Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Eine Brücke für Warnemünde - Spatenstich

Eine Brücke für Warnemünde - Spatenstich

1, 5, 250, 2012 und 23.000.000 lauteten gestern die Zahlen des Tages in Warnemünde. 1 Brücke, 5 starke Männer, 250 Tonnen Tragkraft, 2012 die geplante Fertigstellung und 23 Millionen, klar die Baukosten. Doch vorab erst mal kurz zu dem musikalischen Höhepunkt der Veranstaltung. Fast gleichzeitig mit mir erreichten die Sänger des Rostocker Shantychors „Luv un Lee“ die S-Bahn-Station „Warnemünde Werft“. Mit ihrem liebevoll restaurierten Robur übrigens, für alle, die sich noch an diese Busse erinnern können. Gegen 13 Uhr eröffnete ihr Gesang die Veranstaltung. Schwung und gute Laune brachten sie nicht nur den Gästen, auch sie selbst haben allen Grund zur Freude. Können sie doch bereits auf 30 Jahre Chorgeschichte zurückblicken. „Jungs, Leinen los, wir fahren …“ hieß es da. Durchaus passend, denn fahren möchten wir ja bald alle – über die neue Brücke in Warnemünde. Seit fast neun Jahren ziehen sich die Planungen für die Brücke bereits hin. Zur Inbetriebnahme des Liegeplatzes 8 für Kreuzfahrtschiffe bekräftigte der Verkehrsminister des Landes vor knapp zwei Jahren: „Die Brücke wird kommen.“ Damals übrigens noch Otto Ebnet. Aber so ist das halt, Politiker kommen und gehen. Bauwerke sind da etwas beständiger, benötigen dafür aber leider auch mal etwas mehr Planung. So war es heute Verkehrsminister Volker Schlotmann, der den Start für das Bauwerk verkünden durfte. Mit rund 6,6 Millionen Euro fördert sein Ministerium die neue Brücke sowie ein Aufenthaltsgebäude für die Busfahrer. Eine gute Investition, so Schlotmann, da „alle Verkehrsteilnehmer profitieren. Der alte Bahnübergang wird durch eine Brücke ersetzt. Fußgänger und Radfahrer gelangen durch einen Tunnel zur S-Bahn.“ Aber worum geht es hier eigentlich genau? Was wird gebaut? Der Bahnübergang in der „Alten Bahnhofstraße“ soll durch eine Brücke ersetzt werden. Der beschrankte Bahnübergang an dieser Stelle darf nur noch bis 2012 betreiben werden, eine Alternative war somit unumgänglich. Eine Brücke als direkte Verbindung zwischen der Stadtautobahn (B103) und der Straße „Am Passagierkai“ soll nun ab 2012 die Gleise queren. Der S-Bahnhof „Warnemünde Werft“ soll in diesem Zusammenhang zwei Außenbahnsteige mit behindertengerechter Fußgängerunterführung erhalten. Zusätzlich entsteht an dieser Stelle ein neuer Nahverkehrsknotenpunkt. Er soll aus Stadt- und Regionalbushaltestellen, Park & Ride-Plätzen sowie Fahrrad- und Taxistellflächen bestehen. „Die Mittelmole Warnemünde und die maritimen Gewerbegebiete erhalten damit einen idealen Anschluss an das überregionale Verkehrsnetz.“ unterstrich Oberbürgermeister Roland Methling. „Profitieren werden das Technologiezentrum, die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe und natürlich Warnemünde selbst.“ Freuen dürften sich insbesondere die Anlieger der Rostocker Straße, die von dem Durchgangsverkehr entlastet werden. Darüber hinaus ist geplant, die Werftallee zu einem Sturmflutdeich umzubauen. Somit kann auch eine Sturmflut über die Warnow keine Gefahr mehr für Warnemünde darstellen. Dieser Umstand erklärte auch die Anwesenheit von Till Backhaus. An die bis heute noch drohende Gefahr erinnerte der Landwirtschafts- und Umweltminister in seiner Rede. Er rief das Jahr 1872 ins Gedächtnis seiner Zuhörerschaft. Damals hatte eine schwere Sturmflut die Menschen in Warnemünde dazu gezwungen, in der Kirche Unterschlupf zu suchen. Von dort wurden sie schließlich mit Booten abgeholt und gerettet. Durch den Deichbau würden heute aber nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch deren materielle Werte gesichert, erklärte Backhaus. Übrigens: für den Umbau der Werftallee zu einem Deich sollen 100.000 Tonnen Sand verbraucht werden. Eine beachtliche Menge, wie ich finde. Zurück zum Anfang, zu den fünf starken Männern. Obwohl nur als symbolischer Spatenstich geplant, wurde hier ordentlich zugepackt. Fast mochte man meinen, hier sollen mit Muskelhypothek die Baukosten im Zaum gehalten werden. Vielleicht wollten die Politiker aber auch einfach nur die eine oder andere Schippe Sand zum Stopfen ihrer Haushaltslöcher mitnehmen. Und um im nächsten Winter zumindest den eigenen Betriebshof schnee- und eisfrei halten zu können, dürfte auch RSAG-Vorstand Eisenberg etwas Sand durchaus gelegen kommen. OB Methling schien seinen Spaten jedenfalls gar nicht mehr hergeben zu wollen. Wer weiß, vielleicht lässt sich im Stadtgebiet ja doch noch eine sprudelnde Ölquelle entdecken oder gar ein Goldschatz ausgraben? Und schon am kommenden Mittwoch bekommt die Bürgerschaft dann ganz überraschend einen mehr als ausgeglichenen Haushaltsentwurf vorgelegt. Man wird ja noch mal träumen dürfen …

20. März 2010 | Weiterlesen
Hugo Wolfs „Italienisches Liederbuch“ in der HMT

Hugo Wolfs „Italienisches Liederbuch“ in der HMT

Kennen Sie Hugo Wolf? Nein? Paul Heyse vielleicht? Auch nicht? So wie vermutlich viele Rostocker, habe auch ich diese Fragen verneinen müssen. Zum Glück bietet die Hochschule für Musik und Theater (HMT) derzeit die Möglichkeit, diese Bildungslücke zu schließen. Und nicht nur das. „Ich hab‘ in Penna einen Liebsten wohnen …“ – unter diesem Motto luden Studenten und Professoren am Donnerstag zur Premiere in den Katharinensaal der HMT. Das „Italienische Liederbuch“ galt es gestern auf die Bühne zu bringen, ein nach Gedichten von Paul Heyse geschaffener Liederzyklus Wolfs. Eine große Herausforderung für alle Mitwirkenden, enthält das Liederbuch doch Stücke mit außerordentlich hohem Anspruch an die Sangeskünstler und die sie begleitenden Pianistinnen. Der Liederzyklus gliedert sich grob in den „Prolog“, die „Wechselspiele“, den „Abschied“, den Liedern zu „Dichtung und Wahrheit“ und den „Epilog“. Wer hätte gedacht, dass man 53 Lieder in etwa 90 Minuten vortragen kann?! Darüber hinaus will die Rostocker Darbietung einer einstudierten Choreographie folgen. Ob das gelingt? Licht aus. Spot an. Die Bühne: Schwarzer Boden, bunte Würfel in den Nationalfarben Italiens. Fünf Frauen singen zum Auftakt das Titelstück. Die vier Männer folgen ihnen im zweiten Lied. Die Gesänge rühren mich, die Inszenierung überrascht und lässt mich an den Wendungen im Liederreigen leicht teilhaben. Es sind Lieder vom Finden der Liebe, von der Enttäuschung aufgrund verschmähter oder verloren gegangener Liebe, Lieder der Wut, der Trauer und der Freude. Schnell wird mir klar, worum es hier geht. Gefühle, die wohl jeden Menschen tief im Inneren regen. Die beiden Pianistinnen spielen fein nuanciert, manchmal auch kraftvoll. Dabei flankieren sie die Szenerie, so dass ich mal von links und mal von rechts ein Piano vernehme. Oft übernimmt Eines, wenn der letzte Ton des Anderen gerade verklingt. Diesem Wechselspiel unterwerfen sich auch die Sängerinnen und Sänger. Hier ein Solo, dort ein Duett. Danach ein Terzett, Quartett. Wolfs Liederbuch bietet eine Fülle an Variationen. Wechselnde Standorte der Sängerinnen und Sänger. Rufe schallen aus unterschiedlichen Ecken. „Silenzio!“ Rief da nicht gerade Regisseur Reinhard Schau? Huch! Hinter mir hebt eben eine zarte Frauenstimme an zu singen. Der ganze Raum wird einbezogen, das Publikum ist mittendrin. Unmittelbar. Die eigentlich karge Bühne wandelt sich immerfort. Gerade noch ein Haus, bilden die „italienischen Würfel“ kurz darauf ein Pult, dann wieder eine trennende Mauer. Die Würfel auf der Bühne werden für das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Paare genutzt, einer spielt sogar Schicksal. Wie der wohl fällt? Mit traumwandlerischer Sicherheit gelingt es den Rostocker Studenten am Premierenabend, mich mitzunehmen auf diese emotionale Reise. Ihre Stimmen bieten eine Vielfalt an Klangfarben, ihr Gesang ist facettenreich und von hohem Niveau. Alle sind durchweg auch als einzelne Charaktere in ihren Rollen überzeugend. Kurzweilig ist die Inszenierung, viel zu schnell sind die 90 Minuten im Katharinensaal vorbei. Am Ende gab es lang anhaltenden verdienten Applaus für die Rostocker Studentinnen und Studenten, den Regisseur Reinhard Schau und dessen Assistentin Anne Krey sowie für alle am Erfolg der Aufführung beteiligten Musiklehrer und Techniker. Wer die Premiere verpasst hat, kann die überaus gelungene Aufführung noch am 20. und 21. März jeweils um 19:30 Uhr in der HMT genießen.

19. März 2010 | Weiterlesen
Auftakt der 15. Rostocker Schultheatertage

Auftakt der 15. Rostocker Schultheatertage

Vom 15. bis zum 17. März finden in Rostock die 15. Schultheatertage statt. Vormittags werden im Rahmen des Programms Workshops rund ums Thema Theater angeboten. Dabei stehen den Schülern mit den Mitarbeitern des Volkstheaters und des freien Jugendtheaters Rostocks echte Profis zur Seite. Nachmittags und am Abend werden die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit dann im Theater im Stadthafen präsentiert. Vom Märchen über Satire bis hin zu Musicals werden die verschiedensten Stücke und Szenen zu sehen sein. In den Pausen kommen die Zuschauer zusätzlich in den Genuss von Filmen, die Schüler aus der Region gedreht haben. Am Nachmittag tummelten sich heute die Schüler der zweiten Klasse der Christophorus-Grundschule im Theater. Sie hatten zusammen mit ihrer Lehrerin „Der Wolf und die sieben Geißlein“ einstudiert. Es galt noch ein bisschen Zeit zu überbrücken, bis die Eltern und Großeltern eintreffen würden, die sich das Stück ansehen wollten. Um 16:00 Uhr eröffnete Dr. Liane Melzer, die Rostocker Senatorin für Jugend und Soziales, die Schultheatertage offiziell. Dazu holte sie die Schüler der Christophorus-Grundschule zu sich auf die Bühne. Es sei doch immer ein ganz anderes Gefühl auf einer Bühne zu stehen und dort zu sprechen. Sie freue sich, dass die Veranstaltung schon zum 15. Mal stattfinden könne, was auch bedeute, dass schon etliche Kinder und Jugendliche in Rostock die Möglichkeit und Gelegenheit hatten, Theaterluft zu schnuppern. Vielleicht würde der Eine oder Andere bei den Schultheatertagen ja ein neues Talent für sich entdecken. Auf jeden Fall aber würde man durch die gute Zusammenarbeit der Schulen und Theater viele junge Leute zu neuen Besuchern für die Theater unserer Stadt machen. Torsten Malter, künstlerischer Leiter des „Theaters am Ring“, und die zwei jungen Darsteller Simon Große und Karsten Vogt, demonstrierten den Kindern anschließend in kleinen Improvisationen, was es beim Schauspielern zu beachten gibt. – Die wussten allerdings auch schon so einiges: Man müsse laut sprechen, traurig sein können, wenn es im Stück traurig wird und manchmal würden sich da auf der Bühne auch Leute küssen, die sich vorher noch gar nicht gesehen haben. „Ein, zweimal gesehen haben die sich dann doch schon”, räumte Torsten Malter an dieser Stelle ein. Einer der Grundschüler durfte dann auf die Bühne und etwas erzählen, damit die Darsteller zeigen konnten, wie man ein Lachen oder Trauer und Betroffenheit so richtig echt rüberbringt. Da die Geschichte, die der Kleine zum Besten gab, zwar nicht urkomisch war, die Schauspieler ihre Arbeit aber richtig gut beherrschen, hatten die Kinder durchaus ihren Spaß an der Szene. Die Schüler der 12. Klasse des Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Ribnitz-Damgarten waren auch schon im Theater im Stadthafen und tüftelten noch an den letzten Feinheiten zu ihrem Stück. Sie würden am Abend „Satirische Szenen von Ephraim Kishon“ aufführen. Das Stück haben sie vor einiger Zeit in der Schule eingeübt und wollten es nun gerne mal vor einem anderen Publikum präsentieren als zuhause. Bis Mittwoch sind von 16.00 bis 19.00 Uhr noch die Szenenstudien und Stücke der jungen Theatermacher zu sehen. Zwischendurch finden Fragerunden mit Schauspielern und Dramaturgen statt. Nach den Schultheatertagen wird es sicher einige Theaterverrückte mehr geben und das ist in jedem Fall doch etwas Gutes.

