Gegenwart Verstehen im Volkstheater Rostock
Podiumsdiskussion zum Volkstheater Rostock mit Rolf Hochhuth, Sewan Latchinian, Charly Hübner, Sybille Bachmann, Tobias Rausch, Stefan Rosinski

Mit der Wende 1989 hat das „DDR-Theater“ offiziell aufgehört zu existieren. Die Häuser und Ensembles sind in das bestehende westdeutsche Theatersystem mehr oder weniger integriert worden. Neue Finanzierungsmodalitäten veränderten vielerorts das Selbstverständnis der Kommunen in Bezug auf ihr Stadttheater und durch angepasste Tarifwerke auch die Arbeitsbedingungen in den Häusern. Der Kostendruck stieg, ein gewaltiger Personalabbau war die Folge. Auch wenn seit Jahren immer wieder landauf, landab über Zuschusskürzungen diskutiert wird, im Wesentlichen haben nahezu alle ostdeutschen Kommunen die Zeit genutzt, ihre Theaterimmobilie von Grund auf zu sanieren bzw. neu zu bauen. In mancher Stadt ist das bewusste Bekenntnis zum eigenen Theater zur strategischen Entscheidung für Stadtentwicklung geworden, auch wenn es im kommunalen Haushalt immer enger wird. Nicht so in Rostock. Das alte Stammhaus verfällt zusehends und eine jahrzehntelange Diskussion hat der Stadt die Entscheidung zu einem neuen Theater nicht näher gebracht. Neben dem Auf und Ab der finanziellen Situation haben die (viel zu) zahlreichen Intendanten mit immer neuen Programmangeboten versucht, eine nachhaltige Bindung des Publikums zu erwirken. Ergebnislos? Dabei kann das Theater der Hansestadt auf eine rühmliche Vergangenheit zurückblicken. Unter der Ägide von Hanns Anselm Perten zählte das Haus über viele Jahre zu den führenden Theatern der DDR. Es war Ort prominenter Erst- und Uraufführungen, eingeladen zu vielen Abstechern ins westliche Ausland und mit hoher Präsenz im Fernsehen. Doch Intendant Perten war auch Mitglied im ZK der SED und als solches nicht unumstritten. Die Ambivalenz seiner künstlerischen Erfolge für das Volkstheater einerseits und der strikten Anbindung an das politische Dogma andererseits wurde stets bewusst wahrgenommen. Kein Zweifel, das Volkstheater war in jeder Hinsicht ein sozialistischer Vorzeigebetrieb.
Im Spannungsfeld dieser Geschichte und Geschichten könnte man fast von einem spezifischen „postsozialistischen Trauma“ sprechen, das die Hansestadt im Verhältnis zu ihrem eigenen Theater zu lähmen scheint. Ist das so, und warum? Welche Momente haben dazu geführt, dass Rostock im Vergleich zu anderen ostdeutschen Städten einen Sonderweg eingeschlagen hat? Gibt es einen zukünftigen Weg in die Stadttheater-Normalität?
In der Podiumsdiskussion GEGENWART VERSTEHEN wollen wir in Kooperation mit der Fachzeitschrift Theater der Zeit mit dem Dramatiker Rolf Hochhuth, dem Polizeiruf-Kommissar Charly Hübner, dem Regisseur Tobias Rausch, der Vertreterin des Fördervereins Sybille Bachmann, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Volkstheater Rostock GmbH Stefan Rosinski und dem zukünftigen Intendanten Sewan Latchinian über das Volkstheater Rostock und seine Position in der Stadtgesellschaft Rostock sprechen.
- 07.05. 2013, 19:30 Uhr, Großes Haus
Quelle: Volkstheater Rostock