Marinehubschrauber Sea King am Südstadt-Klinikum

Erstmals landete heute ein Helikopter vom Typ Sea King auf dem Hangargelände des Klinikums Südstadt in Rostock – er kommt bei der Seenotrettung zum Einsatz

21. Dezember 2020, von
Erstmals landet ein Marinehubschrauber vom Typ Sea King am Klinikum Südstadt in Rostock
Erstmals landet ein Marinehubschrauber vom Typ Sea King am Klinikum Südstadt in Rostock

Mit ohrenbetäubendem Lärm sorgte ein riesiger Marinehubschrauber heute Nachmittag für Aufsehen bei Patienten und Mitarbeitern des Südstadt-Klinikums in Rostock. Zum ersten Mal landete hier ein Helikopter des Typs Sea King vom Marinegeschwader 5.

Zum Übungsflug kam so ein Modell zwar bereits im Juni ans Klinikum, damals jedoch ohne Landung. Heute setzte der Marinehubschrauber auf dem Hangargelände auf. Mit einem Startgewicht von über neun Tonnen war der Sea King zu schwer für den normalen Landeplatz, der nur bis fünf Tonnen zugelassen ist und sonst vom Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rostock“ der Johanniter Luftrettung genutzt wird.

Hubschrauber im Such- und Rettungsdienst über Nord- und Ostsee im Einsatz

Haupteinsatzbereich des Mehrzweckhubschraubers ist der Such- und Rettungsdienst SAR (Search and Rescue) über Nord- und Ostsee, erklärt der aus Nordrhein-Westfalen stammende Pilot nach der Landung. Für Sucheinsätze ist der Sea King mit Rundumradar und Wärmebildkamera ausgerüstet. Dank seiner Größe und Leistung kann er auch unter schwierigen Witterungsbedingungen fliegen. „Wenn der zivile Sektor nicht mehr fliegen kann, kriegen wir den Auftrag, gerade bei Krankentransporten“, erzählt der Pilot.

„Wir sind 365 Tage im Jahr im SAR-Dienst tätig, vornehmlich Seenotrettung“, erläutert der 39-Jährige. Bei einem Hilfeersuchen können aber auch Krankentransporte durchgeführt werden. Ein Patient kann vollbetreut mitgenommen werden, eine weitere Person liegend. Können die Patienten sitzen, sind auch „locker vier betreute Personen“ möglich.

Im SAR-Einsatz besteht die Besatzung aus zwei Piloten, einem Bordmechaniker, der gleichzeitig der Rettungssanitäter ist, und einem Luftoperationsoffizier, der sich um die Navigation über See und die Koordination mit der Leitstelle kümmert. In Rostock war zusätzlich ein Bundeswehrarzt dabei, was allerdings nicht der Regelfall ist.

„Wir haben derzeit 40 Piloten, Tendenz abnehmend“, spricht der Hubschrauberpilot die „massiven Nachwuchsprobleme“ bei der Bundeswehr an. Zudem erreichen momentan viele Piloten das Pensionsalter.

Die Besatzung des Sea King vor dem Klinikum Südstadt in Rostock
Die Besatzung des Sea King vor dem Klinikum Südstadt in Rostock

Zusammenarbeit von Marine, Feuerwehr und Klinikum

Im Ernstfall werden Kranke oder Verletzte auf See mit dem Sea King geborgen, an Bord vom Notarzt versorgt und ins Krankenhaus geflogen. Zehn Notärzte sind am Südstadt-Klinikum dafür ausgebildet, sagt Oberarzt Bert Werner, der diesen Bereich mitaufgebaut hat und ein- bis zweimal im Jahr selbst an Bord mitfliegt. Neben dem Sea King kommt dabei auch ein Super Puma der Bundespolizei als „originärer Zubringer“ zum Einsatz, so Werner.

Zu den Seerettungsteams (MIRG, Maritime Incident Response Groups), die im Auftrag des Havariekommandos von Bund und Ländern im Einsatz sind, gehören auch Sanitäter und Brandbekämpfer der Rostocker Berufsfeuerwehr.

Sea King wird durch Mehrzweckhubschrauber Sea Lion ersetzt

Der Westland Sea King MK41 ist bereits seit Mitte der 1970er Jahre als „Arbeitstier“ der Marineflieger im Einsatz. Er ist 22,1 Meter lang, hat einen Hauptrotordurchmesser von 18,9 Metern und ein maximales Startgewicht von 9,3 Tonnen. Mit einer Gesamtleistung von 3.400 PS ist er 250 km/h schnell und verfügt über eine Reichweite von rund 1.500 Kilometern.

Seit diesem Jahr wird der bis 1995 gebaute Veteran nach und nach durch den neuen Mehrzweckhubschrauber NH90 Sea Lion ersetzt.

Neben dem Basisstandort in Nordholz bei Cuxhaven gibt es Außenstationen auf den Nordseeinseln Borkum und Helgoland sowie auf dem Marinestützpunkt in Hohe Düne, von wo der Helikopter heute Nachmittag kam. Hier ist er allerdings nur selten stationiert – Haupteinsatzgebiet der SAR-Flieger ist die Nordsee.

Fotos des Sea King am Klinikum Südstadt in Rostock:

Video vom Sea King am Klinikum Südstadt in Rostock:

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