15. März 2010 | Weiterlesen
Benefizkonzert der SchulMusikSchule für Haiti

Benefizkonzert der SchulMusikSchule für Haiti

Auch wenn das Thema mittlerweile durch andere Dinge aus den Medien verdrängt wird, besteht immer noch die Möglichkeit und Notwendigkeit, Haiti nach dem schweren Erdbeben zu helfen. Die SchulMusikSchule (SMS) Rostock wollte mit ihrem Konzert am Samstag in Zusammenarbeit mit Unicef einen kleinen Beitrag dazu leisten. Die SchulMusikSchule Rostock ist ein Verein, der vor zwei Jahren gegründet wurde. Sie ist sozusagen eine mobile Musikschule. Da es für Kinder aufgrund verlängerter Unterrichtszeiten und anderer Aktivitäten heutzutage nicht mehr so einfach ist, nachmittags noch eine Musikschule zu besuchen, viele aber dennoch ein Instrument erlernen möchten, kommen die Lehrer der SMS in die Schulen ihrer Schützlinge. Dass dabei tolle Arbeit geleistet wird, konnte man im Laufe des Nachmittags sehen oder besser hören. Das Konzert im Forum des Christophorus-Gymnasiums war ursprünglich für den 30. Januar angesetzt, fiel jedoch – wie so viele andere Veranstaltungen in Rostock – dem Schneechaos zum Opfer. Nichtsdestotrotz wolle man immer noch helfen und natürlich die Gelegenheit nutzen, die Arbeitsergebnisse der Schulmusikschule zu präsentieren, so Birger Birkholz, Leiter des Vereins. Britta Kamp, Leiterin der UNICEF-Gruppe Rostock, freute sich, dass es nun doch noch einen Nachholtermin gab. Das Konzert sei auch etwas ganz besonderes, da zu diesem Anlass Kinder musizieren, um anderen Kindern zu helfen. Sie zählte auf, was in Haiti mithilfe von Spendengeldern und durch die Arbeit der Hilfsorganisationen vor Ort bereits möglich gemacht werden konnte: Ein großes Impfprogramm für Kinder wurde durchgeführt, Menschen konnten mit Trinkwasser, Zelten und Kochsets versorgt werden, es wurden spezielle Kinderschutzzonen eingerichtet und neben wichtigen Hilfsgütern konnte auch Spielzeug zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht motivierte an diesem Nachmittag nicht nur die Aussicht, helfen zu können, sondern auch, das eigene Können mal vor den Augen der stolzen Eltern oder eines kritischen Publikums zu zeigen. Im ersten Teil des Konzertes präsentierten die Schüler klassische Musik – am Klavier, auf der Querflöte oder Klarinette. Beeindruckend dabei war, wie jung einige von ihnen noch waren und trotzdem traten sie zum Teil schon mit kleinen Eigenkompositionen an. Eine kleine Besonderheit stellte der Auftritt von Christian dar: Er sang das Volkslied „In einem kühlen Grunde“ und zeigte, so der Vorsitzende der Musikschule, „dass deutsche Musik für die Jugend von heute nicht nur noch Bushido, Silbermond und Co. bedeuten muss“. Dass er sich nicht nur für Volkslieder interessiert, stellte der junge Mann dann im zweiten Teil des Konzertes unter Beweis. Dort trat er zusammen mit seiner Band mit Songs von Nirvana und den Red Hot Chili Peppers an. Dass Nirvana die Inspirationsquelle schlechthin für angehende Rockmusiker ist, bewies der zweite Teil der Veranstaltung. Dazu hatten sich nicht nur Schüler der Musikschule gemeldet, sondern auch Bands von außerhalb, die vom Konzert gehört hatten und gerne dabei sein wollten. Unter ihnen „Headless“ aus Bützow, bestehend aus fünf jungen Musikern und der Sängerin Christin Drews. Auch sie hatten Nirvana mit in ihr Repertoir aufgenommen. Unfreiwillig komisch war der Auftritt von Florian, der mit E-Gitarre das Lied „Zu spät“ von den Ärzten zum Besten gab und dabei von Tobias am Bass begleitet wurde. Bitte nicht falsch verstehen: die beiden Jungs haben super gespielt und gesungen. Nur die Textzeilen „Du liebst ihn nur, weil er ein Auto hat und nicht wie ich, ein klappriges Damenrad“ oder „Du bist mit ihm im Theater gewesen, ich hab dir nur Fix und Foxi vorgelesen“ wirkten aus dem Mund des Teenagers, wesentlich authentischer, als es die Ärzte je hinbekommen hätten. Später trat mit den “Dark Eagles” noch eine reine Mädchen-Band auf, quasi als Gegenpol zu den anderen, deutlich männlich dominierten Bands. Die Mädels verzichteten auch darauf irgendwas von Nirvana zu spielen. Zum Abschluss folgte die Band “Spotlight”, die im Rahmen der Band AG der Schule entstanden war. Sie hatten sich für „Smells Like Teen Spirit“ entschieden und bereiteten der Veranstaltung mit „Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller auch ein passendes Ende. Zum Abschluss gab es nämlich ein kleines Blumen-Kompliment für die Lehrer der Schulmusikschule, die mit ihrer Arbeit den Nachmittag möglich gemacht haben. Vielleicht konnte beim Konzert nicht so viel Geld gesammelt werden, wie bei der Benefizveranstaltung der Uni Rostock, im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben die Schulmusikschüler ihr Bestes gegeben. Auf jeden Fall hat das Konzert mich dazu inspiriert, mal wieder meine Musiksammlung zu durchstöbern und von Klassik bis Rock mal wieder „was Ordentliches“ zu hören.

15. März 2010 | Weiterlesen
Ausstellung „Elle Sie me sagt dit mir“ im Rathaus

Ausstellung „Elle Sie me sagt dit mir“ im Rathaus

Nachdem die Ausstellung der Moschee-Entwürfe seit einer Woche abgebaut ist, wurde die Rathaushalle am Freitag wieder belebt. Vorgestellt wurde das Kommunikationsprojekt „Elle Sie me sagt dit mir“, bei dem 16 Frauen aus Dunkerque (Dünkirchen) in Frankreich und aus Rostock über moderne Kommunikationswege miteinander in Kontakt getreten sind. Beim Titel des Projektes sei gesagt, dass es sich natürlich nur um eine Mischung der beiden bedeutungsgleichen Sätze „Elle me dit“ und „Sie sagt mir“ handelt. Bei der Ausstellungseröffnung wurde der Zungenbrecher auf „Elle me dit“ verkürzt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit des Rostocker Frauenkulturvereins „Die Beginen“ und des „AJS – Le bon emploi de la Solidarité, Dunkerque“ entstanden und wurde von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Die künstlerische Leitung übernahm auf französischer Seite der Fotograf Ezra Nahmad, von dem auch das Konzept stammt. In Rostock stand die Fotografin Silke Paustian den Frauen mit Rat und Tat auf ihrem kreativen Weg zur Seite. Im ersten Teil der Arbeit zu „Elle me dit – Sie sagt mir“ hielten die Frauen auf beiden Seiten ihr Leben und ihren Alltag mit Fotohandys fest und schickten sich gegenseitig die Bilder. Der zweite Schritt war dann, sich gegenseitig in der Heimatstadt der jeweils anderen zu besuchen. Die Frauengruppen trafen sich also in Rostock und Dunkerque, um die Orte zu besuchen, die vorher fotografiert wurden oder um Neues zu entdecken und gemeinsam Erlebtes zu dokumentieren. Zur Ausstellungseröffnung waren einige der Frauen aus Dunkerque wieder nach Rostock gekommen. Nun musste also alles, was gesagt wurde, auch für die jeweils andere Gruppe übersetzt werden. Man konnte schon ahnen, dass die Arbeit am Projekt nicht immer leicht gewesen sein dürfte. Der kulturelle Austausch über die Landes- und Sprachgrenzen hinweg ist aber auch eine der Kernideen von „Elle me dit“. Außerdem ging es natürlich auch darum, sich mit moderner Handy-, Kamera- und Computertechnik zu beschäftigen und neue Kommunikationswege auszuprobieren. Die Einführungsrede und Vorstellung der Gruppe übernahm Kristin Beckmann, Projektkoordinatorin im Verein „Die Beginen“. Die Ausstellungseröffnung sei ein würdiger Auftakt für das Jubliäum der nun 50-jährigen Städtepartnerschaft von Rostock und Dünkirchen. Sie bedankte sich bei allen Teilnehmern und Förderern, so zum Beispiel der Robert-Bosch-Stiftung und der Europa Union Rostock. Da es bei dem Projekt auch um kulturellen Austausch und gegenseitiges Verstehen und Kennenlernen ging, durfte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens bei der Ausstellungseröffnung natürlich nicht fehlen. Sie freue sich, dass die Frauen mit „Elle Sie me sagt dit mir“ die Städtepartnerschaft gefestigt haben und Rostock sich den Franzosen als moderne, weltoffene Stadt präsentieren konnte. Der Initiator des Kommunikationsprojektes Ezra Nahmad kam auch kurz zu Wort. Natürlich, so sagte er scherzhaft, habe „Elle me dit“ ihm Spaß gemacht, denn schließlich habe er mit so vielen Frauen zusammen arbeiten dürfen. Die Frauen hätten aber auch viel Freude an der Arbeit gehabt, auch wenn das Projekt manchmal seine Höhen und Tiefen hatte. Es sei nicht immer einfach gewesen, die Technik zu verstehen und in den Griff zu bekommen. Das räumten auch die Frauen selbst ein. Doch immer, wenn es einen Tiefpunkt gab, hätte man sich gesagt „Vive le projet“ – „Es lebe das Projekt“ und sich weiter versucht. Man hoffe, dass sich die Idee eventuell auf andere Zielgruppen und Einrichtungen, wie Schulen oder Museen, übertragen lässt. Die Multimediainstallation, die nun in der Rathaushalle zu sehen ist, ist der krönende Abschluss der gemeinsamen Arbeit. Auf der Website der Beginen kann man sich noch einmal genau über die Hintergründe und Ideen zum Kommunikationsprojekt informieren. Ansonsten ist die Präsentation für jeden im Rathaus im Rahmen der Öffnungszeiten zugänglich.

14. März 2010 | Weiterlesen
Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Bei den vielen Lachern während der gestrigen Lesung in der Thalia-Buchhandlung beschlich mich zwischendurch das Gefühl, die beiden Autoren hätten nur ihre Verwandten und Bekannten eingeladen oder es wurde ein Claqueur im Publikum versteckt. Andererseits will ich nicht unfair sein. – Vielleicht bin ich durch Wiglaf Droste im Literaturhaus und die Lesung zum Frauentag in der Anderen Buchhandlung mittlerweile ein bisschen verwöhnt. Nur weil ich nicht so herzhaft lachen konnte, muss es anderen ja nicht genauso gehen. Michael Joseph und Matthias Schümann stellten ihr Buch „Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner“ vor. Die Thalia Buchhandlung war zur Lesung ausgesprochen gut besucht. Nachdem gefühlte tausend Leute ihr Glas Wasser oder Wein erstanden hatten und das akademische Viertel mehr als ausgereizt war, begann die Lesung. Die beiden jungen Männer machten zwar einen sehr sympathischen Eindruck, das mit den Lesungen sollten sie in nächster Zeit allerdings noch etwas üben. Wie Wiglaf Droste letzten Samstag so treffend formulierte, „wird eine Lesung nicht unbedingt besser, wenn der Literat seinen eigenen Text nicht lesen kann“ oder, wie in diesem Fall, nicht mehr so gut kennt. Denn textlich war das Ganze zwischenzeitlich doch ein bisschen holprig und das ständige Sich-selbst-unterbrechen, um eine lustige Randbemerkung zu machen, hat das Ganze eher „verschlimmbessert“. In ihrem Buch werfen die beiden Männer einen liebevollen Blick auf die Macken und Eigenarten unseres schönen Bundeslandes und seiner Bewohner. Vom Anbaden im März über archäologische Funde beim Bau der A20 bis hin zum alljährlichen Volksfestchaos während der Hanse Sail haben sie sich über dies und das Gedanken gemacht und es mit einem Augenzwinkern in ihren Texten verarbeitet. Interessant fand ich die Beschreibung der verschiedenen Autofahrertypen. So zum Beispiel der Typ „Vadder mit Prinz-Heinrich-Mütze“, der auf 60er-Strecken bevorzugt 50 fährt, weil die Beifahrerin – auch Muddi genannt – zum Haltegriff über dem Fenster greift, wenn es so „rasant“ in die Kurven geht. Tatsächlich sind die alltäglichen Verrücktheiten Mecklenburg-Vorpommerns gut beobachtet, auch wenn die Einwohner stellenweise vielleicht doch etwas zu sehr durch den Kakao gezogen werden. Was sonst hätte die Zuschauer veranlasst, wie das Mr. Bean-Serienpublikum zu klingen? Nett war die Lesung schon, aber zum Schreien komisch war sie auch wieder nicht. Ich hoffe jedenfalls, dass die beiden Autoren es ernst meinten, als sie sagten, sie würden jetzt „nur die langweiligen Stellen“ lesen, damit man die guten noch zuhause lesen könne. Viele Dinge, die angesprochen wurden, sind wahrscheinlich für echte „Ausspanner“ witzig, also Leute, die einen distanzierten Blick von außen auf unser Land werfen können. Wenn man selbst hier lebt, ist man als junger Mensch tatsächlich froh, wenn man endlich ein Auto hat und findet die „Mützen-Opis“ auf der Straße irgendwann auch nicht mehr lustig. In einer anschließenden kurzen Fragerunde erklärten Michael Joseph und Matthias Schümann, dass sie sich jeweils Themen und Themenkomplexe ausgedacht und dann ausgelost hätten, wer worüber schreiben darf. Wobei sie in ihrer Wahl dann doch flexibel waren und auch noch getauscht hätten. Beide haben abwechselnd über ein Thema geschrieben. Welches Kapitel von wem stammt, ist im Buch aber nicht ersichtlich, „damit unsere Familien auch das ganze Buch lesen und nicht nur das halbe.“ Am Schluss bedankten die beiden sich, dass zu ihrer Lesung „mehr Zuschauer gekommen sind, als bei Klaus Wowereit“ und wiesen dann auf ihre nächsten Lesungen hin – unter anderem in Heiligendamm oder auf der Leipziger Buchmesse. Anschließend konnte man natürlich das Buch kaufen, oder, wer schon längst eines hatte, dieses signieren lassen. Einen positiven Effekt hatte die Lesung auf jeden Fall: nach der Veranstaltung wurden so viele Bücher wie noch nie nach einer Lesung verkauft. Irgendwas muss an dem Buch wohl doch dran sein.

