Umbau des Rostocker Rathauses beginnt
Sanierung, Abriss und Neubau: Rathausgebäude Rostock
8. April 2010, von Phillip
„Jetzt wird es ernst“ – mit diesen Worten eröffnete Ulrich Kunze am heutigen Morgen die Pressekonferenz zur Sanierung des Rostocker Rathauses.
Das Ziel der geplanten Arbeiten: Den Rathauskomplex aus der Vergangenheit in die Zukunft zu holen. Dadurch soll ein für die Stadt Rostock repräsentativer Gesamtkomplex entstehen, der auch für die Bürger und Besucher der Stadt zugänglich ist.
Oberbürgermeister Roland Methling meinte dazu nicht ohne Stolz: „Die Hansestadt Rostock hat wieder Fahrt aufgenommen.“
Die Arbeiten, die neben Sanierungsarbeiten auch Um- und Neubaumaßnahmen umfassen, sollen bereits in wenigen Tagen beginnen und bis Ende 2011 abgeschlossen sein.
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Der neue Rathauskomplex wird dann auch dem Ortsamt Stadtmitte, der Tourismuszentrale, der Ausländerbehörde und zusätzlichen Büros Platz bieten.
Veranschlagt werden dafür 6,7 Millionen Euro, von denen 4,3 Millionen aus Städtebaufördermitteln stammen. Koordiniert wird das Projekt von der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH (RGS), die durch Reinhard Wolfgramm vertreten wurde.
Die Stadt Rostock reiht sich mit ihren Plänen zur Rathaussanierung in eine lange Tradition an Baumaßnahmen ein. In der 730 jährigen Geschichte des Rathauses, das zu den ältesten Gebäuden der Stadt zählt, gab es im Laufe der Jahrhunderte regelmäßig Sanierungen und Bauarbeiten. Der erste komplette Umbau erfolgte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als das alte Doppelhaus aufgestockt und die Fassaden und der Festsaal im barocken Stil umgestaltet wurden.
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Erstmals wurde an diesem Morgen auch das Modell des neuen Rathauskomplexes vorgestellt, das vom Architekturbüro Albert und Beyer entworfen wurde. Nach umfangreichen restauratorischen Untersuchungen und der Erstellung des Modells, befinden sich die Architekten derzeit in der Detailplanung.
Auf die Frage, ob es besondere Herausforderungen gebe, antwortete Diana Albert mit Blick auf die Baumaßnahmen im Untergeschoss der Wasserstraße 19: „Was genau kommt, kann noch keiner sagen“.
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Von den Baumaßnahmen betroffen sind die Gebäude Neuer Markt 33 und 34, das Gebäude Große Wasserstraße 19 und der öffentlich zugängliche Hof zwischen Rathaus und Walldienerhaus. Ersteres wird in Zukunft einen Publikumsbereich beinhalten, in dem die Besucher das nach wie vor erhaltene große Oberlicht bewundern können. Das Gebäude Neuer Markt 34 wird dagegen abgerissen und weicht einem vierstöckigen Neubau mit geräumigem Untergeschoss. Archäologen hoffen dabei bereits auf interessante Funde während der Ausschachtungsarbeiten.
Besondere Vorsicht ist beim Umbau in der Großen Wasserstraße 19 geboten, da es sich um das historisch wichtigste Bauwerk handelt. Massive Umbauten sind nicht möglich, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Das Haus aus dem 19. Jahrhundert beinhaltet Art-Déco-Elemente und einen mittelalterlichen Gewölbekeller, der im Originalzustand erhalten ist. Der neu gestaltete Hinterhof wird einen Blick in die Vergangenheit bieten wird. Eine Kulisse, auf die sich die Fotografen bereits jetzt freuen, da hier 2012 auch Trauungen stattfinden werden. Auch das Steigenberger Hotel Sonne, das indirekt durch die Baumaßnahmen betroffen ist, äußerte sich positiv über die Pläne der Stadtverwaltung. Schließlich erfährt das Hotel durch eine ansehnlichere Rathausfassade ebenfalls eine Aufwertung.
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Mit den Baumaßnahmen wird ab kommendem Montag, dem 12. April, begonnen, wobei zunächst die Einrüstung der Gebäude auf dem Programm steht. Anschließend geht es mit den Abbrucharbeiten und dem Neubau weiter. Bis Ende des Jahres soll dann ein geschlossener Rohbau fertiggestellt werden, so dass ab Anfang 2011 bereits innerhalb der Gebäude gearbeitet werden kann.
Wer eine Vollsperrung der Großen Wasserstraße befürchtet hat, kann sich entspannen. Zunächst wird es nur zu einer zeitweisen halbseitigen Sperrung kommen, um den Baufahrzeugen und Containern Platz zu bieten. Der Fahrzeugverkehr bleibt in beide Richtungen durchgängig erhalten. Phasenweise kann es allerdings zu ein- bis zweistündigen Vollsperrungen kommen. Ebenfalls betroffen sind der Parkplatz hinter dem Rathaus, der teilweise gesperrt wird, sowie der Bereich um die Giebel vor dem Rathaus.
„Wir sammeln Spaten“, meinte Oberbürgermeister Roland Methling in Anspielung auf den kurz bevorstehenden Spatenstich. Wer sich also noch einmal ein Bild vom aktuellen Zustand des Rathauskomplexes machen möchte, sollte sich beeilen. Bis Sonntag bleibt dazu noch Zeit, am Montag rücken bereits die Bagger an – denn jetzt wird es ernst.