jahr lag sie mit 5.045 Gramm nur knapp dahinter. Was die Weltrekordlerin gelernt hat? Damenmaßschneiderin ist sie. Ein paar Parallelen gib es da schon, so Gabriele Lüdtke, „man muss aufpassen, dass man Nähte nicht zu breit macht, sie müssen elastisch sein und auch beim Schnitt müsse man die Rundungen so berechnen, dass sich der Stoff ausdehnen kann. Das habe ich einfach aufs Schiff übertragen.“ Wie lange der Bau der Boote etwa dauert? „Das geht schnell, wir haben Schablonen – einer schneidet zu, der andere filzt, … – zwischen Kaffee und Abendbrot ist alles erledigt.“ Da in diesem Jahr keine Luftkammern mehr erlaubt seien, handelt es sich allerdings um eine komplette Neukonstruktion, so erfuhr ich. Ob dies für sie eine Art Familienwettstreit wäre, wollte ich von den Beiden noch wissen, so nach dem Motto, der Gewinner muss ein Jahr lang nicht mehr abwaschen. „Keine schlechte Idee“, so Gabriele Lüdtke schmunzelnd, „aber daran hätten sie bisher noch nicht gedacht.“ Das Erfolgsgeheimnis der Familie? „Von der Natur abgeschaut“, könnte man es umschreiben. „Bionik“ sei schon im Spiel, erläutern mir die Beiden. Bei ihm hätten die Baumwurzeln Pate gestanden, die schräg in die Erde gehen und dem Baum Stabilität verleihen. Bei Gabriele Lüdtke waren es Bienenwaben, die als Vorbild dienten – kein Wunder bei dem Schiffsnamen „Wabienchen“. Ein Geheimnis sei auch die Befüllungsanlage, die mir kurz demonstriert wurde. Sie soll die Kugeln anfangs gleichmäßig in die Verstrebungen verteilen. Das Schöne an solch einem Wettbewerb? Der Ausgang lässt sich einfach nicht vorhersagen. Und so musste sich die Titelverteidigerin heute geschlagen geben. Trotz Befüllungsanlage verteilten sich die Bleikugeln einfach nicht schnell und gleichmäßig genug in den Verstrebungen. Wer statt der Titelverteidigerin gewonnen hat? Kai Neumann (12) und sein jüngerer Bruder Sten (11) aus Hohen Wangelin haben heute allen die Show gestohlen. 2.457 Gramm trug das Papierschiff „Bob“ der beiden Schüler von der Fleesenseeschule in Malchow. Besonders Sten hielt es vor Spannung kaum noch aus. Mit einer vorsichtigen Prognose von 1.500 Gramm kamen noch etliche Boote nach ihnen an die Reihe und so mussten die Beiden lange bangen, ob ihr Ergebnis reicht. 500 Euro gab es neben dem Wanderpokal für die Brüder. Nicht wenig Geld für Jungs in diesem Alter – was sie mit dem Gewinn machen? „Keine Ahnung“, waren sich beide einig. Wer jetzt denkt, Physik müsse das Lieblingsfach solch erfolgreicher Schiffsbauer sein, hat sich geirrt. Mathe und Sport sind es bei Sten, Mathe und Englisch bei Kai. Lediglich drei oder vier Tage hätten sie an Ihrem Siegermodell gebastelt „und zwar jeweils nur eine dreiviertel Stunde pro Tag“, betonte Kai. Die weiteren Plätze machten heute die Schüler des Wossidlo-Gymnasiums Waren unter sich aus. Bronze und Silber gingen mit der „Waren“ (2.276 Gramm) und der „PS Emil“ (2.208 Gramm) an Emil Baumotte und Raphael Creutzburg. Platz vier gab es für die „Stella Maris“ (2.210 Gramm) von Antonia Sehmsdorf, Platz fünf für die „M.S. Crackmayre“ (2.103 Gramm) von Jonas Gretzler und Kristopher Kuhn. Ein beachtlich knappes und konstantes Ergebnis! Ach ja, der anwesende Lehrer der Warener Schüler ist übrigens auch der Onkel der beiden Neumann-Brüder. Die Waren-Müritz-Gegend scheint durchaus ein gutes Plätzchen für Papierschiffbauer zu sein. Neben der Paradedisziplin, der höchsten Tragfähigkeit, wurden aber noch weitere Preise vergeben. So für die beste Konstruktion. Hier siegten Jörn Kiele und Hannes Müller mit ihrem Boot „Schwimm?“. Die Konstruktion ihres knall-orangenen Schiffes hatte es also nicht nur mir angetan. Auch die Jury zeigte sich von ihr beeindruckt. Auf dem zweiten Platz landete der Rostocker Dirk Krompholz mit seiner „Schuhbert“. Mit 50 Euro Preisgeld wurde ihm die Anreise versüßt. Helga Sieber durfte sich mit „Hella“ über Platz drei freuen. Prämiert wurde auch die beste Prognose. Ins Verhältnis gesetzt wurden hier die Prognosen der Schiffbauer zur tatsächlichen Tragfähigkeit. Viele hatten leider gar keine Prognose gewagt. „Das soll für alle ein Ansporn sein“, so Prof. Robert Bronsart, „beim nächsten Mal eine Prognose abzugeben.“ Denn nur so kann man teilnehmen und gewinnen. Und zu gewinnen gab es was – 100 Euro abzüglich der Abweichung von der eigenen Schätzung, um genau zu sein. 4,1% waren dies bei den Gewinnern Julia Reinkober und Laura Stock (Gymnasium Wellingdorf) mit ihrer „Schwentine“. Wie viel das in Euro und Cent macht? Ach egal! Wer will denn jetzt rechnen? Freude ist angesagt und die war den beiden Schülerinnen ins Gesicht geschrieben. Platz zwei ging an Michael Wolgast („PFS Enterprise“, Wossidlo-Gymnasium Waren), den dritten Rang gab es auch hier für die Brüder Kai und Sten Neumann und ihre „Justus“. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Das konnte man zumindest meinen, wurden vor dem Haus doch schon eifrig Fachgespräche geführt – zwischen den Titelverteidigern und Weltrekordlern Lüdtke und den Gewinner-Brüdern Kai und Sten Neumann. Da darf man jetzt schon gespannt sein auf die 15. Auflage des Internationalen Papierschiff Wettbewerbs im kommenden Jahr.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Ausstellung von Sabine Schönig: „Stadt am Wasser“
Eine Ausstellung mit Aquarellen von Sabine Schönig wurde unter dem Titel „Stadt am Wasser“ am 6. Mai in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ eröffnet. Zu diesem Anlass gestalteten Schüler eine musikalische Feierstunde, bei der auch die Künstlerin selbst anwesend war. Doch bevor es losgehen konnte, mussten erst einmal Stühle gerückt und herangeschafft werden, so sehr füllte sich der kleine Unterrichtsraum mit Gästen. Den Anfang machte Nele an der Violine. Begleitet von einer Lehrerin am Flügel, präsentierte sie gekonnt ein Allegro in D-Dur von Rieding. Später waren auch noch Friedel Freitag an der Trompete, Helene Richter, die mit ihrem Lehrer ein Konzert für 2 Klarinetten von Mozart vortrug, und Franziska Rudolf mit einer Akkordeonversion des bekannten Rags „The Entertainer“ von Scott Joplin zu hören. In ihrer Ansprache wies die Musikschulleiterin Franziska Pfaff darauf hin, wie sehr diese Ausstellung im Haus erwartet wurde, und stellte die Künstlerin und ihr Werk vor. Sabine Schönig wurde in Stralsund geboren und lebte den größten Teil ihres Lebens in Rostock. „Die Meeresnähe dieser beiden Städte hat mich immer fasziniert, mein Leben bereichert und geordnet“, beschreibt sie den Einfluss der beiden Orte. Nach ihrem Studium der Anglistik und Germanistik und der Geburt ihres Sohnes arbeitete sie im Buchhandel. 10 Jahre lang war sie beispielsweise für das Norddeutsche Antiquariat tätig. In dieser Zeit begann auch ihr Interesse an der Malerei und Textilgestaltung. Gelernt hat sie das Malen von Jorinde Gustavs und Waldemar Krämer. Seit 1992 brachte sie ihre Fähigkeiten als Künstlerin auch beruflich als Kursleiterin an der Kunstschule Rostock und der Volkshochschule Rostock ein. Von 1997 bis 1998 bildete sie sich im Bereich Multimedia-Gestaltung“ fort. „Künstlerisch sind es heute immer wieder die Zeichnung und das Aquarell, die mich begeistern,“ sagt Sabine Schönig über ihre bevorzugten Maltechniken. „Die Aquarellmalerei gilt als eine besonders schöne Technik in der Bildenden Kunst. Diese Technik lässt wenig Korrekturmöglichkeiten zu und erfordert entschlossenes und zügiges Arbeiten. In gewisser Weise eine Vorwegnahme des Ergebnisses. Auf diesen Prozess lasse ich mich immer wieder gerne ein, in der Natur, bei jedem Wetter, am Wasser.“ Sabine Schönig malt gern draußen und direkt vor Ort. Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ zeigt vor allem Motive von mecklenburgischen Küstenlandschaften in hellen blauen, grünen und erdfarbenen Tönen. Ihre Weite wird durch sanfte und fließende Formen dargestellt. Die Bilder drücken nicht nur die momentane Stimmung der Landschaft aus, sondern spiegeln auch die der Malerin wider. Auf die Frage, warum sie male, antwortet Sabine Schönig: „Man muss malen. – Es gibt mir Ruhe, Konzentration, Sicherheit. Es verbindet mich mit dem Leben.“ Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ von Sabine Schönig kann noch bis zum 9. Juli 2010 in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ besucht werden.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Universitätsklinik eröffnet Herzzentrum