13. März 2010 | Weiterlesen
Annelies Stürzekarn: „Malerei und Grafik“ im IBZ

Annelies Stürzekarn: „Malerei und Grafik“ im IBZ

Fast schon zufällig entdeckte ich auf den Seiten der Uni Rostock den Link zur heutigen Ausstellungseröffnung von Annelies Stürzekarn. Viel Werbung hat die Veranstaltung scheinbar nicht erfahren. Möglicherweise hatte dies aber auch sein Gutes. Zumindest zur heutigen Vernissage schien die Malerin keine Publicity nötig zu haben. Waren Freunde und Interessenten doch so zahlreich erschienen, dass der durchaus großzügige Seminarraum bei Weitem nicht allen Gästen Platz bot. Interessant und für mich neu war auch der Ort der Ausstellung. Nahe des Doberaner Platzes, versteckt gelegen in einer kleinen Seitenstraße und von außen eher unscheinbar wirkend, befindet sich hier das Internationale Begegnungszentrum (IBZ). Wissenschaftlern, die für einen längeren Zeitraum an der Uni Rostock, der Hochschule für Musik und Theater (HMT) oder verschiedenen Forschungsinstituten der Stadt zu Gast sind, stehen hier Gästewohnungen zur Verfügung. Die Räumlichkeiten in der Bergstraße bieten jedoch nicht nur Forschern aus aller Welt eine Heimat, sondern auch der Kunst. Zwei- bis dreimal jährlich finden hier Ausstellungen statt. Ein Umstand, der mir bisher völlig entgangen war. Sollte es Euch ähnlich gehen, schaut einfach mal vorbei! Für den Betrieb des Begegnungszentrums haben sich die Institutionen zu einem Verein zusammengeschlossen. Frank Ivemeyer, Kanzler der HMT und stellvertretender Vereinsvorsitzender, begrüßte als Hausherr die zahlreichen Gäste und übergab nach einer kurzen Rede der Laudatorin das Wort. Schön, wenn die Laudatio von einer Freundin und langjährigen Wegbegleiterin gehalten wird. Konnten wir so doch viel Interessantes aus dem Leben und Wirken der Künstlerin erfahren. 1942 in der Oberlausitz geboren, lebt Annelies Stürzekarn seit 1971 in Rostock. Als gelernte Dekorateurin und Plakatmalerin bildete sie später selbst Werbefachleute in Rostock aus. An der VHS gibt sie ihr Wissen auch heute noch gern als Kursleiterin an ihre Schüler weiter. „Mit zwei Kindern und einem Seemann“ blieb ihr in den Siebzigern kaum Zeit für ihr Hobby, die Malerei. Ein wenig bedauere sie noch heute, das damalige Angebot von Karlheinz Kuhn nicht angenommen zu haben, bei ihm Unterricht zu nehmen. Nach einer Phase der selbstständigen Tätigkeit im Kunsthandwerk widmet sich die Künstlerin seit 1990 intensiv der Malerei. „Ein starkes Empfinden für die Natur ist Voraussetzung für die künstlerische Gestaltung.“ – mit diesen Worten Cezannes wurde das Publikum in die Ausstellung entlassen. Nicht jedoch, ohne vorab Annelieses Ehemann Dieter zu danken. „Leiste er doch die Arbeit im Hintergrund, sozusagen das Management.“ Oder einfach „der Mann fürs Grobe“, wie er es selbst mit einem Augenzwinkern zum Ausdruck brachte. Auf ihren Violinen sorgten Suleika Bauer und Dorle Faßmann für Kurzweil und bildeten den musikalischen Rahmen. Erst kürzlich begeisterten die beiden jungen Talente von der HMT bei der 8. Winterserenade mit ihrem Spiel die Zuhörer. Auch hier wieder der perfekte Rahmen und ein wahrer Genuss! So verschieden und teils eigen die Werke von Malern, so unterschiedlich ist natürlich auch der Geschmack des Publikums. Ob einem die Werke tatsächlich gefallen, weiß man vorher nie so genau. Gut, wenn man auf der Website der Künstlerin schon mal einen Vorgeschmack bekommt. Hier entdeckte ich auch das Bild ‚Reflexionen‘, das mich irgendwie stark an meinen Vista-Desktop erinnert hat. Kein Risiko also. Notfalls hätte ich immer noch den Platz vor diesem Bild in Beschlag nehmen und mich wie vor dem heimischen Monitor fühlen können. Ach ja, Computerleute sind schon ein eigenwilliges Volk. Dass just dieses Bild in der Ausstellung nicht zu finden war, tat der Sache keinerlei Abbruch. So vielfältig wie Ihre Techniken, sind auch die Motive der Bilder. Früher eher gegenständlich gemalt, gehen die aktuellen Werke mehr in die abstrakte Richtung. Ebenso schön wie interessant fand ich die Möglichkeit, einfach mal so in den bereit liegenden Skizzenbüchern der Künstlerin stöbern zu können. Ob Afrika-Bilder, die 2005 nach einer Reise entstanden, Architektur- und Landschaftsbilder oder die mehr abstrakten Werke – für jeden Geschmack dürfte etwas dabei sein. „Licht auf tiefem Blau“ kürte ich spontan zu meinem persönlichen Favoriten in Acryl. Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April in den Räumen des IBZ, Bergstraße 7a, besichtigt werden. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 9 bis 12, dienstags zusätzlich von 15 bis 17 Uhr.

12. März 2010 | Weiterlesen
„Die unbekannten Europäer“ in Rostock entdecken

„Die unbekannten Europäer“ in Rostock entdecken

Wem die Bezeichnungen Gotscheer, Aromunen oder Dögewö nichts sagen, der befindet sich wahrscheinlich in bester Gesellschaft. Von den Sepharden hat man vielleicht in der einen oder anderen TV-Dokumentation schon mal gehört und an den Sorben kommt man so kurz vor Ostern meist auch nicht vorbei. Die anderen Volksgruppen, die die beiden Österreicher Kurt Kaindl und Karl-Marcus Gauss in ihrer Ausstellung „Die unbekannte Europäer“ vorstellen, sind dagegen weitestgehend unbekannt. Den Beginn der Ausstellungseröffnung machte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und auch sie gestand, von einigen der genannten Minderheiten noch nicht gehört zu haben. Sie freue sich jedoch, diese besondere Ausstellung an einem so passenden Ort, wie dem Kulturhistorischen Museum in Rostock zu sehen, denn unsere Stadt hat seit den Ausschreitungen von Lichtenhagen leider immer noch den Ruf, ausländerfeindlich zu sein. Daher gilt es für Rostock, sich immer wieder als weltoffen, tolerant, aber auch informiert zu zeigen. Unbekanntes und Fremdes dürfe nicht ignoriert, sondern müsse vielmehr entdeckt und gezeigt werden. Dabei solle man sich auch über die Rolle und die Möglichkeiten der Kulturpolitik klar werden. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und auch Europa kann für uns noch eine Terra incognita sein. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir mit Minderheiten umgehen, besonders in unserer globalisierten Welt, in der es immer wieder zu Wanderungsbewegungen und der Begegnung mit Fremden kommt. Denn eines haben die gezeigten Volksgruppen ja gemein: Sie haben trotz einiger Widrigkeiten ihre kulturelle Identität weitgehend bewahrt und zeigen so den Stellenwert der Wahrung von Sprache, Traditionen und Brauchtum auf. Karina Jens bedankte sich bei allen anwesenden Beteiligten, aber auch beim Europäischen Integrationszentrum Rostock, da dieses einige Begleitveranstaltungen zur Ausstellung organisiert. Österreichs Generalkonsul Leopold Köllner wies in seiner Rede auf den Vertrag von Lissabon hin, in dem sich die europäischen Staaten unter anderem auch zum Schutz von Minderheiten und zur Förderung von kultureller Vielfalt verpflichteten. Der Schutz von Minderheiten und ihrem kulturellen Erbe dürfe nie nur Teil eines politischen Trends sein. Allerdings kann man etwas nur bewahren und schützen, wenn man es überhaupt erst kennt und an dieser Stelle hätten die beiden Künstler mit ihrer Ausstellung einen großen Beitrag geleistet. Die Ausstellung, die vorher bereits in Städten wie Riga, Stockholm, Bratislava und München gastierte, schaffe eine Auseinandersetzung mit dem Thema, die durch Faktenberichte oder nackte Zahlen und Statistiken nie möglich wäre. Kurt Kaindl, der Bildautor der Ausstellung, betonte, dass das Thema der Ausstellung für ihn als Österreicher fast schon natürlich gegeben war. Sein Heimatland ging aus dem Habsburger Reich hervor. Ein Land, von dem man damals sagte, es sei so groß, dass darin die Sonne nie untergeht. So groß wie das Land, war damals aber auch die kulturelle Vielfalt. Österreich ist heute ein relativ kleines Land, doch wenn man dort ein Telefonbuch aufschlägt, findet man eher wenige deutsche Namen, dafür aber mehr Familiennamen slawischen und anderen Ursprungs. Die Vielfalt ist also immer noch da. Kurt Kaindl und sein Kollege, der Autor Karl-Marcus Gauss, starteten 1999 mit ihrer ersten Reise, als die nächste größere EU-Erweiterung noch bevorstand. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, „die Europäer der ersten Stunde“ kennen zu lernen. Also Minderheiten, die zuwege gebracht haben, was wir vielleicht erst noch lernen müssen: dass Sprache, Kultur und Bräuche nicht von nationalen Grenzen abhängig sind. Zehn Gruppen von Minderheiten hatten der Fotograf und der Autor besucht, sechs von ihnen sind in der Ausstellung in ausgewählten Bildern zu sehen. Die Beiden hätten sich bewusst entschieden, zusammen zu reisen und zu arbeiten, aber getrennt zu publizieren. Es gibt Dinge, die nur ein Foto ganz unmittelbar und ohne Worte zeigen kann. Umgekehrt kann nur ein Text historische Zusammenhänge erklären und Hintergrundwissen liefern. So sind am Ende der Reisen vier Text- und zwei Bildbände entstanden. Die Ausstellung zeigt unter anderem die Sorben in der Lausitz, deren Kultur sogar durch die sächsische Verfassung geschützt ist. Quasi als Spiegelbild dazu besuchten die beiden Reisenden auch die Gotscheer, eine deutschsprachige Minderheit im heutigen Slowenien, von der nur noch wenige Angehörige übrig sind. Die Ausstellung mache damit auch deutlich, dass nicht alle kulturellen Minderheiten den gesellschaftlichen und politischen Wandel innerhalb Europas überleben werden. Einige andere Beispiele zeigen, dass Minderheiten im Bild, wie in der Gesellschaft nicht immer als Minderheiten zu erkennen sind oder dass das Wort nicht immer mit Unterdrückung und Benachteiligung gleichzusetzen ist. Dr. Heidrun Lorenzen, Leiterin des Kulturhistorischen Museums, verzichtete nach den vielen Worten auf eine Eröffnungsrede und wünschte sich nur, dass die Ausstellung dazu beitrage, mit viel Freude auf Vergangenes, die Gegenwart und die Zukunft Europas zu schauen. Die Ausstellung sei auch für junge Leute gedacht und so hoffe sie besonders auf einen Zustrom an interessierten, jungen Besuchern. Nach den Reden konnte sich jeder die Ausstellung anschauen. Der Fotograf Kurt Kaindl signierte freundlicherweise einige Exemplare seines Bildbandes und stand für Fragen zur Verfügung. Wer jetzt die eine oder andere Bildungslücke schließen möchte, dem sei die Ausstellung wärmstens empfohlen. In eindrucksvollen Bildern und informativen Begleittexten zeigt sie noch bis zum 9. Mai 2010, wer „Die unbekannten Europäer“ eigentlich sind.

12. März 2010 | Weiterlesen
Traditioneller Ostermarkt in der Nikolaikirche

Traditioneller Ostermarkt in der Nikolaikirche

Wie man auf dem Foto von heute sehen kann, sorgt das Wetter zur Zeit noch nicht für Frühlings- oder Osterstimmung. Soll doch zu Ostern das Gras so hoch stehen, dass der Hase sich darin verstecken kann. Das Gras, lieber Petrus, nicht die letzten schmutzigen Schneehaufen! Trotzdem ist in der Nikolaikirche seit heute Mittag der Ostermarkt eröffnet. Die Veranstaltung hat mittlerweile schon Tradition, findet sie in diesem Jahr doch bereits zum vierten Mal statt. Obwohl ich schwören könnte, dass ich vor 12 Uhr und damit fast überpünktlich in der Kirche ankam, war der Markt bereits geöffnet und auch schon sehr gut besucht. Ich habe mir die Sache wesentlich überschaubarer vorgestellt, doch beim Betreten fällt einem sofort die Menge und Vielfalt der Handwerks- und Verkaufsstände auf. Wenn man noch auf der Suche nach ausgefallener oder traditioneller Osterdekoration ist oder vielleicht das eine oder andere Geschenk für liebe Verwandte und Bekannte sucht, ist man auf dem Ostermarkt genau richtig. Das Spektrum der angebotenen Waren reicht von Keramikwaren und Dekoobjekten über handgemachten Schmuck und Textilien bis hin zu selbst gemachten Köstlichkeiten wie Marmeladen und Likören. Man kann allerdings auch den Kunsthandwerkern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Zu finden sind in der Nikolaikirche ein Holzbildhauer, ein klassischer Blaudrucker, eine Spinnerin und natürlich die Anbieter von kunstvoll verzierten Ostereiern, die direkt vor Ort an ihrer Ware arbeiten. Einer von ihnen ist Klaus Wiezien, der zwar aus Schwerin und nicht aus der Lausitz kommt, sich jedoch mit dem Verzieren der verschiedensten Eier mittels alter sorbischer Gravurtechnik beschäftigt. Er dekoriere die Eier nach eigenen Vorstellungen, hätte aber auch schon Auftragsarbeiten angenommen. Es sei ihm jedoch lieber, dass die Kunden sich – wie auf dem Ostermarkt – spontan für die schönen Eier interessieren und diese kaufen möchten, statt ein Auftragswerk als gegeben hinzunehmen und damit zufrieden sein zu müssen. Dieses Jahr sind die Gäste zum ersten Mal eingeladen, selbst etwas zu basteln und mitzubringen. In der Kirche befindet sich ein großer Osterstrauch, der mit den verschiedenen Osterdekorationen der Besucher geschmückt wird. Vor Ort kann auch gebastelt werden, dieses Angebot richtet sich jedoch eher an die kleinen Gäste – für diese wurde eigens ein Bastelraum eingerichtet. Für das leibliche Wohl der Besucher des Ostermarktes ist natürlich auch gesorgt. In der Catering-Ecke kann man Kaffee und selbst gebackenen Kuchen bekommen oder einen herzhaften Imbiss zu sich nehmen. Da der Ostermarkt in der Nikolaikirche in den letzten Jahren große Nachfrage erfahren hat, wurden die Öffnungszeiten dieses Jahr ausgeweitet. Nach dem Auftakt heute bis 19.00 Uhr, ist der Markt am Freitag von 10.00 bis 19.00 Uhr und am Samstag noch einmal von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

