Ortsbeirat gegen Fällungen im Rosengarten

Der Ortsbeirat Stadtmitte sprach sich am Mittwochabend gegen die geplante Fällung von 140 Jahre alten Linden im Rosengarten Rostock aus

9. Dezember 2021, von
Ortsbeirat gegen Fällungen im Rosengarten (Foto: Archiv)
Ortsbeirat gegen Fällungen im Rosengarten (Foto: Archiv)

„Es wird keine Empfehlung gegeben, die Bäume zu fällen.“ Kurz und knapp fasste der Vorsitzende des Ortsbeirats Stadtmitte Andreas Herzog (SPD) am Mittwochabend seine Erkenntnisse aus dem Baumgutachten für den Lindenpark zusammen.

Hintergrund: Die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (RGS) möchte die Freiflächen im Rosengarten neugestalten und den ursprünglichen Zustand des rund 150 Jahre alten Gartendenkmals weitgehend wiederherstellen. 26 Bäume sollen dabei weichen. Kritik gibt es vor allem an der Fällung von fünf rund 140 Jahre alten Winterlinden an der Nordseite, entlang der Wallstraße.

Keine schlechtere Vitalität und nicht mehr Schäden als an anderen Bäumen

Die Aussage vom Grünamt, dass die zu fällenden Bäume eine schlechtere Vitalität haben, müsse revidiert werden, so Herzog. „Vor allem die Linden werden der Vitalitätsstufe 2 (Kurztriebmodus) zugeordnet. In diesem Modus können die Bäume jahrelang und teilweise jahrzehntelang verharren“, zitiert der Ortsbeiratschef aus dem Gutachten, dass er erst kurz vor der Sitzung erhalten hat. Sie können problemlos noch zehn, 15 oder mehr Jahre stehenbleiben.

Was die vorgefundenen Mängel und Schäden betrifft, wurden die Bäume den Zustandsstufen 1 (gesund bzw. leicht geschädigt) oder 2 (stärker geschädigt) zugeordnet. Zur Stufe 2 gehören zwar auch die zur Disposition stehenden fünf Bäume, dies gilt aber für 31 der insgesamt 46 Linden. „Zwei Drittel sind genauso wie die Bäume, die gefällt werden sollen“, sieht Herzog keinen zwingenden Handlungsbedarf.

Nachpflanzungen auch ohne Fällungen möglich

Als weiteren Grund für die Fällungen nannte Landschaftsarchitekt Hannes Hamann bei der Vorstellung der Pläne die geplante Nachpflanzung von Linden in den bereits vorhandenen Lücken. Dies bestätigt auch das Gutachten, so Herzog. „Eine Nachpflanzung kann nur dort erfolgen, wo die Lichtbedingungen für eine gute Entwicklung der Jungbäume ausreichend sind. Eine einzelne Lücke zwischen zwei Altbäumen erfüllt diese Voraussetzung nicht“, heißt es dort.

Aber, „und das war für mich am erstaunlichsten“, sagt Herzog, gelte dies ausdrücklich nicht für die nördliche Baumreihe und zitiert erneut aus dem Gutachten: „Die ersten Nachpflanzungen könnten deshalb vor allem in der Außenreihe der nördlichen Lindenallee vorgenommen werden. Dort sind ausreichend große Lücken vorhanden.“

Ortsbeirat spricht sich gegen Fällung aus

Zur Abstimmung stand ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke.Partei und CDU/UFR. Er fordert „die Planungen zur Fällung der Linden am Rosengarten (Wallstraße) zu stoppen und Maßnahmen zum Erhalt der Bäume einzuleiten“ sowie Lücken – soweit möglich – durch Nachpflanzungen zu schließen.

Mitten im Klimanotstand sei es den Bürgern nicht zu vermitteln, Bäume aus ästhetischen Gründen „abzuhacken“ und „kleine Zwergenbäumchen nachzupflanzen“, stellte May-Britt Krüger (CDU) klar. Kira Ludwig (SPD) gab zu bedenken, dass man das Problem damit nur um zehn bis 15 Jahre verschiebe. „Dann müssen wir möglicherweise damit leben, dass kein Geld für Nachpflanzungen vorhanden ist“, erklärte sie, sprach sich jedoch trotzdem für den Antrag aus.

„Wir alle wollen, dass der Rosengarten als grüner Teil der Stadt ein grüner bleibt und eine schöne Aufenthaltsqualität hat“, sagte Christoph Eisfeld (FDP). Einfach nur gegen die „Wegnahme der schönen Bäume“ zu sein, bezeichnete er als „Ökopopulismus“. Vor allem kritisierte Eisfeld, dass den Ortsbeiratsmitgliedern das Gutachten als fachliche Basis für eine Entscheidung immer noch nicht vorliege.

Letztlich stimmte der Ortsbeirat dem Antrag bei zwei Enthaltungen zu. Wie es weitergeht, muss die Rostocker Bürgerschaft entscheiden. Voraussichtlich in der Januarsitzung steht der Antrag zum Erhalt der Bäume auf der Tagesausordnung.

Petition Schutz der 140 Jahre alten Linden im Rosengarten

Parallel zum politischen Raum haben bereits mehr als 10.000 Menschen eine Petition für den Schutz der 140 Jahre alten Linden im Rosengarten unterschrieben.

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