Space Pirates erobern mit ihren Comic-Monstern das PWH
Graffiti-Gruppe stellt Malerei auf Papier, Holz, Wand und Leinwand im Peter-Weiss-Haus aus
16. Februar 2012, von Stefanie
Monochrome Flächen können eine auffordernde Wirkung entfalten, wie oft an Häuserwänden, Fernwärmeleitungen oder anderen Oberflächen in der Stadt zu beobachten ist. Heimlich werden dann Farbspraydosen gezückt und auffällige Buchstaben auf die Flächen geschnörkelt, zum Ärger der Wandbesitzer und auch vieler Passanten.
Als wirkungsvoller Schutz der Fassaden vor unliebsamen Tags und Graffitis haben sich seit einigen Jahren Wandmalereien erwiesen. Immer öfter peppen sie monotone Giebelwände auf, machen ein unscheinbares Trafohäuschen zum Blickfang und einen dunklen Häuserdurchgang etwas freundlicher.

Nicht nur unter geschützten Dächern von Galerien und Ausstellungsräumen lassen sich so bemerkenswerte Gemälde betrachten. Auch auf den Straßen Rostocks sind einige interessante Malereien zu entdecken – eine Open-Air-Galerie for free sozusagen.
Dass diese bemalten Wände, die ganz offiziell von den Hauseigentümern zur Gestaltung freigegeben und sogar in Auftrag gegeben wurden, auch von illegalen Schmierereien verschont bleiben, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass viele der Maler aus der Szene stammen oder zumindest dort bekannt sind und ihr Werk respektiert wird.
Auch die Space Pirates sind mit der hiesigen Graffiti-Szene vertraut und haben einige Wände, ganz offiziell versteht sich, in der Stadt gestaltet.

Ungefähr sechs Mal sieben Meter sind die beiden Hauswände der studentischen Wohnanlage „Ulmenhof“ groß, die Sebastian Volgmann und Alexander Kalfa im Herbst 2010 bemalt haben. Getreu dem Werbeslogan der Universität Rostock „Studieren am Meer“ zeigen sie einen Studenten, der im Strandkorb liest. Musik, Hausputz, Mahlzeiten – alles, was Studenten mit einem Wohnheim verbindet, wird durch einen Roboter bereitgestellt. An der Konzentration auf eine übersichtliche Farbpalette, vor allem aber am Roboter selbst und der lebendig gewordenen Lampe ist unschwer der Stil der Space Pirates zu erkennen.

Ihr Comic-Universum wird von merkwürdigen Wesen, Robotern und Maschinen bevölkert. In fantasievollen Science-Fiction-Wimmelbildern findet der Betrachter immer wieder neue humorvolle Details und Minigeschichten.
„Die alten Geschichten haben mich nicht mehr weiter gebracht“, erklärt der gelernte Mediendesigner Sebastian Volgmann seine neuen Arbeiten: eine Reihe von Gesichtern auf Holz, die auf einem Raster aus einfachen Formen basieren. Zu sehen sind diese ab kommendem Samstag nicht auf den Straßen Rostocks, sondern im Flur des Peter-Weiss-Hauses (PWH).

Hier hat auch Christof Kukla ein Porträt der vier Space Pirates mit leuchtenden Farben direkt auf die Wand gebracht. Unter dem Namen Kukuschinski veröffentlicht der Bühnenmaler, der zurzeit in Leipzig wohnt, Comic-Hefte. Darin tauchen auch die Space Pirates auf. „Eine Parodie. Schwierige Typen, die an mysteriöse Weltraummonster geraten. Gut und Böse gibt es hier nicht. Hier gibt es nur Böse“, lacht er schelmisch beim Anblick eines grimmig dreinblickenden King Kong-Pappmodells. Humor ist ihm wichtig, deshalb räumt Christof Kukla schnell mit einem Augenzwinkern ein: „Aber wir mögen uns als Gruppe schon.“

Zum Glück. So hängen neben den actiongeladenen, raubeinigen Comicmotiven, auch die stilleren Naturstudien von Karl Constien. Unverkennbar in seinen Gemälden ist das Interesse des Illustrators an der japanischen Malerei, die ihn bei der Bildaufteilung und der Arbeit mit dem Nichtgemalten inspirierten.
Große Flächen lässt Karl Constien unbemalt und so bleibt Raum für die Fantasie. Ist das Rote, was unter dem Eisvogel schimmert, etwa eine Cola-Dose, die das Tier als Beute ausgemacht hat?

Der Einfluss des Menschen auf die Natur sei sein großes Thema, sagt der Maler, der auf dem Land unweit von Rostock lebt. So beobachtet er, wie künstliches Licht eine Motte irritiert, wie vorbeifahrende Autos Insekten von den Grashalmen reißen, und stellt sie im Bild dar. Aber nicht ohne einen Hauch humoriger Übertreibung. So bekommt der Spatz einen Sturzhelm, damit er für das Wettrennen mit seinem Beutetier gewappnet ist. „Ich benutze die Malerei, um Geschichten zu erzählen“, erklärt der gelernte Grafikdesigner. Geschichten, in denen Tiere die Hauptrolle spielen und wie Fabeln auch viel über die Menschen selbst erzählen.
Wer es nicht in die PWH-Ausstellung schafft, wird auch in Rostocks Straßen Bilder von Karl Constien entdecken, wie beispielsweise auf den Fassaden einer Musikschule in der Wismarschen Straße oder der Kitas Zwergenhaus und Lütt Sparling.
Zur Vernissage am Samstag ab 20:30 Uhr gibt es neben den Bildern und Objekten auch Livemusik von Ride on, Akustik Labor und Marten Pankow. Bis zum 31. März könnt ihr die Space-Pirates-Ausstellung im PWH besuchen, es lohnt sich!