11. März 2010 | Weiterlesen
20. OstseeMesse in Rostock eröffnet

20. OstseeMesse in Rostock eröffnet

Was haben Ficken, Goethes Osterspaziergang, die AOK und Vorwerk gemeinsam? Richtig, sie alle sind auf der 20. OstseeMesse in Rostock zu bestaunen. Ganz im Zeichen des Frühlings steht die noch bis Sonntag dauernde Verbrauchermesse. Und so verwundert es wenig, dass der Herr Geheimrat Wolfgang Goethe sich die Ehre gab, um mit seinem Osterspaziergang die Messe vor einem zahlreichen Publikum zu eröffnen. Natürlich stieg der Dichter und Denker nicht aus seinem Grab, um nach Rostock zu kommen. Dirk Donat vom Volkstheater Rostock trug das bekannte Gedicht in einem unverwechselbaren Kostüm (sogar mit Perücke!) auf der Bühne der Messehalle vor und schloss mit den allseits bekannten Worten „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein!“ Und irgendwie schien gerade diese Zeile fast schon zu einem Motto zu werden. In den Jubiläums- und Eröffnungsreden von Petra Burmeister, Geschäftsführerin der Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft mbH, von Dr. Stefan Rudolph, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, und Oberbürgermeister Roland Methling spielte nicht nur der traditionsreiche Messestandort Rostock eine tragende Rolle, sondern auch das Wir-Gefühl. „Das ist Rostock! Das sind wir!“ erklärte Dr. Stefan Rudolph, der in Vertretung für den Schirmherrn der OstseeMesse, Ministerpräsidenten Erwin Sellering, die offizielle Eröffnung vornahm. Mit Zuversicht solle man in die Zukunft schauen, sagte Rudolph und machte damit Mut, nicht nur die tristen Nachrichten zu verfolgen, sondern auch neugierig zu sein auf das, was Spaß macht. Und Spaß machen soll die 20. OstseeMesse. Spaß machte es heute vor allem, den kleinen Tänzern und Tänzerinnen der Ballettschule Marquardt zuzuschauen. In bunten Schmetterlings- und Marienkäferkostümen sorgten sie für geradezu niedliche Unterhaltung und standen dabei professionellen Tänzern fast in nichts nach. Auch der Opernchor des Volkstheaters Rostock hieß die Besucher am „Tag der offenen Tür“ sprichwörtlich „Willkommen“ und zwar auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Mit einem Ausschnitt aus ihrem aktuellen Programm „Cabaret“ ließen sie die Eröffnungsfeier ausklingen und luden die Besucher mit einem Augenzwinkern ein, mit „money makes the world go round“ die Jubiläumsmesse auch zu einem finanziellen Erfolg werden zu lassen. 240 Aussteller, darunter sogar welche aus Indien und Nepal, die zum ersten Mal auf der OstseeMesse vertreten sind, warten auf ihre Besucher. Doch bevor es soweit ist, fährt der Verein HanseTour Sonnenschein in einem Fahrrad-Achter auf der Bühne vor. In diesem Jahr werden die Radfahrer auf ihrer dreitägigen Tour im August wieder für den guten Zweck sammeln. Für das Projekt Möwenherz der Kinderklinik Rostock sollen insgesamt 250.000 Euro in den nächsten zwei Jahren zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt unterstützt Familien mit todkranken Kindern und will dafür sorgen, dass die Kinder nicht in einem Hospiz oder einer Klinik ihre letzten Wochen verbringen, sondern zu Hause bei ihren Familien. Dafür stellt die Robert-Koch-Stiftung 150.000 Euro bereit, die HanseTour Sonnenschein will das restliche Geld durch Spenden ‚erradeln‘. Und um den Startschuss zu geben, übergab das Getränkeland eine Spende von 3.333 Euro. Highlight der diesjährigen OstseeMesse ist die schon zur Tradition gewordene Blumenshow. Ganz im Zeichen von Goethes Osterspaziergang können die Besucher durch ein Blumenbeet mitten in der Halle wandeln, umgeben von Frühlingsdüften und Blumenskulpturen. Ein Hingucker ist vor allem der integrierte Springbrunnen. Eine kleine Tribüne lädt ein zum Entspannen. Zum Entspannen von all dem Gedränge zwischen Schmuck, Staubsaugern, Bodenwischgeräten, Speisen aus aller Welt, Handwerkszeug, Whirlpools and Sofaecken. Was immer das Herz begehrt, kann auf der Verbrauchermesse gefunden werden. Niemand scheint zu kurz zu kommen. Auch die Kleinen nicht, für die zur Überraschung auch noch eine Autogrammstunde mit ihren Stars vom FC Hansa Rostock anstand. Pünktlich um 12:30 Uhr holte sich der neunjährige Jan Eric Peters sein Autogramm von Helgi Valur Danielsson (Mittelfeld) und Florian Grossert (Verteidiger) ab und bekam obendrein auch noch eine Fanfahne. Zu guter Letzt noch einmal zu dem anfangs erwähnten Ficken. Wer sich fragt, was ein solches Wort auf einer Verbrauchermesse zu tun hat, der sollte einen Abstecher an den auffälligen Schnapsstand von Graf Ficken machen. Hier gibt’s nicht nur Partyschnaps, sondern auch handgemachte Musik und für das weibliche Geschlecht einen Traumfrau-Aufkleber kostenlos dazu.

10. März 2010 | Weiterlesen
Klosterformat: Ausstellungseröffnung „schwedisch“

Klosterformat: Ausstellungseröffnung „schwedisch“

Wer gestern Abend die Gelegenheit nutzte, zur Eröffnung der Ausstellung „schwedisch“ in der Galerie Klosterformat zu gehen, konnte einen kuschligen Abend verbringen. Die Galerie von Christiane und Jochen Lamberz ist so klein und schmal geschnitten, dass man schon aufpassen muss, nicht anzuecken – besonders wenn man einen Rucksack für die Fotoausrüstung dabei hat. Dieser löste bei einigen Gästen hin und wieder die Angst aus, es könne jeden Moment etwas zu Bruch gehen. Ich habe mich allerdings erfolgreich bemüht, so leichtfüßig wie möglich durch die Räume zu gleiten. Die Ausstellung trägt den Titel „schwedisch“, da Christiane Lamberz mit der Malerin Ursula Cabelduc und der Keramikerin Cordula B.-Morich zwei langjährige Bekannte oder viel mehr Freundinnen zusammengebracht hat, die Schweden ihre Heimat nennen. Auch der Gitarrist Gregor Siegmund, der die Ausstellungseröffnung musikalisch begleitete, hatte sich vom Thema inspirieren lassen. So konnte man unter anderem ABBAs „Gimme! Gimme! Gimme!“, Musik aus den Pippi Langstrumpf-Verfilmungen oder Volkslieder schwedischen Ursprungs hören und sich wieder einmal der Tatsache versichern, dass Kunst und Gitarrenmusik ganz wunderbar zusammenpassen. In einer kurzen Eröffnungsrede stellte Christiane Lamberz ihre beiden Künstler-Freundinnen vor. Ursula Cabelduc ist in Berlin geboren, lebt jedoch bereits seit 1960 in Schweden. Sie arbeitet sowohl mit Leinwand und Farbe als auch mit Glas. „Ihre Bildsprache ist meist europäisch und universell und mit symbolischem Inhalt. Ihre Motive sind die des Lebens: Menschen, Häuser und Reste von Landschaften mit suggestiven Wiederholungen.“ Zur Verbindung von Malerei und Glas sei sie eher durch Zufall gekommen. Durch einen Glasbruch bei einem Auftrag ist sie auf das handgewalzte, amerikanische „Bullseye“-Glas aufmerksam geworden, das sie in Skulpturen mit eingearbeitetem Draht, Metallfolie, andersfarbigem Glas und Glaspulver verwendet oder in ihre Malereien integriert. Cordula B.-Morich stammt ursprünglich aus Klein Machnow, lebte und arbeitete zeitweise auch in Mecklenburg und ist 1998 in Schweden sesshaft geworden. Dort ist sie Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen. Cordula B.-Morichs Arbeiten entwickelten sich im Laufe der Jahre von normaler Gebrauchskeramik hin zu Objekten. „In der Natur erscheint ihr alles auf göttliche Weise logisch, praktisch, harmonisch und schön und in diesem Zusammenhang findet sie den Ausdruck für ihre Formen und Strukturen.“ Ihre Werke entstehen fast alle auf der Töpferscheibe, wobei sie deren Rotationssymmetrie stört oder durch Biegen, Schneiden und Montieren verändert. Durch verschiedene Brenntechniken arbeitet sie zusätzlich den besonderen Charakter ihrer Objekte heraus. In der Ausstellung in der Galerie Klosterformat zeigt die Künstlerin Raku-, Porzellan- und Steinzeugarbeiten. Die Besucher waren eingeladen, sich in aller Ruhe die Kunst der beiden Wahl-Schwedinnen anzusehen und ins Gespräch zu kommen. Man hatte auch die Möglichkeit, die von den Gastgebern liebevoll zusammengestellten Schweden-Häppchen zu genießen. In der Galerie Klosterformat kann es bei Ausstellungseröffnungen schon mal eng werden, die gemütliche und herzliche Atmosphäre im Haus macht den zeitweisen Platzmangel jedoch wieder wett. Die Ausstellung „schwedisch“ ist noch bis zum 24. April 2010 zu sehen. Ab Mitte März kommt noch eine kleine Osterausstellung hinzu. Ein Besuch der Galerie lohnt sich auf jeden Fall, gibt es dort doch viele ebenso schöne wie ungewöhnliche Bilder und Objekte, sowie Schmuck und Keramikwaren zu entdecken.

10. März 2010 | Weiterlesen
Der Diener zweier Herren - Volkstheater Rostock

Der Diener zweier Herren - Volkstheater Rostock

Ein italienischer Flüchtling, gesucht wegen Mordes, schleift einen über seinen Kopf reichenden Koffer hinter sich her; zieht und zerrt ihn über ein brückenähnliches, schwarz-weißes Gebilde. Als er ihn endlich an Ort und Stelle hat – der Schweiß perlt schon von seiner Stirn – taucht aus dem Nichts ein Lockenkopf auf, klopft auf den über ihre Köpfe reichenden Koffer und plötzlich ist der Raum von Musik erfüllt. In anmutigen Bewegungen tanzen die beiden Männer um den Koffer herum. Das Gesicht des Flüchtlings von Verwunderung und Mühen gezeichnet. Diese Szene ist aus dem neuen Tanztheater „Der Diener zweier Herren“, in welcher der Lockenkopf genannt Truffaldino (Josef Dvořák) bei seinem zweiten Herren Florindo (Krzysztof Gradzki) anheuert. Das italienische Lustspiel von Carlo Goldoni wird ab dem 20. März auf der Bühne des Volkstheaters Rostock aufgeführt. Das Besondere: Die Inszenierung kommt ganz ohne Worte aus. Nur durch modernen Tanz und Musik soll die Geschichte des Truffaldino erzählt werden, der aus Geldgier gleich bei zwei italienischen Edelleuten anheuert und dabei Hauptakteur in einem Verwirrspiel um Liebe, Geld und Macht wird. Eine schwierige Herausforderung nicht nur für die acht Tänzer der Komödie, sondern auch für den Choreografen und Regisseur Bronislav Roznos. Denn ohne Dialoge muss es verständlich sein, dass Beatrice (Linda Kuhn) in die Rolle ihres toten Bruders Federico Rasponi schlüpft, um die abgesprochene Hochzeit mit der Tochter des Panthalone (Marath Rakhimov) zu feiern. Die Emotionen, die Atmosphäre und vor allem der Witz des Lustspiels müssen auch ohne Sprache spürbar sein. Vor allem, wenn der Tod geglaubte Federico Rasponi in arroganter Anmut die Brücke herunterschwebt und damit die Verlobungsfeier Silvios (Enkhzorig Narmandakh) und Rosauras (Chika Kaneko) sprengt. „Man muss sehen, was ihr denkt!“, weist Bronislav Roznos seine Tänzer bei der öffentlichen Probe am Dienstag an. Liebe, Intrigen und Machtkämpfe weiß das Ensemble jedoch in schwungvollen Pirouetten, eleganten Hebefiguren und erschrockenen bis fröhlichen Gesichtern darzustellen. Diese Adaption des berühmten Stückes lebt vor allem von der kraftvollen Musik, den emotionalen Gesichtern, den Bewegungen der Tänzer und dem einprägsamen Bühnenbild. Drei goldgelbe Masken sind zu sehen, deren ausgehöhlte schwarze Löcher den Zuschauer sofort in den Bann des malerischen Venedigs ziehen. Sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern sollen dem Zuschauer bei der Orientierung helfen. Jede Maske symbolisiert dabei nicht nur die beiden Häuser, in denen die Komödie spielt, sondern ist eine typische Charakteristik des Commedia dell’Arte, einer vor allem im 16. Jahrhundert beliebten Variante der italienischen Volkskomödie. Auch die eher modern angehauchten Kostüme der Tänzer weisen vor allem in ihren Farben auf die Tradition des Lustspiels. „Diese Art der Inszenierung bietet einen vollkommen neuen Einblick in das Stück“, schwärmt Bernd Hobe, Musiktheaterdramaturg. „Es wird eine ganz neue Ebene dieser lustigen Geschichte gezeigt.“ Die Gefühle, welche auf der Bühne getanzt werden, seien in Schauspielen gar nicht so umsetzbar. Denn die anmutenden, fast verspielt wirkenden Bewegungen der Tänzer des Ensembles verleihen den Charakteren einen Zauber, bei dem jedes Wort ein Wort zu viel wäre. Ein guter Zauber für das Volkstheater Rostock. Seit letztem Sommer ist Bronislav Roznos am Volkstheater engagiert und überzeugte schon durch seine Tanzinszenierung der „Frida Carlo“. „Die Besucherzahlen haben sich seit dem Stilwechsel verdoppelt“, führt Bernd Hobe auf. Es scheint zu gefallen, was Roznos auf die Bühne bringt. Und auch sein neues Tanztheater verspricht eine Mischung aus modernem Tanz, traditionsreichen Kostümen und jeder Menge Humor mitzubringen, welche den Zuschauer schon vom ersten Ton in atemloses Staunen versetzt.

