Rostocker Pfingstmarkt 2011
Buntes Jahrmarkttreiben auf dem ältesten Volksfest Mecklenburg-Vorpommerns
10. Juni 2011, von Eva
Dass der Pfingstmarkt schon über 600 Jahre alt ist, sieht man ihm gar nicht an. Elektrische Fahrgeschäfte, bunt leuchtende Buden und die typisch hallenden Mikrofonstimmen verraten, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden. Ungefähr 60 Schausteller haben sich wie jedes Jahr zu Pfingsten auf der Headgehalbinsel am Rostocker Stadthafen versammelt. Auf dem Weg dorthin hört man bereits Festzeltmusik, riecht den süßlichen Duft von Zuckerwaren und sieht das 40 Meter in den Himmel ragende Riesenrad.

Auch Andreas Schultze aus Berlin hat mit seinem „Fahrgeschäft“ in unserer Hansestadt haltgemacht. Im Gegensatz zu Autoscooter und Co. werden die Besucher hier aber nicht bewegt, sondern müssen sich bewegen – und zwar nach unten.
Denn Schultze betreibt eine 36 Meter lange und 18 Meter hohe Riesenrutsche und für 1,50 Euro kann man vergnüglich die hügelige Bahn hinunterdüsen. Die Rutsche ist bereits zehn Jahre alt und überall in Deutschland unterwegs. „In den nächsten neun Wochen fahren wir alle Märkte an der Ostseeküste ab“, erzählt der 36-Jährige. Er entstammt, wie zu erwarten, einer Schaustellerfamilie. „In diesem Gewerbe zählt die Tradition. Da kann man nicht neu dazukommen“, erklärt Schultze.
Neben der „Berliner Rutsche“ erwarten den Besucher des Pfingstmarktes – wie soll es auch anders sein – die Klassiker eines jeden Volksfestes: Dosenwerfen, Schießbuden, Kinderkarusselle, Losstände, Imbisse, ein Riesenrad und Autoscooter. Direkt am Kai mit dem Rücken zur Stadt befinden sich Stände von Händlern, die Tücher und Sonnenbrillen, aber auch Selbst gemachtes, wie Schmuck oder Kerzen verkaufen. Dazwischen finden sich verschiedene Anlaufstellen für Hungrige, die Mutzen, Schafskäsefladen oder Fisch anbieten.

Auch für die kleinen Gäste wird Einiges geboten. Darunter die altbekannten Karussell-Feuerwehrauto-Fahrten, Plüschtier-Verlosungen oder das Luftballon-Schießen. In letzter Zeit sieht man auf Jahrmärkten allerdings häufiger auch moderne Attraktionen, wie das sogenannte Quarter Tramps. Das kompliziert klingende Wort beschreibt eigentlich eine simple Aktivität, nämlich das Springen auf einem Trampolin mit einem Bungeegurt. Steigern lässt sich der englische Bezeichnungsurwald nur noch durch das daneben stehende Gerät namens „Aquazorbing“. In einer Art Planschbecken können die Kinder dort in einer überdimensionalen durchsichtigen Kugel durch das Wasser „schwimmen“.

Der erste Tag des Pfingstmarktes bietet schon einmal perfektes Volksfest-Wetter: sonnig und angenehm warm. Trotzdem sind die Besucherzahlen am ersten Tag gering. Vergeblich wartet man auf die Einheimischen, Touristen, Familien und junge Leute, die die Haedgehalbinsel bevölkern könnten. Und noch eine weitere typische Jahrmarktklientel fehlt: die Jungs, die ihr Taschengeld opfern, um ein paar Mädchen beim Autoscooter zu beeindrucken oder sie später auf eine romantische Fahrt ins Riesenrad einladen. Für den nächtlichen Blick über Rostock müsste man ohnehin zu dieser Jahreszeit lange warten. Denn auch wenn der Markt bis 22 Uhr geöffnet ist, hält sich die Junisonne bekanntlich einige Zeit am Himmel.

Insgesamt 10.000 Besucher werden dieses Jahr auf dem Pfingstmarkt erwartet. Und wenn das Wetter den Schaustellern keinen Strich durch die Rechnung macht, können sie sich hoffentlich auf umsatzstarke Feiertage freuen. Denn darum gehe es ja schließlich bei der ganzen Sache, sagt zumindest Andreas Schultze.
Wer den Pfingstmarkt selbst noch erleben möchte, kann ihn bis zum 13. Juni täglich von 11 bis 22 Uhr besuchen.