Rostock erhöht Gewerbemiete um 30 Prozent
Ausgerechnet in der Corona-Krise verschickt Rostock Mieterhöhungen für Gewerbeflächen an lokale Unternehmen und möchte satte 30 Prozent mehr
28. Juni 2020, von Olaf
Während Bund und Länder versuchen, kleinen Unternehmen mit Förderprogrammen durch die Corona-Krise zu helfen, geht Rostock einen ganz eigenen Weg. Der „Eigenbetrieb Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock“ (KOE) verschickt mitten in der Corona-Krise kräftige Mieterhöhungen. In den als „Nachtragsangebot“ verklauselten Schreiben soll der Mietzins für Unternehmen in städtischen Immobilien um mehr als 30 Prozent steigen.
Da der KOE gehalten sei, die Liegenschaften der Stadt „effizient und wirtschaftlich zu verwalten“, werden die Objekte regelmäßig durch den Controllingbereich auf marktgerechte Mieten überprüft, heißt es in dem Schreiben von KOE-Betriebsleiterin Sigrid Hecht. Dabei sei etwa für das Rostocker Innovations- und Gründerzentrum (RIGZ) festgestellt worden, dass der Mietzins „weit unter dem Durchschnitt der ortsüblichen Mieten für vergleichbare Gewerbeeinheiten“ liege, so Hecht. In dem eher einfach ausgestatteten Haus in der Rostocker Südstadt, in dem viele kleine Unternehmen ihren Sitz haben, soll der Nettomietzins von 6,90 Euro auf 8,50 Euro pro Quadratmeter Bürofläche erhöht werden.
Immerhin möchte die Stadt die volle Mieterhöhung um 23 Prozent erst zum 1. Januar 2022. „Vor dem Hintergrund einer einvernehmlichen Lösung“ soll der Quadratmeterpreis zum nächsten Jahr ‚nur‘ auf 7,50 Euro steigen, schreibt Hecht.
Da dem KOE eine Mieterhöhung um 23 Prozent wohl etwas zu gering erschien, wurde noch einmal tief in die Trickkiste gegriffen. Bis 2008 wurde das RIGZ durch eine eigene GmbH betrieben. Neben der Vermietung der Räume gab es ein zentrales Sekretariat, in dem allgemeine Dienstleistungen, wie Empfang, Post- oder Telefonservice, für die Mieter erbracht wurden. Mit Übernahme durch den KOE wurde dieses Angebot eingestellt. Als Ausgleich gab es eine kleine Mietminderung von 40 Cent pro Quadratmeter, die der KOE jetzt gleich noch zusätzlich streichen möchte. Nicht etwa, weil den Mietern inzwischen wieder Sekretariatsleistungen geboten werden, sondern, „weil die Grundlage für diese Vereinbarung nicht mehr besteht“, erklärt Sigrid Hecht.
Effektiv würde sich der Netto-Mietzins für betroffene Unternehmen im RIGZ damit zum 1. Januar 2022 von aktuell 6,50 auf 8,50 Euro oder um stolze 30,8 Prozent erhöhen.