10. März 2010 | Weiterlesen
Andere Buchhandlung: Frauen lesen ander(e)s

Andere Buchhandlung: Frauen lesen ander(e)s

Um zu erkennen, dass Frauen ander(e)s lesen, braucht man bestimmt nur einen kurzen Blick auf den Nachttisch seiner besseren Hälfte zu werfen. Doch was kann Frau so lesen, wenn sie all ihre Lieblingsautoren abgegrast hat? Wenn sie sich nicht zu den Fans des typischen Frauenromans zählt, der immer dem gleichen Muster folgt? – Frau wird verlassen, gibt sich Liebeskummer und Schokolade hin, um dann mit neuer Power in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Dies wollte gestern Abend die Andere Buchhandlung zeigen. Viele Frauen hatten sich entschlossen, der Einladung zur Lesung anlässlich des Internationalen Frauentages zu folgen. Allerdings fanden sich auch zwei oder drei Männer im Publikum. Zunächst einmal war der Platz jedoch so knapp, dass die Mitarbeiter der Buchhandlung kurzerhand die Regale zu Notsitzen umfunktionierten und den Laden abschließen mussten, damit die Zahl der Zuhörer nicht noch größer würde. Die Andere Buchhandlung hatte sieben Mitarbeiterinnen der Uni Rostock eingeladen, Bücher zu präsentieren, die ihnen besonders am Herzen liegen. So unterschiedlich die Fach- und Themenbereiche waren, aus denen die Frauen stammten, so unterschiedlich waren auch die Buchempfehlungen. Obwohl fast alle einen wissenschaftlichen Grad oder Titel inne haben, nannten die Leserinnen bei der Vorstellung nur ihren Namen – ein Zeichen dafür, dass es an diesem Abend einfach ums Frau sein gehen sollte. Den Anfang der Buchvorstellungen übernahm Alke Martens von der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik mit dem detektivischen Bildungsroman „Die Instrumente des Herrn Jörgensen“ von Richard David Precht. Der bekannte Autor vereine in seiner Person aus Sicht einer Frau viele gute Eigenschaften wie Intelligenz und Eloquenz. Alke Martens meinte lachenderweise jedoch, man könne auch einfach sagen „Er schreibt gute Bücher und sieht noch dazu total geil aus.“ Im Laufe des Abends stellte die Informatikerin dann das Erstlingswerk einer noch unbekannten Fantasy-Autorin vor. Das Buch „AnWel“ hatte seltsamerweise kein Cover und war auch in der Anderen Buchhandlung noch nicht käuflich zu erwerben. Die Erklärung des seltsamen Phänomens war, dass sie selbst die Autorin war. Ihr Verlag hatte ihr allerdings kein Exemplar mit Cover zukommen lassen. Die Arbeit an ihrem Buch hatte der begeisterten Tolkien-Leserin so viel Freude bereitet, dass sie mittlerweile an einem zweiten Teil arbeitet. Nach dem Motto „Natürlich kann man sich auch kurz fassen, aber manchmal ist eben das Geschwurbel das Ziel“ machte Petra Schulz von der Theologischen Fakultät auf zwei Bücher von Angelika Overrath aufmerksam, um so das dritte Buch, „Flughafenfische“, vorzustellen. Später am Abend offenbarte sie sich außerdem als großer Fan von Kinder- und Bilderbüchern und stellte unter anderem des „Schwarze Buch der Farben“ vor. Ein tatsächlich völlig schwarzes Buch, das blinden Kindern dank spezieller Drucktechniken eindrucksvoll Farben beschreibt. Beim Bilderbuch „Ein neues Land“ von Shaun Tan stellte sie fast resigniert fest „Tja, jetzt kann ich Ihnen gar nichts daraus vorlesen“, das Buch hätte sie jedoch ebenso gefesselt wie ein guter Krimi. Katja Koch, Dozentin im Bereich Sonderpädagogik, nahm das Motto des Abends wörtlich und las mit „Schilf“ von Juli Zeh zunächst etwas anderes als auf dem Programmzettel vermerkt war. Das Buch sei auch ein Kriminalroman, man könne es aber, so wie sie selbst, als „Einfach-nur-so-Roman“ lesen. Der Geschichte im Buch liegt die Theorie zugrunde, dass die Wahrheit und Realität, die man sieht, nur eine von vielen Möglichkeiten ist. Zunächst, so Katja Koch, hätte sie das alles nicht so richtig verstanden und auch nicht so genau gewusst, was sie mit der Geschichte anfangen sollte, fand das Buch letztendlich aber gut. Eine Rezension in der „Zeit“ überraschte sie dann mit der folgenden Formulierung: „In dem Wissen, dass es nicht gut ist, kann man es mögen.“ Viola von Oeynhausen stellte Jose Saramagos „Die Stadt der Blinden“ dann auch nicht vor, weil sie es so sehr mochte, sondern weil die Geschichte so dramatisch und fesselnd ist. Es handelt sich bei dem Buch um eine tragische Gesellschaftsfiktion ähnlich der „Pest“ von Albert Camus und „Viel Spaß beim Lesen“ könne sie eigentlich auch nicht wünschen, versicherte aber, dass das Buch Gänsehaut verursachen werde. Mit ihrem zweiten gewählten Buch „Der Sieger bleibt allein“ blieb Viola von Oeynhausen dann ihrer Liebe zu den Büchern von Paulo Coelho treu. Diese, so die Physikerin, seien immer einfache Geschichten des alltäglichen Lebens, die mit viel Weisheit und Erkenntnis verwoben werden. Die weiteren Buchvorstellungen kamen von Carina Hojenski, der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Rostock, Anette Meier, ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Gabi Linke, Dozentin für britische und amerikanische Literatur und Kultur. Diese hatten sich mit „Alte Liebe“ von Elke Heidenreich und Martin Schröder, „Scherbenpark“ von Alina Bronsky sowie Judy Budnitz‘ „Das Echo meiner Schritte“ vorbildlich am Thema des Tages orientiert und damit nicht weniger spannende und bewegende Geschichten ausgewählt. Im Verlauf der Veranstaltung gab es immer wieder kurze Atempausen, in denen Nadine Scholz und Anne Kretschmar mit ihren Querflöten für musikalische Unterhaltung sorgten. In einer längeren Pause zur Mitte des Abends hatte man die Gelegenheit, kurz frische Luft zu schnappen, sich im Laden nach den vorgestellten Büchern umzusehen oder ein Glas Wein zu trinken. Nach dieser Pause hatte sich das Platzproblem dann auch zu Gunsten einiger Gäste gelöst. Die einzelnen Bücher wurden von den Frauen der Universität mit Herz und Humor ausgewählt und vorgestellt. Am Ende des Abends hatte ich das Gefühl, alle lesen zu wollen. Weil die Veranstaltung zum Frauentag so beliebt ist, wolle man sie im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederholen, dann allerdings möglicherweise mit Kartenvorverkauf, so dass sich niemand Sorgen machen muss, in der Anderen Buchhandlung keinen Platz mehr zu finden.

9. März 2010 | Weiterlesen
Wiglaf Droste liest im Literaturhaus Rostock

Wiglaf Droste liest im Literaturhaus Rostock

Wiglaf Droste im Peter-Weiss-Haus und ich bin dabei! Rechtzeitig vor Ort und einen vorderen Platz ergattert, habe ich mich am Samstagabend für einen kleinen Moment wie ein VIP gefühlt. Das Gefühl relativierte sich allerdings schnell: Nachdem man eine dreiviertel Stunde lang mit Wartemusik in Form von Johnny Cashs bittersüßesten Songs beschallt wurde, stiegen fast schon leicht depressive Anflüge in mir auf. Außerdem bewahrheitete sich an diesem Abend mal wieder der biblische Spruch „Die Letzten werden die Ersten sein“. Die Hütte war so voll, dass für die Nachzügler noch zusätzliche Stühle geholt und vorn sowie in der Mitte aufgestellt wurden. “Der letzte Drücker ist längst zum Lebensentwurf geworden“, bemerkte der Künstler selbst im Laufe der Lesung in einem seiner Texte. Wiglaf Droste nahm dann auch bald an seinem Lesetisch Platz und entschuldigte sich, dass er so spät käme – fünf Wochen zu spät. Denn eigentlich war die vom Literaturhaus Rostock organisierte Lesung schon für den 30. Januar angesetzt, musste allerdings wegen Krankheit abgesagt werden. Wer sich noch an Keziban und das Schneechaos an jenem Tag erinnert, dürfte über die Verschiebung nicht böse gewesen sein. Mit dem Nachholtermin am Samstagabend war jedenfalls für ein Happy End gesorgt. Den Auftakt des Abends bildete erfreulicherweise „Im Sparadies der Friseure“, genau der Text, der mich zum Fan von Wiglaf Droste werden ließ. „Cuthaarstrofal“, „Vier Haareszeiten“ und „cHAARisma“ waren nur einige haarige Beispiele von kreativer Namensgebung bei Friseuren, die der Autor beobachtet hat. Weiter ging es mit einer Geschichte über ein Scrabble-Match mit mindestens genauso fantasievollen Wortschöpfungen, gefolgt von einer Hymne auf die Lesebrille, die Wiglaf Droste passenderweise mit Nasenfahrrad vortrug. Bei der Suche nach der Lösung des Lesebrillenproblems wurde er offensichtlich von einer jungen Optikerin mit unzulänglichem Messgerät darauf hingewiesen, dass sein Kopf zu groß wäre und die Augen zu weit auseinander stünden. Sowas aber auch! Wiglaf Droste ist im ostwestfälischen Herford geboren und in Bielefeld aufgewachsen. Nachdem mich in den letzten Jahren in Rostock auch schon mal der Winterblues gepackt hatte, kam folgender Ratschlag genau richtig: „Wenn sie mal denken, in Rostock sei es nicht so schön, denken Sie einfach an Bielefeld.“ Nun weiß natürlich jeder halbwegs gebildete Internetuser, dass es Bielefeld überhaupt nicht gibt, es sich dabei lediglich um eine große Verschwörung handelt. Sollte Wiglaf womöglich gar einer von IHNEN sein…? Nun, keiner fabuliert so schön wie Wiglaf Droste, manchmal literarisch kunstvoll, ein anderes Mal fast schon banal und polemisch, dann aber auch mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Es kann nicht jeder Witz bei jedem Publikum gleich gut ankommen, obwohl bei ihm wirklich alle ihr Fett weg bekommen: Bayern, Sachsen, Berliner, Bauarbeiter, der Papst und auch sich selbst nimmt er nicht aus. Der Klassiker „Grönemeyer kann nicht tanzen“ gehörte ebenso zum Programm wie kulinarische Poesie – „Gabi, Sake, Wasabi Dir denn nur angetan!“ – und Günther Grass‘ greisengeile Gedichte werden genauso kritisiert wie der Kapitalismus. Da ich auf Usedom groß geworden bin, dessen Seebäder schon seit über einem Jahrhundert als die „Badewanne Berlins“ gelten, konnte ich mich köstlich über die Geschichte vom Berliner Tagestouristen amüsieren. Den bitterbösen Schlusssatz „So kann det ja nüscht werden im Osten!“ kennen eben nicht nur die Brandenburger, sondern auch die Mecklenburger und Vorpommern schon zur Genüge. Alles in allem war die Lesung ein gelungener Rundumschlag. Die herzhaften Lacher des Publikums konnten dies nur bestätigen. Zum Schluss fühlte ich mich wegen meiner Reaktion auf die Wartemusik am Anfang etwas peinlich berührt. Denn Wiglaf Droste erklärte seine Liebe zu Johnny Cash und schloss mit einer kurzen Interpretation einiger Zeilen von Southern Accent, einmal im Sinne von Cash und dann auf die eigene westfälische Herkunft umgemünzt. Dann war es leider auch schon vorbei und Wiglaf von der Bühne verschwunden. Die Versuche einiger unersättlicher Zuschauer, mit Klatschen im Takt eine Zugabe herauf zu beschwören, wurden von Zuschauern, die gleich aufsprangen und losgingen im Keim erstickt. Wer aber tatsächlich noch nicht genug von Wiglaf Droste hatte, konnte bei Sequential Art, der Buchhandlung im Peter-Weiss-Haus, einige seiner Bücher kaufen und noch am Abend signieren lassen.

