RSAG dementiert Alkoholproblem
Nach Vorwürfen in Zeitungsberichten will die Rostocker Straßenbahn AG den Imageschaden begrenzen
3. November 2012, von Stefanie
Schadensbegrenzung bei der RSAG – nachdem die Rostocker Ostseezeitung in der letzten Woche gleich zweimal auf ihrem Titel ein Alkoholproblem der Bus- und Straßenbahnfahrer anprangerte, lud das Unternehmen die Presse ein, um das angeknackste Image wieder gerade zu rücken.
Dem sind in den letzten Tagen insbesondere die Fahrer in Bus und Bahn, aber auch die Mitarbeiter im Servicebereich ausgesetzt. Sie müssen sich komische Kommentare anhören und sich rechtfertigen, wofür es keinen Grund gibt, meint die RSAG. Ihr Betriebsratsvorsitzender Dietmar Passow zeigt sich entsetzt über die Berichterstattung, bezeichnet sie als „schwere Diffamierung“ mit Folgen: „Die Fahrer werden angepöbelt. Das haben sie nicht verdient. Sie machen jeden Tag einen vernünftigen Job und stehen dabei auch unter Leistungsdruck. Der aber nicht dazu führt, dass sie dem Alkohol verfallen, wie es teilweise dargestellt wurde.“
Vor seine Mitarbeiter stellt sich auch der technische Vorstand der RSAG Michael Schroeder: „Die Fahrer fühlen sich in ihrer Ehre verletzt“, denn für sie sei klar: „Fahrdienst und Alkohol verträgt sich nicht.“
In unregelmäßigen Abständen werden ein- bis zweimal im Jahr Kontrollen durchgeführt. Gibt es Anhaltspunkte für Alkoholmissbrauch, erfolgen diese auch öfter. Das passe nicht jedem. Dietmar Passow räumt ein: „Wir haben auch Einzelfälle, auch im Fahrdienst. Dann versuchen wir zu helfen und versetzen diese an andere Stellen.“ Doch diese sind begrenzt und so fliege auch schon mal einer raus.
So einen konkreten Fall hatte es im Sommer gegeben. Unter Alkoholeinfluss stehend wollte ein Fahrer seinen Fahrdienst antreten. Noch bevor er mit dem Bus losfahren konnte, wurde er gestoppt. Er wurde fristlos gekündigt.
Das seien aber absolute Einzelfälle, betont der RSAG-Vorstand. Erst vor einigen Tagen hätte der Betriebsarzt bestätigt, dass es bei der RSAG kein Alkoholproblem gibt. Ausdrücklich wurde der in einem Zeitungsbericht genannte 40 Prozent-Anteil an Mitarbeitern mit Alkoholproblemen als falsch zurückgewiesen. Die Angabe stamme von einem Mann, der in dem Artikel als ehemaliger Mitarbeiter angegeben wird, dem Verkehrsbetrieb aber nicht bekannt sei.
Das Thema Alkohol ist nur eins neben anderen, mit denen sich der Verkehrsbetrieb innerhalb seiner Gesundheitsfürsorge auseinandersetzt. „Es gibt eine Gruppe Anonymer Alkoholiker. Aber die fahren nicht bei uns mit Bus oder Bahn“, sagt der kaufmännische Vorstand Jochen Bruhn. Seit 20 Jahren leitet er das Unternehmen und zeigt sich nun angekratzt: „Es ist ein harter Schlag, dass sich Mitarbeiter über die Medien äußern.“
Betriebsintern gebe es viele Möglichkeiten seine Unzufriedenheit zu äußern. Fahrdienstzeiten und Tarifabschlüsse werden zum Anlass für Kritik genommen. „Wir haben natürlich eine gefühlte Lohnzurückhaltung bei den Kollegen“, erklärt Dietmar Passow. Bis 2012 würde sich ihr Einkommen nur sparsam um 1,5 Prozent erhöhen.

Etwa 39 Millionen Fahrgäste befördert die RSAG im Jahr und legt dafür insgesamt rund 7,5 Millionen Kilometer zurück. Davon bewältigt ein Fahrer in seinem Dienst jedes Jahr ca. 25.000 Kilometer mit Fahrgästen. Das Rostocker Verkehrsunternehmen beschäftigt über 300 Mitarbeiter im Fahrdienst, insgesamt sind es 600.
„Wir sind stolz darauf, dass wir kaum Unfälle haben,“ sagt Jochen Bruhn. Von etwa 100 Vorkommnissen im letzten Jahr hätte keiner etwas mit Alkohol zu tun, sondern vor allem mit Witterungsbedingungen. Zwei Fahrern wurde eine Schuld angelastet.
Etwa 100 bis 120 Eingaben von Fahrkunden zählt die RSAG im Jahr, darunter sowohl Beschwerden als auch Lob.