Stadtwerke erweitern Fernwärmenetz bis Warnemünde

Warnemünde soll ab 2012 an die Rostocker Fernwärmeversorgung angeschlossen werden

21. Juni 2011, von
Fernwärmeleitung am Sitz der Stadtwerke Rostock
Fernwärmeleitung am Sitz der Stadtwerke Rostock

Warnemünde hat viel zu bieten: Sonne, Strand, Meer und Hunderte von Schornsteinen auf den Gebäuden. In einem wichtigen Punkt ist das Ostseebad nämlich auch zwei Jahrzehnte nach der Wende immer noch Niemandsland: bei der Fernwärmeversorgung.

Fast 70 Prozent beträgt der Fernwärmeanschlussgrad bei den Wohnungen in der Hansestadt, erklärt Oliver Brünnich, Vorstand der Rostocker Stadtwerke, „doch Warnemünde ist bisher nicht fernwärmeversorgt.“ Fast jeder Hauseigentümer heizt hier noch separat, meist per Erdgas.

Dies soll sich ab dem nächsten Jahr ändern. Mit einem neuen Großprojekt wollen die Stadtwerke nun auch den Warnemündern ordentlich einheizen. Bis 2013 soll das Fernwärmenetz von Lichtenhagen aus bis zum Hotel Neptun erweitert werden.

Ute Römer (Leiterin Unternehmensstrategie) und Rainer Bludau (Leiter Wärme) zeigen den geplanten Trassenverlauf
Ute Römer (Leiterin Unternehmensstrategie) und Rainer Bludau (Leiter Wärme) zeigen den geplanten Trassenverlauf

Etwa vier Kilometer Trassenlänge werden dabei entstehen, erläutert Rainer Bludau, Hauptabteilungsleiter Wärme bei den Stadtwerken. Das Gesamtinvestitionsvolumen beziffert er mit rund 2,8 Millionen Euro.

Der erste, etwa 2,2 Kilometer lange, Bauabschnitt startet im kommenden Frühjahr im Bereich des Sonnenblumenhauses. Verlaufen wird die Leitung in der rechten Fahrbahnseite der Stadtautobahn in Richtung Rostock. Am liebsten hätten sie die Leitung unter dem Radweg verlegt, so Bludau. „Doch wir sind die letzten“, verweist er auf die bereits vorhandenen Versorgungsleitungen, „und unser Graben ist mit 1,5 Metern auch noch der breiteste.“

So wird es zwangsläufig in die Straßenrandlage reingehen und zu Verkehrseinschränkungen führen. „Eine Spur wird jederzeit nutzbar sein“, versichert Bludau jedoch, und der Urlaubszeitraum von Juni bis August ist für Verkehrseinschränkungen tabu.

Im Spätherbst 2012 soll die Leitung dann im Bereich der Friedrich-Barnewitz-Straße ankommen. Geht alles gut, soll dort bereits im kommenden Jahr ein Teil des Technologiezentrums an die Fernwärme angeschlossen werden. Intensive Kontakte gibt es auch mit der Wiro. In den Mehrfamilienhäusern der Richard-Wagner-Straße könnte künftig Fernwärme die in die Jahre gekommenen Gaskessel ablösen.

Oliver Brünnich, Vorstand Stadtwerke Rostock
Oliver Brünnich, Vorstand Stadtwerke Rostock

Im zweiten Bauabschnitt soll die Leitung dann 2013 auf vier Kilometer verlängert werden und bis zum Hotel Neptun reichen. Der genaue Trassenverlauf steht noch nicht fest. Die Richard-Wagner-Straße wäre aus Sicht der Stadtwerke zwar ideal, dürfte aber problematisch werden. In jedem Fall sollen Ortsamt und Einwohner rechtzeitig an den Planungen beteiligt werden, verspricht Brünnich. In den Folgejahren wird das Netz dann innerhalb des Ortskerns sukzessive ausgebaut.

Noch Zukunftsmusik ist die Weiterführung der Fernwärmeerschließung in Richtung Mittelmole sowie die Erschließung des Wohngebietes am ehemaligen Güterbahnhof. Auch das Hotel Neptun wäre samt dem beim Samoa entstehenden Ressort als Kunde gern gesehen.

Um Kunden werden die Stadtwerke werben müssen. Anders als in den meisten Rostocker Gebieten ist für Warnemünde keine Anschlusspflicht vorgesehen – „der Markt wird das entscheiden“, zeigt sich Brünnich überzeugt, dank effizienter Kraft-Wärme-Kopplung wettbewerbs- und marktfähig zu sein.

Etwa 500 Megawatt Fernwärme liefern die Stadtwerke Rostock derzeit, auf 35 bis 38 Megawatt wird das mittel- bis langfristig erschließbare Potenzial in Warnemünde geschätzt. Auch aus ökologischer Sicht sinnvoll, wird durch die Kraft-Wärme-Kopplung im zentralen Kraftwerk ein extrem guter Wirkungsgrad erreicht und so auch die CO2-Bilanz verbessert.

Mit ungefähr vier Tonen CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr steht Rostock im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von knapp neun Tonnen zwar ganz gut da, zwei Tonnen sollen es jedoch mal werden, auch wenn die Fernwärme nur einen kleinen Teil dazu beitragen kann.

„Warnemünde erhält Anschluss an das energetische Zukunftsnetz“, zeigt sich auch Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus über die Erweiterung des Fernwärmenetzes erfreut. Für ihn bietet die zentrale Wärmeerzeugung noch einen weiteren großen Vorteil. Sollte in – noch ferner – Zukunft die Zeit für den Ersatz des jetzigen Primärenergieträgers Gas etwa durch Geothermie oder Biomasse reif sein, müsse der „Schalter nur an einer Stelle umgelegt werden.“

Und noch eine Chance möchte Matthäus beim Schopfe packen. Wenn an der Stadtautobahn schon die Bagger anrücken, soll der dortige Radweg gleich mit ausgebaut werden. Breiter soll er werden, sodass er künftig als kombinierter Rad- und Fußweg genutzt werden kann, und energiesparend mit LEDs beleuchtet. Das Tiefbauamt ist mit der Kostenaufstellung beauftragt, entscheiden müsse dann im nächsten Jahr die Bürgerschaft, so der Senator.

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