Gute Nachrichten für Patienten. Um Herz- und Kreislauferkrankungen am Rostocker Universitätsklinikum künftig noch besser zu erkennen und zu behandeln, wollen die Spezialisten aus den Bereichen Kardiologie, Kinderkardiologie, Herzchirurgie sowie Anästhesiologie und Intensivtherapie ihre Kräfte im Universitären Herzzentrum Rostock (UHZ) bündeln. „An oberster Stelle steht für uns die Qualität der Krankenversorgung“, erklärt der Sprecher der neuen Einrichtung Professor Dr. Andreas Liebold. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollen interdisziplinäre Behandlungsteams gemeinsame Visiten und Sprechstunden durchführen. Weitere Synergieeffekte verspricht sich der Herzchirurg vom Austausch ärztlichen und pflegerischen Personals sowie von Leitlinien-basierten Therapieentscheidungen. Auf diese Weise sollen sich die Behandlungswege und Verweildauern der Patienten verkürzen. Gewünschte Nebenwirkungen dieser Vorgehensweise sind eine wirtschaftliche Effizienzsteigerung und eine höhere überregionale Attraktivität der Klinik. Schon jetzt kommen die Patienten aus einem Umkreis, der bis nach Berlin und Hamburg reicht. Andreas Liebold ist von der Qualität und Einzigartigkeit der Angebote überzeugt: „Wartezeiten gibt es nicht. Sobald eine Diagnose gestellt wurde, erfolgt die Behandlung.“ Obwohl sich die Einrichtungen der verschiedenen Kliniken bereits in räumlicher Nähe auf dem Gelände der Schillingallee befinden, beschreibt Andreas Liebold das Rostocker Herzzentrum derzeit noch als virtuelle Glaubensgemeinschaft: „Die Gründung ist der erste Schritt. Als zweiter Schritt steht eine logistische Vereinigung an. Ein Neubau ist für 2014 geplant.“ Dieser soll dann über einen Hybrid-OP verfügen, der Chirurgen und Kardiologen, Diagnostik und Therapie vereint. Nachdem der erste Schritt mit dem Startschuss für das Herzzentrum im Beisein von Bildungsminister Henry Tesch am 6. Mai genommen wurde, ließen die Ärzte noch Einblicke in ihre Arbeitsbereiche zu. In der Chest-Pain-Unit erläutert der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Professor Dr. Peter Schuff-Werner, dass sich Menschen mit Brustschmerzen (engl. Chest-Pain) direkt an diese Ambulanz wenden können, ohne vorher den Hausarzt oder andere Stationen aufsuchen zu müssen. Da bei Schmerzen in der Brust eine schwere Herz- oder Kreislauferkrankung nicht ausgeschlossen werden kann, wird auf diese Weise eine schnelle Hilfe möglich. [ad]Für das hohe fachliche Niveau der Behandlungen sorgt nicht zuletzt auch die wissenschaftliche Begleitung, die ein weiteres zentrales Anliegen des Herzzentrums ist. Weitere Aktivitäten sollen sich mit einem Curriculum ärztlicher Weiterbildung und Forschungsprojekten befassen. Der Erfolg des neuen Herzzentrums hängt jedoch nicht nur von der fachlichen Qualität ab, sondern setzt auch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft der einzelnen Beteiligten voraus. Professor Dr. Dietmar Bänsch, zuständig für Elektrophysiologie und Katheterablation von Rhythmusstörungen im UHZ, macht diesen Aspekt zum Abschluss der Führung noch einmal deutlich und weist daraufhin, wie sich die einzelnen Ärzte einbringen und sich gegenseitig unterstützen.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Unternehmer des Jahres 2010 in MV
Donnerstag ging es wieder einmal in die Hochschule für Musik und Theater. Doch diesmal gab es keine Premiere eines Stückes, von Gesängen oder Tänzen, sondern Wirtschaftminister Jürgen Seidel hatte eingeladen. Der Landeswettbewerb zum Unternehmer des Jahres 2010 sollte heute seinen Höhepunkt und Abschluss in der Ehrung verdienter unternehmerischer Persönlichkeiten finden. Der im Dezember letzten Jahres ausgelobte Wettbewerb soll Werbung für die Wirtschaft, die Unternehmen und für das Unternehmertum sein. Verantwortlich dafür zeichnet sich eine Kooperation vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, dem Ostdeutschen Sparkassenverband mit den Sparkassen Mecklenburg-Vorpommerns, den drei Industrie- und Handelskammern sowie beiden Handelskammern und der Vereinigung der Unternehmerverbände. Als Anreiz winken potentiellen Preisträgern nicht nur 5.000 Euro sondern auch eine Stehle der Rostocker Designerin Anna Silberstein. Vor den zahlreich erschienen Gästen eröffnete am frühen Abend das „Duo Delightful“ die Veranstaltung mit Jazzmusik. Im Anschluss daran richtete auch gleich der Wirtschaftsminister sein Grußwort an die Hörerschaft. Er betonte die Bedeutung des Landeswettbewerbes, verwies auf die zu beiden vorhergehenden Veranstaltungen gestiegene Anzahl qualifizierter Vorschläge und betonte, dass gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten unternehmerischer Mut und Verantwortung mehr denn je gefragt seien. Der Landeswettbewerb setzt die richtigen Zeichen.“ Als Gastredner folgte unserem Landesminister Prof. Dr. Hans-Olaf Henkel. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie war selbst über einen langen Zeitraum erfolgreicher Unternehmer und ließ seine gemachten Erfahrungen und Denkanstöße in seine Rede einfließen. Nun aber zur eigentlichen Preisverleihung. Vergeben wurde der Titel „Unternehmer des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern“ in den Kategorien „Unternehmerpersönlichkeit“, „Familienfreundliches Unternehmen“ und „Fachkräftesicherung“. Die Jury hatte entschieden. In der Kategorie „Unternehmerpersönlichkeit“ wurde Helmut Hoffrichter geehrt. Die von ihm 1992 gegründete „Hoffrichter GmbH“ entwickelt, fertigt und vertreibt medizintechnische Geräte und Materialien und sorgt mit einem Exportanteil von über 50% dafür, dass Mecklenburg-Vorpommern ein innovatives und engagiertes Aushängeschild in der Medizintechnik vorweisen kann. Mit der Auszeichnung wurde auch die Arbeit der über 120 Beschäftigen im Unternehmen gewürdigt. Christiane Hatscher, Gesellschafterin der „Bäckerei und Konditorei Hatscher GmbH“ in Stavenhagen, nahm den Preis in der Kategorie „Familienfreundliches Unternehmen“ entgegen. Die Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und ein besonderes Ausbildungsmanagement in der mittlerweile 3. Generation dieses Unternehmens hatten die Jury überzeugt. Die „BPB Stahlbau GmbH Bützow“ heimste in der Kategorie „Fachkräftesicherung“ den begehrten Titel ein. In diesem Betrieb werden die Auszubildenden zum Metallbauer durch eine Kooperation der Bützower Stahlbau GmbH mit der Hochschule Wismar ganz besonders geschult und unterstützt. Stellvertretend für sein Unternehmen nahm Ulrich Bacher den Preis entgegen. Da waren nun alle Trophäen vergeben, dachte ich. Doch dann wurde noch Herr Rolf Seelige-Steinhoff aufgerufen, der den Sonderpreis mitnehmen durfte. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der „Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs KG“ in Ahlbeck. Minister Seidel betonte die überaus erfolgreiche Entwicklung des familiengeführten Unternehmens und verwies auf die imposante Zahl von 264 Lehrlingen, die seit 1996 in diesem Unternehmen ausgebildet wurden. Nach der nun wirklich letzten Präsentation eines Preisträgers versammelte man sich zum geselligen Plausch am Buffet und ich machte mich auf meinen Heimweg. Bei all der Unkerei rund um die Griechenlandkrise konnte mir mein Heimatland „Meck-Pomm“ heute Abend mal wieder etwas Mut machen – „MV tut gut, Meck-Pomm mach Mut“ oder so ähnlich.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Aktionstag für Menschen mit Behinderung 2010
