Dermaleinst: Neue Arbeiten von Rando Geschewski
Fantasievolle Malereien und Zeichnungen in der Galerie Art Fuhrmann
4. Oktober 2011, von Stefanie
Geheimnisvolle Fantasiewelten nehmen in den neuesten Werken des Rostocker Künstlers Rando Geschewski Gestalt an. Noch bis in den November werden sie in der Galerie Art Fuhrmann im Fischereihafen ausgestellt. Der Titel der Schau, das veraltete Wort „Dermaleinst“, schafft Distanz zum Alltag der Gegenwart. Es weist sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit.
Und aus der Vergangenheit – einer Zeit, in der das Wünschen noch half – stammen auch die düsteren Märchenfiguren, die Rando Gescheswki mit schwarzer Tusche gezeichnet hat.

Unheimliches steckt ohnehin in den alten Geschichten. Doch das, was sich jeder Märchenhörer oder -leser selbst mal mehr oder weniger drastisch in seiner Fantasie ausmalt, hat der Künstler ganz konkret aufs Papier gebracht, weitergesponnen und verdreht. Ein dunkler Wolfsmann, der mit seinem muskulösen Armen eine Sense gepackt hat. Mit wütendem Blick und aufgerissenem Maul kommt er auf den Betrachter zu, steht eigentlich schon direkt vor ihm. Hinter ihm erstreckt sich ein Feld mit Rotkäppchenköpfen. Nur noch einmal den Sensenarm mit Schwung ausgeholt …
„Aschenputtel“ daneben ist schon tot oder schläft sie nur? Entkleidet und barfüßig liegt sie zwischen den verstreuten Erbsen. Ihr Kopf auf dem Kissen toter Tauben gebettet. Ein Happy End sieht anders aus. Dunkle Mächte haben auch das „Fliedermütterchen“ ergriffen. Gestalt und Kopf des Wesens, was an seinem Busen säugt, bleiben verborgen. Die fein geritzten Striche lassen den Körper jedoch behaart erscheinen und verraten den animalischen Ursprung.
Und was ist nur aus Rosenrot geworden? Ihr Mut scheint sich in Übermut verwandelt zu haben. Selbstbewusst und sexy schaut sie unter dem Bärenpelz hervor. Eine Pose, die denen heutiger Models gleicht. Auf der gegenüberliegenden Wand der Galerie werden diese neuen Märchenfiguren zu den alten in Beziehung gesetzt.
Doch müssen Ausstellungsbesucher erst eine steile Treppe erklimmen, um in die dunklen Abgründe der Märchenwelt zu sehen.

Empfangen werden sie in der Galerie mit einer Explosion intensiver Farben und bunter Flächen. „Man soll Freude haben“, sagt Rando Geschewski zu diesen Malereien. Er nimmt das Schöne, was ihm auf seinen Reisen ins Auge fällt, auseinander und fügt es zu neuen surrealen Traumwelten wieder zusammen. Menschenleere Landschaften und Städte entstehen aus den scheinbar chaotisch geordneten Mustern auf den großformatigen Leinwänden. Auch die gedruckten und gewebten Verzierungen der Möbelbezugsstoffe, die als Malgrundlage dienen, integriert der Maler in seinem opulentem Bilderkosmos. In leuchtendem Blau erstrahlen sie. Mit Schwarz, Weiß und Orangetönen setzt der Maler starke Akzente.

Ein besonderes Bild für Rando Geschewski ist „Lucian“. Ein Porträt Lucian Freuds, das er nach dessen Tod im August angefertigt hat. Als „ehrlichen und konsequenten Maler“ würdigt der Rostocker Künstler eines seiner Vorbilder.
„Ich wollte schon immer Maler werden. Seit ich zehn war, habe ich gezeichnet und gemalt“, kommentiert der gebürtige Berliner (Jahrgang 1963) seinen Werdegang. Nach einer Tischlerlehre folgten Studien in Heiligendamm, Leipzig und Halle. Seit 1978 lebt Rando Geschewski mit Unterbrechungen in Rostock. Parallel zu seinen Malereien und Zeichnungen entstehen hier in seinem Atelier auch fotografische Arbeiten, deren Motive er in fernen Ländern findet und zu Collagen in Panoramagröße entwickelt. Dem Reiz fremder Welten ist der Künstler auch hier auf der Spur.