8. März 2010 | Weiterlesen
5. Tag der Archive auch im Rostocker Stadtarchiv

5. Tag der Archive auch im Rostocker Stadtarchiv

Langsam halte ich es fast für symptomatisch: Besucht man als Mittzwanziger eine Veranstaltung, die sich mit Geschichte oder Geschichte im weitesten Sinne befasst, senkt man das Durchschnittsalter der Besucher nicht unwesentlich um einige Jahre… Ab und zu sieht man doch mal jemanden der etwa im gleichen Alter ist, doch für Historisches scheinen sich generell nur die älteren Semester der Rostocker Einwohnerschaft zu interessieren. Schade eigentlich! Der Besuch des Rostocker Stadtarchivs im Kerkhoffhaus anlässlich des 5. Tages der Archive am Samstag war auf jeden Fall sehr interessant und hat mir persönlich wieder einmal gezeigt, wie viel man doch über Rostock noch lernen kann. Der bundesweite Tag der Archive findet alle zwei Jahre statt und war zuletzt 2008 ein großer Erfolg gewesen, als in der Rostocker Rathaushalle die Vicke-Schorler-Rolle ausgestellt wurde. Die Wiederholung dieses Highlights war für 2010 zwar nicht geplant, doch mit einer Reihe von Vorträgen und den Führungen durch das Stadtarchiv wurde der Tag mindestens genauso interessant gestaltet. Aus Vorträgen, die mit Hilfe des Archivmaterials zusammengestellt wurden, konnte man lernen, „Wie die gute Stadt Rostock zu einem Archiv kam“ oder wie sich die Kultur des Briefschreibens in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Die Anfänge des Rostocker Archivs reichen bis ins Mittelalter zurück. Früher wurden die Urkunden und Stadtbücher in einem Geheimarchiv in der Ratsstube aufbewahrt, später dann in einem eigens dafür eingerichteten Raum im Rathausgebäude. Verschiedene Bürger haben sich im Laufe der Zeit im Ordnen und Sammeln der historischen Dokumente versucht – manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Erfolg. Zur endgültigen Anstellung eines Rostocker Archivars kam es laut einer Anekdote so: Der damalige Bürgermeister Ferdinand Crumbiegel suchte 1871 verzweifelt nach einem Folianten, der wie vom Erdboden verschluckt war. Drei Jahre später fand eine Putzfrau das Buch unter dem Sitz des Bürgermeisters, der dieses wohl als Sitzerhöhung, unter sein Kissen gelegt und dort vergessen hatte. Die Mitarbeiter des Stadtarchivs führten interessierte Gäste auch durch ihre heiligen Hallen bzw. Regalreihen und informierten über Art, Geschichte und Umfang der Rostocker Sammlung. Etwa 3000 Urkunden, 2500 laufende Meter Amtsbücher und Akten, 2600 Karten und Pläne, 2500 Bauzeichnungen, 3000 Plakate und Flugblätter, 9000 Theaterzettel sowie 22000 Bilder und Fotos lassen das Gebäude allerdings langsam aus allen Nähten platzen. Und das, obwohl das Rostocker Stadtarchiv der größte Archivzweckbau Mecklenburg-Vorpommerns ist. Dr. Karsten Schröder, Leiter des Rostocker Stadtarchivs, führte die Gäste auch in die sogenannte Trese, den Raum, in dem die wichtigsten und wertvollsten Dokumente untergebracht sind. Man konnte ein jahrhundertealtes Einzugsbuch bewundern, in welchem früher Hausverkäufe und Umzüge schriftlich festgehalten wurden, oder eine mit Prunksiegeln verzierte Urkunde, die die Rostocker früher einmal an ein Bündnis gegen den dänischen König band. Das Rostocker Stadtarchiv ist wesentlich mehr, als ein Parkplatz für alte Bücher. Vielmehr ist es eine Art Schatzkiste, die die bewegte Geschichte unserer Hansestadt dokumentiert. Ein Besuch, nicht nur im Rahmen des Tages der Archive, lohnt sich ganz bestimmt.

7. März 2010 | Weiterlesen
Ulrich Hammer: „Summe und Fragment“

Ulrich Hammer: „Summe und Fragment“

Wer dachte „Kunst kommt von Können“, dem versuchte Ulrich Hammer auf der Eröffnung seiner eigenen Ausstellung tatsächlich etwas anderes einzureden. Seine Plastiken und Malereien zeigten jedoch, dass ein Leben als Architekt und 15 Jahre freie Arbeit als Künstler nicht ohne ein nennenswertes Ergebnis an einem vorbeiziehen. Die Ausstellungseröffnung gestern Abend war so gut besucht, dass es stellenweise etwas eng wurde. Zunächst hatten alle Gäste ein wenig Zeit, um die Arbeiten zu sichten, dann eröffnete der Maler und Grafiker Stefan Kollner die Ausstellung mit einer kurzen Rede. Das Gitarren-Duo Klaus Hammer und Thorsten Jahnke sorgte für die musikalische Untermalung. Ulrich Hammer richtete als Mann der Stunde natürlich auch ein paar Worte an das Publikum. Er bedankte sich herzlich bei den Organisatoren vom Kunstverein zu Rostock, die mit „wohltuend fördernder Hand“ die Ausstellung viel schöner zusammengestellt und angeordnet hatten, als er es selbst je geschafft hätte. Eigentlich hatte er eine Rede vorbereitet. Mit Goethes Ausspruch „Ernst ist das Leben, heiter sei die Kunst“ im Hinterkopf, hatte er diese jedoch verworfen, da nichts daran heiter war. So musste er mit seinen gewählten Stichworten improvisieren. Bei seiner Arbeit sieht Ulrich Hammer die Transformation des Lebensernstes zur geformten Heiterkeit als ein wichtiges Anliegen. Mit der Lust am Spiel und am Ausprobieren die eigenen Sinne zu erleben und zu kultivieren, bereite ihm bei der Arbeit wirkliches Schaffensglück. Es gibt aber, so der Künstler, „keine Kunst ohne den Drang der Selbstdarstellung“. Oder um es mit einem Zitat von Carl Hofer zu sagen: „Das Zentralproblem der Bildenden Kunst ist und bleibt der Mensch und das Menschliche, das ewige Drama.“ So sei auch alles, was Ulrich Hammer als Mensch erlebe und erfahre, in der Subjektivität gefangen. Mit der Kunst gibt er dem Drang nach, diese Erfahrungen auszudrücken und weiterzugeben. Der Weg vom Banalen zum Wichtigen, mit der Suche nach der richtigen Form während des künstlerischen Schaffensprozesses, sei tatsächlich das „menschliche Drama“ im Sinne Carl Hofers. Mit der Formsuche und -findung gewinnt der Künstler auch Selbstdistanz und mit etwas Glück werden am Ende seine seelische Energie und die gefundene Form eins. Der Künstler betonte immer wieder, dass er nur für sich sprechen könne und dass er sich nicht als einen großen Künstler betrachte. Vielmehr sei er glücklich darüber, dass er mit Hilfe des Kunstvereines zu Rostock auch als „Außenseiter“ einmal in den Genuss einer Werkschau käme. Die Ausstellung trägt auch nicht ohne Grund den Namen „Summe und Fragment“. Da Ulrich Hammer Ende März seinen 80. Geburtstag feiert, sei dies für ihn eine gute Gelegenheit, auf das fertige Werk der letzten 15 Jahre seiner Arbeit als Künstler zurückzublicken. In seinem Alter, fügte er noch hinzu, würde jedoch einiges vielleicht auch nicht mehr fertig werden und somit ein Fragment bleiben. Trotz dieser etwas melancholischen Anmerkung nahm das Publikum die nicht vorbereitete Rede von Ulrich Hammer locker auf. Der Künstler beendete seine Ausführungen mit dem Schicksalslied von Hölderlin, das für ihn, ebenso wie die kurz zuvor gespielte Fughetta aus Beethovens Diabelli-Variationen, die Sinnlichkeit in ihrer reinen Form verkörpere. Damit war die Ausstellung nun offiziell eröffnet und man konnte sich von Ulrich Hammers Kunst überzeugen und – wenn man denn wollte – bei einem Gläschen Sekt darüber fachsimpeln. Wer noch Nachhilfe braucht, kann am 31. März 2010 anlässlich des 80. Geburtstages Hammers an einem Künstlergespräch teilnehmen, das der Kunstverein in Zusammenarbeit mit der VHS Rostock organisiert. Ansonsten ist die Ausstellung „Summe und Fragment“ mit Malereien, Grafiken und Plastiken von Ulrich Hammer noch bis zum 17. April 2010 in der Galerie am Alten Markt zu sehen.

6. März 2010 | Weiterlesen
Vorlesenachmittag in der Stadtbibliothek

Vorlesenachmittag in der Stadtbibliothek

Als Erwachsener ohne Kind nutzt man kaum die Gelegenheit, sich in der Kinderabteilung der Stadtbibliothek umzusehen. So kam mir der Vorlesenachmittag am Donnerstag ganz gelegen. Schließlich kann man in der Kinderbibliothek all die tollen Hörspiele und Märchenfilme finden, die man früher so gern mochte. Also, ab und zu mal reinschauen lohnt sich! Zum Vorlesenachmittag mit Ingrid Faust waren allerdings die ganz kleinen Gäste im Alter von drei bis vier Jahren eingeladen. Normalerweise sind Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ihre Zuhörer. Als ehemalige Lehrerin hat die Vorlesepatin schon viele Kinder kennen gelernt und weiß, wie wichtig Lesen und Vorlesen für die kindliche Entwicklung ist. Manche Bücher und Geschichten liegen ihr selbst am Herzen, gern lässt sie sich bei der Auswahl der kindgerechten Literatur auch von den Fachleuten aus der Stadtbibliothek beraten. Zu runden Geburtstagen großer Kinderbuchautoren, wie zum Beispiel Astrid Lindgren, werden auch speziell deren Bücher vorgelesen. Am Donnerstag hatte Ingrid Faust Bücher von Kirsten Boie mitgebracht. Darin dreht sich alles um die Abenteuer, die der Junge Jan-Arne zusammen mit seinem Meerschwein King-Kong erlebt. In der Geschichte „King-Kong, das Reiseschwein“ muss Jan-Arne sich etwas einfallen lassen, denn die Eltern wollen in den Urlaub fahren. Da Jan-Arnes Vater allerdings nicht allzu viel Sympathie für das Nagetier seines Sohnes hegt, soll das Schwein zuhause bleiben. Das kann Jan-Arne unmöglich zulassen… Die Kinder lauschten gespannt der Geschichte, allerdings nur für etwa 15 Minuten. Danach ging das Gewusel los. So lange halten die ganz kleinen Gäste dann doch noch nicht durch. Ingrid Faust las tapfer weiter, ein paar kleine Jungen und Mädchen wollten unbedingt wissen und sehen, wie es weiter ging. Allerdings habe ich mich selbst auch beim gespannten Zuhören ertappt. Da ich auch mal ein Meerschweinchen hatte, das beim Stiefpapa erst nicht ganz so gut ankam, habe ich mich von der Geschichte seltsam betroffen gefühlt und wollte auch wissen, wo King-Kong denn nun bleiben muss, wenn er nicht mit auf den Campingplatz darf. Zum Schluss waren es dann doch mehr die Erwachsenen, die noch aufmerksam zuhörten. Schließlich entließ die erfahrene Vorlesepatin die kleinen Mäuse und ihre Eltern dann mit einer Vorleseempfehlung. Wenn die Kleinen auch nicht lange durchgehalten haben, ging so doch niemand unzufrieden aus der Veranstaltung.

5. März 2010 | Weiterlesen
26. Hallensportfest in der Rostocker Stadthalle

26. Hallensportfest in der Rostocker Stadthalle

Wer gestern zu früher Stunde am Platz der Freundschaft aus der Straßenbahn stieg, dürfte sich leicht verwundert den Schlaf aus den müden Augen gerieben haben. Nicht nur, dass in Rostock mal wieder kräftiges Schneetreiben herrschte, in Richtung Stadthalle schien sich eine wahre Völkerwanderung in Gang gesetzt zu haben. Die Erklärung des Phänomens: In der Stadthalle fand das 26. Hallensportfest der Rostocker Schulen statt. Eigentlich war dieses bereits für Ende Januar geplant, Tief Keziban ließ das Hallensportfest damals aber wortwörtlich im Schnee versinken. Das gestrige Schneetreiben konnte den Sportdrang der Schüler aber nicht stoppen und so hieß es am frühen Morgen „Sport frei!“ zur 26. Auflage der Traditionsveranstaltung. Von der Ostseesparkasse und der AOK Mecklenburg-Vorpommern gesponsert, nehmen am Hallensportfest die öffentlichen Grundschulen Rostocks teil, außerdem einige Schulen in freier Trägerschaft und weiterführende Schulen. Mehr als 1000 Schüler aus über 40 Einrichtungen erfüllten die Stadthalle gestern mit Leben. Nach der Begrüßung durch Dr. Liane Melzer, Senatorin für Jugend und Soziales, absolvierten die Kinder ein kurzes Aufwärmprogramm zu Liedern von den Sportfreunden Stiller und Peter Fox. Dann traten die Kinder in verschiedenen Wettkämpfen gegeneinander an, wie der Umkehr- oder der Rundenstaffel. Bei den Staffeln wurde die Zeit der einzelnen Gruppe gemessen, um so die Finalisten für die A-, B- und C-Endläufe zu ermitteln. Während einige die Staffelläufe meisterten, fanden am Rande schon Wettbewerbe im Seilspringen, Dreierhopp oder Medizinballschocken statt. Dabei wurden jeweils die besten Leistungen gewertet, alle Teildisziplinen addiert und diese dann zum Mannschaftsergebnis zusammengefasst. In den Pausen sorgten die Veranstalter für Ablenkung. Nach dem ersten Staffellauf stellte sich Besuch vom Handballklub Empor Rostock ein. Simon Herold, Miroslaw Gudz, Torben Ehlers und Sascha Bertow hatten sich zu einer Autogrammstunde bereit erklärt. Die Kinder schienen auf jeden Fall begeistert, denn sie strömten in Scharen zu den lokalen Sportstars. Besonders die Umkehrstaffel zeigte, dass beim Hallensportfest der olympische Gedanke zählt. Simon Schwigon von der Grundschule Schmarl konnte sich hier knapp vor dem Schlussläufer der Brinckman-Schule behaupten. Bei den anderen Teams hatte nicht jeder die richtige Technik beim Rollen des großen Balls heraus und einige der Teilnehmer waren kaum größer als die Kugel. Trotzdem haben sich alle gut geschlagen und auch wenn sie nicht als Sieger aus dem Mannschaftswettbewerb hervorgingen, haben die Kinder am Rande des Wettbewerbs ihren unbändigen Bewegungsdrang ausgelebt. Ich für meinen Teil habe noch nie so viele Kinder so schnell hin- und herflitzen sehen.