Anlässlich des Europäischen Aktionstages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung fand gestern ein vielfältiges und – im wahrsten Sinne des Wortes – kunterbuntes Veranstaltungsprogramm im Foyer des Rathauses und auf dem Universitätsplatz statt. Unter dem Motto: „Inklusion – Dabei sein! Von Anfang an.“ wurde an das Recht von Menschen mit Behinderung erinnert, von Anfang an und in allen Lebenssituationen voll und ganz dabei sein zu können. Ich war auch voll dabei und kann allerlei Interessantes berichten. Zur Eröffnung des Aktionstages sprach um 9.00 Uhr der Oberbürgermeister der Stadt Rostock, Roland Methling, im Foyer des Rathauses. Er wies darauf hin, dass derzeit etwa 18.000 behinderte und chronisch kranke Menschen in Rostock leben würden und sagte: „Gerade am heutigen Tag fordern wir alle ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe ein.“ Ihm sei gleichwohl bewusst, fuhr er fort, dass auf Straßen, Plätzen wie auch öffentlichen Einrichtungen der Stadt noch zahlreiche Barrieren abgebaut werden müssten. Der Abbau von Barrieren, die in den Köpfen beständen, müsse jedoch täglich wahrgenommen und als gemeinsame Aufgabe angesehen werden. Die Ratifizierung der UN-Konventionen über die Rechte von Menschen mit Behinderung am 26. März 2009 bezeichnete er als einen „echten Meilenstein für Teilhabemöglichkeiten und Selbstbestimmung“. Schließlich eröffnete er die Fotoausstellung „Miteinander“. Diese hatte der Verein „barrierefreies rostock e.V.“ organisiert und begleitet. Ausgestellt wurden bereits zum achten Mal Werke von behinderten und nicht-behinderten Amateurfotografinnen und Amateurfotografen aus Rostock. Privatpersonen, Mitarbeiter von Einrichtungen für behinderte Menschen und behinderte Menschen hatten ihre ganz eigene Sicht der Dinge fotografiert. Momentaufnahmen, kleine Augenblicke des Glücks sowie Fotografien von Pflanzen, Tieren und Menschen sah ich da. Der Verein: Selbsthilfe M-V e.V. veranstaltete von 9.30 Uhr bis 11.45 Uhr ein öffentliches Diskussionsforum im Rathaus-Foyer. Unter dem Motto „Wer? Wann? Wo? Wie? Warum? – Miteinander für Teilhabe“ standen Wiltraud Kornagel und Petra Kröger vom Rostocker Beirat für behinderte und chronisch kranke Menschen, die Landtagsabgeordnete Irene Müller, Renate Radloff vom deutschen Schwerhörigenbund und Bernd Rohsmannek vom Behindertenbeirat der Stadt Güstrow allen Interessierten Rede und Antwort. Mich zog es indes auf den Universitätsplatz. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem äußerst farbenfrohen Verkaufsstand vorbei. Da wurden knallgrüne Frösche mit leuchtend gelben Kugelaugen, bunte Holzblumen, Mobiles und selbstgetöpfertes Keramikgeschirr mit wunderbaren Mondnachtmotiven feilgeboten. Man hat mir mein Interesse wohl gleich angesehen. Na, jedenfalls sprachen mich Manja Kirschnick und Jeannette Winkler alsbald an und ich nutzte diese Gelegenheit dazu, mehr über diese bunten Kostbarkeiten in Erfahrung zu bringen. Die beiden erzählten mir, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen diese liebevollen kleinen Dinge in den Rostocker DRK-Werkstätten angefertigt hätten. Sie bräuchten – wie jeder Mensch – ebenso eine feste Tagesstruktur wie eine Tätigkeit, die ihr Selbstwertgefühl steigere. Ein bezahlter Arbeitsplatz in den Werkstätten ermögliche ihnen all dies, so Jeannette. Die Früchte dieser Arbeit würden dann, wie an diesem Tage an einem Verkaufstand auf Straßenfesten, auf Märkten oder in den Verkaufsläden der DRK-Werkstätten in Rostock verkauft werden. Zu gern hätte ich noch ein kleines Pläuschchen mit den Beiden gehalten. Doch mein Reportergewissen riet mir, mich weiter umzuschauen. Auf dem Universitätsplatz war eine Memorywand aufgebaut worden. Wer wollte, konnte daran zwei Felder umdrehen und erhielt, wenn die auf der Rückseite der Felder erscheinenden Symbole übereinstimmten, einen kleinen Preis. Als ich gerade zugegen war, gewann Angelika Schneider eine ulkige kleine grüne Dose. Später erzählte sie mir, dass sich darin wohl Sämereien befänden. Angelika hatte ihren Preis gerade erst in die Tasche gesteckt, da zog auch schon die Theatergruppe „Die Verzauberten“ die Aufmerksamkeit aller auf sich. Sie schwangen und schunkelten ein Mädchen in einem Tuch hin und her und versetzten es dadurch in grenzenlose Freude. Obendrein balancierten buntgekleidete Artisten auf großen Bällen und wurden in die Luft gehoben. Es war ein einziges Freudenstück voller kleiner Glücksmomente. Musikalische Klänge durften hier selbstverständlich nicht fehlen. Am Ende der Darbietung tanzten alle ausgelassen miteinander. Fünf Minuten vor zwölf Uhr erlebte ich die Trommelgruppe „Ramboleros“ auf dem Universitätsplatz. Sie begeisterten mit einem einzigartigen Trommelwirbel. Die Musiker hatten unheimlich viel Spaß und ließen all ihren musikalischen Energien freien Lauf. Solch ein Trommelwirbel ertönte zeitgleich in allen europäischen Städten, in denen ebenfalls der Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ausgerichtet wurde. Das Publikum klatschte bald schon lautstark mit. Die „Ramboleros“ strahlten vor Freude. Anschließend startete ein Demonstrationszug von der Bühne aus über die Lange Straße zum neuen Markt. Auch er wurde von lautem Trommelwirbel begleitet. Diesmal kam dieser aus der Trommel eines riesigen Akrobaten auf Stelzen. Er trug einen schicken blauen Mantel und auf dem Haupte einen schwarzen Zylinder. Ich hatte an diesem Tag wieder viel gesehen, gelernt und erlebt. Vor allem hat mich das Engagement der vielen Vereine, Verbände und Organisationen, die sich für die Gleichstellung von behinderten Menschen einsetzen und sie in ihrem täglichen Leben unterstützen, beeindruckt. Der Aktionstag wurde vom „Team 5.5.“, das sich aus den Vereinen: Selbsthilfe M-V e.V., barrierefreies rostock e.V., baf e.V., Behindertenverband Rostock e.V., Sprecherrat des Beirates für behinderte und chronisch kranke Menschen der Hansestadt Rostock, Ohne Barrieren e.V. und dem Verein Integrativer Treff e.V. zusammensetzt, organisiert. Schön, dass es ihn gibt. Trägt er doch auf eindrückliche Weise dazu bei, dass die „Barrieren, die auch in den Köpfen vorhanden sind“, wie sich der Oberbürgermeister ausdrückte, abgebaut werden.
6. Mai 2010 | Weiterlesen
Erste Port Party 2010 in Rostock-Warnemünde
Die diesjährige Kreuzschifffahrtssaison hat begonnen. Den Anfang machte die AIDAblu mit einem Premierenanlauf des Warnemünder Kreuzfahrthafens. Das siebte Schiff der AIDA-Flotte ist fast nagelneu. Im Februar 2010 getauft und in Dienst gestellt, befindet es sich zum ersten Mal auf einer Ostseerundreise, welche die Fahrgäste in den nächsten zehn Tagen nach Tallinn, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm, Danzig und Kopenhagen führen wird. Am 15. Mai kehrt die AIDAblu dann wieder nach Rostock zurück. An Bord sind mehr als 2000 Passagiere. Sie kommen aus ganz Deutschland und über 13 Nationen weltweit. Um ihr Wohlergehen kümmern sich etwa 600 Besatzungsmitglieder. 2,1 Millionen Liter Trinkwasser wurden verladen, 10.000 Liter Wein und etwa 700 verschiedene Getränkesorten. Einmalig auf der Welt ist die eigene Brauerei an Bord des Kreuzliners. Am Abend trotzten zahlreiche Schaulustige den empfindlich kalten Temperaturen und kamen zum Pier 7 um das 252 Meter lange und 32,2 Meter breite Schiff der Reederei AIDA Cruises in Augenschein zu nehmen und das Ereignis mit einer Port Party zu feiern. Die beiden Moderatoren Marco Vogt und Horst Marx präsentierten ein maritimes Programm mit Livemusik des Gitarrenpopduos „Mission For Two“. Ein Shantychor durfte natürlich auch nicht fehlen. Mit traditionellen Seemannsliedern brachten „Luv un Lee“ auch die Passagiere der AIDAblu auf den Balkons der Außenkabinen zum schunkeln. „Das Besondere hier in Rostock ist der dichte visuelle Kontakt zu den Gästen vor Ort“ lobte Kapitän Dr. Friedhold Hoppert: „Beim Winken erkennt man noch die Augen der Menschen. Das ist sehr persönlich und mit einer großen Herzlichkeit verbunden.“ In keinem anderen Hafen kämen interessierte Zuschauer so nah an die großen Ozeanriesen. Aber nicht nur der große Kreuzliner war für die Besucher zu bestaunen. Auch der Notfall- und Unterstützungsschlepper Fairplay 26 mit Kapitän Bernhard Kittel beeindruckte mit einem Schlepperballett zu Walzerklängen. Diesmal allerdings ohne Tanzpartner, da alle anderen Schlepper im Einsatz waren. Gegen 22 Uhr wurde die AIDAblu schließlich mit einem Höhenfeuerwerk verabschiedet. Begleitet von dröhnenden Schiffshörnern und feierlicher Musik winkten zahlreiche Besucher am Ufer dem Schiff bei seiner Abreise zu. Bereits am 10. Mai trifft das nächste Kreuzfahrtschiff in Rostock ein. Dann ist die Celebrity Eclipse einen Tag zu Gast in Warnemünde.
