Mit Mehrweg-Kaffeebecher gegen Plastikmüll
Stadtverwaltung und reCup wollen Pfandsystem für recyclebare Coffee-to-Go-Becher in Rostock etablieren
2. Mai 2018, von Stefanie
Etwa 10.000 Coffee-to-Go-Becher, so schätzt die Stadtverwaltung, werden täglich in den knapp 100 Backshops, Cafés und Kantinen Rostocks über die Ladentheke gereicht. Sind die Becher leergetrunken, werden sie weggeworfen. Die öffentlichen Mülleimer seien ziemlich schnell gefüllt, beklagt Umweltsenator Holger Matthäus. Es gebe bereits viele Beschwerden über den Müll. Viel zu oft landen die Becher in der Natur, können so in die Warnow geweht werden und in die Ostsee gelangen. Die mit Kunststoff beschichteten Pappbecher zersetzen sich jedoch nicht ausreichend. Mikroplastik entsteht, der zunehmend zu einer Belastung wird. „Nachdem uns klar wurde, welche Ausmaße das Problem Plastikmüll angenommen hat, versuchen wir radikal dagegen vorzugehen. Besonders am Herzen lag uns dabei der Coffee-to-Go-Becher“, erläutert Holger Matthäus.
Nun möchte der Umweltsenator einen wiederverwertbaren Kaffeebecher in Rostock anbieten. Dafür greift er auf das bereits bundesweit etablierte Pfandbechersystem der Firma reCup aus München zurück. Der Vorteil gegenüber anderen oftmals teureren Mehrwegalternativen, so wirbt reCup-Vertreterin Lena Siegert, sei, dass man den Becher nicht mit sich herumtragen müsse, sondern sich auch spontan einen Kaffee kaufen könne. „Der Becher ist da, wo mein Kaffee ist.“ Der Kaffeegenießer erwirbt also einen reCup-Becher direkt beim Verkäufer für einen Pfand von einem Euro und kann ihn im nächsten Partner-Café wieder abgeben. Hier oder durch reCup werden die Becher gereinigt und können dann wieder genutzt werden. Sind sie schon allzu verschlissen, werden sie recycelt. Die Becher bestehen laut Herstellerangaben aus 100 Prozent recyclebarem Polypropylen.
Um einen Abgabestandort zu finden, hilft eine App. 900 Partner in knapp 200 Orten Deutschlands sind schon dabei, seitdem das Unternehmen im letzten Jahr an den Start ging. In Mecklenburg-Vorpommern allerdings werden reCup-Nutzer bisher noch nicht fündig. Rostock wäre die erste Stadt im Land. Auch mit Greifswald und Stralsund sei man bereits im Gespräch, erklärt Lena Siegert.
Für die Rostocker Ausgabe des Pfandbechers wurde dem einheitlichen reCup-Look der grünen 0,4l oder braunen 0,3l Becher eine Silhouette Rostocks verpasst, auf der neben dem Rathaus und der Universität auch der Warnemünder Leuchtturm, der Teepott und ein Fahrrad abgebildet sind. Für Werbung der einzelnen Anbieter wäre auf dem Deckel noch Platz, der sei aber aus hygienischen Gründen nicht im Pfandsystem integriert und müsse extra erworben werden, erläutert die reCup-Vertreterin.
Zum ersten Mal sollen die Pfandbecher beim Mecklenburg-Vorpommern-Tag zu Pfingsten auf dem Universitätsplatz von der Initiative Fairtrade-Stadt Rostock zum Einsatz kommen. Vielleicht aber auch schon früher, lockt Senator Matthäus. Interessierte Kaffee-zum-Mitnehmen-Anbieter können sich sofort melden. „Es ist ein freiwilliges System, das bestehende Mehrwegalternativen ergänzen kann. Wir sind in Vorleistung gegangen und bieten für die ersten acht Interessenten jeweils 100 Stück als Starter-Set an.“