5. März 2010 | Weiterlesen
Podiumsdiskussion „Nach den Kommunalwahlen“

Podiumsdiskussion „Nach den Kommunalwahlen“

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Vor der nächsten Wahl, versteht sich. Anhand erschreckender Wahlprognosen für die bevorstehenden NRW-Wahlen dürfte dies dem einen oder anderen Politiker gerade wieder bewusst werden. Interessanter dürfte allerdings die Frage sein, was nach dem Urnengang von den Wahlversprechen übrig bleibt. Nach der Wahl ist vor der Wahl? Oder doch eher: gerade versprochen und schon gebrochen. Um diese Thematik zu diskutieren, lud der Verein Europäisches Integrationszentrum Rostock (EIZ) am Dienstagabend zu einer Podiumsdiskussion zwischen Bürgern und Bürgervertretern ein. In den Räumlichkeiten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock konnten die Fraktionsvertreter der Bürgerschaft unter dem Motto „Nach den Kommunalwahlen“ Bilanz ziehen und den Rostockern Rede und Antwort stehen. Bereits im Mai hatte das EIZ ein „Diskussionsforum Kommunalwahlen“ organisiert – nun, nach den Wahlen, stand die Folgeveranstaltung an. Die Diskussion wurde von Bernd Kalauch vom NDR moderiert und zeitlich sowie thematisch eingegrenzt. Auch wenn sich die Redner nicht immer einig waren, ging es hier doch weniger chaotisch zu, als es manchmal bei Anne Will & Co. der Fall ist. Als Vertreter der Parteien waren anwesend: Dr. Ingrid Bacher – CDU, Johann-Georg Jaeger – Bündnis 90/Die Grünen, Frank Giesen – CDU, Dr. Sybille Bachmann – Rostocker Bund, Christine Lehnert – SAV, Steffen Bockhahn – die Linke und Thomas Asendorf – FDP. Rüdiger Reuschel, der Vertreter des Bündnisses FÜR Rostock, konnte den Termin leider nicht wahrnehmen. Zunächst hatte jeder der Vertreter ein paar Minuten Zeit für ein zusammenfassendes Statement. Es sollten die folgenden Fragen beantwortet werden „Was stand in den Parteiprogrammen? Was war geplant? Was konnte umgesetzt werden?“ Dabei wollte man sich Themen nähern wie dem kommunalen Eigentum, Sozialabbau, Bildung und Kultur und der Frage danach, was aus der Rostocker Werft werden soll. Die Abgeordneten der SPD, FDP und Grünen waren sich – man mag es kaum glauben – über eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Fraktionen einig. Dem konnte sich Christine Lehnert von der SAV allerdings nicht anschließen, da sie von Seiten der anderen Parteien immer wieder mit enormen Gegenwind zu kämpfen hätte. Sie wundere sich auch darüber, wie Vorschläge ihrer Partei teilweise ignoriert werden, um später dann von den konservativen und gemäßigten Parteien recycelt zu werden. Dasselbe Thema kritisierte auch Steffen Bockhahn von den Linken. Wirkliche Einigkeit herrschte jedoch über die Tatsache, dass schlicht und ergreifend kein Geld da ist. Der Haushalt der Stadt befindet sich in einem weniger guten Zustand und lässt kaum Spielraum für größere Projekte und Investitionen. Es gelte Einnahmen zu erhöhen, Ausgaben so weit wie möglich zu begrenzen und Schulden abzubauen. Trotzdem, so Christine Lehnert auch in Hinblick auf das Thema Sozial- und Kulturabbau, müsse man sich überlegen, was für eine Gesellschaft man sich leisten wolle. Die SPD will Schulden im Rahmen des Möglichen abbauen und den Sozialabbau mit Hilfe des Landes bekämpfen. Laut CDU bestünde noch Hoffnung, den Haushalt 2010 ausgeglichen abzuschließen. Bei Vereinen, die von der Rostocker Finanznot ja bekannterweise besonders betroffen sind, will man mehrere Institutionen zusammenfassen und entsprechend fördern, um so das „Gießkannenprinzip“ zu beenden. Denn momentan hätten viele Vereine in Rostock „zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“. Laut Thomas Asendorf sieht die FDP den Schuldenabbau als das zentrale Thema ihrer Arbeit und fragt, was die Stadt wirklich zur Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen kommunalen Leistungen braucht. Offenbar steht man in der FDP auch dem Verkauf des sogenannten Tafelsilbers Rostocks, also von Stadtwerken, Klinik, und kommunalen Wohnungen, nicht unbedingt ablehnend gegenüber. Steffen Bockhahn von den Linken sprach sich hingegen konsequent dagegen aus. Auch die Grünen planen laut Johann Georg Jaeger keine kommunalen Verkäufe. Trotzdem muss sich die Stadt möglichst schnell Gedanken über moderne und zukunftstaugliche Konzepte machen, nicht nur was das Finanzproblem angeht. Dabei war man sich wieder relativ einig, dass es endlich zu einer besseren Kommunikation und Abstimmung zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalregierung kommen müsse. Oft würden Aufgaben und Belastungen großzügig an die kommunalen Verwaltungen weitergereicht, die finanziellen Mittel dafür fielen jedoch eher spärlich aus. Der Fingerzeig auf Land und Bund fällt natürlich leicht, ob dieser tatsächlich die prekäre Haushaltssituation erklärt, sei dahingestellt. Ein sehr informativer Artikel zu der Problematik des Rostocker Haushalts findet sich übrigens bei brand eins. So kam von der Ausgabenseite auch wieder einmal der Flughafen Rostock-Laage auf den Tisch. Schließen möchte ihn so richtig keiner, aber weniger Betrieb und damit geringere Zuschüsse dürften es für die Grünen schon sein. Ob diese Vorstellung angesichts hoher Fixkosten und dann noch unattraktiverer Flugverbindungen aufgeht, mag man kaum glauben. Am Besten wäre es ohnehin, das Land würde sich zu einem Landesflughafen in Laage bekennen und die Zuschüsse übernehmen, so der allgemeine Tenor. Aus den Reihen der Zuschauer kam die Kritik, Rostock würde sich nicht genug außerhalb der Region vermarkten, zeige zu wenig innovative Finanzierungsmodelle auf und greife zu wenig Gelder aus EU-Förderprogrammen ab, auch bezogen auf die allgemeine Kulturlandschaft und einen möglichen Theater-Neubau. Diesen sehen die Abgeordneten mit viel Willenskraft und Glück bis 2018 entstehen. Dazu muss die Bürgerschaft sich allerdings zu einer eindeutigen Entscheidung durchringen und der Haushalt muss es zulassen. Fördergelder könne man erst dann in Anspruch nehmen, wenn die Entscheidung tatsächlich steht. Bei der Frage der Zuschauer nach der Werft wurde noch einmal deutlich, dass die Bürgerschaft in gewisser Weise mit Rostocks OB Roland Methling auf Kriegsfuß steht. Dieser hatte sich wiederholt in der Öffentlichkeit geäußert, ohne Rücksprache mit den Wählervertretern zu halten und Versprechungen gemacht, die so einfach nicht umzusetzen sind. Auf jeden Fall soll verhindert werden, dass all die Werftarbeiter demnächst auf der Straße stehen und der Eigentümer die Möglichkeit hat, mit dem Werftgrundstück noch Immobilienspekulation zu betreiben, so Steffen Bockhahn. Man will sich nicht einfach so geschlagen geben, allgemein sieht die Zukunft der Werften im Land jedoch wenig rosig aus. Generell hatte man den Eindruck, dass die Vertreter der einzelnen Fraktionen durchaus kompetente Arbeit leisten und konkrete Ideen haben. Nur scheint es letzten Endes an der Feinabstimmung untereinander zu liegen, wenn keine Einigung zustande kommt. Es sind wohl nicht alle Interessen unter einen Hut zu bekommen. Außerdem, so die Kritik aus dem Publikum, bliebe jede noch so kleine Entscheidung am Thema Haushalt hängen. Es gibt also immer noch viel zu tun für Rostocks Kommunalpolitik.

4. März 2010 | Weiterlesen
6. Physiktag an der Universität Rostock

6. Physiktag an der Universität Rostock

Gelernt wird in der Schule, soweit so gut. Abgesehen von den Ferien natürlich oder wenn mal wieder das lang ersehnte Wochenende vor der Tür steht. Oder eben, wenn der Rostocker Physiktag stattfindet. Bereits zum sechsten Mal lockte das Institut für Physik an der Universität Rostock interessierte Schüler mit dem Angebot, einen ganzen Tag lang die Welt der Physik erleben zu können. Wenn das kein guter Grund für einen Tapetenwechsel ist! Am Dienstag veranstalteten Dozenten und Studenten der Uni Rostock den nunmehr sechsten Physiktag. Der Tag stand diesmal ganz im Zeichen des Magnetismus. Schüler der Klassenstufen neun bis zwölf konnten sich an der Uni Rostock im Fachbereich Physik umschauen, selber experimentieren und sich in Vorlesungen informieren. Zuerst einmal rauchten allerdings die Köpfe: Im Physikturnier bemühten sich Gymnasiasten des Landes Mecklenburg-Vorpommern um den Wanderpokal „Rostocker Leuchtturm“. Den Titel verteidigen wollten die Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. Nach dem Vorausscheid zum Turnier boten die Physikstudenten der Uni den jungen Gästen ein buntes Programm rund um die aufregende Welt der Physik. In der Geschichte rund um „Die drei Fragezeichen“ zeigten die Studenten, dass in ihnen nicht nur jede Menge Wissen steckt, sondern auch ein gewisses Maß an schauspielerischem und komödiantischem Talent. Beim Publikum schien die abenteuerliche Geschichte, die mit allerlei interessanten Experimenten gespickt war, jedenfalls gut anzukommen. Nach dem bunten Programm konnten die Schüler das Laborgebäude am Uniplatz besichtigen und am Institut für Physik selbst an Experimenten teilnehmen. Außerdem konnte man in Vorlesungen wie „Magnetische Einblicke ins All“ oder „Extreme Aggregatzustände in magnetischen Feldern“ jede Menge Informationen sammeln. Insgesamt war es also unmöglich, diesen Tag ohne ein Mehr an Wissen zu beenden.

3. März 2010 | Weiterlesen
Volk auf dem Weg - Ausstellung Russlanddeutscher

Volk auf dem Weg - Ausstellung Russlanddeutscher

Gestern wurde im Börgerhus, dem Stadtteil- und Begegnungszentrum in Groß Klein, die Wanderausstellung „Volk auf dem Weg“ eröffnet. Die Ausstellung ist Teil eines Projektes, das durch das Bundesministerium des Innern und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert und vom Verein der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland präsentiert wird. Sie informiert über die Geschichte und Gegenwart der sogenannten Russlanddeutschen, will Vorurteile gegenüber Immigranten abbauen und auf wichtige Aspekte der Integration hinweisen – all das auch im Rahmen von Schulprojekten, Erzählungen und Filmvorführungen, die zusätzlich für Schulklassen angeboten werden. Jakob Fischer, einer der beiden Projektleiter, moderierte die Veranstaltung, die sehr gut besucht und ebenso gut organisiert war. Als Vertreterin der Landsmannschaft in Rostock sprach Natalia Heinz von einem großen Tag für die Ortsgruppe, da man es endlich geschafft hatte, die Ausstellung nach Rostock zu holen. Diese gibt es nämlich schon seit 1991, sie wird jedoch laufend aktualisiert und von Jakob Fischer und seinem Kollegen Josef Schleicher pädagogisch aufgearbeitet. Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens wies in ihrer Rede auf die Rolle der Deutschen aus Russland hin. Diese stellen die größte Gruppe von Migranten in Deutschland dar. Man freue sich auch im Rostocker Ausländerbeirat und der Bürgervertretung über ihr Dasein und Engagement. Die Wanderausstellung sei eine wichtige Hilfestellung bei der Rückbesinnung auf die Wurzeln und das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen und somit für diese selbst und für ihre Kinder von großer Bedeutung. Vorurteilen zum Trotz hat es beim Zusammenleben Einheimischer und Migranten auch in Rostock oberste Priorität, Gemeinsamkeiten zu suchen, zu erkennen und Unterschiede zu akzeptieren. Als Zeichen der (Gast-)Freundschaft wurde den Rednern anschließend ganz traditionell Brot und Salz gereicht. Die Gäste kamen natürlich auch nicht zu kurz: Junge Mädchen in traditionellen Trachten reichten das Brot an alle weiter und boten zusätzlich jedem etwas zu trinken und eine Vielzahl liebevoll garnierter Häppchen an. Die Eröffnung der Ausstellung „Volk auf dem Weg“ war eine ebenso interessante wie herzliche Veranstaltung. Da ist es richtig schade, dass die Ausstellung nur bis zum 5. März 2010 zu sehen ist. Sie wird an allen Tagen durch Führungen ergänzt. Am Mittwoch und Donnerstag werden im Börgerhus zusätzliche Veranstaltungen zur Thematik der Spätaussiedler geboten. Alles in allem ein Blick in die bewegte und bewegende Geschichte der Deutschen aus Russland, der sich durchaus lohnt.

3. März 2010 | Weiterlesen
Jahreshauptversammlung des Warnemünder Gewerbevereins

Jahreshauptversammlung des Warnemünder Gewerbevereins

Am Montagabend kam der Warnemünder Handels- und Gewerbeverein zu seiner Jahreshauptversammlung zusammen. Neben rein formalen Punkten stand auch das Schicksal der Kopflinden in der Mühlenstraße sowie die Neugründung der städtischen Marketing GmbH für Rostock und Warnemünde zur Diskussion an – sollen die Interessen des Seebades doch hierbei nicht zu kurz kommen. Neben den Vereinsmitgliedern lockten die Themen der Tagesordnung auch einige interessierte Anwohner der Mühlenstraße an. Zunächst wurden jedoch die Pflichtpunkte abgearbeitet, wie die Ernennung eines neuen Kassenprüfers, die Entlastung des Vorstandes 2009 sowie die Planung der Events für das Jahr 2010. Das vergangene Jahr sei für den Verein ein „recht stürmisches“ gewesen, so der Vereinsvorsitzende Dietmar Vogel. Nach der Wahl eines neuen Vorstandes hatte man einiges anschieben können. Der Verein konnte sich auf wichtige Schwerpunkte in seiner Arbeit festlegen und hätte mit der Organisation der „Weihnachtsstimmung“ und des Warnemünder Wintervergnügens einen ersten Achtungserfolg erzielt. Trotzdem müsse man auch weiterhin „viele Visionen haben“ und diese Ziele konkret verfolgen, so Vogel. Er appellierte nachdrücklich an alle Warnemünder Gewerbetreibenden, sich im Verein zu engagieren und ihre Visionen mit einzubringen, denn nur ein starker Verein könne etwas bewegen und ändern. Etwas emotionaler wurde die Diskussion, als es um eine mögliche Fällaktion in der Mühlenstraße ging. Vereinsmitglied Stephan Schneider fasste kurz die Vor- und Nachteile zusammen, die eine Fällung oder Erhaltung der Kopflinden in der Straße mit sich brächten. So seien die Bäume extrem pflegeintensiv, zudem sind vom ursprünglichen Bestand nur noch etwa 60 Prozent vorhanden. Mehrkosten werden in jedem Fall entstehen: entweder durch die Neupflanzung von Bäumen, damit der Alleencharakter der Mühlenstraße auch nach der geplanten Sanierung erhalten bleibt oder durch die Pflege des aktuellen Baumbestandes. Diese wurde laut Aussage einer betroffenen Anwohnerin in den letzten Jahren von der Stadt sträflich vernachlässigt. Von den Anwohnern kam auch der Vorschlag, die Pflege der Linden über Baumpatenschaften zu regeln. Man merkte, dass das Thema allein einen ganzen Abend füllen könnte, gelten die Kopflinden doch als eine Art Wahrzeichen der Mühlenstraße. Es wird auf jeden Fall schwer, eine endgültige Lösung zu finden, die allen Beteiligten gerecht wird. Dies sei jedoch wichtig, da man dann geschlossen auftreten und so verhindern könne, am Ende vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, so Dietmar Vogel. Bereits am 9. März wird in einer Ortsbeiratssitzung der aktuelle Planungsstand zur Umgestaltung der Mühlenstraße präsentiert. Gleiches gilt auch für die geplante Neugründung einer Marketing GmbH für Rostock und Warnemünde. Diese soll nach aktuellem Stand nun doch unter Obhut der Stadt bei Rostock Business angesiedelt werden. Hierbei möchte der Verein mindestens in der Funktion eines Beirates seinen Teil zu den Ergebnissen beitragen. Die Warnemünder und die dort ansässigen Gewerbetreibenden möchten gehört werden, sich einbringen und verhindern, dass die Stadt Rostock Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg fällt.