6. Mai 2010 | Weiterlesen
Melden macht Mäuse! - Hauptwohnsitz nach Rostock
Antonia Polak hatte heute Morgen allen Grund zur Freude. Die 1001. Studentin, die im Sommersemester 2010 ihre Hauptwohnung in Rostock angemeldet hatte, erhielt einen Blumenstrauß und die herzlichsten Glückwünsche von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling. Im Rahmen der Werbeaktion der Stadtverwaltung „Melden macht Mäuse!“ erhielt Antonia wie schon 1112 Studierende, die sich von Januar bis April 2010 anmeldeten, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro aus der Stadtkasse Rostocks. Ihren letzten Hauptwohnsitz hatte Antonia in Berlin. Was ihr denn an Rostock am besten gefalle, fragte Roland Methling die Studentin. „Das Wasser natürlich. Das Meer, der Strand und Warnemünde, aber auch den Hafen finde ich ganz toll“, antwortete sie. Um heute zu gegebener Stunde im Rathaus sein zu können, hatte Antonia die Vorlesung „Geschichte der Medizin“ verpassen müssen. Das werde sie natürlich durch fleißige Arbeit wieder nachholen, erklärte der Oberbürgermeister. Bevor es die Aktion „Melden macht Mäuse!“ in Rostock gab, wurde von allen Studenten, die ihren Hauptwohnsitz noch nicht in der Hansestadt angemeldet hatten, eine Zweitwohnsitzsteuer erhoben. Diese Maßnahme sollte ebenfalls dazu führen, dass möglichst viele Studierende hier ihren Erstwohnsitz anmelden. Vom neuen Verfahren profitieren allerdings nicht nur die Studenten, sondern auch die Stadt. Roland Methling: „Dieser Weg ist nicht nur besser als das Damoklesschwert einer Zweitwohnungssteuer, er ist auch erfolgreicher.“ Grund dafür sind die 700 Euro des Landes, welche die Stadt im Rahmen allgemeiner Finanzzuweisungen für jede Einwohnerin und jeden Einwohner erhält, der sich mit der Hauptwohnung in Rostock anmeldet. Der Vorsitzende des StuRa der Universität Rostock, Philipp da Cunha: „Wir unterstützen das natürlich. Denn die Zweitwohnsitzsteuer war keine richtige Alternative.“ Der für die Aktion bereitstehende Etat wurde zwischenzeitlich um 100.000 Euro aufgestockt. „Gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Rostock wollen wir diesen erfolgreichen Weg fortsetzen“, betonte Roland Methling. Ebenfalls froh über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Universität und Stadt zeigte sich Heiko Marski, studentischer Prorektor der Universität Rostock. Er habe selbst über ein Jahr Zweitwohnsitzsteuer gezahlt und fände das Projekt sehr gut, sagte er. Bei der Anmeldung ihres Hauptwohnsitzes in Rostock erhalten Studierende seit Beginn des Wintersemesters 2009/2010 ein Bonusheft. Dieses enthält neben Informationen und Coupons ein Antragsformular, das es möglich macht, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro von der Stadt zu erhalten. Wofür Antonia dieses Geld verwendet hat? Ein Pathologie-Buch habe sie sich zugelegt, so die Studentin.
5. Mai 2010 | Weiterlesen
„Baltic Future“ - Messe in Rostock
Die Themen der gestern in Rostock eröffneten dreitägigen Fachmesse der maritimen Wirtschaft „Baltic Future“ sind Offshore, Windenergie, maritime Logistik, Meerestechnik sowie Zulieferindustrie. „Die Messe bietet Ausstellern und Fachbesuchern eine internationale Plattform für neue Geschäftskontakte und Kooperationsmöglichkeiten“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel in Rostock. Ich war auch dort und schaute mich ein wenig um. Über 100 Aussteller aus verschiedenen Nationen, wie etwa Finnland, Estland, Dänemark und Polen stellen auf der Fachmesse aus. Partnerregion der „Baltic Future“ ist die polnische Region Westpommern. Sie ist durch eine Gemeinschaftspräsentation verschiedener Unternehmen und Institutionen aus Polen vertreten. Zugleich fanden im Rahmen der „Baltic Future“ heute der Außenwirtschaftstag des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) zu dem Thema „Ostseeregion – Wachstum für Europa“ wie auch der 1. Wind-Energie-Tag statt. Die Entwicklung der Windkraftbranche in Mecklenburg-Vorpommern stimmte Ministerpräsident Erwin Sellering zuversichtlich. „Mecklenburg-Vorpommern liegt bei der Nutzung erneuerbarer Energien mit an der Spitze in Deutschland“, erklärte er. „45 % des im Land erzeugten Stroms kommen aus erneuerbaren Energiequellen, zwei Drittel davon aus Windkraft“, fügte er hinzu. Die Universität Rostock präsentiert weltweit einzigartige Forschungsergebnisse auf der „Baltic Future“. Auf einem Gemeinschaftsstand machen die im Department Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät vertretenen Einrichtungen ihre Forschungen erfahrbar. Dr. Frank Weichbrodt erklärte mir eines der vielen Forschungsthemen. Es handelt sich dabei um die Messung, Simulation und Analyse von Seegang. Ich erfuhr, dass die Messung der Wellen in der Ostsee mittels Druckmessdosen oder einer sogenannten Seegangsmessboje erfolgt. Anschließend würden die Wellen numerisch simuliert, sagte Frank Weichbrodt. Anhand dieser Eingangsdaten, also den Wellenhöhen und Seegangsparametern ließen sich dann beispielsweise Küstenschutzbauwerke und Hafenanlagen sowie die dortige Belastung durch den Seegang bemessen. Aber auch durch den Klimawandel zu erwartende veränderte Seegangsbedingungen, wie Wasserstände und Strömungen, könnten mittels dieses Verfahrens abgeschätzt werden. Nur wenige Meter vom Forschungsstand der Universität entfernt präsentierte das „Waterbike-Team University of Rostock“ sein Tretboot. Gunnar Kistner, Kapitän des Tretbootteams, und Michael Kneusel erzählten mir mehr über sich und ihr Boot. Beide studieren Maschinenbau am Institut für Maschinenbau und Schiffstechnik in Rostock. Ihr Boot hätten sie selbst entwickelt und gebaut, erklärten mir die Beiden. Einmal im Jahr würden sie damit auf der internationalen Waterbike-Regatta (IWR) gegen andere Teams antreten. Im letzten Jahr habe dieser Wettbewerb in Rostock stattgefunden und sie hätten den ersten Platz errungen. Diesen Preis gilt es nun dieses Jahr in Stettin zu verteidigen. Um von der harten Konkurrenz nicht überholt zu werden, hätten sie inzwischen einige Neuerungen für ihr Boot entwickelt, die sie nun hoffen, erfolgreich zum Einsatz bringen zu können. Das „Waterbike-Team University of Rostock“ gibt es mittlerweile schon seit über 20 Jahren. 1989 wurde es gegründet. Das erste Boot hieß „ANNA“. Gunnar Kistner: „Sinn der Sache ist natürlich, dass man das, was man im Studium lernt, praktisch anwenden kann“. Das klingt überaus plausibel, dachte ich. Heißt es nicht auch, „probieren geht über studieren“? Ich werde den Jungs jedenfalls beide Daumen für die nächste Waterbike-Regatta drücken. Ein weiterer Ausstellungsstand interessierte mich sehr. An diesem informierte Sybille Ahrens ehrenamtlich über die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ (DGzRS). Diese gäbe es bereits seit 145 Jahren und sie werde ausschließlich durch Spenden finanziert, sagte sie mir. Die 61 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote der Seenotretter sind an der deutschen Nord- und Ostseeküste im Einsatz. Am Alten Strom in Warnemünde liegt der Seenotkreuzer „ARKONA“, der heute auch beim Einlaufen der AIDAblu zu sehen war. Seine Stammbesatzung zählt neun Mann. „Wie aber funktioniert das mit der Rettung nun, wenn jemand auf See in Not gerät und wie kommen die Retter am schnellsten zum Einsatzort“, fragte ich mich. In Bremen gäbe es die Seenotleitung „MRCC“ (Maritime Rescue Coordination Center), die rund um die Uhr besetzt sei, erklärte mir Sybille Ahrens. Diese alarmiere im Falle eines eingegangenen Notrufes die Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote vor Ort und koordiniere überdies andere Schiffe, die sich in der Nähe des in Seenot geratenen Seefahrers befänden. Im Jahr 2009 wurden auf diese Weise 123 Menschen aus der Seenot gerettet. Doch Sybille Ahrens: „Wir machen ja noch viel mehr“. Wenn etwa einem Segler der Mast gebrochen oder ein Schiff in einer der vielen Flachwasserstellen der Ostsee stecken geblieben sei, so würden „Die Seenotretter“ ebenfalls Hilfe leisten und durch rechtzeitiges Eingreifen verhindern, dass sich aus einer Notlage ein möglicher Seenotfall entwickelt. „Man möchte retten und man möchte helfen“, das sei die Philosophie, die hinter all dem Bemühen stehe, sagte Sybille Ahrens. Wer die DGzRS unterstützen möchte, der erfährt auf der Homepage, wie er das tun kann. Zur „Hanse Sail“ wie auch zur „Warnemünder Woche“ kann mehrfach ein Seenotkreuzer der DGzRS in Warnemünde besichtigt werden. Wann das möglich ist, wird über Plakate und die Internetseite bekannt gegeben. Interessierte können dann Näheres über die „Die Seenotretter“ erfahren. Die Fachmesse der maritimen Wirtschaft, „Baltic Future“ findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Am Mittwoch wird die zweite Branchenkonferenz der Logistikwirtschaft MV im Rahmen der Messe veranstaltet. Am Donnerstag wird sich die Wojewodschaft Westpommern zu dem Thema „Die Ostsee – Das Meer der Zukunft“ präsentieren. Wer sich für Technik und maritime Themen interessiert, ist hier gut aufgehoben, nicht nur als Fachbesucher.
5. Mai 2010 | Weiterlesen
AIDAblu - Erstanlauf in Warnemünde
Es war frisch heute Morgen kurz vor sechs, als die AIDAblu erstmals die Warnowmündung passierte und damit die Kreuzfahrtsaison 2010 in Rostock eröffnete. Trotz einer steifen Brise und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ließen sich einige Schaulustige das Schauspiel zu früher Stunde nicht entgehen. Begleitet von Fahrgastschiffen, dem Seenotrettungskreuzer Arkona, dem Schlepper Bugsier 16 sowie dem Feuerlöschboot FLB-40-3 macht die AIDAblu gegen 6:30 Uhr vor dem Warnemünde Cruise Center fest. Das 252 Meter lange, auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute, Clubschiff wurde am 9. Februar 2010 in Hamburg von Jette Joop auf den Namen AIDAblu getauft. Der siebente und damit jüngste Spross der AIDA-Flotte wird in diesem Jahr voraussichtlich 13 Mal an der Warnow festmachen. Insgesamt werden bis zum 16. September 113 Anläufe von 33 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen in Warnemünde erwartet. Mit rund 200.000 Passagieren steuert der Kreuzfahrthafen in Warnemünde in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu. Unter dem Motto „Willkommen zu Hause, AIDAblu“ startet heute um 18 Uhr die erste der beliebten Rostock Port Partys in diesem Jahr am Passagierkai von Warnemünde. Durchs Programm führen die Moderatoren Horst Marx und Marko Vogt vom NDR. Neben Livemusik vom Shantychor „Luv un Lee“ und dem Rostocker Gitarrenduo „Mission for Two“ gibt es viele Informationen rund um die Kreuzschifffahrt in Warnemünde. Freuen können sich die Besucher auch wieder auf ein Schlepperballett zu Walzerklängen sowie auf das Höhenfeuerwerk zum Auslaufen der AIDAblu gegen 22 Uhr. Für alle, die heute Morgen zu so früher Stunde noch keine Zeit oder Lust hatten, gibt es hier ein paar Impressionen von der Ankunft der AIDAblu:
5. Mai 2010 | Weiterlesen
3. Kinder „Swim & Run Rostock“
In der Neptunschwimmhalle und auf dem Kastanienplatz im Barnstorfer Wald kämpften am Sonntag zahlreiche junge ‚Biathleten‘ beim 3. Swim & Run in Rostock um Medaillen. 97 Teilnehmer im Alter zwischen 6 und 13 Jahren maßen sich in den Disziplinen Schwimmen und Laufen. Dabei handelte es sich je nach Alter um Distanzen von 50 bis 200 Metern zu Wasser und 400 bis 2000 Metern zu Lande. Ein bunter Mix ging am Sonntag an den Start. Neben zahlreichen Vereinsmitgliedern kämpften auch Hobbysportler um Plätze auf dem Siegerpodest. Das Leistungsspektrum war groß, so trafen Erstplatzierte auch schon mal gefühlte Minuten vor ihren Verfolgern im Ziel ein. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch und jeder der jungen Teilnehmer wurde mit Begeisterung von den zahlreichen Zuschauern angespornt. Die kleine Natascha (7) erreichte beim Schwimmen ihrer 100 Meter Platz 3. Und natürlich wurde danach auch gleich Bruder Lenard (10) ordentlich angefeuert. Die Geschwister traten als Teil des „Endurance-Teams“ aus Neubrandenburg an. Zum nächsten Schuljahr wird Lenard auf das Sportgymnasium wechseln. Mit dem Erreichen des 3. Platzes auch nach dem Laufen scheint ihm seine Schwester im Laufschritt zu folgen. Nicht nur Biathlon- und Triathlon-Erprobte gingen an den Start. Die fünf Teilnehmer des SC Empor Rostock sind sonst nur Wasserratten – aber laufen kann ja schließlich jeder. „Der Druck ist groß“, so Trainerin Jette Mundt nicht ganz ernst, „schließlich sind hier zwei Vorjahressieger dabei.“ Ausrichter war zum wiederholten Male der TC FIKO Rostock. Der größte Triathlonverein in Mecklenburg-Vorpommern kann auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken und möchte diese Veranstaltung auch zur Nachwuchsgewinnung nutzen. Mit zahlreichen freiwilligen Helfern wurde das Ereignis wieder ermöglicht. „Wir haben Spaß und die Kleinen sind wirklich niedlich“, sagten die Helferinnen Ann-Christin Koring (23) und Ariane Busch (20). Für Beide war es das erste und wohl nicht letzte Mal, dass sie aushelfen. Für die Sieger gab es Medaillen und Schwimmbrillen. Viele Gewinner standen auf den Siegertreppchen, da es vier verschiedene Altersgruppen gab und Jungen und Mädchen getrennt um den Sieg kämpften. Im Jahrgang 2006 und 2005, es waren die jüngsten Teilnehmer, gewannen Lotta Fischer aus Rostock und Carlos Schenk aus Neubrandenburg, im Jahrgang C Maike Mann und Jonas Mier – beide vom SC Empor Rostock.
4. Mai 2010 | Weiterlesen
Lesefest im Peter-Weiss-Haus
In den Zeiten von Blogs, Twitter, Youtube und Co. scheint das gute alte Buch mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Bei der Entscheidung zwischen Flimmerkiste und Buch zieht Letzteres immer häufiger den Kürzeren. Das trifft auf uns Erwachsene zu, vor allem aber auf die junge Generation. Stammplatz: Vorm TV oder PC. Gedruckte Zeilen flimmern und bewegen sich eben nicht, Musik machen tun sie schon gar nicht. Die gedruckte Lektüre scheint irgendwie nicht mehr ganz ins Heute zu passen. Zunehmend nur noch anzufinden als Staubfänger in den Regalen unserer Wohnzimmer. Genau das Gegenteil wurde am Sonntag ab 12 Uhr im Peter-Weiss-Haus bewiesen. Von wegen Lesen ist langweilig. Wie auch, wenn wir bei keiner Aktivität kreativer sind. Niemand schreibt einem vor, wie die Figuren oder die Welt der Geschichte auszusehen haben. Wir werden zum Co-Autor und unsere Fantasie hat freien Lauf. Eindeutig cooler als vorgekautes Fernsehprogramm, oder? Den Kindern wurde auf vielerlei Weise Lust aufs Lesen gemacht. Das Motto lautete „Ab in die Fluten“. An zahlreichen Stationen drehte sich alles rund um Piraten, Nixen und Co. Überall wurden die Sprösslinge zum Mitmachen animiert, da wurde gebastelt und gemalt. An einer Büchertauschstelle gab es für die Kleinen neuen Lesestoff: Tauschkurs Eins zu Eins. Gleich neben der Seemannsknoten-Station ging’s ans Augenklappen-Basteln. Einen Anreiz gab es natürlich auch: An jeder Station konnten die Kinder Punkte sammeln. Am Ende wurde dann ein hohes Punktekonto mit – lesetechnisch wertvollen – Preisen belohnt. „Das mit den Punkten ist das Beste“, so der sieben Jahre alte Max-Malte. Und super ist auch, dass er jetzt einen Harry Potter-Band besitzt – eingetauscht gegen „Gartenfest in Blumenhausen“, das hat ihn eh nicht interessiert. Die Büchertauschstelle war der ursprüngliche Grund, warum Max-Malte mit seinen Eltern hergekommen ist. Beim „Bilderbuchkino“ – einem der Highlights – wurden die Illustrationen der Geschichte an die Wand projiziert und Helfer der Veranstaltung lasen vor. Wie soll denn der Held unserer Geschichte heißen? Habt ihr denn so etwas auch schon mal erlebt? Mit Erklärungen und zahlreichen Fragen an die jungen Gäste wurde den Geschichten Leben eingehaucht. Ganz klar wurde bewiesen: Lesen ist unheimlich spannend. Und wohl das ein oder andere Elternteil bekam einen Anreiz, wieder häufiger vorzulesen. Ermöglicht wurde das Lesefest einerseits durch viele motivierte, zum Teil ehrenamtliche Helfer. Finanziell unterstützte der Spielwarenladen Mankala die Veranstaltung. Und so gab es passend zum Thema Piratenkuchen und Buchstabensuppe – kostenlos. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Rostocker Kulturwoche vom Literaturhaus, der OKJA (Offene Kinder- und Jugendarbeit) und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). „Wir versuchen, den Kindern das Medium Buch interaktiv näher zu bringen“, so die Mitarbeiterin des Literaturhauses Juliane Holtz, die selbst unglaublich viel Spaß an der Arbeit mit den Kindern hat. Beim Märchenbuch-Raten traf man auf Katinka Friese, Programmleiterin des Literaturhauses. „Lesen können kommt vom Lesen wollen! Die Kinder sollen selbst aktiv werden – so wird das Lesen zum Erlebnis. Wir wollen die Neugier der Kinder auf gute Geschichten wecken.“ Fortgesetzt wird das Ganze am 3. Juli mit einem Lesefest rund um das Thema Fußball. Erwartet wird unter anderem ein Sportreporter, der den Kindern Rede und Antwort stehen wird. Mit viel Literatur zum Thema Fußball soll auch hier wieder die junge Generation fürs Lesen gewonnen werden.