2. März 2010 | Weiterlesen
Benefiz-Konzert der Uni für Haiti - Spendenübergabe

Benefiz-Konzert der Uni für Haiti - Spendenübergabe

Am Vormittag überreichte Prof. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, den Scheck mit der Spendensumme des Benefiz-Konzertes für Haiti an Bernhard Peitz, den Geschäftsführer des Rostocker Caritas Kreisverbandes. Mit Ulf Liebal war auch ein Vertreter des Freiwilligen Studenten Orchesters anwesend, die Vertreterin des Chores Celebrate hatte den Termin leider nicht wahrnehmen können. Bei den Verantwortlichen klang die Begeisterung über das Konzert am 28. Februar und den Erfolg des Abends deutlich nach. Wolfgang Schareck zeigte sich von der Spendenbereitschaft der Besucher des kostenlosen Konzertes überwältigt. Insgesamt wurden 5.197,60 Euro für die Erdbebenopfer in Haiti gesammelt. Auch das erneute Erdbeben in Chile zeige, dass wir Deutsche in unseren gemäßigten Breitengraden das Ausmaß einer solchen Naturkatastrophe, wenn überhaupt, nur erahnen können. Das Benefizkonzert bot somit eine gute Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu signalisieren und unsere Hilfe anzubieten. Bis auf zwei oder drei Plätze war das Konzert am Vorabend „ausverkauft“, einige der Chormitglieder hätten zum Schluss noch stehen müssen. Das Programm war wundervoll ausgewählt und gestaltet und laut Rektor Schareck wurde den Zuhörern – mit den Worten seiner Frau – am Vorabend tatsächlich Musik geboten, die das Herz öffnet. Der Dank des Rektors ging auch an Dr. Ulrich Vetter, den Leiter der Pressestelle der Uni, der mit den entsprechenden Verbindungen zum Volkstheater und zum F.S.O.R., einen großen Beitrag zur Organisation des Konzertes geleistet hatte. Bernhard Peitz bedankte sich bei der Uni Rostock sowie bei allen Spendern und allen Beteiligten. Er erläuterte, dass das Geld nun an das Hilfswerk Caritas International weitergegeben wird, dessen Helfer immer noch in Haiti vor Ort sind. Die Hilfeleistung, aber auch das mediale Interesse hätte sich bis jetzt sehr auf die Hauptstadt Port-au-Prince konzentriert. Nun gelte es aber, auch der Bevölkerung der umliegenden ländlichen Regionen zu helfen, die ebenso betroffen sind. Probleme wie Wasserversorgung, Obdachlosigkeit und die eventuelle Ausbreitung von Krankheiten entwickelten sich ja erst mit und nach dem Beben. Peitz bekräftigte noch einmal, dass jeder Cent hilft. Die gute und effiziente Organisation des Konzertes war durchaus beeindruckend. Alle Beteiligten waren mit Herz und Seele dabei und auch die Spendensumme spricht für sich. Insgesamt war das Benefizkonzert also ein großer Erfolg.

1. März 2010 | Weiterlesen
FSOR und Celebrate - Benefizkonzert für Haiti

FSOR und Celebrate - Benefizkonzert für Haiti

Am 12. Januar 2010 hatte ein gewaltiges Erdbeben Haiti und damit die ganze Welt erschüttert. Zeitungen und Nachrichten wurden mit grausamen Bildern der Katastrophe und der Verletzten überflutet, kaum jemandem können die traurigen Ereignisse entgangen sein. Doch nicht nur die Häuser und Wohnräume auf Haiti wurden zerstört, auch die Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung ist zusammengebrochen, weswegen die Bewohner der Insel dringender Hilfe von außen bedürfen. In einem solchen Moment völliger Hilflosigkeit dürfen die wohlhabenden Industriestaaten nicht wegsehen. Viele Spenden wurden bereits für Haiti gesammelt, Schiffe voller Lebensmittel sowie freiwillige Ärzte wurden zur Insel gebracht. Auch die Universität Rostock lud heute Abend zu einem großen Benefizkonzert zugunsten der Erdbebenopfer ins Rostocker Volkstheater ein. Bereits zu 17 Uhr waren viele Spender und Theaterfreunde dorthin gekommen, die Veranstaltung selbst sollte (wie sich später herausstellte) aber erst um 18 Uhr beginnen. Da der Eintritt für das Konzert kostenlos war und deshalb im voraus keine Karten verkauft worden waren, blieb es bis zum Schluss spannend, wie gut die Veranstaltung von den Rostockern angenommen werden würde. Doch alle Sorge war umsonst, schon lange vor Veranstaltungsbeginn war die Vorhalle des Theaters gut gefüllt und schließlich alle Sitzplätze vergeben, sodass sogar noch Stühle dazu gestellt werden mussten. Das Programm des Benefizkonzertes bestand aus zwei Teilen. In der ersten Programmhälfte spielte das Freie StudentenOrchester Rostock (F.S.O.R.) klassische Musikstücke alter Meister. Neben Johannes Brahms Akademischer Festouvertüre und einem der Ungarischen Tänze wurden auch ein Stück von Sergej Rachmaninow und ein Lied aus dem Soundtrack zum Film „The Mission“ gespielt. Nach einer kurzen Pause, während der die Bühne umgebaut wurde und scheinbar das gesamte Publikum zur Verkaufstheke strömte, wurde das Programm fortgeführt. Diesmal stellte das Streichquartett des F.S.O.R. drei Sätze von Mozart in G-Dur vor. Nach so viel klassischer Musik wurde das Programm zum Ende hin noch etwas aufgelockert. Der Rock-Pop-Gospel-Chor „Celebrate“ zeigte unter der Leitung von Martin Heuschkel und Benjamin Wagner einige Stücke aus seinem Repertoire und zog damit das Publikum in seinen Bann. Bei Songs von Elvis Presley, Michael Jackson und schließlich „Oh Happy Day“ wurden die Herzen der zahlreichen Zuschauer hoffentlich auch für großzügige Spenden geöffnet.

28. Februar 2010 | Weiterlesen
CJD Rocknacht im MAU-Club Rostock

CJD Rocknacht im MAU-Club Rostock

Bühnenerfahrung lässt sich bekanntlich nicht aus Büchern lernen, und so entstand vor einigen Jahren die Idee der CJD Rocknacht. Hier sollten viel versprechende Nachwuchsbands die Gelegenheit bekommen, nicht nur live auf der Bühne zu stehen, sondern sich diese auch mit den alten Hasen teilen zu können. Vier Bands aus der näheren und ferneren Umgebung wurden dazu gestern Abend in den Rostocker MAU-Club eingeladen, um sich vor Publikum und Musikerkollegen auf der Bühne zu beweisen. Der Eintritt war trotz später Uhrzeit ab 16 Jahren freigegeben, sodass auch Freunde und Mitschüler der jüngeren Bands nicht zu Hause bleiben mussten. Aber nicht nur Schüler, auch viele Nicht-mehr-Schüler und einige Eltern ließen es sich offenbar nicht nehmen die CJD Rocknacht zu besuchen. Den Auftakt des Abends machte die Rostocker Band aecotone. Mit experimentierfreudigem Progressive Metal wollten die 5 jungen Musiker dem Publikum ordentlich einheizen und hatten dabei die schwierige Aufgabe, gleich zu Anfang spielen zu müssen. Progressive Metal ist dabei eine äußerst gewagte Richtung, die eine Virtuosität der Musiker voraussetzt, um den komplizierten Aufbau der Songs zu meistern. Die Band aecotone selbst besteht seit 2007 unter diesem Namen, hat sich dank diverser Umbesetzungen im Laufe der Zeit stark gewandelt und will nun endlich mit neuem Frontmann auf der Bühne und im Studio richtig durchstarten. Die erste Demo CD soll im Frühjahr 2010 erscheinen (jetzt?), einen Vorgeschmack auf die neuen Songs bekam das Publikum schon gestern bei der CJD Rocknacht. Dass aecotone mit ihren neuen Songs durchaus in die Richtung der großen Meister wie Dream Theater und Symphony X hinarbeitet, haben sie nach nur wenigen Songs schon bewiesen. Das Publikum zeigte sich überwiegend begeistert, die Aufforderung nach einer Zugabe wurde allerdings nicht erfüllt. Aber einige Überraschungen müssen ja auch noch für die Demo bleiben. Nach einem kurzen Umbau, der zur Raucher- oder Bierpause genutzt werden konnte, wurde das Programm mit einer weiteren Band fortgesetzt. Die Neubukower Jimi Henning & the troublemakers machten auf den ersten Blick einen äußerst seltsamen und zusammengewürfelten Eindruck, und tatsächlich entstand die Band 2007 aus einem spontanen Zusammenschluss während der Projekttage an ihrer Schule. Die anfängliche Skepsis des Publikums verflog allerdings schon mit den ersten Gitarrenriffs von Jimi Henning, der seinem Vorbild und Namensgeber alle Ehre machte. Einen festen Musikstil haben die vier Musiker aber nicht, man könnte es grob als Alternative Rock beschreiben. Viel zu schnell war der Auftritt dann vorüber, die Zuschauer wurden aber auch von den wenigen Songs eines besseren belehrt, sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen. Mit der dritten Band wuchs langsam nicht nur der Anspruch des Publikums, sondern auch der der Musiker. Die Dead Stars haben seit den mühsamen Anfängen 2003 als schüchterne Schülerband einen rasanten Aufstieg hingelegt, konnten beim 15. Landesrockfestival den 3. Platz erreichen und sogar den F6 Award in Mecklenburg-Vorpommern gewinnen. Die Einflüsse von Bands wie Silverchair, Paramore und Tool sind bei den drei Jungs unverkennbar. Trotz minimaler Bandbesetzung hatten sie das Publikum im Sturm erobert und erfüllten sogar den laut gewordenen Wunsch nach einer Zugabe. Nach einer letzten Umbaupause gehört die Bühne endlich den Headlinern des Abends. Mojo Jazz Mob aus Münster dürften den Rostockern noch von der Tour mit Coogans Bluff in guter Erinnerung geblieben sein und hatten bei dem inzwischen vorgewärmten Publikum leichtes Spiel. Bereits seit 2003 unternahm die Band mit Röhrenverstärker und vereinten Kräften zahlreiche Tourneen quer durch Deutschland, unterstützte Bands aus Übersee und trat selbst oft als Headliner auf. Freunde einer energiegeladenen Mischung aus Rock’n’Roll, Heavy Metal und Psychedelic kamen bei diesem Auftritt ganz auf ihre Kosten.

28. Februar 2010 | Weiterlesen
Kunstschule Frieda 23 veranstaltet Familientag

Kunstschule Frieda 23 veranstaltet Familientag

Zum Familientag lud gestern die Kunstschule in der Friedrichstraße ein. Von 14 bis 17 Uhr waren die Türen der Frieda 23 für alle interessierten Kinder und ihre Eltern geöffnet. Man konnte sich ein Bild von der großen Kunst der kleinen und größeren Schüler machen und in verschiedenen offenen Projekträumen malen und mitgestalten. Ein Saxophon-Quartett des Rostocker Konservatoriums eröffnete den mittlerweile dritten Familientag der Frieda 23 mit lockerer Musik. Es folgte eine kurze Begrüßungsrede von Karin Vogel, einer der beiden Geschäftsführerinnen und noch einmal zwei Stücke der jungen Musiker. Anschließend konnte sich jeder frei durch die Räume und Werkstätten der Kunstschule bewegen. Einige Kinder zeigten stolz ihre an den Wänden ausgestellten Arbeiten aus den Kursen, in denen sie von professionellen Künstlern und Pädagogen lernen können. Die Eltern fotografierten natürlich ebenso stolz und eifrig die Werke ihrer Sprösslinge. Die Arbeiten zeigten ein breites Spektrum an Motiven und Techniken. Ausgestellt waren unter anderem Malereien zum Traumzauberbaum, erste Versuche in Aquarelltechnik sowie Druckgrafiken. Schon Picasso hatte ja zugegeben, dass er ein Leben gebraucht hat, um wieder malen zu können wie ein Kind, und ich muss zugeben, dass ich gestern teilweise sogar ein ganz kleines bisschen neidisch auf die unbekümmerte Malweise der ganz Kleinen war. Während des Rundgangs durch die Räume konnten sich die Kinder und manchmal auch die Eltern in den verschiedenen Werkstätten gleich selbst ausprobieren. Angeboten wurde zum Beispiel experimentelles Gestalten mit Grit Sauerborn und Aram Galstyan, Linoldruck mit Wanja Tolko und Arbeiten mit Ton in der Keramikwerkstatt von Christiane Mertens. Im Atelierraum von Künstlerin Hanne-Petra Rubin-Bakhar konnten die Kinder eine Harlekin-Plastik anfertigen. Den eigenen Vorstellungen waren aber keine Grenzen gesetzt und auch die Eltern und Großeltern waren mit Begeisterung und großem Interesse dabei. Es dauerte zwar noch einige Zeit, bis sich mehr und mehr neugierige Besucher einfanden, doch wie schon in den letzten Jahren, war der Familientag wieder ein beliebtes Event.

28. Februar 2010 | Weiterlesen