3. Mai 2010 | Weiterlesen
Rückblick: Lange Nacht der Wissenschaften 2010
Was Gummibärchen, Gold zum Mitnehmen, Britney Spears und Laser gemeinsam haben? Sie alle waren Thema der siebenten „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Rostock. Natürlich gab es noch viele weitere Themen – von Google, über die Medizin bis hin zu den Simpsons. Bei der großen Auswahl kann man leider wirklich nur einen Bruchteil der Veranstaltungen besuchen, über ein paar hat Katrin ja schon in ihrer ganz persönlichen „Langen Nacht der Wissenschaften“ berichtet. Mich zog es in dieser Nacht zu den Physikern, waren hier doch gleich mehrere interessante Vorträge zum Thema „Laser“ angekündigt. Der erste Halt fand jedoch bei den Chemikern statt, sitzen sie doch direkt um die Ecke vom Büro. Und schließlich hatte ich im Stillen gehofft, mich nach diesem Besuch zur Ruhe setzen zu können – „Gold zum Mitnehmen“ hieß es immerhin ganz unbescheiden in ihrer Ankündigung. Nun ja, einzelne Cent-Münzen mit einem kleinen Goldüberzug holten mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Würden diese doch weder für meine Rente, geschweige denn für die Rettung des griechischen Staatshaushalts reichen, wie ich ernüchtert feststellen musste. Dem Spaß, vor allem beim jüngeren Publikum, tat dies natürlich keinen Abbruch. Getreu dem Motto, „Chemie ist, wenn es knallt und stinkt“ zogen die Mitglieder des JungChemikerForums Rostock das Publikum in ihren Bann. Wenn Gummibärchen zu Feuerbällen werden, werden Kinderaugen einfach ganz groß … Bis zu den Vorträgen im Institut für Physik blieb noch etwas Zeit, sodass ich mich aufmachte in die Europäische Wirtschafts- und Sprachakademie (EWS). Unter dem Motto „Kunst trifft Wissenschaft“ fand hier die offizielle Eröffnung des Abends statt und es war ein ganz besonderer Höhepunkt angekündigt. Politik und Wissenschaft so einträchtig an einem Strang ziehend zu sehen, kann man durchaus als Highlight bezeichnen, es war aber noch nicht der Höhepunkt, den ich meine. Was Liane Melzer, Wolfgang Schareck, Ulrich Funk (EWS) und Kurt Schanné vom Bildungsministerium hier trieben? Nein, es war keine neumodische Tanzeinlage. Sie schlossen Hand an Hand den Stromkreis für den MP3-Player. Wer Politiker und Wissenschaftler zu derartigen Aktionen überredet? Klar, Prof. Primel (Sven Lange) und seine Assistentin Fräulein von Rettich (Anne Vogelsang) waren es, die humorvoll durch den Abend führten und hier gerade demonstrieren, wie man mit Seifenblasen Ping Pong spielt. Die siebente „Lange Nacht der Wissenschaften“ – eine ganz besondere Veranstaltung, ist „die Sieben doch eine Rostocker Zahl“, wie uns Prof. Schareck in Erinnerung rief. Nebenbei erinnerte der Rektor an die Worte von Albert Einstein, dem 1919 – noch vor dem Nobelpreis – die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock verliehen wurde: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ „In dem Sinne wünsche ich Ihnen ganz viel Neugier heute Nacht und eine hellwache Lange Nacht der Wissenschaften“, so Wolfgang Schareck. Nun aber endlich zu dem versprochenen Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung, zumindest zu dem musikalischen. Schließlich lautete das Motto der Veranstaltung „Kunst trifft Wissenschaft“. Den Kunstgenuss versprach die Band „Hybrid Cosmics“ von Prof. Hartmut Möller und Studenten der Hochschule für Musik und Theater. Mit teils außergewöhnlichen Instrumenten wagen sie sich an Neuinterpretationen von bekannten und unbekannten Stücken jeglicher Stilrichtungen – von Klassik bis Pop, das Ganze in einem ganz einzigartigen Klangspektrum. Den Stil der Band beschreiben? Kann man nicht! Umso mehr freue ich mich, dass Prof. Möller sofort damit einverstanden war, hier eine Kostprobe wieder zu geben. Auch wenn die Qualität mangels Stativ und externem Mikrofon zu wünschen übrig lässt, bekommt Ihr vielleicht Lust, die Band mal live zu erleben. Das Erlebnis ist es wirklich wert! Passend zur Rostocker Zahl Sieben und der siebenten Langen Nacht der Wissenschaften spielten „Hybrid Cosmics“ das Stück „Sieben Katzen“: „Es klang“, so Liane Melzer, „als ob die Katzen durchaus Spaß hätten an dieser Nacht der Wissenschaften.“ Sichtlich Spaß hatten nicht nur die Bandmitglieder selbst, sondern auch das begeisterte Publikum. Hatte ich am Anfang nicht Britney Spears erwähnt? Auch sie war hier vertreten. Nein, nicht persönlich – viel besser, in einer fantastischen Rock-Klassik-Interpretation ihres „Hit me baby one more time“. Nun aber schnell zu den Physikern. Hier stand an diesem Abend alles im Zeichen eines runden Jubiläums, wurde der Laser doch 1960, also vor genau 50 Jahren, erfunden. „Fantastisches wird Alltag: 50 Jahre Laser“ überschrieb Prof. Dr. Fedor Mitschke seinen Einstieg in das Vorlesungsprogramm dieses Abends. „Den Laser kennen Sie alle, zumindest aus dem Kino“, erinnerte Prof. Mitschke an den Klassiker „Goldfinger“, bei dem James Bond bereits 1964 von einem Laserstrahl zerteilt werden sollte. Aber auch aus dem täglichen Leben sei der Laser nicht mehr wegzudenken. Vom CD-Spieler, über den Laserdrucker bis zum Scanner an der Supermarktkasse. Ebenso unverzichtbar sei er in der Medizin und Wirtschaft geworden. Anwendungsmöglichkeiten in der Wissenschaft? Spektroskopie sei da eine ganz wesentlich, so Mitschke. Die meisten Informationen, die wir überhaupt über den Aufbau von Materie haben, verdanken wir der Spektroskopie. Möglichst präzise messen zu können, sei momentan ein wesentliches Ziel der Forschung. Angestrebt werde ein optischer Frequenzstandard, eine direkte Anbindung optischer Frequenzen an Atomuhren. Bei der Genauigkeit aktueller Frequenzmessungen ist dann auch die Frage erlaubt, ob unsere Naturkonstanten eigentlich wirklich konstant sind, ob sie ihren Namen überhaupt verdienen. Die Lichtgeschwindigkeit beispielsweise, hat sie sich verändert in den letzten Jahren, Jahrzehnten, Jahrtausenden? Um hier Änderungen feststellen zu können, müsse man über sehr lange Zeiträume beobachten oder eben sehr genau messen können. „Laserpulse für die schnellsten Vorgänge in der Natur“ waren das Thema der Vorlesung von Prof. Dr. Stefan Lochbrunner. Um welche Zeitspannen es hierbei geht? Um Femtosekunden (fs). Wie kurz so eine Femtosekunde ist? Verdammt kurz, 10-15 Sekunden um genau zu sein. Professor Lochbrunner verglich diese unvorstellbar kleinen Werte anschaulich. Benötigt das Licht von der Erde bis zum Mond rund eine Sekunde, braucht es, um den Durchmesser eines Haares zurückzulegen, gerade mal eine Pikosekunde, was aber immer noch 1.000 Femtosekunden entspricht. Entsprechend hoch muss auch die Genauigkeit bei den Experimenten sein. Eine Stabilität, die beim Hundertstel eines Haares liegt, sei notwendig und das über mehrere Meter. Schwingungen auf Molekülebene würden typischerweise zwischen 10 und 100 fs benötigen. Diese Vorgänge zu beobachten und zu untersuchen, sei ein Ziel der Forschung, so Lochbrunner. Einblicke in den Reaktionsweg bei chemischen Vorgängen zu erhalten oder den Energietransport in photonischen Materialien zu verfolgen – hier liege das Interesse der Wissenschaftler. „Heller als Milliarden Sonnen“ kündigte Prof. Dr. Dieter Bauer vollmundig seinen Vortrag an. „Eigentlich habe ich sogar stark untertrieben“, so Bauer, „ich hätte auch Trilliarden Sonnen sagen können.“ Bezogen auf einen Quadratzentimeter kommen von der Sonne gerade mal 0,137 Watt. Die stärksten Laser liegen aktuell hingegen bei einer Leistung von 1021 Watt pro Quadratzentimeter. Bis in die achtziger Jahre stagnierten Laser bei einer Leistung von etwa 1014 Watt. Der Grund? Die Laser zerstörten bei höherer Leistung ihre eigenen Spiegel und Linsen und damit sich selbst. Die Lösung des Problems? Wie immer bei guten Ideen ist sie ebenso einfach wie effizient. Der Laserimpuls wird gestreckt (sodass weniger ‚zerstörerische‘ Energie pro Zeiteinheit auf die Komponenten trifft), dann verstärkt und erst im letzten Schritt wieder zur vollen Leistung zusammengeschoben. So wurden Laser mit Leistungen im Petawatt-Bereich möglich. Wofür man derartig starke Laser benötigt? Um mit dem Licht des Lasers Materie zu bewegen. Je intensiver das Licht, desto höher auch die Energie der Materieteilchen. Anwendungsbeispiele sind kompakte Ionenbeschleuniger für die Medizin oder auch Teilchenbeschleuniger für die Kernfusion. Beispielsweise der aktuell stärkste Laser der Welt. Die National Ignition Facility (NIF) ist vier Fußballfelder groß, befindet sich in Kalifornien und besteht aus 192 Lasern, die auf ein Millimeter großes Zielobjekt fokussiert werden. Im Zentrum befindet sich eine 7 Millimeter große Goldhülse. In ihrem Inneren ein kleines Kügelchen aus den Wasserstoff-Isotopen Deuterium und Tritium – Basis für die Kernfusion. Eine wirklich interessante Thematik, die Professor Bauer sehr anschaulich vermittelte! Alles viel zu kompliziert? Für etwas leichtere Kost sorgten die Stadtphysikanten mit ihrer „zu 95% sicheren, 42 ergebenden Schauvorlesung“. Als „Die Drei Fragezeichen“ machten sich Marco Schröter (als Peter Shaw), Ulrike Lüders (Justus Jonas) und Christin Baudisch (Bob Andrews) auf in die Villa von Dr. Frank N. Stein (Benedikt Ehard), um die von ihm gestohlenen Messergebnisse zurückzuholen. Dabei stießen sie auf zahlreiche physikalische Phänomene, die es zu (er)klären galt. Glasröhren waren zu sehen, denen mittels heißer Luft Töne entlockt wurden. Je nach Länge der Röhre in verschiedenen Frequenzen – ein Prinzip, das analog auch bei Orgelpfeifen zum Einsatz kommt. Gruselige Nebenschwaden zogen durch den Hörsaal. Es waren Rauchringe, die sich durch Verwirbelungen an der Austrittsöffnung eines Signalgebers – eines zweckentfremdeten Mülleimers – bildeten. Mit der so sichtbar gemachten Druckwelle kann man sogar ein Streichholz auspusten – etwas Übung und Zielwasser vorausgesetzt. Rauchringe kommen auch in der Natur vor, bei Vulkanausbrüchen, wie zu erfahren war. Ein vermeintlich harmloser Kamin entpuppte sich ganz nebenbei als Mini-Tornado. Die Aufwärtsströmung der erwärmten Luft sorgte in einem in Rotation versetzen Drahtkäfig für diesen eindrucksvollen Effekt. Kann Mehl brennen? Natürlich nicht! Aber fein zerstäubt kann es zu einer beachtlichen Mehlstaubexplosion kommen. Kerzen neben der Mehlschüssel auszupusten, ist also keine so gute Idee … Mit einer Metallplatte, einem Geigenbogen und etwas Sand wurden Töne sichtbar gemacht (Chladnische Klangfiguren). Aber kann eine Fahrradkette rollen? Sicher! Man muss sie nur in schnelle Rotation versetzen. Dank Muskel- und Zentrifugalkraft rollte sie erfolgreich über den Tisch. Und kann man Naturgesetze aufheben, die Schwerkraft beispielsweise? Eine scheinbar schwerelos über einem Magneten schwebende Scheibe hatte dies der Supraleitung und dem Meißner-Ochsenfeld-Effekt zu verdanken. Minus 196 Grad Celsius kalter Stickstoff sorgte für die notwendige Kühlung. Der Stickstoff ließ anschließend nicht nur eine Rose wie Glas splittern, sondern sorgte auch für die Aufforderung „Ohren zu, Mund auf!“ Mit flüssigem Stickstoff gefüllt und mit MacGyver-Musik unterlegt, explodierte eine Plastikflasche bei der Erwärmung mit lautem Knall. Da die Experimente der Stadtphysikanten stets ebenso beliebt wie gut besucht sind, gab es ihre Schauvorlesung an diesem Abend gleich im Doppelpack zu erleben. Der große Hörsaal in der Physik war beide Male gerammelt voll, das Publikum zeigte sich begeistert. Wenn der Laser im Mittelpunkt des Abends steht, was darf dann in keinem Fall fehlen? Richtig, eine Lasershow! Für diese sorgte zum Abschluss Dr. Josef Tiggesbäumker mit seinem Team im Innenhof des Institus für Physik. Ein stimmungsvoller und gelungener Ausklang des Abends. Wer jetzt noch munter war, für den hieß es: ab ins Capitol. Fand hier doch zu später Stunde die After-Science-Party statt. Jeder, der drei Stationsstempel auf seinem Eintrittsticket vorweisen konnte, bekam ein Begrüßungsgetränk gratis. Hier stand auch die Verleihung des Kommunikationspreises an. Vergeben wird er für die anschaulichste Präsentation. Im letzten Jahr ging der Pokal – eine Wissensboje – an das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) für ihren Beitrag „Meere in Bewegung“. Anhand einer Tasse Milchkaffee erklärten sie anschaulich, was in einem Ozean so vor sich geht. 2010 ging der Kommunikationspreis an das Team der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Mit einem Schauspiel brachten sie ihren Gästen ebenso eindrucksvoll wie verständlich das „Wesen des Schalls“ näher – Glückwunsch!
3. Mai 2010 | Weiterlesen
MAU Club und MS Stubnitz: „Tanz in den Mai“
Der „Tanz in den Mai“ bekam am Freitag im MAU Club und auf der MS Stubnitz eine ganz neue Bedeutung. Ein Ticket, zwei Locations, „Funkenflug“ und „Lostinsounds“ fusioniert, sechs Dancefloors beschallt mit feinster elektronischer Musik, 18 Acts. Headliner: das Pariser Duo Nôze. Eindeutig eine würdige Begrüßung des Wonnemonats Mai. Mit dem Kauf eines Tickets konnte man nach Lust und Laune von der Stubnitz ins MAU und wieder zurück pendeln. Eine ungewohnte und wirkliche angenehme Auszeit für Ohren und Lunge. Heiß ersehnt war natürlich die französische Vereinigung Nôze, da sie im April letzten Jahres einen Auftritt krankheitsbedingt abgesagt hatten. Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes, so die Namen der Beiden, boten eine Stunde lang eine gewohnt exzentrische Bühnenshow. Neue und alte Songs mit einer ordentlichen Portion Improvisation auf dem Klavier und am Mikrofon – das Publikum feierte das Duo. Und so gab es zu ihrem letzten Song „Remember Love“ auch kein Halten mehr. Weder auf der Tanzfläche, noch auf der Bühne. Außerdem wurde den Tanzfreudigen von Rundfunk 3000, den Monchochiboys aus London, Peak, Plattenali, Aux und Vielen mehr ordentlich eingeheizt. Grund auch für viele Nicht-Rostocker in die Hansestadt zu kommen. Auf jeden Fall war es gerammelt voll und die Stimmung war grandios. Aber für die Liebhaber des House, Techno, Minimal und Drum & Bass war es schließlich auch ein Festmahl für die Ohren. An die Veranstalter: Ganz klar traditionsverdächtig!
2. Mai 2010 | Weiterlesen
„China-Woche“ an der Rostocker Uni
Die China-Woche habe ich im Rahmen des Internationalen Tags an der Uni Rostock bereits kurz erwähnt. An diesem Tag konnten sich die Rostocker Studenten insbesondere über Austauschprogramme mit chinesischen Hochschulen in Wuhan, Hefei und Dalian informieren. Von der Universität Hefei war der Präsident, Prof. Dr. CAI Jingmin, zu Gast. Vom Fachbereich Deutsch der Dalian Universität für Fremdsprachen kam der Dekan Prof. Dr. CONG Mingcai. Beide trugen sich während ihres Besuchs auch in das Gästebuch der Hansestadt Rostock ein. Zum Abschluss der Chinawoche an der Universität Rostock hieß es am Freitagnachmittag im Wintergarten der Mensa: „Chinesische Traditionen interaktiv erleben“. Die chinesische Studentengemeinschaft gab den Gästen einen Einblick in die chinesische Art des Teetrinkens, es wurde über Aktualität des Konfuzianismus referiert sowie die Kunst der Kalligrafie vorgestellt. Wasser Kochen, Teebeutel in die Tasse, nach Bedarf Zucker und Milch – ich muss nicht erklären, wie wir Deutschen Tee trinken. Meistens entscheiden wir uns sowieso für die koffeinhaltige Alternative. Im fernen China sieht das ganz anders aus. Schon der offizielle Programmname: „Der Geist der chinesischen Teezeremonie oder die genussvolle Art, Tee zu trinken“ lies dies erahnen. Teemeister war Prof. Dr. Xia Zhen. Im Rahmen einer deutsch-chinesischen Forschungskooperation mit dem Institut für Ostseeforschung wird er für ein Jahr in Rostock wohnen. Ziemlich schnell wird klar, dass das eigentliche Trinken des Tees in China nebensächlich ist. Vielmehr geht’s um das Drumherum. Es ist Teil der Tradition und Kultur Chinas. Da wird zu aller erst sorgfältig der Tee ausgesucht und jede einzelne Tasse ausgespült. Und natürlich wird auch kein Teebeutel benutzt – schließlich ist die Entscheidung über die Menge des Tees Teil des Ganzen. Dann erst kommt das Wasser zum Einsatz, getrunken wird aber immer noch nicht. Mit dem ersten Aufguss wird der Tee gewaschen. Erst der Zweite ist dann für den Gaumen. „Der dritte und vierte Aufguss sind meist die Besten“, so Xia Zhen. „Das Probieren von Tee ist ein soziales Ereignis“, erklärte Ha Haifeng, die für den chinesischen Professor übersetzte. Jeder der Gäste bekam natürlich die eine oder andere Kostprobe des Tees. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Wer hätte geahnt, dass das Thema Tee soviel Stoff bietet?! Und wird trotzdem auch Kaffee getrunken in China? „Der Chinese trinkt eigentlich keinen Kaffee. Nur die verrückte, junge Generation, die nach Amerika und Europa zum Studieren geht, hat das übernommen. Für die ältere Generation“, so Xia Zhen, „steht das außer Frage.“ Schwer vorzustellen, dass die Deutschen soviel Geduld für Tee aufbringen könnten. Aber wir sind auch nicht gerade Weltmeister in Ausgeglichenheit und Entspannung. Die Chinesen schon. Deshalb kommt wohl auch die Kunst der Kalligrafie aus dem fernen Land. Den Gästen wurde die Möglichkeit geboten, mit Pinsel und Farbe ihren eigenen Namen auf Chinesisch aufs Blatt zu bringen. Angeleitet wurden sie hierbei vom Bauingenieursstudenten Qi Bin. Doktorand der BWL Tang Jun-Hua, selbst seit vier Jahren an der Uni Rostock, referierte über das Thema: „Konfuzius Comeback – wie könnte der Konfuzianismus das heutige China prägen?“ Ein gelungener Abschluss der China-Woche. Fazit? China ist nicht nur in geografischer Hinsicht weit von uns entfernt. Um so spannender ist es, das ferne Land kennen zu lernen. Interaktion und Kommunikation scheinen da unerlässlich und der richtige Weg zu sein.
2. Mai 2010 | Weiterlesen
Stromerwachen und Drehorgeln in Warnemünde
Es ist Mai, der erste Mai 2010. Bilderbuchwetter, vergnügte Leute und wieder einmal erwacht Warnemünde aus seinem Winterschlaf. Die Vorsitzende des Warnemünde Vereins, Astrid Voß, freute sich gestern über die so zahlreich erschienen Gäste des 16. Stromerwachens in Warnemünde. Ferner erklärte sie: „Der Schnee türmte sich noch tief, als wir mit unseren Partnern anfingen, dieses Wochenende zu planen“. Genauso lange aber freue sich der Verein auch schon auf diese Festtage, betonte sie. Mit dem Stromerwachen wurde traditionell die Warnemünder Saison eröffnet. Zugleich fand das 6. Drehorgeltreffen in Warnemünde statt. Seit 2000 treffen sich alle zwei Jahre Drehorgelspieler aus ganz Deutschland und Europa, um mit ihren historischen mechanischen Orgeln und dem Warnemünder Publikum ein freudiges Drehorgelfest zu feiern. Aus ihren musikalischen Zauberkästen erklangen fröhliche Schlager, Evergreens und Volkslieder. Dr. Ullrich Wimmer vom „Club Deutscher Drehorgelfreunde“ verwies gegen 11.15 Uhr an der Alten Vogtei dezent auf die Sammeldosen, die sich an den Orgeln befinden. Das Drehorgel spielen mache nämlich sehr durstig, meinte er. Was zwar die Warnemünder Wirte freue, die Drehorgelspieler seien deshalb allerdings auf die Großzügigkeit ihrer Hörerschaft angewiesen. Er führte weiter aus, dass sein Club habe mehr als tausend Mitglieder aus 16 Nationen habe. Viele Mitglieder seien schon etwas älter. Doch halte das Spielen der Drehorgel nun einmal jung. So gäbe es etwa Drehorgelfreunde, die gerade 90 geworden seien und dennoch mit ihren Orgeln nach Paris oder Wien reisten. In seinen Grußworten dankte er abschließend in heiterem Ton den Warnemündern dafür, „dass sie das ertragen, drei Tage lang Gedudel“. Daraufhin wurde traditionell die über 100-jährige Bahnhofsbrücke gedreht. Die starken Männer des Football-Teams „Rostock Griffins“ übernahmen diese ehrenvolle Aufgabe. Für die musikalische Begleitung des bedeutenden Augenblicks sorgte das Drehorgel-Orchester „Musica-Romantica“ mit Frerich und Theda Kramer, Gerold Bülthoff und Rudolf Poppinga aus Rhauderfehn. Tanzende Paare sah ich auch auf der Brücke. Ein kunterbuntes Treiben, wie es sich für ein schönes Volksfest gehört, war das eben. Ein Ereignis jagte das nächste. Die Brücke war kaum wieder geschlossen, da trat schon die Kindertruppe der Warnemünder Trachtengruppe auf. In ihren historischen Trachten, die übrigens allesamt selbst geschneidert wurden, führten sie traditionelle Volkstänze vor. Karin Scarbarth, die Leiterin der Gruppe, gab am Ende der Darbietung einem besonderen Herzenswunsch Ausdruck. Sie erklärte, dass noch jemand gesucht werde, der die kleinen Tanzdirns tänzerisch unterrichten helfen könne. Wer Interesse daran hätte, könne sich jederzeit bei der Warnemünder Trachtengruppe melden. Dann war es endlich soweit. Viele der anwesenden Männer hatten wohl schon sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Gerade erst frisch im Amt, vollzog der Tourismusdirektor Matthias Fromm den Fassbieranstich. Plötzlich bildete sich eine erwartungsvolle Menschentraube am Ort des Geschehens. Mit Bier hatte ich nicht so viel am Hut und verließ lieber das Getümmel. Ich schlenderte ein wenig vor mich hin, da begegneten mir und meiner Kamera die Drehorgelspieler Leo Schiffer und Edith Kuhlmann aus Brunsbüttel. Sie erzählten mir, was sie so sehr am Drehorgelspielen fasziniere. Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen auf der Straße begeistere sie. Viele Leute würden ihnen ihre großen und kleinen Geschichten erzählen und so ständen sie immer „mitten im Leben“, beschrieb es Leo Schiffer. Edith Kuhlmann verriet mir noch, dass die Hunde die vielen Reisen ganz prima mitmachen würden. Die beiden spielen einzeln oder im Duett auf modernen und historischen Drehorgeln. Ihr musikalisches Repertoire reicht dabei von Klassik über Jazz, Rock und Pop bis hin zu Evergreens und Schlagern. Musik zum Tanzen, Schmusen, Schunkeln und Mitsingen steht bei ihnen auf dem Programm. Ich musste mich aber leider schon wieder von ihnen verabschieden, wollte ich doch unbedingt noch am Alten Strom entlang spazieren, das Handwerkerdorf am Leuchtturm in Augenschein nehmen und eine Runde mit dem Riesenrad drehen. Mein Weg zum Riesenrad führte entlang des Alten Stroms. Ich kam an den unterschiedlichsten Marktständen vorbei. Da wurden Schmuckstücke, Holzspielzeug, Kitsch und Dekoartikel, Glaskunstwerke, Schuhe und Dufthölzer angeboten. Ein kunterbuntes Angebot, wie geschaffen für einen gemächlichen kleinen Wochenendbummel. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Crépes, Räucherfisch, Kuchen, Bier, Mutzen und Rostocker Rauchwurst. Was immer auch das Herz oder der Magen begehrte, hier wurde man fündig. Mitten im Getümmel begegnete ich einer weiteren ganz eigenen lieben Persönlichkeit. „Vogel-Jockel“ konnte die unterschiedlichsten Vogeltöne nachahmen. Wirklich beeindruckend, diese Schose. Ich hatte mich bereits von ihm verabschiedet, da hörte ich ihn noch sagen: „Na, ich bin wohl die einzige Pfeife hier, was?“. Mit jedem Schritt erhob sich mein Ziel, das Riesenrad, höher in den Himmel. In diesem Jahr war es zum ersten Mal direkt am Strand aufgebaut worden. Ich freute mich schon auf den Ausblick übers Meer und musste auch gar nicht lange warten, um einen Platz in einer der runden und schaukligen Hängekabinen zu ergattern. Am Himmel war kaum eine Wolke zu sehen und so war der Ausblick überwältigend. Ich konnte nicht nur ganz Warnemünde, sondern auch die tiefblaue Ostsee weithin überblicken. „Der Frühling ist nun endlich da, wie wunderbar, trara“, dachte ich, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und den Seewind um die Ohren pfeifen. Das Handwerkerdorf am Leuchtturm wollte ich mir abschließend noch anschauen. Da herrschte eine biergartenähnlich fröhliche Stimmung und es gab neben einer Besenbinderei, einer Bernstein-Manufaktur auch eine Böttcherei zu entdecken. Eil derweil hatte ich genug gesehen und erlebt. Mein Heimweg entlang des Alten Stroms wurde begleitet von den vielen, übrigens auch bunt und prächtig gekleideten, Drehorgelspielern und ihren lustigen Liedern. Auch die nächsten Tage ist noch viel los im Ostseebad. Wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Ausflug?
2. Mai 2010 | Weiterlesen
Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock
Unter dem Motto „Freiheit statt BRD“ wollten heute Anhänger rechtsextremer Gruppierungen im Stadtteil Lütten Klein durch die Straßen ziehen. Natürlich nicht widerstandslos. Mehr als 150 Organisationen, Verbände, Gruppierungen und Personen hatten sich im Voraus zusammengeschlossen. „Erster Mai nazifrei – Vielfalt statt NPD“ lautetet ihr Motto. Dass in Rostock kein Platz für Rechtsextreme ist, wurde durch eine Sitzblockade demonstriert. Mit vielen Farben und Gesichtern wurde zugleich ein Zeichen auf dem politischen 1. Mai-Fest gesetzt. „Rostock ist eine Stadt der Vielfalt“, „Zeichen setzen gegen Rechts“, „In Rostock ist kein Platz für Nazis“. Parolen dreier verschiedener Parteien und seltener Konsens. Rostocker Bürger sowie Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden, Jugendorganisationen und der Kirchen hatten sich im Fischerdorf in Rostock Evershagen zum Widerstand gegen Rechts zusammengefunden. Zwischen Imbiss- und Informationsständen bot eine Bühne Platz für politische Ansprachen und musikalische Untermalung. Vertreter politischer Parteien und Organisationen nutzten diese Plattform für kurze Statements. Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) wies auf die Verantwortung der Politik im Kampf gegen Rechtsextremismus hin. Gleichzeitig sei eine solidarische Gesellschaft Grundlage für Demokratie und Toleranz. „Wir wollen ein soziales, menschliches und friedliches Miteinander in Mecklenburg Vorpommern. Wir müssen gemeinsam Flagge zeigen gegen Nazis“, so die Ministerin. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag an dem weltweit für gleiche Rechte der Arbeitnehmer gekämpft wird. Die Neonazis haben dieses Thema unter dem Motto „Tag der deutschen Arbeit“ für sich vereinnahmt und entfremdet. Horst Barlock von der Partei „Die Linke“ sieht uns alle in der Verantwortung, mit den Rechtsextremen zu reden. Verblendung und Fehlleitung könnten nur so aufgehoben werden. Für Jugendaktivistin Franziska (17), Mitglied der Organisation „Rebell“, darf der eigentliche Sinn des 1. Mai nicht vergessen werden: Gemeinsam zu kämpfen für eine gerechte Welt. Ein Volksfest zu diesem Anlass ist der Schülerin zu wenig. Viele der Rostocker und Rostockerinnen nahmen auch schon in den vergangenen Jahren an den Demonstrationen zum 1. Mai teil. Für den neunjährigen Leo Goltermann war es heute das erste Mal. „Widerstand ist wichtig.“ Mit Mutter Martina hatte er zuvor an der Sitzblockade gegen den Demonstrationszug der Neonazis teilgenommen. Der Zug auf der geplanten Route konnte so verhindert werden. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, zogen die NPD-Anhänger doch statt dessen auf einer Ersatzroute durch Groß Klein. „Aktiver Widerstand ist der richtige Weg”, so Schülerin Paula Carnein (17), „ein Volksfest interessiert die Nazis wohl weniger. Trotzdem ist es besser, als nichts zu tun.“
1. Mai 2010 | Weiterlesen